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Dresdner Journal : 02.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190206024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-06
- Tag 1902-06-02
-
Monat
1902-06
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 02.06.1902
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Ve,a««»rt1»: Bei» Bezüge durch dir Geschtst»»«»« tnnertzal» Dr^Se»» 2,oo M (etnschl. Zutraguua), durch die ü» Deutschen Reicht 8 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Eftrzelae Nummern 10 Pf. wird Zurücksenduna der für die Schristleitung beftimmtea, aber von dieser nicht ein» beförderten Beiträge bean sprucht, so ist da« Postgeld beizufügen. Herausgegeben von der Avnigl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 12SS. Prsch^nni, Werktag» nach» 6 Uhr. A»tt«dtg»»,»ge»Ktzre«r Die Zeile kleiner Schrift der 7 «al gespaltenen Ankündi» giuigt-Seite oder deren Raum IO Ps Bei Tabellen- und Ziffernsatz d Pf Ausschlag rür die Zeile llnterm Re» oaktion-strich (Eingesandt) di« Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren»Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittag» 17 Uhr sür die nach mittag» erscheinende Nummer. O124. Montag, den 2. Juni nachmittags. 1902 Amtlicher Teil. Dresden, 2. Juni. Se. König!. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Herzog und Her zogin zu Sachsen, sind am Sonnabend, 31. Mai o., abends 9 Uhr 36 Minuten von Berlin nach Dresden bez Wachwitz zurückgekehrt. Dresden, 2. Juni. Se König!. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern Vormittag 10 Uhr 30 Minuten nach Krotoschin gereist. Dresden, 2. Juni. Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, Herzog und Herzogin zu Sachsen, haben heute die Sommerwohnung m Oberloschwitz bezogen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem als Hilfsarbeiter in da- Ministerium des Innern versetzten bisherigen AmtShauptmann vr. Hempel in Bautzen den Titel und Rang als Geheimer Regierungsrath zu verleihen. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der juristische Hilfsarbeiter bei der AmtShauptmannfchaft Dresden-Neustadt RegierungS- rath 0r. Keller in gleicher Eigenschaft in das Ministerium der Innern versetzt worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Dresden Gustav Adolf Wahl vom 15. Juli 1902 an zum Landrichter bei dem Landgerichte Dresden zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Regierungsbaumeister bei der Staatseisen- bahnverwaltung Richter in Leipzig zum Maschinen- inspektor zu ernennen. Se. Majestät der König haben dem Silberschreiber in der Hofsilberkammer Friedrich August Strohbach das Verdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem städtischen GaLzählerwärter I. Klasse Schindler in Dresden daS Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Personalveränderungen in der Armee. Offi ziere, Fähnriche u s w Abschiedrbtwilligungrn 27. Mai Müller, Ltnt im 2 Pion-Bot. Nr. 22, der Abschied bewilligt Wekanntrnachung, eine Anleihe der Stadt Annaberg betr. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von der Stadtgemeinde Annaberg be schlossenen Ausgabe von Schuldscheinen in Abschnitten von je 500 M, welche auf den Inhaber lauten und seitens des letzteren unkündbar sind, behufs Auf- ' nähme einer mit 4 vom Hundert jährlich zu ver zinsenden Anleihe im Betrage von 600000 M. nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und TilgungS- planeS die nach 8 795 des Bürgerlichen Gesetzbuchs erforderliche Genehmigung ertheilt. Dresden, den 23. Mai 1902. bsro Die Ministerien des Innern und der Finanzen. v. Metzsch. Rüger. tzruenuuugtu, Versetzungen rc. tm öffentl. Dienste. 