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Dresdner Journal : 21.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-21
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 21.10.1902
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vtis»»»rei»: Beim Bezüge durch di« »«s^ft,»,-« Ir»»«»» 2,50 M («nschl. Zulr^^ung^, durch dit V»ft im Drulschen Reiche 3 M. (au-fchlikhüch Bestellgeld) virrteljLhrlich. Eiujelue Nummern 10 Pf. «ird Zurückfeuduna der fit, dieSchristleitung d^nmmleu, «der von dtefer nicht ein» -eforderteu Beitrüge beaa. tzacht, io ist da« Popgeld dtigufagm. Dresdner Jounml HerauSgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstrahe 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm 5 Uhr — Lriginalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden Ankündigung»,edkhrrti: Die Zeile Neiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gunaS-Srite oder deren Raum 20 Pf. Bei Tabellen» und Ziffernsav 6 Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re daktionsstrich (Eingesandt) die Teilzeit« mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren»Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags IS Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. O 245. Dienstag, den 21. Oktober nachmittags. 1902. Amtlicher Teil. PttsonalverSnderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche u. s. w. Ernen nungen, Beförderungen und Versetzungen. 20. Oktober Mit dem Ausscheiden aus der Ost- asiatischen Besatzungs-Brigade in der Armee wieder angestellt: Richter, Hauptm. und Komp.-Führer vom 1. Ostasiatischen Inf.-Regt, (bisherige Gliede rung), als aggregirt beim 2. Jäg.-Bat. Nr. 13, Frhr. v. Uslar-Gleichen, Ltnt. vom 1. Ostasiati schen Jnf.-Regt. (neue Gliederung), im 13. Jnf.- Regt. Nr. 178, Nagy, Ltnt. vom 1. Ostasiatischen Jnf.-Regt. (bisherige Gliederung), im 7. Königs-Jnf.« Regt. Nr. 106, Schreiber, Ltnt. vom 2. Ostasiati- schen Jnf -Rcgt. (neue Gliederung), im 8. Jnf.-Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107. 8 Abschiedsbewilligungen. 12. Oktober. Stecher, Ltnt. im 2. Gren. Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", scheidet behufs Ueber- tritts zur Marine-Infanterie aus dem Heere aus. Se. Majestät der König haben dem Hoftheater- Jnspieienten, prädizierten Oberinspicienten Ludwig Schmehl das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechts ordens Allcrgnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allcrgnädigst ge ruht, den nachgenannten Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen zu rrtheilcn, und zwar: des Großkreuzes des Grotz- hcrzogl. Sachsen-Weimarischen Hausordens der Wach samkeit oder vom weißen Falken: dem Generalltnt. Hingst, Kommandeur der 3. Div. Nr. 32; des Ritterkreuzes 2. Klasse des Großherzogl. Hessischen Verdienst-Ordens Philipps des Großmüthigen: dem Oberltnt. v. Hinüber im Gardc-Reiter-Regt.; des Ritterkreuzes 1. Klasse des Herzogl. Sachsen- Ernestinischcn Hausordcns: dem Hauptm. Moritz im Kriegsministerium. Unentgeltliche bakteriologische Untersuchung zur Feststellung ansteckender Krankheiten durch die Lentralstelle für öffentliche Gesundheitspflege. Die rechtzeitige Feststellung des Vorhanden seins ansteckender Krankheiten, welche sowohl für den Kranken als insbesondere auch für die All gemeinheit zur Ermöglichung der alsbaldigen An ordnung von Vorbeugungsmaßregeln gegen Weiter- Verbreitung der Krankheit vom größten Werte ist, kann in zahlreichen Fällen mit Sicherheit nur durch bakteriologische Untersuchungen erfolgen. Um letztere allgemein zu ermöglichen und deren Unter lassung aus Scheu vor den entstehenden Kosten zu verhüten, ist die Centralstelle für