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Dresdner Journal : 25.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190305255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19030525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19030525
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-25
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Journal : 25.05.1903
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ve,»««-ret<: Vetm Bezüge durch di, ^«schLstssielk« innertz«tt Z>r»d,n» 2,SV M („nicht Zutragung), durch die im Deutschen Reiche r M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Eiazelue Nummern 10 Pj. Wird Zurücksenduna der für dir Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht eia- aesorderten Beiträge bean sprucht, so ist da« Postgeld beignfügen. ^§118. Dresdner M Journal. Herausgegeben von der König!. Expeditton de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Urschel»«»: Werltag« nach». » Uhr. — Origiualberichte »ad Mitteilungen dürfe» »ar mit »oller Quellenangabe nachgedruckt werden. Montaq, den 25. Mai nachmittags 1S03. AntündtgungSgebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi» gung«-Seite oder deren Raum SO Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz L Ps. Aufschlag für die Zeile Unlerm Re- daktionSstrich (Eingesant »ie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum bO Ps. Aebühren - Trmäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« IS Uhr für dle nach mittag- erscheinende Nummer. Amtlicher «eil. Das Ministerium des Innern hat der Kranken - und Sterbekasse männlicher Tabakarbeiter zu Waldheim, eingeschriebenen Hilfskasse, nach Auf stellung des Nachtrags 6 vom 4. April 1903 zu deren revidiertem Statute vom 9. November 1892 bescheinigt, daß sie, vorbehältlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, den 19. Mai 1903. Ministerium des Innern, Abteilung III 8. vr. Lchelcher. 474S (Brhördl Betanalmachungrn erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. Zur politischen Lage in Frankreich. Aus Paris schreibt man uns: Die Kammer hat am Dienstag ihre Arbeiten wieder ausgenommen. Die erste Sitzung verlief verhältnismäßig ruhig, trotz des Themas, das sie behandelte, und der Devise, die sofort, nachdem Prä sident Bourgeois die Eröffnungsworte gesprochen hatte, von dem konservativen Deputierten des Vendee- Departements, Baudry d'Asson, ausgegeben wurde, der mit lauter Stimme der Versammlung zurief, daß jeder gut katholische Deputierte beim jetzigen Wiederzusammentritte des Parlaments in die Worte ausbrechen müsse: „Vivs la Iid?rt«! bas Oombes!" Dieses Leitmotiv der Opposition verwirklichte sich jedoch im Laufe der nun folgenden Debatte nicht, und das Ministerium ging aus dieser siegreich her vor. Es ist bekannt, daß wir uns jetzt im Stadium der Anwendung des Klostergesetzes von 1901 be finden. Während der jetzt beendigten Parlaments ferien hatten sich aus letzterer eine ganze Reihe mehr oder weniger wichtiger Vorfälle ergeben, die eine Liste von Jnterpellationsgesuchen zeitigten, und diese Interpellationen über die sogenannte „religiöse Frage" waren es, die nun der Kammer bei der Aufstellung ihres Arbeitsprogramms zunächst in den Schuß kamen. Der Ministerpräsident wünschte diesen Stein des Anstoßes sofort und auf einmal aus dem Wege geräumt zu sehen, und das Haus will- fahrtete diesem Verlangen. Man blickte nicht ohne Sorge auf diese Debatte. Denn erstlich schwebte das Kabinett in einiger Gefahr, da seine Handlungs weise auch in der Bevölkerung keine ganz ungeteilte Billigung fand und eine Ministerkrisis, so sehr man auch in Frankreich ein solches Ereignis zu den banalen und alltäglichen zählt, doch immer mit un angenehmen, für den Gang des Staats- wie des Privatwagens störenden Folgen verbunden ist. Dann aber sah man voraus, daß die Radikalen und Sozialisten die scheinbar