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Dresdner Journal : 21.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190206218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-21
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1902
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* Der Kampf gegen da« Opium Es besteht ein« „Gesellschaft zur Unterdrückung des Opiumhandels", die ihren Hauptsitz in Indien hat, da» zur Zeit wohl noch dasjenige Land ist, wo der Anbau von Mohn zur Opiumgewinnung die größte Verbreitung hat und die höchsten Erträge liefert Die Bedeutung de» indischen Opiumhandel» im besonder« nach China gehört der Ge schichte an und ist jedem bekannt, der mit den Ereignissen, die sich während der letzten 70 Jahre zwischen China und England abgewickelt haben, der Hauptsache nach vertraut ist Ebenso bekannt sind die Thatsachen von der ver heerenden Wirkung der Opiumleidenschaft unter den Chinesen. Die genannte Gesellschaft hat e» sich zur Aufgabe gemacht, den Opiumhandel mit allen ihr zu Ge bote stehenden Mitteln zu bekämpfen Neuerding» hat sich nun die Gesellschaft beim Staatssekretär für Indien m einem Schreiben beschwert, besten Inhalt eigentlich eine Anklage gegen die britische und indische Regierung ent hält. Sie beruft sich darauf, daß die Regierungen von Zeit zu Zeit da» Versprechen abgegeben hätten, der An bau von Mohnfeldern sollte in Indien nach und nach, aber stetig vermindert werden, und diese Zusage wäre gebrochen worden. Die Anklage stützt sich auf folgende Punkte: Im Jahre 1888 wurde infolge einer Ueber- produktion an Opium der Mohnbau seitens der indischen Regierung eingeschränkt Während der folgenden sieben Jahre jedoch fiel die Opiumerzeugung infolge ungünstiger Witterung um ein Bedeutendes. Die Verminderung der Opiumernte wurde auf vielen Stellen der Anlaß zu dem Glauben, daß die indische Regierung aus humanen Gründen die Erzeugung und den Verkauf von Opium einer weiteren Einschränkung unterworsen hätte. Nun aber setzte im Jahre 1895 die indische Negierung fest, daß die Opiumernte jährlich etwa 54 000 Kisten be tragen sollte, und das war erheblich mehr als der Durchschnitt der Erzeugung während der vorangegangenen Jahre. Infolgedessen hat die Gesellschaft zur Unter drückung des Opiumhandels seitdem nicht geruht, der Regierung mit Klagen in den Ohren zu liegen, die sich jetzt sehr zugeschärft haben. Der Staatssekretär für Indien Lord Hamilton hat jede Verpflichtung seitens der Regierung abgelehnt Die Einnahme aus der indischen Opium ausfuhr hat bereits eine ganz außerordentliche Abnahme erfahren, denn sie ist während des letzten Jahrzehnts non fast 140 auf wenig über 50 Mill M herunter gegangen. Die Gesellschaft zur Unterdrückung de» Opiumhandel» ist überhaupt trotz ihrer guten Absichten eine recht überflüssige Einrichtung, denn der indische Opiumhandel geht auch ohne ihr Zuthun zurück, freilich nicht wegen etwaiger Maßnahmen der indischen oder englischen Regierung im Sinne der Menschlichkeit, sondern wegen de» vermehrten Anbaue» von Mohn in China selbst Die chinesische Regierung hat allerdings gegenüber den furchtbaren Verheerungen, die das Opium im chinesischen Volke anrichtet, nicht einfach die Augen schließen können, sondern unzählige Verordnungen er lösten, die den Anbau und Verkauf von Opium mit Strafe belegen; das hat jedoch nichts genützt und wird auch nichts nützen, so lange die chinesischen Beamten, die über die Ausführung dieser Verordnungen wachen sollen, mit dem Opiumhandel unter einer Decke stecken, weil sie entweder selbst dem