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Dresdner Journal : 06.12.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190212061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-12
- Tag 1902-12-06
-
Monat
1902-12
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 06.12.1902
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matt, t M, matt. > M., Rüb- , VN Spi- -mia» ^8 M., M., 180 M scher euer M., M., M., un- M, ictto, -aal- per >>cken )uch- länd. bi- ) Kg ocken bi- , do nter- per -freie M., plala > bi netto ) M. lange Lein- > bi- Malz b di- 0 kg l-gad« ä-zug uozug lmchl »mehl uund- lmchl Ü per -dner ij.abe. c 01 0 bi- 0 M., utter- »izen- Sack. 0 bi« » M., netto Marken Leiter, l- eide- ember k-, per r°M Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 5. d. M.: Drittes Symphoniekonzert der König!, musikalischen Kapelle (Reihe ^). „Dcr Schwerpunkt für die nächste Kunstentwickelung ruht ohne Zweifel in der Musik und in dcr Malerei: kein Wunder also, wenn beide Künste sich schwesterlich umfangen und einander von ihren reichen Gaben mit teilen" So ist Hans Huber zur Schöpfung seiner zweiten, seiner „Böcklin-Symphonie" gelangt, indem er, und zwar im Finale des Werks, eine Reihe der bekann testen Bildwerke seines berühmten Landsmannes in ihrer ausgesprochenen -Eigenart auf sich wirken ließ. Der Komponist bietet demnach eine neue Art, eine Bereiche rung dcr Programmmusik, die ihre Anregungen bisher zumeist aus der Poesie und ihren verwandten Gebieten, aus Vorgängen in der Natur oder dcr Geschichte erhielt. Die Berechtigung und Bedeutung der Proarammmusik zugegeben, muß es dem Tondichter gestattet sein, inner lich Erlebtes und Erschautes, nicht minder die aus künstlerischer Anschauung hervorgegangenen Stimmungen in seiner Sprache und Auffassung zum Ausdruck zu bnngen So hört man in den „Metamorphosen" eine stimmungsvolle Schilderung der „Meeresstille", eine Charakteristik des Titanen „Prometheus", dessen Auf bäumen gegen das Schicksal in schneidend chromatischen Intervallen der Violinen gezeichnet ist; man vernimmt den lockenden Ruf der „flötenden Nymphe" und folgt mit dem Ohre dem reizvollen „Spiel der Wellen". Die „Nacht" ist eine ebenso ansprechende, farbenreiche Episode, wie die abgeklärte Schilderung der „Gefilde der Seligen". Der „vor einem Marienbild geigende Einsiedler" giebt Gelegenheit zu einem ausdrucksvollen Violinsolo <Hr Max Lewinger) mit Begleitung der Orgel, und das „Bacchanale" fuhrt zu einem glanzenden Ab schluß der neun verschiedenen Tonbilder. In den drei ersten Sätzen der Symphonie beabsichtigte dcr Komponist in erster Linie absolute Musik zu geben, die ihm das Zeugnis eines Phantasie- und kenntnisreichen, eines die technischen Mittel seiner Kunst vollkommen beherrschenden Tonsetzers ausstellt. Die Sätze zeigen durchweg ge diegenes symphonisches Gepräge, eine hervorragende Be herrschung des modernen Kontrapunktes und eine oft überraschende Feinheit der Instrumentation. Das unter Hrn. Hofkapellmcistcr Hagen von dcr König!. Kapelle vorzüglich gespielte Werk des in Basel lebenden Kompo nisten wurde von Satz zu Satz mit steigendem Interesse ausgenommen und am Schlüsse mit anhaltendem Bcifallc begrüßt. Wärmer und herzlicher war jedoch die Auf nahme der Mozartschen „Nachtmusik", die eine so pietät voll entzückende Wiedergabe erfuhr, daß man jeden der vier Sätze am liebsten zweimal gehört hätte. Unter dem Heimgegangenen Alois Schmitt gehörte diese in köstliche Anmut getauchte Serenade für Streichinstrumente zu den bevorzugtesten Programmnummern der Mozartvereins- Konzerte. Webers unvergänglich sugcndfrischc Freischütz- Ouvertüre, in der Hr. Kapellmeister Hagen durch das ungewöhnlich breite Tempo des einleitenden