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Beilage Mr We Merry Heilung 93. Jahrgang Dienstag, am 29. März >927 wnlst Land M ehlen inten ä« Auf- gen wir Künstler NVI UN, >rll nur noch ieda engstake aide r erkranen und zenzubrtngen. 'g vslä Am den deutschen Weinzoü. Die in Paris geführten deutsch-französischen Wirt- ichaftsverhandlungen haben zu einer Einigung geführt, und zwar soll das vorläufige, in wenigen Tagen ab laufende Handelsprovisorium bis zum 30. Juni ver längert werden. Gleichzeitig soll das Provisorium eine Abänderung erfahren, die für die deutsche und französische Wirtschaft von größerer Bedeutung ist. Frankreich kann während der Zeit, für die das Abkommen gilt, ein bestimmtes Weinkontin gent zu gleichen Tarisbedingungen wie Italien und Spanien nach Deutschland einsühren. Eine Konzession, die für den deutschen Weinbau nicht ohne Gefahr ist! Denn diese Bestimmung hat zur Folge, daß Frank reich seine Weine während der nächsten Wochen zu einem Zollsatz nach Deutschland einsühren kann, der Ma die Hälfte des jetzt geltenden ausmacht. Dabei st zu beachten, daß die französischen Weine den deut- chm Winzern größere Konkurrenz machen, als die talienischen und spanischen, die dem deutschen Ge- chmack weniger zusagen und auch zum Verschnitt nur wenig Verwendung finden. Selbstverständlich hat Deutschland für diese Konzession ein gleichwertiges französisches Entgegen kommen für andere Waren verlangt. Nach langem Hin und Her hat Frankreich sich schließlich bereit erklärt, für einen größeren Kreis deutscher Jndustrieer- »tugnisse Einfuhrvergünstigungen zuzugestehen. Ge naue Einzelheiten über den Kreis der davon betroffenen Waren sind noch nicht bekannt. Das liegt daran, daß die in Paris getroffenen Vereinbarungen zunächst noch unverbindlichen Charakter tragen und noch von den Negierungen gebilligt werden müssen. Eine Stelluna- Chronik des Tages. — Reichspräsident von Hindenburg empfing den Reichs kanzler Dr. Marx zum Vortrage. - cx» Plauen wird der Bcleidigungsprozetz des Aukjen- mmsters Dr. Stresemann gegen Rechtsanwalt Dr. Müller ^I^Die litauische Regierung hat die Memelwahlen aus unbestimmte Zeit verschoben. - Die französische Regierung prüft die Räumung der französischen Konzession iN Schanghai. — Auf das ungarische Kasino in Neusatz in Südslawien vurde ein Bombenanschlag verübt. m ven Kreisen der Negierung und ebenso bei fast allen Parteien einig. Nicht verkannt werden darf ferner, daß das letzte, in Paris vereinbarte Abkommen nur eine Uebergangsregelung darstellt, mit der man für die Verhandlungen über einen endgültigen. Handelsvertrag Zeit gewinnen will. - - Chinapanit in Frankreich Konflikt mit England; Die französische ., Konzession unhaltbäL -i.-ä ' Ä- Wie aus Parts gemeldet wird, ist man dort übE die weitere Entwicklung der Dinge in China Äußerst beunruhigt. Die Lage der Franzosen in Schanghai rst allerdings auch wenig rosig. Die französische Kon zession grenzt als erste an die Chinesenstadt und wird' von dieser an der einen Seite sogar durchschnitten." Wenn eine Verteidigung unter diesen Umständen ohne hin schon schwer ist, wird diese weiterhin noch dadurch erheblich beeinträchtigt, daß Frankreich nur 4VV0 Mann in Schanghai unter Waffen hat. Die deshalb mit den Engländern in Schanghai geführten Verhandlungen über eine Ver stärkung der französischen Truppen durch englische sind gescheitert, da die Engländer den Oberbefehl