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Die H indenburg-Briefmarken, die nach einem Entwurf des Berliner Kunstmalers Eddy Smith hergestellt sind und vom 26. September ab ir den Werten 8, 15, 25 und 50 Pfennigen zur Aus gabe gelangen. Die Marke zu 8 Pfennig wird zur» Preise von 15 Pfennigen verkauft, die übrigen Wert zeichen zum doppelten Nennwerte. Desgleichen ge langt eine Postkarte mit dem Bildnis des Herrn Reichs- Präsidenten zur Ausgabe. Me Wertzeichen erhalte» ihre Gültigkeit zum Freimachen von Postsendungen btt zum 30. April nächsten Jahres. Dem Herrn Reichs präsidenten wird der Erlös aus dem Markenverkaul zwecks Linderung der Not unter den Mittelstandsange hörigen und Sozialrentnern überwiesen werden. Gefahren der Blutvergiftung. „Kleine Ursachen, große Wirkungen". Dieser Say gilt besonders für die Blutvergiftungen, die sich bekanntlich aus kleinsten, oberflächlichen und meist gai nicht beachteten Rißwunden oder Splitterverletzungeri entwickeln können. Nicht nur hohes Fieber, Schmer zen, Vereiterung, Versteifung oder Verlust ganzer Glie der sind ihre Folgen, häufig genug muß der Krank« seine Unachtsamkeit mit dem Tode bezahlen. Und doch kann durch zweckmäßiges Verhalten gerade die Blut vergiftung in vielen Fällen verhütet werden. Vor diesen Gesichtspunkten geleitet, hat die Norddeutsch« Textil-Berufsgenossenschaft unter ärztlicher Mitwirkung Grundsätze aufstellen lassen, die in ihren wesentliche» Teilen etwa folgendes besagen: Jeder, auch der kleinsten Wunde Beachtung schen ken. Oberflächliche Wunden werden zweckmäßig mii Jodtinktur betupft, dann mit keimfreiem Verbands stoff bedeckt und mit Heftpflaster befestigt. Mit größe ren Wunden möglichst sofort zum Arzt gehen, untei Umständen vorher die Umgebung der Wunde mit Jod lösung bestreichen. Geht rechtzeitig zum Arzt! Wenn eine Wund, in den der Verletzung folgenden Stunden stärker« Schmerzen als vorher verursacht, oder wenn die Um gebung der Wunde zu brennen anfängt, oder Schwel lung resp. Klopsen eintrttt, oder wenn die Umge bung der Wunde sich rötet, dann heißt es: sofort zurr Arzt gehen! Zeigen sich aber Anschwellen der Drüsen, Fieber, Mattigkeit und rote Stränge, die von dei Wunde ausgehen, dann ist keine Zeit zu verlieren uni der Arzt unter allen Umständen auch mitten in dei Nacht aufzusuchen. Fürchtet Euch nicht vor dem Arzte! Glaubt nicht daß er „gern schneidet" oder „gleich schneidet". De: Arzt schneidet nur, wenn er muß, und ein rechtzeitige! ärztliches Eingreifen kann Euch vor dem Tode er retten. Arne Borg, der erfolgreichste Schwimmer der Europameisterschaften. Verwirrung in Genf. — Genf, 9. Septbr. In den letzten Stunden hat die Lage hier eine neue Verwirrung erfahren. Die Abänderung des polnischen Antrags bedeutet nach pol- »ischer Auffassung eine völlige Umgestaltung des ur sprünglichen Vorschlags, so daß die Polnische Dele- zation dem gegenwärtigen Entwurf nicht ihre Zustim mung geben will. Die polnische Delegation hat von Warschau neue Instruktionen erbeten und droht mit der Zurückziehung ihres Antrags. Eine weiter Schwie rigkeit liegt darin, daß Holland auf eine Behandlung seines Antrags beharrt und es gegebenenfalls ruf eine Abstimmung ankommen lassen will. Ist Filchner tot? — Kalkutta, 9. Septbr. Bisher ist, wie die hie sigen Regierungsstellen mitteilen, noch keine Bestäti- Jum Nachdenken. Wer fertig ist, dem ist nicht» recht zu machen, «in Werdender wirb immer dankbar sein. Bo.tbe. Die Holunderbeere. Vom Holunderstrauch, der mit zu den am meisten ange pflanzten Gartensträuchern gehört, der aber auch vielfach außerhalb der Gärten, an Wegen, Waldesrändern, an Eisenbahndämmen, an den Ufern der Bäche und Teiche wächst, werden wohl noch recht häufig die Blüten zur Her