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-achten r hier- Dank d Be lsdorf Üamen rmann darge- rchrlst, sowie noch- Ber- nseren imma orstand coschiert .50 M. und Wunden 8 «»§«»» Os^onstr- >picbk»us k^rgnlifurt ie 8otort! BeUage Mr Wettzeriy-Zeitung Nr. 8 Dienstag, am 10. Januar 1928 94. Jahrgang Chronik des Tages. — Unter Führung des Reichsministers a. D. Dr. Hermes begibt sich die deutsche Delegation für die Ver handlungen mit Polen am Donnerstag nach Warschau zurück. — Woldemaras betonte in einer Unterredung mit einem Polnischen Journalisten erneut, daß ohne Rückgabe des Wilnagebietes keine Wiederaufnahme der beider seitigen diplomatischen Beziehungen möglich ist. — Auf den Präsidenten Diaz von Nikaragua wurde ein Attentat verübt. — Der Berliner Korrespondent des Pariser „Jour nal", Georges Blun, der kürzlich einen Schmähartikol über die deutschen Frauen veröffentlichte, hat setzt den Vorsitz im Verein der Auslandspresse in Berlin nieder- gclegt. — Für die Hindenburgspende, die nach den vor läufigen amtlichen Feststellungen zehn Millionen Reichs mark eingebracht hat, sind vom Saargebiet 45 000 Reichs mark aufgebracht worden. — Zwischen Arcona und Bornholm ist ein deutscher Dampfer „St. Gertrud" gesunken. Die Mannschaft wurde gerettet. — In der Gegend von Nordhauseis und Sanger hausen kam es durch Wolkenbrüche zu sehr groben Ueber- schwemmungen. — In Stuttgart siegte Meister Hein Domgörgen über den schweizerischen Mittelgewichtsmeister Fred Schmidt (Zü rich) in der zweiten Runde durch Niederschlag. , I* ————— : L, Das Problem der Kriegsschulden.! Der Lcsuch Parker Gilberts in Amerika und die 1 Presseerörterungen über die Reparationsfrage haben ' erneut das Problem der europäischen Verschuldung - in den Vordergrund gerückt. Es handelt sich hierbei ! um die deutschen Reparationszahlungen, ferner um die Kriegsschulden der früheren Verbündeten. Deutsch land ist an beiden interessiert, und zwar deshalb, weil Reparationszahlungen und Kriegsschulden eng miteinander verbunden sind und nur gemeinsam gelöst werden können! Letzten Endes stellen die inter alliierten Kriegsschulden nur einen Teil des Rcpara- tionsproblems dar. l Von den von der deutschen Bevölkerung aufge brachten Dawestributen gehen 52 Proz an Frank reich, 22 Proz. an England, 10 Proz. an Italien, 8 Proz. an Belgien, und der Rest verteilt sich aus mehrere kleinere Staaten. Vorteil haben die Emp fänger der unter schweren Opfern von Deutschland auf gebrachten Gelder im allgemeinen nicht davon. Denn 75 Proz. der deutschen Gelder müssen von unseren ehe maligen Gegnern wieder an Amerika zur Tilgung der Kriegsschulden abgeführt werden; Italien mutz so gar noch in seine eigene Tasche greisen und mehr an Amerika abführen, als es von Deutschland erhält! Das einzige Land, das von den deutschen Zahlungen noch nennenswerte Beträge für sich behält, ist Frank reich. Es handelt sich also bei den Reparations- und Schuldenzahlungen um einen Kreislauf. Das ergibt sich erst recht, wenn man bedenkt, datz Deutschland das Geld, was es über Paris, London, Rom und Brüssel an Amerika abführt, von Amerika in Form von Aus- landsanleihen zurückerhält! Wenn Amerika dies« Politik für die Dauer fortsetzen will, läuft es Gefahr, entweder seine Staatskredite oder aber seine Privat- anleihen zu verlieren. Kein Wunder also, daß in letzter Zeit immer mehr Stimmen laut werden, di« offen auf den Widersinn der gegenwärtigen Regelung der Schulden« und Reparationsfrage Hinweisen und eine wirkliche Lösung dieser schicksalsschweren Problem« fordern. England und Frankreich plädieren für die gänz liche Streichung der Kriegsschulden, de, dann natürlich gewaltige Abstriche von den deutscher Reparationszahlungen folgen müssen! In Ameriko kann man sich nur zögernd zu diesen Schritten ent schließen. Coolidge versicherte immer wieder und wie der, Amerika wolle nicht den „drängenden