Laster des Opiumrauchen» huldigen oder diesen Genuß ihren Landsleuten nicht nehmen wollen, oder endlich, was wohl der wichtigste Grund sein mag, weil sie dabei selbst ein Geschäft machen * Nach einer telegraphischen Meldung aus Deutsch- Südwestafrika hat der Gleisvorbau der Eisenbahn Swakopmund —Windhoek den Endpunkt der Bahn, Windhoek, erreicht Die Eröffnung de« Verkehrs auf der ganzen Linie wird am 1. Juli stattfinden * Cassel. Auf dem hiesigen Rangierbahnhofe sind gestern früh an derselben Stelle wie vorg>stern zwei Güterwagen entgleist. Hierbei ist ein Bremser töd lich verunglückt * Cöln. Aus dem Bleiwerke Glücköthal im Willerscheid (Kreis Rheinbach) wurde das Speise- hauS durch eine Explosion zerstört. Ein Schlepper wurde getötet Die Explosion ist vermutlich durch Sprengstoffe verursacht worden, die ein Arbeiter hatte liegen lassen. * Trapp au. Infolge anhaltender Regengüsse ist auf der Weichsel, Oder und Ostrawitza Hoch wasser eingetreten. Die Ortschaften Schwarzwaster, Zarubek und Ostrawitz stehen unter Master Der Eisen bahnverkehr zwischen Teschen und Jablunkau, Ostrau und Friedek wurde eingestellt Die Brücke der Reichsstraße über die Glukhowa bei Bistritz wurde weggerissen Auf mehreren Kohlenschächten der Kaiser Ferdinand-Nordbahn wurde wegen Wassergefahr der Betrieb eingestellt. Zwischen den Nordbahnstationen SeiferSdors und Pruchna fanden Dammrutschungen statt. * London Der Bericht der zur Untersuchung der Hafenverhältnisse in London eingesetzten Kommission empfiehlt Errichtung eines neuen Einzel docks. Der aus 40 Mitgliedern bestehende Ausschuß, der die Wasterverhältniste der Themse unterhalb Tedding- ton kontrolliert, schätzt die für Vertiefung der Kanäle erforderliche Summe auf 2 500000 Pfd Sterl. Außer dem werden 4 500 000 Pfd. Sterl zur Verbesserung der Dockanlagen benötigt. Vermehrte Einnahmen sollen au« einer Abgabe beschafft werden, die auf gelandete Waren erhoben werden soll * Bombay Nach einer Meldung des „Rruterschen Bureau»" beträgt der Schaden, den der letzte Cyklon in Tidalwave und Harachi angerichtet hat, gegen 8 Mill Rupien Verluste von Menfchenleben werden nicht berichtet. Statistik und Volkswirtschaft. * Infolge Ableben» Sr. Majestät de» Hochseligen König» Albert bleibt die Börse auch am Tage der Beisetzung, Man- tag, den 23 Juni 1902, geschlossen. s Dresdner Börsen-Wochenbericht vom 14. bis 21. Juni. Ohne jedwede Anregung von innen und außen blieb die Berliner Börse fast während der ganzen Berichts- Periode völlig geschästSloS. Auch nicht ein Gebiet vermochte lebhaftere Umsätze zu verzeichnen, und die Geschäft-stille nahm einen so hohen Grad an, daß cS leider wieder öfters vorkam, daß ganze Reihen der wichtigsten spekulativen Bank- und Jnduftriewerte ohne Eröffnungsnotizen blieben. Soweit Kurse zur Feststellung gelangten, war meist ein Abbröckeln bemerkbar. Namentlich waren eS Bankenwerte, die beträcht lich zur Schwäche neigten. Auf dem Montanmarkte sah eS auch nicht besser au- Hattenaktien sowohl als auch Kohlen werte wurden stark vernachlässigt, und der Markt war auch hierin nicht ausnahmesähig genug, um ein Weichen der Kurse zu verhindern. Harpener fanden allerdings etwas besfere Beachtung, und auf Käufe für französische Rechnung hin konnte sogar eine kleine Kursausbesserung verzeichnet werden Von Bahnen sind Oesterreichische Staatsbahn als anhaltend gut begehrt und höher zu nennen. Auch Lombarden und Gotthardbahn haben sich recht gut behauptet. Italienische Bahnen standen unter dem Drucke größerer Abgaben de» Heimallandes. Canada wurden durch die ungünstige