Adagios offenbar einen besonders wirksamen Gegensatz zu dem jubelnden Schlußallegro herbeizuführen beabsichtigte, bildete den Schluß des genußreichen Konzertes. U S Aus den Dresdner Kunstsalons. Trotz dcr Weihnachtszeit, die unsere Kunsthändler nötigt, vor allem für gefällige und leichtverkäuflichc Bilder zu sorgen, giebt es sowohl bei Emil Richter auf der Prager Straße, als in Ernst Arnolds Kunstsalon zur Zeit mancherlei zu sehen, was auch den ernsteren Kunstfreund interessieren kann Neben der Sindingschcn Kollektion, die an dieser Stelle bereits eingehend ge ¬ würdigt ist, seflctl uns bei Rtchter vor allem die lebens große Bildnisbüstc des verstorbenen Dresdner Oberbürger meisters Uv. Stübel von Prof Karl Seffner in Leipzig. Sie ist zunächst in hohem Maße ähnlich, obwohl Seffner den Verstorbenen persönlich nicht gekannt, sondern nur auf Grund bildlicher Darstellungen gearbeitet hat; was aber am meisten an ihr besticht, ist die seltene Noblesse der Ausführung und die geschmackvolle Abtönung des Marmors, der durch die geschickte Behandlung Seffners alle Starre und Kälte verloren hat. Nicht minder vor trefflich erscheint eine zweite Büste des Leipziger Meisters, die den bekannten Berliner Musikverlcger Simrock dar- stellt. Der auffallend charakteristische Kopf dieses Mannes hat unter der Hand Seffners etwas ungemein Impo nierendes bekommen. Unter den gleichzeitig ausgestellten Oelgemälden fallen diejenigen des Berliners Hans Pigulla durch ihre effektvolle Lichtbehandlung auf. Man erkennt aus ihnen sofort, daß man cs mit Arbeiten eines ehemaligen Brachtschülers zu thun hat, dcr weniger auf die In timität der Charakteristik, als aus große, dekorative Wirkung ausgeht und sich durch die sichere Breite seiner Pinselführung empfiehlt. Prof. Karl Oesterley jun. aus Blankenese bringt eine gleichfalls dekorativ gehaltene Waldpartie mit Wasser, während Richard Knötel in Berlin das Interesse der Beschauer durch die Schilderung des „Heldentodes des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen in der Schlacht bei Saalfeld" zu fesseln weiß Paula Monj« aus Düsseldorf, deren im Sächsischen Kunstvcrein ausgestellten beiden Bilder wir neulich tadeln mußten, beweist durch ihr holländisches Genrcstück „Liebelei", daß sie auch Besseres zu leisten vermag, wenn sic auf das Sensationelle und Absonderliche verzichtet Die Marincbilder und Fischerscenen des bisher bei uns noch unbekannten P Gruppe aus dem Haag sind gut ge malte, echt holländische Werke, gehen aber über das in dem Vaterlandc des Künstlers allerdings höchst ansehn ¬ liche Durchschnittsmaß nicht hinaus. Tie „Amsterdamer Straßcnsccne" des vortrefflichen Britner hängt leider zu ungünstig, um richtig gewürdigt iverdcn zu können Das Hauptstück dcr Arnoldschen Weihnachtsausstellung ist ein großes Bild von Arnold Böcklin aus seiner besten Zeit, das bekannte „Heiligtum des Herakles" vom Jahre 1879. „Einsam", so beschreibt Max Lehrs in dem kurzen Leitfaden, den er zum Verständnis von Böcklins Kunst herausgcgebcn hat, das Bild, „ragt am Mceresgestade unter schattigen Lorbeerbäumen das archaische Standbild des Gottes über die runde Marmor mauer empor. Der Herbstwind rauscht in den Zweigen und weht die welkenden Blätter hcrav. Tiefrot leuchten die Ranken wilden Weines um verwittertes Gemäuer — Drei Krieger beugen in scheuer Ehrfurcht das Knie am Eingang des Heiligtums, indes ein vierter, über das Meer zurückblickcnd, hoch aufacrichtet steht. Suchen sie Schutz vor feindlichen Verfolgern? Geheimnisvoll rauscht es im Laube, und gleichsam gewährend erhebt der eherne Gott seine Rechte" — Die Malerei des vor trefflich erhaltenen Bildes, das aus Berliner Privatbesitz stammt, steht auf der Höhe von Böcklins