3m GeschäftSberetche de» Ministeriums de« Kultus «n» öffentlichen Unterricht». Zu besetzen: die dritte Lehrerstelle san d. Kirchschule zu Cunewalde Koll.: da« Ministerium de» Kultu« ». Einkommen 1200 M. neben sr. Wohnung u Gartrngenuß, üderdie» b. a. w. üb M s Turn unterricht Bewerbungen find bi» b. Juni beim Bezirktschul inspektor Bach, Lvdau, einzureichen. I» Geschäftsbereiche de« Mtnifteri»»« de« Krieg«. Beamte der Militärverwaltung. 17. Mai. Ermel, Unterapotheker der Res itn Landw -Br». Wurzen, zum Ober- apothrker de« Beurlaubtenstandr» befördert. — 23 Mai. Conrad, Zahlm.-Aspirant, zumZahlmftr bei der reit Abth. 1. Feldart.-Regt». Nr 1» ernannt. — 28 Mai. Uhlich, Roßarzt der Militär Abthrilung bei der thierärztlichrn Hoch schule und der Lehrschmiede, in da« 2. F.ldart. Regt Nr. 28, Richter, Roßarzt im 2. Feldart.-Regt. Nr 28, zu der Militär-Abtheilung bri der thierärztlichen Hochschule und der Lehrschmiede, — unterm 1. Juli d. I versetzt. — 30. Mai. Rehm, Roßarzt im Garde-Reiter-Regt., zur 2. E«kadrou Jäger zu Pserde Nr. iS unterm 1. Oktober d. I«. versetzt. Nauenburg, Unterapotheker der Res. im Land«-Bez. Zittau, zum Oberapotheker de» Beurlaubtenstande« besvrdert. (BehSrdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Zum Friedensschluffe in Südafrika. Früher, als nach den letzten Nachrichten zu er warten stand, ist die Entscheidung gefallen. Vor gestern abend haben alle Burendelegierten sowie Lord Milner und Lord Kitchener das die „Bedingungen der Uebergabe" enthaltende Schriftstück unterzeichnet. Ohne die von uns in politischer Hinsicht bisher be wahrte neutrale Stellung verlassen zu wollen, be grüßen wir vom rein menschlichen Standpunkte diese Wendung in dem Schicksale der schwer heimgesuchten Südafrika mit ungeteilter Genugthuung und wissen uns mit der gesamten gebildeten Welt ein-, wenn wir unserer herzlichen Freude Ausdruck geben, daß er nun doch Friede geworden ist. Die neuesten Nachrichten lauten wie folgt: London, 1. Juni. Kitchener telegraphiert unter dem 31. Mai: Das di« Bedingungen der Uebergab« «athaltene Schriftstück wurde heute abend H11 Uhr von allen Burendelegierten, Milner und Kitchener unterzeichnet London, 1. Juni. Die Bekanntmachung dts Friedensschlusses wurde von der Bevölkerung mit der größten Begeisterung ausgenommen Bor dem Mansion Hous« ist ein weiße« Plakat angeschlagen, auf dem in roten Buchstaben steht: „Der Frieden ist proklamiert " Der Lordmayor erschien auf dem Balkon und hielt eine Ansprache an di« Menge. Die Straßen wurden den ganzen Abend von einer zahlreichen Menschen menge durchwozt, die patriotische Lieder sang. Von den Türmen der Kirchen ertönen die Glocken Ueberall herrscht große Begeisterung London, 1. Juni Der König erließ folgende Botschaft an das Volk: Der König erhielt die will kommene Nachricht von der Einstellung der Feind seligkeiten in Südafrika mit unendlicher Genugthuung und hegt da» Vertrauen, daß dem Frieden die Wieder- 5 Herstellung der Wohlfahrt in seinen neuen Besitzungen rasch folge, und daß die durch den Krieg notwendiger weise hervorgerufenen Empfindungen einem ernsten Zu sammenwirken aller Unterthanen de« König« in Süd afrika Platz machen, um die Wohlfahrt ihre« gemein samen Vaterlande« zu fördern. London, 2. Juni. Die Morzenblätter besprechen den Abschluß de» Frieden« mit Genugthuung und zollen den Buren sowohl wie den englischen Soldaten Anerkennung Der „Standard" nennt die Buren den tapfersten Feind, dem entgegenzutreten den britischen und kolonialen Truppen jemal« zugefallen sei — Die „Morning Poft" betrachtet e» al« eine glückliche Fügung, daß drr König zu dem Zeitpunkt« gekrönt werde, an dem da« Reich, da« er regier«, stärker sei al« je zuvor. — „Daily New«" sagen, e» liege eine größere Auf gabe al« der Krieg d«m britischen Volke vor, nämlich di« Aufgabe, Eintracht