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Dresdner Journal : 11.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190207117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020711
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020711
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-07
- Tag 1902-07-11
-
Monat
1902-07
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 11.07.1902
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veiuGspret«: Bet« Bezug« durch d<« ch«,»tst»-,r« t.,ertz«r» -4L-" LN kHÜIItl «uz«l« Nummern 10 PI- IMMll Wird gurackseutmaa der sü» die Gchriftleituug l>cs. -und,, ^rd^n Ätrs",?'d^ Herausgegeben von der König!. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.. Anschluß Nr. 1295. wrucht. io iit da« Bofiaelb ———— teizusage». GrsS«i»e«i Werktag» nach» » Uhr. ««k»«di,u»«»««»ürre«: Di« Zeil« kleiner Schrift der 7 «al gespaltene» Ankündt- gu n^rSeite oder derrnNaum >0 Pf Bei Labelleu. und »ifiernf^ » Pf «usfchlag für di« Zeil«. Unter« Ne- dulnvntstrtch (Baaefandt) di« Textzeile mittler Schrift oder deren Raum LV Pf. Gebühren - LrmSßigung bei öfterer Wiederholung Innahme der Anzeigen bi« mittag« 1» Uhr für die nach' »ittag« erfcheinende Rümmer O158. Freitag, den 11. Juli nachmittags. 1902. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben AlleranLdigst geruht, dem ersten ökonomischen Rathe bei der Kreirhauptmannschaft Dresden al» Generalkommission für Ablösungen und GemeinheitStheilungen, Ober- regierungsrath Kraft, den Titel und Rang al- Geheimer Oekonomierath zu verleihen. Dresden, 10. Juli. Se Majestät der König haben Allergnädiast zu genehmigen geruht, daß Allerhöchstsein außerordentlicher Gesandter und be vollmächtigter Minister in Berlin, der Wirkliche Geheime Rath Graf v. Hohenthal und Bergen, Excellenz, da» ihm von Sr. Majestät dem Schah von Persien verliehene Großkreuz de- Sonnen- und LöwenordenS annehme und trage. DaS Ministerium de» Innern hat der Kranken kasse des Handwerkervereins zu Neugersdorf, eingeschriebenen Hilfskasse, bescheinigt, daß sie auch nach Annahme des IV. Nachtrags vom 17. Ium 1902 zu ihrem revidirten Statute vom 10. Oktober 1892, vorbehältlich der Höhe deS Krankengeldes, den Anforderungen deS Z75 des KrankenversicherungS- gesetze» vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 genügt. Dresden, den 5. Juli 1902. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Roscher. «44s Srueuuuvzeu, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. I« GeschSstSberetche »es «tutftertam» »«« Kult«« ». äffentl. Unterricht«. Zu besetzen: dir fiänd. Lehrer- pelle in Starrdach. Soll.: da« Ministerium de« Kulm« rc. 1200 M Behalt, 100 M. unwiderrufl Perf. Zulage, IlO M. f. d FortbildungSschulunterricht, 120 M. LeizungSentfch «. nach Befinden 50 M der Lehrer«frau f. d. Unterricht in den weibl. Handarb, fr. Wohnung u. Bartrngenuß. Gefuche m. d. erfordert Zeugnissen bi« 24 Juli an Bezirk«fchulinfprktor Schulrat vr. Belbe, Meißen; — di« 6. Lehrerstellt an d. Schule zu JSHstadt. Soll: die oberste Schulbehörde. Außer ILO M. Wohnungögeld f. einen verh. u. 100 M. f. einen unverh. Lehrer ISvv M Iahresgehalt; steigt nach einer v. 2b. Leben«! an zu rechnenden stäub. Din.stzeit nach 2 I. auf 1b00 M, nach b auf 1700 M. n weiter bi« 2400 M. nach »0 I Bewerbungen bi» 21. Juli b. Bezirttschul- inspektor Schulrat Schreyer, Annaberg, einzureichen. (Vehördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bankierstand und Börse. Die Börsen haben sich in allmählicher Folge entwickelt auS den Messen und Mälkten der Mittel alters. An diesen trat der Erzeuger noch unmittel bar mit dem Verbraucher in Berührung; die