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Weitzeritz-Jeilung Tageszeitung m- Anzeiger Kr DippMiswal-e, Schmieöebergu.U j Bezagtprett: Für «lnen Monat 2 Nelchtmar» i »It Zutragen, einzeln« Nummern 1» Neicht- i Pfennig«. Vemeinv« - Verbandt - Girokonto ; Nummer I. Fernsprecher: Amt DippoldU- s »alde Nr. » Postscheckkonto Dritten 12 »4«. , Aeireste -e» Beztr»« Diele» Blatt ealhSU -le amtlichen B ekauntmachunre» Der Amlshauptmanaschaft, -es Amtsgerichts Mt» -es Stadtrats zu Dippoldiswalde AnzeigenpreU: Dl« " Millimeter »reite Petitzeile 2» «elch»pf«nnlge. »„gesandt unk N^lamen »0 Neichtpfennigr. Nr. 273 DeranIworNich« AeLakI««' SE rlehne. - Druck und Verlag: Sari 8«G«e ta Llooaldl«o«lde. Donnerstag, am 24. November 1927 93. Jahrgang OerUiches und Sächsisches Dippoldiswalde, 24. November. . Eine der fürchterlichsten Geißeln der Menschheit, nicht nur der kultivierten, sind die Geschlechtskrankheiten, vor allem die Syphilis. Die Zu nahme der Zahl der Kranken auch in Deutschland gehört zu den bedauerlichsten Kriegsfolgen. Begünstigt wird die Ver breitung der heimtückischen Krankheit ganz außerordentlich durch die große Unkenntnis von ihr und ihren Folgen in den breiten Volksschichten. Hier ist vieles versäumt wor den, leider. Das Versäumte nachzuholen, sind alle in Frage kommenden Stellen jetzt ernstlich bemüht. Diese Aufgabe zu lösen, ist freilich nicht einfach. Ist eS doch notwendig, die Kenntnis von dem Mesen der Syphilis, ihren Ursachen und möglichen Auswirkungen, aber auch die Ueberzeugung von der Heilbarkeit, wenn rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch , genommen Wird, vor allen Dingen in jugendliche Kreise zu kragen. Die verschiedensten Wege sind da schon gegangen worden. Der erfolgreichsten einer dürfte der über die Theaterbühne sein, daS bewies die gestrige Aufführung der eigens für diesen Zweck verfaßten Tragödie „Olaf" im großen SchühenhauSsaale, der nachmittags und abends voll beseht war. Sinnfälliger, leichtfaßlicher, eindrucksvoller kann wohl kaum gesagt werden, waS in der Sache gesagt werden m u ß. DaS aber berechtigt zu der Hoffnung, daß esnicht vergebens gesagt wird. Dabei war die Aufführung auch ein Genuß, denn eS wurde ausgezeichnet gespielt. Allen Besuchern aber möge aus innerster Ueberzeugung für ihr ganzes Leben vor Augen stehen: Hüte dich! Jeder möge diese Ueberzeugung weitertragen! Die Sache ist von weit größerer Bedeutung, als Worte daS sagen können. Aufrichtiger Dank gebührt deshalb allen, die diese Veran staltung möglich machten, aufrichtiger Dank besonders der jugendlichen Kreise. Was wußten die Aelteren in ihrer Jugend davon? Meist nichts! Und mancher mußte das büßen. Dippoldiswalde. Schönheitskonkurrenz gab eS gestern abend im Stadtkasfee. OSkar Taubert ließ sie der anfangs dieses Monats veranstalteten Bubikopfschau folgen und hat damit keinen Fehlgriff getan: das bewies die Anwesenheit so vieler „zum Schätzen bereiter" Personen. Wie damals war daS Kaffee auch gestern vollbesetzt, der neueröffnete Raum machte eS diesmal möglich, alle Gäste unterzu dringen und enthob den Wirt der unangenehmen Aufgabe, Gäste wieder wegschicken zu müssen. Wer tut das. auch gern, doch niemand. Auf die Folter gespannt wurden aber die Anwesenden gewaltig. V-1O wars, noch gingS nicht los, um 10 erwartete man bestimmt den «Beginn der Konkurrenz", aber eS wurde V2II, ehe der verantwortliche Leiter ihn an kündigte und die Schätzungszettel verkeilen ließ, denn das .Spieglein an der Wand, zu verkünden die Schönste im gan zen Land", daS war wieder die anwesende Gästeschar und die Kommission hakte lediglich die Aufgabe, deren Urteil festzu stellen und zu verkünden. Eine leichte