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Feuilleton Die Macht der Welt Sie sind der allein in über das stehenden der Hand der Wohnstube und hat sich jedenfalls zu weit Fenster hinaus gebeugt. Einen auf dem Fenster Blumenstock hatte das Kind noch krampfhaft in behalten. — Die Schulze-Delitzschen Genossenschaften gen versuchte, indem er ein die vom Tischler Hagert gelie ferten Kisten enthaltendes Beibuch vorlegte, in welchem er sieben Posten gleichmäßig um je 10 Mk. zu hoch angegeben. In der Folge stellten sich noch andere Unredlichkeiten her aus. Nach den Ergebnissen der Beweisaufnahme unterschlug er von einer Geldsumme, die Tischler Kunz erhalten sollte, 30 M., verdeckte diese Unterschlagung gegen seine Principale und verbrannte hierauf das Kunze'sche Beibuch. Gelegent lich einer AuSsuchung fanden sich in seiner Wohnung ein Streifen Maschinenstickerei, 6 Meter dergleichen, ein Tuch und 3 Stück seidne Franzen, insgesammt der Firma C. G. Dörffels Söhne gestohlen. Zuleger wurde zu neun Mona ten Gefängniß und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Gablenz, 11. Juli. Gestern Abend gegen 7 Uhr fiel in Neugablenz die vier Jahre alte Tochter des Maurers Seidel auf der Bernhardtstraße von einem Fenster der zwei ten Etage hinab auf die Straße, zerschlug sich dadurch die Hirnschale und gab in einer Stunde ihren Geist auf. Das Kind befand sich, während die Großmutter in der Küche be- chäftigt und der Vater noch auf der Arbeit war, Idee nach vortreffliche Institutionen, in der Praxis aber hat Mißwirthschaft der Direktoren und Mangel an Aufficht der Verwaltungsräthe schon Unheil über Unheil anqerichtet und len Mitgliedern wegen der solidarischen Haftpflicht die schwersten materiellen Nachtheile bereitet. In diesen Tagen hatten sich die vier gewesenen Vorstandsmitglieder des mit einer Ueberschuldung von einer Biertelmillion Mark in Kon kurs verfallenen landwirthschaftlichen Vorschußvereins zu Marienberg vor dem Landgericht Freiberg wegen Untreue zu verantworten. Die öffentliche Verhandlung brachte so viele Beweise der Unfähigkeit, Leichtfertigkeit und Vertrauensdu selei der Angeklagten zu Tage, daß der schmähliche Zusam menbruch ihres Kreditvereins vollkommen begreiflich war. So hatten diese Genossenschafter beispielsweise auf den Im mobiliarbesitz einer Aktiengesellschaft 90,000 Mark gegen An gelobung von Hypothek ausgeliehen, ohne sich darum zu kümmern, daß dieselbe auch rechtzeitig zur Eintragung ge langte. Trotzdem endete die Verhandlung mit Freisprechung, weil zwar der Nachweis des Leichtsinns und der Unvorsich tigkeit, aber nicht der Absicht, den Verein zu schädigen, er bracht war. — Laut- Bekanntmachung des Königl. Amtsge richts zu Pirna ist soeben über das Vermögen des Spar- und Vorschubvereines zu Dohna das Konkurzverfahren er öffnet worden. Nossen, 10. Juli. Ueber die'jedes Herz empörende Frevelthat, welche vergangenen Sonnabend hier verübt wurde, theilt der „Anz. f. Roßw." noch folgendes Nähere mit: Am Sonnabend Vormittag waren zwei Gefangene der dortigen Strafanstalt unter Aufsicht eines Wärters in einem Schup pen mit Holzzerkleinern beschäftigt. In der Nähe davon stand das 7jährige Töchterchen des Oberinspectors Bäßler und sah den Arbeitern zu, während es Kirschen aß. Etwa halb 11 Uhr entfernte sich der Aussichtsbeamte mit einem Gefangenen und ließ den andern an der Arbeitsstelle zurück. Es war dies der 20jährige Apitzsch, Zimmermann von Beruf, der eine Strafe wegen Nothjucht zu verbüßen hatte und am 11. August sceigekommen wäre. Aus diesem Grunde und weil er sich wohl auch sonst gut aufgeführt hatte, war wahrschein lich seine unausgesetzte Ueberwachung nicht mehr von