Ver- mittelungSthätigkeit des Kaufmanns fehlte entweder aänzlich, oder sie fand nur vereinzelt statt. Ent sprechend der mittelalterlichen, unvollkommenen Aus gestaltung der Verkehrsmittel und -Wege dienten die Messen und Märkte nur der Bedarfs- und Absatz befriedigung für ein räumlich eng umgrenzte« kleine- Gebiet; sie hatten rein lokalen Charakter, und eS war infolgedessen nicht erforderlich, daß sich zwischen das Angebot deS Erzeugers und die Nachfrage des Verbrauchers noch die vermittelnde Thätigkeit deS Kaufmanns schob. Erst als durch allmähliche Aus ¬ gestaltung der Verkehrsmittel die mittelalterliche Dorf- und Stadtwirtsckaft sich zur Volks- und päter zur Weltwirtschaft emporhob, als die Ent- ernung von Raum und Zeit durch die Er- indung det Dampfschiffe», der Lokomotive, de» Telephons und des Telegraphen überbrückt wurde und die Menschen in den verschiedenen Ländern und Staaten einander nähergebracht wurden, ist e» möglich geworden, zur Deckung de- Bedarf- nicht nur die angrenzenden Erzeugung« gebiete mit heran- »uziehen, sondern den ganzen Weltmarkt, und auch da- Angebot konnte räumlich und zeitlich in größe rem Umfange verteilt werden. Hand in Hand hier mit und mit den weiteren Fortschritten der Arbeits teilung verlor die Erzeugung der wirtschaftlichen Güter ihren individuellen Charakter; sie wurde mehr und mehr Produktion von Massenartikeln, die den Charakter der Fungibilität annahmen. Dieser Entwickelung der Erzeugung und der Verteilung der wirtschaftlichen Güter schloß sich die Entwickelung der Börsen eng an. DaS charakteristi sche Merkmal verlieh der Börse der Umstand, daß an ihr nicht, wie auf dem Markle, der Erzeuger un mittelbar mit dem Verbraucher in Verbindung trat, sondern der Kaufmann mit dem Kaufmann. Zu nächst entstanden im 16. Jahrhundert, zuerst in Holland, die Warenbörsen, namentlich für Getreide, Zucker, Kaffee, Tabak, Kohle und Metalle. Erst viel später kamen die Effektenbörsen auf, nämlich erst mit der weiteren Ausgestaltung und höheren Ausbildung des Geld- und KreditverkehrS am An fang diese» Jahrhunderts. Die Effektenbörsen werden mit Recht Börsen schlechtweg genannt, Börsen im eigentlichen Sinne, denn an ihnen spielt der Erzeuger gar keine Rolle mehr im Gegensatz zu seiner wenn auch beschränkten Thätigkeit an den Produkten- und Warenbörsen: an der Effekteibörse handelt eS sich stet- um einen zwei seitig vermittelten Verkehr zwischen Kaufmann und Kaufmann; auch sind die Gegenstände, die da- Handelsobjekt der Effektenbörse bilden, nur fungible Welthandelsartikel, bei deren die Qualitätsunter schiede vollständig fortfallen. Bei den Geschäften an der Effektenbörse handelt eS sich nie um Qualitäts fragen, sondern nur um Preisfragen. In ihrer heutigen Gestalt bilden die Effekten börsen den Regulator de» internationalen Geld- und Kreditverkehr». Ihre Bedeutung ist stetig gewachsen mit der zunehmenden Bedeutung de» mobilen Kapi tal», insbesondere der Wertpapiere, also der Staats- renten, der Aktien und der Obligationen. In Deutschland dürfte ungefähr der dritte Teil des ge samten deutschen Nationalvermögens die Form von Wertpapieren angenommen haben, und die deutschen Börsen haben daher die Aufgabe, für einen dritten Teil deS deutschen Nationalvermögens den Austausch zu regeln und den Preis zu bestimmen. Der Ver kehr an der Börse vollzieht sich durch die vermittelnde Thätigkeit des Bankierstander. Sache deS Bankiers ist eS, das AnlagebcdürfniS deS Kapitalistenpubli kums in die richtigen Bahnen zu lenken; er hat hierbei nicht nur die Eigenart, das Temperament und den Charakter des Anlage suchenden Kapita listen zu berücksichtigen, sondern auch seine wirtschaft lichen