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Dresdner Journal : 15.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190211153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-15
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 15.11.1902
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vet»stzretsr Leim Bezüge durch dir t»»rrß«tS »re.de», ,,LV M. (einschl- Zuuaqung), durch die du Deutsche« «eiche » M. («u-^uebUch Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. wird gurückjenduna der für dtebchnstlcUunu ^Zllmmte», «der von dieser nicht ein« geforderten Beiträge denn» spracht, io ist da« Popgel» beizufüge». 1- 3««. Dresdner Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Hourlml. Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.» Anschluß Nr. 1295. Erscheine« r Werktag» nachm. ö Uhr. — Originalberichte und MitteUvngcn dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Sonnabend, den 15. November nachmittags. «nküudtgung-grhkhrrn: Lie Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung-Seite oder drrenRaum 70 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz k Ps. Ausschlag für die Zeile. Unten» Re daktionsstrich (Eingesandt) die Tertzeile mittler Schrift oder deren Raum dv Pf. Gebühren - Ermäßigung bei Elfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi» mittag» 17 Uhr für die nach mittag» erscheinende Nummer. 19V2. Amtlicher Teil. Dresden, 15. November. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz ist gestern Abend 6 Uhr nach Salzburg gereist. Dresden, 15. November Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohen- zollern ist gestern Nachmittag 4 Uhr 12 Min. in Dresden eingetroffen und hat in der Königl. Billa Strehlen Quartier genommen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Pegau vr. Viktor Arno Schlomka- kabisius für die Zeit vom 1. Dezember 1902 an znm Amtsgerichte Grimma versetzt werde Se. Majestät der König haben zu genehmigen Allergnädigst geruht, daß der Rechtsanwalt Hofrath vr Karl Adolf Mirus in Leisnig die ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser, Könige von Preußen, verliehene Rothe Kreuz-Medaille 3. Klasse annehme uud trage. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent» Uchen Dienste. Im Geschäftsbereiche beS Ministeriums b«S Kultus u. Sffeutl. Unterrichts. Zu besetzen: Die t. Lehrerstelle a. d vierkl. Volksschule in MahliS. Koll.: Die oberste Schulbehörde. 1800 M. Grundgehalt, 110 M. s. Turnunterricht, schöne Wohnung im Schulhause m. Obst- u. Gemüsegarten. Bewerbungen unter Beifügung sämtl. Zeugnisse u. ev des MilitärdienstauSweises bis 30 Nov. b. Bezirksschulinspektor Schulrat Reil, Oschatz, einzureichen. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vie auswärtige Politik -er Woche. Die der Klärung und Ausgleichung unberechen barer Spannungen im Völkerleben gewidmeten Worte des englischen Ministerpräsidenten Dalfour in seiner vortrefflichen Guildhtkl-Rede überheben uns der Mühe, nochmals in das wirre Stachel- und Rankenwerk hineinzugreifen, womit ein Teil der englischen, aber auch der deutschen Presse den für Se. Majestät den Kaiser so sympathischen Verlauf Seines Besuches in Sandringham politisch zu mißdeuten gesucht hat. Mit dankens werter Energie wies der Nachfolger Lord Salis burys die „wilden und phantastischen Erfindungen" dieser Blätter über „eingebildete" Verhandlungen und sonderbare Handelsgeschäfte zurück, zugleich be kannte er sich voller Ernst und Wärme zu der Pflege des Geistes internationaler Duldsamkeit und Freundschaft, wie zum Vertrauen in den Erfolg der ehrlichen Friedensliebe aller verantwortlichen Staats männer. Für die durchaus nicht kleine Zahl an