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n so e - öden Z gewesen." „Ja, aber — v>e Br.ut - —" „Nu, 's Trautle ist' doch. Hat sich just oerlobt." In seiner grenzenlosen Verblüfftheit machte er ein Gesicht, das nichts weniger denn geistreich war. „Davon sprach meine Cousine nicht," stotterte er. „Wie lang sind's denn fort, Herr Hartweg?" „Gut acht Tage. Jawohl, mein Urlaub ist leider s-'vn halb dahin." „Ja, da könnt' die Nella noch nix davon wissen. Trautes Glück ist erst 'n paar Tage alt. Und Karten wollt's gar nit mal gedruckt haben. 'S wär' nit die Zeit zu prahlen, sagt's. Ja, du mein, solch' glänzend' Partie bleibt trotzdem was Gut's, und neidisch Volk gibt's immer. Was braucht's da sein Glück zu ver stecken? 'S währt nit lang, und 's Trautle sitzt im schönsten Weingütle an der Hardt." „So—o. Da muß man freilich gratulieren. Und diesem großen Glück gehen Sie aus dein Wege, Fräu lein Barbara?" „Nit aus Verdruß, was denken s denn?" War sie beleidigt? Er sah, wie sie die starken, weihen Zähne fest zusammenpresste, wie ein Zug von trotziger Auflehnung in ihrem runden, sanft ziemlich ausdruckslosen Gesicht arbeitete. „Natürlich, sie ist kriegerischen Sinnes, die Walküre," urteilte er. Aber nun sagte sie, gleichsam in ruhiger, n -türücher Erläuterung: „Bloß Traute gefällt mir nit recht. 'Ne Braut mit solcher Zukunft müßt 's Glück dankbarer zeigen, mein' ich. Abc, lein Schc-z, kein Sachen geht ihr über die Lipp'. Nit viel mehr als an Stcinbiidl ist's. Und alle gehen'« drum rnm und betcn's an. Ich mag's nit mehr sehen, das sadc Getu' von Vater nnb Muhme Lowis. (Fortsetzung solgt.) Er ig mrie.-te d eit den Ltr zun siel nicht auf. Schließlich lockte i n doch stärker die ar e Nixe. „So wären Sie mehrere Schwester: zu Hau ?" sagte er ablenkend. „Wie kommen 5 darauf. Sind immer bloß zwei In so e - öden Z läßt man sich selbst die Preuß' xrfallen," lachte sie it ungenierter Offenherzigkeit. kleinen Stich der Walküre. Der fast schon ein wenig derben Stattlichkeit war eher Walküre zu nennen. Indes, auch Fräulein Barbaras gigantischer Typus gefiel ihm. Und stand nicht auch sie im Goldglanz des Reichtums? Dieser schöne Schein wob auch um die blonde Walküre ein magisches Licht. Also interessierte sie ihn mächtig. „Ein herrlicher Zufall, daß mir gerade ein Fräulein Weyland freundliche Führerin sein will," sagte er en- thusiastisch. „Um Ihren Spaziergang möchte ich Sie jedoch nicht bringen, Fräulein Barbara. Vielleicht hatten Sie ein anderes Ziel?" „Nix Wichtiges. Ist egal, wo ich geh'." Damit machte sie mit einer mehr grotesken denn anmutigen Bewegung kehrt und plauderte im kräftigen Aus schreiten zwanglos weiter: „Ich begleite Sie ganz gern, Herr Härtweg. Da sieht man eine andere Miene. 'S ist nämlich jetzt fad daheim. Sie werden s gehört haben, mit der Lese war's wieder nix. Da gibt's bloß faule, verdrießliche Zeit. Und wenn dann noch 'ne Braut im Haus ist, um die sich's letzte bißle Leben dreht, ist's Zuschauen erst recht 'ne triste Sach'. Da lief ich halt 'naus. Aber 's öde Land ist auch nit lustig. So geh' ich halt mit Ihne zurück, und Sie er zählen uns was vom feinen Königsberg. Traute schwärmt als fort ' avon. Ist's denn solch' schön Städtle? „Ob es das ist,' nef er'n plötzlich erwachtem Lokal- ,iatriotismus. „Ihr I iteress ist nicht verschwendet und .nr speziell se')r sch nichelhaft, Fräulein Weyland." „Nun, mc.n hö t und steht halt gern was anderes. bäume verschwunden, und auch der