verlangten, was die Franzosen jedoch verweigerten. Der Obeö- befeklshaber der französischen Truppen hat die Pariser Regierung davon in Kenntnis gesetzt und gleichzeitig die Konzession für unhaltbar erklärt. Weiterhin fand in Schanghai noch eine viploma» tische Konferenz statt, in der beschlossen wnrde, did englischen und amerikanischen Truppen in keinem Katt« an der Berteidigung des französischen Konzessionsge» bietes teilnehmen zu lassen, da v,e Ausdehnung uni» die geographische Lage der französischen Konzession eine wirksame Berteidigung unmöglich machen. Unter diesen Umständen wird den Franzosen nichts anderes übrig bleiben, als die Konzession zu räumM. In der Pariser Presse ist denn auch offen davon Rede. Zm übrigen bemerkt die französische Presse s man habe geglaubt, daß die Chinesen zwischen zosen und Engländern einen Unterschied machen ven, sich darin aber arg getäuscht. Nach den, Meldungen ist eine baldige Räumung der franzv Niederlassung wahrscheinlich. Die englische« Tl haben bereits das Gelände zwischen der fra und »er internationale» NiederlaUuna besetzt. nähme der deutschen und der französischen Regierung st aber umgehend zu erwarten. Der Leiter der deut- chen Delegation, Ministerialdirektor Posse, ist bereits n Berlin ejngetrofsen, um dem Kabinett die Verein barungen zur Entscheidung zu unterbreiten. Aus den bisherigen Ausführungen geht hervor, daß das Abkommen einer ernsten Prüfung bedarf. In den Kreisen des deutschen Weinbaues steht man den Vereinbarungen mit großer Besorgnis gegenüber. Man fürchtet, daß Frankreich in einem kurzen Zeit abschnitt eine erhebliche Menge leichter Weine auf den Markt wirft und dadurch eine Absatzstockung herbei führt, die umso ernster wäre, als gerade jetzt der Weinbau größere Mittel für die Vorarbeiten in den Weinbergen, für Düngung, Schädlingsbekämpfung u. a. aufwenden muß. In parlamentarischen Kreisen ist man durchaus der Meinung, daß der deutsche Weinbau in seinen lebensnotwendigen Belangen geschützt werden muß. Andererseits macht man aber auch geltend, daß den Nachteilen beachtliche Vorteile gegcnüberstehen. Einfuhrerleichterungen für die deutsche Ausfuhr nach Frankreich bedeuten bessere Absatzmöglichkeiten und Exportgewinne! Kommen diese zunächst auch nur ein zelnen Industrien zugute, befruchten sie weiterhin aber auch die übrige Volkswirtschaft, da sie produktions fördernd wirken, zu Arbeitereinstellungen führen und damit auch die innere Kaufkraft stärken. Sache der Reichsregierung wird es sein, beide Seiten des Abkommens gegen einander abzuwä gen und die Interessen der Ausfuhrindustrie und die der Landwirtschaft gerecht auszugleichen. Weiterhin muß allen Nachteilen, die eine Inkraftsetzung der Ver einbarungen eventuell im Gefolge haben kann, recht zeitig vorgebeugt werden. Die deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen gehen überdies wett über den Rahmen sonstiger Handelsverhandlungen hinaus. Sie haben auch erhebliche politische Bedeutung. Ein Schei tern der Wirtschaftsverhandlungen bringt gleichzeitig eine Gefährdung der politischen Verhandlungen mit sich, die ohnehin schon schwer belastet sind und wenig öom Fleck kommen. Die ReichSregieruna wird deshalb die Vereinba rungen mit aller Sorgfalt und Gründlichkeit prüfen, die unter diesen Umstanden notwendig ist. Darüber, daß deutschen Konzessionen gleichwertige französische Zugeständnisse gegenüberstehen müssen, ist man fick Nr. 74