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98 Sächsische und SrUiche Angelegenheiten t ist nach Hauptverhandlung 3. Strafkammer des König lichen Landgerichts Zwickan, am 27. Januar 1882. Am Abende des 7. August v. I. hat der Fabrikarbeiter Bernhard Noll in Niederschlema das Dienstmädchen Selma Hofmann im Grünert'schen Gasthofe daselbst mit einem Stocke derart in's Kreuz gestoßen, daß dieselbe die steinernen Stufen herabgestürzt ist und Berletzungen am Auge und Knie davon getragen hat. Noll wurde deshalb wegen vorsätzlicher Kör perverletzung angeklagt und am 27. September v. I. von dem König!. Schöffengerichte Schneeberg wegen dieses Ver gehens zu zwei Monaten Gefängnißstrafe verurtheilt. An geklagter erhob gegen das Urtheil des Schöffengerichts Be rufung, welche in zweiter Instanz verworfen wurde. und Geyer geeinigt hätten, gemeinschaftlich für eine Eisen bahnverbindung „Annaberg-Geyer-Elterlein-Zwönitz" mit Flügelbahn „Elterlein-Schwarzenberg" einzutreten. Hierzu ist zu constatiren, daß ein Eisenbahncomitee in Schwarzen berg überhaupt nicht besteht, daß aber von der städtischen Vertretung daselbst, an eine Petition der Gemeinde Schlettau anschließend, um Herstellung einer Verbindungsbahn von Schwarzenberg nach Annaberg über Scheibenberg und Schlettau, fei es mit der Einmündung in Cranzahl oder in Annaberg, bei der Königlichen Staatsregierung und Stände versammlung im vorigen Monate petirt worden ist, dieser Petition die Industriellen des Pöhlaer und Raschauer Grun des Anfang lauf. Mon. sich angeschlossen haben und von den Städten Annaberg, Schwarzenberg und Schlettau we gen dieser Bahnlinie eine Deputation nach Dresden abge ordnet worden ist. Seitdem ist, wenigstens von der städti schen Vertretung zu Schwarzenberg, eine andere Stellung zu dieser Eisenbahnfrage nicht genommen worden. — Sei ten des hiesigen Stadtraths werden die Vorarbeiten für Einführungder Gasbeleuchtung kräftig gefördert, indem die Behörden, Haus- und Fabrikbesitzer etc. zur Betheiligung und Angabe der etwaigen Flammenzahl aufgefordert sind. Möchte es gelingen, dieses Unternehmen durch rege Betheili gung der Aufgeforderten gesichert zu sehen. Tagesordnung der Königlichen Kreishauptmann- schaft Zwickau, Sonnabend, den 4. Februar d. I. 1., Ver dung des Erlöses aus dem Verkaufe städtischer Grundstücke zu Abstoßung eines Theiles der Rathhausbauschuld in Len genfeld. 2., Recurs des Bürgermeisters Nebel in Trenen Der Doctor „Der Nam „Er nannt« „Das ist st ugen richteten st ist der Schlüssel > glauben — Sie' bin, daß die Kla, Zeit gegen mich < Unter Stö! bekka'S Armen, sammentreffen mi „So viel r hörte er unter rige hat er ande er Aufforderunc usammen zu tre rhalten. Ich bi les sagen, was § „Um des < den Sie ihn wie „Ich werd Dann endlich w „Ich glau weiß nichts, aus als je einer Fr« Athemzugr den Mächtig e „Stille! also, welche sich Sohn des Genei „>za j< sah sein Antlitz „Seien S Gatte?" „In den ein Jude, eine ihm von meiner Blendwerk einer Und dann, als herzustellen, wa „Doctor < „Ist das „Ja. Jc zieh ihr bei seü Ich wußte um Hammerton brc vis man ihr d nächsten Tag I St. Katharine.' 