Halt ung der New-Borker Börse beeinflußt. Auf dem Fonds markte waren ^dhigr heimische Anleihen wieder etwa» beliebter. Auch für neue Russen, Chinesen, Türken, Serben und Rumänen erwärmte man sich wieder. — Die luftlose Haltung des Berliner und dcS Wiener Platze» brachte da- in letzter Zeit sowieso schon ganz unbedeutende Geschäft an unserer Dresdner Börse fast völlig zum Still stand. Die industriellen Gebiete lagen ganz anregungslo». Wider Maschinenfabriken noch Nähmaschinen- und Fahrrad- sabriken konnten einigermaßen Umsätze wie in den Vorwochen aufweisen. Seidel u. Naumann waren etwas gebessert, während Wanderer unter Realisierungsdruck stark nachgaben. Banken, Transportwerte, Baugesellschaften, Papierfabriken, Brauereien, keramifche Werte und Diverse waren samt und sonder- ohne belangreiches Geschäft, und die Kursveränderungen, die die nominellen Notierungen erkennen lasten, sind zu gering fügig, um erwähnt zu werden. In Elektrizitätswerten kam eS zu unerwartet regem Geschäft in Kummer-Aktien. Fast täglich wurden größere Posten aus dem Markte genommen, und wenn eS auch dadurch erklärlich wird, daß der Kurs auf 4,60 steigen konnte, fo bleibt dies doch immerhin eine merk würdige Thatsache, da die Kurse der Kummer-Prioritäten (23 bez. 55) in gar keinem Verhältnis hierzu stehen. Der Anlagemarkt blieb auch bei uns recht fest gestimmt, wenn auch in den letzten Tagen die Abgaben mehr in den Vorder grund traten. Besonders bleiben ausländische Fonds noch immer recht beliebt. * Das neueste Heft der Zeitschrift des König!. Statistischen BureauS enthält die Bearbeitung der sächsischen Volkszählung am 1. Dezember 1900. Der textliche Teil ist versaßt vonRegierungSasfesser vr. Wächter. Als hauptsächlichste Ergebnisse feien die folgenden Angaben hervorgehoben. Die Volkszählung vom 1. Dezember 1900 war die zwanzigste im vergangenen Jahrhundert, die erste in letzterem an einem bestimmten Tage unternommene Zählung fand am 3. Juli 1832 statt. Während damals die Zahl aller Einwohner 1 558 153 betrug, ist sie am Zählungstage 1900 aus 4 202 216 gestiegen. Bon je 100 Einwohnern im ganzen Königreiche waren 48,62 männlich und 51,38 weiblich. Annähernd dieselbe Verteilung der Ge schlechter bestand auch in den einzelnen großen Verwaltungs bezirken; den relativ größten Ueberschuß von Frauen hatte die KreiShauptmannschaft Zwickau auszuweisen. Als besonders bemerkenswertes Ergebnis hat sich zum ersten Male sür daS ZählungSjahr 1900 ein Ueberschuß der Städter über die Landbewohner ergeben. Es gehörten im genannten Jahre von je 100 Einwohnern überhaupt 50,04 zur städtischen und 49,96 zur ländlichen Bevölkerung. In den einzelnen Kreishauptmannschasten ist dar Verhältnis zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung außerordentlich verschieden, der Prozentsatz der Einwohner in den Stadtgemeinden betrug näm lich in der KreiShauptmannschaft Bautzen 25,02, in derKreiS- hauptmannschast Dresden 47,21, in der KreiShauptmannfchaft Zwickau 48,57, in der KreiShauptmannschaft Chemnitz 50,65 und in der KreiShauptmannfchaft Leipzig 63,89. Ter länd liche Charakter der Bewchnerschaft hat sich sonach am meisten in der KreiShauptmannschaft Bautzen erhalten, wogegen in der KreiShauptmannfchaft Leipzig fchon beinahe zwei Drittel der Einwohnerschaft zur städtischen Bevölkerung gehören. Die BevölkerungSdrchtigkeit in den einzelnen Landesteilen ist sehr verschieden, am dichtesten lebt die Bevölkerung natur gemäß in den großen Städten beisammen; außerdem sind Jndustriebezirke durchgängig dichter bevölkert als landwirt schaftliche