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©mfü()utng „©ichatb ©agner ift mehr als nur ein großer Künftler. 3n feiner ©erfönlichteit f)at bie Sehnfudjt ber ©eutfd)e» nad) ber enblidjen (Ein heit fi)mbolifd)e ©eftalt gewonnen. ©enn bas einige beutfdje ©oll ihn heute ehrt, fo oerefjrt es in ihm aber aud) ben ©elfter, ber an einem gigantifdjen ©eifpiel gegeigt t)at, baß echtes Schöpfertum fchein bar uniiberminbliche ©iberftänbe am (Enbe bocß gu begwingen oermag." (©eleihuort unferes gitljrets 2lboIf §ttler gu ben ^apreuttjer gefifpitlen 1934.) . ©idjarb ©agner fcfjreibt einmal im 3aßre 1866 in einem ©rief: ,,©ies eine toirb mir immer llarer — mit ©eutfd)ianbs ©iebergeburt uitb ©ebeißen ftetjt unb fällt bas 3beal meiner Kunft." ©iefes ©ermächtnis hat ein halbes 3af)rhunbert nad) ©agners ©ob unfer neues ©eich rin ge! öft, benn ©agners ©ebeutung für bie beutfcße Kunft ift einmalig. 3n wahrhaft ooüenbeter ©eife finben wir bei 9tid)arb ©agner einen SbealfaU, in bem ftch ©id)ter unb ©onfeßet in einer ©erfon begegnen, benn ©ort unb ©on entftammen in febem feiner ©erfe feinem ureigenften (Empfinben. ©arüber hinaus ift ber ©teifter nicht nur ein großer Kunftpfjilofoph unb Kulturbenler gewefen, fonbern auch rin großer ©eutfdjer, beffen ©eltanfdjauung gerabe in unferem neuen ©eich richtungweifenb in ben ©orbergrunb tritt. Staunenb unb ooll ehrlicher ©ewunberung ftefjen wir heute oor feinen ©erlen. ©Ber auch feine gafjllofen Schriften, in benen ber ©eifter nie „ein ©latt oor ben ©unb nimmt", wenn es gilt, ©Hßftänbe gu geißeln, begeiftern uns immer wieber aufs ©eue. ©et fich als ©ufiffreunb für bas Schaffen biefes großen ©eitius unb feine ©ebeutung für bie bei)tfd)e Kunft überhaupt nähet intereffiert, hat jeßt befonbers in biefem ©agner* 3ubtläumsfahr genug ©elegenfjeiten bagu. ©ies ein lurger ©briß aus feinem ßeben: ©idjarb ©agner würbe am 22. ©lai 1813 in Seipgig als Sohn eines ©olijeiaftuats geboren, ©ufitalifd) ausgebilbet würbe er erft währenb feinet Unioerfitätsiahre burd) ©heobor ©einlid). ©lit 21 3ahren wirb er bereits KapeÜmeifter in ©iagbeburg. Sein ©eg führt ihn bann fpäter nach Königsberg unb ©iga. Um als freifdjaffenber Künftler gu leben, begibt er fich 1839 nach ©aris. ©iefe 3eit brachte ihm aber eine harte (Enttäuschung. Um überhaupt leben gu lönnen, muß er bort jebe ©rbeit oerrichten, bie ftch ihm gerabe bietet. ©ie ©ot bes ©Q- tags wirb ihm aHerbings auch gut Quelle bes innerlichen ©eießtums, unb es enfiehen feine Opern „©iengi" unb ber „©et fliegenbe ^ottänber". ©ach ber ©ufführung feines „©iengi" wirb ©agner in ©resben §offapeHmeifter. ftier werben „©amthäufer" unb „Sohengrin" ooüenbet. 3m 3ahre 1849 wirb ©agner in bie reoolutionären ©irren oerwidelt unb muß fließen. 3ahre oerbringt er fo im ©uslanb, befonbers in ber Sdfweig. Son ©ien aus beruft ßubwig II. oon ©atjern ben ©uhelofen im 3ai)te 1864 nach ©tünchen, ©urch feinen lönig* liehen fjreunb wirb ©agner halb oon materiellen Sorgen befreit unb lann {ich nun mit ganger Kraft feinen ©erlen wibmen. 3ft es nicht fonberbar, ba gibt es ©enfehen, benen bas ©nhöten einer fchönett Sinfonie währenb einer halben Stunbe fd)on gu lang ift, währenb ftc anbererfeits bei einem ©iefen- wert oon ©agner fünf Stunben unb noch länger gut unb gern ausßalten unb faft jebe ©ote biefer Schöpfungen wie eine Offenbarung hinnehmen. (Es muß alfo bod) etwas großes um biefe Kunft fein, bie wie leine attbere fich im ©ölfifchen offenbart, fo gum ©olle fpricht unb beshalb leicht oon ihm oetfianben wirb. ©a eine „(Erllärung" ber eingelnen ©erle ft<h erübrigt, wollen wir nur lurg auf gwei Stüde bes heutigen ©benbs hinweifen, beten Schönheit unoergänglid) ift. ©et Karfreitagsgauber ift eine ber erhabenften unb fchönften ©aturfdjilberungen ©agners. ©ie ©telobie — nicht etwa ein ©lotio ober ein ©hema — feßt fef)r gart in bet Oboe ein, wirb lanonartig (b. h- mehrere Stimmen machen nacheinanber bie gleichen ©onfd) ritte) oon