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Grzgeb.^AMssreM Erscheint tüglich, mit Ausnahme der Sonn-und Festtage. Preis vierteljährlich 1 Marr 82 Pfennige. AnsertionSgebühren die gespaltene Zeil« 10 Pfennige,, die zweispaltige Zeil? amtlicher Inserate Lö Pfennige. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, Neustädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Nedaction, Verlag und Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. Sonnabend, den 18. März M 64. 1882. Bekanntmachung. Die Mannschaften-der Reserve, Landwehr, Seewehr und Ersatz-Re serve Cl.. welche etwa nach 8 17 der deutschen Wehr-Ordnung II. Theil vom 28. September 1875 wegen dringender häuslicher und gewerblicher Verhältnisse auf Zurück stellung Anspruch machen wollen, haben ihre Gesuche in ihren Wohnorten bei der Orts behörde — dem Stadtrathe, beziehendlich Bürgermeister und Gemeindevorstande — an zubringen. Von diesen Behörden ist gemäs; 8 18,1 der gedachten Ordnung nach erfolgter Prüfung eine Nachweisung, aus der nicht nur die militärischen, bürgerlichen und Ver mögens-Verhältnisse der Bittsteller, sondern die obwaltenden besondern Umstände ersichtlich sind, durch welche eine zeitweise Zurückstellung bedingt werden kann, aufzustellen und an den mitunteczeichneten Civil-Vorsitzenden rechtzeitig einzureichen. Ueber die eingegangenen Gesuche wird die verstärkte Ersatz-Commission I. im Aushebungsbezirke Zwickau den 19. April dieses Jahres, Vormittags 10^ Uhr im deutschen Hause zu Zwickau, tl im Aushebungsbezirke Crimmitschau den 28. April dieses Jahres Vormittags 10^ Uhr im Nahm'schen Gasthofe zu Leubnitz, lZS. im Aushebungsbezirke Wiesenburg den 5. Mai dieses Jahres Vormittags 10^ Uhr in der Bahnhofsrestauration zu Wiesenburg Sitzung halten. Die dabei getroffenen Entscheidungen behalten Giltigkeit nur bis zum nächsten Klassificationstermine. Die Reclamirenden haben in den gedachten Terminen persönlich zu erscheinen und sofortiger Bescheidung sich zu gewärtigen. Zwickau, den 11. März 1882. Die Ersatz-Commissionen in den Aushebungsbezirken Zwickau, Crimmitschau und Wiesenburg,. Der Militair Vorsitzende. Der Civil Vorsitzende. v. Diebitsch, , v. Bose., Major. S. Freiwillige Versteigerung. Erbtheilungshalber soll durch das überzeichnete Königl. Amtsgericht das zum Nachlasse weild. Christian Gottlob Kaufmanns in Tellcrhäuser gehörige Haus- und Feldgrundstück, Fol. 23 für Tellerhäuser (Zweibach) Freitag, den 31. März 1882, Vormittag 11 Uhr unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen an hiesiger Amtsstelle öffentlich meistbietend versteigert werden. Schwarzenberg, am 14. März 1882. Das Königliche Amtsgericht. Hattaß. L. Dressstag, den 21. März 1882, Mittags 12 Uhr soll im Pechstein'schen Gasthofe zu Breitenbrunn eine Schuhmachernähmaschine meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Johanngeorgenstadt, den 14. März 1882. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Würzner. Die den 30. lfd. Mon. fälligen Ablöfuugsreuteu auf den 1. Termin und die Immobiliarbrandve^ßcherungsbeiträge auf den Termin 1. April d. I. — letztere mit — 1 Pf. von jeder Beitragseinheit der Gebäude, 1* Pf. von der Einheit der freiwilligen Versicherung — sind bis spätestens den S April d. I. in der Nathsexpedition abzuführen. Schwarzenberg, am 14. März 1882. Der Stadtrat h. I. St. Borges, Stdtrth. — Bekanntmachung. Montag, den 2V März d. I., Vormitlags 11 Uhr soll die bisher vom Hausbesitzer I. G. Müller pachtweise innegehabte communliche Feld- parzelle Nr. 66 des Theilungsplanes, (im sogenannten Amerika) anderweit verpachtet werden. Pachtlustige werden aufgefordert, zu der angegebenen Zeit an Rathexpeditionsstelle sich einzusinden und der Verpachtung