Distrikte. ES kamen in den AmIShauptmannschastcn Dippoldiswalde und Kamenz noch nicht 100 Einwohner auf t qkm, in den Amtshauptmannfchasten Chemnitz, Dresden, Neustadt, Leipzig und Plauen über 300, in den Amtshaupt- mannschasten Zwickau, Glauchau und Dresden Altstadt aber weit über 400. Die Bevölkerung hat in allen AmlShauptmannfchafün außer im Freiberger Bezirk zugenommen. DieAbnahme in dieser AmtShauptmannschast ist aus den Rückgang deS Erzbergbaues zurückzusühren und betrifft namentlich einige Orte mit vorwiegend Bergarbeitcrbcvölkerung im Bezirke deS Amtsgerichts Brand. Nach ihrem Religionsbekenntnis gehört die Bevölkerung Sachsens zum größten Teile der evangelisch-lutherifchen Kirche an, von der Gesamtbevölkerung waren am 1. Dezember 1900 nicht weniger als 3 954 774 (94,10) Proz Protestanten. Römisch-Katholische wurden 197007 (4,S9 Proz) gezählt, Lvaugelisch-Rtsormierte 16080 (0,38 Proz ), Israeliten 12419 (0,30 Proz), Angehörige der apostolischen Gemeinde 2196 (0,05 Proz) re. Bon den im Jahre 1900 in Sachsen gezählten Juden besandrn sich über die Halste (6314) in der Stadt Leipzig, 3959 in Dresden und 1137 in Chemnitz. Aus dem Lande lebten nur 388 Juden. Seit dem Jahre 1895 hat sich ihre Zahl recht be trächtlich vermehrt, nämlich um 247S; im Jahre 1837 betrug ihre Zahl nur 845 Bemerkenswerte Fortschritte hat im ver gangenen Jahrhundert der Ausklärung auch die Skktierrrei in Sachsen gemacht Die Zahl der Hau-Haltungen im ganzen Königreiche Sachsen betrug am 1. Dezember 1900 9S2978; im Durchschnitt kamen auf eine Haushaltung 4,54 Personen. In sämtlichen Stadtgemeinden Sachsen» wurden 450198 Haushaltungen mit 2 oder mehr Personen gezählt, zu denen nicht weniger als 131931 Aftcrmieter und Schlafstelleninhaber gehörten, ungerechnet die Schüler und jungen Pensionäre; dagegen waren in den 438812 Haushalt, ungen mit wehr als 2 Personen sämtlicher Landgemeinden nur 43 344 Asterwieter und Schlafgänger vorhanden. In den Städten kam auf 3,41 Haushaltungen ein Astermitler oder Schlafgänger, in den Dörfern aber auf je 9,68 HauS- Haltungen. Naturgemäß ist der Prozentfatz der Untermieter von den Hau-haltungSteilnehmern in großen Städten be sonder- groß und zwar um so größer, je größer die be treffende Stadt ist; zweifellos steht diese Erscheinung in ur sächlichem Zusammenhänge mit den Mietpreisen der Wohn ungen. In den Ausführungen der vorgenannten Zeitschrift wird die Wichtigkeit einer noch eingehenderen Statistik der Hau-Haltungen in Verbindung mit einer Wohnungsstatistik betont, wobei sich wahrscheinlich ergeben würde, daß die Regelung deS großstädtischen Wohnungswesens für da- ge sundheitliche und sittliche Wohl der Bevölkerung von aller größter Bedeutung ist. * Vom Ausschüsse der Bereinigung der in Deutschland arbeitenden Privat - Feuerversicher ungs-Gesellschaften wird folgendes mitgeteilt: Bei der in diesen Tagen abgehaltenen Generalversammlung der. Ber einigung" gelangten u a. die Verhandlungen zur Besprechung, die zwischen den Delegierten der „Vereinigung" und desZen- tralverbandeS deutscher Industrieller am 29 und 30. Mai in Berlin stattgesunden haben. Die Generalversammlung nahm mit Genugihuung davon Kenntnis, daß der Verlauf der Ver handlungen ein beide Teile befriedigender war. Hierzu hatte in erster Linie beigetragen, daß durch die Bekanntgabe stati stischen Materials seitens der Delegierten der „Bereinigung" die Delegierten des Zentralverbandes von der Berechtigung der Maßnahmen der vereinigten Feuerversicherung» - Gesell- chaften überzeugt werden konnten. Im Anschluß hieran be- chloß