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enläecken. ^uliu» Skolle. Denksprnch. Lin rllru läisrt«; kluge ist kein Segen, clenn r» rnstStt äie deutle sn clen Dingen, äsr vem-men ru äen Menlchen. Msn <j-N «eöer clie kefelilchsN noch äie rreunüe mikrolkopilch drvschien, okne decken ru Die Stiefmutter. Novelle von Kurt Do Hiendorf. (Nachdruck verboteq.) Josef Scholl hatte nach dem Tode seiner jungen Frau gelobt, seiner kleinen Tochter Mariechen keine Stiefmutter ;u geben. Seit fünf Jahren war er Witwer, und bisher hatte er Wort gehalten. Beharrlich wich er allen jungen, heiratsfähigen Mädchen aus in dem beständigen Mixtrauen gegen jede, oaß sie es auf seine Hand abgesehen habe. Freilich fühlte er sich oft vereinsamt, und seufzend ge stand er es sich ein, daß er Mariechen ein schweres Opfer dringe. Doch niemals kam es ihm zum Bewußtsein, daß er sein eigenes Kind dadurch benachteilige, wenn er ihm keine Mutter gab. Seine alte Wirtschafterin betreute Mariechen aufs beste, obgleich sie durch das lebhafte Kind in ihrer Be- !chaulichkeit gestört wurde und von Scholls Ehefcheu durchs aus nicht erbaut war. Wenn Scholl aufrichtig sein wollte, .so gab eS ein weibliches Wesen, welches seinem Herzen gefährlich hätte werden können, und dieses wohnte sogar unter einem Dache mit ihm. Es war Frau Doris Rügener, eine junge Witwe. Aber Scholl sah sie nur selten. Es konnte sogar den Anschein^erwecken, als weiche sie ihm geradezu aus: denn m den Tageszeiten, wo er aus- und emging, vermied Frau Doris geflissentlich den Treppenflur. — — Und nun war Josef Scholl soeben mit seinem Töchter chen zu mehrwöchigem Aufenthalt in einem bekannten Ost seebade eingetrofsen. Er war entschlossen, sich jedem geselligen Verkehr: fern- zuhalten; denn in jeder Familie waren Töchter und Nichten vorhanden, welche ihn selbst mit zarten Aufmerksamkeiten überhäuften und Mariechen in der unerhörtesten Weise verhätschelten, so daß sie unartig wurde. Josef wollte von all den hübschen Mädchen und ju gendlichen Witwen nichts wissen. Sein Mariechen sollte eben keine Stiefmutter haben. Aus diesen Gedanken — seinem Lieblingsthema .riß ihn ein jubelnder Ausruf seines Töchterchens: „Tante Doris! Liebe Tante Doris!" Lachend, außer sich vor Freude lief Mariechen zu einer Dame und umarmte sie stürmisch. Scholl grüßte widerstrebend, innerlich wütend über den Zufall, der ihn hier mit seiner Hausgenossin zu sammenführte. Aufs höchste erstaunt war er jedoch über die Zu traulichkeit, mit welcher Mariechen die „liebe Tante'- be grüßte. „Nun bringst du mich auch hier jeden.Abend zu Bett und singst mich ein, gelt Tante Doris?" In stummer Verlegenheit standen sie sich gegenüber, die hübsche junge Frau mit den guten Augen, und Scholl, dessen sympathische Züge bereits durch einen verkniffenen Ausdruck, der auf Einseitigkeit und Egoismus deutete, entstellt wurden. Er grüßte flüchtig, Frau Doris nickte hochmütig, ihre weiche Hand jedoch streichelte liebreich das braune Köpfchen der Kleinen, zu welcher sie sich flüsternd hinab- beugte. „Du mußt sehr artig sein, Mariechen, sonst kann Papa sich nicht erholen."' Sie hauchte einen Kuß auf die reine Kinderstir» und schritt rasch, ohne Scholl zu beachten, davon. Am Abend fühlte Mariechen sich nicht ganz wohl, und da kam es denn, wie Scholl es befürchtet hatte. „Tante Dorrs soll kommen, mich einsingen, komm ooch, liebe, liebe Tante, ich