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Missiß!" rief Rebecca. Frau Arnault j streckte abwehrend beide Hände gegen Doctor Gower aus. „Wagen Sie es nicht, mich anzuklagen," murmelte sie schwach, „auch nicht mit einem Blicke! Habe ich Ihnen nicht immer und immer wieder eine Auswechselung angeboten? War ich nicht immer bereit, Ihnen Ihr Kind zu geben für das meine?" ' Doctor Gower ging gerade zu zu dem großen schönen Mädchen, welches an dem Sopha stand. Er öffnete seine Arme und streckte sie ihr langsam entgegen. Ein Blick voll unaussprechlicher Zärtlichkeit schmolz die strengen Linien von seinem strengen Antlitz hinweg. „Herzchen!" rief er in derselben schmeichelnden Stimme, Ivie er vor siebenzehn Jahren in dem Hause zu Beverly sein Kind gerufen — „Herzchen, mein Engelskind!" Sie warf ihr Haupt zurück, ein lebhaftes Roth über flog ihr Antlitz, und ihre Lippen öffneten sich. So stand sie einen Augenblick, zitternd und mit leuchtenden Blicken. „Herzchen I" rief er wieder, „komm zu mir — Deinem Vater!" und mit einem Aufschrei warf sie sich jetzt an seine Brust. Adah Arnault lag da, bleich und still, eine stumme Zeugin des Wiedersindens. Plötzlich aber schrie sie laut: Und meine Tochter? Wo ist sie?" Doctor Gower ließ seinen neugefundenen Schatz los und schritt gegen das Sopha vor, während Barneck, sprachlos vor Erstauen, im Hintergründe stand. „Madame, sagte Philipp Gower, „ich weiß heute nicht mehr über Ihre Tochter, als damals, als Sie mich zuerst fragten in Hannah Duff's Hause zu Beverly." Sie stützte sich auf ihren Arm, nach Worten ringend. Rebekka beeilte sich, sie zu unterstützen. „Wir haben einen Mann gesehen," rief sie, „der uns ägte, Frau Duff habe das Kind an dem Ufer, das Sie nannten, ausgesetzt, damit es ertrinke, aber es sei gerettet worden, lebe und befinde sich wohl. Aber wie konnten wir chm glauben, da er sich selbst einen Freund dieser Guilten- Brut nannte — des alten Generals, der meine Herrin des Mordes beschuldigte, — und des Weibes Burr, die ihr einst schrieb, sie würde, wenn sie könnte, sie und ihr Kind Glied für Glied in Stücke reißen." Schneeberg, den 28. Januar 1882. Schwarzenberg. In Nr. 20 dieses Blattes unter „Annaberg" zu lesen, daß sich dem Vernehmen die bisher feindlichen Eisenbahncomitees von Schwarzenberg . wegen Entziehung der Erlaubniß zu Betreibung der Praxis ' als Rechtsanwalt. 3., Recurs des Fabrikant Arnold Schu ster in Markneukirchen gegen seine Abschätzung zu den Com- munanlagen daselbst. 4., Recurse der Firma Zeiner und Schumann, Hermann Geißlers, des Rentier Heinrich Kür zel, des Fabrikbesitzer Otto Grimm, der Handlungscommis Franz Oswald Röhr, Magnus Pietzsch und Otto Norbinsky, des Schneider Carl Friedrich Mehlhorn und des Zimmer meister Bruno Polster in Crimmitschau gegen ihre Abschä tzung zu den dortigen Communanlagen. 5., Die Ablehnung der Wahl zum Rathsmitgliede Seiten des Jnstrumentenhänd- ler Wilhelm Weller in Markneukirchen. 6., Beschwerde des Viehhändler Carl Beruh. Preiß in Chemnitz wegen dercom- munlichen Besteuerung seines Gewerbebetriebes in Meerane als Wanderlager. 7., Differenzen zwischen den Ortsarmen verbänden von: n. Olbernhau und Marienberg wegen Un terstützung der ledigen Amalie Wilhelmine Fischer inAlbern- hau. b., Hartmannsdorf und Mittelfrohna wegen Unter stützung der verw. Bauer in Hartmannsdorf, c., Chemnitz und Ernstthal wegen Restitution des Unterstützungsaufwan des für die verw. Meier in Chemnitz. «1., Sorga mit Hin terhain und Stadt Auerbach wegen Unterstützung der verw. Badstübner. Wehlen. Ein Original, wie seines Gleichen wohl elten zu finden sein wird, lebte hier seit vielen Jahren in einem Zustande der Verthierung. Auf behördliche Veran- assung wurde seine Uebersiedelung nach dem Carolahause in Dresden bewerkstelligt. Leider kam der Transporteur trotz aller angewendeten Sorgfalt todt an. Wehner, im Volks munde „Stock-Wehner" genannt, war sein Name. Er hat eine körperliche Reinigung selten oder gar nicht vorgenom men, daher war sein Anblick der eines verwilderten Men- chen: struppiger, langer Bart und starriges Haar, seine Interthanen, vom Knie bis zur Fußsohle mit unaussprech lichen