Volltext Seite (XML)
Tag eine Sitzung brachte. In jeder dieser Sitzungen standen wichtige BerathungSgeaenstände auf der Tagesordnung, na mentlich am 9. und 10. Jan., wo über die Interpellation des Abg. Hertling wegen der Fürsorge für das Wohl der arbeitenden Klaffen in der würdigsten und eingehendsten Weise debattirt wurde. Da aber alle Sitzungen in der verflossenen Woche hochinteressant waren, so haben wir den Hauptinhalt derselben bereits möglichst ausführlich in Nr. 9 bis 11 unseres Blattes mitaetheilt. — In der verflossenen Woche beschäftigten sich die großen Blätter des Reiches immer noch sehr eingehend mit dem Erlaß des Kaisers als König von Preußen vom 4. Jan., betreffend die Stellung des Monarchen zu den Regierungsakten und die Stellung der Beamten zu der Regierungspolitik. — Außerdem brachte für Preußen der 14. Jan. die feierliche Eröffnung des Landtags durch den Minister v. Puttkammer. Dieser Feier lichkeit wohnten etwa 150 und zwar überwiegend Herren hausmitglieder bei. Die Vorlesung der Thronrede durch v. Puttkamer wurde ganz lautlos, also ohne jede Beifallsbe zeugung angehört. Oesterreich-Ungarn. Der Aufstand in Süddalma tien, der beruhigt und beseitigt zu sein schien, da seit Wochen in den österreichischen Zeitungen nichts darüber verlautete, scheint, anstatt zur Ruhe gebracht zu sein, in den jüngsten Tagen zu wachsen, da die neuesten Nachrichten melden, daß zur Bekämpfung des Aufstandes in Süddal matien 6 bis 7 tausend Monn auf dem Marsch dorthin be griffen sind, und daß auch noch eine Staffel von gleicher Stärke vorbereitet wird, welche im Bedarfsfalls unverzüglich nachrücken kann. — Aus Ungarn kommt die Nachricht, daß die Schmölnitzer reichen Schwefelgruben in Brand gerathen sind. Die Arbeiten mußten wegen der mächtig ausströnienden Schwcfeldünste eingestellt werden. Die Gefahr ist sehr groß. Wenn der Brand nicht bald ge löscht wird, sind viele Millionen von Werthen gefährdet und tausend Arbeiter werden brodlos. In der Türkei kann es eben keine andern als türkische Zustände und echt türkische Wirthschaft geben. Hier wieder einmal ein laut sprechender Beweis für diese Behauptung. Konstantinopel mit seiner vollen Million Einwohner leidet schon seit längerer Zeit an empfindlichem Wassermangel. In Pera fand man vor einigen Tagen keinen Tropfen trinkbaren Wassers, und man bezahlt dort sowohl als in Galata ganz unerhörte Preise für Trink wasser, trotzdem Konstantinopel weder an Quellen noch an Aquädukten und Reservoirs Mangel hat. Die Ursachen dieser Noth sind in dem erbärmlichen Zustande der Wasserleitungen zu suchen. In Folge dessen hat der Sultan angeordnet, daß von entfernten Quellen Wasser nach der Hauptstadt geleitet werde, und daß an mehreren Orten am Bosporus und am Goldenen Horn täglich nnentgeldliche Vertheilungen von Wasser stattfinden. Außerdem wurde eine Kommission damit betraut, die verschiedenen Aquädukte sofort reinigen und wieder Herstellen zu lassen. In Aegypten haben der englische und französische Generalconsul in Kairo eine gemeinschaftliche Note überreicht, in welcher erklärt wird, daß Frankreich und England, welche den Khedive auf den Thron erhobest hätten, entschlossen seien, die Autorität desselben wider jede Unordnung zu schützen und aufrecht zu erhalten. Diese Nole ist nicht blos gegen Störungen der inneren Ruhe, sondern hauptsächlich gegen irgendwelche weitere Einmischung der Pforte in egyp- tische Angelegenheiten gerichtet. Der Khedive hat nach Ueberreichung der Note den beiden Generalconsuln für die von deren Regierungen sowohl für seine Person, wie für die Wohlfahrt des Landes an den Tag gelegte Sorgfalt seinen wärmsten Dank ausgesprochen. Aus Rusilanv, in Ermangelung anderer wichtigerer Nachrichten, auch ein Bild von russischen Zuständen. Die „Franks. Ztg." meldet nämlich: Zur Unterdrückung der Judenkrawalle in Neschin, Gouvernement Tschernigow, waren Husaren abgesandt. Es stellte sich heraus, daß die Husaren selbst die reichen Israeliten überfallen und ihre Häuser geplündert haben. Die Husaren wurden dem Kriegsgericht übergeben, wo ihre Schuld erwiesen wurde. In Frankreich wurden am 10. Jan. die beiden Kammern eröffnet, doch, wohl zu merken, ohne eine Bot schaft des ruhigen und höchst bedächtigen Präsidenten der Republik Grevy, der sich Gambetta gegenüber entschieden weigerte, zur Eröffnung der Kammer eine feierliche Bot schaft zu erlassen, in der, nach Gambettas Verlangen, seine Uebereinstimmung mit der innern Politik Gambetta's be tont werden sollte. Der Eröffnung der Kammer ging am Vormittag des 10. Jan. eine längere Sitzung des Minister- rathes voraus, in der der Gesetzentwurf über Veränderungen der Verfassung berathen wurde. Dieser Entwurf verlangt Abänderung des Wahlverfahrens für die Senatoren auf Lebenszeit, Erweiterung der Zahl der Wähler, Beschränkung der Zuständigkeit des Senats in Budgetsachen und Auf nahme der Listenabstimmung in die Verfassung. Die Re gierung will dem Vernehmen nach diesen letzten Gesetzent wurf zunächst allein den Kammern vorlegen, und zwar aus dem Grunde, weil Gambetta, falls derselbe verworfen wird, zurückzutreten beschlossen habe und dann die übrigen Vor lagen des jetzigen Cabinets überflüssig seien. Der Minister- rath beschloß ferner, daß das Ministerium keine Erklärung geben werde. Ob Gambetta allenthalben die Majorität in beiden Kammern für sich erreichen werde, ist zur Zeit sehr fraglich, denn er stößt jetzt schon bei jedem Schritt, den er thut, auf große Hindernisse. — Die Ersatzwahleit zum Senat haben Sonntags, den 8. Jan. durch ganz Frankreich statt gefunden. Das vollständige Ergebniß der Senatswahlen ist: 64 Republikaner und 15 Conservative. Die Republi kaner gewannen 27 Sitze. Der Senat (erste Kammer) - zählt also fortan 207 Republikaner und 93 Conservative. Wenn nun Gambetta nach dem günstigen Ausfall der Senats wahlen mit staatsmännischer Mäßigung und Einsicht vorwärts ging und den Verhältnissen ruhig Rechnung trüge, würd e seine Stellung eine ziemlich vortheilhafte sein. Doch es ist zu fürchten, daß ihn sein leidenschaftliches Temperament zu Mißgriffen fortreißt, die ihm verderblich werden. — Der Ertrag der Steuern und indirecten Einkünfte iin Jahre 1881 > übersteigt in Frankreich den Budgetvoranschlag um 217 ; Mill. Francs. — Ein Londoner Blatt, die Saint James Gazette" schreibt, sie habe Nachrichten von Wichtigkeit aus - 50 - Tunis empfangen, wonach daselbst eine HungerSnoth be fürchtet werde, weil vielfach in Folge der Unruhen die Landbebauung unterblieben sei. Sobald Nahrungsmangel im Innern des Landes fühlbar würde, werde ein heftigerer Ausbruch der Unruhen erwartet. In Italic« verlangt plötzlich das ministerielle Blatt .Diritto" die größte Beschleunigung der Befestigung Roms zur Verhütung eines jeden Handstreichs. Diese Be fürchtung vor einem „Handstreich" dürfte wohl ein vergeb licher sein. Von woher soll er kommen? 'Deutschland. Berlin, 14. Jan. Die Thronrede zur Eröffnung des Preußischen Landtages constatirt eine weitere Besserung der Finanzlage, erwähnt 29 Millionen Ueberschüsse namentlich aus verstaatlichten Bahnen und erwartet weitere Steigerung derselben Mehrerträge aus Reichssteuern. Ungeachtet der Mehrausgaben ist das Budget günstiger als in den letzten drei Jahren. Eine mäßige Anleihe werde zu productiven Zwecken vorgeschlagen werden. Angekündigt werden Vor lagen, betreffend die Lage Hinterbliebener aus der Pensio- nirung von Staatsbeamten. Eine Aufbesserung der Beam tengehalte sei in diesem Etatsjahre noch unmöglich, werde aber hoffentlich durch