so günstige Gelegenheit be nutzen würden, um die schon so oft angeregte Frage der Trennung der Kirche vom Staate wieder vorzu bringen, und mehr denn je war es im Bereiche der Möglichkeit, daß hierüber endlich einmal eine end gültige Entscheidung erfolgte. Bei der augenblick lichen Erregung im Lande mußte jeder Gutgesinnte bei der Erwägung dieser Eventualität und ihrer Folgen ernstliche Besorgnisse hegen. Hatten wir doch in neuester Zeit schon wiederholt sowohl in Pans als in der Provinz Symptome und Anfänge des Bürgerkrieges zu beobachten. In der ersten Kammersitzung wurde die Frage der Trennung der Kirche vom Staate, was ja übrigens nahe lag, in der Tat berührt. Einer der radikalen Interpellanten fragte den Ministerpräsidenten, ob die Stunde nicht gekommen erscheine, diese Frage mit der Absicht der Verwirklichung zu prüfen und beispielsweise eine Landeskirche an Stelle des utatus guo zu setzen, der eine beständige Wortklauberei mit Rom sei. In der zweiten Sitzung wurde die Frage von anderen Deputierten wieder ausgenommen, die prophezeiten, daß die Regierung infolge ihrer religionsfeindlichen Politik notwendigerweise zu einem Bruche mit Rom gelangen würde. Doch der Ministerpräsident erklärte, daß die religiöse Politik der Regierung „auf einer aufrichtigen und loyalen Beobachtung des Konkor dats beruhe", und als es zur Abstimmung kam, ent schied er sich nicht für den die Trennung der Kirche vom Staate bezweckenden Antrag eines der Radi kalen. Derselbe wurde mit 278 gegen 247 Stimmen abgelehnt und der Regierung mit 313 gegen 237 Stimmen ein Vertrauensvotum bewilligt. Hr. Combes blieb also trotz des verzweifelten Ansturmes der Gegner Herr der Situation und die Luft ist bis zum nächsten Gewitter gereinigt. Der Minister präsident hat diese Lage, so scheint es, hauptsächlich den Sozialisten zu verdanken. Der Chefredakteur ihres Leiborgans ermahnte sie ausdrücklich zur Vor sicht betreffs der Trennung der Kirche vom Staate, indem er sie an das alte Wort „Eile mit Weile" erinnerte und ihnen vorstellte, daß diejenigen, die den Ministerpräsidenten so sehr zu jenem Schritte antrieben, dies nur täten, um ihn beim hastigen Laufe besser zu Fall zu bringen. Tagesgeschichte. Dresden, 25. Mai. Se. Majestät der König besuchte am gestrigen Sonntag den Vormittags gottesdienst in der Hauskapelle zu Hosterwitz und nahm nachmittags 2 Uhr mit Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Mathilde an der Familientafel bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg in Oberloschwitz teil. Zum gestrigen Souper war Frau v. der Planitz, geb. v. Tschirschky u. Bögendorff nebst Frln. Töchtern eingeladen worden. — Am heutigen Vortragstag traf Se. Majestät 10 Uhr vormittags von Hosterwitz im Residenzschloß ein. Allerhöchstderselbe nahm zunächst militärische Meldungen entgegen und empfing dann die Herren Staatsminister, die Departementschefs der Königl. Hofstaaten und den Königl. Kabinettssekretär. Nach mittags begab Sich Se. Majestät nach der Villa Wachwitz, wo um 2 Uhr anläßlich des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen die König liche Familientafel stattfand. Für heute nach mittag 5 Uhr ist an die Gemahlin des Königl. Bayrischen Gesandten Frau Freifrau v Niethammer Einladung zum Th« ergangen. Dresden, 25. Mai. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz nahm aus Anlaß Seines Geburtstages heute vormittag die Glückwünsche Seines Hofstaates entgegen. Nachmittags fand in der Villa zu Wachwitz Familientafel statt. Deutsches Reich. Berlin. Aus Prökelwitz wird berichtet: Se. Maje stät der Kaiser hat Sich gestern nachmittag in Begleitung des Fürsten zu Dohna im Rappenviercrzug von Kanthen nach Schlobitten begeben. In Pr.