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oc,rrttken. Wenn Vie spanische Presse den Widerspruch mit „Missverständnissen" und „schlechten Nebecsetznn- zen" erklären will, ist eine solche Methode denn noch nicht beweiskräftig, schon deshalb nicht, weil Spanien wiederholt mit dem Gedanken einer Preisgabe Ma rokkos gespielt hat. Von Chamberlain ist eine Auf- llärung der Angelegenheit nicht zu erwarten, da er nsher eine Aeußerung über seine Besprechnngen mit Primo de Rivera strikte ablehnte. * Eröffnung der spanischen Nationalversammlung. — Madrid, 12. Oktober. In Anwesenheit des üönigs und der Minister wurde hier die spanische Nationalversammlung feierlichst eröffnet. Primo de Avera hielt eine kurze Ansprache. Tn.-NH Demokratischer Antrag zum NcichSschulgesch. Von der demokratischen Fraktion ist dem Sächsi schen Landtag ein Antrag zugcgangen, in dem die Re gierung ersucht wird, bei der Beratung des Reichs- schulgcsetzes im RcichSrate dahin zu wirken, daß für die sächsischen Volksschulen eine Reihe vor Bestimmungen durchgeführt wird. Erforderlich sei, daß die sächsischen Volksschulen als Gemein schaftsschulen gelten. Wo nur eine Schul« besteht, kann diese nur Gemeinschaftsschule sein. Ein« Bekenntnis- und eine weltliche Schule kön nen nur dann errichtet werden, wenn die Gemein schaftsschule dadurch in ihrem Aufbau nicht beein trächtigt, und wenn sie für mindestens 6< Kinder beantragt wird. Eine Bekenntnisschul« darf Kinder anderen Bekenntnisses in der Regel nicht aufnehmen, ebenso die weltliche Schule. Di« Freiwilligkeit der Uebernahme des Religions- Unterrichts durch einen Lehrer gilt als Zusiche rung, den Unterricht im Sinne der Verfassung zu er teilen. Eine kirchliche Kontrolle findet nichi statt. Der Religionsunterricht steht unter der Auf sicht Les Staates, oder aber er wird den Religions gesellschaften selbst übertragen. Die Rechte der Leh rer dürfen nicht beeinträchtigt werden. Bc: .invichleit-erklärnng ves Schiedsspruchs in dei Dertilindnstrie. Die Verhandlungen zur Beilegung des Lohnstrei- teS in der w e st s ü ch s i s ch e n Textilindustrie, di« im Reichsarbeitsministerium statt sanden, hatten zr keiner Eii igung geführt. Auf Antrag dec Arbeit geber .lat der Reichsarbeitsminister nunmehr die Ver- bindlichkeitserklärung des Schiedsspruches ausgespro chen. Dieser Schiedsspruch gilt für die Textilindu strie von Westsachsen, Mittelsachseu und Osttbüringen Damit hat ein Lohnkampf sein Ende gesunden, der sehr leicht zu einer grösseren Ausslandsbewegung Hütt« führen können. Meissen. Am Zehrener Berg verloren die Ge schwister Grützner-Meißen, die auf einem Motorrad von einer Festlichkeit nach ihrem Heim zurückkehr- ten, infolge starker Nebelbildung die Orien tierung. Der Führer des Kraftrades stieß mit vol ler Wucht an einen der Straßenbäume, so daß er wie seine Schwester auf die Straße geschleudert uni mit schweren Verletzungen von einem Vorüberfahren den aufgesunden wurden. Beide Verunglückte wurden in daö hiesige Krankenhaus überführt. Löbau. Im Beisein von Tausenden von Zu schauern fand am Sonntag die Einweihung dei neuen monumentalen Steinbrücke über die Seltenrein, der man den Namen Hinde n burgbrücke gegeben hat, statt. Vertreter der Staatsregierung mit Fi nanzminister Weber an der Spitze, des Landtages, der Kreis- und Amtshauptmannschaft, sowie der Lö bauer und Zittauer Stadtvertretung wohnten dei Feier bei. Zittau. Auf der Landstraße zwischen Klein- schönau und Zittau stieß ein mit sechs Personen be setztes Auto unvermutet in starkem Nebel aus einen P f erd e tr ansp ort. Durch den Zusam menprall wurden die Bremse beschädigt und daj Auto fuhr gegen einen Baum. Sämtliche sechs In sassen wurden durch die Scheibe aus dem Wagen ge schleudert und erlitten bis auf einen Armbrüche, Kopf wunden und innere Verletzungen. Ein Pferd wurd« durch den Zusammenstoß schwer verletzt. Leipzig. Hier wurde