und Wohlfahrt in da« zer rüttete Land zu bringen, wodurch e« zeige, daß Eng land sich ebenso hierin wie im Kriege au«zeichn«n könne. — „Daily Telegraph" hält e« für gut im Inter,sie England«, daß die Krisi« zu dem Zeitpunkte ausgebrochen sei, al« e« der Fall war. Später sei e« zu spät gewesen. Die Gefahr, in die England ge raten sei und die e« überwunden habe, sei eine töd liche Gefahr gewesen. Im Hinblick auf die gegenwärtige Lage der Dinge erscheint es angebracht, heute folgenden kurzen Rückblick auf den Verlauf te» südafrikanischen Krieges zu werfen. Der Krieg, der fast 2H Jahre lang gewährt hat, ist darauf zurückzuführrn, daß die englische Regierung einer- und diejenigen der südafrikanischen Bmenrepublikrn anderseits über ihr« staatsrechtlichen Beziehungen zu einander «inen gegensätzlichen Standpunkt vertraten England behauptete, daß die Konvention mit der Süd afrikanischen Republik vom Jahre 1881, die in ihrer Einleitung die Bestimmung enthielt, daß England die Suzeränität über Transvaal zusteh», durch die neue Kon vention vom 27 Februar 1884 nur in einigen Artikeln abgeändert sei, ohne daß die Hauptfrage, die der Suzeränität, dadurch berührt werde, während Transvaal behauptete, durch diese neue Konvention von der Suzeränität frei geworden zu sein England erklärte, im Recht zu sein, wenn eS sich in die Streitigkeiten der Uitlander» mit der Republik Transvaal einmischte, Transvaal kam diesem Wunsch« bi« zu «iner bestimmt«« Greme entgegen, wollt« aber nicht gestatten, daß dies« von England überschritten werde, zumal da« letztere auch seine Truppen in Südafrika verstärkte Die Buren stellten den Engländern daher am 9 Oktober 18SS da» Ultimatum, alle Streitpunkte durch ein Schied»gericht zu erledigen und sämtlich« seit dem 1 Juni in Südafrika gelandete» britischen Truppen zurückzuziehen England lehnte ein« Erörterung di«ser Forderungen ab, und damit kam es zum Kriege. Die Streitkräfte drr Buren betrugen nach Angabe der Engländer bei Beginn de» Kriege» 54 800 Mann, denen letztere kaum 30000 entgegenftellen konnten Nach Angaben au« Burenquelle hat aber die Gesamtzahl der Zurenftrriter niemals 36000 überschritten Mag dem sei«, wie ihm wolle, jedenfalls hatten die Buren zunächst di« Urbermacht. Am 11 Oktober überschritten die Tron«- vaalburen, denen sich die Oranjrburen dem Bündnis verträge gemäß anschlofien, und am nächsten Tage die letzteren die Grenzen der beiden Republiken, schnitten zunächst Kimberley und Mafeking von der Verbindung mit Kapstadt ab und besetzten die nach Natal hinein führenden Gebirgspäße. General White konnte den 20000 Mann des General« Joubert, der den Ober befehl über die gesamten Burrnstreitkräfte führte, in Natal nur 13000 Mann gegenüber stellen Sein Unter- general Symons wurde am 19 Oktober von den Buren bei Glencoe geschlagen und selbst tödlich verletzt Die Reste de» englischen Heere» zogen sich nach Ladysmith zurück Trotz eine» britischen Erfolge» bei Elandtlaagte am 21 Oktober, bei dem da» deutsche BurenhilsScorp» vernichtet und sein Oberst Schiel gefangen genommrn wurde, konnte General White die Einschließung von Ladysmith nicht hindern, nachdem ein Durchbruchtversuch am 30. Oktober bei Nicholsons Nek vereitelt worden war Während Joubert nun Ladysmith cernierte und Natal bi» zum Tugela besetzte, drangen weitere Buren kommando» in die Kopkolonie ein und annektierten deren nördliche und nordwestliche Distrikte, wodurch ihnen ein großer Zuwach» an waffenfähigen Mannschaften ge- wonnen wurde. Am 31. Oktober war der englische Oberbefehlshaber Sir Redver» Buller in Kapstadt ge landet Joubert unternahm, um ihn nach Natal zu ziehen, einen Vorstoß auf Pieter Maritzburg, und Buller hielt e» demgemäß auch sür da« Wichtigste, mit der in Natal