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672 Finanzen, Herr und Flotte. Die gesetzgebende Gewalt wird von dem Storthing (der Volksvertretung, dem Landtag) und dem König gemeinschaftlich, die Besteuerung aber vom Storthing allein ausgeübt. Dazu kommt noch, daß der König nur ein beschränktes Beto (Verwerfungsrecht eines vom Storthing angenommenen Gesetzes) hat, in dem jede Gesetzesvorlage, sobald das Storthing sie dreimal angenom men, auch ohne Zustimmung (Sanction) des Königs Gesetzes kraft erhält. Die Abgeordneten zum Storthing werden durch mittelbare Wahlen auf drei Jahre ernannt. Dieß in ganz gedrängten Umrissen die Hauptbestim mungen der norwegischen Verfassung. Nun sollte man mei nen, die Norwegen könnten doch wahrlich mit so einer Ver fassung mehr als vollständig zufrieden sein. Und doch ist dem nicht so. Der norwegische Bauer ist es, der nicht Frei heiten genug besitzen und dadurch mehr Einfluß auf die Ge schicke seines von ihm so enthusiastisch geliebten Landes ge winnen kann. Es haben nun die Bauern 74 und die 39 Städte, die ganz Norwegen mit seinen ziemlich zwei Mil lionen Einwohnern zählt, nur 37, also im Ganzen 111 Ab geordnete zu. stählen. Nun ist aber die städtische Bevölke rung saft durchgängig conservativ und streng monarchisch, die Landbevölkerung aber im höchsten Grad freisinnig, wo nicht geradezu republikanisch gesinnt. Diese politische Ge sinnung der Städter sagt aber den Landdistrikten nicht zu. Sie streben daher vor alle» Dingen dahin, daß der Bauern stand mehr Abgeordnete in das Storthing zu wählen hat, damit er unbedingter Machthaber bei den Berathungen der Volksvertretung sei. Nach dem jetzigen Wahlgesetz ist das Wahlrecht an das Besitzthum eines Grundstücks gebunden, worauf der Bauer selbstständig wohnen und bauen kann. Das 'genügt aber den Bauern nicht mehr. Sie wollet! das Wahlrecht gewaltig erweitert haben und zwar in der Weise, daß Jeder, der Eigenthümer einer Oere wird, (eine Oere etwa so viel als eine Quadratelle Landes,) und sich als Besitzer derselben gegen Erlegung von fünf Kronen (unge fähr 5^ Mrk. unseres Geldes) in das Grundbuch eintragen läßt, dann Wähler sein soll. Auf diese Weise bekäme es also die Bauernpartei vollständig in die Hand, Wähler zu machen, indem sie aus ihren Vereinskassen den Besitzlosen irgend ein Stückchen Sumpf- oder Moorland, das ungeheuer billig im Preise steht, kaufen und die Eintragsgebühren da für erlegen. Die Bauern beabsichtigen dadurch offenbar, das städtische Proletariat auf solche Weise wahlberechtigt zu machen und für ihre Zwecke zu gewinnet!. Ob das aber für das wahre Wohl Norwegens ein wirklicher Vortheil ist, das möchte allerdings stark zu bezweifeln sein. Diese Bestrebungen sind es vor allen Dingen, die die Mißstimmung zwischen den König Oskar I'. und dem Stvr- thing hervorgerufen haben. Bei dem äußerst zähen und starren Charakter des Norwegers ist fast mit Gewißheit da rauf zu rechnen, daß der Norweger Bauer seine Pläne fest hält, und sollte bei den bevorstehenden Wahlen die radikale Partei im Storthing die Majorität erlangen, so dürfte ein harter Kampf zwischen der Krone Schweden und dem Lande Norwegen unvermeidlich sein. Zur Geschichte und Chatakleristit Arabi Paschas 5. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Arabi jetzt einsieht, daß er zu weit gegangen sei, aber er kann nicht mehr zu rückweichen, ohne Gefahr zu laufen, daß er von seinen An hängern massakrirt wird. Ehrgeiz und zum Theil Habsucht waren die ursprünglichen Motive seines Handeln, einmal aber sozusagen von dem Räderwerke seiner eigenen Thaten ergriffen, konnte er dem Laufe desselben keinen Halt gebie ten, da seine Freunde ihn immer weiter drängten. Er und seine Freunde hielten fest zu einander, wie Leute, welche eine Gefahr wittern, ohne zu wissen, welcher Art dieselbe ist und von welcher Seite her sie droht. Ermuthigt wurden sie von vielen Europäern und von in Europa erzogenen Eingeborenen, welche dreist behaupteten, daß dis europäi schen Mächte nie unter einander über ein Einschreiten gegen Arabi und seine Getreuen eine Verständigung werden er zielen können. Arabi und seine Anhänger sind hiervon in dem Grade überzeugt, daß sie erklärten, entweder Europa gegen die Pforte, oder letztere gegen Europa ausspielen zu wollen, je nach dem Angreifer. Arabi Pascha ist durchaus nicht der unumschränkte Lei ter der sogenannten Nationalpartei. Als der englische Kon sul, Mr. Cookson, im September 1881 auf dem Abdin- Platze Mit den Offizieren parlamentirte, sagte er: Meine Herren! Mit 200 Leuten kann ich nicht unterhandeln, ich werde also — hierbei deutete er auf Arabi — mit Ihrem Chef sprechen. Hierbei trat Abdullah Bey vor und erwi derte: He^r Konsul! Arabi ist so lange unser Anführer, als er mit uns vorwärts schreitet, wo aber nicht, erkennen wir ihn durchaus nicht als unseren Chef an. Tulla Pascha äußerte letzthin in einem Privatgespräche; Arabi, ich und der letzte Soldat, wir sind alle gleich und wir sind alle: Arabi. Arabi kokettirte einige Zeit lang mit den Parteigängern Ismail Paschas. Als aber die zweite Prinzessin aus Nea pel nach Alexandrien kam, um sich ins Innere Egyptens zu begeben, und die Gefahr für Arabi und seine Partei eini germaßen imminent wurde, warf er die Maske ab und er klärte sich offen gegen Ismail und dessen Familie, die er bisher mit Rücksicht behandelt hatte. Evenso liebäugelte er eine Zeit lang mit den Anhängern des Prinzen Halim und brach mit ihnen, als er sich überzeugte, daß 'er sie nicht mehr zu schonen brauche, da die Franzosen, welche die Kan didatur Halims zu fördern suchten, in ihrer Kampagne kei nen Erfolg erzielt hatten. Was die Türken betrifft, so glaubten dieselben und glauben wohl noch, daß Arabi auf ihren Antrieb und im Interesse des Sultans arbeite. Affaad Effendi, ein Araber aus Medina, welcher Derwisch Pascha begleitet, ist der offi ziöse Vermittler zwischen dem Sultan und Arabi. Affaad ist ein hoher islamitischer Würdenträger des Reiches und steht im Palaste in großem Ansehn. Er unterhält mit Arabi intimen Verkehr und wohnte einmal sogar bei letzterem während seines Aufenthaltes in Egypten drei Monate lang. Nichtsdestoweniger fühlte sich Arabi durch die Ankunft des ersten PsortenkommiffärS, Ali Nizami Paschas, sehr beun- r»h'gt, so daß der Scherif Pascha alles versprach, was die ¬ ser forderte, ' damit nur die türkische Mission sobald als möglich entfernt werde. Die Mission Derwisch Paschas da gegen flößte Arabi weniger Besorgnisse ein, da er auf die selbe vorbereitet war, weil Derwisch ohne materielle Macht kam und er sich mit ihm durch Vermittlung Affaad Effen dis zu verständigen hoffte. Das Eintreffen der europäischen Flotte in den egypti- schen Gewässern überraschte ihn anfangs, als er sich jedoch überzeugt hatte, daß die Flotte unter allen Umständen un- thätig bleiben sollte, spottete er der europäischen Schiffe, welche er „Waffermelonen-Barken" (im Arabischen: Mara- keb battikhe) nannte. (Schluß folgt.) Deutschkand. Das Schöffengericht in Berlin hat in einer Beleidi gungsklage eine Entscheidung gefällt, die für das Berhält- niß zwischen Principal und Commis von principieller Be deutung ist. Der Procurist eines Bankgeschäfts hatte seine Stellung anfangs dieses Jahres zum 1. April gekündigt, als aber sein Principal erfuhr, daß dies geschehen sei, da mit der Kündigende ein eigenes