Kunst. Trotz dem möchten wir cs nicht zu den Hauptwerken des Künstlers zählen. Die neue, eigenartige Gebilde schaffende Phantasie des Meisters ist bei seiner Entstehung nicht in Thätigkeit getreten, und so kommt es, daß uns die wundervollen, warmen Farben des Bildes nur eine kühle Hochachtung, aber keine Begeisterung abnötigen. Das Gegenteil ist wenigstens für unser Em pfinden bei den drei urdcutschen Landschaften Karl Haiders der Fall, der uns diesmal außer einer schon früher hier erwähnten, ganz neuen Ansicht des „Schliersees" einen Blick auf die gewaltigen „Mühlsturzhörner" und eine „niedcrbayrische Landschaft" vorführt. Die „Mühlsturzhörncr" in Haiders Darstellung könnten einen veranlassen, alles, was man gegen die Gcbirgsmalcrei seit Jahren gesagt und geschrieben hat, Amtlicher Teil. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.)* Nichtamtlicher Teil 10428 Dresden, 3. Dezember. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Pionier dcr 3 Kompagnie des 1. Pionier-Bataillons Nr. 12 Franz Otto Jäger in Dresden für die von ihm am 19. Juli 1902 unter eigener Lebensgefahr be wirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Er trinkens in der Elbe bei Mickten die silberne Lebens rettungsmedaille mit der Befugniß zum Tragen der selben ain weißen Bande verliehen worden. Unterrichts. v. Seydewitz. Die auswärtige Politik -er Woche. Der gemeinsame Wunsch der Mächte, In Afghanistan ist die aus dem englisch russischen Wettbewerb hervorgehcnde Spannung weder ernster, noch harmloser geworden. Die englische Presse steckt vor dem Andringen des slawischen Gegners nicht mehr nach früherer Uebung den Kopf in den Sand, verläßt sich aber auf die Anhänglichkeit des Emir Habibulla Khan für Großbritannien. Einer Anfrage im Untcrhause, ob der afghanische Herrscher beim Ausbruch von Unruhen militärisch zu unter stützen sein werde, ist die englische Regierung aus gewichen. Auch jede nähere Angabe über den in Ealcutta und London sicherlich bekannten Stand der unmittelbaren Verhandlungen Rußlands mit dem Emir wurde verweigert. Inzwischen zeigen sich die russischen Blätter nicht gerade angenehm berührt durch die Ankunft Lord Kitcheners in Indien. Sie sehen ihn schon mit dem Ausbau der anglo-indischen Ver teidigungslinien, dcr Errichtung neuer Sperrforts, der Vollendung strategisch wichtiger Eisenbahnlinien und dcr Einsetzung militärischer Agenturen in Kabul und Herat beschäftigt. Bedeutungsvoll fügt die „Nowöje Wremja" hinzu, nur der Ausbruch von Unruhen in Afghanistan, dcr für England unau- gcnchmcr als für Rußland sei, könne die rasche Ver wirklichung dieser Pläne hindern. Auch nach Persien würde vermittels einer Eisen bahnlinie von Nuschki durch das nördliche Beludschistan zur persischen Grenze Lord Kitchener, wie die russische Presse annimmt, seine organisatorischen Maßnahmen zur Abwehr des bewaffneten Zusammenstoßes mit Rußland ausdehnen wollen. Zu diesen strategischen Bemühungen würde allerdings die von den „Times" aus der Taufe gehobene friedliche englisch-russische Eisenbahngemeinschaft in Südpersien schlecht passen Sie ist denn auch angeblich auf Weisung aus Teheran von dcr persischen Gesandtschaft in London bereits in das Reich der Erfindung verwiesen worden. Auch alle Angaben über die Entsendung französischer Ingenieure zu Bahnvermessungen im südlichen Persien haben das gleiche Schicksal gehabt. Dagegen hat Lord Cranbornc im Unterhause zugegeben, daß in Ahwar am Karunfluß ein russischer Konsularagcnt für Arabistan eingesetzt worden ist. Dcr Lord benutzte eine darüber von dem Abgeordneten Gibson Bowles gestellte Anfrage, um nach Rußland hinüber zu ver sichern, daß die britische Regierung den Rcichsintcr essen am Persischen Meerbusen die