stellung eines schweißtreibenden Tees eingesammelt, die schwarzen Beerendolden, die der Strauch jedes Jahr im Herbst hinaussteckt, bleiben jedoch meistenteils unbeachtet hängen, fallen ab und verfaulen. Nur in einzelnen Gegenden weiß man den Wert der süß-säuerlichen Holunderbeeren noch zu schätzen und sammelt diese ein. Besonders in armen Wald- und Gebirgsgegenden hat man den Wert der Holunderfrnchk noch nicht vergessen. Ist die Zeit der Waldbeerernte vorbei, so ziehen die Frauen und Kinder hinaus «in die Holunder beere". Die Beeren werden korbweise eingesammelt, ent stielt und zu einem Mus zubereitet, wobei allerdings etwas Zucker nicht fehlen darf. Die Holunderbeere enthält we niger Flüssigkeit als die Pflaume, deshalb wird das Ho lundermus fester oder, wie die Landleute sagen, „stampfiger" als das Pflaumenmus. Um dem Pflaumenmus eine größere Festigkeit zu geben, wird es auch öfter mit Holundermus ver mischt. Mik diesem Mus werden auch Kuchen zubereitet, die Holunderküchelchen, die von den Kindern sehr gern ge gessen werden. Uebrigens läßt sich aus den Holunderbeeren auch ein gutschmeckender Obstwein zubereiten. Wer schon einmal Holunderbeerwein getrunken hat, muß zugeben, daß es ein durchaus angenehm schmeckendes Getränk ist. Letztf Nachrichten Urteilssällung im Stuttgarter Kommttnistenprczeß. — Leipzig, 9. Septbr. In dem Hochverratsmozeß «egen die Stuttgarter Kommunisten vor dem Ferien- rrassenat des Reichsgerichts wurden die 9 Angeklag ten wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Sprengstoff- »erbrechens, unbefugten Waffenbesitzes und Diebstahls ju Zuchthaus- und Gefängnisstrafen von vier bis acht zehn Monaten verurteilt. Neue Flaggenrede Brauns. — Altona, 9. Septbr. Reichsminister Dr. Koch satte in Stettin erklärt, es müsse zurückgewiefen wer ten, wenn der preußische Ministerpräsident davon dreche, die schwarz-weiß-roten Farben gehörten der Vergangenheit an. Diese Farben würden heute noch wn der Kriegs- und von der Handelsflagge gezeigt, darauf antwortete Ministerpräsident Braun in einer fier gehaltenen Rede, er sehe die Reichskriegsflagge rls verfassungswidrig an? Das habe aber mit dem neuen Flaggenstreit nichts zu tun, da die Reichskriegs- slagge und ebenso die Handelsflagge von Privatleuten nicht gehißt werden dürften. Die Europaflieger nach Wien gestartet. — Königsberg, 9. Septbr. Ihrer ursprünglichen Absicht entgegen, zunächst noch ewige Tage hier zu oerweilen, sind die russischen Europaslieger bereits >um Fluge nach Wien aufgestiegen. Auto und Metzgerfuhrwerk. — Türen (Rheinland), 9. Septbr. Bei Langer- vehe wurde beim Zusammenstoß eines Autos mit einem Vietzgerfuhrwerk einer der Autoinsassen getötet. Der mdere hat erhebliche innere Verletzungen davonge tragen. Heimgefunden. Von E. Gütschow. tNachdruck verboten.) Dicht verhängt waren die Fenster in dem Kran kenzimmer der kleinen Helga. Tiefgebeugt saß ei» großer schwerfälliger Mann an dem Bettchen dei Kleinen und belauschte ihre Atemzüge, die unregel mäßig und stoßweise gequält aus dem kleinen Körpei kamen. Karl Rombracht konnte und konnte es nicht fas sen, daß sein Liebling es war, der dort so bleich und abgezehrt in den Kissen lag. Fast empfand er alles als einen bösen Traum und strich sich mechanisch dal wirre Haar aus der Stirn. Urplötzlich war es gekommen.. Noch saß die Klein« munter Plaudernd ihm am Schreibtisch gegenüber, auf ihrem LtebltngSplätzchen. Denn wenn der bekannt« Großkaufmann auch für nichts Zeit hatte, waS nicht mit seinem Geschäft zusammenhing, für sein Tvchterlet» hatte er immer Zeit und war es auch nur, daß er di« schwere Hand wie liebkosend über den Blondkopf gleite» ließ. Da plötzlich fing der kleine Körper an zu zit tern, wie im Frostschauer hin und her