öffentliche Gesundheitspflege mit der unentgeltlichen Vornahme dieser Untersuchungen beauftragt worden. Tie Ausführung derartiger Untersuchungen ist von den behandelnden Aerzten, soweit ihnen nicht die in den Städten Dresden, Leipzig und Chemnitz vorhandenen Untersuchungscinrichtungcn kostenfrei zur Verfügung stehen, unmittelbar bei der Central stelle für öffentliche Gesundheitspflege in Dresden zu beantragen. Hierbei wird den Aerzten anheimgegcben, sich mit genannter Centralstclle wegen des Bezugs sterilisirtcr Gefäße zur Aufnahme der einzuscndenden Untersuchungsteile ins Vernehmen zu setzen. Die Bestimmungen der Verordnung vom 12. De- zember 1000 zur weiteren Ausführung des Reichs- gesctzes vom 30. Juni 1900 pp. — Gesetz-Blatt Seite 967 — werden durch gegenwärtige Bekannt machung nicht berührt. Vorstehende Bekanntmachung ist von den Amts blättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 4. Oktober 1902. Ministerium des Innern. v. Metzsch. süss Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im «eschLftsberciche »es Ministerium» der Finanzen. Bei der Verwaltung der Staatseisen- bahnen sind ernannt worden: Richler, zeither Tech nischer Bureauassistent I Kl., als Technischer BctriebSsekretär in Bautzen; die nachgenannten Feuermänner I. Kl und Reservesuhrer als Lokomotivführer: Dannheuser und Heyner' in Zwickau, Gneuß in Schandau, Grahmann' in Aue, Hoffmann' und Kramer' in Görlitz, Knauthe in Dresden-Fr., Lohse' in Flöha, Nikol in Dresden-A. I, Nösselt in Arnsdorf, Schubert' in Oelsnitz i.E, Unger' in Königsbrück, Wahl' in Bienenmühle und Wagner' in Dresden-N.; die nachgenannten Schlosser als Fcucrmänner l. Kl. unter Belastung der Eigenschast als Lokomotivfübrer-Lehr- linge: Alschner, Decker' und George' in Leipzig I, Büttner' in Leipzig H, Döge und Kühne'in Dresden A.il, Friedrich', Klotz'und Spengler' in Zwickau, Kimmer in Zittau, Köhn und Schilling' in Hilbersdorf, Stübner in Görlitz, Uhiig' in Dresden-Fr. und Zimmermann' in Pirna; die nachgenannten Hilfsscuermänner als Feucrmänner II. Kl.: Benjowski in Zittau, Cronachcr in Schwarzen berg, Göpfert' in Dresden A. I, Löw' in Dresden-Fr., Ott' und Schirmer' in Leipzig II, Wagner" in Nossen; Militäranwärlcr Groß, zeither Bodenarbeiter, als Packer in Olbernhau. Im Geschäftsbereich« de» Ministerium» de» Kultus u. Sffentl. Unterricht». Zu besetzen: die zweite ständ. Lehrerstelle zu Hundshübel. Koll.: die oberste Schulbehörde. Außer fr. Wohnung m Garten u. GraS Nutzung 1800 M. Anfangsgebalt, 25 M. f. kirchendienstl Ver tretung, 100 M f. Heizung der Schulstube, 55 M. f. Turn unterricht im Sommer, ev auch 55 M s. Fortbildungsschul unterricht Musikal Befähigung erwünscht. Bewerbungen m. allen erforderl. Beilagen ev. einschl. des Militärdienstaus- weiseS bis 10. Nov an Bczirksschulinspektor vr. Förster, Schwarzenberg; — a d. Bürgerschulen zu Zwickern mehrere HilsSlehrersteucn. Koll.: der Rat der Stadt. Jäbrl Ein kommen 1500 M., sofern aber der zu Wählende die Wahl fähigkeitsprüfung noch nicht bestanden hat, 1400 M Hilfs lehrer, die die Wahlsähigkeitsprüsuna bestanden haben u. 2 Jahre im hies. Schuldienste nach d Bestehen dieser Prüfung thätig gewesen sind, werden v. Ansang des nächsten Kalender- viertelj. nach Vollendung der zweij. Dienstzeit an, wenn die in 8 101 des 12. Nachtrags zur Lokalschulordnung sestgesetzten Voraussetzungen erfüllt sind, ständig. Sie beziehen dann 1700 M. Gehalt, der sich bis 3600 M. erhöht. Gesuche bis 30. Okt. a. d. Koll. Im Geschäftsbereiche de» Ministeriums de» Kriegs. Beamte der Militärverwaltung 28. Sep tember Wallner, Oberzahlmstr. des t.Pion.-Bats Nr 12, aus seinen Antrag unterm 1. Januar 1903 mit Pension in den Ruhestand versetzt. 