kürzlich der Fassaden kletterer Gottschalk festgenommen. Nunmehr is cs gelungen, auch seine Komplicen, das Arbeiterehe- paar Papst festzunehmen. In ihrer Wohnung wurd« eine Haussuchung vorgenommen, bei der man aus den Dachboden hinter dem Putz unter lockeren Ziegel» ein Versteck fand, in dem sich eine große Anzahl Leih hausscheine befand. In einem Berliner Ofen wurd« ein großer Silberschatz von gestohlenem TafelgerL« usw. aufgefunden. Das Ehepaar ist geständig. Taucha. Der Schulunterricht hat am Diens tag wieder begonnen, da weitere Erkrankungei an spinaler Kinderlähmung nicht zu verzeichnen sind. Pl- ::en. Zu dem Autounfall auf der Straß« von Elsterberg nach Plauen, bei dem ein Lastaut« einer Plauener Brauerei zertrümmert wurde und der 28 Jayre alte Geschäftsgehtlfe Hans Wunder, lrch den Tod fand, ist noch zu berichten, daß der FM, rer des Kraftwagens namens Müller verhafte! worden ist. Er soll den Unfall durch zu schnelles Fahren verschuldet haben. « * Der hochverdiente ehemalige Lehrer und Kon rektor am Gymnasium in Zittau, Prof. Dr. pW Theodor Gärtner, beging sein goldenes Doktorju- biläum. Die Landwirtschaft um die Monatswende, Nachwirkungen ver Wetterunbilden und der Ernte. Verspätung. — Nachfrage nach geschulte» Arbeits. kräften. Nach den Berichten der Landwirtschaftskammern hat die Landwirtschaft auch in den letzten vier Woche» bel der Bezahlung der Steuern und bei der Up, deckung der Kredite mit großen Schwierigkeiten z» kämpfen gehabt. Das lag daran, daß die Verspätung der Ernte und die Wetterunbilden der letzten Monat« sich finanziell ungünstig bemerkbar gemacht haben. I» der Viehzucht konnten anziehende Preise für Milch Butter und Schweine verzeichnet werden. Bein, Ackerbau machte sich in vielen Gegenden Kartoffel- fäule bemerkbar. Der Forstwirtschaft war d« Witterung ungünstig, im Gartenbau ist das LH durch Mangel an Wärme und reiche Niederschläge in seiner Qualität ungünstig beeinflußt worden. Tei Fischerei brachten Hochwasser und kalte Witterung er hebliche Ausfälle. Der allerorts nach wie vor spür bare Geldmangel hielt den Saatgut- und Düngemittel bezug in eng normalen Grenzen. Für Erntema. sch inen bestand Kauflust. Auf dem Arbeitsmarh herrschte nach geschulten Arbeitskräften große Nach, frage, die jedoch nicht restlos befriedigt werden konnte. Meliorationen und Dränagen wurden wegen der zahl reichen Niederschläge in verstärktem Maße ausgeführt Ter Mangel an Kapital hinderte jedoch die Ausführung größerer Projekte. ,.... Mitteldeutschrr Rundfunk. Donnerstag, 13. Oktober. 16.30—18.00: Dresdener Funkhauskapelle. * 18.05—18.2N: Aufwertungsrundfunk. * 18.20—18.30: Steuerrundfunk * 18.30-18.55: Spanisch für Fortgeschrittene. * 19.00-19.3»: Staatsanwalt Dr. H. Flothow: Was der Late über vi« Zeugenaussage vor Gericht wissen mutz. H- 19.30—19.55: Dr Fritz Mohr, Halle: Wie liest man den Handelsteil eine« Tageszeitung? 4- 20.00: Übertragung aus dem Deutschen Nationalcheater in Weimar: „Dir Negimentötochter/ Komische Oper in zwei Akten Musik von G. Donizelt- * 22.15: Funkpranger. * 22.30: Funkstille. Die Hausdame?^ ' Roman von Marie Stahls-. Brutscher Provinz-Verlag, Berlin W. L kUS7. (Fortsetzung und Schluß) „Gut wenn Hulöe damit einverstanden ist, soll eS geschehen," erwiderte Onkel Gebhard. „Wir wollen Ne aleich mal fraaen." Hulde kam und war einverstanden. AlS sie den langen, bittenden Liebesblick in Kunos Augen sah, legte sie ohne Besinnen ihre Hand in die seine. Und sie fühlte, es stand kein Schatten mehr zwischen ihnen. Sic hielt das Wohl und Wehe dieses Mannes in ihrer Hand, und ihr ganzes Empfinden war ein heißes Flehen, sich dieser Verantwortung gewachsen zu zeigen. * -«- * Am Tage ehe seine Mutter erkrankte, hatte Alexander den versprochenen Brief von Kläre bekom men, der ihm Aufschluß gab über alle Schicksale ihrer Vergangenheit. Sie erzählte ihm die Tatsachen so ein fach und sachlich als