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VS t ZIZZ Die Stickerin bewohnte ein möbliertes Zimmer bei einer Vermieterin. Ein kleines Mädchen öffnete. Sie war gerade dabei, ihre Marmeladenstulle zu verzehren. Sie hatte den Mund voll und wies nach einer Tür, an der eine Visitenkarte mit dem Namen Maria Pauli befestigt war. Der Baron klopfte, und als eine Helle Stimme »Herein" rief, öffnete er. Ein ebenso seltsamer, wie reizender Anblick bot sich ihm. Ein junges Mädchen von außergewöhnlicher Schön heit tanzte auf den Fußspitzen, ohne einen Partner, ganz für sich allein, ein Menuett. Sie hatte das weiße, nur bis zu den Knöcheln reichende Kleid mit der Hand ein wenig gerafft, und der Baron sah die entzückendsten, in gestickten rosa .Seidenschuhen steckenden Füßchen. Sie machte die graziösesten .Wendungen, bog den schlanken Oberkörper zurück, verneigte sich und hob die rosigen Fingerspitzen, als wolle sie dieselben in die Hand ihres Partners legen. In diesem Moment gewahrte sie den Baron, welcher wie gebannt auf einem Fleck stand, weil er meinte, nie zuvor eine solche Fülle von Anmut und Schönheit ge sehen zu haben. Maria erglühte und stieß einen leisen Schrei aus. Sie hatte geglaubt, cs sei eins von den Kindern der Wirtin hcrcingekommcn. Nun stand sic verwirrt vor dem fremden vornehmen Herrn. Er nannte seinen Namen und den Zweck seines Kommens. Maria erglühte noch tiefer. „Was müsse» Sic von mir ocnken, mein Herr! An statt mich zu beeilen und der Baronesse die Ballschuhe zu bringen, treibe ich diesen Unsinn! Ich bitte Ne und die gnädige Baronesse herzlich um Verzeihung! ?lbar das entschuldigt mein törichtes Tun noch lange nicht!" „Ich habe Ihnen zu danken, mein Fräulein," sagte Rolf warm, „denn Sie haben mir ein entzückendes Bild geboten, das mir für immer in der Erinnerung bleiben wird. Wegen der verspäteten Ablieferung machen Sie sich keine Gedanken. Es kommt auf eine halbe Stunde früher oder später nicht an." Er mußte über sich selbst lächeln, weil er so geflissent lich die Unwahrheit sprach Die strengen Worte seiner verwöhnten hübschen Base klangen ihm ja noch im Ohr. ,O>, wenn nichts versäumt ist, will ich mir jeden Borwurf ersparen," versicherte Maria, ,/und mein Be ginnen, so eitel und töricht es Ihnen vorkommen mag, ist immerhin entschuldbar, Herr Baron; es ist hart für uns Mädchen, daß wir so ganz Um die Freuden der Jugend betrogen werden durch den Ernst der Zeit." Der Baron hielt mit kritischem Blich Umschau. Das gemütliche, allerdings sehr schlicht und anspruchslos aus gestattete Zimmer befand sich in tadelloser Ordnung. Die Luft war rein und kühl, wie er es liebte. So flink, daß er es nicht bemerkt, hatte Maria die Ballschuhe mit der eigenen Fußbekleidung vertauscht. Kosend strich sie noch einmal über die prachtvolle, aus Rosen in erhabener Arbeit gefertigte Stickerei. Dann stellte sie die Schühchen in den für sie bestimmten Karton. Wie verzaubert sah der Baron ihr zu. Ihre hohe wundervolle Gestalt, ihre Schönheit, ihre Herzensgüte und leise Schelmerei, die aus ihren Blicken strahlte, fesselten seinen Schönheitssinn und ließen sein Herz rascher schlagen. Nachdem er den mit weißem Papier umhüllten und sorgsam Verschnürten Karton in Empfang genommen, durfte er nicht länger zögern. Er mußte sich nun verab schieden. Er reichte Maria die Hand. „Auf Wiedersehen, mein Fräulein!" (Schluß folgt.) Scheinwerfer. i I* Skelett-Kult. Die religiöse Verehrung der Totengeveine, die sich bei manchen Kulturvölkern findet, ist eine eigenartige Form des Totenkultes, dis Professor Rudolf Martin näher