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AM ----- 3 Ls -3 rr 3 °3 S' » S Aus Tier- und Pflanzenreich. Ratte« at» Angler. Eine Geschichte, die sich wie Jäger latein anhören würde, wenn sie nicht ganz ernsthaft von dem englischen Reisenden C. A. W. Monckton in seinem neuesten Buch über Neu-Guinea erzählt würde, handelt von fischenden Ratten, denen der Reisende aus den romantischen Trvbriaud- Jnseln begegnete. „Mr waren gelandet," schreibt er, „und lagerten für die Nacht auf einer kleinen Koralleninsel, die mit Ausnahme von ein paar Baumstümpfen ganz ohne alle Vege tation war. Während wir so ruhig saßen, bemerkte ich, wie einig« Ratten zu dem Rand des Korallenriffes herabliefen, magere und hungrig dreinblickende Tiers mit rötlichen, nackten Schwänzen. Ich war neugierig, zu erfahren, was diese Ratten wohl am Meer tun würden. Ratte auf Ratte hockte sich an dem Rand des Riffs nieder und ließ, ihren Schwanz ins Wasser hängen. Plötzlich hob eine Ratte ihren Schwanz mit einem heftigen Ruck auS dem Wasser, und wie ich näher hinsah, hing eine Krabbe daran. Sich umwendend, packte die Ratte die Krabbe und verspeiste sie und kehrte dann zu ihrem Sitz zurück. Unterdessen wiederholten andere Ratten dasselbe Kunst- stück, und so angelten sie sich mit ihren Schwänzen ihre Nahrung. . . Allerlei. LrLume, dl« Geld einbringen. Die selige Pythia und die anderen Wahrsager des Altertums, die aus Träumen die Zu- kunft prophezeiten, haben den um Rat Fragenden reich« Opfergaben abgelockt und dadurch viel Geld verdient, und auch heute noch ist die Wahrsagerei au« Träumen ein eindringliches Geschäft. Aber nicht von diesen Gewinsten aus Träumen, die mit dem Aberglauben derer, die nicht alle werden, rechnen, soll hier die Rede sein, sondern von Summen, die die Erleuchtung im Traum Glücklichen wirklich in den Schötz warf. Wir hören wohl ab und zu, daß jemand, der eine Zahl geträumt hat, aus diese Glücksziffer in der Lotterie setzt und nun wirklich etwas gewinnt. Mancher hat im Traum den Namen de« Pferdes erfahren, das dann zum Favoriten wurde, und Gelehrte haben im Traum schwierige Probleme gelöst. Wie nutzbringend sich ein glücklicher Einfall im Traum verwerten läßt, zeigt die Ge schichte eines BleigietzerS aus Bristol, die ein englisches Blatt er zählt. Eines Nacht« träumte seine Frau, ihr Mann mache Schrot, indem er e« von der Spitze eines hohen Turmes herabfallen laste. Sie sah diesen Vorgang so deutlich, daß sie darin einen Fingerzeig erblickte, und erzählte ihrem Mann am andern Morgen den Traum ganz ausführlich. Der Bleigietzer glaubte zwar nicht an Träume, aber er beschäftigte sich weiter mit der Idee und kam dadurch auf einen glücklichen Gedanken. Er fand nämlich heraus, datz sich aus gezeichnetes kleine» Schrot Herstellen laste, wenn man geschmolzenes Blei durch ein Sieb aus einer gewissen Höhe in Master gieße. Er verwertete diese Idee gewinnbringend und gestaltete sie zu einem Patent auS, für das ihm die stattliche Summ« von 10 OlX) Pfund ausgezahlt wurde. Nun hofft er, daß seine Frau bald wieder ein mal etwa« träumen wird. Dichter haben im Traum nicht selten ihre glücklichsten Einfälle gehabt. Man denke nur an Hebbel, an Otto Ludwig und Keller, die ihr Traumleben zu wundervollen Dich tungen zu gestalten wutzten, und unter den neuesten Poeten haben Isolde Kurz, Friedrich Huch u. a. ihre Träume ausgezeichnet und sie so buchstäblich zu Geld gemacht. Eins der schönsten englischen Gedichte, der »Kobla Khan* von Toleridge entstand aus einem Traum. Der Dichter la» eine alte Reisebeschreibung und schlief in seinem Stuhl ein, gerade, als er die Worte gelesen hatte: »Hier ließ Khan Kubla einen Palast errichten und einen stattlichen Garten