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'Preis vierteljährlich t Mart 80 Pfennige. Erscheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feßtage. Insertion «gebühren die gespaltene 8cil« !0 Pfennige, die -weispallige >eile amiltcher Inserate SS Pfennige Amtsblatt für die EckMM Md städtischen Behörden in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz- MuWdtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels. Redaction, Verlag und Druck von C. M. Gärtner in Schneeberg. 27. 1882 Donnerstag, den 2. Februar Bekanntmachung. Im Handelsregister für Neustädtel, Aue und die Amtsdörfer ist auf Folium 158 die Firma S. Wolle (nicht G. Wolle, wie irrthümlich in Nr. 26 stand) in Berlin, Zweigniederlassung in Aue, als deren Inhaber Herr Kaufmann George Wolle in Berlin und als Procurist Herr Kaufmann Ernst Albin Bauer in Aue eingetragen worden. Schneeberg, am 30. Januar 1882. Das Königliche Amtsgericht. Bernhardi. Drese. Bekanntmachung. Von dem unterzeichneten Amtsgericht soll den April L882 das dem Hausbesitzer Johann Gottlieb Landgraf in Beutha zugehörige Hausgrundstück Nr. 69 des Katasters, Nr. 74 des Grund- und Hyppothekenbuchs für Beutha, welches Grundstück am 30. Januar 1882 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 3510 Mark gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Hartenstein, am 30. Januar 1882. Königliches Amtsgericht. 1-3 — Ihle. Oeffentliche Zustellung. Die ledige Dienstmagd Ernestine Wilhelmine Heidel in Hartenstein und der Hand arbeiter Christian Gottlieb Heidel vaselbst als Altersvormund des am 5. Juni 1881 ge borenen Sohnes der Ersteren Emil Bruno Heidel klagen gegen den Fleischer und Maurer Anton Schulz aus Wildbach, jetzt unbekannten Aufenthalts, als außerehelichen- Vater des Emil Bruno Heidel, beantragen, den Beklagten zu verurtheilen, 21 Mark Geburts- und Taufkosten zu erstatten, zum Unterhalt des Kindes vom 5. Juni 1881 bis zu dessen er fülltem 14. Lebensjahre jährliche Beiträge von 60 Mark — richterliches Ermessen Vorbe halten — zu gewähren, und wenn das Kind vor erfülltem 14. Lebensjahre versterben sollte, den Begräbnißauswand zu tragen, bitten, das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären und laden den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreites vor das Königliche Amtsgericht zu Hartenstein den 13 Februar L882, Vormittags 10 Uhr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Hartenstein, am 22. December 1881. (1—3) Jähn, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Die am 2. Februar 1882 im Fischer'schen Gasthofe in Lauter anberaumte Ver steigerung der Düngemittel findet nicht statt. Schwarzenberg, den 31. Januar 1882. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichtes daselbst. Ludwig. — Bekanntmachung. Die Grundsteuer pro 1. Termin laufenden Jahres ist mit 2 Pfennigen von je der Einheit bis spätestens de« 10. Februar 1882 bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung an den Einnehmer Herrn Adolf Elsner zu entrichten. Johanngeorgenstadt, den 31. Januar 1882. Der Stadtrath. Bochmann. Bekanntmachung. Das Absikätzungs Cataster behufs Aufbringung der für das Jahr 1882 erforderlichen städtischen Anlagen liegt zur Einsicht der Contribuenten resv. deren Bevoll mächtigten, jedoch nur rücksichtlich der sie selbst oder ihre Machtgeber betreffenden Einträge zwei Wochen lang in der hiesigen Stadlsteuereinnahme aus. " Etwaige Reklamationen sind bei deren Verlust spätestens bis znm 16. Februar b. I. bei uns unter Angabe der Beschwerdegründe schriftlich anzubringen. Schneeberg, am 30. Januar 1882. Der Stadtrath. Heinke. (1—2) Böttcher. TagesgAfchlchts, Freycinet nnd Leon Sa»). Nach den neuesten Nachrichten ist in Paris ein Mini sterium Freycinet im Werden. Freycinet ist ein Mann von bedeutenden Konzeptionen, welcher ehemals Gambetta näher stand. Er besitzt Energie, Organisationstalent und Kennt nisse. Wäbrend der kurzen Zeit seines früheren Ministe riums hat er die Initiative zu einer großartigen organi schen Weiterentwickelung des französischen Kommunikations systems