Gläubiger' spielen, aber es möchte doch den Grundsatz aufrechi erhalten, datz finanzielle Verpflichtungen zwischen der Staaten wie moralische anzusehen sind, deren Erfül- lung internationale Treue und Ehre verlangt. Dieser Standpunkt beherrschte denn auch Amerikas bisherig« Politik in der Schuldenfrage. Washington hat nach unk nach mit etwa 15 Staaten Schuldenfundierungsabkom men abgeschlossen, darin nominell aus keinen Psennix verzichtet, jedoch in der Frage der Zinsen und R ü ck- zahlungstermtne derart grotze Zugeständnisse ge- ) macht, datz diese praktisch dem Erlaß eines großer i Teils der Schuld gleichkommen! Eine gänzlich, j Streichung der Kriegsschulden würde somit nur der letzten Schritt auf einem Wege darstellen, den die Web längst beschritten hat und der nun zu Ende gehen mutz Während des Krieges und nach dem Kriege Hw man sich um die Rückzahlung der amerikanischen Kre dite wenig Sorge gemacht; man hat in Washingtor Rohstoffe, Lebensmittel, Kriegsgerüt auf Kredit ge f kaust und die Zinsen zum K^ntal geschlagen. Si ' behals man sich bis 1922. In oresem Jahre hatte db ! Gesamtsumme der interalliierten Schul- > den an Amerika den stattlichen Betrag von — 48 Mil Norden Goldmark erreicht! Nun kam es zu langwic - rigen, teilweise noch nicht abgeschlossenen Verhand ! lungen mit etwa 20 Staaten, die sämtlich für ein Schul ' denabkommen gewonnen werden sollten, das eine 25 j-ührige Tilgungsfrist und eine 4,5prozenttge Ver zinsung vorsah. Washington mußte jedoch bald ein fehen, daß es diese Forderungen dem durch den Krie, geschwächten Europa nicht auszwingen konnte. Ame Hka bequemte sich deshalb zu . wesentlichen Er lÄckitcrunaen. ' So wurde z. B. mit England ein Abkommen gs troffen, das eine 62 jährige Tilgungsfrist und ein, Verzinsung von 3 bis 3,5 Prozent vorsieht. Die gün stigsten Bedingungen erzielte Italien, das sein, Schulden bis 1930 überhaupt nicht zu verzinse, braucht, dann ein Achtel Proz. und von 1980 a> 2 Prozent zu entrichten hat. Südslawiens Schüll ist sogar bis 1937 unverzinslich; Frankreich is bis 1930 von der Zinszahlung befreit, dann hat el 1 Proz. Zinsen zu zahlen und von 1965 ab 3,5 Proz Noch besser fuhr Belgien, dem die eigentliche, Kriegsschulden ganz erlassen wurden, so datz es nur di: später ausgenommenen Kredite zu verzinsen und zu til gen hat. Rußland hat seine Schulden überhaupt nicht anerkannt, ihr Gesamtbetrag beziffert sich, soweit Ame rika in Frage kommt, aus 256 Millionen Dollar. Amerika glaubte bisher durch diese Regelung Europa ein großes Entgegenkommen erwiesen z» haben, es bezifferte seine Einbußen durch Ztnsvev günstigungen und Ausdehnung der Rückzahlungstev inine England gegenüber aus 18, Belgien gegenübei aus 46 und Italien gegenüber sogar aus 74 Proz. Di- Entwicklung in den letzten Monaten hat jedoch gezeigt daß bisher weder eine endgültige Lösung der Kriegs schulden- noch der Reparattonsfrage erzielt worden ist Die Streichung der interalliierten Kriegsschulden ist urr vermeidlich, sie gereicht Europa aber nur dann zun Heile, wenn gleichzeitig die oeutschen Reparationszah lungen radikal herabgesetzt werden! Keine Entspannung im Osten. Ei» Polnischer Journalist bei Woldemaras. — Litauer hält an Wilna fest. — Ohne Rückgabe des Wilnagebietei keine Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen! Die wenig glücklichen Beziehungen zwischen Li tauen und Polen haben sich seit dem Schluß der leH ten Ratstagung eher noch verschlechtert als derbes sert. Das beweist jetzt wiederum eine Unterredung, Li der litauische Ministerpräsident Woldemaras einen polnischen Pressevertreter in Kowno gewährte und il der er ausführte, Litauen wünsche zwar ein starke, Polen, es könne sich jedoch in seiner Politik nich durch geschichtliche Erwägungen beeinflussen lassen. Li tauen müsse vielmehr unnachsichtlich sein Staats in ter esse wckhren. Was damit gemeint ist, erläu terte