Lumpen und Stricken umwickelt, glichen mehr Ele- phantenfüßen, ein Gegenstand des Humors oder Neckerei eider des öfteren für die Dorfjugend, die dafür nicht selten büßen mußte. Und was fand sich bei diesem Manne, den man seinem Aussehen nach für den Aermsten der Bettler -alten mußte, nach seiner unfreiwilligen sEntfernung aus der Höhle? denn anders läßt sich wohl das halbverfallene, einer Bude gleichende Häuschen nicht nennen. Nicht weni ger als 4 Sparkassenbücher im Betrage von 3770 Mark, von denen seit einem Jahrzehnt die Zinsen nicht erhoben worden sind, über 220 Mark baares Geld, sowie gegen 150 Mark verfallene Münze», die nach den einzelnen Sorten orgfältig in Säckchen verpackt waren, ziemlich gut erhal- ene Betten nebst Bettstellen und dito Leibwäsche in einer kommode. Ein willkommenes Erbe für die hinterlassenen Söhne seines verstorbenen Bruders. Freiberg. Im Pcoceß gegen den vormaligen Be triebsdirector Wengler und Kunststeiger Schmidt haben de ren Rechtsanwälte, Täschner und Müller, vollständige Frei- - pcechung beantragt und sich hauptsächlich auf die für die Angeklagten nicht ungünstig lautenden Gutachten der Sach verständigen gestützt. Sie sagen, daß wenn bei einem Un- ' Mck wie hier der Zufall eine große Nolle spiele, die Cau- älität fehle und eine juristische Verantwortlichkeit nicht vor- -anden sei. Bezüglich Wengler's giebt Rechtsanwalt Täsch- Leiden des sterbenden Garfield" zu einer Sensationsunter haltung gemacht habe, noch berechtigt sei, den Mann aufzu knüpfen. London, 26. Jan. Nachdem London in den letzten vierzehn Tagen tagtäglich von Nebeln größerer oder gerin gerer Dichtigkeit heimgesucht worden, jballte sich gestern Abend ein solcher plötzlich zu einer schwarzen Lawine zu sammen und stürzte auf die Stadt nieder. Bei der dadurch hervorgebrachteil vollständigen Dunkelheit stieß an der Sta tion Hornsey auf der großen Nordbahn ein nach Barnet bestimmter Zug auf einen andern, der des starken Nebels halber stehen geblieben war, zertrümmerte den hintersten Wagen dritter Classe, tödtete einen Arbeiter und ein Mädchen und brachte zwanzig anderen Personen erhebliche Ver letzungen bei. Die Verwirrung war unbeschreiblich und es dauerte lange, ehe die Todten und Verwundeten aus dem Trümmerhaufen des zerschmetterten Wagens hervorgezogen werden konnten; denn der Nebel trotzte jedem Licht. Es war in der That so dicht, daß der Lokomotivführer nicht mehr den Schornstein seiner eigenen Maschine sehen konnte. Feu illet o n. Das Muttermal. Roman aus dem Englischen. Deutsch von Xaxoer Riedel. (48. Fortsetzung.) 28. Endlich Angesicht gegen Angesicht! Die Frau athmete tief und schwer, der Mann war ruhig und bleich. Im näch sten Moment fiel sie wieder auf das Sopha zurück. „Philipp Gower," stammelte sie, „wie kommen Sie hier her?" „Ich wurde gerufen, Ihnen zu helfen," antwortete er. „Gott selbst muß mich geführt haben; und so fanden wir uns wieder." die Freiheit der Wahlen zu beeinträchtigen." Der Erlaß wendet sich ausdrücklich an die Art der Beamten, außerhalb der eigenen Wahl thätig zu sein, und unterscheidet da f zwischen zwei Categorieen der Beamten, den politischen und den unpolitischen. Beiden soll die Freiheit, zu wählen, wie sie wollen, gar nicht beschränkt werden. Aber von den po litischen Beamten spricht Sr. Maj. die Meinung aus, daß ihr Eid der Treue sie verpflichet: „die Politik Meiner Ne gierung zu vertreten," nachdem vorher gesagt ist in Bezug auf die Minister, daß „gegen Zweifel, Verdunkelung und Entstellung die Vertretung der i königlichen Rechte erwartet wird." Ich verstehe darunter, daß ein politischer Beamter bei aller Freiheit der Wahl, wenn