Verhältnisse und hierbei besonder- die Frage zu prüfen, ob der betreffende Kapitalist auf den ZinSgenuß auS seinen Effektenanlagen angewiesen ist oder über andere regelmäßige Einkommenqurllen verfügt. Der Bankier hat vor ollen Dingen darauf zu achten, daß der Anlage suchende Kapitalist bei seinen Anlagen sein Risiko möglichst verteilt und mindesten» einen so großen Teil seine» Vermögen» in sicheren Werten anlegt, daß bei etwa eintretendru Verlusten an den sogenannten spekulativen Anlagen die wirtschaftliche Position seine- Klienten keiner Gefährdung und dessen atuockarä ok Uks keiner Herabminderung au-gesetzt wird. Die Prüfung der Bonität der Effektenanlagen ist ungeheuer schwierig. Sie zwingt den Bankier zu fortgesetzter Prüfung der wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse der Schuldner, gleichviel ob die» Staaten, Kom munen, Privatunternehmungen oder Erwerbs- grsellschafien in der Form der Aktiengesell schaften sind. Darüber hinaus hat der Bankier stand die Aufgabe, die Lage des Geldmarktes und die industrielle Entwickelung der einzelnen Länder fortgesetzt zu verfolgen und auch der Entwickelung der politischen Verhältnisse die größte Aufmerksamkeit zu widmen. Er hat ferner den Ausgleich herbeizu führen zwischen Angebot von Geldkapitalien und der Nachfrage nach solchen dadurch, daß er die Geldmittel, die bei dem Tinen überflüssig sind, dem zuführt, der ihrer bedarf. In der neueren Zeit find die Aufgaben de» Bankierstander gewaltig gewachsen. Mit der Entwickelung des öffentlichen Staatskredits und des Staatsschuldenwesens ist ihm die Aufgabe zugefallen, bei der Befriedigung deS StaatSbedarfS mitzuwirken, insbesondere durch Uebernahme und Placierung von Anleihen der Staaten und Kommu nen. Er spielt ferner eine gewichtige Rolle bei der Erschließung ausländischer Absatzgebiete für die In dustrie, indem er durch Anknüpfung finanzieller Bande mit auswärtigen Staaten auch der Industrie die Wege für einen Absatz nach dem Auslande ebnet und die Zahlungen für sie vermittelt. Gerade jetzt, wo der Wettbewerb auf dem Weltmärkte immer größer wird, wo insbesondere Amerika auf den ausländischen Märkten mit Deutschland in einen immer lebhafteren Wett bewerb tritt, ist es Sache der deutschen Bank welt, der deutschen Industrie Pfadfinder zu sein für neue Absatzgebiete. Nach dieser Richtung hat die deutsche Bankwelt viel gethan, beispielsweise in Afrika dadurch, daß sie frühzeitig in der dortigen Minenindustrie festen Fuß gefaßt hat; ferner in China dadurch, daß sie sich an der Uebernahme der chinesischen Anleihe beteiligte und geschloffen zur Er schließung der Provinz Schantung die Schantung- Esienbahngesellschaft und die Schantung-Gesellschaft gründete; sie sucht ferner auch den kleinasiatischen Markt für die deutsche Industrie zu gewinnen und hat hierfür durch den Bau der Anatolffchen Bahnen bereit- in großartiger Weise vorgearbeitet. Zweifellos sind auch bei der Entwickelung deS Bank- und Börsenwesens in Deutschland große Miß stände zu Tage getreten, die zu beseitigen eine schöne Aufgabe ist; aber eS giebt keine wirtschaftliche In stitution, die nur Lichtseiten und keine Schattenseiten hat, und wenn man vom allgemein nationalökono mischen Standpunkte abwägt, ob die Vorteile oder die Nachteile, die die deutsche Baukwelt Deutschland gebracht hat, größer waren, so wird ein objektiv Urteilender über die Entscheidung der Frage nicht im Zweifel sein. Ein sehr guter Maßstab für die Wert schätzung des deutschen Bankierstandes ist wohl die Anerkennung und Achtung, die er im Auslande ge nießt. In England, in Belgien, in Frankreich und in Amerika sind es vorwiegend Deutsche, die die leitenden