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Dresdner Journal : 21.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190206218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-21
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1902
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Zum Ableben Sr. Majestät des Königs Albert. (Fortsetzung an» dem Hau-tblatte.) geschieden. Lber nicht da» Sachsenland allein steht klagend an seiner Bahre, nicht scheiden die weiß-grünen Greuzpfähl« den Sachse» von den Angehörigen der übrigen deutschen Bundesstaaten in der Trauer um den Verlust de» Hönig« Alldeutschland nimmt an seinem Hinscheiden warmherzigen Anteil, hat doch da« gesamt» deutsche Volk und Reich in ihm »inen aufrichtigen Patrioten und den letzten seiner großen Heersührcr ver loren, die im französischen Kriege unsterbliche Lorbeeren gepflückt und de» Reiches Herrlichkeit aufzurichten mit- geholfen ... König Albert, der seiner ganzen Neigung »ach vor allem Soldat war, wurde zu einem fürsorg lichen LandeSvater, zum Muster eine» deutschen Regenten, wie ihn unsere Zeit verlangt: von allumfassendem Interesse, von sicherem Blick für da» Wesentliche, von bedächtigem, festem Entschluß, von unermüdlicher Pflicht treue. Und mit tiefer Genugthuung durfte er sehen, wie unter seiner sichern, stetigen, wohlwoller ^en Herrschaft trotz mannigfach schwieriaer Verhältnisse, trotz wachsender Konkurrenz auf dem Weltmarkt», trotz sozialdtmokratischer Verhttzung sein Land aufblühte, wie der sächsische Gewerb-fleiß sich immer weitere Absatz gebiete eroberte, wie Kunst und Kunstgewerbe den alten Ruhm de« Lander herrlich erneuerten, wie da« Unter- richtSwesea in besonnenen Reformen doch die alten guten Grundlagen behauptete, wie endlich nach seinem Vor bilde bei seinem Volke di« Anhänglichkeit an da« Heimatland und die Treue gegen Kaiser und Reich zu einer einzigen Empfindung zusammengeflossen sind. Niemal« »st einem Beherrsch»» Sachsen« ein schönere« Lo« zugefallen, niemal« hat ein Wettiner im aanzen Reiche ein« so allgemein und neidlos aneriannte Stellung eingenommen, al« König Albert, an besten Bahr« jetzt ein ganze« Volk sich trauernd neigt." Die „Deutsche Wacht" widmet dem verewigten Monarchen u. a. folgende Sätze: „Da« deutsche Volk, da« deutsche Heer, inbbesondere unser sächsische« Vaterland hat einen unersetzlichen Ver lust erlitte«: der Sieger von Beaumont, einer der besten im Rate der deutschen Fürste«, Sachsen« greiser König, weilt nicht mehr unter den Lebenden. . . . Wie Kaiser Weißbart hat Sachsen« König ein« verstanden: nicht seine persönlichen Neigungen vorzudrängen, sondern mit sicherem Blick das Ganze und Wesentliche zu fasten. Ob dieser Königlichen Gabe wird ihn später «och die Geschichte preisen. In da« deutsche Ganze sich ein ordnend, hat König Albert eine Stellung errungen, so mächtig und einflußreich wie selten ein sächsischer Fürst zuvor. Er bewie« die große Kunst, Menschen zu teilen. In seinem Lande verschmolz die Liebe zur engeren Heimat und zum angestammten Herrscherhaus« mit dem deutsch-national«« Fühle» und Denken. . . . Einen überaus reichen Schatz von Volkslied« und Ver trauen hinterläßt König Albert dem Erben seine« Throne«. Wenn den neuen Herrscher der Heilruf seine« Volkes jubelnd grüßt, so kommt darin zum Ausdruck jene monarchische Gesinnung, wie sie die Persönlichkeit de« verstorbenen König« zur vollen Stärke gebracht hat. Ragt er lebend nicht mehr heraus aus der Menge: sein Geist