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Dresdner Journal : 09.12.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190212096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-12
- Tag 1902-12-09
-
Monat
1902-12
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1902
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Amtlicher Teil. Frankreich hat der Ordnungsruf oder dessen Ver ¬ stärkung, die Rüge, im Wiederholungsfälle Ausschluß und Diätenverlust zur Folge; widerspenstigen Abge- 11480 vor- (Behördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. wttag sagen Kunst und Wissenschaft. »es und dem sich NN en; ctte abend Gala -»Lel Rocksien, beide in Leipzig, bestellt. Dresden, den 1. Dezember 1902. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Die Direktion der Schlesischen Feuerver sicherungsgesellschaft zu Breslau hat gemäß 8 115 Absatz 2 des Reichsgesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 zu Hauptbevollmächtigten für das Königreich Sachsen Herrn Hermann Gittermann, sowie Herrn Robert ich- reS- ann ägl im; geb. line in dolj . D. t in ng« midt >ern, mei- von Frl. -I) lohte Zrau geb Vertretungen verfahren wird. Als Musterland des Parlamentarismus gilt heute noch England. L)ort aber ist nicht nur die Beschlußfähigkeits ziffer im Unterhaufc eine ungewöhnlich niedrige, sondern der Präsident hat auch weit ausgedehntere Machtbefugnisse als bei uns. Es liegt in seinem freien Ermessen, den Schluß der Lebatte herbeizuführen, indem er den Termin, bis Hu dem eine Vorlage erledigt sein muß, festsetzt. Während bei uns der Reichstagspräsidcnt kein Mittel »esitzt, um einen aus dem Sitzungssaale gewiesenen Wlbgeordneten zu entfernen, können in England Ab geordnete nicht allein für Tage und Wochen, sondern Mr die ganze Tagungsdaucr ausgeschlossen und im Falle des Widerstandes eingesperrt werden. In Dresden, 9. Dezember. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Kronprinzessin ist heute Vormittag 11 Uhr 5 Min. nach Salzburg gereist. Dresden, 26. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem in den Ruhe stand getretenen Konrektor der Treikönigschule zu Dresden-Neustadt, Professor Or. pllil. Friedrich Albert Bothe den Titel und Rang als „Hofrat" in der 4. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se Majestät der König haben dem Bäckermeister Adolf Göhring in Dresden das Prädikat „König licher Hofmundbäckcr" Allergnädigst zu verleihen geruht. hier adia efehl t an der »ließt Rat ^nde über lden later Vie parlamentarische Geschäftsordnung in Deutsch land und im Äuslande. In der Lppositionsprcsse wird der dem Reichs tage vorliegende Antrag auf Abänderung der Ge schäftsordnung scharf bekämpft, obwohl mau sich gerade auf der Linken nicht verhehlen sollte, daß die Mehrheit nur gezwungenermaßen und nur im äußersten Notfälle sich dazu entschlossen hat, die alten unzureichenden Bestimmungen den jetzigen Be dürfnissen entsprechend abzuändcrn. Freisinnige und sozialdemokratische Blätter behaupten, der erwähnte Antrag sei gleichbedeutend mit einer Proklamierung der Diktatur des Präsidenten. Wäre das der Fall, so könnte man heute schon den Reichstagspräsidenten kraft seiner Machtbefugnisse als Diktator ansehen; denn das, was der neue Antrag hinsichtlich der Wortmeldungen zur Geschäftsordnung bezweckt, be steht bereits für alle übrigen Fälle, in denen Ab geordnete sich das Wort erbitten. Es liegt im freien Ermessen des Präsidenten, je nach der Größe der Fraktionen und unter Berücksichtigung der Ab wechselung von Rednern für und wider den Ver handlungsgegenstand das Wort zu Urteilen. Nur bei Wortmeldungen zur Geschäftsordnung herrscht bislang ein Ausnahmezustand, indem jeder Redner, der zur Geschäftsordnung sprechen will, nach den geltenden Bestimmungen jederzeit sofort zum Worte gelangen muß. Es ist