möglich. Zum Schluß sagte sie: „Es wird nun wohl in der Welt immer diese zwei erlei Frauen geben, die unter dem Gesetz des Was, und die unter dem des Wie stehen. So ist ja dafür gesorgt, daß euch Männern die Auswahl bleibt, es wird immer Frauen geben, die es vorziehen, sich be schützen zu lassen und unmündig zu bleiben ihr Leben lang, und solche, die um jeden Preis mündig werden wollen, selbst wenn sie die Fähigkeit, auf eigenen Füßen zu stehen, erst mit Straucheln und Fallen erkaufen müssen. Zu den letzteren gehöre ich. Und ich halte das Schild meiner Frauenehre ebenso hoch, wie jene, an die eine Versuchung und eine Schuld nie herangetreten ist. Und ich halte das meine höher, denn ich weiß, daß ich mich bewährt habe, daß ich nicht gefallen, sondern gestiegen bin durch die Berührung mit dem Laster, während jene diesen Beweis ihrer moralischen Kraft nie erbracht hat. Und wenn du nicht dieselbe Hochach tung vor mir haben kannst, die Du Deiner geliebten Mutter erzeigst, dann bleibe fern von mir. Keine Liebe und keine Leidenschaft kann zur Brücke wer den über Lie Kluft der mangelnden Achtung. Und es liegen noch andere Dinge zwischen uns. Du hast große, ehrgeizige Ziele, Du strebst »ach hohen Stellungen, nach Macht und Ansehen, weil Du glaubst, nur unter die sen Bedingungen Deine besten Kräfte auslebcn zu kön nen. Auf diesen Wegen bin ich ein Hindernis für Dich. Und um das zu werden, bin ich zu stolz. Ach selbst will der höchste Ehrenpreis sein für den Mann meiner Liebe! — Es ist nun sehr sonderbar, daß ich Dich liebe, trotzdem ich weiß, daß Du die Frau des Wosgebots über die des Wiegebots stellst, und daß Dein Ehrgeiz Dir mehr ist als die Liebe. Und vielleicht noch sonder barer, daß Du mich lieben mußt, gegen all Deine Ideale und gegen Deine Vernunft. Das gehört zu dem unerforschlichen Mysterien der Liebe. Ach werde es nie ergründen." Eine ganze Nacht hatte Alexander mit diesem Brief zugebracht. Er hatte ihn gelesen und immer wieder ge lesen, biS jede Zeile ihm wie mit glühendem Eisen InS Herz gebrannt war. Furchtbar hatte ihn die Tragödie erschüttert und gepackt, die hier so einfach erzählt wurde. Die Leiden und Drangsale der Fran, die ihm jetzt das Liebste auf Erden war, stiegen in Bildern von gräßlicher Deutlichkeit vor seinen Augen aus und peinigten ihn wie etwas Gegenwärtiges, Wirkliches. Er rang mit Ekel und Verzweiflung und wehrte sich umsonst gegen diese Vorstellungen. Toch seine Liebe entzündete sich zu heißeren, stärkeren Flammen an dem grenzenlosen Mitleid mit der-Dulderin, und an der begeisterten Bewunderung für ihren heroischen Mut, für die sittliche Kraft ihrer Selbsthilfe aus dem Sumpf ihres schmachvollen Unglücks. Und in dieser Nacht wurde er bekehrt. Ja, bisher hatte nur die Frau, für die das Was ausschlaggebend war, Anspruch auf seine Achtung gehabt. Nur solche Frauen wie seine Mutter. Jetzt wurde es ihm an dem lebendigen Beispiel klar, daß die mündig gemorde -c Frau höher steht, als die geistig unmündige. Daß de echte, natürliche Frauenehre mehr Wert hat, als d:e künstlich gemachte. Es war sein fester Entschluß, Kläre die Antwort auf ihren Brief persönlich zu bringen, aber am fol genden Morgen stand er am Krankenbett seiner Mut ter, und das neue Unglück ihres Verlustes fand ihn ganz fassungslos. Ihr Zustand war von Anfang an so bedenklich und gefahrdrohend gewesen, daß er sie keinen Augenblick mehr verlassen konnte und auch we der Mutze noch Stimmung fand. Kläre brieflich zu antworten. Er sandte ihr ein Telegramm: „Mutter schwer erkrankt. Verschiebe alles auf später." Und dann folgte die Todesootschaft, die auch Kläre auls i tiefste erschütterte. Es war. als sollte das Unglück jetzt : mit Keulenschlägen den Geliebten vernichten und zer- i schmettern. Sie litt namenlos darunter, cs nicht mit j ihm tragen zu dürfen, aber der Weg nach Sayenfclde - war ihr versperrt. Dort, wo man sie hinansgemiesen, konnte