soll vorbildlich sei« und wirken nicht bloß für Sachsen, sondern für alle guten Deutschen. Hüten wollen wir zu seinem Gedächtnis, wa« er Bedeutsames geschaffen hat." Die „Neuesten Nachrichten" sagen: „Der letzte große Zeuge von Deutschland« großer Zeit ist nun dem ehrwürdigen ersten Deutschen Kaiser, besten Paladinen Moltke und Bismarck nach Walhall nachgefolgt, wo die deutschen Helden ihn grüßend empfangen werden. Die Geschichte wird den Feldherrn- und Regentennamen „König Albert von Sachsen" auf ewige Zeiten in leuchtenden Lettern der Menschheit lese« lasten Sein Wandel auf Erden soll un« Sachsen ein nachahmens werte« Vorbild sein. Da« Angedenken an sein Leben und Wirken ist uns ein reiches Erbe, aus dem wir schöpfen können in allen Stunden der Bedrängnis, und in dem wir immer ein Vorbild der Pflichttreue und der selbstlosesten Hingebung an das Gemeinwohl finden werden Wie wäre es auch sonst möglich gewesen, daß König Albert der höchsten Liebe teilhastig wurde, die ein Volk darzubringen vermag, wenn da« Wohl diese« Volke« nicht stet« der Leitstern seine« Handeln« war, we«« die Sorg« um da«s«lbe nicht sei» ganz«« L«b«n erfüllt«!" Bon auswärtigen Zeitungen erwähnen wir noch die nachfolgenden Kundgebungen: „Leipziger Zeitung": ,Mer di« Rückblicke der säch sischen Zeitungen auf da« Jahr 1900 verfolgt hat, wer sich die Stimmung de« sächsischen Volke« an der Jahr hundertwende vergegenwärtigt, wird sich de« bestimmenden Grundgedanken« noch erinnern: da« Schwerste, wa« Sachsen damal» hätte treffen können, aber durch Gotte» gnädige Fügung »och fer»g»halten wurde, da« wäre der Tod König Albert« gewesen, ve» Mitte Oktober di« da« Schlimmste befürchten lastende gefährliche Erkrankung heraufbeschwor So hatt« er da« schöne Ziel erreicht, da« altgriechische Wei«heit einem Monarchen vor Augen gestellt hat: ein Fürst »st am glücklichsten, wenn er e« dahin bringt, daß d»e Uaterthanen nicht ihn, sondern für ihn fürchten Viele Herrscher giebt e« auf Erden, die über mehr Unterthanen auf mehr Quadratmeilen Lande« gebieten, al« die« ein sächsischer Fürst seit 1815 von sich sagen kann; doch so mancher Fürst wird klein, wird an ihn und seine Herrschaft der Maßstab gelegt: Nur mächtig ist, den seine Völker lieben Ja, wir habe» ihn lieb gehabt, unser» König Albert, weil er zu den Fürsten gehörte, die ihr Glück in weise Milde und in väterliches Wohlthun setzen Und das konnte er, weil er vor Antritt seine« verantwortungsreichen Herrscher amts gelernt hatte, zu gehorchen Sein Erlauchter Vater, Prinz und später König Johann, hat nicht um- soast den Beinamen de» Weisen zuerkannt erhalten: e« stehen mit goldener Schrift im Buch der Ehren di« Fürsten, die befolgten weisen Lehren Die Anweisung, di« «inst dieser Vater, dessen Gedanken über Prinze n- erziehun« für alle Verhältnisse vorbildlich genannt werden dürfen, Anfang 1835 dem zum Erzieher Albert« au«- ersehenen Hof- und Justizrat vr Friedrich Albert v. Langen» erteilt hat, kann wegen der vortrefflichen Früchte, die sie gezeitigt hat, immerdar ein Ehrenblatt in der Geschichte der sächsischen Königsfamilie bean spruchen. . . E» giebt keinen bessere» Dank, den wir dem Toten in die Gruft nachrufen können, al« da« Ge lübde: zu wirken im Andenken an König Albert!" „Pirnaischer Anzeiger": „Wa« er »rstritten, was er gewirkt, das gehört der Geschichte an; sein Leben schildern heißt ei» Kapitel, und eine« der ruhmreichsten in der Entwickelung de« deutschen Daterlande« schreiben, und wenn König Albert