-Holland bildeten beim Passieren des Viererzuacs die Vertretung der Stadt, Kriegervereine und die Schulen Spalier. Diese sowie das zahlreich angesammelte Publikum begrüßten den Kaiser mit lebhaften Hurras. Das Wetter war prächtig — Für die Sommerseereisen Sr. Majestät des Kaisers ist nunmehr folgendes Programm aufgestellt worden: Am 17. Juni trifft der Kaiser mittels Sonder zugs in Kiel ein und begibt sich an Bord Seiner Jacht „Hohenzollern" nach Hamburg zwecks Teilnahme an der am 20 Juni daselbst stattfindenden Enthüllung des für Kaiser Wilhelm I errichteten Denkmals. Hieran schließt sich die Fahrt des Kaisers nach Cuxhaven, wo selbst der Herrscher der großen Elbregatta beizuwohnen gedenkt. Nach Beendigung derselben und Prcisverteilung durch den Kaiser begibt Sich der Kaiser wieder nach Kiel zurück, nimmt an der großen „Kieler Woche" teil und tritt sofort nach Schluß derselben die alljährliche Nordlandreise an. — Der Bundesrat nahm in seiner vorgestrigen Sitzung die Anträge des 4. Ausschusses zum Entwurf von Vorschriften über Einrichtung und Betrieb von An lagen zur Herstellung von Bleifarben und von anderen chemischen Bleiprodukten und von bleihaltigen Farben gemischen an. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Wie argen Mißbrauch die Sozialdemokraten in der Wahlbewegung mit einer Äußerung des Staatssekretärs des Innern vr. Grafen v. Posadowsky-Wehner im Reichstage dahin treiben, daß sie ihr die Mißdeutung geben, als erkenne Graf Posadowsky sie als Vertretung der deutschen Arbeiterschaft an, ist bekannt. Jetzt versucht das sozial demokratische Parteiblatt auch eine Äußerung des ge nannten Staatsmannes bei der zweiten Lesung der Zoll tarifvorlage in der Reichstagskommission zur Begründung seines handelsvertragsfeindlichen Standpunktes zu miß brauchen. Es ist richtig, daß Graf Posadowsky gegen über den Beschlüssen erster Lesung der Zolltarifkommission erklärt hat, daß Handelsverträge auf Grund eines so er höhten Tarifs nicht abgeschlossen werden könnten. Allein es ist freie Erfindung des sozialdemokratischen Partei blattes, daß damit die Zolltarifvorlage gemeint war, wie sie durch den Antrag Kardorff gestaltet wurde und die Zustimmung der Verbündeten Regierungen gefunden hat. Schon die letztere Tatsache allein enthält eine bündige Widerlegung der sozialdemokratischen Flunkerei. Es erhellt auch auf den ersten Blick, daß jene Äußerung des Grafen v. Posadowsky sich vornehmlich auf diejenigen Beschlüße der Zolltarifkommission bezog, durch welche die Minimal zölle für Getreide erhöht und Mindestsätze für Viehzölle vorgesehen waren. Beide Beschlüße waren bekanntlich alsbald namens der Verbündeten Regierungen als völlig unannehmbar erklärt worden. Dieser Standpunkt ist bei der zweiten Lesung der Zolltarifvorlage im Plenum seitens des Reichskanzlers vollinhaltlich ausrechterhalten worden. Gerade aber der Antrag Kardorff trug diesen entscheidenden Bedenken der Verbündeten Regierungen im vollen Umfange Rechnung und gestaltete demzufolge die Zolltarifvorlage so, daß sie eine geeignete Grundlage für die Verhandlungen über den Abschluß neuer Handel vertrüge bildet. Tie Berufung des sozialdemokratischen Parteiblattes auf jene Äußerung des Grafen v. Posa dowsky in der Zolltariskommission ist daher eitel Spiegel fechterei und reiht sich in dieser Hinsicht würdig den zahlreichen Wahrheitswidrigkeiten an, mit denen die Sozialdemokratie in der gegenwärtigen Wahlbewegung noch mehr als gewöhnlich arbeitet. — In der Jsteinnahme an Zöllen und Ver brauchssteuern hat sich auch im April, im ersten Monat des lausenden Finanzjahres, eine Beßerung ge zeigt. Zölle und Verbrauchssteuern haben 69 Mill. M. oder 3,5 Mill M mehr als im April 1902 erbracht. An dem Mehr beteiligen sich die Zölle mit nahezu 2 Mill M, die Zuckersteuer mit 3 Mill., die Salzsteuer mit 0,3 Mill, die Branntweinverbrauchsabgabe mit 0,7 Mill. Die Brennsteuer und die Schaumweinsteuer, die im April v Js. nicht bestanden, haben je 0,3 Mill M abqeworfcn. "Nur Tabak- und Biersteuer