den Aufsichlsbeamten nöthig gehalten worden. Beim Mittags essen vermißte man Apitzsch da dessen Platz leer blieb. Man suchte nach ihm und fand die Thür des betreffenden Schup pens verschlossen. Genauere Ermittelungen ergaben, daß der Mechanismus, durch welchen dieselbe geöffnet und ge schlossen wird, absichtlich zerstört worden war. Nun wurde dis Thür gewaltsam geöffnet und darin die Leiche des kleinen Mädchens mit gespaltenem Kopfe gefunden. Sofort war es klar, daß Apitzsch ein Sittlichkeitsvergehen beabsichtigt und das Kind getödtet hatte, als es um Hilfe schrie. Alls Maß regeln zur Eiugreifung des abscheulichen Mörders wurden nun genommen. Die ganze Polizei der Umgegend war in Bewegung und nach allen Seiten hin flogen telegraphische Depeschen. Man konnte ja auch fürchten, daß der in Sträf lingskleidern und ohne Geld befindliche Mörder ein neues Verbrechen begehen würde, um seine Flucht zu ermöglichen, daher wurde eine eifrige Jagd nach ihm gehalten. Nachdem die allarmirten Feuerwehr und Schützengilde, sowie die ein- getroffeneu 8 Gendarmen den ganzen Sonnabend Nachmit tag vergeblich die Umgebung des Schloßbergs und die wei tere Umgebung Nossens abgesucht hatten, wurde am Bahn hof ein Wachtlocal eingerichtet, wohin die während der Nacht weiter streifenden Abheilungen der freiwillen Feuerwehr, sowie die zum Patrouilliren aufgeforderten Nachbargemeinden ihre Mittheiluugen gelangen lassen konnten. Es war wenig Aus sicht vorhanden, in der finsteren regnerischen Nacht die Be mühungen zur Erlangung des Flüchtlings mit Erfolg ge krönt zu sehen; doch der Zufall kam hier zu Hilfe. Gegen 11 Uhr Abends gingen die beiden Nossener Bürger, Ge brüder Erdmann, nochmals auf die Suche und zwar auf die zwischen dem Schloßberg und der Mulde gelegene Nie derung, die „Hacke" genannt, welche aus Wiesen- und Feld- gruudstücken besteht. Da bemerkt der Eine der beiden Brü der in nächster Nähe ein aus einem Roggenfelds kommen des Geräusch und auf den Anruf der beiden Bürger tritt der Flüchtling hervor mit den Worten: „Ich will mich er geben!" Die beiden Bürger nahmen den Gefangenen in die Mitte und lieferten ihn in den Gewahrsam des königl. Amts gerichts ab, wo er selbstverständlich in Eisen gelegt wurde, < um Montag früh an bas königl. Landgericht abgeliefert zu werden. Auf die an den Verbrecher gestellte Frage, was ' ihn zum Morde des armen, unschuldigen Wesens veranlaßt ' habe, erklärte er weinend, er habe es ans Wollust gethan. Bei der am Sonntag Nachmittag in Gegenwart des Mörders ! vorgenommenen gerichtlichen Section des Kindes ergab sich, daß der Mörder das beabsichtigte Sittltchkeitsverbrechen noch 1 nicht verübt hatte. nen Platz gemacht, und er hatte den jungen Mann mit außer ordentlicher Ruhe angehört. Regungslos, aber mit stolzer Ruhe stand Victor vor ihm, nicht wie ein Schuldbewußter, sondern wie ein Mann im Gefühl seines guten Rechtes, höch stens wie ein Unglücklicher, der sein Unglück mit Würde zu tragen weiß. Mit unwilligem Kopfschütteln erhob sich jetzt Graf Claren und ging einige Male im Zimmer auf und nieder. Dann blieb er vor dem jungen Manne stehen. „Ja, ja, ich konnte wissen, daß es so kommen mußte, und kann mich kaum darüber wundern, daß es nun ge schehen. Zwei Menschen, wie Sie beide, müssen sich ja wohl zusammen finden, und wenn die Kluft noch so breit wäre, die zwischen Euch gähnt. Muß ich doch offen bekennen, daß Ihr mich in Mitleidenschaft gezogen habt, daß ich gern thun möchte, was ich nicht thun kann, aus Ihnen bekannten Gründen nicht thun darf." Wieder ging er im Zimmer auf und ab. „Ihre Ehrenhaftigkeit ist hoher Achtung wrrth und Sie besitzen meine ganze Hochachtung", sing er dann wieder