Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190206218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-21
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Zweite Beilage zu Z(- 141 des AöUklialA. Sonnabend, 21. Juni 1902, nachm. >-«!, . Vom Reichstage. * Dir Zolltartfkommtssion de» Deutschen Reich»- tag» setzte die veratung bet den Positionen ..Kammgarn und Streichgarn" sort. Dir bezüglichen Positionen 4t» bi» 423 werden gemeinsam beraten. Hier werden die solgenden Sätze seftgelegt: harte» Kammgarn au- Elanzwolle über 20 cm Länge, auch gemischt mit anderen Lrerhaaren, wenn da« Garn nicht dadurch die Eigenschaften de» harten Kammgarn verloren hat: 418, roh: eindrähtig 4M, zweidrähtig 4,SOM., drei» oder mehrdrähtig 24 M, 41»: gebleicht, gesärbt, be druckt. eindrähtig 6 M, zweidrähtig 18 M., drei- oder mehr drähtig 24 M. (Eine Anmerkung bestimmt hierzu; Hart«- «ammgar» der Bos. 418 und 41», zur Herstellung von Laftinggeweben, Teppichen und Litzen, auf Erlaubni-schrin unter Ueberwachung der Verwendung: roh: eindrähtig 3 M., zweidrähtig 5,50 M., drei- oder mehrdrähtig 20 M, gebleicht, gefärbt, bedruckt: eindrähtig 4,50 M., zweidrähtig 14 M, drei» oder mehrdrähtig 20 M.) E« folgt: Barn au- Woll» oder anderen Tierhaaren, auch mit pflanzlichen Spinnstoffen oder Gespinsten, au-schließlich Baumwolle, gemischt, nicht unter dir Positionen 413 bi» 419 fallend. Pos 420: Kamm garn roh: eindrähtig 8 M., zweidrähtig 10 M., drei- oder mehrdrähtig 24 M.; 421: Kammgarn, gebleicht, gefärbt, be druckt: eindrähtig 12 M., zweidrähtig 18 M., drei- oder wehrdrätig 24 M; 422: Streichgarn, roh: eindrähtig IVM., zweidrähtig 12 M., drei- oder mehrdrähtig 24 M.; 423; Streichgarn, gebleicht, gefärbt, bedruckt: eindrähtig 14 M-, zweidrähtig 21 M, drei- oder mehrdrähtig 27 M. Bei der Abstimmung wird Pos. 418 nach einem Antrag Müller-Fulda dahin angenommen: Harte» Kammgarn rc. roh: eindrähtig 3 M., zwei- oder dreidrähtig 4 M., vier- oder mehrdrähtig 24 M.; dkSgleichen Pos. 419 nach einem Antrag Müller- Fulda: Harte» Kammgarn gebleicht, gefärbt, bedruckt, ein- drähig S M, zwei- oder dreidrähtig 14 M., vier- und mehr drähtig 24 M Die Anmerkung wird gestrichen. Die Pof. 420 und 421 werden nach den Sätzen der Borlagt genehmigt. Die Pos. 422 und 423 gestalten sich nach einem Anträge Münch Ferber also: 422: Streichgarn, roh: eindrähtig S M , zwei- oder dreidrähtig 12 M., vier- oder mehrdrähtig 24 M.; Position 423; gebleicht, gefärbt, bedruckt 13, 2t und 27 M Position 424 bleibt unverändert; sie belegt Barne au» Wolle oder anderen Tierhaaren, auch mit pflanzlichen Spinnstoffen oder Gespinsten, ausschließlich Baumwolle, gemischt in Aus machungen für den Einzelverkauf mit 36 M. Zoll. Positionen 423 und 426 sehen vor für Fußbodenteppiche, im Stück al- Meterware eingehend oder abgepaht (ohne Näharbeit), auch bedruckt: au» ungefärbten oder gefärbten Barnen von Rind vieh-, Hirsch-, Hunde-, Schweine- oder ähnlichen groben Tier- Haaren, auch gemischt mit Jute, Manilahanf, Agavefasern, AnanaSfasern oder Kokosfasern ohne Rücksicht auf da- Mischungsverhältnis, desgleichen mit Beimischung von anderen pflanzlichen Spinnstoffen, fall» die Barne ans Rindvieh- rc. Haaren vorherrschen, au» Tuchenden geflochtene Fußboden« teppiche 24 M. Andere: geknüpft 200 M, gewebt 100 M. Die Positionen 427 und 428 setzen folgende» fest: 427: dichte Gewebe für Mädel- und ZimmerauSstattung (mit Ausnahme von Sammet und Plüsch, sammet-und plüschartigen Geweben), gesärbt, bedruckt oder bunt gewebt: im Stück al» Meterware eingehend: im Gewichte von mehr al» 200 g auf 1 qm Se- webefläche 173 M, von 200 8 und weniger aus 1 qm Ge webefläche 250 M. (Eine Anmerkung hierzu lautet: Ab schnitte von Meterwaren (Kupon») von 4 m Länge oder weniger sind wie abgepaßt zu verzollen.) 