Stellungen in den angesehensten Bank häusern bekleiden, und sie werden dort vom Staat und von der Gesellschaft hoch geachtet und hoch ge schätzt. Tagesgeschichte. Dresden, 11. Juli. Se. Majestät der König trafen heute vormittag H11 Uhr zur Erledigung von RegierungSgcschäften im Residenzschlosse ein. Allerhöchstderselbe erteilten hier zunächst einer Depu tation der israelitischen Religionsgemeinden Dresten, Leipzig, Chemnitz und Plauen i. V. unter Führung des Rabbiner» vr. Winter Audienz und empfingen hierauf die nachfolgenden Herren zu Meldungen rc.: den Präsidenten deS Landesmrdizinalkollegiums a. D. Geh. Rat vr. Günther, Landgerichtsdirektor Staffel, OberlandeSgerichtSrat Vr. Schmidt, Amtsrichter vr. Fuchs, Regierungsbaumeister und Lehrer an der Königl. Baugewerkenschule Prof. Toepel und den Oberbürgermeister von Plaucn i. V. vr. Schmid. Später hörten Se. Majestät der König die Vorträge der Herren StaatSminister, der Departe- mentschefs der Königl. Hofstaaten und des Königl. Kabinettssekretärs und begaben Sich, nachdem Aller höchstderselbe nachmittags H2 Uhr noch einer Sitzung deS Gesamtministeriums beigewohnt hatten, nach Villa Hosterwitz zurück. Dresden, 11. Juli. Unter Allerhöchstem Vorsitze Sr. Majestät des Königs und unter Teilnahme Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen fand heute eine Sitzung im Gesamtministerlum statt. Dresden, 11. Juli. Se. Excellenz der Hr. Staatsminister vr. v. Seydewitz hat einen mehr wöchigen Urlaub angetreten. Dentsches Reich. Berlin Au« Odd« wird fern« gemeldet: S«. Majestät der Kaiser machten gestern einen Ausflug nach Skjaeggedal»fossen. — Für S M Jacht „Hohenzollern" ist hier Aufenthalt bi» Sonnabend vor mittag in Aussicht genommen An Bord ist alles wohl. — Se. Majestät der Kaiser haben nach Maßgabe deS Gesetze« vom 17. März 1878 (NeichS-Gesetzbl. S. 7) mit der Stellvertretung de» Reichskanzler» in den Angelegenheiten der Verwaltung der Reichs-Eisenbahnen den Chef dieser Verwaltung, Staattminister Budde, beauftragt — In Kreisen, die der Zolltarifkommission nahe stehen, waltet, wir der „Schles Zta" geschrieben wird, die Meinung ob, daß die Kommission die erste Lesung nach dem augenblicklichen Stande der Sachlage ohne große Uebereilung bi« zum 22. August gut er ledigen kann, fall« keine Verwickelungen eintreten Zu erledigen find noch rund 400 Positionen, die sich in 14 Abschnitte gliedern. Von diesen dürften zu größeren Auseinandersetzungen nur der 6. Abschnitt: Leder, der 16 (Gold,Silber),der 17 (Eisen,Kupfer),drr18 (Maschinen) Anlaß geben: die übrigen Abschnitte find von unter geordnetem Wert Man nimmt an, daß die hie« ge nannten Abschnitte in 20 Sitzungen erledigt werden können Da im ganzen noch 30 Sitzungen bis zum 22 August abgehalten werden können, müßen die übrigen Abschnitte sowie die früher aulgesetzten Positionen für Zucker und Essig (174, 175, 185, 200, 275) in zehn Sitzungen erledigt werden. E» wird ferner vielfach an genommen, daß in der zweiten Lesung die Zölle für Roggen und Weizen nach der Vorlage wiederhergestellt werden, dagegen der Gerstezoll nach den Beschlüssen der ersten Lesung bestehen bleiben wird Obgleich die Re gierung hierzu noch keine endgiltige Stellung genommen hat, hofft man doch, daß sich auf diese Weise eine Ver ständigung zwischen der Mehrheit und der Regierung bezüglich der Getreidezölle erzielen lassen wird. Wa« di« Jndustriezölle betrifft, so ist e« ganz gewiß, daß di« Regierung den Herabsetzungen namentlich in der Textil- Lunst und Wissenschaft. Wissenschaft. Heilkunde. Der erfolgreichste und am weite sten vorgeschrittene Zweig der modernen Medizin, die Chirurgie, hat wiedereinmal eine