auch mit jedem Atemzuge, mit jedem Schlage seine« Herzens, mit allem Denken und Empfinden auf« innigste verbunden gewesen mit seinem geliebten Sachsenlande, so vergaß seine Fürsorge, sein weitschauender Blick doch niemal«, daß er auch ei» deutscher Fürst war. Ihn hat die wärmste Freunde«- liebe unlöslich vereinigt mit dem HeldengreiS, dem de« Schicksal« Fügung das erste deutsche Kaisrrdiadem auf« Silberhaupt drückte, und in vertrauter Stunde hat Kaiser Weißbart dem treuen Freunde sein Teuerstes, den Enkel und künftigen Erben der Krone, an« Herz gelegt. Und diese innige, im Schlachtendonner gefestigte Freundschaft, die umrauscht ist von den Fittichen der Legende, di« geweiht ward von dem weltgeschichtliche« Augenblicke, wo die deutschen Fürsten mit ehernem Hammer den Bau de« neuen Reiches schmiedeten, diese Freundschaft ging von Geschlecht zu Geschlecht, vom Kaiser Weißbart zum leidvolle» Helden Friedrich und vom thatenfrohen Enkel zum jungen Sproß, dem König Albert noch als Pate zur Seite stand — da« letzt« rührende Unterpfand einer treuen, unauslöschliche« Liebe." Von den Zeitungen im Reiche lassen wir im Anschlusse an die gestern zitierten Stimmen heute noch die nachstehenden folgen: „Reichsanzeiger": „Der König von Sachsen ist am 19. Juni abend« in Schloß Sibyllenort sanft entschlafen. Seit einer Reihe von Tagen mußte da« Eintreffen dieser tiefschmerzlichen Trauerkunde erwartet werden Dennoch wirkte sie erschütternd im ganzen Reiche, wo die Nach richten vom Krankenlager des allverehrten Bundesfürsten überall mit sorgenvoller Teilnahme und mit innigen Wünschen für seine Genesung begleitet wurden Au« der Herzlichkeit der Empfindungen, mit denen in allen Gauen unsere« Vaterlandes die nationale» Verdienste de« Heimgegangenen Herrscher« geehrt werden, mögen die so schwer geprüft« edle Gattin, di« sächsische König«- familie und da» sächsische Volk in diesen leidvolle» Tagen Trost und Erhebung schöpfen. König Albert gehört für immer zu den heroischen Gestalten, die am Eingänge der durch ihr Wirke« heraufgeführten neue« Epoche de« deutschen Leben« standen Ebenbürtig de» berühmteste» Führern de« großen Kriege«, hat der König! Grneralfeldmarschall seinen Namen mit Erfolgen verknüpft, die zu den schönsten Waff»«that«n de« einig»» Deutschland gehören Nicht minder hat er im Friede» al« weiser und gerechter Landesherr sem Königreich zu hoher Blüte gebracht Reich gesegnet war sein Alter, unv alle» Patrioten galt es al« eine liebgewordene Vorstellung, daß diesem ehrwürdigen Könige die gleiche Lebensdauer beschieden sein möchte wie semem Waffen bruder Wilhelm dem Großen. Bewegten Herzens trauert Se. Majestät der Kaiser und König um den väterlichen Freund, die Nation um einen Helden und König, in dem sie groß« Erinnerungen ihrer Geschichte verkörpert." „Nordd Alla Ztg ": „Da« sächsisch« Land hat «inen edlen und weisen König, Kaiser Wilhelm einen treuen Freund, das Deutsche Reich einen bewährten Bunde«- fürsten verloren Wie Sachsen König AlbertS und seines erfolgreichen Schaffens für des Lande« Wohlfahrt niemals vergessen wird, so gedenkt da« gesamte deutsche Volk an der Bahre des erlauchten Fürsten in Dankbar keit seine» Wirken» in Rat und That, al» e« galt, da» neue Deutsche Reich zu begründen In den Reihen der Ersten, die damals, al« die Würfel fielen, durch hervor ragende Mitarbeit sich »»«zeichneten, stand König Albert, und seit da« Werk vollendet, blieb der Monarch ein eifriger Wahrer und Mehrer de« nationalen