Kunst und Wissenschaft. Ncsidenztheatcr. - Am 23. d Mts.: „Im bunten Rock". Lustspiel in drei Aufzügen von Franz v Schönthan und Frhn. v. Schlicht. In Anwesenheit Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen fand am vergangenen Sonnabend zum Besten des unter dem Protektorat des erlauchten Herrn stehenden Vereins „Sächsische Fechtschule" eine Aufführung des unter haltenden Lustspiels statt, das durch Jenny Groß im ver gangenen Winter hier so erfolgreich eingeführt wurde Leider war das HauS sebr schlecht besucht, was im Interesse der guten Sache, der die Vorstellung galt, leb haft zu bedauern ist. Der Vorwurf trifft in diesem Falle das sonst zum Wohltun gern bereite Dresden im allgemeinen, im besonderen aber die Mitglieder des ver anstaltenden Vereins, die der Aufführung unbedingt nicht fern bleiben durften. Se. Königl. Hoheit wurde bei der Anfahrt von der Direktorin des Residenztheaters, Frau Madeleine Karl, und den Herren vom Vorstande des Vereins ehrfurchtsvoll begrüßt und nach der Fremdenloge im ersten Rang geleitet, allwo der Hohe Herr während zweier Akte verblieb und die Vorgänge auf der Bühne mit sichtlicher Anteilnahme verfolgte. Beim Betreten der Loge brachte der erste Vorsitzende des Vereins ein von den Anwesenden begeistcrungSvoll aufgenommenes Hoch auf den Hohm Protektor des Vereins „Sächsische Fechlschule" au«; in derselben stimmungs vollen Art verfuhr die Festversammlung bei der Ver abschiedung Sr. Königl. Hoheit. Eingeleitet wurde die Vorstellung durch einen Prolog, der die Ziele des Vereins m tiefempfundenen Worten schilderte und von Hrn Rudolf Opel mit Ausdruck gesprochen wurde In dem Schönthan Schlichtschen Lustspiele hatte die Rolle de« Frl Jenny Groß, die der Miß Clarkson, Aus der Königl. Gemäldegalerie. Aus Anlaß der Ludwig Richter-Ausstellung hat Hr. Ed. Cichoriu», der feinfinmgc Kmner und Sammler von deutschen Kunstwerken der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, der Gemäldegalerie fünf wettvolle Öl gemälde als herzlich willkommenes Geschenk überwiesen. Drei von ihnen rühren von Joseph Koch (1768 bi« 1839) her; die anderen beiden sind bekannte, in der älteren Richter- Literatur öfter erwähnte Wette von Ludwig Richter selbst, die er 1827 und 1828 für den viel genannten Mäcm und Sammler Johann Gottlob v. Quandt in Dresden gemalt hatte Sie sind natürlich sofort der Richter-Ausstellung geliehen worden, auf der sie unter Nr. 6 und 7 gleich recht« vom Eingang in dem Ge mäldesaal hängen. Nr. 6, die Ansicht von Civitella, ist Frau Hermine Straßmann-Witt, Vie ältere Schwester der hier wohlbekannten Frau Käthe Frank- Witt und unseres Direktors Karl Witt, über nommen. Die Künstlerin, eine Darstellerin von großer Gewandtheit und Liebenswürdigkeit, stellte die Gestalt der charmanten Amerikanerin in vortrefflicher sprachlicher und schauspielerischer Repräsentation auf die Bühne; sie verlieh ihr manchen Zug von großer Feinheit und be stand in allen Ehren gegenüber Frl. Graß. ES wäre sehr intereßant gewesen, die Künstlerin auch noch in einer anderen Rolle hler gastieren zu sehen. Die Darstellung der übrigen Rollen war bis auf die des Assessors v. Gollwitz, der von Hrn. Anton Lederer überraschend wirkungsvoll gespielt wurde, des Sergeanten Krause (Hr. Alexander Olbrich) und des Generals v. Troßbach (Hr. Rudolf Opel), sowie einiger Neben aufgaben die frühere vortreffliche gebliebm. Hervor zuheben sind die frischen Leistungen des Hm. Direktors Karl Witt (Leutnant v. Hohenegg) und des Frl. Margot Hendrichs (Betty v. Hohenegg). Wg. Dgs. schon 1827, bald nach der Rückkehr Richters aus Italien entstanden. Das Bild erregte dainals wegen der innigen Beziehungen der Staffage zur Landschaft Aufsehen. Otto Jahn schreibt in seinen 1866 erschienenen „Biographischen Aufsätzen: „Sehr bezeichnend ist dafür eine geistvolle Äußerung Schinkels über das Bild von