sich gewärtig zu halten. Lößnitz, am 15. März 1882. Der Kath der Stadt Lößnitz? O-. Krauße. ' Bekanntmachung. „ Die Jagd und Fischerei auf Zschorlauer Flur soll Dienstag, als den 28. Mürz d. I., Nachmittags 2 Uhr im Schmidt'schen Gasthofe daselbst auf 6 hintereinander folgende Jahre anderweit um's Meistgebot verpachtet werden. Liebhaber derselben werden hierzu freundlichst eingeladen. Zschorlau, am 18. März 1882. Der Gemeinderath. H. Seins. T«gesHefchichte. Der Einzeleinkauf d-s Tabaks und der Cigarre» unter dem Monopol würde, wenn das Tabakmonopol wirklich noch in's Leben träte, weit nicht so äußerst bequem sein und so dicht bei der Hand liegen, wie gegenwärtig. Gegenwärtig kann Je dermann seinen Tabak- und Cigarrenbedarf auch auf dem einsamsten und abgelegensten Dörfchen befriedigen und in den Städten bietet fast je das dritte, vierte Haus Gelegen heit sich mit Tabak oder Cigarren der verschiedensten Sorte zu versorgen. Ganz anders wird sich aber der Einzelverkauf und Einkauf des Tabaks und der Cigarren gestalten, wenn je das Monopol zur Wirklichkeit werden sollte. DieMrzlich erschienenen „Erläuterungen zu dem Mo nopolgesetz" geben unter dem Abschnitt: „Von dem Ver schleiß" darüber Auskunft. Hier müssen wir uns jedoch gleich ganz entschieden da gegen aussprechen, daß man in unserem deutschen Reiche von dem vielsprachigen Kaiserstaat Oesterreich, der von jeher etwas in der Bildung ganz eigenartiger Wörter, die mit unter unser Sprachgefühl geradezu beleidigen, gesucht hat, daß man das in Oesterreich für die ganz guten deutschen Worte: „verkaufen, Verkauf" eingeführten und weit weniger guten deutschen Worte: „verschleißen, Ver schleiß" herüber holt. Wir sehen auch gar keinen Grund ein, weshalb wir nicht viel lieber den guten deutschen und der Sache genau entsprechenden Ausdruck „Von dem Ver kauf" brauchen soll, als das uns hinnen im Reiche ganz fremd und unsympathetisch klingende Wort „Verschleiß." Man möchte sagen, daß in dem „Verschleißen und Ver schleiß" für uns etwas Ab- und Zurückstoßendes liegt, weil es uns eben sofort an das beschwerliche und für'S Leben unpraktische Monopol erinnert. Nach den „Erläuterungen zu dem Tabakmonopol-Ge setzentwurf" sollen aber im ganzen! deutschen Reiche nach Einführung des Monopols nur 60,000 Kleinverschleißer sein, also nur sechzigtausend Kleinhändler mit Tabak und Cigarren, welche nach einem Voranschlag 10 Procent der Brutto-Einnahme, also im Ganzen 38,857,032 Mark jähr lich erhalten sollen. Es machte das für jeden Verschleißer oder Kleinhändler ein Jahres-Einkommen von rund 647 Mark. Dazu bemerken wir aber, daß bei dieser Jahresein nahme eines jeden der sechzigtausend Kleinverkäufe'.- vor ausgesetzt ist, daß das deutsche Volk aus Liebe zum Mono pol sich entschließt, seine Ausgaben für Tabak plötzlich um mehr als 50 Prozent zu steigern. Thut es das nicht, bleibt die Ausgabe des Volkes für Tabak — also auch die Brutto- Einnahme der Regie — wie jetzt nur 242 Millionen Mark, so sinkt das Durchschnitts-Einkommen auf 400 Mark. Wenn man rechnet, daß der Verschleißer davon die Ladenmiethe, die Beleuchtung des Ladens und andere Kleinigkeiten (z. B. Einwickelpapier, Streichhölzer) bezahlen muß, ünd daß er, resp. ein Stellvertreter stets in dem Verkaufslokal anwesend sein muß, so fürchten wir, daß sich nur wenige Leute durch das in Aussicht gestellte „ausreichende" Einkommen werden verlocken lassen. Selbst für unsere civilversorgungsberech- tigten Unteroffiziere, die sich doch gewiß mit ziemlich be scheidenen Stellen begnügen, wird eine Anstellung als Ta bak-Verschleißer kaum etwas Verlockendes haben. Hat man vielleicht daran gedacht, die Tabak-Verschleißstellen dadurch etwas lohnender zu machen, daß man