Gute«. Einen niemal» welkenden Lorbeerkranz legt das deutsche Vaterland auf de« Sarg König Albert»." „Deutsche Zeitung": „Einen Alten au» der stille», tapferen und pflichttreuen Wilhelminischen Zeit, einen bewährten Heerführer und einen weisen Fri«den»herrn hat der Tod gestern au» dem altbraunschweigrsche» Tudor-Schloß von Sibyllenort abgeholt. Mit dem 74jährigen König Albert von Sachsen, der gern noch am 18. Juni kommenden Jahre« die Feier seiner goldenen Hochzeit mit der Königin Karola au» dem Hause Wasa erlebt hätte, scheidet der Allerletzte au» der Reihe der wirklich verdienten fürstlichen Heerführer in dem Reichreinigungskriege von 1870. König Albert wie» in vielen Zügen, die für einen Regenten entscheidend find, Aehnlichketten mit dem alten Kaiser Wilhelm auf Seine sachliche, zurückhaltende, ruhig-königliche Art er möglichte ihm vielfach die Ausgleichung widerstreitender Gegensätze." „National-Zeitung": „Verehrt von dem ganzen deutschen Volke, dessen Sympathie sein letzte» Kranken lager umgab, ist König Albert von Sachsen gestorben Kaum eine andere Tbatsache kann den großen Wandel der deutschen Dinge seit einem Menschenalter so sinn fällig ausdrücken, al» daß der Fürst, der im Jahre 1866 der Führer der damal» auf der Seite Oesterreich« fechtenden Truppen de« Königreich« Sachsen war, seit Jahrzehnten auch in Preußen al« eine Stütze de« Reiches verehrt wurde Noch al« Kronprinz hatte er, der 1866 bei Gitschin und Königgrätz den preußischen Truppen gegenübergestanden, an ihrer Seite im Krieg« von 1870 als Kommandeur des sächsischen Armeccorp« bei Gravelotte ruhmvollen Anteil an dem Siege gehabt, dann al« Führer der Maasarmce auch preußische Corp», unter ihnen di« Garde, befehligt und wesentlich zu der Entscheidung von Sedan beigetragen." „Hamburger Nachrichten": „So ist doch alle Hoff nung vergebens gewesen und der Tod ist Sieger ge blieben Wenn auch nach den Nachrichten der letzten Tage nicht unerwartet, so doch nicht minder schwer trifft die Trauerkunde vom Heimgange König AlbertS nicht nur sein getreue« Sachsenvolk, sondern da« gesamte deutsche Vaterland Die ganze Nation steht tief trauernd an der Bahre diese« herrlichen König«, diese« illustersten Repräsentanten der Zeit Kaiser Wilhelms I. und de» Fürsten BiSmarck unter den deutschen Bundesfürsten, des treuen, besonnenen und wahrhaftigen Freundes sreier Kaiser Waö dieser Verlust für Deutschland zu bedeuten hat, kann nur beurteilen, wer Kenntnis besitzt von dem segensreichen Wirken diese« König« und von seinem heilsamen Einflüsse auf den Gang der Dinge im Deutschen R»iche. Unter den deutschen Fürst»» ragte er als ei»er der siegreichen Helden au« der glorreich»» Vergangenheit in die Gegenwart hinein, eine stete Mahnung, nie die schweren Opfer zu vergeff»n, die da« nationale Einigung«, werk erfordert hat, und treu und fest zusammenzustehen zur Erhaltung de« schwer Errungenen. Wa« sein Land, wa« da« Reich dem König Albert verdankt, da« steht tief eingegraben in den Tafeln der Geschichte Seinem Volke »ft er allezeit in guten wie in bösen Tage» ei» treuer, fürsorglicher und pfluhtgetreuer LandeSvater ge wesen, dem Deutschen Reiche aber ein« feste Stütze, eia erfahrener und besorgter Berater Schlichtheit und gerader Sinn, Mut und Entschlossenheit, Abneigung gegen leeren Schein und theatralische Pose waren König Albert stet« eigen, und sein« staatsmännische Weitheit hat da« Land in mancher Beziehung zum Musterstaat erhoben.'M „Cölnffche Zeitung": „Nun ist auch König