größte Wachsam keit angedeihcn lasse. In Ostasien wird ein weiterer Fortschritt zur Wiederherstellung normaler Verhältnisse dadurch voll zogen, daß aller Voraussicht nach bis Mitte Januar nächsten Jahres die fremden Besatzungen aus Schanghai sämtlich zurückgezogen sein werden Ein englisches Blatt, „Daily Chronicle", hat sich darüber lustig gemacht, daß Deutschland bei diplo matischen Unterhandlungen mit den drei Besatzungs Mächten Gleichzeitigkeit der Räumung ausbedungcu habe, nunmehr aber seine Truppen erst nach dem auf den 20. Dezember festgesetzten Abzug dcr Eng länder zurücknehmen wolle. Dcr scheinbare Wider sprach löst sich sehr einfach. Uebcr die thatsächliche Durchführung der von den Regierungen vereinbarten gleichzeitigen Räumung sollte unter den in Schanghai befehligenden Offizieren mit Berücksichtigung der Transportverhältnisse eine sachverständige Ueberciu kunft geschlossen werden. In der betreffenden Sitzung der Befehlshaber erklärte aber der englische Kom Mandant, er habe zu Verhandlungen über eine ge mcinsame Räumung keinen Auftrag; cr habe einfach den Befehl, am 20. Dezember zu räumen Selbstverständlich kann diese aus London cr 'Mekanntrnachung, die Anmeldung zu dem an der Königlichen Turnlehrer-Bildungs-Anstalt in Dresden ab- zuhaltenden Lehrkursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen betreffend. An der Königlichen Turnlehrer-Bildungs-Anstalt zu Dresden beginnt am 5. Januar 1903 ein Kursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zulassung zu demselben sind unter Beifügung l. des Geburts- oder Taufscheines, 2. eines ärztlichen Zeugnisses über den Gesund heitszustand, 3. eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4 der Zeugnisse über die frühere Schulbildung, sowie über genossene turnerische Vorbildung und 5) . eines sclbstgefertigtcn Lebenslaufes bci dcm unterzeichneten Ministerium bis zum 22. Dezember 1W2 tinzureichen. Dresden, am 6. November 1902. Ministerium des Kultus und öffentlichen nung Gesucht unter Beifügung sämtl. Zeugnisse, in-bts. auch eine- AmtSsüdrungSzeuanisseS ln« auf die neueste Zeit b. Be- zirksschulinsprktor vr. Schilling, Rochlitz, dis 27 Dez einzu reichen. Nichtständ. Bewerber haben d. MilitärdienstnachweiS beizubringen Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. sW I« «eschäflsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Berg- und Hütten-Verwaltung sind ernannt worden: Schneider, zeither Schiedswardein bei den König!. Hütten, als Vorstand des Hüttenlaboratoriums zu Freiberg; Schotte, zeither Hüttenwardein bei den Muldner Hütten, als Schiedswardein bei den Königl. Hütten; Buck, zeither Httttenwardein bei den Halsbrückner Hütten, als solcher bei den Muldner Hütten; Mietzschke, zeither Hütten chemiker bei den Muldner Hütten, als Hüttenwardein bei den HalsbrücknerHütten; Illing, zeither Vizehüttenmeisterbei der Halsbrückner Schmelzhütte, als Betriebsleiter bei der Gold jchneidcanstalt zu Halsbrückner Hütten. Im «eschäftSbereiche des Ministeriums des Kultus u. Sstentt. Unterrichts. Erledigt: Die Kirchschulstelle zu Saupsdorf (Sächs. Schweiz.) Koll.: Das Ministerium des Kultus re. Außer fr. Wohnung im Schul hause cinjchl. Grundstacksnutzungen 1225 M. v. Schul- u. 200 M. f. d. Küchendienst, sowie das gesetzt. Hon. f. Fort bildungsschul- u. Turnunterricht. Bewerbungsgesuche an d. Koll, zu richten u. nebst den erfordert. Beilagen bis 28. Dez. an Bezirksschulinspektor Schulrat Lehmann, Pirna, einzu reichen — Zu besetzen: Die 5. Lehrerstelle in Pleißa. Koll.: Tie oberste Schulbehörde. 