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2b) R. Wagner. Walthers Preislied aus: „Die Meistersinger von Nürnberg“. Morgenlich leuchtend im rosigen Schein Von Blüt unö Duft geschwellt die Luft, voll aller Wonnen, nie ersonnen, ein Garten lud midi ein, dort unter einem Wunöerbaum von Früchten reich behängen, zu schau’n in sel’gem Liebestraum, was höchstem Lustverlangen Erfüllung kühn verhieß, öas schönste Weib: Eva im Paradies! Abendlich dämmernd umschloß mich die Nacht, auf steilem Pfad war ich genaht zu einer Quelle reiner Welle, die lockend mir gelacht: dort unter einem Lorbeerbaum, von Sternen hell durchschienen, ich schaut im wachen Dichtertraum von heilig holden Mienen, mich netzend mit dem edlen Naß, das hehrste Weib, die Muse des Parnaß! Huldreichster Tag, dem ich aus Dichters Traum erwacht! Das ich erträumt das Paradies, in himmlisch neu verklärter Pracht, hell vor mir lag, dahin lachend nun der Quell den Pfad mir wies, die dort geboren, mein Herz erkoren, der Erde lieblichstes Bild, als Muse mir geweiht, so heilig ernst als mild, ward kühn von mir gefreit, am lichten Tag der Sonnen, durch Sanges Sieg gewonnen: Parnaß und Paradies. 3) L. v. Beethoven: Sinfonie Nr. 1 in C-Dur. Im April 1800 mit der Werknummer 25 veröffentlicht, ist diese früheste vollendete Sinfonie Beethovens den großen Vorgängern des Meisters, Haydn und Mozart, noch stark verpflichtet, ohne deshalb eigenen persönlichen Charakter vermissen zu lassen. Der erste Satz beginnt mit einer pathetischen langsamen Einleitung unö schließt daran ein kräftig frohes Allegro mit einem lieblichen zweiten Thema und einer an Hayönschen Überraschungen unö Spannungen reichen Durchführung. Der zweite Satz (Andante %) führt eine einfache, aber durch Öen verkürzt siebentaktigen Aufbau doch eigenartige Lieömeloöie erst fugiert. dann mit konzertierender Umspielung im Ton einer sinnigen romantischen Idylle durch, die nur auf Augenblicke ihren behaglichen Charakter ins Be drohliche verkehrt. Das Menuett ist trotz seines Tanzrhythmus schon ein richtiges Beet- hovensches Scherzo, kraftvoll bewegt, mit rhythmischen, moöulatorischen und dynamischen Späßen unö tritt dadurch in scharfen Gegensatz zu dem ganz auf schlichte Feierlichkeiten gestimmten Trio. Im Finale lebt die Erinnerung an Haydn nochmals besonders deut lich auf; ein lustiges, humorvolles Rondo mit einem einprägsamen in über raschendsten Wendungen wieöerkehrenöen Hauptthema ganz nach dem Herzen des Altmeisters der klassischen Sinfonie.