die Generalversammlung, speziell sür die unter Tarif allenden Versicherungen eine Prämien- und Schadenstalistik von Einführung der Tarife ab aufznmachen, indem sie sich die Entscheidung darüber vorbehielt, ob diese Statistik künftig bei ähnlichen Anlässen, wie den Verhandlungen mit dem Zentral verband, außerhalb der „Vereinigung" stehenden Kreisen zu- gängig zu machen sei. Gemäß der von ihren Delegierten bei jenen Verhandlungen gemachten Zusage beschloß seiner die Generalversammlung, daß die Gesellschaften der Ber einigung den Antragstellern oder Versicherten Einblick in die Tarife gestatten können, fowie daß der Ausschuß der Ver einigung an die Vorstände wirtschaftlicher Verbände und Korporationen aus deren Ansuchen und gegen Erstattung der Kosten die Tarife nebst den dazu gehörigen Nachträgen behufs Verteilung an ihre Mitglieder abgicbt Den bezeichneten Vorständen fällt hiernach die Verantwortung dafür zu, daß die von ihnen verausgabten Tarife durch rechtzeitige Weiter gabe der ihnen künftig vom Ausschüße der Bereinigung zu gehenden Nachträge auf dem Lausenden erhalten werden. Seitens der Vorstände sind bei Bedarf an Tarifen Bestell ungen zu richten an den Ausschuß der Bereinigung der in Deutschland arbeitenden Privat-Feuerversicherungtgescllschasten, Berlin W. 35, Karlsbad 4a ES werden in einzelnen Exem plaren abgegeben: Allgemeine Tarif-Bestimmungen, ferner die Tarife über Textil - Industrie, Briket - Fabriken, Papier- Industrie, Tabak-Jndustrie, Leder-Industrie, Thonwaren- und Zement-Fabriken, elektrische Bahnen und Elektrizitäts werke. Die von dem Vorsitzenden deS Ausschusses der „Bereinigung", Hrn. H. A. Bueck, in der General versammlung abgegebene Erklärung, daß er nunmehr infolge der veränderten Sachlage und in voller Ueber einstimmung mit dem Direktorium des Zentralverbandes die Kündigung feiner Stellung als Ausschuß-Vorsitzender zurückziehe, fand den Beifall der Generalverfammlung. O Die gestrige Gläubigcrversammlung der Aktien gesellschaft Elektrizitätswerke (vorm. O. L- Kummer u. Co.) in Dresden sand in Anwesenheit zahlreicher Gläu biger statt. Der Konkursverwalter Hr Rechtsanwalt Justiz- rat vr. Mittasch ergriff zunächst daS Wort und legte in ein gehender Weise den augenblicklichen Stand des Konkurses dar. ES hat sich ein bedeutender Mangel an Unternehmungslust geltend gemacht. Auf feriöfe Käufer konnte nur dann ge rechnet werden, wenn man große Opfer brachte, und auch dann war das Abstößen der verschiedentlichen Unternehmungen mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Den augenblicklichen Masse bestand gab der Konkursverwalter auf etwa 2^ Mill M. an, doch hofft er. daß sich dieser in nicht zu ferner Zeit auf 3H Mill M erhöhen werde Das Teplitzer Werk wurde für 410 000 Kronen veräußert, was immerhin günstig zu nennen wäre, da sich nach Abzug der Hypotheken 100 000 M. mehr ergeben. Das Niederlößnitzer Werk, aus dem zu Gunsten der Obligationäre! 280 000 M. stehen, konnte für 300000 M. abgestoßen werden. Die süddeutschen Bahnen sind ja nicht, wie vielfach irrtümlich angenommen wird, direkte- Eigentum der Kummer-Gesellschaft, sondern sie gehören der Gesellschaft der süddeutschen Lokalbahnen. Letztere wurden seinerzeit mit 3 Mill. M Kapital gegründet. Die Allien wurden voll der Kummer-Gesellschaft und von dieser an die Kr'diianstalt ge geben. Der jetzige Wert ist gleich null. Bus Betreiben des Konkursverwalters ist die Gesellschaft der süddeutschen Lokal bahnen in Liquidation gelreten und ist die lang'ame Ver ¬ wertung in Vorbereitung. Alsdann wurde nochmals die