er z. B. fortschrittlich wählen wollte, doch der Verpflichtung nicht überhoben wäre, Lügen, was ich vorhin „politische Brunnenvergiftung' nannte, zu widerlegen nach seinem besten Gewissen; und wenn es ein Mann von Ehre ist und von Gewissen, so wird er das wahrscheinlich thun und sagen: ich gehöre nicht zu der Partei der Regierung, ich bin gegen sie, aber das ist nicht wahr, das ist eine Uebertreibung. Ist das zu viel? Sollten sie sich der Lüge mitschuldig machen, indem sie dazu schweigen, wenn sie es bester wissen? Und von den unpo litischen Beamten verlangt eigentlich Sr. Majestät nichts. Der Erlaß erwartet, daß sie sich der Agitation, feindlichen oder nicht, aber der Agitation gegen die Negierung des Königs auch bei den. Wahlen enthalten werden. Meine Herren, das ist eine Forderung, ich möchte sagen des An standes. Der Erlaß schreibt ja nichts vor, er befiehlt nicht, er droht nicht, er stellt keine Nachtheile in Aussicht, er sagt bloS, welche Tragweite der König, dem sie geschworen haben, dem Eide beilegt, er bringt diesen Eid in Erinnerung und überläßt es nun dem Tacte und Gewissen des betheiligten Beamten, seinen Weg danach zu finden. Oesterreich. Lemberg, 27. Januar. Hausdurchsuchungen, welche hier gestern bei mehreren Personen vorgenommen wurden, lieferten den Behörden zahlreiche Beweisstücke für die Ver bindung der Lemberger Sozialisten mit ausländischen Lei tern der Internationale in die Hände. Mehrere Personen wurden verhaftet und eine große Anzahl , Briefschaften saifirt. Frankreich. Paris, 28. Januar, Mittags. De Freycinet hat nunmehr den Auftrag übernommen, ein neues Kabinet zu bilden. Es heißt, Ferry würde das Unterrichtsministerium wieder übernehnien, und mit Leon Say würden wegen Ue- bernahme des Finanzministeriums Unterhandlungen ange knüpft. Man hofft auf deren Erfola. Rußland. Petersburg, 28. Januar. Das „Journal de St Petersburg" schreibt': Das erste Ministerium Gambetta ist nunmehr vom Schauplatze abgetreten. Die Kammer von Paris sah vollständig die Konsequenzen voraus. Die Schwie rigkeit der Situation bestehe nicht darin, ein neues Kabi net zu bilden, sondern darin, daß Gambetta wieder an die Spitze der Opposition treten könnte, gegen welche jedes Ministerium ohnmächtig sei. Gambetta verlor zwar das Prestige, aber er könne wieder zur Geltung kommen, wenn er bei seinem gegenwärtigen Mißgeschick Lehren aus der Haltung ziehen und dieselben zu benutzen verstehen werde. Deshalb, bemerkt das Journal, sagten wir, das erste Mi nisterium Gambetta ist vom Schauplatz abgetreten. Die letzte Krise zeige, daß, wenn man auch die weitgehendsten Aspirationen erfüllen will, man sich damit weder des Ver trauens der Radikalen, noch der Unterstützung derjenigen Interessen versichert, welche man angeblich 'durch die Kon zession befestigen will. Angesichts dieser Agitationen des doktrinären Parlamentarismus empfindet man ein Gefühl der Ruhe und der Erholung, wenn! man die jüngste maß volle Rede Bismarck's ließt. England London, 26. Jan. Ein Seufzer der Erleichterung vb der Berurtheilung des Präsidentenmörders Guiteau geht durch die englische Presse; hoffentlich ist man den Alpdruck dieses Protestes für immer los. Hier noch ein Wort über das amerikanische Gerichtsverfahren, welches eine solche Poste ermöglichte. Zunächst lag die Schuld am Vorsitzenden des Gerichtshofes; Herr Cox ist ein guter Rechtsgelehrter und wäre am besten Professor der Jurisprudenz an einer Universität, aber für einen Präsidenten fehlen ihm Muth und Energie. Daß er von Anbeginn des Procestes nicht den Befehl gab, Guiteau zeitweilig den Mund zu schließen, mag ihm verziehen werden; ist doch