gesehener deutscher Blätter, die mit uns auch unter schwierigsten Umständen die Erhaltung eines guten Einvernehmens mit England im Auge behalten und gegen die dauernde Entfremdung zweier großer Kulturvölker germanischen Stammes unermüdlich an gekämpft haben, sind diese Auslassungen des britischen Premierministers eine besondere Genugthuung. Aus berufenstem englischen Munde haben wir jetzt die Bestätigung dafür erhalten, wie sehr wir berechtigt waren, eine versöhnliche Grundstimmung für die Ge- Rationen und die Rührigkeit des Ministers Prinetti ist in dieser Angelegenheit nicht ohne dankenswerte Folgen geblieben Auch die engeren Interessen Italiens sind nicht leer ausgegangen. Tie von Massauah kommenden Fahrzeuge (Sambecks) wurden bisher von den türkischen Küstenbehördcn im Roten Meer als Schiffe aus türkischen Häfen und unter diesem Gesichtspunkte zollpflichtig be handelt. Nunmehr hat in den Verhandlungen über die Beilegung des Zwischenfalles von Midi die Pforte zugestanden, daß diese Barken künftig die- fetbe Bewegungsfreiheit genießen sollen wie ähnliche Fahrzeuge im Verkehr von Aden aus. Weitergehende Forderungen, besonders auch die noch nicht erfolgte förmliche Anerkennung der italienischen Herrschaft in Eritrea durch die Türkei, hat das römische Kabi nett in kluger Selbstbeschränkung nicht aufgestellt. Auch auf das völkerrechtlich nicht ganz einwandfreie Verlangen nach Auslieferung der den türkischen Be hörden in die Hände fallenden Seeräuber ist ver zichtet worden. Italien besteht nur auf der Heraus gabe solcher Piraten, die zu seinen eigenen Ange hörigen oder Schutzgenossen zu rechnen sind. Die Bestrafung der übrigen ist der Türkei überlassen und die Frist für die Ausrottung der Seeräuber vorläufig einen Monat verlängert worden. Dieser besonnenen Mäßigung verdankt cs die italienische Regierung, daß ihr Vorgehen mehr und mehr die -allgemeine Billigung findet. Anfänglich hat cs an Angriffen und Mißdeutungen nicht gefehlt, und zwar war es die französische Presse, in erster Linie das ^Journal des Dvbats", wo sich eine Stimme herben Tadels erhob, nicht ohne in italienischen Blättern ein kräftiges Echo zu finden. Wie die Prcßbeziehungcn der beiden lateinischen Schwestervölker, so scheint auch ihr amtlicher Verkehr nicht mehr denselben Grad von Intimität aufzu weisen wie um die letzte Jahreswende. Die Ver leihung des Großkreuzes der Ehrenlegion an den Ministerpräsidenten Zanardelli und den Minister des Aeußern Prinetti, die Uebersendung von Bildnissen des Präsidenten Loubet an Visconti Venosta und Luzzatti beweist nur, daß Frankreich nicht aufhört, talien zu suchen, aber nicht, daß Italien bereit ist, überall im französischen Sinne finden zu lassen. Die dem Prestigebcdürfnis der Pariser Diplomatie zu nächst liegende Frage eines italienischen Königs besuches in Frankreich ist noch ungelöst. Ein Artikel des „Gaulois", der bereits von einer zwischen den Regierungen Italiens und Frankreichs förmlich abgeschlossenen Vereinbarung über Zugeständnisse König Victor Emanuels an die Auffassung des Vatikans zu Gunsten einer Romrcise Loubets zu er zählen wußte, ist schnell als Dichtung erkannt worden, in der wohl nur der eine Umstand zutrifft, daß über Einzelheiten der Begegnung des Präsidenten mit dem jungen König nicht einmal zwischen Loubet, seinem Ministerpräsidenten Combes und dem Minister des Aeußern Delcass« bisher eine Einigung möglich war. Von Rom aus wurde die mißglückte Auslassung des „Gaulois" benutzt, um festzustellen, es sei über einen Besuch des französischen Staatsoberhauptes überhaupt noch nichts bestinimt. Tas italienische Volk bestehe aber auf einem Besuche in Rom selbst. Wenn die italienische