428: Dasselbe ab- gepaht als Vorhänge, Bilder, Decken rc. auch mit Besatz oder Fransen im Gewichte von mehr al- 200 8 250 M, von 200 8 oder weniger 330 M. Da» Zentrum beantragt zu 427 die Sätze von 135 und 220 M. Position 42» belegt Sammet und Plüsch ungemustert oder nur durch Pressen ge mustert mit 150 M, in anderer Weise al- durch Pressen ge mustert mit 200 M. Die Positionen 425 bi- 429 werden gemeinsam di-kutiert. Bei 426 beantragt vr. Hahn 100 M. Die Positionen 425 und 426 werden nach der Vorlage, 427 nach dem Anträge Müller-Fulda (135 und 220 M.) an genommen, die Anmerkung wird gestrichen, die Positionen 428 und 42» werden nach Antrag Müller-Fulda (165, 250 bei 428 und 150 bei 429) genehmigt. Die nächste Sitzung wurde aus Montag anberaumt. Örtliches. Dresden, 21. Juni. * Der Rat hat in einer gestern anläßlich des Ab leben» Sr. Majestät des hochseligen Königs Albert abgehaltenen Gesamtratssitzung beschlossen, den Vor stand des Schulamts zu beauftragen, am Montag, den 23. Juni 1902, vormittags die Abhaltung von Trauerfeierlichkeiten in allen Schulen der Stadt zu veranlassen. Bis zur Abhaltung eine« vor aussichtlich am 29. Juni abend» 6 Uhr stattfindenden allgemeinen TrauergotteSdienste« werden die Rat«- Mitglieder Trauer anlegen Da« Gleiche wird für die uniformierten Beamten der Wohlfahrttpolizei angeordnet werden. * Ee. Durchlaucht Prinz Karl Lobkowitz ist hier eingetroffen und hat im Hotel Bellevue Wohnung ge nommen. * Um den Anwohnern im nahen Elbgeländ« bequeme Gelegenheit zu bieten, der heute den 21. d Mt«, abend« 9 Uhr stattfindenden Ueberführung weiland Sr. Majestät de« König« Albert vom Hauptbahnhofe nach der Katholischen Hoflirche, sowie der Montag, den Kunst und Wissenschaft. Der Lichtdurst -er Blüten. Licht und Wärme sind die Herrscher und Ernährer im Reiche de« Lebens. Von der niedrigsten Pflanze bi» zum Menschen wird die Lösung der Frage, wie da« einzelne Wesen in seiner Versorgung zu Licht und Wärme gestellt ist, von entscheidender Bedeutung für seine Entwickelung und sein Ergehen. Die meisten Tiere haben vermöge ihrer Bewegungsfreiheit die Fähigkeit, da« Licht selbst aufzusuchen, nicht so die Pflanzen. Sie sind an ihren Standort ge bunden und können nur durch die Bewegung ihrer verschiedenen Teile eine möglichst günstige Stellung zu den vom Himmel kommenden Lichtstrahlen gewinnen Man möchte bei oberflächlichem Nachdenken vielleicht meinen, daß die Pflanzen da« Lichtbedürfni«, da« sich besonder» bei Blättern und Blüten äußert, am besten und ausschließlich dadurch befriedigen können, daß sie dies« Organe mit der breitesten Fläche möglichst immer der Sonne zukehren. So einfach aber vollzieht sich der Vorgang nicht. Wie Prof. Wie»ner au« Wien durch Überaul gründliche Forschungen nachgewiesen hat, erschöpft der bekannte Begriff de« Hrliotropi«mu« der Blüten, d. h. ihre Eigenschaft, sich der Sonne zuzukehren, da« Wesen der Erscheinung nicht, vielmehr besteht eine große Mannigfaltigkeit von Ursachen, durch die