Bankgeschäft gründen könne, veranlaßte er den sofortigen Austritt des Procuristen. Da rauf theilte der Bankier seinen Geschäftsfreunden in einem Circular mit, daß er seinen Procuristen „entlasten" habe und derselbe nicht mehr befugt sei, Gelder für ihn zu erhe ben u. s. w. Dieser Geschäftsstil mißfiel dem Procuristen jedoch in dem Maße, daß er die Beleidigungsklage gegen seinen früheren Principal erhob. Zwar erklärte der letztere in einem weiteren Circular am 4. Februar den Grund der Entlastung dem wirklichen Sachverhalt entsprechend, da aber eine Beleidigung durch Widerruf ebenso wenig gutzumachen ist als ein Diebstahl durch Rückgabe des gestohlenen Gutes so erkannte das Schöffengericht den Bankier der verläum- derischen Beleidigung schuldig und verurtheilte ihn zu 100 Mark Geldbuße. Im Gegensatz zu dem Bertheidiger des Beklagten ging das Gericht von der Ansicht aus, daß der Ausdruck „entlasten" gleichbedeutend sei mit „wegjagen", daß der Procurist durch das erste Circular also indirect beschuldigt werde, seine bisherige Stellung durch einen Ver trauensbruch oder durch Unfähigkeit verloren zu haben. Daß dem Principal mildernde Umstände zugebilligt wurden, hatte derselbe dem Umstande zu danken, daß der Procurist ihm vor seinem Austritt bereits Grund zu dem Verdacht gegeben hatte, er beabsichtige ein Concurrenz-Unternehmen gegen das Haus zu errichten, in dem er bis dahin condi- tivnirt hat. In welchem Grade sich Berlin während des letzten Jahrzehnts vergrößert hat, ist daraus zu entnehmen, daß es im Jahre 1868 in Berlin 478 benannte Straßen gab, von denen ein großer Theil nur sehr spärlich bebaut war, wäh rend es 1880 679 benannte Straßen hatte, die zum größ ten Theil voll bebaut sind, so daß sich in den zwölf Jahren von 1868—1880 die Zahl der Straßen um etwa 200 ver mehrt hat. Hirschberg. (Riesengebirge.) Bedeutender Wolken bruch niedergegangen. 3 Brücken wurden weggeristen, der Bober ist auf weite Strecken ausgetreten. Schmiedeberg steht unter Wasser, der Eisenbahndamm ist weggespült. Gastein, 18. Juli. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm ist heute Nachmittag 5 Uhr im besten Wohlsein hier einge troffen und von der dicht gedrängten Volksmenge mit enthu siastischen Kundgebungen empfangen worden. Der Statt halter Graf v. Thun Hohenstein, der Landeshauptmann und die Spitzen der Behörden erwarteten Se. Majestät am Fuße der Schloßtreppe. Der Kaiser begrüßte die Anwesenden auf das Huldreichste. Seitens der Damen wurden Sr. Majestät prachtvolle Blumenbouquets überreicht. Vordem festlich ge schmückten Orte und auf dem Wege, welchen der Kaiser pas- siren mußte, waren Triumphbogen errichtet. ArtMkreiÄ. Paris, 19. Juli. In der Kammer interpellirte heute Blanosubö (Radikals zu Gunsten der Errichtung einer Cen tralmairie in Paris, indem er an das bezügliche Versprechen des Kabinets erinnerte. Der Minister des Innern beantragte einfache Tagesordnung, die Kammer lehnte dieselbe jedoch mit 278 gegen 172 Stimmen ab und nahm dagegen die Tagesordnung, welche sich gegen die Errichtung der Central mairie ausspricht, mit 278 gegen 186 Stimmen an. In Folge des Votums fand sofort Abends 6 Uhr im Elises ein Ministerrath statt. Wie verlautet, beabsichtigt das Kabinet, zu demissioniren. England. Das konservative Parlamentsmitglied Sir Henry Tylor hat einen Prozeß gegen Bradlaugh wegen Gotteslästerung angestrengt. Die Anklage stützt sich auf mehrere in dem an geblich von Bradlaugh herausgegebenen Journal „Freethin- ker" veröffentlichte gotteslästerliche Artikel und enthält elf Punkte. Wenn Bradlaugh der Gotteslästerung für schuldig befunden werden sollte, so würde die legale Wirkung ihn aller bürgerlichen