Albert von Sachsen dahingegangen, der „einzige große Heerführer au« jener großen Zeit, der letzte Ritter de« Eisernen Kreuze« mit dem Großkreuz, dem Deutschen Reiche in Krieg«- und Friedenszeiten eine feste Stütze!" Diese Ehrentitel hat Kaiser Wilhelm selbst seinem „väterlichen Freunde" verliehen, al« die deutsche Armer dem Könige zu seinem 50 jährigen Militärdienstjubiläum «ine groß artige Huldigung darbrachte Aber nicht nur ein Kriegs- Held ohne Furcht und Tadel war er, sondern ebensosehr ein Friedensfürst und ein LandeSvater, der die wirtschaft lichen Kräfte seine» Königsreichs zur vollsten Entwickelung steigerte, der es zu einem Mufterstaat ausgestaltete und trotz aller Wirtschaftlichkeit und persönlichen Einfachheit für die äußere Verherrlichung und Schmückung seine» Lande» mehr gethan hat, al» auch der prächtigste, ver schwenderischste seiner Ahnen In König Albert hatten sich, kurz gesagt, die glänzenden Eigenschaften der Besten seine« Geschlecht« ohne ihre Fehler vereinigt " „Münchner Allgemeine Zeitung": „Sachsen hat seinen König verloren, der ein Menschenalter als gütiger Landesvater die Geschicke seine« Volkes leitete. Da« deutsche Volk betrauert den Hingang eine« seiner her vorragendsten Bundesfürsten, unser Kaiser den väter lichen Freund und weisen Berater, der zu den fürst lichen Kampfgenoffen Wilhelms I gehörte und al« treuer Baumerster an dem stolzen Bau d-s Deutschen Reiche« mitgearbeitet hat Schmerzlich nimmt an dem Verlust, den alle Deutschen erlitten, da« ganze Reich teil. Tiefbewegt schließt sich vor allem da« benachbarte bayrische Volk, dem der Heimgegangene König durch verwandtschaftliche Beziehungen nähe,stand, dem Schmerz de« sächsischen Bruderstamme« an Gerade Bayern hat die Eigenschaften, die König Albert I. al« Mensch, in erhebender Harmonie während eine« reich bemessenen Leben« bethätigt hat, in schweren und guten Tagen empfunden. Dem Wettiner Hause und dem mit ihm an der Bahre seine« Königs trauernden sächsischen Volke wird die herzliche Anteilnahme der gesamten deutschen Nation in dieser Schicksalsstunde Stärke und Trost sein." Zu den bereits gestern mitgeteilten Wiener Zeitungsstimmen fügen wir heute noch die folgenden: „Wiener Abendpost": „In Sibyllenort, fern von seiner geliebten Residenz, ist vorgestern abend der König Albert von Sachsen verschieden Tiefe, schmerzliche Trauer hat sich auf Sachsen gesenkt, und laut erschallt die Totenklage um den dahingegangenen Fürsten Mit dem erlauchten Hause Wettin und dem sächsischen Volke, dessen gütiger und treuer Sorger und Leiter König Albert gewesen ist und zu dem e« mit Stolz al« zu seinem ruhmreichen Heerführer aufblickte, trauert ganz Deutschland an der Bahre de« Verblichenen, der in hervorragender Weise an der Schaffung de« Reiche» mitgewirkt und als getreuer Paladin stet« über dessen Wachsen und Gedeihen gewacht hat. Wie im verbündeten Reiche, so findet die Trauerkunde auch in Oesterreich- Ungarn ihren Widerhall Mit tiefinnigem Schmerze hat sie da« Herz Sr Majestät de« Kaiser« Franz Joseph erfüllt Ihm ist König Albert nicht nur durch die Bande des Blutes nah-gestanden, sondern seit frühester Jugend allezeit rin treuer und erprobter Freund ge wesen Mit ihrem Kaiser werden auch die Völker dieser Reiche dem tapferen Fürsten da« Andenken früherer verlorenes Parodie-. Roma» von B. Riedel-AhrenS. 