ergriffen. Sein Plan umfaßte gleichzeitig die Stra ßen-, Fluß-, Kanal-, Eisenbahn- und Hafenbauten. Er ist ein prinzipieller Anhänger des Staatseisenbahn-Systems, und unter ihm wurde in Frankreich der erste Anfang einer Staatseisenbahn-Verwaltung begründet. Freycinet ist von der richtigen Auffassung durchdrungen, daß ein sehr großer Theil des materiellen Reichthumes und der Produktionsleich tigkeit, deren Frankreich sich erfreut, auf der ausgezeichne ten Organisation seines Verkehrssystemes beruht, welche kaum noch von England übertroffen wird. Dm Absicht organischer und systematischer Behandlung des Kommunikationswesens findet bedeutende Hindernisse in den großen Aktiengesellschaften, welche leinen Theil der öf fentlichen Verkehrsmittel usurpirt haben; die Eisenbahnen Frankreichs sind bekanntlich fast nur auf dem Wege der Äktiengründung gebant, jedoch mit ganz erheblicher Staats unterstützung. Die ursprüngliche Absicht der französischen Regierung, den Staatseisenbahnbau durchzuführen, schei terte damals an dem Widerspruch der Kammern. Aehnlich ist auch in Preußen seinerzeit von seilen des vereinigten Landtages mit 49 gegen 48 Stimmen zu Gunsten der Ak tien-Unternehmung gegen den Staatseisenbahnbau entschie den worden. Herr v. Freycinet ist seiner ganzen Richtung nach kein Anhänger jenes Systems, welches heute in der hohen Ban- kokratie Frankreichs und der übrigen Kulturstaaten seine Verkörperung findet. Er ist dafür zu staatsmännisch und zu selbstständig angelegt. Diese Selbstständigkeit und Be deutung l. !s Mannes war auch Gambetta unbequem, als Freycinet Minister geworden war. Er fürchtete, durch den letzteren v^ dunkelt zu werden und benutzte das milde Ver halten Fr ecinets gegen die geistlichen Orden, um den ge fürchteten Nebenbuhler zu stürzen. Als Finanzminister für das Ministerium Freycinet wird mit einem gewissen Empreffement Leon Say, der gegen wärtige Senatspräsident, genannt. Nächst dem Minister präsidenten und neben demselben ist ja gegenwärtig der Finanzminister eine ganz besonders wichtige Persönlichkeit. Auch Leon Say ist schon Minister gewesen. Er gehörte ehemals ' '' obersten Verwaltung des Rothsclnldschen 0I,->- inin äe l«>- llu an und gilt in aller Welt wohl mit Recht als der Vertrauensmann des Hauses Illothschild. In seinen wirtschaftlichen Auffassungen huldigt er in wesentli chen Beziehungen ganz entgegengesetzten Auffassungen wie Freycinet. Er ist ein ausgesprochener Gegner des Staats- cisenbahnsystemes und hat dasselbe noch kürzlich in einer französischen Zeitschrift bekämpft. Als er Finanzminister war, wurde von französischen Finanzblättern mitgetheilt, daß er beispielsweise einmal, als die Lage der Pariser Börse eine schwierige geworden war, Schatzbons im Betrage einer größern Anzahl von Millionen kreirt habe, „um damit die Reports an der Börse zu erleichtern", was also soviel bedeutet, wie Staatshilfe für die Börse. Es hat also sei nen guten Grund, wenn heute in den verschiedensten Bör senberichten zu lesen ist, ein „mächtiger Einfluß" sei dafür thätig, daß Leon Say das Finanzministerium übernehme und wenn es in diesen Börsennachrichten als der dringend ste Wunsch der französischen Finanzwelt geschildert wird, daß der genannte Staatsmann diese Stellung wirklich und bald antrete. Von seiten derFinanzwelt wird wohl nicht ohne Grund gehofft, daß Herr Leon Say mehr als andere Finanzmini ster geneigt sein werde, der gegenwärtig in schlimmster Lage befindlichen Börse in noch umsangreicherer Weise als bisher zu Hilfe zu kommen, und die Börsenberichte sprechen diesen Wunsch und diese Hoffnung auch aus. Es wird zunächst wohl auf die Frage ankommen, wie weit Freycinet und Leon Say in ihren Auffassungen über diese und andere finanz- und staatswirthschaftlichs Dinge auseinandergehen.