an. „Führen Sie den Kampf mit Ihren Gefühlen tapfer weiter, lieber Dalberg, ein tapferes Herz und starker Wille werden Sie siegen lassen." Mit einer gewaltigen Anstrengung kämpfte Victor seine Bewegung nieder. „Ich danke Ihnen, Herr Graf, und nun erlauben Sie, daß ich Sie selbst ersuche, der Ueberbringsr meiner letzten Grüße an die Comtesse zu sein. Sagen Sie ihr, daß ich vollkommen glücklich sein würde, wenn die ein zige Tochter dieses alten gräflichen Hauses einen Mann wählte, auf den der Stern dieses Hauses mit neuem Lichte niederstrahlt. Leben Sie wohl, Herr Graf!" Er wandte sich schnell ab und verließ das Gemach. Wenige Augenblicke später trug ihn sein Pferd von dem Orte hinweg, wo der Genius seiner Liebs trauerte, und an dem nun die Erinnerungen für eine ganze vielleicht lange Lebenszeit haften sollten. Der Graf war erschüttert, als Victor ihn verlassen hatte. „Welch ein Mensch!" rief er aus. „Ein Edelmann in des Wortes schönster Bedeutung — nur fehlt ihm der Adel." Nathlos wanderte er auf und ab, dann sachte er die Gattin auf. „Wo ist Aline?" fragte er, indem er sich in einen Fauteuil warf. „In ihrem Zimmer, denke ich", entgegnete die Gräfin arglos Der Graf rang nach Worten. „Es sind schlimme Dinge vorgefallen", sagte er dann trübe. „Du wirst Dich darauf vorbereiten müssen, Sachen zu hören, die alle Deine Nerven erschüttern — Aline liebt Dalberg." Die Dame sah den Gemahl mit einer gewissen Neu gierde an. „Soll das Deine nervenerschütternde Botschaft sein?" fragte sie dann. „Wir waren ja längst überzeugt, daß einmal ein solcher Fall eiutreten müsse. Wie können zwei solche Geschöpfe auch einander gleichgültig bleiben!" „Du verstehst mich nicht," bemerkte der Graf unge duldig. „Ich baute auch auf ihren Verstand und ihre hohe Sittenreinheit. „Und wer sagt Dir das? fragte sie gespannt. „Dalberg selbst. Mit edler männlicher Offenheit hat er mich von diesem Ereigniß in Kenntniß gesetzt. Ich muß ihn achten, mehr achten als je", sagte er, indem er die Unterredung mit dem jungen Mann erzählte. Die Gräfin seufzte leise und zog die Klingel. Dann ließ sie die Tochter herbescheiden. „Wenn Aline eine Neigung erfaßt hat, so ist sie groß und tief und dürfte nur mit ihrem Leben erlöschen. Ent weder erhält sie den Gegenstand ihrer Neigung oder wir haben jede Hoffnung auf eine andere Verbindung verloren. „Dann mag sie untergehen mit unserem Hause, ich kann's ihr nicht ersparen," sagte der Graf düster. In diesem Augenblicke trat die Comtesse ein, bleich, ruhig, stolz wie eine Königin, die vor ein Tribunal hintritt, eine Erscheinung, die selbst den gräflichen Eltern impontrte. Die fast feierliche Stille in dein Raume wurde durch nichts gestört, denn die Eltern waren selbst um eine Anrede verlegen. „Ihr habt mich rufen lassen!" begann sie endlich, in dem ihr Auge ruhig von einem zum anderen schweifte. Die Gräfin fühlte eine Thräne aufsteigen, und nur schwer konnte der Graf seine Rührung verbergen. „Aline," sagte der Graf endlich, „Herr Dalberg hat mir vorhin eine Entdeckung gemacht. Ahnst Du, was er mir sagte?" Sie sah ihren Vater ruhig an. „WaS sagte er Dir?" „Er behauptet, Du liebest ihn. Aber ich glaube nicht und ForsthauS), Unterjugel, Oberstühengrün, Siegel hof bet Pöhla und Waschleithe verlegt werden. In geschlossenen Kolonien werden 191, unentgeldlich in Fami lien 93, im Soolbade Frankenhausen 21 und in Leipziger Stadtkolonien 40 Kinder untergebracht. Die Kinder reisen Sonnabend, den 15. Juli, vormittags 9 Uhr 10 Min. von Leipzig weg. Mögen die Erfolge an diesen Kindern auch in diesem Jahre wieder recht günstige sein. — Die Nachricht, daß es endlich einmal gelungen ist, derartige Menschen zur Rechenschaft