1400 M. Ansangsgehalt, steigt v. Beginn der Ständigkeit an in vierj. Zwischenräumen durch Zulagen v. zweimal 200 M., zweimal 150 M und zweimal 100 M nach 24 Diensts, bis 2.100 M; außerdem 150 bcz. 200 M. Wohnungsgeld. Bewerbungsgesuche nebst d. ersorderl. Beilagen bis 27. Dez. b. Bezirksschulinspektor Schulrat Richter, Chemnitz, einzureichen; — die 3. stand. Lehrerstclle an d. achtklass Schule zu Taura b Burgstädt. Koll.: Tie oberste Schulbehörde. 1300 M. Gehalt, fr. Woh Friedensgefahr auf dem Balkan vorzubeugen, wie sic im kommenden Frühling aus der unsicheren Lage in Macedonien Hervorbrechen könnte, ha dazu geführt, daß mehrere europäische Vertreter in Konstantinopel, vor allem die Botschafter Ruß lands, Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und Englands bei dem Sultan und der Pforte vorstellig geworden sind. Es wäre verfehlt, hierbei an einen Gesamtschritt dieser Botschafter zu denken; wenn sie auch, namentlich der deutsche und der russische, nicht ohne Fühlung miteinander gehandelt haben, ist doch jeder einzeln vorgegangen, und auch die Form des Auftretens war wohl nicht bei allen dieselbe. Für Rußland und Deutschland ergab si im Einklang mit ihrer wohlbegründeten Abneigung, das persönliche Ansehen des Sultans in den Äugen der Balkanvölker zu erniedrigen, die Wahl freund schaftlicher Ratschläge, die sich nicht in allgemeine Reformgedanken verloren, sondern auf das auch nach türkischen Verhältnissen Mögliche gerichtet blieben Die russische Diplomatie hielt mit kluger Mäßigun daran fest, nur genau umgrenzte und nur solch Maßnahmen zu empfehlen, die neben der Bcruhigun dcr christlichen Völkerschaften zugleich den Erfol haben werden, die Oberhoheit des Sultans in de macedonischen Bilajets zu kräftigen. Eine fort dauernde Unterwühlung der ottomanischen StaatS gewalt in diesen Gebieten würde Rußland schließli nötigen, selbst dort mit zügelnder Hand, anders ar gedrückt, mit Waffengewalt, einzugreifcn. aber diese Notwendigkeit ein, so hätte Lord Curzon sein Ziel, Rußland von Afghanistan und Persien auf eine Verwickelung im europäischen Orient abzu lenken und seinen diplomatischen und militärischen KraftüberschuG- dort festzulegen, erreicht. In Livadia scheinen diese Zusammenhänge zwischen den inner- asiatischen Fragen und der Balkanpolitik richtig er faßt worden zu sein, und Hr. Sinowiew hat die von dort nach Konstantinopel mitgebrachten Aufträge so ausgeführt, daß gleichzeitig die Stellung der Türkei gegenüber den macedonischen Beschwerdeführern ver bessert und der russische Einfluß am Goldenen Horn von neuem gestärkt worden ist. Dagegen war und wird auch fernerhin die russische Staatskunst für einen diplomatischen Kreuzzug gegen den unaus sprechlichen Türken im Stile der englischen und französischen Presse nicht zu haben sein und nicht unter dem Feldgeschrei „Reform" auf solche Aende rungen des bestehenden Zustandes hindrängcn, die zur Verschlimmerung der Balkanlage und am letzten Ende zur Gefährdung des Friedens in Südostenropa führen könnten. Das Zusammengehen Rußlands in Balkanfragen mit den westeuropäischen Mächten findet in jedem Falle seine Grenze an den eigcn- tümlicben Bedürfnissen der slawischen Welt. Die russische Presse verfehlt auch nicht, diese notwendige onderstellung des Zarenreiches hervorzuheben und >mit die auch in Deutschland gewürdigte Abneigung den die Verweisung der macedonischen Angelegen- ut vor eine internationale Konferenz zu begründen, ie russischen Wünsche decken sich auch im vor- f^siegendcn Falle mit Deutschlands Fricdensintcressen, und es kann uns nur mit Genugthuung erfüllen, »venn in zahlreichen österreichischen Preßkundgcbungen die Uebercinstimmung der Wiener Politik mit der in St. Petersburg befolgten festgcstellt wird. Unsere ? eigene Mithilfe brauchen wir nicht an die große Glocke zu hängen. Dcr vielgeschmähte dcutsche Ein fluß in der Türkei war thätig und wirksam