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ge Frau Enälick krei. ÄaHMck bervoten).^ Roman von A. Rrgnilk. t 40 Fortsetzung). Sronwälvs Eltern waren zur Hochzelt herüber- gekommen, und am Polterabend traf auch Jutta ein. Sie war schöner denn je, und auf ihren Wangen blühten die Rosen der Gesundheit. Bald nach ihrer Ankunst gab sie den Eltern einen Wink, und alle drei trafen im Arbeitszimmer des Steuerrats zusammen. Jutta erblickte auf seinem Schreibtisch ein großes Blatt vom wilden Wein, auf dem ein Dutzend der schönsten Himbeeren lagen. .Daran erkenne ich meinen Wildfang, es treibt sie, jedem etwas Liebes zu erweisen." »Ach, das Kind," sagte der Rat bewegt, .das Kind — es macht uns wieder jung. Wir können dir nie genug dafür danken, daß du uns Elschen gelassen, nun kann es doch niemals öde und einsam um uns werden l" „Ich wollte es euch selbst mitteilen, ihr Lieben, daß ich endlich die Gewißheit vom Tode meines Mannes erlangt habe," berichtete Jutta, .er ist schon vor zwei Jahren gestorben." .Nun, so wirst auch du noch glücklich werden nach allen Prüfungen." „Ist es dir recht, wenn nun doch noch Waldenstein dein Schwiegersohn wird, Papa?" .Wenn er dich glücklich macht, meine Tochter, will ich ihn liebhaben wie meinen Sohn." „O lieber Papa, meine einzig gute Mama, wenn noch ein Fünkchen Zorn über meine damalige Hand lungsweise in euch ist, heute muß er verlöschen; denn ohne euren Segen schließe ich keinen neuen Bund!" »Wenn du uns nicht zürnst, Jutta," sagte Frau Marie ernst, ^so ist alles gut!" ,O liebe Mama, in meinem Herzen ist nur Dank barkeit und Liebe." .Erlasse es bleiben, dann wirst du immer glücklich sein!" sagte der Rat feierlich. Um ihre Rührung zu unterdrücken, kam Frau Marie bald aus ein andere» Thema. .Herr Lehnhardt hat uns Ostern sein« Bermühlungsanzeige gesandt. Kennst du seine Braut vielleicht, Jutta? Ein FrSulein Hanni Bloch." Aber die Künstlerin wußte nichts von der früheren Gesellschafterin der alten Frau Lehnhardt. Sie nahm auch kein Interesse an der Person des Fabrikbesitzers. .Wir werden uns in aller Stille in irgendeinem kleinen Orte trauen lasten und dann auf «in paar Wochen, losgelöst von allen Verpflichtungen, hinaus gehen — irgendwohin in die blaue Ferne." - Die Eltern wechselten einen Blick inniaen Elnver- ständnistes. Wie ainseten sie auf, daß nun auq ihr Sorgenkind die Gattin eines ehrenhaften Mannes wer den sollte. Die Glocken läuten, und zur Kirche schreitet der Hochzeitszug, allen voran das Brautpaar, blühend in Jugend und Schönheit die Verklarung unfaßbaren Glückes in den Zügen. - Ein kleiner, lieber Engel, das Eischen, streut ihnen duftende Rosen auf den Weg.« Vom wolkenlosen Himmel strahlt die Sonne, und ein leichter Wind mildert die Glut. 7 Wohl freut man sich über da« glücktrunkene Braut paar, doch befindet sich in dem Zuge ein Magnet, der die Blicke mehr anzieht als Frau Steuerrats grau- seidene, mit wertvollen Spitzen geschmückte Toilette, mehr, al» der alten Frau Gronwald würdige, stolz aufgerichtete Gestatt, — und Las ist Jutta. Schade, daß Waldenstein sie heute nicht sehen kann, sie übertrifft sich selbst. Ein mattblaues Atlaskleid mit Schleppe umschließt knapp ihre herrliche Erscheinung. Darüber legt sich ein elfenbeinfarbener, goldgestickter Spitzenüberwurf. In ihrem dunklen Haar funke» als einziger Schmuck, weithin leuchtend, ein Brtllant- stern, Waldensteins erstes Geschenk. Jutta sieht weder die Menschen, welche neugierig den Weg umsäumen, noch fühlt sie das Pflaster der Kleinstadt. Sie hört nur die Glockentöne, das Jubeln der Ler chen, und im Geiste sieht sie eine Gestalt vor sich, die geliebteste von allen. Käte befindet sich auch im Hochzeitszuge, sie hat ein jugendlich reizendes, duftiges Tüllkleid zu dieser Feier bekommen. Ein Rosenkranz liegt in ihrem dunk len Haar. Eifrig spricht sie auf den jungen Mann an ihrer Seite, einen Oberlehrer ein, Ler, was sie erzMt, zu bezweifeln scheint. Er wurde erst vor wenigen Wochen hierher versetzt. „Ja, ja, vor einem Jahre war sie mit einem an deren verlobt; und genau so überglücklich wie heute. Wer weiß, was das noch alles wird! Die alten Rats sind ja liebe, prächtig« Leute, aber die Töchter —Durch- gängerinnen, für die würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen." .Aber gnädige« Fräulein l" — der junge Lehrer steht sich erschrocken um, .ich bitte Sie, wenn jemand dies« Bemerkung gehört hätte!" „Mir egal; es ist, wie ick sage, ich übertreibe nichts! DkM ersten Bräutigam ist di« Verlobung bald sied«