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Dresdner Journal : 15.12.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190212153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-12
- Tag 1902-12-15
-
Monat
1902-12
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 15.12.1902
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Nieder 1«U -lSdorf, j Eect ttzburg, 11124 ck )ei>- !N- Amtlicher Teil. (Behürdl Bekanntmachungen erscheinen auch tm Anzeigenleilt) ttichtamtlichkr Teil 118«7 vom 1892 Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Bodel. de« 8 75 des KrankenverstcherungSgesetzeS 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April genügt. Dresden, am 9. Dezember 1902. Ministerium des Innern, Das Ministerium des Innern hat der Kranken- und Begräbnißkasse des Vereins Vereinigte Blumen-Jndustrie zu Sebnitz (eingeschriebenen Hilsrkasse) auch auf Grund des II. Nachtrags vom l. Oktober 1902 zu deren revidiertem Statute vom 29. November 1897 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen Hiernach stand also der Annahme der Tarifvor lage nichts mehr im Wege. Ter Standpunkt der Mehrheitsparteien war allenthalben genügend be kannt; eine sachliche Aussprache ihrerseits erübrigte sich also vollständig, kurze Erklärungen waren hin- reichend, um die Abstimmung vorzubcreitcn. Auch über die grundsätzlichen Einwände der gegnerischen Parteien war nirgends ein Zweifel vorhanden, sodaß es für sie ebenfalls genügt hätte, wenn sie sich, nach dem die Zolltarifreform seit Jahren im Parlament wie in der Presse ausgiebig erörtert worden ist, auf knappe sachliche Ausführungen beschränkt hätten. Aber nicht einmal in diesem letzten Stadium, da das Zustandekommen der Vorlage höchstens noch auf Stunden verzögert werden konnte, vermochten sich die Obstruktionsparteien zu einem angemessenen Ver halten zu bequemen. Sie brachten wiederum zahl lose Anträge ein, verlangten die vollständige Ver lesung des ganzen Zolltarifentwurfes und stellten sich noch dazu entrüstet, als die Mehrheilspartcieu diese unberechtigten Forderungen rundweg ablehnten. Einen besonders großen Schlag aber glaubten die Sozial demokraten gegen die Mehrheit zu führen, als sie nach einem berühmt gewordenen Wiener Mnster den Abgeordneten Antrick vorschickteu, der eine über acht Stunden dauernde Rede hielt und dadurch die un gewöhnliche Ausdehnung der Sitzung verschuldete. Die Hoffnung aber, dadurch die Geduld- und Aus dauer der Mehrheitspartkien zu erschöpfen und die Vertagung der Verhandlungen zu erzwingen, schlug fehl. Unter der unendlichen Dauerrede Antricks hatten dessen Parteigenossen also ebenso zu leiden wie die Mehrheitsparteien, die bis zum Schluß vollzählig zur Stelle blieben. In der Bevölkerung wird man der Energie und Ausdauer, wie sie in einem deutschen Parlament bis jetzt nicht erlebt worden ist, lebhaften Dank zollen. Das Pflichtbewußtsein der Mehrheitsparteien hat es vermocht, einer rücksichts- und skrupellosen Minderheit, die entschlossen war, aus wahltaktischcn Gründen durch Chikanen das nationale Reformwerk zum Scheitern zu bringen, in verhältnismäßig kurzer Zeit Herr zu werden mrinderat AnsangSgehalt nach Staffel lükv M einschl 350 M. WohnungSentschädigung, Höchstgehalt 3000 M nach erfülltem 24 Dienstj Bewerbung-gesucht nebst allen er forderl Beilagen, v Hilfslehrern, auch MilitärdtenstnachweiS bi- 1b. Jan. b. Koll, einzureichen Vie Reform Les Personentarifs Ler Sächsischen Staatseisenbahnen. Die Erörterungen, welche die Staatsregierung wegen einer Umgestaltung des Personentarifs auch im Sinne mehrfacher aus der Mitte der Ständeversammlung gegebener Anregungen angestellt hat, sind nunmehr in