erstaunlich» Neuheit zu verznchnen. Sie wird vielleicht «in noch größeres Aufsehen erregen, al« vor etwa drei Jahren der zuerst von Prof. Schlatterer in Zürich geführte Nachweis, daß dem Menschen nötigenfalls der ganz« Magen weg- geschnitten werden kann, ohne daß sem Leben dadurch bedroht wird 8« handelt sich diesmal allerdings um etwa» wesentlich Andere«, aber vielleicht noch Wichtigere», nämlich um Verletzungen de» Rückenmark« B»« kanntlich gehören Beschädigungen diese» Nervenstränge« zu den allerbedenklichsten, weil dadurch alle Thätigkeit der unteren Körperhälfte in Frage gestellt oder unmög lich gemacht wrrdcn kann E« ist nun den beiden amerikanischen Chirurgen Stewart und Harte zum ersten Male, wie sie in dem „Philadelphia Medical Journal" berichten, gelungen, ein völlig zerrissene» Rückenmark zusammrnzunähen, so daß e« wenigsten» teilweise und allmählich sein» Leistungen wieder zu er füllen vermochte Heilungen zerrissener Nerven find ge legentlich auf di«se Weis« bereit« erzielt worden, an da« Rückenmark hat man sich beim lebende« Menschen aber noch n'emal« in dieser Absicht gemacht Di« ««nannten Aerzte bekamen eine jung« Frau zur Behandlung, di« «in« schwer« Verletzung der Wirbelsäule durch einen Re volverschuß erhalten hatte Die vorläufige Untersuchung bewie«, daß in der Unterhälfte de« Körper« jede« Ge fühl und jede Schmerzempfindlichkrit verschwunden war, zugleich auch jede BewezungSmöglichkeit Di« Körper temperatur war erniedrigt, der Pul« gesteigert, da« Bewußtsein völlig klar Drei Stunden nach der Ver wundung erfolgte dre Operation und legte zunächst dre Thatsache klar, daß der siebente Rückenwirbel teilweise zertrümmert und da» Rückenmark an dieser Stelle fast gänzlich durchschnitten war Zunächst mußte nun da» Geschoß nebst den in seiner Umgebung befindlichen Knochensplittern entfernt wrrden Da sonst gar keine Hoffnung auf Wieder herstellung der Kranken gewesen wäre, entschlossen sich die Aerzte, den Versuch mit einer Zusammcnnähung de» Rückenmark» zu machen, obgleich die zerrißenen Enden um fast einen Zoll voneinander getrennt waren. Die Operation erforderte an sich ein äußerste« Maß von Geschicklichkeit und Geduld, da die Fäden unter der starken Spannung mehrfach rißen und die Operaticn außerdem auf einem sehr kleinen Raum ausgeführt werden mußte Die harte Rückenmark-Haut konnte überhaupt nicht wieder zusammengebracht werden. Vor her hatten übrigens auch die Muskeln zu beiden Seiten de» Rückenmark» durchschnitten werd«» müßen, um einen Zugang zu schaffen, und sie wurden dann ebenfalls wieder zusammengenäht Daß die unter so ungünstigen Bedingungen gewogte Operation gelungen war, konnte bi» zu gewißem Grade schon nach wenigen Tagen er kannt werden; fünf Tage darauf kehrte m« Empfindlich keit in den untrem Körperteilen zurück, indem bei starkem Druck ein Schmerz verspürt wurde Noch vier zehn Tagen konnten auch schon passiv« Bewegungen der unteren Gliedmaßen gefühlt werden Nach zwei Monaten konnte die Kranke bereit» wieder dm rechten großen Zeh bewegen und da» Knie etwa» beugen Der Fortschritt blieb nun ein steigender, w«nn auch sehr langsamer, wie e» ja unter solchen Umständen nicht ander» erwartet werden konnte Jetzt nach 1H Jahren kann die Frau wieder selbständig stehen, wenn sie nur di« Hände auf »ine Stuhllehne leat, so daß doch also der größte Teil de« Körpergewicht« auf di« untrren Gliedmaßen fällt Die Empsindlichkeit für Hitze und Kälte ist noch nicht ganz wiederhergestellt, jedoch könne« auch m der untrren Körperhälfte irgendwelche äußeren Reize dem Ort nach bezeichnet werden Bei der Be urteilung diese« Erfolge« muß man brdenkm, daß «» sich nicht nur um eine erstmalige