Civitella. Ein Zug von Landleuten steigt den Felsen hinan, auf dem die alte kleine Burg liegt, und die Karawane schließt eine schöne Schnitterin, die etwas zurückgeblieben ist und sich im Gehen flüchtig umschaut. Schinkel sagt, er könne sich nicht anders denken, als daß diese Gestalt der Keim sei, aus dem das ganze Bild hervorgegangen." Wie die plastisch-stilvollen Berge in der leuchtenden Abendlust stehen, ist innerhalb der Kunstweisc jener Zeit aber auch rein landschaftlich bedeutsam veranschaulicht. Das 1828 gemalte Gegenstück, Ariccia, zeichnet sich bei kühlerem Licht durch eine besonders liebevolle Durchführung aus. Nachdem durch diese Schenkung das Werk Ludwig Richters in unserer Galerie eine erfreuliche Bereicherung erfahren, ist es von besonderer Bedeutung für sie, durch die Güte des Hm. Cichorius nun auch den Altmeister der neudeutschen Landschaftskunst vom Anfang des 19. Jahrhunderts, den Meister, der neben Schnorr den größten Einfluß auf Ludwig Richters Entwicklung in Rom gehabt, den seinerzeit hochgefeietten Tiroler Joseph Anton Koch würdig vertreten zu haben Dieser Meister, der z. B im Leipziger Museum mit sechs Bildern vertreten ist, fehlte unserer Galerie bisher völlig, wogegen man einen anderm der römisch-deutschen Meister, die Richter in Rom beeinflußten, Fcrd. Olivier, seit unserer vorjährigen Erwerbung eines charakteristischen und charaktervollen Bilde» seiner Hand doch auch bei uns kennen lemcn konnte Die drei Bilder von Koch, die Hr. Cichoriu« un« geschenkt, gehören der Wiener Zeit de« Meister« an Die beiden kleineren, die seine Namrn«- inschrift und die Jahre«zahl 1815 tragen, hat Hr Cichoriu« vor Jahren in Leipzig gekauft Ta« eine von haben weniger Erträge erbracht, erstere 0,1 Mill, letztere 0,2 Mill. M, außerdem ist bei der Maischbottichsteuer ein Weniger von 2,9 Mill. M. zu verzeichnen gewesen. Ein bedeutender Ausfall hat sich der den Reichs stempelabgaben gezeigt, jedoch war dies nach dem unverhältnismäßig hohen Ertrage der Börsensteucr und zwar der Stempelsteuer für Wertpapiere im April 1902 zu erwarten. Letztere hat nahezu 2 Mill. Ri. weniger erbracht, so daß die Börsensteuer insgesamt mit einem Weniger von 1,8 Mill, abschließt. Da auch bei der Losesteuer ein Weniger von 0,2 Mill, zu verzeichnen war, so beträgt das Gesamtweniger bei den Reichs stempelabgaben rund 2 Mill Ri. Dagegen haben die Post- und Telegraphenverwaltung ein Mehr von 2 Mill und die Reichseisenbahnverwaltung ein solches von 0,6 Mill. M abgeworfen. — Die Zentralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen hielt hier am vergangenen Sonn abend unter Vorsitz des vr. C A v. Martius ihre fünfte ordentliche Generalversammlung ab, die folgender Resolution zustimmte: „Die Zentralstelle für Vorbereitung von Handelsverträgen empfiehlt die gesetzliche Festlegung und Ausgestaltung des Vercdclungs- vettehrs und darüber hinaus der Zollrückvcrgütung als einer zur Aufrechterhaltung der Konkurrenzfähigkeit der deut schen Industrie auf dem Weltmärkte notwendigen Maß nahme." — Wie das Reichs - Arbeitsblatt mitteilt, hat das Kaiser!. Statistische Amt für eine Anzahl größerer Städte des Reiches eine Zusammenstellung der in diesen Städten etwa bestehenden grundsätzlichen Bestimmungen über Wohnungspflege, insbesondere über Bau von kleinen und Arbeiterwohnungen, in Aussicht genommen und zu diesem Zweck eine Anfrage an 62 Städte im Reiche gerichtet. Von den 61 Städten, die bisher auf diese Anstage geantwortet haben, bestehen in 25 keine grundsätzlichen Bestimmungen über Wohnungswesen :c , in 35 dagegen sind derartige Bestimmungen, insbeson dere auch über den Bau von kleinen und Arbeiter- wohnungcn, über Wohnungsinspcktion, Schlafgängcrwesen unter anderem vorhanden. Diese Bestimmungen werden als besondere Drucksache voraussichtlich noch in diesem Jahre veröffentlicht werden. — Wenn es auch als