soweit zum Abschluß gelangt, daß dem Eisenbahnrat be stimmte Vorschläge in einer ausführlichen Denkschrift zur Begutachtung zugegangen sind. — Die endgültige Ent schließung der Staatüregierung bleibt mithin bis nach Erstattung dieses Gutachtens ausgesetzt. Gleichzeitig ist auch den übrigen deutschen Regierungen mit selbständigem Eisenbahnbesitz von den sächsischen Vor schlägen mit dem Ersuchen um Beitritt Mitteilung ge macht worden. Toch glaubt die Staatsrcgierung, so erwünscht ihr naturgemäß ein solcher Beitritt aus vielen Rücksichten sein würde, hiervon ihre Entscheidung nicht abhängig machen zu sollen, da dies nach den bisher mit den Verhandlungen über eine gemeinsame deutsche Personen- Tarif-Reform gemachten Erfahrungen voraussichtlich einem Aufschub der Sache auf unabsehbare Zeit gleich käme. Thatsächlich erscheint auch eine Durchführung der Neu regelung nur für den sächsischen Binnen-Verkehr, der im Jahre 1901 allein 96,88 Proz. der auf den sächsischen Ernennungen, Versetzungen re. im öffent» lichen Dienste. Am Geschäftsbereiche b«S Ministeriums des Kultus u. öffentl. Unterrichts. Zu besetzen: Die 2 Lehrerstelle in Liebschwitz (Elster). Koll.: Die oberste Schulbehörde 1350 M. Gehalt u. fr. Wohnung. Außerdem werden 165 M. f. d. Fortbildungsschul- u. Turnunterricht gewährt; 2. die 3. Lehrerstelle in Liebschwitz. 1300 M. Gehalt u 100 M. Wohnungsgeld. Gesuche um diese Stellen sind unter Beifügung sämtl. Prüfungs- u. Amtsführungs- zeugnisse bis 30. Dez. b. Bezirksschulinspektor Schulrat Lohse, Zwickau, einzureichen; — die Vorbehalt!, der Genehmigung der obersten Schulbehörde neuzubegr. (17.) ständ. Lehrerstelle an d. mittl. Volksschule in Möckern. Koll.: Der Gemeinde- ral Ansangsgehalt 1300 M., steigt nach 2 Dienstj. aus 1450 M., nach 4 aus 1650 M., nach 6 aus 1850 M, nach S aus 2050 M., nach 12 auf 2200 M., nach 15 auf 2350 M., nach 18 auf 2500 M. u. nach 21 Dienstj. aus 2K50 M Außerdem 350 M Wohnungsgeld. Gesuche nebst d. erforderl. Beilagen bis 31. Dez b Koll, einzureichen; — Ostern eine niil zu erhoffender oberbehördl. Genehmigung neu gegr. ständ. Lehrerstelle in Hilbersdorf b. Chemnitz. Koll: Der Ge- Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, für die Zeit vom 1. Januar 1903 an den Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Zwickau Paul Georg Herold zum Landrichter bei dem Land gerichte Zwickau und den Landrichter bei dem Land gerichtc Zwickau HanS Robert Klette zum Amts richter bei dem Amtsgerichte Freiberg zu ernennen, auch die Versetzung des Landgerichtsraths bei dem Landgerichte Chemnitz Max Richard Brendel zum Landgerichte Dresden und des Amtsrichters bei dem Amtsgerichte Stollberg vr. Julius Reinhard Schröter zum Amtsgerichte Zwickau zu genehmigen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem zweiten Stellvertreter des Vorsitzenden des Schiedsgerichts für Arbeiterversicherung zu Leipzig, Negierungsassessor vr. jur. Dannenberg den Titel un) Rang als RegierungSrath zu verleihen. Dresden, 9. Dezember. St. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem GipSformator bei dem Anatomischen Institute der Universität Leipzig und Verfertiger plastisch-anatomischer Lehrmittel Franz Josef Steger in Leipzig das Ritterkreuz 2. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Dresden, 6. Dezember. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchschullehrer Kantor Guido Wilhelm Schneider in Pfaffroda da« Albrechtskreuz zu verleihen. Vie Verabschiedung der ZoUtarifvorlage. Nach einer an Verschleppungsversuchen reichen Sitzung von über 18 stündiger Dauer hat der Reichs tag gestern, am Sonntag Morgen, nach ',5 Uhr die Zolltarifvorlage in dritter Lesung angenommen. Die Annahme erfolgte in namentlicher Abstimmung mit 202 gegen 100 Stimmen. Die Hoffnung, daß sich schließlich die Mehrheit höher gestalten werde als die, welche der Antrag v. Kardorff auf sich vereinigt hatte, ist also erfüllt worden; denn der erwähnte Antrag erzielte nur 183 gegen 136 Stimmen, die absolute Mehrheit ist also ganz erheblich, nämlich von 23 auf 50 Stimmen gewachsen. Das neue Zolltarifgesetz mit dem zu ihm ge hörigen Zolltarif weicht in seiner neuen Gestalt von dem ursprünglichen BundesratSentwurfe in mehreren Punkten ab. Was die Abänderungen in dem autonomen Tarif selbst betrifft, so hatte sich der Hr. Reichskanzler am Donnerstag bereits darüber geäußert und deren Annahme durch die Ver bündeten Regierungen in Aussicht gestellt. Zu den Änderungen im Zolltarifgesetze selbst nahm Graf v. Bülow am Sonnabend Stellung. Es handelte sich bei den Abänderungsbeschlüssen be kanntlich im wesentlichen nur noch um drei Punkte. Auf den Mindesttarif für Vieh und Fleisch und auf die Erhöhung der Mindestzollsätze für Getreide war infolge der Verständigung seitens der Mehrheits- Parteien verzichtet worden; dagegen ist unter Abstand nahme eines Minimalsatzcs für Gerste im allgemeinen ein solcher nur für Braugerste und zwar in Höhe von 4 M. festgesetzt worden. Der Hr. Reichskanzler sprach seine Zustimmung zu dieser Abänderung aus und bemerkte mit Recht, daß die Verbündeten Regierungen sich dadurch nicht mit ihrem früheren Standpunkte in Widerspruch setzen; da es ganz etwas anderes sei, ob nur für Braugerste oder für Brau- und Futtergerste Zollerhöhungen vorgenommen würden und da die Bewilligung eines höheren Zoll satzes gerade für Braugerste sachlich vollkommkn gerechtfertigt sei. Die andern beiden bisherigen Differenzpunkte betreffen die in 8 10a beschlossene Einschränkung des kommunalen Steuerrechts und die in 8 11» festgelegtc Verwendung der Mehrcrträge aus bestimmten Zollerhöhungen für Arbeiter Wohl fahrtszwecke. Es ist ganz zweifellos, daß durch diese Bestimmungen die betroffenen Gemeinden aufs schwerste belastet, daß durch sie die Regierungen der Bundes staaten vor ernstliche finanzielle Schwierigkeiten gestellt werden; da jedoch der Zeitpunkt für das Jnkraft treten der beiden Bestimmungen bis zum Jahre 1910 hinausgerückt wordcu ist, so braucht die Hoffnung nicht aufgegeben zu werden, daß bis dahin die schädigende Wirkung der Bestimmungen überwunden wird. Staatseisenbahnen beförderten Personen umfaßte, rech: wohl angängig. Der Hauptzweck der Reform ist die weitestgehende Vereinfachung des bekanntlich nach und nach immer unübersichtlicher und verwickelter gewordenen und deshalb eine wirksame Kontrolle außerordentlich erschwerenden Fahrkartcnwesens und die möglichste Gleichmäßig keit und damit Gerechtigkeit der Tarifsätze durch Beseitigung derjenigen Ausnahme-Einrichtungen, für die nicht durchschlagende wirtschaftliche Gründe geltend zu machen sind. An der Spitze steht somit die Aufhebung der Rück fahrkarten und die Ausgabe nur einfacher Fahr karten zu grundsätzlich für jede einzelne Fahrt gleichmäßig giltigen Nörmal-Preisen. Die Einrichtung der mit einer Ermäßigung der normalen Fahrpreise verbundenen Rückfahrkarten erklärt sich im wesentlichen aus Gründen, die in der historischen Ent Wickelung des Eisenbahnwesens liegen und zur Zeit in der Hauptsache erledigt sind. Sie widerspricht dem Grund satz der Gerechtigkeit der Tarife insofern, als danach für zwei sonst gleiche Reisen nur deshalb verschiedene Preise berechnet werden, weil in dem einen Falle der Ausgangs punkt der Reise auf demselben oder auf einem ähnlichen' Wege wieder erreicht wird, in dem anderen aber nicht. Die großen