Ausgabe war das freilich auch nicht, denn viele waren recht unentschlossen und wollten gleich zwei oder drei Personen den ersten oder zwei ten Preis zuerkennen. Acht Damen nahmen an der Kon kurrenz teil. Gegen Mitternacht konnte das Resultat be kannt gegeben werden. Der erste Preis war «mit 49 Punk ten" Frl. Reuter zuerkannt worden, den zweiten erhielt mit 43 P. Frau Friebel, Riederfrauendorf, deren langes und volles, wunderbares Haar wohl besonders mit zu dem «Siege" beigetragen hatte. In der heutigen Zeit der Bubiköpfe muß solches auch doppelte Bewunderung finden. Dann kam aber eine lange Spanne, die Meinung für Zuerkenntnis deS drit ten Preises war arg zersplittert. Frl. Kalenda erhielt ihn mit 29 P.. Ihr folgte Frl. Werner mit 28 P. Sie bekam den 1 .Trostpreis, den 2. Frl. Mihschke mit 14 Punkten. Angeregt und auch fchon bekannt gegeben war eine Prämi ierung charaktervoller Männerköpfe, doch sei eS, daß sich dazu gleich niemand deS stärkeren Geschlechts bereit fand, sei es, daß die Zeit doch schon zu weit vorgeschritten war, sie fiel ins Wasser. Nun, was nicht war, kann ja noch werden. Dippoldiswalde. Heimatrecht hat im vorigen Jahre der Weihnachtsbaum am BiSmarckdenkmal in Dresden erwor ben und sich die Herzen von tausend und abertausend ge wonnen. Auch unser liebes Dippoldiswalde will in diesem Jahre nicht zurückstehen, einen elektrisch beleuchteten Weih- nachksbaum auf dem Marktplätze zu errichten. Der Wohl- tätigkeikSverein „Sächsische Fechtschule" hat hierzu die Ini tiative ergriffen. Mit zu erhoffender Genehmigung des Stadtrats und unter Berücksichtigung aller finanziellen, tech nischen und sonstigen Schwierkgkeiten gedenkt der Gesamt vorstand, daS gesteckte Ziel zu erreichen. In mehreren lang wierigen Sitzungen ist über den Plan zur Durchführung deS Ganzen eingehend beraten worden. Anfangs wurde das Unternehmen der hohen Kosten wegen als ein Wagnis be zeichnet. Zugesicherte freiwillige Spenden, unentgeltliche Ueberlassung deS Baumes und kostenlose Verankerung des selben im Boden u. a. m. beseitigte schließlich alle bisher be standenen Bedenken, so daß zuletzt Einstimmigkeit in jeder Hinsicht erzielt wurde. Ermutigend und maßgebend war hierbei nicht zuletzt der Umstand, Reklame für unsere Hei matstadt zu entfalten und durch Zuzug von auswärts zur Hebung des Geschäftslebens wesentlich beizutragen. Möge auch dieser Weihnachksbaum weihnachtliche Liebe und Opfer bereitschaft überall beleben und anregen! — Den A r - N i - L i ch ts p i e l e n ist eS gelungen, das neueste Lustspiel, das soeben erst zur Uraufführung kam, be titelt «Das Heiratsnest", für Dippoldiswalde in Erstauffüh rung zu gewinnen. Es ist ein Volksstück aus -er Vorkriegs zeit und spielt in Oesterreich. WaS diesen Film besonders reizvoll macht, ist eine leichte und lustige Persiflage der Zu stände im Offizierkorps des alten Oesterreichs, dazu kommt der Zauber jener feschen Uniformen des alten Heeres, der niemals seine Wirkung verfehlt. Harry Liedtke, sieghaft wie immer, stellt die fesche Uniformrolle mit gewohnter Ele ganz, gewohntem Geschick und doch herzlicher Liebenswürdig keit dar. Auch dieser Film wird wieder den Beweis er bringen, daß die Leitung der Ar-Ni-Lichtspiele weder Mühen noch Unkosten scheuten, Dippoldiswalde aus der Filmkunst das Beste vom Besten bieten zu können. Dippoldiswalde. Einen recht bedauerlichen Unfall erlitt am Dienstag nachmittags Landwirtschafksrat Throm. Durch am Absatz hängenden Schnee glitt er in der Wohnung aus und brach den Arm. Trotz dieses Unfalles begab er sich aber, nachdem der Arzt den Arm geschient hatte, noch nach Beerwalde, um den dort zugesagten Vortrag zu halten. — Die letzte Vertrekerversammlung