und Bestrafung ziehen zu können, die in bloßem Uebermuthe Anlagen der Erzge- birgSvereine, welche nur im Interesse der Naturfreunde ge schaffen worden sind, beschädigen und zerstören, wird sicher lich mit allgemeiner Befriedigung ausgenommen worden sein. Hoffentlich hält die Bestrafung vor Verübung weiterer Roh heiten ab! An alle Freunde unserer schönen Natur richten wir aber zugleich auch die Bitte, mit darüber zu wachen, daß das durch die Erzgebirgsvereine Geschaffene, woran sich schon so viele erfreut haben, ferner erhalten bleibt; die Ehre der ganzen Gegend erfordert es, daß jeder Gutgesinnte nach dieser Richtung den Erzgebirgsvereinen seine Unterstü tzung angedeihen läßt. — Der dem Bundesrathe zugegangene und von dem selben genehmigte Vorschlag wegen Einschränkung der dem Postverkehr zur Zeit gewährten Zollbegünstigung für einzelne Grenzstrecken ist in verschiedenen Blättern einer abfälligen Kritik unterzogen worden. Man hat namentlich auch den Nachweis dafür vermißt, daß der in der Vorlage angenommene Mißbrauch überhaupt bestehe, und daß dieser Mißbrauch, wenn er vorhanden, fraudulöser Art sei und die Interessen der Zollcasse in der That erheblich schädige. Die Begründung des Vorschlags enthält bereits Angaben darü ber, in wie weit nach amtlichen Wahrnehmungen die Zoll begünstigung des j Postverkehrs örtlich gemißbraucht worden ist. Die „Nordd. Allg. Ztg." ist in den Stand gesetzt, in dieser Beziehung nähere Einzelheiten mitzutheilen: „In der ersten Hälfte des vorigen Jahres sind zum Beispiel an der sächsisch-böhmischen Grenze mit der Hirschenstand-Neudecker Fahrpost in der Zeit von 14 Tagen nicht weniger als 88 zweifellos mit Spitzen beschwerte Briefe im Einzelgewichte von 250 Gramm und darunter an 5 verschiedene Empfän ger, und zwar bis zu 14 Stück an eine und dieselbe Adresse eingegangen. Für die betreffende Zollstelle ist dabei der Ausfall an Zoll in jener Zeit auf wöchentlich ungefähr 50 Mark geschätzt worden. Es hat der Eingang derartiger zollfrei eingehender Postsendungen an der böhmisch-sächsischen Grenze inzwischen derart zugenommen, daß* der Zollans fall z. B. für die Aemter Plauen und Schneeberg auf wö chentlich 140 Mk. hat angenommen werden müssen. An der schlesisch.österreichischen Grenze sind namentlich von dem Orte Hotzenplotz in Oesterreich, dem Mittelpuncte einer be deutenden Fabrikation leinener Zwirnspitzen, wiederholt an einem Tage oder kurz auf einander folgend, von einem Ab sender an denselben Adressaten eine größere Anzahl solcher Postsendungen aufgegeben worden. Auf diese Weise wurden dort innerhalb eines Monats 131 Kilogr. und 415 Gr. lei nene Zwirnspitzen nach dem diesseitigen Gebiete versendet und dadurch der Zollcasse ein Betrag von nahezu 800 M. entzogen. In Hamburg ist die Zollbegünstigung des Post verkehrs seit längerer Zeit, besonders auch insofern zum Gegenstand des Mißbrauchs gemacht worden, als Briefe und kleine Packete mit an sich hochbezollten Waaren, namentlich Putzwaaren, aus dem Freihafengebiet zum zollfreien Ein gänge in die Zollvereinsniederlage in großer Zahl mit der Post versendet worden sind. Es ist dies um so lohnender, als Stadtbriefe in Hamburg nur 5 Pf. Porto zu tragen haben. Ein derartiger Mißbrauch besteht auch gegenwärtig im Verkehr der Hamburger Stadthandlungen mit ihren Nie- derlagegeschästen in ungeschwächtem Maße fort." — Im Vaterlands ist's am besten! Ein Görlitzer, der in Afrika, zu Cimberley, sein Heil gesucht hat, schreibt von dort: „Ich bin bei den Diamantgräbern als Aufseher über Schwarze und Zulukaffern beschäftigt. Liebe Verwandte, es ist wohl verlockend, wenn man hört und liest, daß man die Woche 100 Mk. nach unserem