Rechte berauben und außer der Verurthei- lung zu Geld- und Gefängnißstrafe ihn unfähig machen, seinen Sitz im Parlament einzunehmen. Egypten. Alexandrien, 19. Juli. Nachrichten aus Kairo be sagen, daß die Aufregung dort im Zunehmen sei, die Poli zei ergreife aber energische Maßregeln, um die Ordnung auf rechtzuhalten. Die Aufregung wird noch gesteigert durch das Gerücht von Gewaltthaten gegen Europäer. Alexandrien, 19. Juli. Um 11 Uhr Vormittags kurz nach Derwisch Paschas Abreise traf eine wichtige Kon stantinopler Depesche für denselben ein. Admiral Seymour sandte einen Dampfer ab, um Derwisch Pascha einzuholen und ihm die Depesche zuzustellen; Nacymittags um halb 2 Uhr kehrte Derwisch Pascha hierher zurück. Sächsischs «Ad Srtttche AnMs-renyeiter». Schneeberg, den 19. Juli 1882. Jägerhaus bei Schwarzenberg, 16. Juli. Gestern kam die aus 20 Mädchen bestehende Ferienkolonie des Chem ¬ nitzer Erziehungsvereins unter Führung der Lehrers Illing hier an. Die längere Eisenbahnfahrt von Chemnitz über Z vönitz, Lößnitz, Aue bis Bockau bot des Interessanten viel für die Kleinen, die das erste Mal das Erzgebirge mit sei nen Bergen, Wäldern, Flüssen und Wiesen zu sehen beka men. Die Wohnung der kleinen Sommerfrischler liegt in mitten großartiger Forsten, 750 Mtr. über dem Spiegel der Ostsee, und die frische reine Waldluft wird neben kräftiger Kost, Spaziergängen, Turnübungen und Spielen sicherlich zur Kräftigung und Erholung der Kinder dienen. Thierfeld, den 16. Juli. Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein! Gilt dies Psalmenwort schon von einem jeden Sonn tage, so besonders von dem letztvergangenen. Ja, das war ein rechter Sonntag mit Sonnenschein und blauem Himmel. Lausenden mag dieser Tag Freude und Lust gebracht haben, je nach ihrer Weise und ihrem Geschmacks: den Einen bei Turnerfahrten, den Andern bei Vogelschießen; Uns aber hat er eine Freude gebracht, wie sie der Herr liebt und giebt, ja, wie nur Er sie geben kann. Der Verband der vorma ligen Ephorie Lößnitz feierte hier sein Jahresfest für äußere Mission. Von nah und fern strömten schon in den ersten Nachmittagsstunden die Festgäste herbei, und als um 2 Uhr die Glocken den Beginn des Gottesdienstes verkündeten, da war das kleine festlich geschmückte Dorfkirchlein schon ziem lich gefüllt, so daß die später Kommenden kaum noch einen Platz darin finden konnten. Nachdem die kirchliche Feier durch festliche Gesänge eingeleitet worden war, bestieg der Festprediger, Herr 9. Köhler aus Langenreinsdorf, unser Thierfelder Landsmann, die Kanzel. Mit jugendlichem Feuer schilderte der hochbetagte ehrwürdige Mann das Werk der Mission, indem er unter Zugrundelegung von 1. Cor. 9, 16. 17. ausführte, wie die Gemeinde des Herrn jenes Wort des Apostel Paulus: Ich muß das Evangelium predigen und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte, zu dem ihrigen machen und Mission treiben müsse, denn 1., das Gebot des Herrn zeigt uns 2., die Noth der Heiden drängt uns und 3., das Werk der Mission gelingt uns. Besonders fesselnd wirkten einige geschichtliche Beispiele, die der Prediger aus seiner eigenen Lebenserfahrung geben konnte. Daß sein Wort nicht ohne Eindruck und die Bitte um Förderung des Missionswerkes nicht vergeblich gewesen, davon legte schon die nach Beendigung des Gottesdienstes gesammelte Collecte ein sichtbares Zeugniß ab, indem die selbe den unter solchen Verhältnissen ansehnlichen Betrag von 66 Mark ergab, worunter auch reichliche Gaben in Gold und Silber enthalten waren. Möge Gott auf Gaben und Geber Seinen Segen legen und dazu helfen, daß die Mission nicht nur gebende Hände, sondern auch betende Herzen immer mehr zugeführt