bereit« bekannte Thatsache erwähnt, daß zur Zeit 89 2S7 M Forder- ungen mit Vorrecht sestgestrllt sind, die nunmehr voll auS der Masse bezahlt werden. Ferner sind 11 944 458 M Forder- ungen ohne Vorrecht seftgeftcllt Auf dirfe sollen abschläglich 5 H entfallen. Einstimmig befchloß die Versammlung schließ lich, nachstehende Anträge der Konkursverwaltung anzunehmru: 1. Der Gemeinde Leuben die Vorortbahn Niedersedlitz- Laubegast nebst Zubehör gegen Zahlung von 54000 M , Ablösung der bei der Staatsbehörde gelegten Kaution, Verzicht aus die von ihr geltend gemachten Cchäden- ansprüche und schließlich noch Erstattung von neuerlichen Reparaturauswenvungen zu verkaufen. 2 Eventuelle KausSangrbote der betreffenden Gemeinden auf die Vorortbahn Loschwitz—Pillnitz für 130 000 M anzunehmen. 3. Durch den Ausschuß auf dem Prozeßwcge oder auch im Wege deS Vergleichs seststellrn zu lassen, welche recht lichen Ansprüche die Obligationäre auf den Erlös für das Lichtnrtz in Niedersedlitz (20 000 M) und für die Bahn Niedersedlitz—Laubegast haben aus Erund ihrer hypothekarischen Rechte aus diese Objekte al- Zu- behörungen deS ihnen verpfändeten Grundbesitze-. 4. Die baldthunlichste Einleitung der Zwangsversteigerung bezüglich des Niedersedlitzer Werkes 5. Den Obligationären! daS Niedersedlitzer Werk an Zahlungsstatt für den Betrag der Anleihe (1500000 M.) eventuell zu überlaßen, die Bemühungen für «inen frei händigen Berkaus aber bis zur Entscheidung sortzu- setzen. Der Konkursverwalter gab der Hoffnung Ausdruck, daß eS gelingen werde, die Obligationäre zum Zusammenschluß und zur Erwerbung deS Unternehmens zu bewegen, da dann sicherlich große Verluste erspart werden könnten. Auch be merkte er, daß zur Fortsührung des sicherlich an und sür sich nicht aussichtslosen Unternehmens 800 000 M. Betriebs kapital erforderlich fein würden. — Zuletzt wurde den neun Mitgliedern de- GläubigeranSschusseS nock eine Honorar abschlagszahlung von 35 000 M bewilligt und die bi-her an einzelne derselben geleisteten BuSlagenzablungcn genehmigt. Die Versammlung der Obligationäre und Aktionäre zweckt Rekonstruktion der Kummer-Gesellschaft dürfte in den nächsten Tagen stattfinden. * Wie verlautet, findet in den nächsten Tagen in Ham burg eine Zusammenkunft der Direktoren der verschiedenen ElbschisfahrtSgefellschaften und anderer beteiligten Interessenten statt. Das bisherige Kartell, das seinen Zweck, rentable Frachten zu schaffen, verfehlt bat, foll fo gestaltet werden, daß die außerhalb deSfelben stehende Konkurrenz die Bestrebungen nicht mehr vereiteln könne. So lange der Be darf an Frachten so gering bleibt wie jetzt, sollen durch Außer- dieaststellung eine- Teils deS Schiffsmaterials die Tarifsätze auf ein Niveau gestellt weiden, das den Beteiligten einen Nutzen läßt. Im Hinblick auf die damit wahrscheinlichen Erhöhungen sind, wie mitgeteilt wird, die Frachtanstellungen seitens der Hamburger Spediteure meist zurückgezogen worden. * Die Emittenten der Schantung-Eisenbahnaktien haben beschlossen, 5 Serien ä 6 Mill. M. voll einzuzahlen und für diefe 30 Mill. M. voll eingezahlter Aktien die Zu lassung zu beantragen. Von dem Antrag« aus Zulassung der restlichen 24 Mill. M. nicht voll eingezahlter Aktien foll einst weilen abgesehen werden. * Die Bestrebungen der deutschen Getrridehändler, an Stelle de- Londoner Kontrakts einen deutschen Kontrakt zu fetzen, nehmen, wie Berliner Blätter hören, einen guten Fortgang. Die Vorbereitungen deSfelben werden fchon in den nächsten Tagen beendet fein. Ein deutscher Kontrakt für die Ostsee ist bereits