22 (Fortsetzung.) „Sie denken an Maria, die eine Ausnahme ist, doch welch' ein verhängnisvoller Irrtum, das Weib ist sündhafter als der Mann und kann nur durch den reinen Mann erlöst werden! Wir haben aller dings begonnen, uns auf uns selbst zu besinnen, und schreiten Euch voran in der Erkenntnis, bisher einem unwürdigen Herrn gedient zu haben! Gebt acht, daß wir mit dem Abwerfen der alten Joches Euch das Zepter nicht entreißen! Besinnt Euch ebenfalls auf Euch selbst! In Ihrer männlichen Selbstherrlichkeit denken Sie uns genau zu kennen, ich aber sage Ihnen, Herr Storm, Sie wissen wenig von uns und werden stets vergeblich danach trachten, unS zu ergründen." Holger schwieg; er war nicht recht mehr bei der Sache; er hatte ihr den Arm geboten und empfand, al» sie auf dem dunkelnden Weg dahinschritten, ein beklemmender Gefühl, halb Glück, halb Schmerz, das ihn zerstreut machte, er atmete tief, und einmal, als ein Mondstrahl durch die Zweige über da« süße Gesicht SimonaS glitt und ihre Augen sich flüchtig begegneten, klopfte ihm daS Herz plötzlich zum Zer springen, und eine verwirrende Pause folgte. „Haben Sie eigentlich meinen Mann gekannt?" fragte Simona ziemlich unvermittelt. „Ja, zu Anfang unserer Brautschaft sah ich den Kommandanten einige Male." „Ein herrlicher Mensch, mein Hendrick, nicht wahr? Ohne Arg, wie eine Kinderseele, tapfer, kühn und so selbstlos. Ja, er war ein ganzer Mann, mein NordlandSrccke, und wenn ich etwas schmerzlich bereue, so ist eS, seine reine Mannesliebe zu dem Wildfang, der ich damals war, nicht so hingebend erwidert zu haben, wie er eS verdiente. Erst durch seinen Tod beim Untergange de» Schiffe- erfuhr ich, was sein Verlust für mich bedeutete, und seitdem liebe ich »hn mit jener qualvollen Sehnsucht, die nur die Reue zu erwecken weiß." Holger hörte schweigend zu; weshalb sprach sie zu ihm von ihrer Liebe zu dem toten Helden? Es that ihm weh, und doch war er gewissermaßen auch erleichtert; die heilige Liebe zu dem Manne würde sie da draußen gegen herabsetzende Einflüsse geschützt haben. Jetzt traten die Bäume zurück, der dunkle Sternen himmel öffnete sich groß dem Blick, und nicht weit entfernt vor ihnen schimmerten die Hellen Fenster von Jrvingsburg auf, das in der mondhellen Früh lingsnacht friedensvoll vor ihnen lag. „ES ist doch stark", sagte Simona, „mein Groom ist und bleibt verschwunden, jedenfalls sucht mich der arme Bursche in ganz verkehrter Richtung. Nun, ich will ihm nicht zürnen, denn seinem Verschwinden verdanken wir den herrlichen Gang durch den Wald!" Sie gingen durch die innere Pforte in den Park, wo Holger, nachdem sie den freien Platz erreicht und ein Gärtnerbursche das Tier in Empfang genommen hatte, sich von Simona verabschiedete. Im Gartensaal empfing FranceSca, ein Wind licht in der Hand, Simona, auf deren Zügen noch der Nachhall der angenehm verlebten Stunde lag; der Schein der Kerze glitt über die Wand und zog ihren Blick zu dem Bilde Hendriks empor; aber der Eindruck der leblosen Gestalt im Rahmen war heute kein erwärmender, Simona fröstelte und hüllte sich fester in den ihr von der Zofe gereichten Shawl; ihre Gedanken weilten noch bei der Wanderung in Holger StormS Begleitung, der alles Erleben mit so reichen Farben zu malen wußte, daß sie noch lange in der eigenen Seele nachglühten. Sie kam sich heute in den glänzenden Räumen ihre» Heim- verlassen vor, und die Sehnsucht nach einem un bekannten Glück regte sich lebendiger. „Thorbeit, ich habe Fieber; es wird vorüber- gehen und mit ihm dieser Hexensabbath unverständ licher Empfindungen und Illusionen!" Aber die Gewißheit blieb doch in ihrem Innern haften, daß sich ein wundervolles Erleben vorbereite. 