schien sich nun in der hügeligen Landschaft versteckt zu haben. Die Straße, merkwürdig still und verödet, belebte weder Gefährt nach Menschenfuß. Nur einige Krähen flogen, durch sein Nahen gescheucht, vom frischgebrochenen Acker auf und schwangen sich mit heiserem Gekrächze in die Luft. Er merkte wieder die unglückliche Zeit. „Herbst leere läßt kein munteres Schaffen zu, die Arbeit ruht, Lie Menschen sind stumpf geworden," sagte er sich, und wurde selber nun von einer Anwandlung verdrossener Schwermut befallen. Da sah er auf dem linksseitigen Wege zu seiner lebhaften Ueberraschung etwas Lichtes, Strahlendes aufschimmern. Und dieser Helle Punkt gab plötzlich der toten Einsamkeit bewegliches Leben, vergrößerte sich in rhythmischem Fortschreiten und entwickelte sich schließlich zu einer kräftigen Frauengestalt. Nein, ein Mädchen war's, groß und schlank und jung. Frühlingsjung. Denn das Mädel hatte jene rosige Apfelblütenhaut, die nur erster Iugendfrische eignet. Den Kopf trug es unbedeckt. Das dichte, weizengelbe Haar mochte ihn genügend schützen an diesem neutralen Tag, der weder Regengüsse noch Sonnenbrand brachte. Daß es indes kein schlichtes Landkind war, bewies sein weißes Gewand von feiner Wolle, das sich in modischem Schnitt ziemlich eng um die kräftigen Glieder schmiegte, sowie der leichte Schal von lichtblauer Seide, den es lose um die runden Schultern gelegt. Also eine junge ame, die, ver mutlich in der Gegend wohnend, auf einem kleinen Spaziergang begriffen war und seiner Verlegenheit im rechten Moment entgegenkam. Flugs zog er den Hut und wagte die Nnrede mit seinemliebenswürdigstenLächeln. „Verzeihung, gnädiges Fräulein, ein verirrter Wanderer bittet um Ä iskunft, Sie scheinen hier zu Haus zu sein? Ihre Hellen Augen musterten ihn scharf. Nen, ein Wegelagerer war der hübsche, elegante Mensch nicht, wennschon ein Fremder, den sie in weiten Umkreis ihrer Bekanntschaft nicht unterzubring:n wußte. Einer höflichen Frage gebührt gefällige Antwort, und da dis junge Dame zudem die natürliche Ne:gier aller Evas töchter besaß, sagte sie lebhaft: „Das schon. Wo wollen's denn hin?" „Zum Weingutsbesitzer Weyland. Allzuweit kann das Anwesen nicht mehr sein. Aber n. n stehe ich hier zwischen diesen beiden Wege, wie Buridans Esel. Möchten Sie mir nicht gütigst einen Wink geben, gnädiges Fräulein?" „Kehren Sie einfach mit mir um," lachte sie heiter. Aber das gnädige Fräulein dürfen Sie sich schenken, Herr Hartweg. Diese Stadtmod' gilt nit bei uns." Er starrte verdutzt in ihr frisches Gesicht. „Ja, woher wissen Sie denn " „Oh, wir Rheinländerinnen geben den Helle'Preußen- mädle nix noch. Ich weiß sogar, Sie bringen Grüße aus Königsberg. Hab' ich nit recht?" „Das haben junge, reizende Damen immer," stimmte er eifrig zu und hatte sein Schwerenöterlächeln um den modischen Schnurrbartmund. „In diesem be sonderen Fall aber staune ich geradezu über Ihr Wissen. So hätte ich vielleicht gar das hohe Vergnügen, Fräu lein Traute Weyland in Ihnen begrüßen zu dürfen?" „Falsch. Sie raten weniger gut. Da muß ich ein helfen. Also, ich bin nur die Barbara." „Wieso — nur?" „Weil ich die jüngere bin und mein' Schwester Traute überdies jetzt die Hauptperson im Haus. Da hat's halt was Besseres vor, als sich über dies traurige Herbstbild zu giften, wie ich gerade tat." Freilich, wo hatte er denn die Augen gehabt. Nella schilderte ihm eine zarte, wunderliebliche Rhein- nire, dies junge Mädel aber in seiner hochgewachsenen,