Woldemaras selbst, indem er betonte, daß Li tauen den Verlust Wilnas niemals verschmerzen wird Es sei bereit, mit Polen über die Herstellung aus gedehnter „technischer Beziehungen" zu verhandeln, abe es müsse dabei auf deu Raub Wiluas Rücksicht nehmei imd könne infolgedessen Waren aus dem Wilnagebie nicht auf dem litauischen Markt zulassen! Ebenso Wil Kowno zwar mit Polen den Postverkehr anfnehmen nicht aber mit Wilna. Im übrigen erklärte Wolde maras noch, »atz Wilna von allen Vergünstigungen aui einem polnisch-litauischen Abkommen ausgeschlossei werden müsse. Rn Vie Herstellung diplomatische, Beziehungen zwischen Polen und Litauen sei überdie- nur dann zu denken, wenn Litauen den Polnischen Ge sandten in Wilna empfangen könne! Ohne eine Rückgabe des Wilnagebietes will Li tauen somit diplomatische Beziehungen zu Polen nich unterhalten. Der polnisch-litauische Konflikt besteh also im wesentlichen in unverminderter Schärfe fort Und mit der Wiederaufnahme wirtschaftlicher Be Ziehungen scheint es ebenfalls gute Weile zu haben: O Polen will protestieren. Ankündigung neuer Schritte bei deu europäischen Groß machten. Die polnische Presse legt den Ausführungen de: litauischen Ministerpräsidenten Woldemaras große Be deutung bet und glaubt, datz mit einem Beginn de: für Januar geplanten Verhandlungen zwischen War schau und Kowno in absehbarer Zeit nicht mehr ge rechnet werden kann. Im Warschauer Außenmini sterium scheint man durch diese Entwicklung reichlici nervös geworden zu sein und mit der Absicht umzu gehen, bet Len Großmächten neue Schritte zu unterneh men. Nach Mitteilungen Warschauer Blätter sollei die Großmächte Litauen auffordern, Polens Recht aus den Memelstrom zu respektieren und in Zukunft dem polnischen Holztransport nach Memel keine Schwie- keiten mehr zu bereiten. * Fortsetzung der Verhandlungen mit Polen. Rückkehr der deutschen Delegation nach Warschau. — Abschluß ciues kleinen Handelsvertrages bis zum Früh jahr? Unter Führung des früheren Reichsministers Dr. Hermes begibt sich am Donnerstag die deutsche De legation für die Handelsvertragsverhandlungen mit Polen zur Wiederaufnahme der durch die Feiertage unterbrochenen Verhandlungen nach Warschau zurück. Die nächsten Besprechungen betreffen vor allem die Frage der Einfuhrkontingente und die Zoll sätze. Deutscherseits wird aus die Vereinbarung eines sogenannten kleinen Handelsvertrages hingearbeitet, der den Verkehr mit den wichtigsten Handelsgegenständen zwischen beiden Ländern regelt und bis zum März zum Abschluß gebracht werden soll. Der Ausbau dieses Vertrags zu einem umfassenden Wirtschaftsabkommen soll den Gegenstand weiterer Verhandlungen bilden. Neben den Verhandlungen über den Handelsvertrag soll auch noch über die Frage des Niederlassungsrechtes debattiert werden; auch hier hofft man bis zum Früh jahr zu einem Positiven Abschluß gelangen zu können. Ein Jahr Barmat-Prozetz. Statistische vlüteukese: 1S7 Berhandluugstage — 450 Zeugen- unv Sachverstäudigen-Bernehmunge« -« 2S0 000 M. Kosten. Am 11. Januar läuft das erste Jahr des Barmat prozesses ab. Von dem Umfang des Prozesses und der dabei bewältigten Arbeitslast gibt eine statistische Ueber« sicht ein Bild, die jetzt von amtlicher Seite veröffentlicht wird. Danach ist bisher an 157 Tagen verhandelt worden, so daß sich unter Zugrundelegung einer durch schnittlichen Sitzungszeit von täglich 5 Stunden eins Verhandlungsdauer von insgesamt 78S Stunden ergibt. In der Hauptverhanolung sind bisher 400 Zeugen und 50 Sachverständige vernom men worden. Die Richterbank ist mit 2 Berufs« richtcrn und 2 Schöffen besetzt, ferner sind während des ganzen Prozesses als Ersatz für Ausfälle 3 Er« satzrichter und 6 Hilfsschösfen hinzugezogen worden, Die Anklage wird von fünf Staatsanwälten vertreten. Als Verteidiger für die 11 Angeklagten sind 17 Rechtsanwälte tätig. Die Akten sind nach und nach auf 70 