klar, daß ein solcher Zustand nur ertragen werden kann, solange Geschäfts ordnungsdebatten sich auf das äußerste Maß be- schräuken und nicht herbeigeführt werden, um plan mäßig die sachlichen Rcichstagsverhandlungen zu stören. Wenn man auf die früher üblichen Geschäfts ordnungsdebatten zurückblickt, so findet man, daß diese stets sich in sehr knappen Rahmen vewegt haben. Wenn Redner bei dieser Gelegenheit auch nur fünf Minuten sprachen, so gehörte das zu den Seltenheiten. Heute behaupten die Obstruktions parteien, die parlamentarische Freiheit sei bedroht, weil durch den vorliegenden Antrag die Geschäfts ordnungsdebatten auf das frühere, hinreichend be währte Maß zurückgeführt werden sollen. Zur Zeit aber trachtet die Sozialdemokratie mit Hilfe der freisinnigen Vereinigung danach, im Reichstage unter dem Mißbrauch der Geschäftsordnung eine unerträg liche Diktatur über die große Mehrheit auszuübcn; verlangt sie zu diesem Zwecke Freiheit, so wäre es gleich einer Abdankung der Mehrheitsparteien, wenn diese dem sozialdemokratischen Verlangen Nachkommen wollten. Die Sozialdemokratie beansprucht für sich ohnedies stets ein unbeschränktes Maß von Be wegungsfreiheit, wie sie es nicht einmal ihren An hängern, geschweige denn ihren Gegnern jemals zu gesteht. Was aber die Geschäftsordnung des Reichs tags betrifft, so ist diese niemals zu dem Zwecks erlassen worden, um einer böswilligen Minderheit die Freiheit zu erteilen, die parlamentarischen Ar beiten aus Agitationsbedürfnis zu unterbinden. Auch wenn durch den vorliegenden Antrag die Geschäftsordnung des Deutschen Reichstags dahin abgeändert wird, daß Wortmeldungen zur Geschäfts ordnung nach dem freien Ermessen des Präsidenten zugelassen werden und Geschäftsordnungsreden nicht länger als fünf Minuten dauern dürfen, bleiben die betreffenden Bestimmungen noch immer die freiesten vor denen aller andern Parlamente. Zudem ist bei uns, wie sich selbst in diesen letzten bewegten parla mentarischen Tagen erwiesen hat, die Gewähr ge geben, daß die Präsidentschaftsführung cs sich jeder zeit streng angelegen sein läßt, die Rechte der Minderheit zu schützen und sich niemals der Mehr heit einseitig zur Verfügung zu stellen. Selbst in bezug auf den Gebrauch der jetzigen unzureichenden Disziplinargewalt durch das Reichstagspräsidium kann die Minderheit in keiner Weise behaupten, daß ihr gegenüber hart verfahren worden fei. Es hat im Gegenteil vielfach festgcstellt werden können, daß sowohl der Präsident als auch beide Vizepräsidenten den Obstruktionsparteien gegenüber oft mit erstaun licher Langmut entgegengetrcten sind. Es ist schon mehrfach darauf hingewiesen worden, um wieviel strenger Ruhestörungen und Verschlcp- pungsmanövern gegenüber von ausländischen Volks- talaffe « der i» der ceitung e. Zu rz, der haitri! Der rf. vr eine« erichtS- Worte cheinen m dm Rldung Ott» mg und orulNt.b Sodann sott zur n AuS folgende rmnächst Änahme suchung; Ivi- n , ritn br- t Prof Vas deutsch-englische Vorgehen gegen Venezuela. Nach einem uns heute vorliegenden Telegramme ches Wolfffchcn Telegraphen Bureaus aus Caracas ksciben die Vertreter Deutschlands und Englands ver gangenen Sonntag nachmittag drei Uhr dcm dortigen Minister des Auswärtigen im Namen ihrer Re gierungen gleichzeitig Ultimaten übersendet, in denen sie unverzüglich Befriedigung ihrer Forderungen ver langen. Tie Reklamationen Deutschlands gcgeu Venezuela werden in einer gestern vom Reichskanzler dem Reichstage vorgelegten Denkschrift zusammcnfassend dargestellt. Darin heißt es u. a. folgendermaßen: Seit längerer Zeit hat die Regierung der Vereinigten Staaten von Venezuela Deutschland durch die Behandlung der deutschen Reklamationen zu ernsten Beschwerden Anlaß ge geben. Es handelt sich einmal um Forderungen der in Venezuela lebenden Deutschen aus den letzten venezo