w-rden! — Nach dem Got tesdienste versammelte sich die Mehrzahl der Festgenoffen auf dem Pfarrhofe, um von da aus durch Mitglieder des Kirchenvorstandes nach dem nahen Pfarrhain geleitet zu werden. Dort entfaltete sich nun ein liebliches, buntbeweg tes Bild. Unter schattigen Eichen hatte sich die Menge in Gruppen gelagert, und während draußen der Sonnenschein auf den Erntefeldern brütete, fächelte hier oben auf der Höhe ein kühles Lüftchen durch die Bäume. Nachdem zu nächst den leiblichen Bedürfnissen durch Speise und Trank Rechnung getragen, wurde das Lied angestimmt: Hier stehen wir von nah und fern in Einein Geist vor Einem Herrn w., und der Ortspfarrer bestieg die auf hohem Felsblocke improvisirle, mit Laubgewinden geschmückte Kanzel, um nach Vorlesung des Sonntagsevangeliums die Festgenoffen zu begrüßen. Fand doch dieses Evangellium von der Berg predigt hier in den am Bergabhange gelagerten Gruppen seine beste Illustration, und der, welcher einst vom Berge sein Selig! siebenmal in die Welt gerufen, ließ auch hier seine heilige Nähe verspüren in der Gemeinschaft des Gei stes. Den nachfolgenden Missionsbericht gab HerrDiak. Kai ser aus Lößnitz. Ausgehend von den politischen Tageser eignissen stellte derselbe in fesselnder Weise unter dem Bilde des Bombardements von Alexandrien die Mission dar als einen Angriff auf das Bollwerk -cs Heiventhms, dessen Tempel unter dem Donner des göttlichen Wortes allmählig ebenso zusammenstürzen, wie jene Forts dort unter dem Donner der britischen Kanonen. Ausführlicher ging Redner auf die Mission in Indien ein. Unter abwechselnden Ge sängen wurden dann von den anwesenden Geistlichen aus der Nachbarschaft noch manche anderen lieblichen Geschichten aus dem Reiche Gottes dargeboten. Auch unser lieber alter Festprediger erfreute noch einmal durch die frische, farben reiche Wiedergabe bunter Bilder aus dem Missionsleben. Erst die hinter den Bäumen zum Untergange sich neigende Sonne mahnte zum Aufbruche und unter Gebet und Lied schied die Versammlung auseinander. Vom Berge wogte es wieder hernieder in das liebliche Thal, und auf seinen Heimwege mag wohl Jeder im Stillen gedankt haben für den schönen Tag, den uns der Herr gemacht hat. Möge auch manch Samenkorn mit hinausgetragen worden sein in die Häuser und in die Gemeinden und dort gesegnete Frucht bringen!" Werdau. In der Nacht vom Montag zum Dienstag wurde auf hiesigem Bahnhof der in Zwickau stationirte Wa genwärter Egerland, welcher einen Güterzug nach Werdau begleitete, vou demselben Zuge, welchem er zugetheilt war, überfahren, und getödtet. Das Unglück soll dadurch ent standen sein, daß Egerland von dem noch im Gange be findlichen Zuge abgesprungen, dabei aber mit dem Mantel hängen geblieben ist. Der Verunglückte ist Familienvater. Die hohen preußischen Herrschaften, der deutsche Kron prinz und die Kronprinzessin nebst Tochter, der 1866 gebo renen Prinzessin Victoria, haben im Lustschloß Pillnitz, das sie sämmtlich zum ersten Male besuchen, das nach der Elbe zu gelegene sogenannte Wafferpalais bezogen. Unser Königspaar bewohnt bekanntlich den landwärts gelegenen Flügel des Schlosses, das Bergpalais. Wegen des regen drohenden Wetters wurde vorgestern das Diner nicht in der Ruine eingenommen, sondern dahin bloS ein Spazier gang unternommen, nach welchem das Diner im Speise saale des Schlosses stattfand. An demselben nahm auch Prinz Georg, Königliche Hoheit, nebst Familie Theil. Gestern in zeitiger Morgenstunde nahm der deutsche Kronprinz, wie der „Sächsische Volksfreund" aus Pillnitz erfährt, ein Bad in der Elbe in dem am jenseitigen Ufer, dem Schlosse ge genüber erbauten Königsbade, nach welchem wiederum ein