9. Oktober. Trautlust, Kieß ling, Proviantamts-Aspiranten, unterm 1. Oktober d. I. zu Proviantamts-Assistenten — Trautlust beim Proviantamte Leipzig, Kießling beim Proviantamte Riesa — ernannt. 15. Oktober. Schumann, Kaserneninspektor in Zeithain, nach Dresden, Feustel, Kaserneninspektor in Dresden, nach Zeithain, unterm 1. Jannar 1903, — versetzt 17. Oktober. Ende, Roßarzt der Landw. 1. Ausgebots des Landw.-Bez. Zittau, behufs Ucberführuna zum Landsturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. 18. Oktober. Schanze, Oberapotheker der Landw. 1. Aufgebots des Landw.-Bez. ll Dresden, der Abschied bewilligt. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Kunst und Wissenschaft. Konzert. Die Ouartettvereinigung der Herren Henri Petri, Theodor Bauer, Alfred Spitzner und Georg Wille begann gestern im Musenhause vor erfreulicherweise dicht gefülltem Saale die von vielen Musikfreunden ausdrücklich erbetene Wiederholung samt sicher Streichquartette Beethovens, die, wie kaum noch gesagt zu werden braucht, in ihren drei Entstehungs gruppen eine ganze Welt von Stimmungen, die voll- Mdigc Entwickelungsgeschichte unserer heutigen Musik und die Vollendung des Ouartettsstiles in sich schließen. Mit den Wurzeln in den Anschauungen Haydns und Mozarts ruhend, ragen die letzten Offenbarungen Beethovens in Regionen, die vielen Hörern und selbst begeisterten Kunstfreunden wie ein unbekanntes, wohl „geahntes, aber nicht geoffenbartes" Eden erscheinen. . . Den Darbietungen des Petri-Ouartettcs kritisch näher zu treten, erübrigt sich angesichts des ausgezeichneten Rufes, den diese vornehme Künstlervereinigung in Dresden — und nicht nur in unserer Stadt — seit Jahren ge nießt Ihre Darbietungen entsprechen mit Bezug auf Goethes ästhetisches Urwort „Bilde Künstler, rede nicht" einem organischen Gebilde musikalisch-künstlerischer Ge sundung, sie sind das naturgemäße, das entzückende Er gebnis stetiger Entwickelung und einer strengsten künst lerischen Selbstzucht. Hr. Prof. Petri besitzt als Führer des OuartettS die innere Harmonie, das edle Maß, das feine Stilgefühl, das Temperament und die hohe Be- gristerungsfäkigkeit, die das Geheimnis einer voll endeten Kunstwirkung in sich schließen Sein Quartett gehört zu den vorzüglichsten, ja unentbehrlichsten musika lischen Erzichunasfaktorrn Dresdens, wenn freilich auch gerade da» beste, da» in der gediegenen Künstler- orreinigung lebt und wirkt, vom Hörer nicht völlig er ¬ worben werden kann: die Wahlverwandtschaft, die zur vollkommenen Durchdringung der künstlerischen Seelen führt. U. S. Die französische Ausstellung in Ernst Arnolds Kunstsalon. 2. Abteilung. Die Dresdner Kunstfreunde werden dem Inhaber des Ernst Arnoldschen Kunstsalons dankbar sein, daß er ihnen Gelegenheit geboten hat, in seinen September- und Oktober-Ausstellungen einen vollständigen Anschauungs kursus über die Entwickelung der neueren und neuesten französischen Landschaftsmalerei durchzumachen. Genauer genommen handelt es sich für die regelmäßigen Besucher des Salons nur um eine Wiederholung schon früher ge wonnener Eindrücke. Denn die französischen Impressio nisten, die jetzt in dem rechten Eckzimmer gut geordnet an die Stelle der Meister von Barbizon gekommen sind, waren bereits im März 1899 sämtlich vertreten, und auch die Vorkämpfer des Neu-Impressionismus, mit deren Werken die Haupträume des Salons gefüllt sind, Georges Seurat, Paul Signac und Theo van Rysselberghe, hatten sich damals schon cingesunden, während ihre Nachfolger C Croß und Maximilian Luce ausersehen waren, mit ihren Gemälden die Zimmer der Van de Velde-AuSstellung zu schmücken. Indem wir ihre