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ZUR EINFÜHRUNG „Szene“ heißt in der Theatersprache soviel wie „Schauplatz, Auftritt, Auseinandersetzung“. Der Titel meiner Orchestermusik läßt demnach alle Mög lichkeiten des Inhalts und der Form offen, wie es sich übrigens mit fast allen Titeln einsätziger Musik werke verhält. Um so begründeter scheint eine kurze Einführung. Es stehen sich hier zwei Teile gegen über, die in der Anordnung ABA eine der wich tigsten Formen der Musik bilden. Der Teil A setzt sich aus unregelmäßigen Taktarten zusammen und wirkt dynamisch (handelnd, unruhig), während der Teil B aus regelmäßigen Takten besteht und sich statisch (duldend, ruhig) gibt. Damit sind die Gegen sätze aufgezeigt, die die „Szene“ beherrschen. Infolge der Wiederholung des Teiles A werden aber die akti ven Kräfte der Musik in den Vordergrund gehoben. Die beste Einführung in die Musik meines „Lieder zyklus“ geben die Liedertexte selbst. Der 1945 ver storbene, große österreichische Lyriker Josef Wein heber besingt darin die Liebe als eine der Natur und dem Menschen immer gegenwärtige Kraft des Guten, zu der der Mensch sich bekennen muß. Die Musik versucht dem verschiedenen Grundcharakter der Gedichte (spielerisch, hymnisch, dramatisch) gerecht zu werden. Dabei geht sie von der Melodie der Sing stimme aus und teilt dem Orchester (hier auf kleine Kammerbesetzung beschränkt) mehr begleitende Funktion zu. Die Form zeigt eine (schon textlich angeregte) zwei- oder dreiteilige Liedform. Zu meiner Person: Ich bin 1916 geboren, war Schüler von Philipp Jarnach und Fritz Jöde und bin mit Liedern, Kammermusik- und Orchesterwerken so wie Kantaten hervorgetreten (Mitteldeutscher Ver lag, Dresdner Verlag, Verlag „Volk und Wissen“). Vor kurzer Zeit wurde ich als Lehrer für Theorie und Komposition an die Dresdner Staatliche Akademie für Musik berufen. Karl-Rudi Griesbach KARL-RUDI GRIESBACH Lieder von Liebe und Traum nach Worten von Josef Weinheber DAS GLOCKENSPIEL Moosgelock, blau Blumenglock, blonder, blonder Nöck im Weidenstock, Glieder blaß, gelüstig laß, Nixin steigt aus klarem Glitzernaß. Nöck im Baum es hält ihn kaum, will die Kleine schaun im Wellenschaum, staunt und sieht! daß sie nicht flieht, übt er husch im Busch das Quellenlied. Moosgelock, blau Blumenglock, blonder, blonder Nöck im Weidenstock. Nixin klein vergißt sich drein lauscht in Glut und Glück dem Glöckelein. ERNTELIED Der Himmel gleißt — wird Brot, wird Brot? Im Hagel droht der Ährentod, die Menschen leiden Not. Die Halme stehn im falben Schein und nicken ja und raunen nein, der Wind fährt schläfrig drein. Die zwei im tiefsten Liebestraum, im Mittagsfeld — im Ährenschaum, die zwei, die kümmert's kaum.