Erläuterungen: Respighi: Die Pinien von Rom Ottorino Respighi, der 1879 in Bologna geborene, jetzt in Rom lebende Komponist, war Schüler Rimsky-Korssakows (Petersburg) und Bruchs (Berlin). Kam in Dresden schon mit tonmalerisch geschickten Orchesterwerken, in den Volksbühnen-Konzerten auch mit seinem „gregorianischen“ Violinkonzert und seinem Klavierkonzert zu Gehör. In seinem Schaffen stehen die verschiedenen Eindrücke, die er als Lernender empfing, oft unverschmolzen nebeneinander, und die ursprüngliche melodische Begabung der Italiener erscheint bei ihm in abgeschwächtem Grade. Die 1925 erschienene sinfonische Dichtung für großes Orchester: „Die Pinien Roms“ sind vier pausenlos ineinander geflochtene, doch deutlich zu trennende Charakterstücke: ^kimmungsbilder aus der römischen Landschaft. Die Pinien, die pflanzlichen Wahr- ^Plchen Roms, geben dem Komponisten je nach ihrem Standplatz anders gestimmte Anregungen. Der erste Teil: „Die Pinien der Villa Borghese“ ist Schilderung fröhlichen Straßen lärms. „Zwischen den Pinien der Villa Borghese spielen die Kinder. Sie tanzen Ringel- reih’n, führen Militärmärsche und Schlachten auf und berauschen sich an ihrem eigenen Geschrei, wie Schwalben am Abend; dann laufen sie davon. Unvermutet wechselt die Szene.“ Der zweite Teil: „Die Pinien bei einer Katakombe“ ist ein Mysterium. „Im Schatten der Pinien und dem Eingang einer Katakombe, aus deren Tiefe ein wehmütiger Gesang zu uns dringt. Er erhebt sich zu feierlicher Hymne und verklingt dann wieder." Der dritte Teil: „Die Pinien auf dem Janiculum“ ist ein Nachtstück. „Ein Zittern geht durch die Luft: in klarer Vollmondnacht wiegen sanft ihre Wipfel die Pinien. In den Zweigen singt eine Nachtigall.“ Am Ende verwendet der Komponist die Grammophon platte für die Nachtigallentöne. Der vierte Teil: „Die Pinien der Via Appia“ bringt eine Vision von Glanz und Macht. „Morgennebel über der Via Appia, dem Denkmal altrömischer Pracht. Einsame Pinien stehen Wacht in der tragischen Landschaft der römischen Campagna. Undeutlich, aber immer wieder, glaubt man den Rhythmus zahlloser Schritte zu hören. Der Dichter sieht im Geist uralten Ruhm wieder aufleben: unter dem Geschmetter der Buccinen naht ein Konsul mit seinem Heer, um im Glanze der neuen Sonne zur Via Sacra und Triumph aufs Kapitol zu ziehen.“ Liszt: Klavierkonzert Es-dur Franz Liszt (1811—86), durch seine Orchesterschöpfungen einer der bedeutendsten Programmusiker, kommt heute mit einem Werke seines anderen Schaffensgebietes, der virtuosen Klaviermusik, zu Gehör. Es ist nicht verwunderlich, wenn er, als der größte Klavierspieler des 19. Jahrhunderts, die von ihm gefundenen Neuerungen der Spieltechnik in seinen Klavierkompositionen mit verwendete. Das bedingte eine Stilwandlung auf dem Gebiete der Klaviermusik. Liszt hat die einzelnen Sätze seiner Klavierkonzerte durch Gemeinsamkeit ihrer Grundgedanken (Themen) und die Pausenlosigkeit der Aufeinanderfolge in innige Beziehung zueinander gesetzt. An Stelle der üblichen Schablone tritt die individuelle Formgestaltung: Das Allegro maestoso (majestätische Bewegung) eröffnet ein rassig energisches Orchesterthema. (Hans v. Bülow legte diesem die auf Liszts Gegner abzielenden Spottworte unter: „Ihr versteht ja alle nichts, ha, ha.“) Mit einer wuchtigen Oktavenpassage greift das Soloinstrument ein. Im weiteren Verlaufe