di« Blüten zur Einnahme einer bestimmten zweckmäßigen Stellung zum Licht veranlaßt werden Wie«ner unter scheidet unter allen Blüten nach dem Ausdruck, den ihr Lichtdurst in ihrer Stellung findet, zunächst zwei Gruppen, die er al« vhotometrische und aphotometrische Blüten bezeichnet Die photometrischen Blüten find solche, di« dazu im stände find, infolge der Einwirkung de« Licht» Bewegungen au»;uführen und somit ihr« 23. d. Mt», abend« 9 Uhr anberaumten Beisetzung anwohnen zu können, läßt die Sächsisch-Böhmisch« Dampfschiffahrtsgesellschaft an beiden genannten Tagen abend« 11 Uhr ab Landeplatz Dre«den-Altstadt (Terrassenufer) je ein Eonderschisf nach Pillnitz ver- kehren. Die Dampfer laufen sämtliche Unterwegs- statione« an - Di« Frist für den Umtausch der im ReichS- Postgebiet und in Württemberg bi« End» März d. I. giltig gew»s»n»n Postw»rtz«,ch»n grgen neu« Post wertzeichen mit der Inschrift „Deutsche« Reich" ist bi« Ende Dezember 1902 verlängert worden Der Umtausch kann nach wie vor bei allen Reich«-Postanstalten und Königl Württembrrgischen Postanstalten sowie b«i den Landbriefträgern bewirkt werden Soweit noch Send ungen mit alten Postwertzeichen vorkommen, werden sie von den Postanstalten bi« zum Ablauf« der Umtausch frist nicht in der Beförderung aufgehalten und auch nicht mit Nachtaxe belegt werden. Die« gilt auch für Send ungen mit württembergischen Postwertzeichen, die im Reich«-Postgebiet, und für Sendungen mit Reichspost- Wertzeichen, die in Württemberg zur Auflieferung kommen. — Wie bereit« mitgeleilt, sind die Quittungen über Invaliden-, Kranken- und AlterSrenten- zahlungrn in bezug auf da« Format, die Farbe und Beschaffenheit de« Papier» abgeändert worden. Die neuen Muster sind bei den Königl. AmtShauptmann- schaften und den Etadträte» zu entnehmen Die älteren Quittungsmuster werden von den Postanstalten nur noch bis zum 1. Oktober 1902 zugelaffen * Ein volkstümlich«» Schriftchen zum Gedächt- ni» Sr Majestät de« Hochseligen König» Albert ist im Gustav Adolf-Verlag, Dresden-Blas«witz, erschienen und hat den bekannten Militärschriftsteller Max Dittrich zum Verfasser. Es hat nur 16 Seiten Text und 16 Bilder, enthält aber viele« Wissenswerte au« dem rühm- und thatenreichen Leben de« unvergeßlichen Monarchen und ist zugleich so im Geiste der Vaterlands liebe und KönigStreue geschrieben, daß »« rin einfaches, aber entsprechende« und zu begrüßende« Gedenkblatt für da» Volk, Beamte, Soldaten, Schulen und Vereine, denen e» gewidmet ist, bildet. * Die vom Verein „Dresdner Bauhütte" ver anstaltete Exkursion nach den Granitwerken der Firma C. G Kunath in Demitz-Thumitz fand unter zahl reicher Beteiligung statt. Man besuchte zunächst die am steilen Abhange des Klosterberge» gelegenen zwei Bolbritzer Brüche sowie den vor etwa sechs Jahren eröffneten so genannten RothnauSlitzer Bruch, die durch die Lagerung ihre« Gestein» interessieren Ein größerer Bruchbetrieb als in den besichtigten ist in dem unweit davon gelegenen Bruche „Jungfernstein" zu finden, weil sich in dem etwa 20 w liefen Bruche das Material in mächtigster Form und reinster Farbe zeigt. Steil« Bremsbergbahnen verbinden diese Brüche unmittelbar mit den neuangelegten großen Laderampen, von denen auch die Beteiligten durch Trankportlowrys nach dem unweit vom Bahnhof gelegenen Bruche „Demitz" befördert wurden. Ueber diesen Bruch ist eine Hebevorrichtung