flehende» Hauptmacht der Burrn abzurechnen Er überließ daher dem General Lord Methuen den Entsatz von Kimberley, da« von Cecil Rhode« selbst verteidigt wurde und dessen Belagerung eigentlich erst am 11. November begonnen hatte; Gen«ral Gatacre sollte den Norden der Kaptolonie vom Feinde säubern Wohl errang Lord Methu«n am 23. und 25 November bei Belmont und Graspan Erfolge über die Vorhut der Burrn, wurde aber am 28 November und 11. Dezember am Modder fluß und bei MagerSfontein von General Cronje so entscheidend geschlagen, daß die englische Offensive in« Stocke« geriet. Fast gleichzeitig, am 10 Dezember, erlitt General Gatacre bei Stormberg eine heftige Niederlage, während fünf Tage später Buller« Versuch, Ladysmith zu entsetzen, bei Colenso vereitelt wurde. Bi« hierher hatte der Krieg den Engländern, von den Lazarettkranken ab gesehen, 1680 Gefallene und 3079 Gefangene, den Buren an Toten 564 und an Gefangenen 411 Man« gekostet Beide Gegner hatten aber auch schon ihre Schwächen einander gezeigt Die Engländer hatten sich al« zu entschiedene Anhänger de« Frontalangriff« selbst auf die stärksten feindlichen Stellungen entpuppt, während die Buren sich wohl al« Meister in der Defensive und in der Ausnutzung de» Terrain» b-währt, aber gezeigt hatten, daß ihnen jede Initiative zur Butnutzung ihrer Erfolge fehlte Gelegentlich ihrer e sten Niederlage bei ElandSlaagte hatten sie schon den Mann verloren, dessen Thatkrast sie vielleicht zu bleibenden Vorteilen geführt hätte So aber schritten dre Buren von Erfolg zu Er folg, ohne sich deren Früchte zu sichern Die Erhebung de» ganzen Afrikandertum» wäre möglicherweise gefolgt, wenn sie sich nur zu einer kräftigen Verfolgung de« Feindes weiter hinein in daS feindliche Gebiet hätten entschließen können Daß die Engländer ihr« Lage nicht ohne Besorgnis betrachteten, beweist der Umstand, daß sie nun ihre beiden erprobtesten Offizier« Lord Roberts und Lord Kitchener an dre Spitze ihren südafrikanischen Armee beriefen Beide trafen am 10 Januar in Kap stadt ein, konnten aber mit den durch die Niederlagen zum Teil« recht entmutigten Truppen nicht» Wesentliche» beginnen, solang» die unterweg« befindlichen 150 000 Mann Verstärkungen noch nicht eingetrvffen waren Ein nochmaliger Versuch Buller«, Ladysmith »u entsetzen, brachte ihm am 24 Januar die schwerste Schlappe de« Kriege« am Spionkop und am 8. Februar eine zweite am Vaalkrantz, während die Buren auch bei Cole»berg und Rensburg am 12 und 15. Februar kleinere Erfolge errangen Jetzt aber über nahm Lord Robert« da« Kommando, und damit erhielt der Krieg eine andere Wendung Lord Robert» hatte die Fechtweise der Buren erkannt und auch das Mittel gefunden, ihr zu begegnen. Er brach mit dem System deS Frontalangriff«, suchte di« Puren nicht in ihren Stellungen auf, sondern zwang sie zum Etandhalten in von ihm au»gesuchten Positionen Dieser Kampfweise, in der die englische Uebermacht sich entwickeln konnte, konnten di« Buren nicht widerstehen Am 18. Februar 1900 umging Robert» am Modderfluffe die Stellung der Buren bei Jakobsdal mit 150 000 Mann, denen General Cronje nur 8000 Buren gegenüberstellen konnte. Da der große Troß der Buren zudem ihre Bewegungen hinderte, konnte Cronje der englischen Reiterei nicht mehr entkommen und mußte sich nach dreitägigem Kampfe am 27 Februar mit 4300 Mann am Paardeberg ergeben Kimberley war schon befreit, die nächste Folge war auch das Auf geben der Belagerung von Ladysmith, und General Roberts besetzte am 13. März Bloemfontein, ohne auf Widerstand zu stoßen Friedensanerbietungen beider Republiken, von Holland unterstützt, wurden von Eng land abgelehnt, und auch eine von den Buren nach Europa und Amerika entsandte FriedenSmtssion konnte keine Vermittelung herbeiführen