weitere Ausbildung indirecter Reichs steuern ermöglicht. Die Rede kündigt ferner ein Verwen dungsgesetz an, wobei die Herabminderung der directen Steuern und Kommunalabgaben, Beseitigung des Schulgel des in Volksschulen beabsichtigt. Fernerer Steuererlaß wird vorgeschlagen. Die Rede erwähnt die beabsichtigten Etsen- bahnverstaatlichungen und die Herstellung neuer langersehnter Schienenwege. Die Gesetzentwürfe betreffend Bürgschaft für wirthschaftlichen finanziellen Erfolg des Staatsbahnsystems werden wieder vorgelegt. Die Regierung hofft auf Anfang des Baues des Rheinweserelbkanals. Die Rede drückt Be friedigung aus über die wiederhergestellte geordnete Ver waltung mehrerer Bisthümer. Das Gesetz vom 14. Juli 1880 werde wieder in Kraft gesetzt und in wichtigen Punk ten erweitert werden. Freundliche Beziehungen zu dem Papst ermöglichen die Wiederanknüpfung diplomatischen Ver kehrs. Die Rede kündigt auch Entwürfe an zu der Kreis- Provinzialordnung für Hannover. Ueber die nihilistische Propaganda in Rußland ent hält die „Nordd. Allg. Ztg." einen interessanten Bericht, dem wir Folgendes entnehmen: „Die Nihilisten stoßen zur Zeit in Rußland auf größere Schwierigkeiten, als ehedem. Die Korrespondenten nihilistischer Brandblätter aus dem In nern des Landes zeigen, daß die Agitation an das Volk nicht heran kann. Meist versteht man nicht einmal, was „Sozialismus" oder „Revolution" ist. Die Ermordung des „Zar-Befreiers" wird auf höchst verschiedene Weise gedeu tet: Einige glauben in dieser Katastrophe ein Pendant zu alten vielverrufenen Bojaren-Verschwörungen zu sehen; an dere schreiben die Ermordung des Zaren einfach den Stu denten zu. Der Ausdruck „Student" ist im russischen Volke seit den Studentenkrawallen überhaupt zum Syno nym des schlechtesten Banditenthums geworden; daher leuch tet dem russischen Bauer das gleich ein, wenn einer seiner Genoffen darauf verfällt, es habe gewiß ein „Student" eine bestimmte Frevelthat begangen. . . . Seit der Zeit des Gra fen Jgnatieff ist die russische Regierung darauf endlich zu rückgekommen, die Zügel straffer anzuziehen. Diesem Um stande ist es wesentlich zu verdanken, daß so und so viele hochgravirte Nihilisten ergriffen wurden. Aber man muß nicht annehmen, daß die Nihilistenkalrmität damit schon völlig überwunden wäre. Die Nihilisten bilden keine Ver schwörung, keine geschloffene Bande. Nihilist ist jeder in Rußland, der durch schlechtes Beispiel, abscheuliche Lehren und Mangel an sittlichen Prinzipien zu verabscheuungswüc- digen Negationen herabgesunken, und der in solchen Nega tionen seine angebliche Ueberlegenheit über diejenige Welt sieht, die an sittlichen Prinzipien festhält. Die Zerstörungs wuth ist die Lebenslust, in welcher solche Gemüther sich wohl fühle n, und es reicht ein bloßer Zufall hin, um bei Gelegenheit mehrer e zu einer Unthat zu vereinigen rc. Berlin, 14. Januar. In der ersten Sitzung des Abgeordnetenhauses gedachte der Präsident v. Köller der glücklichen Genesung der Kaiserin und des erfreulichen Be findens des Kaisers und brachte ein dre ifaches, enthusiastisch aufgenommenes Hoch! auf den Kaiser aus. Die Liste der als anwesend gemeldeten Abgeordneten ergab 259; das Haus war also beschlußfähig. Nach der Berufung der provisori. schen Mitglieder des Präsidiums und der Verloosung der Mitglieder iu die Abtheilungen wurde die Präsidentenwahl auf nächsten Montag anberaumt. — Das Herrenhaus wählte den Herzog von Ratibor zum Präsidenten und den Graf Arnim-Boitzenburg zum ersten Vizepräsidenten. Zum zwei ten Vizepräsidentenwurde in engerer Wahl Beselec mit 38 Stimmen gewählt; Graf Brühl erhielt 37 Stimmen. Nächste Sitzung Montag. Der Abg. Liebknecht und Genoffen haben einen, die Aufhebung sämmtlicher, im Deutschen Reiche bestehenden