Hauptbänve un» 1000 Nebenbänve augeschwollen. Die Anklage allein umfaßt 64ö Druckseiten. Bisher wurden 59 schriftliche Gutachters von Sachverständigen erstattet. Die Protokolle der Hauptverhandlung füllen 7 Aktenbände mit 2800 Seif ten. Die Kosten des gesamten nunmehr s Jahre van« ernden Strafverfahrens betragen etwa 2S0 000 Mark Daraus sei folgendes hervorgehoben: Die Drucklegung der Anklage hat etwa 10 000 M. gekostet. Durch di« Hauptverhandlung sind bisher an Kosten entstanden: für richterliche Beamte etwa 26 000 M., für Staats« anwälte etwa 17 000 M. und für Schöffen und Ge schworene etwa 9000 M. Für Zeugen und Sach« verständige sind in der Hauptverhandlung bisher etwa 22 000 M. verauslagt worden. Die an dem Berfahren beteiligten Richter und Staatsanwälte mutzten, da sie für diese« Prozetz fast ausschließlich zur Bersügnng gestellt wurden, in ihren sonstigen Dienststellen durch Hilfsarbeiter vertreten werden. Daraus ergaben sich die oben angeführten Personalkosten. Die Schöffen erhalten für jede ver säumte Stunde 1,50 M., sowie 3 M. für Wegver säumnis pro Sitzungstag. Zwei Schöffen, denen durch Vertretungen besondere Kosten erwachsen, erhalten 7 k bezw. 60 M. für jede Woche. Washington winkt ab. Die amerikanische Presse beschäftigt sich mit des zu erwartenden Antwort Kelloggs aus die letzte Not« des französischen Außenministers Briand und berich- tet aus Washington, man erwarte dort, daß Kellogg in seiner Antwort aus die Schwierigkeiten Hinweisen wird, die die Erläuterung des Begriffs „Angriffskrieg" bie tet. Staatssekretär Kellogg werde Frankreich daraus aufmerksam machen, daß Amerika einen Vertrag, des einen derartigen Ausdruck enthält, niemals unter zeichnen kann! Sollte Briand daraus nicht aus seins Aenderung verzichten und sich zur Aechtung des Krie- ges schlechthin — also nicht nur des Angriffskrieges. — bekennen, dann dürften die Verhandlungen damit als endgültig gescheitert angesehen werden. Sächsisches Politik und Wirtschaft. Der Dresdener Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitsuchenden ist zwischen Weih nachten und Neujahr nach einem Bericht des Dresdener Arbeitsnachweises weiter gestiegen. Die Entlassungen kamen zumeist von Außenarbeiten, die durch den er neuten Frost zu Beginn dieser Woche abermals einge stellt werden mußten. Der Bestand an männlichen Ar beitslosen beträgt deshalb zur Zeit auch das Dreifache der Zahl weiblicher Arbeitsuchender. Aber auch In dustrie und Handwerk sahen sich nach Beendigung der Weihnachtsaustrüge veranlaßt, Arbeitskräfte in größe rem Umfange zu entlassen. Die Zahl der Arbeitsuchen den ist in dieser Woche um 2402 auf 30 620 gestiegen. Kundgebung der westsächsischen Banernschaft. Die Landbüude der Kreishauptmannschaft Leip zig veranstalteten am letzten Sonnabend in Leipzig eine große Kundgebung, zu der zahlreiche Vertreter von Reichs-, Staats- und städtischen Behörden erschie nen waren. Der Landesvorsitzende Abg. Schreiber wies in seiner Eröffnungsansprache auf die ungünstig« Lage der sächsischen Landwirtschaft hin. Die Hoff nungen auf eine gute Ernte seien nicht eingetrvfsen. Die Lasten seien größer geworden, und der geringe Zollschutz genüge bei weitem nicht. Für den Landwirt sei es außerordentlich schwer, seine Erzeugnisse abzu setzen, die Preise entsprächen in keiner Weise den aufge- wendeten Mitteln. Der landwirtschaftliche Arbeits- markt zeige sich sehr ungünstig, besonders litten dis bäuerlichen Betriebe unter dem Arbeitermangel. Aufwertung sächsischer Landeskulturrentenscheine. Die Frist zur Anmeldung der Aufwertungsan sprüche hinsichtlich der LandeSkulturrentenscheine altes Währung ist abgelaufen. Die darüber ergangene öffent liche Bekanntmachung der Landeskulturrentenbank schei nen einzelne Berechtigte übersehen zu haben. Wer seine LandeSkulturrentenscheine alter Währung noch nicht zur Aufwertung eingereicht hat, hat dies schien-