neu angelegt, die wohl in Deutschland al« erste Anlage ihrer Art bezeichnet werden dürfte. Ein über 100 m lange« und 7 om starke« Drahtseil überspannt ihn, um die größten Lasten mittel« elektrisch angetriebener Lauf katze zu heben und zu transportieren. Ferner sind hier auch zur Bearbeitung der Materialien Maschinen sür Klarschlag und Pflastersteine, sowie sür Schleiferei in neuester Konstruktion aufgestellt. Nicht allein aber die großen Massen, sondern auch der letzte Rest, der Granitstaub, findet in diesem Werke seinen Nutzen. Durch Mischen mit geringen Massen Cement werden die festesten Mauerziegel, Dachziegel und Schleusenrohre in verschiedenen Formen und Weiten angefertigt Den Schluß dieser Besichtigung bildete der Bruch „Thumitz I" al« größter der ganzen Anlage, in dem allein 250 Mann thätig sind. Auch dieser Bruch ist mit einem wie oben beschriebenen Drahtseil von 200 m Länge überspannt. Alle diese maschinellen Anlagen, Hebewerke und Bahnen werden von einer elektrischen Zentrale mit einer 150 ?. 8. Dampfmaschine in Betrieb gesetzt. Unstreitig darf wohl dieses Werk mit seinen 900 bi» 1000 Arbeitern, da« im Jahre etwa 8000 Doppelwaggons Steinmetzware, Pflastersteine und Klarschlag in die entferntesten Gaue Deutschland», ja sogar in» Ausland sendet, an die erste Stelle von Sachsen» Bauindustrie gestellt werden. Die Führung durch die hochinteressanten Anlagen hatten in liebenswürdigster Weise Hr Mitinhaber Hahn und die Herren Betriebsleiter Rodig und Baumeister Rodig übernommen * Da« für morgen angesetzte Schauturnen de» Allgemeinen Turnvereins fällt au». Nachrichten aus den Landesteile«. Leipzig Um da» Andenken von August« Schmidt, d«r mutigen Vorkämpferin der gemäßigten Frauen bewegung, zu ehren, hat ein« Anzahl hi«fig«r Frauen- verrin« beschlossen, am Sonntag, den 13. Juli, vor mittag« H12 Uhr eine Gedälbtni«feier für die Ent schlafene zu veranstalten, in der von berufener Seite ihr Lebensbild geschildert werden soll. — Prof vr Beckmann, der hervorragende Lehrer für angewandte Chemie an der Universität, der seit 1897 hier wirkt, für 1. Oktober d. I. aber einem höchst ehrenvollen Rufe an die Universität Berlin Folae zu leisten beabsichtigte, bleibt zur Freude der zahlreich hier studierenden praktischen Chemiker in Leipzig. Prof vr. Bolzmann jedoch, der akademisch« Lehrer für theoretische Physik, kehrt wieder an die Universität Wien, wo er früher war, zurück. — Zu dem Geldschrankdiebstahl in der Windmühlenstraße hier ist zu berichten, daß die That aller Wahrscheinlichkeit nach von drei Einbrechern begangen wurde Zwickau. Eine mutige That hat der 18jährige Sohn de« Bierhändler» Pampel in Wilkau mit dem Lebe» bezahlen müssen. Er warf sich durchgehenden Pferden in die Zügrl, wurde aber von ihnen nieder gerissen Der schwere Wagen ging ihm über Brust und Kopf, sodaß der junge Mann tot liegen blieb. Dohna. Die 500jährige städtische Jubelfeier ist wegen de« Ableben» Sr. Majestät dr» hochseligen König» Albert verschoben worden. —Ici. Kaditz Die gestern hier gemeldete Havari.