geworfen. Ei sah es, konnte keinen Gedanken fassen, nahm sie nm schnell in seine Arme und strebte dem Heime zu Viel zu langsam schien ihm die Zeit zu vergehen, bis der Arzt da- Urteil sprach: Lungenentzündung! Eine eiskalte Hand schien ihm ans Herz zu gret- fen, sein erster Gedanke war... die Mutter! Abe, hart lacht« « auf - empfand st« überhaupt Mutter liebe? Sie weilte nun schon seit Wochen tm Süden, um sich von den Anstrengungen der Saison zu er holen. Sie ist nicht schlecht, raunte ihm eine inner« Stimme zu, nur das Produkt ihrer gänzlich verfehl ten Erziehung. War er auch vielleicht nicht der recht« Mann für sie? — Bang fragte er es sich selbst. Da, aus schweren Fieberphantasien heraus ein« bittende Kindetttimme: „Mutti..." und noch einmal fast flehend: „Mutti". Der Mann zuckte zusammen, legte seine kühle Hand auf das fieberglühende Köpf chen, als könnte er seinem Liebling damit Linderung verschaffen. Nur noch zwei Tage und die Krise mutzt« eintreten. Wilde Gedanken bestürmten den Vater. .. wenn... unmöglich, schrie es in ihm! Mit fliegender Hand schrieb er das Telegramm, das die Mutter verständigte. Wie von einer Laß befreit, atmete er dann auf und nahm seinen Pla um Bettchen wieder ein. ! Die Zett schien zu kriechen! Heute sollte die Wen dung etntreten, fest krampften sich die Hände des Mannes zusammen: ..„Latz mir mein Kind, Herr? Der Arzt satz still über die Patientin gebeugt. D« ! öffnete sich behutsam die Tür, mit leisen zarte» Schritten, das schöne Gesicht geisterhaft bleich, starrt« Frau Gunda angstvoll auf ihr Kino. Wie im Frof I schlugen ihr die Zähne aufeinander. Sprachlos schaut« : Karl Rombracht sein Weib an... War das sein« - schöne, lebenslustige Frau, die da, scheinbar um Jahr« ' gealtert, vor ihm stand? Sie aber nickte ihm nur zu als hätte sie seinen Gedankengang erraten, ernst unk , schwer, und waate kaum, ibn anzuschauen. Plützlick § zung von der Ermordung Filchners erfolgt. ES be steht noch immer die Möglichkeit, daß es sich um falsch«, Gerüchte handelt. « Höchstbezugsdauer in »er ErwerbSlosenfürsorge. I — Berlin, 9. Septbr. Angesichts der günstigen Entwicklung des Arbeitsmarktes hat der ReichsarbertS- ninister die allgemeine Höchstbezugsdauer in der Er- verbslofenfürsorge mit Wirkung vom 12. September 1927 ab grundsätzlich wieder auf das regelmäßige Matz wn 26 Wochen festgesetzt. Bis zu' 39 Wochen darf die Unterstützung nur noch in folgenden Berufen gewährt verden: Gärtnerei, Metallverarbeitung und Industrie >er Maschinen, Lederindustrie, Holz- und Schnitzstoff- «ewerbe, Bekleidungsgewerbe, Angestellte. Die Be- ugnis der örtlichen Stellen, zur Vermeidung unbtllt- ier Härten die Unterstützungsdauer im Einzelfall bis M 13 Wochen zu verlängern, bleibt unberührt. „ England in großer Besorgnis um das Schicksal des „Sir John Carling". London, 8. 9. In ganz England ist man um das Schick sal des kanadischen Flugzeuges Sir John Carling, das ge stern mittag um 13,25 Uhr (mitteleuropäische Zeit) in Har bour Grace gestartet war, äußerst besorgt. Das Flugzeug hätte spätestens heute mittag um 12 Uhr in Croydon oin- treffen müßen. Südirland meldet schlechtes Wetter, wäh rend der ganzen Nacht gingen schwere Regengüsse nieder, die auch zur Stunde noch andauern. Der Himmel ist völlig bedeckt, die Sicht infolgedessen sehr schlecht. Die Benzin vorräte des Flugzeuges reichen für 30 Stunden, d. h. etwa bis heute abend 7 Uhr. Liegen bis zu diesem Zeitpunkt kein« Nachrichten übsr den Verbleib -es Sir John Carling vor, so mutz mit dem Verlust auch dieses Flugzeuges gerechnet i werden. Schwere Wolkenbrüche in Württemberg und Hohenzollern. Berlin, 9. 