er forscht hat. Wie wir einem Bericht von H. Fehlinger über diese Untersuchungen in der „Naturwissenschaftlichen Wochen schrift" entnehmen, ist die psychologische Grundlage des Skelett kultes in dem gewaltigen Andruck zu suchen, den der Tod auf die Phantasie der Menschen gemacht hat. Der Primitive er kennt in dem Toten eine Macht, mit der er sich auseinandev setzen muß; er will sich entweder seiner 'Hilse versichern oder will sich vor seinen unheilvollen Einflüssen schützen. Mit der Furcht vor den Toten hat man die Hockerbestattung in Zu sammenhang gebracht, die sich bereits in den vorgeschichtlichen Gräbern der Steinzeit findet und noch heute von manchen Völkern gepflegt wird. Man hat gesagt, die Toten wären in dieser Hockerstellung aus Furcht vor ihrer Wiederkehr beerdigt worden. Nach Martins Anschauung aber wird die Leiche des wegen zusammengebunden Und verschnürt, weil man ihr da durch auch im jenseits diejenige Haltung geben will, die dem pri mitiven Menschen während des Lebens die natürlichste war. Das Hocken ist bei den.Naturvölkern die gebräucPichste Ruhe stellung, und so brachte man denn den Town im Grabe in die ihm gewohnte Ruhelage, um es ihm in seiner letzten Ruhestätte recht bequem zu machen. Auf Skelcttkult soll auch die Rot färbung von Menschenknochen hindeuten, die sich schon bei vor- geschichtlichen Völkern findet. Nach Martin aber liegt keine absichtliche von Menschenhand ausgeführte Färbung der Skelette vor, sondern der Farbstoff, mit dem die Leichen bemalt wurden oder den man ihnen ins Grab mitgab, hat sich später auf di« Knochen niedergeschlagen und ist teilweise tief in die Knocheu- substcmz eingedrungen. Die TeiWestattung von Köpfen läßt sich daraus erklären, daß der Kopf als der wichtigste Teil des , Menschen vielfach zu einer Art Fetisch wurde, dem man die A größte Verehrung entgegenbrachte. Besonderen Kult treibt man ' mit den Schädeln der Häuptlinge und anderer hervorragender Menschen, weil man in ihnen die Kraft vermutet, durch die diese Männer im Leben sich den andern überlegen zeigten. Im Schädelkult ist auch die Wurzel der weitverbreiteten Kopfjägerei zu suchen; man wollte des Kopfes eines Feindes habhaft werden, um die zauberhaften Kräfte Und Eigenschaften zu besitzen, die man in ihm aufgespeichert glaubte. Diese Vorstellung von der im Schädel und in den Knochen aufgespeicherten Mächten, die den ganzen Skelettkult beherrscht, findet auch ihren Ausdruck in der Verwendung des Schädels als Eß- und Trinkgefäß ünd in Lem MtsiMerumtrsgen von Skelettstücken- Allerlei. Drahtloser Gottesdienst. Der „erste drahtlose Gottesdienst in der Welt" ist, wie aus Neuyvrl. gemeldet wird, von dem Neu Yorker Prediger Dr. Richard Way Wack abgehalten worden. Dieser erfindungsreiche Geistliche, der die „Radio-Kirche von Amerika" gegründet hat, veranstaltete an einem Sonntage einen Gottesdienst in einem kleinen Raum seiner Wohnung, bei dem nur noch ein; anderer Geistlicher und einige Chorsänger zu gegen waren. Dieser Gottesdienst aber wurde nun mit Hilf» der drahtlosen Telegraphie einer großen Anzahl andächtig ve^ sammelter Gemeinden in; verschiedenen Krankenhäusern, öffent lichen Gebäuden, auf Schiffen; und in PrivatwohnUngen übe» mittelt. Im ganzen sMen etwa 100 VW Personen an diesem drahtlosen Gottesdienst .Mlgenvmmen" haben. Die Predigt sowohl wie die Chorgesänge waren Überall deutlich verständlich. Diese eigenartigen Andachten sollen nun jeden Sonnjag ab- gehälten werden, und man behauptet in Len Vereinigten Staaten, daß damit «ine ganz neue Aer« in Hers FqrWn dar Andacht angebrochen sei.