« eine» Schleppzugr» ward durch Bruch der Betriebskelte herbeigeführt, wodurch, vom Sturme getrieben, der Zug auf Land verdrückt wurde. Erst nach Stunden gelang e», die Bruchstelle bei Brie«nitz aufzufinden und zu re parieren. Ein Glück für da« Personal war e», daß der Bruch nicht im Triebwerke auf Deck stattfand. Zittau. Vorgestern ist da« nahezu fertige Wagen depot der elektrischen Ausstellung«.Straßenbahn am oberen Ende der Bi«marck-Allee eingestürzt Die 32 m langen und etwa 7 m hohen Seitenwände de« BretterbaueS boten dem ziemlich starken Nordwinde eine willkommene Angrifft fläche, und da sich der sturmähn liche Wind auch noch im Innern der an der Stirnseite geöffneten großen Halle festsetzte, so gab der Bau nach und stürzte, vom Boden glatt wegrasiert, quer über die Bismarck-Allee hinweg. Al» ein großer glücklicher Zu fall ist e« anzusehen, daß kein Mensch zu Schaden ge kommen ist. Kleinschönau. Auf schreckliche Weise ist der 62 Jahre alte Gutsbesitzer Karl Gustav Rieger umS Leben gekommen. Als Rieger auf einer ihm ge hörenden Wiese im Begriffe war, seine vor die Mäh maschine gespannten Pferde mit Brot zu füttern, wurden diese durch da« Schießen von in der Nähe manö vrierenden Soldaten scheu und gingen durch Rieger geriet hierbei unter die Mähmaschine, deren Messer ihm da« Fleisch am linken Bein der Länge nach bi« auf die Knochen durchschnitten. Außerdem erlitt er eine schwere Kopfverletzung durch einen Fußtritt eine» Pferde». Der Verunglückte wurde sofort nach Hause transportiert. Leider war keine Rettung mehr möglich Rieger, der einen großen Blutverlust erlitten hatte, starb bald infolge der furchtbaren Verletzungen Vermischtes. * Da» „Venedig de« Osten»". Eine interessante Schilderung von Bangkok, der Hauptstadt von Siam, findet sich in dem kürzlich in London erschienenen Buche „Siam in the Twentieth Century" von G. D. Campbell. Wa« Pari» für Frankreich bedeutet, da» ist die Haupt stadt Bangkok für Siam. Die sehr zentralisierte Regier ung Siam» wird ganz von Bangkok, der ständigen Residenz de« König«, geleitet. Keine andere Stadt kann sich derselben Vereinigung und Mannigfaltigkeit der ver schiedenen Interessen rühmen; keine zeigt in so engem Nebeneinander ein ausblühendes rührige« europäische« Gemeinwesen neben einem orientalischen Hofe, der noch die Förmlichkeiten vergangener Jahrhunderte beobachtet; keine ein so seltsame« Gemisch de» alten und modernen, de« grotetken und alltäglichen, de« materiellen Behagen» und der schmutzigen Barbarei; nirgend sonst sieht man solche Verschiedenheiten de« Leben» und der Nationalität, solche malerischen Mißverhältnisse. Nur auf den Wasser wegen offenbart sich da» malerische Bangkok. Der Name „da» Venedig de» Osten»" wird oft mehr ironisch al» ernsthaft angewandt, aber wer die ganze Schönheit ihrer „klong«" mit dem Blick umfaßt hat, mit ihren alten Tempeln und Palästen, die durch da« dicke, tropische überhängende Gebüsch gucken, wird fühlen, daß der Stadt der Adria durch den Vergleich kein Unrecht geschieht. Auch Bangkok ist auf den Wassern gebaut. Die große Mehrzahl seiner Bevölkerung lebt in schwimmenden Häusern Di« Läd«n und Bazar« öffnen sich nach der Wafferseit«, und Boote bilden da» leichteste und belieb teste Beförderungsmittel" * Kapitän Frreman, der Führer de« Dampfer« „Roddam", de« einzigen Schiffe«, da« bei der Katastrophe von Martinique dem Untergang« «nt- rann«» war, ist vor rinigrn Tagen in London an- gekommen und gab dem „Daily Express" nachstehende Schilderung seiner Erfahrungen an d«m Schreck«n»tage des 8. Mai Der „Roddam" traf am 8 Mai morgen« ^7 Uhr im Hafen von St Pierre ein und warf etwa einen halben Kilometer von der Küste entfernt Anker E« sollt«» Gütrr ting«lad«n werd«», aber da e« Himm«l- fahrt«tag