Regierung an dieser Forderung festhält, so wird auch die fortgesetzt ««gekündigte Verlegung des Schauplatzes der Zusammenkunft in eine italienische Land- oder Seestadt oder auf das offene Mittelmeer, als den Empfindungen der Nation widersprechend, nicht so leicht durchzusetzcn sein, wie der französische Vertreter in Rom angenommen hat. staltung der englischen Politik gegenüber Deutschland in den amtlichen Kreisen, ungeachtet mancher feind seligen Ausschreitungen der Presse, als wirksam an zunehmen. Bei einen! Rückblick auf die neue, hoffentlich ab geschlossene Aera der Mißverständnisse drängt sich die Beobachtung auf, daß eine freimütige, offene Aussprache, wie sie eben jetzt wieder Kaiser Wil helm herbeigeführt hat, weniger durch die jeweilig vorliegenden sachlichen Streitpunkte als durch die Wünsche erschwert wurde, die über das Bedürfnis der Gegenwart hinaus für eine allgemeinere Bind ung der deutsch-englischen Beziehungen hier und dort gesagt sein mögen. Die Formel „Bünd nis oder Feindschaft" ist für zwei Weltmächte mit zum Teil ähnlichen und doch wieder wesentlich ver schiedenen Daseinsbcdingungen eine falsche Alter native. Die Feindschaft wäre ohne Zweifel un bequem und auf die Dauer bedenklich, das Bündnis aber auch. Wir können deshalb keinen Nachteil darin finden, daß beim Eintreffen des Reichsober hauptes in Port Victoria die englische Presse fast einstimmig gegen den Gedanken einer förmlichen Allianz mit Deutschland Verwahrung erhob. Dieser Gedanke ist seiner Zeit in England, nicht in Deutsch land, entstanden und mußte auf demselben Boden wieder beseitigt werden, wenn beide Nationen, die britische wie die unsrige, eine dauernde klare Er kenntnis dessen verlangen sollten, was sie vonein ander zu hoffen und zu fürchten haben. Nach Be seitigung der Uebertreibungen wird der Blick frei für die im Interesse beider Völker nützliche und not wendige Führung der Politik, nicht einseitig für den einen oder den anderen Teil, nicht gegeneinander, aber vielleicht bisweilen von Fall zu Fall mitein ander. Man stecke nicht gleich gemeinsame deutsch englische Ziele auf, aber man pflege und fördere die Gesinnung zur Ueberwindung deutsch-englischer Streiffälle, die, das kann nicht zu oft gesagt werden, geringfügig sind im Vergleich zu den Gegensätzen, die Rußland und auch Frankreich von England trennen, und die doch in St. Petersburg wie namentlich in Paris nicht als „konfliktswürdig" be handelt werden. Auch die Wiederherstellung des durch daS Zwsi spiel der Barrereschen Mittelmecrpolitik zeitweilig verdunkelten Einvernehmens zwischen Italien und Frankreich hat in der Guildhall-Rede einen bezeichnenden Ausdruck gefunden. Der britische Premierminister erblickt den Wert des Somaliland- Feldzuges weniger in der Erheblichkeit der dort zu wahrenden Reichsinteressen als in der bei diesem Anlaß wieder hervorgetretenen und gerade von Italien willig bekundeten Interessengemeinschaft Eng lands mit dem apcnninischen Königreiche. Gerade die Beziehungen zu Italien in afrikanischen Fragen sind aber ein gewissermaßen neutraler Boden, auf dem die öffentliche Meinung Englands die der Ver ärgerung gegen Deutschland zum Opfer gebrachten Vorstellungen von der Verläßlichkeit und Wichtigkeit der Dreibundgruppe zurückgewinnen kann. In Rom verspricht man sich schnellere Fortschritte auf diesem Wege, wenn der bisherige Botschafter Großbritanniens beim Quirinal Lord Currie durch einen für italie nisches Wesen wohlwollenderen Staatsmann ersetzt werden sollte. Die glückliche Durchführung des Streitfalles mit der Pforte im Roten Meer hat der italienischen Diplomatie einen Zuwachs au internationalem Ansehen gebracht; denn die Unter drückung