erreichbar betrachtet wird, daß die Sachverständigen über die Reform des Straf prozesses mit ihren Beratungen bis zum nächsten Früh jahr zu Ende kommen werden, so muß cs doch als ausgeschloßen gelten, daß noch in demselben Jahre eine Reformvorlage an die gesetzgebenden Körperschaften des Reiches werde gelangen können. Denn zunächst müßen die Gutachten der Sachverständigen gesichtet und den Verbündeten Regierungen zur Kenntnisnahme und Rück äußerung übergeben werden. Erst hiernach kann eine Vorlage ausgcarbcitet werden. Es kommt also voraus sichtlich erst nach Jahr und Tag zu einer Beratung der Strasprozeßreform im Reichstage. Hamburg. Gelegentlich des auf den 20. Juni fest gesetzten Besuches Sr Majestät des Kaisers in der hiesigen Stadt, wo Er an der Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals teilnimmt, werden sowohl Senat wie Bürgerschaft der Freien und Hansastadt dem Monarchen einen überaus glänzenden Empfang bereiten. Welcher Art die projektierten Pläne sein werden, erhellt aus der Tatsache, daß für Repräsentationszwecke nicht weniger als 225000 M. verwendet werden. Diese Summe hatte der Senat ursprünglich bei dem Bürgerausschuß be antragt, doch waren ihm damals nur 175000 M. be willigt worden. Nachdem vier Senatskommißare die höhere Forderung des Senats ausführlich begründet hatten, sind nunmehr noch die fehlenden 50000 M seitens des Bürgerausschußes nachträglich bewilligt worden. Weimar. Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Sachsen haben Sich am Himmclsahrtstage im strengsten Inkognito von Hcinrichau nach Wien begeben, von wo Sie nach vier Tagen nach Hcinrichau zurückzukehren gedenken. Am 29. d Mts. erfolgt die Abreise von Hcinrichau zunächst nach der dem Großhcrzog gehörigen Herrschaft Nacot im Kreise Kosten in der Provmz Posen. Von dort begibt Sich das Groß- ihnen stellt eine freie, vom Meere bespülte Landschaft mit dem heiligen Martin dar, der, hoch zu Roß, seinen Mantel mit dein Bettler teilt, der sich ihm naht Das andere stellt die von tosendem Wasserfall durchschäumte Felsenschlucht bei Sabiaco dar, in die der heil. Romanus für den unten knienden heil. Benedikt einen Brotkorb an einem Seile hinabläßt. Beide Bilder, von denen das zuerst genannte sich durch die Großzügigkeit seiner Linien, das letztgenannte durch eine für Koch ungewöhn liche Weichheit der Färbung auszeichnet, kennzeichnen den Stil der „historischen" Landschaften des Meisters. Tas dritte, größere Bild, das eine Alpenlandschaft mit reicher, natürlicher Staffage wiedcrgiebt, bestellte Hr. v. Quandt in Dresden 1816 bei Koch als Gegenstück zu der italienischen Jdeallandschaft, die 1868 beim Verkauf der v. Quandtschen Sammlung ins Leipziger Museum überging. Das Leipziger Bild ist freilich oben abgerundet und hat die Heimkehr Jakobs mit seinen Herden zur Staffage. Das unsere will die Alpenwelt mit ihrem Leben und Treiben mehr oder weniger realistisch wiedergeben Die hatte Zeichnung und Malweise muß man natürlich von vornherein zugeben, wenn man derartigen Wetten Kochs, die kunstgcschichtlich von großer Bedeutung sind, in ihrer Art aber auch künstlerisch reizvoll bleiben, ganz gerecht werden will. Dem edlen Geschcnkacbcr gebührt für die Gabe dieser fünf Bilder der aufrichtigste Dank aller Dresdner Kunstfreunde. Gleichzeitig ist die Galerie durch Vermächtnis des 1902 in Loschwitz verstorbenen Hrn. Gustav Hugo Toermer in den Besitz emeS Ölgemäldes von der Hand eine« Schüler« Richter«, C W Müllers, gekommen War dieser Künstler in unserer Galette schon seit 1868 durch sein bekannte« Bild „Mondschein in dcr römischen Campagna" vertreten, da« sich noch an die Malweise der ersten Hälft« de« 19. Jahrhundert« anschließt, so zeigt die jetzt erworbene Landschaft seiner Hand von 1882 alle Fortschritte in malerischem Sinne, die der Künstler
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