Werke aufs neue aufmerksam betrachten, werden wir ganz von selbst dazu geführt, unser früheres Urteil nachzuprüfen und zu untersuchen, ob die gegenwärtigen Leistungen dieser Neu-Impressionisten uns nötigen, unsere Meinung über sie zu ändern. Als Ergebnis einer solchen Revision stellt sich heraus, daß uns ihre neuen Gemälde allerdings nicht mehr so wie die früheren zu überraschen oder gar zu verblüffen vermögen, daß wir aber unsere damass geäußerte Ansicht, daß wir es bei den Werken dieser Künstler mit einem bedenklichen Experiment zu thun Nichtamtlicher Teil. Vie Neform der Lrankenverficherung. Seit Jahren bereits ist die Notwendigkeit, das Gesetz betreffend die Krankenversicherung auf Grund der seit dem Jnslebentreten der Krankenkassen ge machten Erfahrungen einer Revision zu unterziehen, allseitig anerkannt worden Tie Reform der Kranken versicherung soll das letzte Glied in der Kette der Verbesserung des Arbeiterversichcrungswesens bilden Die Reform der Jnvaliditätsversichcrung und der Unfallversicherung ist bereits vollzogen worden, die der Krankenversicherung aber steht ihrer erheblichen Schwierigkeiten wegen noch aus. Es wird nicht zu bestreiten sein, daß eine Reform so wichtiger und tiefeingreifender Gesetzesbestimmungen erst vor sich gehen kann, nachdem alle einschlägigen Verhältnisse eingehend geprüft und die Wege zur Abhilfe von seither hervorgctrctenen Mißständen sorgfältig er wogen worden sind. Würde in dieser Beziehung nicht mit der größten Vorsicht und Planmäßigkeit vorgegangen, so würde die Reform ihre Aufgabe nicht erfüllen, sondern nur ein Flickwerk schaffen, das sich in kurzer Zeit wieder als revisionsbedürftig Herausstellen müßte. Um die Unterlagen für das in Aussicht ge nommene gesetzgeberische Vorgehen zu beschaffen, sind seitens des Bundesrates schon im Jahre 1900 an die Bezirksbchördcn, Interessenten und Sachverstän digen sehr umfangreiche Fragebogen versandt worden. Sowohl die Beantwortung dieser Fragebogen als auch deren Sichtung und Bearbeitung aber nehmen soviel Zeit in Anspruch, daß ein etwaiges Drängen auf rascheres Fortschreiten der reformatorischen Vor arbeiten keinesfalls angebracht sein würde. Der Fragebogen hat nämlich sehr schwerwiegende, grund legende Acnderungen des Krankenkassenwcfens ins Auge gefaßt. Zunächst giebt sich darin die Absicht kund, die freien Hilsskassen zu beseitigen und sie künftig nnr als Zuschußkasscn zuzulasfen, in denen die Mitglieder über obligatorische Versicherungspflicht hinaus sich ein höheres Krankengeld zu sichern ver mögen. Im Jahre 1000 bestanden 1451 ein geschriebene Hilfskasscn mit 846110 Mitgliedern, sie umfaßten also noch nicht ein Zehntel der Mitglieder von Krankenkassen überhaupt. Ta sie aber unter der Selbstverwaltung der Arbeiter stehen, sind sie meist unter den Einfluß der sozialdemokratischen Partei gelangt und werden von dieser zu propagandistischen Zwecken benutzt. Die Art, wie die Sozialdemokratie, die zudem auch auf einen großen Teil der Ortskrankenkassen erheblichen Einfluß erlangt hat, ihre Macht be nutzt, um bei Anstellung von Kassenbeamtcn und Aerzten das sozialdemokratische Parteiinteressc in den Vordergrund zu drängen, ist ja bekannt. Selbst von freisinniger Seite ist darüber lebhaft Klage geführt und auf Abhilfe gedrungen worden. Der „Vorwärts" hatte im Jahre 1890 das Zustandekommen des Zentral verbandes der Krankenkassen mit den Worten be grüßt: „Wir hoffen, daß sich durch diese Vereini gung die Krankenkassen zu einer neuen Waffe im Befreiungskämpfe des Proletariats entwickeln werden." Aus dieser Auslassung war also klar ersichtlich, daß cs im Plane der Sozialdemokratie lag, die Kranken kassenorganisation