betriebstechnischen Mängel der Rückfahr karten, die übrigens bei der großen Mehrzahl der öfter reich-ungarischen Bahnen und im Berliner Stadt-Vor orts- und Ringbahnverkehr nicht auSgegebcn werden, sind schon häufig in der Öffentlichkeit besprochen worden Neben der außerordentlichen Vermehrung der Fahrkarten Sorten — bei den Sächsischen Staatseisenbahnen liegen allein rund 48000 verschiedene Arten von Rückfahrkarten auf — und der dadurch wesentlich erschwerten Abrechnung kommt hier vor allem der Anreiz zu Fahrgeldhinter ziehungen in Betracht, der für unlautere Elemente da durch gegeben ist, daß die Karten längere Zeit im Besitz der Reisenden verbleiben. Hierdurch sind namentlich nach Ausdehnung der Gültigkeitsdauer auf mehr als 3 Tage, erst 10 dann 45 Tage — womit übrigens auch dem illegitimen Billethandel wesentlich Vorschub geleistet wurde —, verschärfte Kontrollmaßrcgcln nötig geworden, die auch dem Publikum in hohem Grade lästig sind, ohne daß doch damit eine sichere Gewähr gegen Fahr- geldhintcrziehungen gewonnen worden wäre. Tritt an Stelle der Rückfahrkatten-Einrichtung der Grundsatz, daß für jede einzelne Reise regelmäßig eine besondere Fahrkarte zu lösen ist, die am End punkt der Reise abgegeben wird, so wird hier durch greifend Abhilfe geschaffen. Gleichzeitig würde mit einem Schlage die große Mehrzahl der vielfachen Fahrgeld Reklamationen verschwinden. Für das Publikum aber ergäbe sich weiter der namhafte Vorteil der größeren Bewegungsfreiheit, d. h., es könnte dann jeder seine Reise betreffs des zu wählenden Weges nach seinen Bedürf nissen einrichten, ohne auf die Erlangung des billigeren Rücksahrkartenpreises Rücksicht nehmen zu müssen. Selbstverständlich würden bei einer Beschränkung der Reform auf den sächsischen Binnenverkehr die Rückfahr karten in den Verkehren mit anderen Bahnen, die noch Fahrpreisermäßigungen für solche auf ihren Strecken gewähren, als besondere Kartenform bcizubehaltcn sein. Insoweit als Wettbewcrbsrücksichten vorliegen, werden Preisregelungen eintreten. Es wird somit eine Störung der Abfertigung in jenen Verkehren wie auch eine Ab lenkung des Durchgangsverkehrs von den sächsischen Strecken durch das selbständige Vorgehen Sachsens ver mieden werden. Immerhin würden, auch wenn die anderen deutschen Bahnen der Reform nicht bcitrcten, für Sachsen im ganzen 44268 Fahrkartcnsortcn in Wegfall zu kommen haben. Da nun nach obigem Grundsätze, daß für jede Fahrt eine besondere Karte zu lösen ist, an sich ein häufigerer Schalterbesuch nötig werden wird, so geht man damit um, zur Bequemlichkeit des Publikums zahlreichere Stadl verkaufsstellen für Fahrkarten einzurichten. Außerdem aber soll durchgängig die Möglichkeit geboten werden, daß zugleich mit der Karte für die Hinfahrt eine zweite Karte für die Rückfahrt zu gleichem Preise gelöst werden, Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Ain 13. d. M.: „Der Mikado." Burleske Operette in zwei Akten von W. E Gilbert. Musik von Arthur Sullivan. (Zum ersten Male.) Es war eine überaus glückliche Maßnahme der König!. Gcncraldirektion, gerade auf dieses Werk zurückzugreifen, als es galt, in der vorweihnachtlichen Zeit eine Aufführung zum Besten der Genossenschaft deutscher Bühncn- angchöriger zu veranstalten. Denn wenn seine erste Aufführung dem edlen Zwecke eine ansehnliche Förderung in sichere Aussicht stellte, so verbürgte der Wert der reizenden burlesken Operette van vornherein einen Erfolg, der als ein mehr als nur oberflächlich berührender eingcschätzt werden konnte Sullivans „Mikado" ist eine Meisterschöpfung ihrer Art, so gut wie eines der besten Werke der pariser oder wienerischen Opcrctten-Litteratur, weil eS durchaus