4. Die Zweige der Bäume um Lindenheim ver breiteten in dem Arbeitszimmer der Mädchen grün liche Dämmerung; zuweilen stahl sich ein Sonnen fleckchen durch die flüsternden Blätter in das offene Fenster, an dem Maria saß, und eine Helle Vogel stimme ertönte. Sie stickte emsig an einer bestellten Eilarbeit, während ihre Gedanken bei Holger weilten. Am Morgen war er dagewesen, um ihr mit zuteilen, daß Baron Leo ihn auf den Nachmittag zu einer Segelpartie eingeladen hatte, die er auf seiner neuen kleinen Jacht unternehmen wollte, ein Sport, dem Holger mit Vorliebe ergeben war; sie würde ihn also heute nicht mehr sehen. Woher es wohl kam, daß sein Erscheinen seit kurzem stets von einem Gefühl der Enttäuschung für sie begleitet war? Er blieb zerstreut, immer nur erfüllt von der Arbeit; heute jedoch hatte nach seinem kurzen Besuche schneidend sich die bange Furcht ihr aufgedrängt, als ob er nur noch aus Pflicht gefühl zu ihr komme. Stich um Stich der goldenen Fäden fügte sich zu kunstvoller Blüte, nun war sie vollendet, und er müdet sanken die Hände ein Weilchen in den Schoß, während die feuchten Augen sinnend in die Ferne schweiften. „Wie schwül eS war, kaum ein Blatt im Garten regte sich; schon seit Togen brannte die Sonne auf die in Trockenheit lechzende Erde, und in der heißen Luft brütete erstickend die dumpfe Ruhe vor dem Gewitter. Vorhin war mit Windeseile eine seltsame kleine Wolke über den Horizont geflogen; sollte sie der Vorbote de- nahen Sturme» sein, wie man in der Gegend behauptete? Plötzlich zuckte au» der aufsteigenden Wolkenwand ein Blitz, dem aus weiter Ferne verhallend ein leiser Donner folgte, und durch die Zweige der Bäume zog ein erwachendes Rauschen. Maria fuhr erschrocken auf, — gerade um diese Zeit würden Holger und der Baron v. Warneck sich auf dem Meere befinden! Von nervöser Unruhe er faßt, sprach sie davon zu den Schwestern, die herein kamen, um ihre Arbeit aufzunehmen. „Ich werde an den Strand gehen und nach ihm auSsehen", erklärte sie endlich, „es läßt mir keine Ruhe und treibt mich förmlich! Mein Gott, vielleicht geraten sie mit dem neuen Schiff in drohende Gefahr." „Angela, begleite du Maria, ich möchte bei dem Vater bleiben", bat Anneliese. „Das hätte ich auf alle Fälle gethan, wir werden doch Maria nicht allein bei dem Gewitter gehen lasten", stimmte Angela bei und ließ sich trotz der lebhaften Gegenvorstellungen jener auch nicht von dem Vor haben abbringen. Draußen umfing sie der heftiger werdende Wind, der in kurzen Stößen die Staubwolken wirbelnd vor sich hertrieb, und der Himmel verdunkelte sich zu sehends. „Wir wählen den nächsten Weg, an Simona» Haus vorbei, dann kannst du im Notfälle zu ihr hineinflüchten, Angela." Um dieselbe Zeit stand Simona am offenen Erker, das Fernrohr vor sich, und spähte auf die See hinaus, die unter den weißen Gischtkronen leise aufzukochen begonnen hatte und die schlangenartigen Wellen in rascherem Tempo an das User gleiten ließ; vorhin war sie im Park gewesen, al» Holger Storm und Baron Leo v. Warneck am Eingang-thore vorbeigingrn und sie grüßten; erfreut, den jungen Baron wieder zusehen, hatte sie die Herren auf einen Augenblick eintreten lassen, vor der Fahrt in See gewarnt und schließlich beide eingeladen, nicht an Jrving»burg vorbeizugehen, ohne durch ihr Erscheinen zu bestätigen, daß ihnen kein Unfall zugestoßen sei. (Forts, folgt.)
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