fertiggestellt und den Interessenten zur Kenntnis gebracht worden * Wien. Die Graz—Köflacher Eisenbahngesell- fchaft hat von dem Eisenbahnminister die Genehmigung zur Konversion ihrer sämtlichen noch im Umlaufe befindlichen Prioritäten, fowie zur Aufnahme einer 49h igen Anleihe im Betrage von 16 Mill. Kronen erhalten. Letztere soll zur Tilgung der schwebenden Schuld, sowie zur Schaffung einer Reserve für künftige Jnvcstitionsanlagen dienen. Am 1. August tritt im Güterverkehr der Graz—Köflacher Eisenbahn eine 5 9hige Tarifermäßigung ein. Glasgow. Die Vorräte von Roheisen in den Store» belaufen sich auf 52204 t gegen 59 801 d im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen beträgt 85 gegen 80 im vorigen Jahre. Eingesandtes. Hecks M- M MMogUtM oi-ppobt dvi Nustsn, ttslski-snstksilsn, ^sgsn- unl! Mssonkslannli. krbSMiek In Rmvealnssasi'-ftanälungen unä Kpotkolcen. 4486 geographischen Breiten, bi» zu viermal größer al« da« direkte Sonnenlicht Prof. Wiesner kommt nun noch auf die feffende Frage zu sprechen, ob es Blumen giebt, die sich täglich mit dem Laufe der Sonne drehen Im eigentlichen Sinne ist die Frage zu verneinen Die Drehung der Blüten, die thatsächlich erfolgt, wird nämlich nicht durch die direkten Sonnenstrahlen bestimmt, sondern ebenfalls durch da» diffuse Tageslicht Die Blumen folgen dem nach nicht der Richtung der Sonne, sondern wenden sich immer nur nach einem Hellen Stück des Himmels Es kann freilich nicht al« ausgeschloffen bezeichnet werden, daß eS Blumen giebt, die dem täglichen Gang der Sonne nachgehen, aber wahrscheinlich ist es nicht. Da gegen gilt e» al« eine feststehende Thatsache, daß manche Pflanzen gegen die tagsüber sich vollziehende Schwank ung in der Richtung der stärksten Beleuchtung höchst empfindlich sind Junge Wickenpflanzen z B drehen sich im Verlaufe von zwölf Stunden allmählich um 180 Grad Manche Gewächse, wie der Fingerhut oder Wachtel weizen, haben noch verschiedene besondere Einrichtungen zur zweckmäßigen Einstellung ihrer Blüten gegen daS Licht, deren eingehende Erörterung jedoch zu weit führen würd« Wissenschaft. * Au» Rom wird gemeldet: Bei den Aus grabungen auf dem Forum Romanum wurde gestern in der Nähe de« Tempel« der Faustina die erste der alten Nekropoli» angehörige Grabstätte einer nicht durch Feuer bestatteten Leiche aufgefunden Im Grab« fand man T«ile «ine« Skelett« vor Man nimmt an, baß da« Grab au« den Zeiten der Gründung Rom» stammt 1 Wi« den „Münchner Neuesten Nachrichten', au« Tegernsee gemeldet wird, ist der englische Historiker Lord Acton von Aldenham vorgestern abend dort verstorben. Musik. * Eine neue Probe keiner wiederholt erfolgreich be- thätigten selbstschöpferischen Begabung legt der hiesige Tonkünstler Hr Uso Seifert in einer soeben erschienenen Hymne für eme Singstimme mit Begleitung der Orgel (de« Harmonium») oder de« Pianoforte ab. In maß voll gehaltener und doch de« Aufschwünge« nicht ent behrender melodiöser Tonsprache wird hier Paul Ger hardts innig empfundene« geistliche« Lied „Befiehl du deine Wege" vom Komponisten geboten, der sein im Kirchendienste erprobte« und geschulte« stilistische« Fein gefühl noch obendrein in einer glücklich gestalteten, reichen und doch nicht überladenen Begleitung und in wirkungs vollen, aber doch nie den gegebenen Rahmen über schreitenden Steigerungen bekundet Als ein ebenso dankbare« wie ansprechende« geistliche« Gesangsstück wird diese Hymne für Stadt und Land zum Vortrag in Kirche und Hau« empfohlen werden können. -ä. 1- In rascher Folge erlitt das musikalische Deutsch land in diesen