war, so waren die Neger nicht zur Arbeit zn bringen Um 4i8 Uhr legte sich da« Boot de« Schiffs agenten längSseit de« Dampfer«, und in diesem Augen blicke begann der Mont Pelv« sein« verderbliche Thätig- keit. Zunächst vernahm man ein furchtbare« Getöse, dumpf, aber außerordentlich stark Al« ich nach dem Berge sah, bemerkte ich, daß er an der Seite offen war und daß sich eine dicke schwarz« Wolke in großer Schnelligkeit nach St Pirrrr zuwälzte. Sie sah furcht bar au«, aber man konnte den Blick nicht von ihr ab- wenden, e« schien fast, al« ob sich eine große schwarze Katze auf ein« Mau« stürze. Al« sie sich der Stadt näherte, breitete sie sich fächerartig au« und wurde dicker und dicker E« dauerte kaum eine Minute, von der ersten Detonation an gerechnet, bi« die Wolk« da« Meer erreichte und auch den Dampfer dicht «inhüllte. Ich wüßte nicht« auf der Erde, wa« ihr hätte widerstehen können. Da» Schiff holte über drei Fuß über, al« ob e« von einer mächtigen Hand gepackt und auf die Seite gelegt würde. Wären die Luken zu den unteren Deck« offen gewesen, so würde e« Wasser genommen haben und sofort gesunken sein. Auf diese Weise dürfte da« im Hafen gelegene Kabelschiff zu Grunde gegangen sein. Ich sprang in da« Kartenhaus, al« sich die Wolke dem Schiffe näherte; einige Augen blicke blieb ich darin, e« wurde mir aber sofort klar, daß wir sofort abfahren mußten, wenn wir überhaupt jemals fortkommen wollten. Ob jemand von der Mann schaft am Leben geblieben war oder nicht, wußte ich im Augenblicke nicht Durch einen Regen von Feuer und Staub stürzte ich vorwärt« und ließ da« Ankertau von der Winde ablaufen, wir verloren den Anker mit 135 Faden Kette, ich kümmerte mich aber wenig darum, ging nach der Brücke zurück, wobei ich bei jedem Schritte neue Brandwunden erhielt, und telegraphierte in den Maschinenraum „Volldampf zurück!" Der zweite und der dritte Ingenieur waren im Maschinenraume und deshalb unverletzt geblieben Bei sehr geringem Dampfdrücke bewegte sich der „Roddam" langsam durch da« Wasser. Meine Hände waren so verbrannt, daß ich den Griff de« Maschinentclegraphen nicht mehr anfaflen konnte und ihn mit den Ellbogen in Bewegung setzen mußte. Der erste und der zweite Offizier waren nirgend« zu sehen, und ein Matrose sagte mir, 10 Mann seien tot und 17 seien über Bord gesprungen. Mehr al» eine Stunde lang trieben wir in der Finsternis umher, und alle paar Minuten explodierten Rumfässer, die zum Verladen fertig am Ufer lagen; da» allein zeigte mir, wo die Küste war, und setzte mich in den Stand, mich von ihr fern zuhalten. Der Staub fiel dicht und ununterbrochen, er füllte bald meine Augen, Nase und Ohren Da» Ge fühl de» Ersticken» war schlimmer al» der Schmerz der Brandwunden, schlimmer als die beispiellose Hitze. Ich hatte da« dunkle Gefühl, daß ich einer langsamen, peinvollen TodeSart sterben würde. Endlich konnten wir den Hafen verlassen. 