vermöge ihres Einflusses dcu sozial demokratischen Partciintercsscn dienstbar zu machen. Nach diesem Plane ist auch seitdem konsequent ver fahren worden In den vielen Krankenkassen, in haben, noch heute nicht zurückzunehmen brauchen. Das Ziel der Bewegung, auf den die erwähnte Gruppe von Malern lossteuert, liegt klar vor Augen. Das Streben der großen Pleister von Barbizon, die seelischen Eindrücke einer Nebenerscheinung zu einem intim wirkenden, in sich ab geschlossenen Bilde zu verdichten, wurde schon mit Claude Monets Auftreten zu gunstcn der Bemühungen, die Phänomene des Lichtes im Gemälde wiedcrzugcbcn, ver lassen. Die poetische Stimmung und der reiche lyrische Gehalt in den Werken der Fontainblcauer wurde durch ein auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebautes System der Lichtbehandlung ersetzt, das von den heutigen Im pressionisten mit beinahe fanatischer Konsequenz bis an das Aeußcrste verfolgt wird. Erreicht ist durch das von ihnen eingeschlagene Verfahren die Zerlegung aller zu sammengesetzten Farben in ihre Urfarbcn und durch das Getrennthalten der Lokalfarben, die als rote, grüne oder blaue Punkte und Strichclchcn nebeneinander aufgctragcn werden, allerdings nur ein Leuchten und Vibrieren, das selbst den farbigsten Gemälden Monets noch fehlt. Dafür aber ist nicht nur jede Feinheit der Zeichnung, der Schmelz des Kolorits und. die Schönheit der Komposition verloren gegangen, sondern vor allem die Persönlichkeit des Künstlers ganz unterdrückt worden. Fällt cs schon schwer, die späteren Arbeiten eincS Monet, Pisfaro und Sisley auseinander zu halten und ihre Indivi dualität aus ihnen zu erkennen, so unterscheiden sich diese Neu-Impressionisten höchstens durch den Grad der Ein seitigkeit, mit der sie die neue Lehre anwcndcn. Im übrigen aber gleichen sich die von ihnen müh sam zusammengestrichelten oder punktweise her gestellten Farbenmosaiten so auf ein Haar, daß es kaum der Mühe lohnt, zu fragen, wer der Urheber des einen oder andern unter ihnen sei. Es mag sein, daß der eine ein feineres Verständnis für Farbe und Harmonie als der andere besitzt; vielleicht kommt in einem Falle eine größere Steigerung der dekorativen Effekte als sonst denen die sozialdemokratischen Vorstandsmitglieder die Mehrheit hatten, wurden nur ganz zuverlässige Sozialdemokraten als Beamte angcstcllt, es war da durch eine Versorgung bewährter Agitatoren ge schaffen worden. Bei der Anstellung der Aerzte machte sich ebenfalls die Sozialdemokratie als Arbeit geberin geltend, die verschiedenen Aerztestreiks und die fortgesetzten Differenzen mit den Apothekern ent sprangen dem Bestreben der Sozialdemokratie, allent halben ihre Macht fühlbar zu machen Ja verschie dentlich wurden Aerzte, Apotheker und andere Krankenkassenlieferanten zu „freiwilliger" Beitrags zahlung an die sozialdemokratischen Parteikassen in Kontribution gesetzt. Die Entwickelung derartiger Verhältnisse konnte bei dem Erlaß eines Gesetzes, das den Arbeitern nur Vorteile bringen sollte, nicht vorausgesehcn werden. 'Nachdem sie aber eingetrrten war, mußte auch auf Abhilfe Bedacht genommen werden. Man hat demgemäß ins Auge gefaßt, den Ortskrankenkassen einen Gemcindebeamten- zum Vorsitzenden zu geben und den Arbeitgebern, die bisher ein Drittel der Beiträge aufbrachten, dafür aber auch nur ein Drittel der Beisitzer stellten, fortan die Hälfte der Beitragszahlung auferlegen und ihnen die Hälfte der Beisitzerzahl zuzubilligen. Dadurch würde dem bisherigen Schalten und Walten der Sozialdemokraten in den Krankenkassen ein Damm entgegengestellt sein, und die Ausnutzung der lediglich zur Verbesserung der materiellen Lage der Arbeiterschaft