Tagen zwei schwerwiegende Verluste. Durch den Tod Karl Piutti« (geb. 30. April 1846 zu Elger«burg i. Thüringen) wurde vor allem Leipzig betroffen Schüler des dortigen Konservatoriums, war Piutti seit dem Jahre 1875 Lehrer an dieser Anstalt, zu deren Zierden er al« solcher gehörte Seit 1880 bekleidete er al« Nachfolger d«« trefflichen Wilhelm Rust (gest 2. Mai 1892), der das Kantorat übernahm, da« Organistenamt bei St. Thoma«. Al« Komponist trat Piutti am erfolgreichsten mit sehr beachtenswerten Orgel- kompositionen (Phantasien, Präludien, Jnterludien rc) an die Oeffentlichkeit. Der andere Musiker, dessen Tod un« als in der Nacht vom 19. auf 20. Juni erfolgt gemeldet wurde, war Joseph Brambach (geb. 14 Juli 1833 zu Bonn) Schüler des Cölner Kon servatorium«, dann al« Stipendiat der Mozartstiftung zu Frankfurt a M Ferdinand HillerS in Cöln, wirkte er zunächst als Lehrer am Konservatorium daselbst, um im Jahre 1861 al« städtischer Musikdirektor nach Bonn zu übersiedeln Im Jahre 1869 gab er diese Stellung auf und lebte seitdem in dieser seiner Vaterstadt als Privat lehrer und Komponist. Sein Ansehen in letzter Eigen schaft gründet sich in erster Linie auf seine Chor» kompositionrn, von denen viele sich außerordentlicher Beliebtheit erfreuten bez. noch erfreuen * Am Tage der Beisetzung Sr. Majestät de» hochseligen König» Albert, Montag, den 23. d Mt«., bleiben die König!. Sammlungen geschlossen. * Sächsischer Kunstverein. Neuaufgestellt worden sind: Hugo Börner (Dre«den) „Nach Sonnenuntergang", Adolf Fischer-Gurig (Dresden) „Im April", Iuliu« Otto Fritzsche (Dresden) „Ein Stückchen Garten" und „Chiem» seelandscha't", Marie Goldhan (Dresden) „Kinderköpf chen", Moritz Heidel (Dresden) „Norddeutsches Bauern haus", Edmund Körner (Dresden) „Häuslicher Fleiß", Ernst Lenk (Dresden) „Frühlingsabend", Albert Mühlig (Dresden) „Au« d» Dresdner Heid«" und 12 kleine Aquarelle, die Monate darstellend, C. W Müller (Dresden) „Märzwetter bei Rom", Hans Nadler (Dresden) „Dämmerlicht", „Am Rosenstrauch' und „Epät- sommertag", I. A. P Petersen (Dresden) „Hosinnerct", A. Sommerschuh (Dresden) „Motiv au« dem Park zu Machern", Georg Tränkner (Dresden) „Tigerkops", Max Kauffmann (München) „Kennerblick", Magnus Liebscher (Dresden) „Stillleben" und „Der Besuch", Fran, Schreyer (Blasewitz) „Heide", H Dahl (Berlin) „Auf sonnigen Wellen", L. Douzette (Barth a. d. Ostsee) „Silbermondnacht" und „MondeSglanz auf überfloßenen Wiesen", B Dvorak (Prag) „Rosenduft", R. Friese (Berlin) „Löwen", O. Kaule (Bardewiek) „Sommertag", „In der Heide" und „Spätsommerabend", H. Lehnert (Berlin) „Weintrauben" und „Tulpen", Ad. Liebscher (Prag) „Walachische Madonna", Anna Peter» (Stutt gart) „Chrysanthemum", Otto Rau (München) „Aprfl- stimmung", „Schlierseeer Holzplatz im Winter", „Buchen stand bei Ebenhausen" und „Waldtümpel", I Elisabeth Repeliu« (Amsterdam) „Weiblicher Akt", F A. Schmidt (Weimar) „Südliche Parklandschaft", „Partie beim Stern im Park zu Weimar", „Quelle im Park zu Weimar", „Abendrot", „FrühlingSmorgen am Starnberger See" und „Mai im Leutrathal bei Jena", M. v. Viebahn (München) „Klematis", „Rosen", „Mohn", „Hügelland» schäft", „Banhofen" und „9 Radierung«»", F. Weimann (Schönau) „Kiefern", E. Zschimmer (Schmiedeberg) „Abend". Vergangene Woche wurden verkauft: M Müller-Heydenreich „Hummer und Austern", A Fischer» Gurig „Hinter dem Mühlrade", N v. Astudin „Caub am Rhein" und „Lorch am Rhein". Da» Gemälde „Grablegung Christi" von Arpad v F«»zty bleibt nur noch kurze Zeit hier.
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