18 Zoll hoch bedeckte ein feiner grauer Staub da« Schiffsdeck. Da« Schiff war wie ein schwimmender Hochofen, Takelwerk, Krane, Deckaufbauten, die Boote, alle« glimmte, und das Vorderkastell stand in hell«n Flammen, die im Augenblicke nicht zu bändigen waren. Ich sandte den Ueberrest der Mannschaft — denn Tote und Sterbende lagen überall —, die noch gehen konnten, nach vorn, um da» Feuer zu löschen. Die Einwohner von St. Pierre sind nicht sofort tot gewesen Als der „Roddam" nahe an der Küste vorbei trieb, sah ich Hunderte von verzweifelten Menschen au« dem Südende der Stadt durch die Flammen nach der See zu eilen. Haufenweise stürzten sie sich selbst in die See, die an der Oberfläche thatsächlich kochte. ES war nicht eine „feurige Wolke", die die Stadt zerstörte, die Flammen kamen erst später, al« die rotglühende Asche gezündet hatte. Da» Schiff sah furchtbar au», al« e« nach mittag» nach St Lucia kam; bi« an die Knöchel wadete man in grauer Asche; vier Mann lagen tot am Achter deck in den seltsamsten Stellungen; auf einem Deck stuhl, wie schlafend, saß der tote erste Ingenieur, unter Deck stöhnten mit furchtbaren Brandwunden bedeckte Seeleute. Ich selbst stand auf der Brücke, meine Hände waren so entsetzlich geschwollen, daß ich weder mir noch einem andern Hilfe zu leisten vermochte. Stellung zu den Lichtstrahlen günstig zu regeln. Die aphotometrischen Blüten stehen im Gegensätze dazu, sie besitzen also diese Fähigkeit nicht. Dennoch können auch die Blüten der zweiten Gruppe eine ganz bestimmte Stellung annehmen, diese wird dann aber nicht durch den Einfluß de« Licht«, sondern durch andere Kräfte bestimmt, und zwar namentlich durch die Schwerkraft. Wenn man eine Blütenpflrnz« betrachtet, so wird man in den meisten Fallen auch dann eine Wirkung de« Licht» deutlich wahrnehmen können, wenn sie sich in der Stellung der einzelnen Blüte nicht ausprägt E« ist ja eine ganz bekannte Thatsache, daß sich ein Gewächs nach der Seite hin, von der es da« meiste Licht empfängt, stärker entwickelt. Die kräftigsten Zweige der Bäume, da» üppigste LaubwachStum wird immer mehr nach Süden gerichtet sein al« nach Norden oder, wenn die Pflanze nicht frei steht, nach derjenigen Seite, von der au» sie am wenigsten beschattet ist. Auch die Blüten entwickeln sich auf dieser Seite zahlreicher und gesünder. Wmn man beispielsweise ein Exemplar de« Alprnhahnenkamm« (ltdiaantdus alpin»?) einer einseitigen Beleuchtung auSsetzt, so entwickeln sich nur auf der be lichteten Hälfte der Pflanz« gesund« Blüten, während die Knospen auf der Schattenseite sämtlich verkümmern Auch für diese Erscheinung hat die Wissenschaft einen besonderen Namen schiffen müssen, al» welchen Meiner den bezeichnrten Ausdruck Phototrophie vorgeschlagen hat. Bei den phototrophischen Pflanzen haben die Blüten an sich also nicht die Fähigkeit, da« Licht zu suchen, infolge dessen müssen diejenigen Blütenanlagen, die bei der Lichtverteilung schlecht fortkommen, zu Grunde gehen. Diese Pflanzen müssen eben damit zufrieden sein, wenn sie auf einem Teile ihrer Stiele oder Zweig« Blüten zur Entwickelung und Befruchtung bringen können, und sie unterstützen diesen Vorgang dadurch, daß sich alle ihre Gewebe und einzelnen Organe nach der stärker be leuchteten Seit« hin kräftig«» «»»bilden. Besonder» merkwürdige Verhältnisse bieten diejenigen Blüten dar, deren Stellung zum Licht nicht durch diese» selbst, sondern durch die Einwirkung der Schwerkraft bedingt wird. Sie stehen unter dem Befehl der Schwerkraft nämlich nur, solange sie unbefruchtet sind, sinken aber in ein« beliebige Lage abwärts, sobald die Be fruchtung vollzogen ist. Eine solche Pflanze bietet zur Blütezeit einen wunderbaren Anblick, indem nämlich innerhalb eines Blütenstande» ein Teil der Blüten, allo die noch unbefruchteten, nach oben gerichtet sind, während die Oeffnung der übrigen, bereit» befruchteten