nationalen und damit originalen Gepräges ist. Man mag im einzelnen die Begabung der verschiedenen Autoren abwägen, mag hier das prickelnde Mousseux der Lffcnbachschen Muse oder die sprühende Gcnußfreudrg- kcit der Straußschcn vermißen, dafür werden wir rungen und Eindrücke dem Brüsseler Streichquartett, das sich — auf einer Konzertreise durch Deutschland be griffen — zum ersten Riale in Dresden hören ließ. Wie A. Ehrlichs empfehlenswertes neues Buch „Tas Streichquartett in Wort und Bild" zutreffend bemerkt, ist cs gewiß eine eigentümliche Erscheinung, daß cs einem Deutschen Vorbehalten blieb, in Brüssel, dessen Bewohner in bezug auf musikalische Geschmacksrichtung und Sympathien sicherlich der französischen "Nation ver wandtcr sind als uns, ein Quartett zu gründen und mit so offenbarem, großem Erfolge wciterzuführen Hr. Franz Schörg ist ein geborner Münchner, Schüler des dortigen Konservatoriums und später PsayeS in Brüssel Auch der Vertreter der zweiten Violine, Hr. Hans Taucher, ist Süddeutscher, gleichfalls Schüler der ge nannten Musikschule und des berühmten belgischen Violinmcisters, den wir vor wenigen Tagen in Dresden wieder bewundern durften. Die Herren Paul Miry (Viola) und Jacques Gaillard (Violoncell) sind belgische Künstler, die sich durch ausgedehnte Konzert reisen in ihrer Heimat, in Frankreich und Spanien vor teilhaft bekannt machten. Das Zusammenspiel der vier Künstler, die zudem über besonders klangschöne Instru mente verfügen, darf mit einem Worte als das Ideal einer Ouartettvereinigung bezeichnet werden. Adel und Vornehmheit der Tongebung verbinden sich mit voll kommener Ausgeglichenheit der Stimmen. Wie weihe voller Orgelton setzten die überraschenden Eingangstakte des Cssar Frankschen v-ckur-QuartettS ein, wie ge heimnisvolle Geister huschten die Töne des höchst eigen artigen (eon snräino gespielten) Scherzos am Öhre vorüber. Einer geistvollen Improvisation gleicht da» Larghetto, einem leidenschaftlichen „Kampf um den Sieg" das in seinen markigen Unisono-Stellen sehr heikel aus zuführende Finale. Tie in Dresden noch nicht öffentlich gespielte Tonschöpsung des französischen Komponisten, die übrigens in ihrer Dauer Betthovens „Nennte" noch auch zu erklären, daß unsere verufenen Vertreter der komischen Oper sich mit wahrhaft glänzendem Gelingen mit Aufgaben abfandcn, die scheinbar außerhalb des Rahmens der Königl. Hofoper liegen. Ta durfte sich neben den Herren Erl (Ko-Ko) und Greder (Pooh-Bah) Frl. v. d. Osten, die cine Pitti Sing von Pikanterie und Grazie war, besondere Verdienste um den Erfolg bci- mcsscn. Nächst ihnen sind mit Auszeichnung zu nennen Hr. Scheidemantel, der als Mikado von neuem seine liebenswürdige Begabung für das heitere Genre bekun dete, und Frl. v. Chavannc, die es verstand, die Ge stalt, der alternden Katisha in Gesang, Darstellung und Erscheinung in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen. Bleibt als seine Stärke im gesanglichen Teile suchendes Liebespaar Ium Ium und Nanki Poo noch rühmend zu erwähnen; Frau Wedekind und Hr. Jäger, während in der kleineren Rolle der Peep Bob Frl. Abendroth anmutig repräsentierte. Die musikalische Leitung führte mit gewöhnter Meisterschaft und nur bis weilen in der dynamischen Abschattierung und Vortrags- Nuancierung fast ein wenig zu weit gehenden musika lischem Feinempfindcn Hr. v. Schuch. Da diese künst lerische Wiedergabe des Werkes dank der Munificenz der Königl. Generaldirektion eine glänzende Folie erhält in einer splendiden kostümlichen und dekorativen Aus stattung und einer somit cine Fülle entzückender Bilder bietenden geschmackvollen Jnscenierung (Regie Hr. Moris), so dürfen die Vorführungen