9. Nach einer Meldung der Morgenblätter aus Stuttgart gingen in verschiedenen Teilen Württembergs und Hohenzollerns schwere Wolkenbrüche nieder. Besonders schwer betroffen wurden verschiedene Ortschaften des Neckar- und Steinlachtales, wo es auf Straßen und Fluren groß« Ueberschwemmungen gab. Das Wasser drang verschiedent lich in die Häuser ein. In Owingen lösten sich in einem! Glpssteinwerk infolge des starken Regens Erdmassen los, wobei ein junger Mann auf einen Felsblock geworfen wurde, ! einen Schädelbruch erlitt und sofort tot war. - Zugentgleisung bei Ansbach. i Ansbach, 9. 9. Bei der Einfahrt in die Station Ober- ! dachstetten entgleiste am Donnerstag abend der D-Zug Ham burg-München aus bisher unbekannter Ursache. Die Ma schine, der Packwagen und zwei Personenwagen stürzten um, während vier weitere Personenwagen entgleisten. Mehrers Reisende wurden verletzt. 25 Millionen Dollar Darlehen der Deutschen Bank. Berlin, 8. 9. Wie der Deutsche Handelsdienst meldet, i hat die Deutsche Bank mit der Firma Dillon Read L Com- pagny, Neuyork, ein 5 jähriges Darlehen von 25 Millionen! Dollar abgeschlossen, wogegen in Neuyork 6 prozenkige am 1. September 1932 fällige Treuhändernoten emittiert wer den. Der Betrag soll dazu dienen, anstelle kurzfristiger Bankkredite mittleren Industrieunternehmen Betriebsmittel ! auf längere Zeit zur Verfügung zu stellen. SSchMes. — Nach den vom Statistischen Landesamt sestgestelllen vorläufigen Ergebnissen der Reichswohnungszäh- lu ng, die in Sachsen auf sämltlche Gemeinden ausgedehnt > wurde, waren am 16. Mai 1927 in Sachsen 1340 308 Moh- ! nungen vorhanden, von denen 1 334 927 bewohnt waren und! 5381 leer standen. Bei den leerstehenden Wohnungen han delt es sich in der Hauptsache um neuerstellte Wohnungen, ! die am Zählkage noch nicht bezogen waren. In den bewohn- ! len Wohnungen waren insgesamt 1 417119 Haushallungen - untergebracht. Es hatten am Zählungstage 82 192 Haushal tungen keine eigene selbständige Wohnung inne. Auher- dem wurden 27 603 Familien ermittelt, die weder, eigenen Haushalt führten, noch über eine selbständige Wohnung ver fügten. § Dresden, 8. 9. Der seinerzeit vom Landtag eingesetzte Ausschuß zur Untersuchung der Dammbruchkatastrophe beim staatlichen Kohlenwerk in Böhlen hielt heute seine erste ' Sitzung ab. Der Berichterstatter, Abg. Ferkel (SPD.) legte einen umfassenden Bericht vor. Dem Mitberichkerstatter, schwankte sie, leise legte oer Mann den Arm um fll und führte sie an das Bettchen, schwer sank sie au den Stuhl nieder und verbarg schluchzend ihr Gesicht in des Mannes Hände. Wie lange sie so gesessen, niemand wußte e-s da wieder ein leises Stimmchen, wie fragend....^ „Mutti." Schnell, mit tränenüberströmtem Gesicht unl doch einem glu^lichen Lächeln beugte sich die Mutte« über ihr Kind: „Helga, kleiner Liebling, ich ja bei dir." Sekunden verrannen, da schlug die Klein, die Augen weit, wie staunend aus und Vann schiel der kleine Geist zu begreifen... langsam... „Mut« .... meine Mutti," und schon fiel das Köpfchen müd« zur Seite, ein Lächeln, so ruhig und befriedigt ver. klärte das Gesichtchen und gleichmäßige Atemzüge ve» kündeten den Schlaf — den wohltuenden Genesung»« schlaf. Still verharrten die drei Menschen noch lange an dem Bettchen, still, um nur nicht zu stören. Leis« erhob sich der Arzt und nickte ihnen zu: Gesiegt! Da faßten sich die beiden Menschen fest bet der Hand, al« konnten sie das Glück nicht fassen. Fast schien 4s, als suchte Frau Gunda Halt, als sie den Kopfs still und müde an die Schulter ihres Gatten lehnte, Seit Jahren zum erstenmal, und wie ein Gelöbnis wai es, das sie sich gaben, als ihre Blicke sich kreuzten und dann an dem Kind hängen blieben, voll tiefer Glück Seligkeit und Dankbarkeit, nun wußte Frau Gunda, daß sie heimgefunden, endlich heimgefunden hatte vo, der Irrfahrt de» Leben«.