Operation gehandelt hat, sondern auch noch um einen Versuch unter ganz besonder« ungünstigen Bedingungen, da «in Verhältnis- mäßig großer Teil de» Rückenmark» zerstört war und die zerrißenen Enden sehr stark zusammmgezogcn werden mußten. E» ist durchaus wahrscheinlich, daß ähnliche Versuche bei weniger schweren Verletzungen de» Rücken mark« noch erheblich besser gelingen werden; außerdem wird dadurch die Erwartung erregt, daß man vielleicht auch Ergänzungen de« Rückenmark« durch Einpflanzung tierischen Mark« wird vornehmen könren Damit wäre der Chirurgie in einer höchst bedeutsamen Richtung ein ganz neuer Weg erschloßen * Au« Cherbourg meldet man: Der Schifftleutnant Tadie, Kommandant de« Unterseeboote« „Algerien", hat eine Vorrichtung für drahtlose Telegraphie erfunden, die die Unterseeboote in dm Stand setzt, in einer Tief« von 15 m mit einer an Bord eines Schiffe» oder an der Küste befindlichen Station für drahtlose Telegraphie zu korrespondieren Die anpestellten Versuche sollen ein sehr, günstige» Er gebnis gehabt haben * „Wir sollten nicht damit zufrieden sein, einen Menschen zu fragen, wie alt er ist, sondern sollten un» selbst fragen: wie alt ist sein Herz oder sein Gehirn oder ein andere« Organ, da» augenblicklich wmiaer gesund erscheint, al« der übrige Körper" Mit diesem außrr- ordmtlichen Satze hat einmal der berühmt» jüngst ver- storbene englisch« Arzt Jamr« Paget einen seiner tief, durchdachten Vorträge geschloßen. Man fühlt sich ganz eigentümlich berührt durch die darin ausgesprochene Meinung, daß die verschiedenen Teil« ««»»mensch lichen Körper» auch »in verschiedene» Alter besitzen könnten E« versteht sich auch wohl ganz von selbst, daß ore Meinung nur bildlich fein kann, aber in der übertragenen Bedeutung scheint in der That eine ge wichtige Wahrheit darin zu liegen, die vielleicht noch nie in so klarer Form ausgesprochen wurde. Der große Ge lehrte münzte in jenem Vortrage ferner da« Wort von einer „Chronometrie deS Lebens", einer Zeitmessung oder zweckmäßigen Einteilung der Zeit, wie sie im mensch lichen Ledm und besondere im menschlichen Wachstum gewahrt bleiben sollte Man wird bei diesem Begriff« zunächst an da« alltägliche Erfordernis denken, da« wir unter „Pünktlichkeit" verstehen, und wenn Paget sagt, daß von einer richtigen Chronometrie des Leben« di« Gesundheit de« ganzen Menschen sehr wesentlich abhängt und manche Krankheit vermieden werden kann, so muß fich«r auch die Pünktlichkeit de« körperlichen und geistigen Lebens, soweit e« von dem Willen des Menschen be einflußt werden kann, al« ein bedeutsames Moment zu jenem Begriffe gerechnet werde«. Da» ist aber nicht alle«. Der menschliche Körper muß auch in seiner dem Einflüße de» Willen« nicht unterworfrnen Bethätigung, also in der Bewegung d«r inneren Organe und über haupt im Wach«tume all seiner Teile eine gewiß« Pünktlichkeit beobachten, wenn ein« vollkommen« Gesund heit erzielt werden soll In wunderbarster Weise ist di« ön^yung an Zeiträume von bestimmter Länge schon im Leden der Pflanzen und vieler Tiere zu erkenne«. Eine Pflanz« muß die Entwickelung der Blüte bi« zur reifen Frucht in einer bestimmten Zahl von Wochen vollenden, in denen da« Klima ihr«« Standort« diese zuläßt Würde die Pflanze «in» Sünde gegen die ihr vorgeschriedene Chronometrie de« Lebens begehen, also ihre Blüten zu langsam treib»n, so würde sie durch eine untaugliche Frucht und somit durch eine Unmöglichkeit der Fortpflanzung be straft wrrden Gan, ähnlich steht «S mit den Insekten, die ihr« Entwickelung au» dem Ei zur Raupe und di« Umwandlung au» der Puppe zum Schmetterling »be«.
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