lanischen Bürgerkriegen und ferner um Ansprüche deutscher Unternehmer wegen Nichterfüllung der von der venezo lanischen Regierung vertragsmäßig übernommenen Ver bindlichkeiten. Der Betrag dieser Schäden aus den Bürgerkriegen von 1898 bis 1900 beziffert sich auf rund 1 700000 Bolivarcs (Francs), ivährend aus dem neuesten Bürgerkriege bereits Schäden von rund 3 Mill. BolivareS angemeldet worden sind Einzelne der Geschädigten haben fast ihre ganze Habe verloren und dadurch auch ihre in Deutschland lebenden Gläubiger in Mitleidenschaft gezogen. Die venezolanische Regierung zeigt sich offenbar nicht gewillt, ihren Verpflichtungen zum Ersätze dieser Schäden nachzukommcn; sie hat unter dein 24. Januar 1901 ein Dekret erlassen, dessen Bestimmungen aus verschiedenen Gründen unannehmbar erschienen. Unter anderem sollte eine lediglich aus venezolanischen Beamten bestehende Kommission über die Reklamationen entscheiden und gegen die Entscheidung der Kommission jeder diplomatische Einspruch ausgeschloffen, vielmehr nur die Berufung an den höchsten venezolanischen Gerichtshof zulässig sein. Auch sollten die von der Kommission als rechtmäßig anerkannten Reklamationen mit fragwürdigen Scheinen einer neu zu schaffenden Revolutionoschuld bezahlt werden. In der That hat das auf Grund dieses Dekrets durchgeführte Verfahren zu einer irgendwie befriedigenden Erledigung der Rekla mationen nicht geführt Insbesondere sind die ver einzelten bei der Kommission angemeldeten deutschen Forderungen zum Teil ohne weiteres abgewiesen, zum Teil in offenbar willkürlicher Weise herabgesetzt worden. Deutschland hat dem Dekrete die Anerkennung versagt. Aehnlichc Erklärungen sind auch von England, den Ver einigten Staaten von Amerika, Italien, Spanien und den Niederlanden abgegeben worden. Bei dieser Sachlage hat Deutschland nicht umhin ge konnt, die deutschen Reklamationen selbst einer Prüfung zu unterziehen und soweit sie danach begründet waren, unmittelbar bei der Republik anhängig zu machen. Die venezolanische Regierung hat darauf zwar in Aussicht gestellt, eine befriedigende Lösung der Angelegenheit'durch ihren Kongreß herbcizuführen. Das von diesem im letzten Frühjahr angenommene Gesetz wiederholt indes nur die ungenügenden Bestimmungen des Dekrets vom Ernennungen, Versetzungen re. im össent» lichen Dienste. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums ber Finanzen. Bei der staatlichen Straßen- und Wasser bau Verwaltung ist ernannt worden:C la u s, zeither HilsS- expedient, als etatm. Expedient b. d. Straßen- u. Wasserbau insp. Zittau. Bei der Post - Verwaltung ist ernannt worden: Klotzsche, zeither Postsekretär, als Ober-Postsekretär in Meißen. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums de» Kultus u. Ssfentt. Unterrichts. Zu besetzen: Eine Sprachlehrerstelle an d. Mädchenbürgerschule (Höh. u. mittl. Volksschule) in Freiberg. Koll.: Der Siadtrat Außer dem staffelmäß. Einkommen, eiuschl. WohnungSgeld, doS mit 160« M. beginnt u. bis 8000 M. steigt, wird eine pensionsberechtigte Vergütung v 200 M. gewährt. Gesuche m. d. nötigen Bei lagen bis 26. Dez. an d. Koll rinzureichen; — die neu begr. 3 ständ. Lehrerstelle zu Gröditz Koll.: die oberste Schul behörde. Außer fr. Wohnung u. Gartengenuß 1200 M. Ge halt u. 100 M. unwiderrufl. pers. Zulage. Gesuche sind bis 31 Dez. b. Bezirksschulinsp. Sieber, Großenhain, rinzureichen. schriften eine Regelung fremder Kriegsreklamationen auf dem diplomatischen Wege ausgeschlossen sei. In dem ganzen Verhalten der venezolanischen Re gierung kann hiernach nur das Bestreben erblickt werden, den fremden Reklamationen die ihnen völkerrechtlich ge bührende Regelung zu versagen. Dazu kommt noch, daß in dem neuesten venezolanischen Bürgerkriege die Deutschen in besonders feindseliger Weife behandelt worden sind. So aufrichtig