nach unten weist. Die Erklärung diese» Zustande« liegt nicht fern. Die Befruchtung sder Blüten vollzieht sich gewöhnlich unter Mitwirkung von Insekten, und die SHöafarbigkeit und der Duft der Blüten dient ja eben hauptsächlich dazu, die Insekten anzulocken. Eine mit dem Kelch nach oben gewandte Blüte hat nun selbst verständlich mehr Aussicht, von Insekten bemerkt zu werden, al« wenn sie die umgekehrt« Stellung hätte. So ist e« für die Pflanze zweckmäßig, wenn die Blüten durch die Schwerkraft nach oben gerichtet werden, fall« derselbe Erfolg nicht durch da« Licht selbst erzielt wird. Haben aber die Insekten ihre Arbeit gethan, ist die Blüte befruchtet, so fällt auch die Notwendigkeit dieser Blütenstillung fort, und daher ist e« kein Schaden für die Pflanze, wenn sich nunmehr die Blütenteile abwärts neigen; e« ist vielleicht sogar ein Vorteil für sie, indem dann die Samen mit größerer Sicherheit auf den Erd boden gelangen. Am besten find natürlich die Gewächse gestellt, die einen gin, freien Standort haben, wohin da» Licht von allen Seiten zutreten kann E» ist daher auch ganz be- qreiflich, daß sich bei solchen Pflanzen am seltensten be sondere Einrichtungen finden, die den Blüten ein« be stimmt« Stellung zum Licht erteilen. Auch bei den Blättern ist da» nicht mehr der Fall, sondern die ganze Pflanze kann ihren Lichtdurst stillen, ohne besondere Anstrengungen dafür aufzuwenden. Lichtsparsamkeit ist eben nur für solche Blätter und Blüten geboten, die von vornherein auf eine geringe Lichtzufuhr angewiesen sind. Die Fähigkeit, sich nach dem Licht zu bewegen, ist ein Behelf der Pflanze, um das spärliche Licht im höchstmöglichen Grade au»zunutz«n. Im allgemeinen kann man sagen, daß die dem Licht zugewandten Blüten stände eine Anpassung an einseitige Beleuchtung, die dichtblütigen, nach allen Seiten entwickelten dagegen «ine Anpassung auf allseitige Beleuchtung darstellen; al« Beispiel für die letztere Gruppe kann die Königskerze g«nannt werden. Ungemein reizvoll sind ferner die verschiedenen Wege, auf denen die in der Bestrahlung stiefmütterlich be handelte Pflanze die Ausnutzung de« Licht« erzielt. In der Regel geschieht die« bei der Blüte dadurch, daß ihre Oeffnung senkrecht zu der de» Licht« eingestellt wird. Diese Blüten werden von WieSner Vorderlicht blumen genannt und in Gegensatz zu den Oberlicht blumen gefitzt. Zu den Oberlichtblumen gehören z. B die meisten Vertreter der großen Familie der Schirm- blütler (Umbelliferen). Sie wenden ihre Blütenstände stet» dem Zenith zu, und in der That thun sie insofern ganz recht daran, al» vom Zenith de» Himmel» die größte Lichtmeng« kommt. Die Oberlichtblumen aelange» zu di«ser Stellung namentlich durch den Einfluß der Schwerkraft, die den Blütenstengrl in eine senkrechte Stellung bringt Gerät eine derartig« Pflanze durch irgendwelchen Zufall in eine geneigte Lage, so besitzt sie di« Fähigkeit, in unglaublich kurzer Zeit die senkrecht« Stellung wieder hrrzustellen. Da« bekannteste Beispiel einer Vorderlichtblume ist die Sonnenblume, deren Blüte mit der größten Fläche seitwärts gestellt ist. Solch« Vorderlichtblumen wehren durch ihre Stellung die stärkste Belichtung geradezu ab, denn die Menge de» verstreuten Tageslicht«, da« vom Zenith herkommt, ist mindesten« doppelt so groß, gelegentlich aber, sogar in unseren
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)