genug, um die Verdächtigung, daß berechtigte Anstrengungen anderer Regierungen von nns durchkreuzt worden seien, für alle Beteiligten in ihrer Nichtigkeit er kennbar zu machen. Die der rechtzeitig vorbeugenden Politik mehrerer roßmächte zu verdankende Festigung dcr Orient- age erleichtert es, die Entwickelung der Tinge im vestlichen Nordafrika wie in der nörd- ichen Hälfte Ostafrikas aufmerksam zu ver folgen. Eine entschiedene Gruppierung der Mächte ist für diese ungelösten Aufgaben an den Küsten es schwarzen Erdteils noch nicht zu erkennen. Die Ausführungen des Ministers Prinetti vor der talicnischen Deputicrtenkammer am letzten Dienstag abcn gezeigt, daß Italien, bei aller Bereitwilligkeit, ie britische Somali-Expedition gegen den tollen ullah zu unterstützen, sich Zusicherungen für ie Unverletzlichkeit seiner Kolonie Benadir und cs italienischen Schutzgebietes an der Somatt- üstc ausbedungen hat. Dcr Schluß der Rede rinettis zeigt das Römische Kabinett nach wie vor bemüht, zwischen England nnd Frankreich einen Unterschied zu machen, vielmehr mit beiden frikanischen Nebenbuhlern möglichst auf gleichem rcundschaftlichem Fuße zu bleiben. Diese ab artende, aber keineswegs verzichtende Haltung taliens gilt auch für die marokkanische Frage, tau hält an der Unmöglichkeit fest, daß England uf dcm Wege einer unmittelbaren Einigung mit rankreich Tanger an die Republik ausliefern könne, die italienische Presse hat die auch im Laufe r Woche ausgestreuten Nachrichten über eine all gemeine Regelung der zwischen London und Paris streitigen Fragen so ungläubig ausgenommen, wie sie es nach der inzwischen von Lord Cranbornc im Unterhause abgegebenen Erklärung verdienten. Für nicht zweifelhaft aber möchten wir die lediglich das hier oft Gesagte bekräftigende Andeutung der „Bir mingham Post" halten, wonach Hr. Dclcasss eine derartige franko britische Generalvcrständigung gern zu stände bringen möchte und in London durch private Vermittler dafür wirken läßt. Inzwischen haben die französischen Kolonialpolitiker, wie in Marokko, auch in Abcssynien ein zwischen Eng land und Frankreich streitiges Einflußgebiet entdeckt. Der Deputierte für Cochinchina, Francois Dclonclc, ein eifriger Vorkämpfer dcr Vergrößerung Frank reichs in Afrika und Asien, hat erklärt, ohne die übertriebenen Befürchtungen einer Aufsaugung des ethiopischen Reichs durch Großbritannien zu teilen, müsse er doch für dringend erwünscht halten, daß die Republik am Hofe Kaiser Meneliks in AdiS- Abeba durch einen thatkräftigen Offizier nach dem Vorbilde des dortigen englischen Agenten Harrington vertreten werde. Auch Italien unterhält dort eine militärische Gesandtschaft und Rußland, das zugleich religiöse Schutzmacht Äbessyniens ist, ciuc Kosakcn- truppe mit mehreren Offizieren. 1902 BntünM,a»g««tbühre»: Die Aeilt kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gunaS-Sette oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Zissernsatz 5 Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daktionSstrich (Eingesandt) die Lextzrile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag- 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. Bez«,«Preis: Bezüge durch dir t-stelte innerhalb , 2,50 M. (rtnschl. W Nummern 10 Pf. Beim Bezüge H,schäst»aell. Aresden» Zutragunl im Deut! (au-schlil vierteljährlich Einzelne Herausgegeben von der Königl. Expeditton de- Dresdner Erscheine»: Werktag« nach». 5 Uhr. — OriginalLertchte und M 283 Sonnabend, den 6 Wird Zuracksendung der für die Schristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist da- Postgeld beizufügen. Journal nachmittags Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werdea.
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