An die Stelle des inzwischen verstorbenen Höchstkommandicrenden der Buren Joubert war LouiS Botha getreten, dem vornehmlich die Generale Dewrt und Delany zur Seite standen Große Erfolge im offenen Felde waren allerdings den Buren jetzt nicht mehr möglich, da viele ihre Fahnen Kunst und wistenschllsl. jKöuigl. Opernhaus. — Am 1. d. Mt» : „Han» Heiling" Romantische Oper in drei Akten, nebst einem Vorspiel von Eduard Devrient. Musik von Heinrich Marschner. DaS Verdienstvolle der Wiederaufnahme de« in mehr al» einer Hinsicht die reifste, abgeschloffenste der musik dramatischen Schöpfungen de« vaterländischen Meister« darstellenden Werke« wurde bedauerlicherweise vom Publikum nicht in dem erwünschten Maße anerkannt. Da» Hau« war nur schwach besetzt. Und dabei wohnen dieser Kundgebung spezifisch deutschen romantischen Em pfindens, obwohl doch in der Neuzeit di« Voraus setzungen zu «iner vollen Wirkung des Texte« wie der Musik fehlen, der lebendigen Kräfte noch genug inne Vorerst aber scheint «», al« würden diese ein wenig eingeschränkt, gebannt durch ein andere« Werk, das wie ein Nachklang des „Heiling" anmutet: durch den „Fliegenden Holländer" Der Reiz einer starken poetischen Idee, der von der Erlösung di» bleichen Helden durch WeibeStreut, und di« Einfachheit und Groß zügigkeit der Handlung verleihen dem letzteren Wer« vielleicht ein noch größere« Uebergewicht al« dessen rein musikalischer Teil, drr gewiß nicht in allem dem der anderen Schöpfung den Rang abläuft Abgesehen von jenen Imponderabilien, die mit der poetischen Idee selber m di« Musik drangen, weist vor allem die Instrumentation de« neueren Werke« eine Leuchtkraft de« Kolorit« aus, die der etwa« trockene Marschner nicht zu präftierrn vermochte Dann war Rich Wagner auch zweifello« der größere Theatraliker, der besondere Meister in der Berechnung der Bühnenwirkung Aber in mancher Beziehung der echtere, der deutscher«, volkS- tümlich«re war wieder der Verweser de« Weberschen Vermächtniff-s. An die Stelle ve« tönenden Pathos, wie e« nicht selten im „Fliegenden Holländer" an unser Ohr schlägt, tritt die Sprache warmblütigen natür lichen Empfinden», an die Stelle packender dekora tiver und scenischer Wirkung die einer inneren Dramatik von zwingender Kraft. E« genügt, darauf hinzuweisen, daß schon da» Gegenüberstellen von Geister und Menschenwelt da« ältere Werk nach der Seite einer kräftigeren Charakteristik gravitieren läßt. Die Ge stalten sind jeder Schemenhaftigkeit bar, stehen samt und sonder« in voller greifbarer Anschaulichkeit vor uns. Abgesehen von dem Versagen der Wirkung dls Un heimlichen — der Gespensterfurcht der Zeiten, denen das Werk entstammt, ist man nicht mehr zugänglich —, fühlt man sich doch menschlich berührt von Heilings ver- zehrender Leidenschaft, von Anna« gesundem Wesen, ihrem kindlichen Frohsinn, von Konrads inniger, sorgender Liebe rc Und so war c« denn auch nur er klärlich, daß da» Hau« das Werk an seinen Höhepunkten mit warmer, ehrlicher Anteilnahme aufnahm und daß spontane Beifall»kundgrbungen nach jedem Aktschluffe die Hauptdarsteller auf die Scene riefen Insbesondere fand die meisterliche Verkörperung der Gestalt des HanS Heiling feiten de« Hrn Perron von neuem rückhaltlose Bewunderung Gesang und Darstellung vereinigen sich hier zu einer Gesamtwirkung von zwingender Gewalt Neben ihm fand Frl Lautenbacher wohlverdienten Beifall Daß die junge Sängerin heute al« Anna noch nicht allen Ansprüchen zu genügen vermag, wird man ihr nicht allzu hoch anrechnen dürfen Wenn man im wesentlichen nicht über da« Hänsel („Hänsel und Gretel") hinau»kam, besteht man nicht ohne weitere« gleich in einer solchen Partie, wie sie die Anna darstellt Wa» Frl. Lautenbacher, unterstützt von einer sympathischen