Deutschland von dem Wunsche beseelt ist, mit der Republik Venezuela freundschaftliche Beziehungen zu erhalten, und soweit cs davon entfernt ist, der staat lichen Unabhängigkeit dieses Freistaates zu nahe zu treten oder in seine inneren Einrichtungen eingreifen zu wollen, so kann sie doch das Verhallen der venezolanischen Negierung als seiner Würde zuwiderlaufend nicht länger dulden und glaubt daher seinerseits auf die Erledigung der deutschen KriegSrcklamationen in bestimmter Weise hinwirken zu müssen. Von weiteren Verhandlungen mit Venezuela verspricht es sich nach den bisherigen Erfah rungen keinen Erfolg. Die Behandlung der deutschen Kriegsreklamationen hat Deutschland ferner zu der Auffassung geführt, daß auch die deutschen Ansprüche wegen Nichterfüllung der von der venezolanischen Regierung vertragsmäßig über nommenen Verbindlichkeiten seines Schutzes bedürfen, um zu einer gerechten Erledigung zu gelangen. In dieser Beziehung kommen in Betracht die Reklamationen deutscher Firmen, denen Venezuela aus dem Bau eines Schlachthofs in Caracas noch 82 000 Bolivarcs schuldet, sowie die Ansprüche der deutschen Großen Venezucla-Eiscn- bahngcsellschaft aus einer ihrer zuqesichcrtcn ZinSqarantic. Die Ansprüche der genannten Eisenbahngesellschaft be laufen sich gegenwärtig auf rund 7'^ Mill. Bolivars und sind überdies in fortwährendem Steigen begriffen. Die wegen Regelung der vorstehenden Forderungen seit längerer Zeit schwebenden Verhandlungen sind bis her erfolglos geblieben. Der Kaiser!. Geschäftsträger in Caracas hat daher der venezolanischen Regierung ein Ultimatum überreicht, worin alsbaldige Zahlung oder befriedigende Erklärung wegen Festsetzung und Sicher stellung der vorbezeichneten Forderungen verlangt wird Sollte auf das Ultimatum nicht alsbald eine befriedigende Antwort crsolaen, so würde Deutschland sich zu seinem Froböse (v. Senden) spielte den aristokratischen Guls besitzcr und Parteimann cin wenig zu sehr auf einen Frühstücks- und Jeuobersten a. D. hinüber. Dergleichen Leute mag die Großväterzeit vereinzelt auch gesehen haben, aber der Typus ist neuer. Adolf Stern. Ncsidenzthcater. — Am 8. d. MtS.: „Jägcrblut". Volksstück mit Gesang und Tanz in fünf Akten von Benno Rauchcnegger. (1. Gastspiel des Schlier- sccr Bauerntheaters.) Nach mehrjähriger Pause hat sich das Ensemble des Schlierseer Bauerntheaters nunmehr wieder einmal zu einem kurzen Gastspiel hier eingefunden, freudig am gestrigen Abend begrüßt von einer das Haus allerdings nicht vollständig füllenden, teilnahmsvoll gestimmten Zu hörerschaft. Auf dem Spiclplanc stand eines jener Rauchencagcrschen Volksstücke, die in der Darstellung durch diese Naturschauspicler weit über ihren poetischen Wert emporgehoben werden. Wir brauchen uns nicht aufs neue kritisch zu ihnen, insbesondere zum „Jägcr blut", zu äußern, da oft genug von ihnen an dieser Stelle die Rede gewesen ist. Das Spiel der Schlier seer hat, das kann allerdings nicht verschwiegen werden, gegen früher viel von seiner urwüchsigen Frische und Kcrnhaftigkeit verloren; die Mitglieder dcü Ensembles sind im Laufe der Jahre eben auch routinierte Schau spieler geworden, die sehr wohl die Wirkungen der Bühnenhcleuchtung erkennen gelernt habcn und auszunützcn wissen Nichtsdestoweniger wohnt auch heute noch ihrem Spiele cin schlicht-ursprünglicher Zug inne, der ihnen zu ihren vielen alten manche neue Freunde gewinnen helfen wird Im Vordergründe des Interesses steht noch immer der begabte Laver Terofal, der in der gestrigen Vor stellung den Dorfbader Zanger! trotz einer nicht un beträchtlichen stimmlichen Indisposition gewandt und sehr humorvoll spielte. Neben ihm traten aus dcm straffen Ensemblcspiel die Damen Therese Dirnberger (Therese tell?, ordneten gegenüber wird ohne weiteres Gewalt an- gewendet In der nordamerikanischen Union kann