« Bon vorne herein ist zu vermuthen, daß beide Staatsmänner in ihren wirthschaftspolitischen Grund anschauungen auf sehr verschiedenen Standpunkten stehen. Was den Präsidenten Grevy betrifft, so dürfte er mit seinen Sympathien näher zu Freycinet als zu Say stehen. Beide Erstgenannte haben in ihrem Charakter manches mit einander gemein. Als Gambetta ehemals den damaligen Minister von Freycinet zu stürzen suchte, weil er nicht ge fügig genug in der Hand Gambettas war und ein Rivale für letzteren zu werden drohte, da suchte Grevy so lange wie möglich Freycinet zu halten, indem er sich bezüglich der Politik gegenüber den geistlichen Orden offen auf die Seite von Freycinets stellte. Gambetta hat jedoch damals bekannt lich den Rücktritt des Ministeriums von Freycinet durchge setzt, wobei ihm u. a. auch sein Einfluß in der Presse sehr behilflich war, in welcher er einen Heidenlärm über die von Freycinet beabsichtigte milde Praxis in der Ordenangelegen heit schlagen ließ. Ein Ministerium von Freycinet würde, nach allen«, was man wissen kann, auch in der Mlhelmstraße keine Besorg nisse erregen. Der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Ho henlohe, steht bekanntlich durch seine Frau in einem, wenn auch etwas entfernter« Verwandtschaftsverhältniß zu Herrn v. Freycinet, was den diplomatischen Beziehungen zwischen hier und Paris ja nur förderlich sein kann. Auch weiß man von Herrn v. Freycinet, daß er ein verständiger und, bei aller Energie, klug gemäßigter Politiker ist, von welchen« man sich keiner frevelhaften Störung des europäischen Frie- dens zu versehen hätte, falls sein Ministerium zu stände kommt. Immerhin würde seine Aufgabe eine recht schwie rige sein, i«nd die gegenwärtigen Börsenkalamitäten tragen ja ebenfalls ihr Theil dazu bei, die Lage zu erschweren. Deutschland. Es ist wieder einmal sehr angezeigt, den Stimmungen in Rußland gespannte Aufmerksamkeit zuzuwenden, denn immer deutlicher tritt der Gegensatz zwischen der officiellen und der officiösen Politik in Petersburg zu Tage, und bisweilen ist sogar ein Regierungsblatt aufrichtig oder unvorsichtig genug, der officiösen Politik seinen Bei stand zu.leihen. So hat der „Regierungsbote" von« 25. d. in einer Rundschau über das verflossene Jahr sich die Be merkung entschlüpfen lassen, Rußland sei allen seinen Ver bindlichkeiten pünktlich nachgekommen und alle durch die ori entalische Krisis geschaffenen Fragen seien gemeinsam durch die Großmächte erledigt; in diesem Jahre also könne Ruß land frei und unbeengt handeln, es habe keine Verpflichtungen «nehr. Das klingt fast so, als ob Rußland in Folge seiner vereinzelten uneingeschränkten Stellung recht thatenlustig ge worden und gesonnen sei, 1882 wieder stark in Orient-Politik zu machen. Sehr beachtenswerth sind ferner die Worte, die General Skobelew am 24. Januar auf dem Achal-Teke-Gäst- male gesprochen hat; sie lauten an der Schlußstelle wie folgt: „Unsere Zeit ist die Zeit des Blutes und des Eisens. Um omehr ist es zu bedauern, daß unsere Jugend Utopien nach- agt, anstatt ihr ganzes Sein der Entwickelung der vater ländischen Kraft zu widmen. In dieser Epoche des Eisens muß ein jedes Volk gegen das andere mißtrauisch sein und sich freuen, wenn ein fremder Staatsmann Fehler begeht. Europa nimmt es übel, wenn sich der Russe als Russe fühlt und Sympathie für die slavischen Brüder zeigt! Slaven kämpfen in diesem Augenblicke für ihre Freiheit, mein Herz zuckt krampfhaft zusammen— ich kann nicht weitersprechen!" — „Wenn es wahr wäre," bemerkt dazu der Petersburger Corrcspondent der Kölnischen Zeitung, was der „Regierungs bote" über die Actionsfähigkeit Rußlands fabelt, so könnte man in Wien das „0»v--gnt eunsuws" nicht laut genug er schallen lassen. Man erinnere sich, daß Tschernajew wieder zu Gnaden uud Ehren gekommen ist und daß man mit der Absicht umgeht, den einst so verpönten Katkow zum Mitglieds des Reichsraths zu ernennen." Berlin. Der Bundesrath berieth heute einen Antrag Sachsens, dein 8 153 des Strafgesetzbuches folgende Fassung zu geben: „Wer von einer zur Abnahme von Eidenzuständigen Behörde einen Eid wissentlich falsch schwört, wird mit Zucht haus bis zu 10 Jahre,« bestraft." Der Antrag wurde an den Justizausschuß verwiesen. Oesterreich. Wien, 31. Januar. Offiziell wird berichtet: Gene ral Ezveibt führte am 26. Januar Abends mit zwei In-