Erscheinung und sichtlicher Anstellig, keit zuw Spiele, bot, war aber »um mindesten so, daß man weiteren Versuchen auf dem Gebiete de« Jugendlich- Dcamanschen wohl va» Wort reden könnte. Die Stimme, die erst in der Arie im zweiten Akt voll in die Er scheinung trat, harrt leider noch der Schulung zu höheren künstlerischen Aufgaben, erscheint aber doch, selbst nach der Höhe, die heute bei forciertem Ansatz allerdings bedenklich scharf anspricht, entwickelungSsähig. Für die weiteren Rollen traten ein die Damen Staudigl und Schäfer und die Herren Gießen, Brag und Krui» Von den letzteren ist mit Aus zeichnung Hr. Gießen zu nennen, der den Konrad mit künstlerischem Geschmack sang. Frl Schäfer wird Geist und Charakter des Werke» tiefer erfassen müssen, um sich ihre Scene im zweiten Akt zu deren beabsichtigter Wirkung herauSarbeiten zu können Hr Hoskopellmeister Hagen führte mit Umsicht die musikalische Leitung O. S. König!. Schauspielhaus. — Am l Juni: Moliöre- Cyklu«. II Abend. „Tartüff", Lustspiel in fünf Akten von Moliöre. Deutsch von Ludwig Fulda — „Der eingebildete Kranke", Lustspiel in drei Akten von Molidre. Deutsch von Ludwig Fulda Der zweite Abend de» Molidr«-Cyllu» brachte in der gleichen Uebertraaung, Anordnung und Besetzung, die zu Anfang de« Winter« bei drr Neueinstudierung beider Stücke geziemend gewürdigt worden sind, den „Tartüff" und den „Eingebildeten Kranken" de« größten Meisters der fran»öfischen Komödie Er giebt zu er neuten kritischen Bemerkungen keinen Anlaß, höchsten« darf betont werden, daß die öftere Wiederholung gerade dieler beiden Stücke gewisse Sprödigkeiten geschmeidigt und das Ganze in noch freieren, lebendigeren Fluß ge- bracht hat, als sich bei früherer Darstellung rühmen ließ Daß da« Hau« nur mäßig gefüllt war, bedarf angesichts der gegenwärtig eing«t,et«nen jähen Sommer wärme keiner besonderen Erklärung; allenfalls konnte man sich nur dar über freuen, daß ein Stamm vonAbonnenten für ven besonderen Molrörecyktu» und ein ziemlich zahlreiche« jugendlich wißbegieriges Publikum den Offenbarungen des komischen Dichter« lauschte. Innerhalb de« Rahmen« de« Cyklu« ergab auch dieser zweite Abend den glück lichen Gegensatz eine« im Kern sehr ernsten Charakter lustspiel« und einer satirischen Poffe von der blitzenden Lebendigkeit, die der französische Dichter seinerzeit von der italienischen improvisierten MaSkinkomödie über- nommen hat Die Mannigfaltigkeit, ja der Reichtum der Molmreschen genialen Komik kann auf diesem Wege am besten zur Anschauung gebracht werden Die Wieder gabe beider Werke erfreute sich natürlich schallenden Beifall«, Hrn.Froböse«Tartüff und Hrn P Neumanns Argan wurden, jeder in seiner Weise, mit dem lautesten Anteil ausgenommen Noch zwei Abende des Moliöre-CykluS stehen au«, die hoffentlich einen gleich glücklichen Verlauf nehmen. A St Central-Theater. Am 1. d. M.: Gastspiel de» Wiener k k priv. Carltheater« „Die Prin zessin von Travezunt" Komische Operette in drei Akten von CH Nuitter und E Trefen Musik von Jacques Offenbach. Man kann es nur guthkißen, daß die Wiener Gäste mit einem Werke Abschied nehmen, da» ihnen Gelegenheit bietet, sich in höherem Grade al» musikalisch gut beschlagene Vertreter des Genre» der Operette zu bethätigrn, al» die» in dem Vaudeville „Da« süße Mädel" möglich war „Die Prinzessin von Trapezunt" gehört wie „Pariser Leben" und andere Werke aus dec gleichen SchaffenSzeit Offenbach« streng genommen auch mehr zu den zwischen Poffe und Lustspiel sich bewegen den Stücken, bei denen die Musik gleichsam nur die Wirkung der scenischen Vorgänge unterstützend und fördernd eingreift, aber da eben der Meister der voulls» parizisos diese schrieb, gewann sie ein« Be-
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