im Meißer itz- gau im Sächsischen Stenographenverbande befaßte sich ein gehend mit der Unterrichtsleiterfrage. Zum Zwecke der Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses und des gegen seitigen Austausches von Erfahrungen unter den jetzigen Lehrkräften finden in Zukunft regelmäßige Zusammenkünfte stakt, in denen besonders die Methodik des Unterrichts durch Darbietung von Lehrproben behandelt werden soll. Die Teil nehmer kommen erstmalig am 7. Dezember zu einer solchen Besprechung zusammen. Für Ende deS Schuljahres 1927/28 wurde die Abhaltung eines Mettschreibens für Volksschüler und -schülerinnen des Gaues beschlossen, wie eS schon in den letzten Jahren üblich war. Die Gauleitung hofft, -aß die Gemeindeverwaltungen zur Auszeichnung der besten Lei stungen wieder einen Beitrag bewilligen. Der Verbands name, der bisher „Weißeritztalverband GabelSbergerscher Stenographenvereine" lautete, wurde in „Weißeritzgau im Sächsischen Stenographenverband" abgeändert. Mit der Vorbereitung einer neuen Satzung, die der Einheitskurz schrift und dem jetzigen Aufbau der Spitzenorganisakionen angepaßt werden muß, wurde ein dreigliedriger Ausschuß be traut. Es soll versucht werden, die ehemaligen Kurzschrift vereine Coschüh-Gittersee und Rabenau wieder ins Leben zu rufen und in Höckendorf und Dölzschen neue Vereine zu gründen. Der Verein Goldene Höhe-Bannewitz beklagte sich darüber, daß er die Gebühren für Schulzimmerbenutzung auch für die Ferienzeit zu entrichten hat, obwohl er die Schule in diesen Wochen nicht in Anspruch nimmt. Da die Kurzschrift vereine ausschließlich berufliche Jugendpflege betreiben, so muß ein solches Verfahren als Härte empfunden werden. Andere Vereine konnten demgegenüber berichten, daß sie in ihren volksbildnerischen Bestrebungen weitgehende behörd liche Unterstützung finden. Reichenau. Der Leiter der diesjährigen Lehrgänge der Bauernhochschule Berggießhübel wird Sonntag, den 27. No vember, nachm. 3 Uhr, im hiesigen ErbgerichtSgasthofe in einer Veranstaltung deS hiesigen IunglandbundeS sprechen. Es ist also den Landwirten von Reichenau und Umgebung Gelegenheit geboten, sich aus berufenem Munde Aufklärung über die Bauernhochschule zu holen. Dresden. Dem Landtage ist eine Regierungsvorlage zu gegangen zur zweiten Aenderung des Gesetzes über die Un fallversicherung in der Land- und Forstwirtschaft vom 4. De zember 1912 in der Fassung des AbänderungSgesehes vom 7. April 1925. Die Vorlage regelt daS Verfahren bei der Wahl der Mitglieder der GenossenschafkSversammlung. — Während der Dresdner Vogelwiese wurde ein Musiker dadurch verletzt, daß ihm als Zuschauer bei der Be tätigung eines sogenannten Kraft- oder Herkuleshammers vom Zündhütchen ein Splitter inS Auge fiel, wodurch er die ses völlig cinbüßte und auf dem anderen Auge die Sehkraft erheblich geschwächt wurde. Gegen den Schausteller Ernst Emil Paul Wiener, der Besitzer jenes Kraft- oder Herkules hammers, war Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung erhoben worden. Er bestritt jedes Verschulden. In der Ver handlung vor dem Schöffengericht Dresden wurde ferner festaestellt, daß Wiener nach dem Unfall von der Polizei An weisung erhalten hatte, die bisher übliche Schutzvorrichtung noch etwas zu verlängern. Das Gericht erkannte auf Frei sprechung des Angeklagten. ES handelte sich hier um einen Unfall, der beinahe für gänzlich ausgeschlossen zu halten ist. DaS Schwurgericht Dresden tritt am kommenden Montag zur 5, diesjährigen Tagung zusammen. Unter den Verhandlungen steht u. a. Termin an am Mittwoch den 30. November gegen den Landwirt Max Otto Kadner aus Für stenau wegen versuchten Totschlags und verbotenen