ringsherum.' Er schlief einige Stunden und träumte eine lange Reihe von wundervollen Visionen, die er dann nach dem Erwachen in seinem Gedicht fefihirlt. Seinen größten Erfolg verdankte Horace Walpole einem Traum. Dieser geistreiche Schriftsteller de« 18. Jahrhunderts hat einen dielgelesenen Ritterroman verfaßt »Das Schloß von Otranto", in dem die Stimmung und Phantastik der Gotik zum erstenmal bargestellt wurde und da» in gewisser Hin sicht die romantische Bewegung einleitet. Die Ide« für diese» in jener Zeit unerhörte und ganz neuartige Thema kam ihm eine» Morgens, als er plötzlich au» einem lebhaften Traum erwachte. Dar einzige, woran er sich noch erinnern konnte, war ein Gefühl deL Grauen», als er in der Halle eine» alten Schlöffe» stand und auf der steinernen Treppe plötzlich eine riesige gepanzerte Faust austauchte. AuS diesem Gefühl heraus schrieb er den Roman, der gewaltiges Aufsehen machte und ihm viel Geld eintrug. M . Land und Leute. Da« Land der dicken Arave«, von einem Land, kn dem die dickste Frau die schönst« ist, erzählt der englische Reffend« John Rosvve, der kürzüch die noch wenig bekannten Stämme Ostafrikas und besonders auch Deutschostafrikas besucht hat, in einem Vortrag. In diesem Lande leben die Leute fast nur von Milch und halten riesige Rinderherden. Ein Bauer, der nur 100 Kühe hat, gilt als arm und kann sich nicht den Luxus einer eigenen Frau leisten. Er muß sich mit zwei oder drei anderen Bauern zusammentun, die dann gemeinsam eine Frau halten; denn mit 100 Kühen hat man nicht genug Milch, um eine Frau davon zu ernähren und „schön" zu machen. Di« Schön heit besteht nämlich in der Dicke. „Je dicker die Frauen sind, desto höher werden sie geschätzt und desto, mehr werden sie be wundert," erzählt Rosove: „Als ich zum ersten Male eine Prin zessin besuchte, sah ich mich einer Dame gegenüber, die nicht durch ihre Tür gehen konnte, um mich zu begrüßen." ES ist / in diesem Lande ein teures Vergnügen, wenn man ein« Frau l richtig „ernähren" will. Wer auch Lei anderen Stämmen Ostafrikas macht sich in dieser Hinsicht di« allgemeine Preis- steigerung bemerkbar. Der Reisende teilte mit, daß in der letzten Zeit die Frauen viel teurer geworden sind- „Ich fand, daß in Gegenden, wo früher eine gute, kräftige, groß gewachsene Frau für vier Speere zu bekommen war, man jetzt acht Speere anlegen mußte, wenn man eine tüchtig« Gattin erhalten wollte." die Mariechen fern stand und ihr dann wirklich wurde, was er so sehr fürchtete — eine harte, unnachsichtige Stiefmutter. Nein, nein, dahin sollte es nicht kommen! Er sah Doris treuherzig an. „Urteilen Sie nicht nach dem Schein! Wenn ich Die durch mein Verhalten verletzt«!, so fühle ich mich selbst am unglücklichsten dabei. Neben Sie Nach sicht! Gehen Sie nicht fort!" Er sah das Aufleuchten in ihrem Blick und gelobte sich: „Wenn ich mein Kind wiederfinde, betrachte ich dieses Vorkommnis als einen Wink des Himmels und gebe Mariechen eine Stiefmutter." Gemeinsam suchten sie nach "dem Kinde. Nicht weit vom Hause, zwischen den Dünen, fand Frau Doris die Kleine schlafend. Im Arm hielt sie zärtlich ihre Pupp«. Toris weckte das Kind, und Scholl kam gerade dazu, als Mariechen weinerlich sagte: „Meine Puppe hat ihr Muttchen, ich tvill auch eine Mama haben!" „Tie bekommst du bald!" rief Scholl fröhlich. Er hielt Wort. Noch' vor dem Weihnachtsfest wurden Josef und Toris ein Paar, und es ist schwer zu sagen, wer von den dreien am glücklichsten wurde, her junge Ehemann, welcher nun erst weiß, was er früher ent behrte, die hübsche, herzige Frau, oder Mariechen, die ja nun wieder eine liebe zärtliche Mama hat, ohne welche das Paradies der Kindheit sich in eine Sandwüste verwandelt.