ihnen auch den Ver kauf von Post- und Stempelmarken überträgt, so möchten wir doch darauf aufmerksam machen, daß jetzt für den Ver kauf dieser Werthzeichen ein so geringer Procentsatz ver gütet wird, daß keiner von denen, welche eine solche Ver kaufsstelle haben, dieselbe wegen des dabei abfallenden Ver dienstes übernommen hat, sondern nur in der Hoffnung, daß dadurch Leute in sein Geschäftslokal geführt werden, die dann auch andere Sachen kaufen. Wollte man aber, um die Sache rentabler zu machen, den Prozentsatz für den Verkauf dieser Werthzeichen erhöhen, so würde der Staat bei den Einnahmen in diesen Etats-Positionen einen Ausfall haben, welcher von Rechtswegen doch » conto Ta bakmonopol geschrieben werden müßte. Deutschland. Berlin, 15. März. Die Nachricht, daß das Tabaks monopol dem Reichstage erst in seiner Herbstsession zugehen soll, dürfte sich nicht bestätigen. Der einzige Grund für die mit so vielen Schwierigkeiten fiir die Betheiligten verknüpfte Frühjahrssession ist lediglich in der Absicht des Reichskanz lers zu finden, ein Neichstagsvotum über das Tabaksmono pol herbeizuführen. Es ist zu beachten, daß heute selbst die officiöse „Provinzial-Correspondenz" auf den voraussicht lichen Zusammentritt des Reichstages um die Mitte des April Hinweis) mit dem Bemerken, daß der Landtag neben demselben seine Arbeiten fortsetzen werde. Wenn der Reichs kanzler heute durch sein Preßorgan die Berufung des Reichs tages für Mitte April ankündigt, so darf man sicher sein, daß er in der Lage sein wird, zu oder bald nach diesem Termin auch das Tabaksmonopol vorlegen zu können. — Der Steuererlaß wird wahrscheinlich schon morgen in der Budgetcommission des Abgeordnetenhauses berathen werden. Straßburg, 16. März. Der landwirthschaftliche Bezirksvereiu in Unterelsaß nahm den vom Ministerium zur Begutachtung vorgelegten Tabaksmonopolentwurf mit allen gegen zwei Stimmen an. Gegenüber den Behauptungen norddeutscher Blätter, selbst unter den Monopolfreunden habe die Andeutung des Direktors der Straßburger Manu faktur im Volkswirthschaftsrathe, daß der Durchschnittslohn für den Tabaksarbeiter von 528 M. jährlich völlig hinrei chend sei, wenn man weibliche Arbeiter heranziehe, Sen sation gemacht, konstatirt die „Elsaß-Lothring'sche Zeitung", die Erklärung habe gelautet: Der Durchschnittslohn von 577 M. jährlich sei völlig hinreichend, wenn man weibliche ju gendliche Arbeiter mit beschästige, wie dies bei der Durch schnittsberechnung der Löhne in Aussicht genommen sei, und wenn man ferner berücksichtigt, daß es sich bei der Durch schnittsberechnung nicht blos um Löhne in größeren Städten, sondern auch an kleineren Orten handle. München, 16. März. Das Generalkomitee des landwirthschaftlichen Vereins von Bayern sprach sich mit 13 gegen 12 Stimmen für das Tabaksmonopol aus. Man berichtet aus Stuttgart, 10. März: In der vorletzten Sylvesternacht spielte sich hier in einem Hause der Webergasse (im sogenannten Bohnenviertel) eine grauenhafte That ab. Ein vacirender Mühlenmacher, Namens Waibel der dort bei seinem Bruder Quartier genommen hatte, er mordete und beraubte in der Nacht diesen, dessen Frau und zwei Kinder. Der Rasende hatte die That in einem Wahn- sinnsanfalle verübt und starb bald darauf im Spital. Die nämliche Wohnung im nämlichen Hause sollte heute der Schauplatz eines nicht minder schrecklichen Verbrechens sein, bei dem als merkwürdiges psychologisches Moment in Be tracht kommt, daß die Erinnerung an Waibel's Unthat es mit hervorgerufen hat. Der ledige, neunzehnjährige Schrift setzer Albert Buck, bei seinen Stiefeltern wohnend, stand des Nachts 3 Uhr vom Bette auf und rannte die Thür zu der auf dem nämlichen Boden wohnenden Familie des Schneider-