des Seeräuberunwesens in einer Weltwasser straße liegt im Bedürfnis aller Seefahrt treibenden H r. Delcass« kann einen Erfolg in seiner ohne hin durch die Wiederannäherung Italiens an Eng land beeinträchtigten „lateinischen" Politik um fo besser gebrauchen, als in Frankreich selbst die An griffe gegen seine Geschäftsführung wie gegen seine Person an Heftigkeit zunebmen. Das Gelbbuch über Siam ist veröffentlicht worden, hat aber die Gegner des neuen Vertrages nicht von der Grundlosigkeit ihrer Ausstellungen überzeugt. Für den erfolgreichen Verlauf der bis nach Neu jahr hinausgeschobenen Erörterung des Abkommens in der Kammer, wovon vielleicht Delcass^» Ministerschaft abhängt, könnte die Frage entscheidend sein, welche besonderen Zugeständnisse neben dem veröffentlichten Vertrage von Siam erlangt worden sind. Die Anstellung französischer Beamter hat nach wie vor mit englischem und japanischem Wettbewerb zu kämpfen. Neuerdings sollen, wie in Londoner Blättern gemeldet wurde, japanische Offiziere zur Unterweisung der siamesischen Truppen angenommen worden sein. Man kann der Meinung sein, daß die in dieser asiatischen Frage gegen-Hrn. Delcass« er wachsene Feindseligkeit von seinen Freunden absicht lich übertrieben und zu einer großen Jntrigue auf- gebauscht wird, und man darf doch nicht übersehen, daß in der That der frühere Gcneralgouverneur von Indochina, Hr. Doumer, sich als kommenden Mann gegen den derzeitigen Minister des Aeußeren öffent lich ausspielen läßt und mit dem Vorgänger Delcass«-, Hrn. Hanotaux, um die Wette der Gunst des Nationalismus nachläuft. Angesichts solcher Be mühungen seiner Widersacher, die chauvinistischen In stinkte für sich cinzufangen, ist cs verständlich, wenn Hr. Delcass« gegenwärtig noch mehr als sonst im Verkehr mit Deutschland die vorsichtigste Zurück haltung beobachtet. Vielleicht muß er, wie in einigen früheren Fällen, sogar selbst wieder die Revanchcsaite ertönen lassen, nur um nicht deutsch freundlicher zu erscheinen als Doumer und Hanotaux. Schon beutet man russische Zeitungsartikel gegen ihn aus; mit Unrecht: denn die abfälligen Bemerkungen der „Nowoje Wremja" geben sicherlich nicht das Urteil des Kaisers Nikolaus und seiner Minister wieder. Dem amtlichen Rußland war Delcass« von jeher angenehmer als sein Vorgänger. Daß cs auch unter scin.r Amtsführung zu gelegentlichen russisch französischen Reibungen kam, hat mit der Person des Ministers nichts zu thuu und ist nur ein Be weis der nicht eben seltenen sachlichen Unvereinbar keit besonderer russischer Wünsche mit besonderen französischen. Die Begegnung zwischen dem Fürsten von Bulgarien und dem König von Rumänien in Rust schul ist erfreulich verlaufen. Die Trink sprüche haben mit Recht eine wesentliche Besserung der Beziehungen festgestellt; zum ersten Male wurde auch auf bulgarischer Seite mit dem vou Rumänien seit langem vermißten Ausdruck der Dankbarkeit für die Waffenthaten der rumänischen Truppen im bul garischen Befreiungskriege nicht zurückgehalten In manchen Blättern ist auf die mannigfachen Zwischen fälle und Streitpunkte hingewiesen worden, die seit Jahren einer ernstlichen Annäherung der beiden Donaustaaten cntgegengewirkt hätten. Es ist aber ein unleugbarer Fortschritt, daß alle diese Gegen sätzlichkeiten auf die Dauer die Fürstenzusammen kunft nicht verhindern konnten. Die wechselseitigen Gesinnungen sind versöhnlich und zur Zeit auch bei den Bulgaren aufrichtig. Tas Einschreiten gegen die Mörder Stambulows und die größere Festigkeit gegenüber den großbulgarischen Treibereien lassen Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 14. d. Mts.: Zweites Symphonie-Konzert der Königl. musikalischen Kapelle (Reihe A). Zugegeben, daß die ernsten, feierlichen Klänge und Rhythmen der Gluckschcn Ouvertüre zu „Jphigenia in Aulis" (mit dem genialen Schluffe von Richard Wagner) zu der unmittelbar folgenden Musik zum Ballett „Dorn röschen" von Peter Tschaikowsky einen gar zu auffälligen Gegensatz bildeten, so ist doch die erstmalige Aufführung der Suite um ihrer entzückenden, reizvoll melodischen und charakteristischen Tonsprache willen mit lebhaftestem Tanke zu begrüßen. Zu der weichen und sinnfälligen, weitausspannenden Melodik der einzelnen Sätze, von denen der vierte („Panorama") auf lebhaftes Verlangen wiederholt werden mußte, treten zudenr instrumentale Klangwirkungen von so eigenartig bezauberndem Klang reiz, daß man dem Ballett schon aus diesem Grunde gern einmal auf der Königl. Opernbühne begegnen möchte Dann dürfte auch der in der Nachahmung klagender Tierlaute höchst originelle Zwischensatz: eirat bott« et I» etl»ttv blauens" zu seiner eigentlich beabsichtigten Wirkung gelangen Rubinsteins „Ocean- Symphonie", die ihre erste Aufführung in Deutschland im Jahre 1854 im Leipziger Gewandhause unter des 25jährigen Komponisten eigener Leitung erlebte, ist von der Königl Kapelle nun zum dritten Male gespielt worden Die von Rubinstein später zu einem cyklischen Orchesterwerke von sieben Sätzen erweiterte Tondichtung wurde gestern in ihrer ursprünglichen Fassung (vier Sätze) vorgeführt und — dank der vortrefflichen Aus führung unter Hrn. Hofkapellmeister Hagen — sehr beifällig ausgenommen. Der poetische Vorwurf hat dem Komponisten, namentlich im ersten Satze, bedeutungsvolle, zum Teil großartige Anregungen gegeben, doch wird dabei der Phantasie des Hörers volle Freiheit gelassen Ein Meisterstück geistvoller Tonmalerei ist ohne Zweifel das AUexro M»«8lo8o, in dem der übenvältigcnde Anblick und Eindruck des freien Meeres geschildert wird. Nicht minder meisterhaft ist die Ueberleitung zum zweiten Thema des Satzes, wobei das markante Trompetenmotiv seinen Ton auch da beständig festhält, wo er zu den Akkorden des Orchesters die schärfsten Dissonanzen bildet. Das Adagio (L-moII) ist nicht von gleicher Ursprünglichkeit; es redet mit Mcndcls- sohnschen Zungen und trägt den Charakter eines melancho lischen „Liedes ohne Woffe". Das Scherzo giebt sich als ein rascher Zwcivicrtcltakt, dessen derbe Fröhlichkeit einen gelegentlichen Zug zum Trivialen nicht ganz zu vermeiden vermag. Im Schlußsätze, der mit einem Ehoral von majestätischer Breite ausklingt, gelangt in großartiger Steigerung die Freude über die glücklich be endete Oceanfahrt zu wirkungsvollem Ausdruck. So ist die „Ocean-Symphonie" im streng symphonischen Sinne vielleicht kein völlig einwandfreies Meisterwerk, aber es gehört zu den wirklich hervorragenden Jugendwerken Rubinsteins, deren Wert und Bedeutung entschieden an erkannt und geschätzt werden muß. U. S. Der Tunnel unter dem Quirinal-Hügcl. (Bon unserem römischen Mitarbeiter.) Wenn auch diese Anlage nicht die großen Hoffnungen erfüllt hat, die man für die Kenntnis des Collis OuirinaliS im Altertum erwartete, so haben die dabei zu Tage gekommenen Funde doch jedenfalls gezeigt, daß das Terrain ein recht günstiges für Durchsuchungen in größerem Maßstabe sein würde. Da hier der Platz von den Königlichen Gärten und Palastflüaeln ein genommen wird, so daff man schon zufrieden sein, daß der König überhaupt die Erlaubnis zum Durchstich gab. Die Galerie ist 300 in lang und beginnt neben dem Ausstellungsgcbäudc an der Via Nazionale, während der zweite Eingang in der Via Kasella unter den Königlichen Stallungen sich befindet. Dadurch ist eine direkte Verbindung zwischen der unteren Stadt, Piazza di Spagua und der