des „Mikado" auch unter dem Gesichtspunkte des Sehcnswürdigen all gemeinster Beachtung empfohlen werden. O. S. Konzert. Erlesene musikalische Stunden waren den Besuchern des Sonnabend-Konzertes im Musenhause Vor behalten, ästhetische Genüsse, wie sie aus dem Gebiete der Kammermusik in so vollendeter Weise nur aus nahmsweise dargeboten werden Zu danken hatte man diese willkommene Bereicherung künstlerischer Ersah- zum Lord Oberhofscharfrichter avancierten Schneiders Ko-Ko und des zum Minister „für alles klebrige" berufenen Pooh - Bah. Uebcr das alles aber breitet die Ausstattung in Kostümen und Deko rationen den Reiz des Exotischen, der so be stechend wirkte, daß ein ganzes Genre der Operette von dem in Rede stehenden Werke seine Abstammung herleitet, das der exotischen, der Schöpfungen vom Schlage der Geisha, des San Toy rc. Diesen be sonderen Charakter meisterlich getroffen und stileinheitlich durchgeführt zu haben, bleibt nun ein weiteres Verdienst Sullivans, dessen Werk im übrigen aber auch vor dem Richterstuhl einer ernsten Kritik ehrenvoll genug besteht. Unsere Zeit lehrt es vor allem, wie bedeutsam es ist, daß der Komponist die volle Vertrautheit mit dem Wesen des Gesanges besitzt. Nicht umsonst war Sullivan selbst Sängerknabe, nicht umsonst teilte er die Vorliebe englischer Komponisten für das Madrigal, der eine, wo nicht die wertvollste Nummer der Mikado-Partitur, ihren Ursprung dankt. Wie flüssig, wie dankbar und sanglich ünd alle die Weisen, die in dem Werke an unser Ohr klingen. Um nur einzelnes herauszugreifen, wie liebens würdig sind Pitti Sings Tanzliedchen, wie anmutig und reizvoll giebt sich der den zweiten Akt einleitende Frauenchor und dann die köstliche Weise „Die Blumen, sie sprießen im Mai", das reizende Liedchen von der Bachstelze rc. Und das alles emgekleidet in eine fein gestaltete, durchsichtig klare Orchestcrgcwandung, die dem Wesen des Werkes entspricht. Nirgendwo em Streben bietet, und diese wieder schmiegt sich einer Handlung an, Uber die dem Genre gesteckten Grenzen hinaus zeigend, die mit allem anderen Beiwerk ausgeftattet ist, nur nicht tragisches Pathos in gleicher Weise meidend, wie bom- mit dcm, was Frivolität oder LaScivität ersinnt. Die bastische OpernsinalcS u. dergl., könnte dieses Werk Fährlichkcitcn, die Nanki Poo zu bestehen hat, um end sehr gut lehren, wie man zu dem Stil einer komischen lich m den glücklichen Besitz deö reizendsten Mädchens Oper wieder gelangen könnte, wenn man nur erst das von Japan, der lieblichen Ium Juni, zu gelanaen, werden Wort „in der Beschränkung zeigt sich der Meister" in das dem Charakter de» Werkes entsprechende Licht wieder in seine Rechte einzusetzen gewillt wäre. Aus gc'etzl durch die grotesken und burlesken Späße eine« diesen besonderen Eigenschaften des Werke« ist es wohl Dresdner Journal Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Orschtt»«» Werktag« uachm. 5 Uhr. — vrigiaalbettchte »ab Mitteilungen dürfe, mir «tt voller Quellenangabe nachgedruckt »erden. .1- SSO Montag, den 15. Dezember nachmittags vezugSpret«: Veiui Bezüge durch di» HeschäslrNrNe innerhalb Z>re»den» 2,50 M. (cinjchl. Zulragung), durch die im Deuijchen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. (einzelne Nummern 1V Pf. Wird Zurücksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge beaa» stsrucht, so ist da« Poftgeld beizusügem AutündtgnNgSgebühren: Dir Zeile Keiner Schrift der 7 ma' gespaltenen Ankündi gung« Seite oder deren Raum 20 Pf. Bei Labellen- und Ziffernfah 5 Ps Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Lextzelle mittler Schrift oder deren Raum 50 Ps. 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