das amerikanische Recht nicht ganz darüber einig, ob der Angeklagte seinen Anspruch, beim Proceste zugegen zu sein und zu sprechen, durch Miß- verhalten einbüßen kann. Wünschenswerth wäre es schon, denn sonst würde ein Mann mit unverwüstlichen Lungen den Proceß völlig unmöglich machen. Aber an sonstigen > Strafmitteln fehlte es dem Präsidenten doch nicht. Hätte er den Mörder gleich zu Anfang mehrere Mal gehörig zu rechtgewiesen, ihn auf Master und Brot gesetzt; hätte er den Zuhöierraum, wo der Abschaum der Bevölkerung die Witze Guiteaus belächelte und offen beklatschte, leeren lasten, so wäre Guiteau schon die Lust an seinen Spässen vergangen. Aber die Straflosigkeit spornte diesen immer mehr an, sich in jenen Geruch zu bringen, nach dem er verlangte, eine Sucht, welche das einzig Wahre an seinem angeblichen Wahnsinne ist. Er war sich bewußt, daß 50 Millionen Augen täglich auf ihn gerichtet waren. Im Kerker durfte > er geradezu einen Neujahrsempfang veranstalten und den Besuch von vierzig bis fünfzig Personen entgegennehmen; ferner eine Unmasse von Gesuchen um sein Autograph be- ' antworten. Im Gerichtssaale beschwerte er sich über die Gefängnißkvst, die einem Manne von seiner Stellung gege ben würde; sprach sich wohlwollend gegen Zeugen aus, die feine Intelligenz hervorhoben, obschon sie dadurch seine Ver- urtheilung beförderten; er erfreute sich an den zustimmenden Blicken des Negerpublikums und sah sich schon mit „Wilkes Booth", dem Mörder Lincolns, auf einen« Piedestale, ob- i schon ihm der Staatsanwalt bemerkte, daß Booth im Ver gleich zu ihm ein Patriot sei. Hoffentlich wird die ameri kanische Justiz sich diesen Proceß zum Anlaß einer gründ lichen Aenderung ihres Gerichtsverfahrens nehmen, daß für alle Parteien ebenso entehrend ist, wie das Betragen des Proceßpublikums. Mit Recht fragt heute die Times, ob ^ine Ration, welche den Proceß zu einer Poste und das ner auch noch zu gedenken, daß sein Wirkungskreis ein so großer gewesen sei, daß er sich nicht habe um alles Ein zelne kümmern können; wenn er schroff gewesen sei (wie fast alle Zeugen betonten), so sei das begreiflich, da er ei ner Belegschaft von 2000 Mann vorgestanden habe. Das. Erkenntniß wird am Montag publicirt und man ist in Frei berg, wie überhaupt in allen Bergwerksorten, in höchster Spannung darauf, wie es lauten wird. Leipzig. Dem Universitätssängerverein-der Pauli- ner wurde an« Freitag im Namen der Stadt Zwickau, wo selbst der genannte Verein vergangenen Sommer mit gro ßem Erfolg zwei Concerte gab, ein sehr werthvolles Ge schenk überreicht, ein seidenes Bandelier, welches geziert ist mit dem Stadtwappen von Zwickau und dem Pauliner- Wappen. Die Stickerei ist ebenfalls in Seide und mit sel tener Accurateffe ausgeführt. Leipzig, 27. Jan. Bei einer gestern hier stattgefun denen Nachlaßauction kam unter Anderm ein großer Schrank zur Versteigerung, den ein hiesiger Meubleur käuflich erwarb. Als er denselben des bessern Transports wegen auseinander schlagen ließ, entfielen demselben zur nicht geringen Ver wunderung aus einem in der Rückwand verborgen gewesenen Fache eine Anzahl Werthpapiere, die einen Nationalwerth von nahezu 6000 M. repräsentirten. Der Schrank gehörte zum Nachlasse des, wie sich unsere Leser erinnern werden, s. Z. in der Großen Fleischergaste ermordeten Frl. Kreußlsr. Die vorgefundenen Werthpapiere wurden schon damals aus dem Nachlasse vermißt und sind nun auf so wunderbare Weise zum Vorschein gekommen. Dresden, 28. Januar. Se. Maj. der König begiebt ich morgen, Sonntag, den 29. d. M., Abends 6 Uhr 10 Min., nach Leipzig und wird daselbst bis Donnerstag, den 2. Februar, verweilen.