sie nur unter einer Bedingung wiedcrkehren, ! und das war: mit den höchsten Ehren der Herrin, an i des Herren Seite. Das aber schien ihr heute noch ans- - geschlossen. Und nun Alexander ihren Brief in Händen hatte, mußte sie warten. Sie konnte ihm jetzt nicht nach- - gehen, selbst nicht an das Grab der Mutter. i : Aber das Warten war lang und bang. Wie ein - ruheloser Geist ging sie in ihrem kleinen Waldreich ! umher, immer den Klang der Satzenfelder Totenglocken > im Ohr, voll banger, schmerzlicher Sorge um den Ge- , liebten, voll Sehnsucht und Heimweh nach dem lieben, ! alten Haus, dessen Seele entflohen war nach ewigen : Heimstätten. ! Sie weinte um die Tote, wie um eine Mutter. ' Alles, was sie getrennt, fiel ab von ihr wie wesenloses ! Nichts. Und wenn diese Frau auf einem anderen Le- - benssundament gestanden hatte als sie — es war ja nur das. was wechselt, was sich immer verändert von ! gestern ans morgen — in den ewigen Gesetzen des : Weibtums waren sie sich mcsensvcrwandt wie Mutter - und Tochter. Und sie hatte diese Frau geliebt und voll zu würdigen verstanden, als eine edle Blüte der Zeit- periodc, in der sie geboren war und sich entfaltet hatte. ! Torheit, von den Alten zu verlangen, daß sie die Wege der Jungen gehen sollen! Wer seiner Zeit genug ge- - tan, hat recht gelebt. I Ruhelos ging sie umher, und immer fand sic sich ! wie im Nachtwandel zurück zu der Stätte, in der : grünen Wildnis der Ruine, wo er sie an seinem Hcc- ! zen gehalten. Dort saß sie auf den Steinen im Gestrüpp wie im Traum, Welt und Zeit vergessend. Immer j wieder sagte sie sich' „Es war das erste und letzte Mal. ! Er wird nicht wiederkommen. Von dieser einen GlückS- - stunde mußt du zehren dein L- ben lang." Und dennoch ! kam der selige Rausch immer wieder und ihr Herz i wollte sich nicht täuschen lassen, cS glaubte an Glück. Länger und truver wurden die Stunden, die Lage. Er kam nicht. Ein schwarzer Schatten legte sich auf alles. Vom See her wehte ein herbstlich kühler Wind, und gelbe Blätter rieselten von allen Zweigen. Dann kam eines Tages ein kurzes Briefchen von Hulde: „Liebste Kläre! Kuno nahm mich so ganz in An spruch und all -aS Traurige, was wir erlebten. Ich habe Dir so viel zu sagen. Wenn Kuno fort ist, komme ich sicher zu dem lang versprochenen Besuch bei Dir. Der arme Alexander war krank. Es hat ihn furchtbar mitgenommen, er hat jetzt viel Schweres durchgemach:.. Gott sei Dank, er erholt sich langsam wieder. Wir hat- len rechte Sorge um ihn. Ich dachte doch, Du würdest ;ur Beerdigung kommen. Es war so wundervoll seier- lich auf dem alten Friedhof, aus der Höhe mit dem Blick in das sommermüde, roeite Land — mir war immer, als hörte ich Tante Thekla sagen: „Ja, wir Flambergs haben das schönste Erbbegräbnis." Bloß Haideklang schnüffelte so furchtbar hinter mir vor un terdrückten Tränen, und Jemelchen sagte immer bestä tigend vor sich hin, wenn Pastor Grunert Tante prteS »ls beste Frau und Mutter: „Ja, ja, so is et! Ja, sa, so war et." Und dann wurde der arme Alexander ohnmächtig in der Gruft. Sie mußten ihn forttragen, und das Fieber begann. Er kam einige Tage nicht wieder zu sich. Doch jetzt ist er außer aller Gefahr. Kuno ruft — adieu. Auf Wiedersehen! Deine getreue Hul-e." Als Kläre diesen Brief gelesen, legte sie den Kops in die gefalteten Hände ans den Tisch und weinte heiß« Tränen der Erlösung von unsagbarer Qual. Es vergingen noch einige Tage — dann kam er. Er war blaß und schmal geworden. Sie waren allein in einem der so traulich gewordenen Gemächer mit den echten Gobelins und hohen Wandkaminen Und er kniete vor ihr nieder und sagte: „Jetzt mußt du mir alles sein: Mutter, Weib uni Geliebte. Ich habe nur dich. Und bis in den Tod will ich dich halten als den höchsten Ehrenpreis und di« Krone meines Lebens. Ja, biS der Tod nnö scheidet/ Und sic legte beide Arme nm ihn und zog ihn an ihr Herz. C u d e.