oberen, Bahnhof, hergestellt worden. Ein paar Worte, wie es an dieser Stelle zu altrömischer'Zeit und später aussah, erleichtert das Verständnis. Man nimmt an, daß der Tempel dcü Mars Quirinus in den Gartcnanlagen gestanden haben muß. Schon Numa Pompilius ließ dem vergötterten Romulus unter diesem Namen hier Verehrung darbringen: später erhob sich hier ein prachtvoller Tempel, der noch in der konstantinischen Regionenbeschreibung erwähnt wird. Dann ist er im vollsten Sinne des Wortes spur los verschwunden, denn die etwaigen Funde beim Bau des heutigen Palastes gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts sind nicht für die Wissenschaft nutzbar ge macht worden. Von historisch bedeutenden Bauten lagen dann auf dem Südabhanqe des Hügels der Palast und das Mausoleum der Kaiser des slavischen Hauses, Vespasian und seine Söhne und der vor einigen Jahren aufgefundene Sühnaltar, von Domitianus aufgerichtet zur Erinnerung an den berüchtigten neuntägigen Brand Roms unter Nero, ferner die Wohnung des PomponiuS Atticus, des Freundes CiceroS; weiter eine Reihe von Privatbauten, deren Eigentümer sich feststellen lassen, doch sagen die Namen uns nichts. Auf dem Stadtplane des Bufalini aus der Mitte de« 16. Jahrhunderts war den Hügclrücken mit Landhäusern und Weinbergen besetzt zwischen den riesigen Trümmern der Konstantin und DiocletiansThermen und altchristlichen Kirchen. Da daff man wohl Ansprüche an die Tiefe machen, daß sie allerlei aufbcwahrt habe. — Das erste, was gefunden wurde, war ein Mosaik fußboden mit einem bekannten Muster, Blattranken aus sechs Vasen-ähnlichen Gefäßen herauswachsend Eigen ¬ artig ist das Mittelstück, das ein Kreuz darstcllt, dessen gleichlange Arme sich in Form einer stilisierten vier blättrigen Blume verbinden. Umgeben ist sie von einer Umrandung, Wasser darstellend, in dem eine große Anzahl Fische, immer fünf in Reihe und Glied, eng aneinandergepreßt, schwimmen. Die christ lichen Symbole sind vorwiegend, dageben in der Hauptsache wieder so geschickt versteckt, daß wir hier einen Betsaal in einem vornehmen Hause annehmen können, zu einer Zeit, als der neue Glaube noch im Geheimen ausgeübt wurde. Das Mittelstück, anstatt diesen Platz anzunehmen, ist mehr an die Seite gerückt und könnte die Stelle eines tragbaren Altars angcben. Der Tunnel durchschneidet nun die heutige Via del Ouirinale, die dem unverändert gebliebenen Straßcnlaus der einstigen Alta Semita folgt, und damit den «Jügel des Königlichen Palastes und die Gartenanlagen. Die Bohrung von der anderen, nördlichen Seite unter den Königlichen Stallungen, die den Platz der ältesten Stadtmauern einnehmen, legte ein kleines Zimmer aus erbärmlichem Material bloß, das sicher als Lagerraum für hier zusammengeschleppte Marmorfragmente gedient hat, die wohl bestimmt waren, zu Kalk verbrannt zu werden, da kaum anzunehmen ist, daß wir eine Arbeiterwerkstätte vor uns haben, denn Gliedmaßen, nackte und bekleidete, von verschiedenstem Kunstwert und Epochen und architektonische Blöcke werden wohl zu einem gewissen Zwecke hierher betragen worden sein. Es ist gelungen, 'einiges davon wieder zusammen zusetzen; darunter befinden sich Sachen, die wertvoll sür vie Kunstgeschichte sind. Da ist z. B der Kopf aus pentelischcm Marmor eine« DiadumcnoS, des sich mit der Sieqcrbinde schmückenden Olympiasiegers, der, obgleich arg verstoßen, von Interesse ist, weil der einzige in Rom gefundene, wo dagegen kopflose Statuen diese» Poliklet- schen Werkes hier existieren Eine schön drapierte hellenistische weibliche Figur hat, wie andere ähnliche, in römischer Zeit zum Einsetzen von Porträtköpfcn gedicnt.
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