Gelds verdient; es ist für den Augenblick unglaublich, aber nach allen Berechnungen doch möglich. Ein Weizenbrod (Roggenbrod giebtS nicht), 1 Pfund schwer, kostet 1 Mk.; 1 Pfund Butter 4—5 Mk.; der Sack Kartoffeln kostet bis 40 Mk.; für ein Gläschen Schnaps, was in Deutschland 5 Pf. kostet, bezahlen wir hier 50 Pf. bis 2 Mk.; ein Seidel Lagerbier (Hamburger) kostet die kleine Flasche 2 Mk., die große 3—4 Mk. Das Billigste ist bei uns das Fleisch; das schönste Rindfleisch, ohne Knochen, per Pfund 50 Pf., Schweinefleisch 1—1,50 Mk., Schaffleisch 60-80 Pf., Kalbfleisch 1 Mk. Dsr ärmste Mann, wenn es ihin möglich ist, ißt täglich dreimal Fleisch, dabei trinkt er aber noch Thee oder Kaffee; man zahlt hier im Boardingshaus (Gasthaus) auf die Woche 2 Pfund Sterling (40 Mk.) Für das kleinste Stübchen muß man auf den Monat 30—40 Mk. zahlen. Wo bleibt da das an dere? Dis Häuser hier bei uns sind von starkem Eisenblech und nur einen Stock hoch, und stehen nur so auf der Erde, wie man in Deutschland eine Bude aufstellt; ebenso bauen auch Viele nur Häuser von Segeltuch. Nun, das wäre Alles sehr schön, aber wenn man unter den Wilden existiren muß und Hunderte von Meilen kein Nachbarhaus mitunter finden kann, -da wollten wir doch lieber den alten Spruch beherzigen: Bleibe,im Lande und nähre dich redlich. Hier müssen wir erst recht arbeiten, um das Theuere zu erschwin gen, was wir bei Euch für ein Billiges bekommen." Bernsbach. Am Sonnabend Nachmittag fand Herr Holzschleifereibesitzer Karl Müller am Teufelstein im Rechen seines Fabrikgrabens den Leichnam eines neugeborenen Kin des und hat derselbe sofort dem Königl. Gerichtsamt Schwär zenberg hiervon Anzeige gemacht. Man glaubt, daß dasselbe ein Zwillingskind von dem in Sachsenfeld gefundenen sei und Letzteres nur etwas weiter fortgeschwommen ist. Zwickau, 8. Juli. Der früher bei der Firma C. G. Dörffels Söhne in Eibenstock als Commis bedienstet gewe sen Ernst Gustav Zuleger aus Eibenstock befand sich wegen Betrugs, Vernichtung einer Urkunde und Diebstahls auf der Anklagebank. Als Vertheidiger stand ihm Herr Rechtsan walt Jahn hier zur Seite. Zuleger war im Lagerraum der genannten Firma beschäftigt und hatte insbesondere die Ki sten für abgehende Waaren zu besorgen. Anfang April d. I. entdeckte man, daß er die Firma um 70 Mk. zu betrü» Roman von Theodor Ballerstedt. (40. Fortsetzung.) Dann schöpfte er noch einmal tief Athem. „Ich muß verlassen, Herr Graf, heute noch, augenblicklich. Sagen Sie mir nicht, daß dies einer Flucht ähnlich sehe — es ist in der That eine solche, denn ich fliehe vor mir selber. Die Leidenschaft, die meine Brust birgt, nimmt täglich zu und ich glaube nicht, daß ich dieselbe auf die Dauer beherrschen könnte, so energisch mein Wille auch ist, der dagegen ankämpft. Aber, Herr Graf, was ist Menschenmacht gegen die Macht der Natur, die ihre mächtigen Triebe in das Menschenherz gelegt hat? Ich kann nicht weiter kämpfen, ich fühle mich besiegt — deshalb wende ich mich zur Flucht, dem einzigen Weg, den mir die Ehre für diesen Fall vorgezeichnet hat. Die Comtesse und ich — wir sind uns nicht mehr gleich gültig, kaum daß der aufflammende Funken noch zu löschen sein dürfte. Wir haben beide gekämpft mit ritterlichem Muth und haben einander entsagt. — daß wir uns vergessen, mag der Himmel geben! Wir beide haben stets die Kluft erkannt, die uns trennt, und haben nie versucht, dieselbe zu überschrei ten. Aber Wiedersehen wollen wir uns nicht, wir woll—, den Dämonen keine Gelegenheit geben, uns noch ferner d- Herz zu zerreißen — deshalb, Herr Graf, bitte ich — mich zu entlassen — sofort zu entlassen." Des Grafen Ueberraschung hatte einem stillen Erstau