der Sprecher alle Anträge, die ihm als lediglich zur Verschleppung gestellt erscheinen, einfach von der Be ratung ausschließen. Ebenso giebt es dort völlige ' Ausschließung aus dcm Hause und richterliche s Mittel gegen ungebärdige Volksvertreter. Wenn bei uns bislang mit der geltenden Geschäftsordnung »ausgekommen werden konnte, so ist das stets als ein gutes Zeichen für das ordnungsmäßige Verhalten der Abgeordneten angesehen worden. Das Ver trauen auf die Loyalität aller Teile des Parlaments ist aber durch das Treiben der Obstruktionsparteien arg erschüttert worden, und dadurch hat sich die Notwendigkeit zur Abänderung der Geschäftsordnung als dringend herausgestcllt. Daß dadurch das Recht der Minderheit beeinträchtigt werden folle, ist eine arge Uebertrcibung. seine MenschendarsteUung und der warme Anteil dcS Dichters an seinen Gestalten die beste Bürgschaft ihrer Dauer bleibt. Denn der ernstere Konflikt des Werks und die Zeitschildcrungen aus der Periode des aufstrebenden Liberalismus erscheinen stark abgeblaßt, aber die glück liche Charakteristik und die prächtigen humoristischen Sce- nen erfüllen uns nach wie vor mit vollem Behagen und heiterem Anteil. Freytags „Journalisten" sind als Stück aus der Gegenwart bisher in den Acußcrlichkcitcn der laufenden Mode des Tages dar'estellt worden. Beim fünfzig jährigen Jubiläum des Lustspiels hat man sich darauf besonnen, daß im Zuständlichen und in der Gefühls- und Ausdrucksweise dcsselbcndoch cin inzwischen historisch ge wordenes Element mitwalte, und hat dein Werke durch die Einkleidung in das Kostüm der fünfziger Jahre sein Recht und einen weiteren Reiz gegeben. Aus „Minna von Barnhelm" wissen wir, wie sehr gerade die Ein kleidung in die Tracht einer vergangenen Zeit geeignet ist, alle die Herzcnsregungen, Anschauungen und stetig sich erneuernden Schätzungen des inneren menschlichen Wertes und der Charaktertüchtigkeit, entscheidend hcrvor- treten zu lasten, die die unmittelbare Gegenwart mit der Vergangenheit eng verknüpfen. So darf die Neu gewandung der ..Journalisten" durchaus als eine Ver günstigung angesehen werden und wurde als eine solche vom zahlreichen Publikum der gestrigen Aufführung auf gefaßt und begrüßt. Die Verkörperung des Werkes selbst blieb auch im neuen Kostüm lebensvoll, vortrefflich im Zusammenspiel, ausgezeichnet in der Wiedergabe mehr als einer Gestalt. Frau Bastö (Adelheid Runcck), die Herren Stahl (Konrad Bolz), P. Neumann (Piepenbrink), Rens Schmock), Gebühr (Bellmaus) dürfen besonders hervor- gchoben werden; doch ließen es auch Fr!. GaSny (Ida), Hr Winds (Oberst Berg), Hr. Dettmer (Professor Oldendorf), Hr. Huff (Korb) nicht an sich fehlen. Hr. erst über alle Bühnen gingen, sprechen wohl von guten Erfolgen des vortrefflichen Stückes, aber sie wissen nichts von den „Sensationen", die seitdem üblich geworden sind, und nur wenige von ihnen wagen die Hoffnung auszudrücken, daß das deutsche Theater an Freytags humoristischer und leicht satirischer Erfindung einen dauernden Gewinn gemacht habe. Wie immer erregte damals das subjektive Element in der geistvollen, bunten und heiteren Lcbenswiedcrgabe Frey tags mannigfach Befremden. Ein Kritiker, der wie wenige die allgemeinen Vorzüge des Lustspiels zu würdigen wußte, Otto Banck, schrieb nach der ersten Dresdner Aufführung im März 1853 in dieser Zeitung: „Es zieht sich durch die Journalisten ein gewisses Brüskieren des Lächerlichen, eine forcierte Anwendung des Witzes und der Satire hin, die nicht nur bei hierzu geeigneten Sccnen in den Gedanken hervortritt, sondern sich auch bei ernsten Momenten inniger Herzenstiefe der Gefühle bemächtigt und das zartere Empfinden sarkastisch parodiert." Der Beurteiler hatte hier wohl vor allem die Gestalt des Bolz im Auge, er glaubte in dieser ihn schmerzlich be rührenden Eigentümlichkeit eine „Influenz kritischer GeisteSthätigkeit" zu erkennen. Nachmals offenbarten Fritz v. Fink und andere Charaktere in Freytags Romanen, daß auch der übermütige, seine heiligsten Gefühle hinter einem Scherz bergende Redakteur der Zeitung „Union" der innersten Natur eines Dichters entstammte, dem die lyrische Unmittelbarkeit versagt war und der in spröder Schamhaftigkeit dastieffte Leben der Seele nur auf Augenblicke enthüllen mochte. Gerade diese Eigentümlichkeit, die im Lustspiel kaum ein Mange! ist, trug wie cin Gerbstoff mit zur Erhaltung des Werks bei und die Besonderheit Freytags hat sich feit manchem Jahrzehnt zu einer weitverbreiteten Neigung moderner Menschen gewandelt. So sind die Bedenken längst ge schwunden, die sich da und dort äußerten und das ganze Geschick der „Journalisten" lehrt, daß die lebendige und König!. Schauspielhaus. — Am 8. d. Mts.: „Die Journalisten". Lustspiel in vier Akten von Gustav Freytag. (Neu einstudiert.) Fünfzig Jahre bedeuten in den Geschicken der Völker, der großen Entwicklungen der menschlichen Kultur je nach den Umständen viel oder wenig. Im engeren Rahmen der Kunstgeschichte besagt ein Halbjahrhundert allezeit viel, und da wir gründlich erkannt haben, wie kurz die Ewigkeit dichterischer Schöpfungen, mit der sich unsere gelehrten Poeten des siebzehnten Jahrhunderts so stolz brüsteten, eigentlich (wenige große Ausnahmen ab gerechnet) zu fein pflegt, fo rechnen wir Werke, die fünf Jahrzehnte hindurch in fröhlicher Unmittelbarkeit lebendig wirken und schon der dritten Generation Genuß ge währen, unbedenklich zu den bleibenden der Litteratur. Auf der Bühne vollends, wo der Tag den Tag ver schlingt, wo die Neigung, das Neue über das Gute zu fetzen, von bedenklicher Gewalt ist, wo die uralten, be ständig wicderkehrenden heiteren Motive im steten Wechsel der gesellschaftlichen Sitten und der Moden, immer neue Gestalt und wenigstens immer neue Tracht erhalten, will es für ein deutsches Lustspiel etwas heißen, sich ein halbes Jahrhundert in vollen Ehren und in unverminderter Frische zu behaupten. Um einen sicheren Maßstab für die Wirkungskraft von Gustav Freytags „Journalisten" zu haben, müßte man wissen, wie viele Lustspiele um da» Jahr 1852 und bis zum Jahre 1870 als Neuigkeiten erschienen und gespielt wurden, die alle längst wieder verschwunden, meist mit Recht, gelegentlich mit Unrecht vergeßen worden sind, während dies eine Werk dcm Spielplane jedes besseren Theater» dauernd einverleibt blieb. Die Berichte aus dm Jahren 1852 und 1853, wo die „Journalisten" zu- 24. Januar 1901 und soll sich überdies nur auf solche Reklamationen erstrecken, die der durch daS Dekret eingesetzten Kommission nicht rechtzeitig gelegt werden konnten. Jede weitere Erörterung der Angelegenheit hat die Regierung wiederholt mit der Begründung abgelehnt, daß m Venezuela mit Rücksicht auf die dortigen landesrechtlichen Vor- Ankündtgnns-iebützre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Anlündi- gungS-Seite oder deren Raum 20 Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz ü Ps. Ausschlag sür die Zeile Unterm Rc- daktionSstrich (Eingesandt) die Textzeile mttiler Schrift oder deren Raum SO Ps. Etebühren > Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Rümmer. 19027 Dresdner Mmml Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag« nachm. b Uhr. — Originalberichtt und dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. V 28S Dienstag, den 9. Dezember nachmittags vezu«Spret«: Beim Bezüge durch di« Aeschästssteae inuertzakd Dresden» 2,L0 M. (einschl- Zutragung), durch die Hkost im Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zuracksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht eiu- gesorderten Beiträge bean» »pruchl, so ist da« Postgeld beizusügen.
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