Ausnahmegesetze bezweckenden Gesetzentwurf beim Reichs tage eingebracht. Derselbe lautet in seinen 3 Paragraphen wie folgt: 8 1. Die Gesetze, betreffend den Orden der .Gesellschaft Jesu, vom 4. Juli 1872 (Reichsgesetz blatt Seite 258), — betreffend Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern, vom 4. Mai 1874 (Reichsgesetzblatt Seite 43, 44), — betreffend die gemeingefährlichen Bestre bungen der Sozialdemokratie, vom 21. Oktober 1878; fer ner den 8 130 c des deutschen Reichsstrafgesetzbuches (Kan zelparagraph), und den 8 10 des Gesetzes, betreffend die Verfassung Elsaß-LothrinzenS, vom 30. Dezember 1871 und den 8 2 des Gesetzes, betreffend die Verfassung von Elsaß-Lothringen vom 4. Juli 1879 (Diktaturparagraphen) — sind aufgehoben. 8 2. Die auf Gruud der vorstehend angeführten Gesetze und Gesetzesparaphen ergangenen Ver fügungen von Landespolizeibehörden verlieren ihre Gültig keit. 8 3. Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündigung in Kraft. Frankreich. Paris, 14. Januar. Der in der Kammer verlesene Verfassungsrevisions-Entwurf enthält folgende Hauptpunkte Erstens: Die unabsetzbaren Senatoren werden künftig von beiden getrennt von einander votirenden Kammern gewählt, nicht mehr vom Senat allein. Zweitens: Der Wahlkörper, welcher gegenwärtig die Senatoren wählt, soll auf der Basis „ein Delegirter auf die Gemeide" modifizirt werden. Drit- 1 tens: Das Prinzip des ListenskrutiniumS für die Deputir- tenwahlen wird in die Verfassung eingetragen. Viertens: Die finanziellen Befugnisse des Senates sollen abgeändert werden. Der Senat soll nicht ferner gestrichene Etatsposten wiederherstellen können, dagegen das Recht der Kontrole ha ben. Fünftens: Die öffentlichen Gebete bei der Eröffnung der Session werden abgeschaft. Gambetta knüpfte an die Verlesung des Entwurfs einige Bemerkungen und sagte, Frank reich habe durch die Wahlen sein Verlangen kundgegeben, zu einer klugen und gemäßigten Revision zu schreiten, um die öffentlichen Gewalten mit einander in Einklang zu setzen. Um diesem Wunsche nachzukommen, lege das Ministerium den Entwurf zu einer Revistion vor, welche sich nun auf die im Voraus bekannten Punkte erstrecken könne. Gambetta setzte diese Punkte auseinander und sagte: Das Listenskru- tinium sei ein Korrelat des allgemeinen Stimmrechts, wel ches die Aufrichtigkeit der Wahl und die Unabhängigkeit des Gewählten sichere. Man müsse daher diese Frage im Prin zip rasch lösen. Die Detailsfrage und die Anwendung bleibe bis nach Ablauf des Mandates der gegenwärtigen Kammer vorbehalten. (Bewegung.) Gambetta bat schließlich die Kammer, den Entwurf mit dem ernsten Bedacht zu prüfen, welchen die unterbreiteten Fragen erheischten. „ Ich habe die Ueberzeugung, daß Sie in den Bureaux die Reform von An gesicht zu Angesicht prüfen werden. Diskutiren wir dieselben und beweisen wir, daß es sich um ein vitales Interesse handelt! Ich werde die Dringlichkeit nicht beantragen. Wenn Sie das Resultat Ihrer Ueberlegungen vorlegen, werden Sie sehen, ob os angemessen erscheint, die Förmlichkeiten abzu kürzen. " Hierauf wurde die Sitzung aufgehoben. Die nächste Sitzung findet am Montag statt. Ruhland. Großfürst Konstantin Nicolajewitsch, der älteste Oheim des Czoreu Alexander M. lebt gegenwärtig in Paris. Man schreibt von dort über ihn Folgendes: In dem Theil der Gesellschaft, in welchem Großfürst Konstantin von Rußland verkehrt, macht ein Brief desselben Aufsehen, den er an den früheren Minister, seinen einstigen Erzieher, General Golo win, gerichtet. Er nimmt in demselben gewissermaßen Ab schied von ihm und betont, daß er wohl kaum noch für längere Zeit nach Rußland zurückkehren würde; Frankreich sei seine zweite Heimath. Er habe die Beziehungen zu sei nem Vaterlande abgebrochen, sein