Waffen- — Fortgesetzte sittliche Verfehlungen allerschwerster Na tur bildeten die Delikte einer zweitägigen Verhandlung vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden, die sich gegen den aus der Umgebung von Leipzig gebürtigen und im Anfänge der vierziger Jahre stehenden Handelsvertreter Fritze richtete, der in Dresden ein Verkaufsbüro der tech nischen Autobranche unterhielt. Fritze hatte 1923 geheiratet, er wurde ein Jahr später geschieden. Selt 1922 hatte er sich in vielen Fällen an seinen weiblichen Hilfskräften und Tipp fräuleins und unter Verletzung eines Lehrverhältnisses un gemein schwer vergangen, Verbrechen nach 8 174 St.G.B. usw. DaS Gericht verurteilte den unsauberen Chef im Sinne der erhobenen Anklage zu fünf Jahren Zuchthaus und Ehren- rechtSverlust von gleicher Dauer. Der Vorsitzende des Ge richts betonte in der Urteilsbegründung, die Straftaten, wegen deren der Angeklagte zu verurteilen war, stellen sich als eine maßlos monsköse Gemeinheit dar. Bereits 1919 habe sich ein vom Angeklagten mißbrauchtes junges Mädchen mit Leuchtgas vergiftet. Deshalb war ein Verfahren gegen ihn wegen Mordverdachtes eingeleitet worden, daS aber ein gestellt werden mußte. Welter sei er auch durch den Ehe- fcheidungsprozeß gewarnt worden, -er schmutzigste Dinge zutage förderte. Und trotzdem habe Fritze sein schamloses Verhalten fortgesetzt. — Die sächsisch-böhmische Dampfschiffahrt hat infolge des winterlichen Wetters ihren gesamten Personen- und Frach tenverkehr auf der ganzen Strecke einstellen müssen. — In der Handelskammer zu Chemnitz fand am Dienstag -ie Versammlung der an der Gründung beteiligten Aktionäre des in Chemnitz zu errichtenden GroßstadthokelS unter lebhafter Beteiligung statt. Eingehend berichtete der Vorsitzende des HolelbaüausschusseS, HanS Stickel, über die bisherige Entwickelung des Projektes. DaS Hotel wird den Namen „Chemnitzer Hof" erhalten. Mit der architektoni schen Leitung des Baues ist Prof. Heinrich Straumer, Berlin, Mitglied der Akademie der Künste, betraut worden, mit -er Direktion, der Direktor Dörrer, langjähriger Leiter be deutender Hotels. Burgstädt. Infolge deS vereisten BodenS verlor auf der Straße nach Mühlau ein etwa 20 jähriger Fabrikarbeiter die Gewalt über sein Rad und fuhr auf der abschüssigen Straße mit voller Wucht gegen einen Baum. Er zog sich bei dem Sturze so schwere Verletzungen zu, daß er Aufnahme im Krankenhause finden mußte. Mildenau. Infolge geringer Beteiligung mußte die hier im Jahre 1914 eröffnete Spitzenklöppelfchule den Unterricht einstellen. Netzschkau. Eine Arbeiterin in einem hiesigen Weberei- betrieb kam dem Riemen einer Transmission zu nahe, der sich unter dem Fingerring einhakte. Die Arbeiterin wurde dadurch unter die Trommel einer Bandschermaschine ge schleudert und muhte mit schweren Verletzungen davonge lragen werden. Plauen, 23. November. Gestern nachmittag sind bei Tanna und auf Schilbacher Flur das Flugzeug München- Berlin und das Flugzeug Berlin—München infolge starken Nebels, der jede Sicht nahm, notgelandet. Die Mitfahrer und die Post wurden durch AutoS nach Plauen gebracht Das Flugzeug 782 München—Berlin hat Schaden am Pro peller und an den Rädern erlitten und muß abmontiert wer den. DaS andere Flugzeug wird, sobald sichtige Witterung eingekreken ist, nach Leipzig zurückkehren. Johanngeorgenstadt. Am Totensonntag fand in erheben der Feier die Weihe der im Vorraum -er Kirche errich- ""b künstlerisch ausgestalteten Gedächtnishalle für die Gefallenen der hiesigen Stadt unter starker Beteiligung der Einwohnerschaft und der vaterländisch gesinnten Körper schaften und Vereine statt. Zehn Tafeln künden die Na men der 300 Opfer des Weltkrieges.