kann nicht schlafen!" Umsonst war alles gütliche Zureden. Mariechens Köpfchen und die kleinen Hände wurden heiß. Der Vater sah sich genötigt, nachzugeben. „Sei ruhig, mein Liebling, ich hole die. Tante!" „Ja, aber schnell, Papa, schnell, ich bin so — müde — so — Scholl betrat die Nebenvilla, wo Frau Doris wohnte, ganz von seiner Sorge um daS aufgeregte Kind erfüllt. Er traf Frau ToriS zu Hause, und sie war sofort bereit, ihn zu begleiten. Als sie zusammen an Mariechens Bett traten, war diese fest eingeschlafen. „Ich bedaure aufrichtig, Sie gestört zu haben, noch dazu umsonst!" sagte Scholl. ich war ja zum Aussehen ungezogen, ich will noch einen Spaziergang am Strande machen." „Darf ich Sie begleiten?" fragte Scholl, denn e» kam ihm der Gedanke, daß diese reizende Frau sehr bald Anschluß finden und dann ihn und sein Mariechen vergessen werde. Und diese Aussicht beunruhigte ihn plötzlich. Frau Doris wieS ihn nicht zurück, und so gingen sie zusammen. Es war ein milder SomMerabend. Das Wasser flüsterte kaum, zögernd bewegten sich die Wogen. Ein Hauch von Rosen- und Nelkenouft umschwebte die beiden. Sie blieben einsilbig. Der Aufenthalt hier war ihnen vergällt. Gern wäre Scholl wieder abgereist, aber er hatte die Pension für einen vollen Monat vorausbezahlt. Er war gebunden. Ebenso erging eS Frau Doris. Sie war überhaupt empört. Denn dieses unliebsame Zusammentreffen war Jettes, der Wirtschafterin Werk. Sie hatte ihr ge raten, hierher zu gehen, wo sie „vor einer Begegnung mit Scholl sicher sei". ' Jette hatte gute Bekannte hier im Ort, durch welche sie die Pension für Frau Doris — und auch wohl für Scholl — besorgen ließ. Ahnungslos war 'die Witwe auf JetteS arglistigen Plan eingegangen. Was die Alte sich nur dachte! Wenn Scholl den Zusammenhang erfuhr, mußte er auf den Verdacht kommen, daß sie, Doris, ihm nachlaufe. Diese Vorstellung war unerträglich! Was lag ihr schließlich an den paar tausend. Mark! Auf kernen Fall blieb sie hier. Morgen wollte sie ab reisen! „Wie ein Stock so steif" schritt Scholl neben ihr. Ws sie sich trennten, war Josef Scholl untröstlich über seine Schwerfälligkeit, die ihn daran hinderte, Frau Doris Angenehmes zu sagen, sie aber weinte sich in den Schlaf, well sie sich durch seine Reserviertheit gedemütigt fühlte. Am nächsten Nachmittag — Frau Doris stand reise fertig in ihrem Zimmer — wurde laut und hastig an ihre Tür geklopft. Es war Scholl. Er sah verstört aus. Ob Mariechen hier sei, sie werde vermißt. Ain frühen Vormittag habe man sie zuletzt im Garten gesehen. Er sei gar nicht aus dem Hause gegangen, habe geglaubt, sie tummele sich draußen mit anderen Kindern. Frau Doris schüttelte den Kopf. Das Kind wächst zu einsam auf, sie findet in der Gesellschaft von Alters^ genossinnen' kein Vergnügen. Sie wird allein in die Dünen gegangen sein und sich verirrt haben." Wie ein schneidender Borwurf trafen den Mann die Worte. Er sah die gepackten Koffer und durchschaute die Absicht der jungen Frau, vor ihm zu flüchten. ES kam rhm zum Bewußtsein, daß er sich versündigte. Diese herzige Frau liebte sein Kind; sie war so recht geschaffen, Glück und Sonnenschein um sich zu verbreiten. Im innersten Herzen sehnte er sich nach ihrem Besitz, und doch zögerte er, eines Vorurteils wegen, sie zu seinem Weibe zu machen, zögerte, bis es vielleicht zu spät, und er gezwungen war, eine Fremde in sein Haus zu führen,