Vermögen seiner Familie überlassen und sich selbst nur eine jährliche Rente von 80,000 Rubeln sichergkstellt. Seine Stellung dem jetzigen Kaiser gegenüber sei unhaltbar gewesen, er gebe jedoch zu, daß er theilweise selbst die Schuld trage durch Fehler und Unvorsichtigkeiten, die er begangen und die ihm der Neffe mehr nachtrage als einstens der Bruder. Auch auf die nunmehrige Stellung seiner Brüder, dec Großfürsten Nico laus und Michael, kommt er in dem Briefe zu sprechen, indem er schreibt, daß die des Ersteren trotz seiner vielfa chen Würden doch gleich Null sei, und hinzufügt, wie es ihm besonders leid thun würde, wenn dies auch mit der Zeit den Letzteren — seinen Lieblingsbruder — betreffend der Fall sein solle, der doch bisher sich noch „eine Art von Einfluß" auf seinen kaiserlichen Neffen bewahrt habe. Aus der jetzigen Umgebung des Großfürsten verlautet, daß er selbst vielfach diejenigen Punkte erwähne, welche ihm in der Meinung seines kaiserliches Bruders und Neffen sowohl, als auch überhaupt in der Gesellschaft geschadet haben. In erster Linie rechnet er hierzu, daß er sich, wie er selbst zu- giebt, nachdem er in der Verwaltung des Königreichs Po len kein Glück gehabt, in einen etwas zu intimen Verkehr mit der radicalen Partei, nicht etwa mit den Nihilisten, ein gelassen, den er aber nach kurzer Zeit wieder abgebrochen; auch daß er als Präsident der Commission für die Befrei ung der Bauern in den später zwischen jenen und ihren bisherigen Gutsherren entstandenen Prozessen über das Eigenthumsrecht auf Ländereien vielleicht in zu hohem Grade die Partei der ersteren genommen. Ec gibt auch offen zu, daß in der Verwaltung der Marine Fehler vor gekommen. Die seit langer Zeit mit der größten Bestimmt heit auftretenden Gerüchte über Verbindungen mit den Ni hilisten verlacht er, ist auch überzeugt, daß in der kaiserli chen Familie und der Umgebung derselben Niemand ist, der an solche glaubt. England. Nach einer Depesche aus New-Orleans ist der Dam pfer „Oxenholm", von Liverpool kommend, mit starker Be schädigung durch Feuer dort eingelaufen. Das Feuer wurde durch Explosion einer Höllenmaschine hervorgerufen. Sol cher Höllenmaschinen wurden noch mehrere in der Ladung versteckt vorgefunden. O'Donovan Rossa will keine Kennt- niß von dem Plane gehabt haben, hält es aber für nicht unwahrscheinlich, daß Irländer den Streich ausgeübt, da sie entschlossen sind, so lange mit isolchen Höllenmaschinen zu operiren, „bis England gegen Irland Gerechtigkeit übt." Rossa will nun auch gewiß wissen, daß der „Doterel" in die Luft gesprengt ist. Die ganze Sache bedarf wohl noch näherer Untersuchung. Kürzlich boten 50 junge amerikanische Damen der Schwester Parnell's ihre Dienste an, um unter ihrer Füh rung das Werk der Frauen-Liga zn organisiren und durch zuführen. Frl. Parnell nahm das Anerbieten an, in Folge dessen die unternehmungslustigen 50 Amerikanerinnen jetzt auf der Reise nach Irland sind, wo sie nächsten Sonnabend erwartet werden. Sächsische und örtliche Angelegenheiten. Schneeberg, den 16. Januar 1882. Wie aus Eibenstock mitgetheilt-wird, ist es bereits gelungen, die Veranstalter des gestern gemeldeten Eisen- bahnfrevels dingfest zu machen und haben dieselben auch bereits ein Geständnis abgelegt. Es sind dies zwei noch im jungen Mannesalter stehende Personen aus Blauenthal, die die Folgen dieser That jetzt schwer zu büßen haben werden. Crimmitschau. Ueber den Verlauf der Diphtheritis- krankheit in Launenhain erfährt der „Cr. A." daß bis jetzt 6 Kinder im Alter von 3—10 Jahren gestorben sind. Zur Bekämpfung der Krankheit, wie zu möglichster Verhütung Weiterverbreitung derselben sind behördlicherseits die nöthigen Anordnungen getroffen worden. Glauchau, 13. Jan. Am vergangenen Montag früh