geschaffenen Institute zu sozialdemo kratischen Parteizwccken würde aufhörcn müssen. Wir zweifeln nicht daran, daß eine Krankenkassen- rcform nach dieser Richtung hin im Reichstage einer starken Mehrheit sicher sein würde. Von sonstigen Zielen strebt die geplante Rxforni noch folgende an: die Zusammenfassung der für einzelne Berufe bestehenden örtlichen Krankenkassen in eine gemeinsame Ortskrankenkasse und im Zu sammenhänge damit die Aufhebung der Gcmcinde- versicherung. Ferner die Lösung der noch streitigen Frage, ob die freie Acrztewahl obligatorisch zu machen sei, und ob als ärztliche Behandlung im ge setzlichen Sinne nur die Behandlung durch approbierte Aerzte angesehen werden solle. Aus der Hervor hebung dieser Hauptziele der Krankenkasscnreform ist ersichtlich, daß cs ein schwieriges, sorgfältig vor- zubercitendes Werk ist, das der Gesetzgebung dem nächst unterliegen soll. ZUM serbischen Labinettswechsel. Aus der Belgrader Meldung, die wir in der letzten Nummer unseres Blattes unter Drahtnachrichten gebracht haben, geht hervor, daß die Lösung der serbischen Minister krise in ganz anderem Sinne erfolgt ist als nach den bisherigen Berichten erwartet werden durfte. Die Bil dung eines Kabinetts, an dessen Spitze General Zinzar Markovic berufen worden wäre, hätte bekanntlich eine Abschwenkung von der rußlandfreundlichen Richt ung, und auch einen Bruch mit der seither auf das Kompromiß der Radikalen und der Fortschrittler gestützten Politik bedeutet. Wie es heißt und nicht un glaubhaft klingt, hätte König Alexander auf besonderen Wunsch der Königin Draga auf die Kombination Zinzar Markovic verzichtet. Es erscheint indessen außerdem nicht ausgeschlossen, daß auch russische Einflüsse im gleichen Sinne gewirkt haben. Denn dieser Tage war der Gesandte Tscharykow in Nisch, uni in Sachen des Empfanges des Königspaarcs am russischen Kaiserhofe beruhigende Versicherungen abzugebcn. Wenn cS ihm auch nicht gelungen ist, den Rücktritt des Kabinetts Vuic zu verhindern, so mögen seine Erklärungen doch heraus, vielleicht auch stimmt die Berechnung der Größe der Farbcnflecke im Verhältnis zu dem Umfange des Bildes das eine Mal besser als das andere, das Ergebnis jedoch ist schließlich immer dasselbe. Wenn das Experiment geglückt ist, erblicken wir eine unruhig wirkende, glitzernde und in den hellsten Farben funkelnde Fläche, die bald einen Meeresspiegel, bald einen Wald oder eine Stadt in grellstem Sonnenschein darstellen soll, die aber den Beschauer je nach der Beschaffenheit seiner Augen zu einer mühsamen Aufsuchung der Entfernung nötigt, von der aus die verschiedenen Farbcnklexe sich so vereinigen, daß der Eindruck einer Art von Form wenigstens einiger maßen gewonnen werden kann. Bei dm meisten dieser Bilder könnte der Maler, nachdem er seine Absicht fest gestellt hat, einem beliebigen Gehilfen, der nicht einmal sonderlich geschickt zu sein brauchte, einfach die Ausführ ung überlassen. Denn eS ist vollständig glcichgiltig, wer die Hunderte und aber Hunderte von Punkten eben auf die Leinwand mauert, und man muß sich nur wundem, daß ein Künstler von der Begabung RysselbcrgheS die Ausdauer hat, seine Kraft an einer so geistlosen Marotte zu verschwenden. Denn daß wir in ihm einen wirklichen Künstler zu sehen haben, erkennt man am besten an seinen gleich zeitig ausgestellten Aquarellen, die trotz geringen Umfanges und ganz flüchtiger Ausführung einen entschiedenen Blick für die charakteristischen Reize einer Landschaft verraten. Um sich von dieser Thatsache zu überzeugen, betrachte man z. B. die „Brücke in Arche" (Nr. 49). Mit welcher Sicherheit sind hier die Wellen des Flußes durch wenige Striche angcdcutet, und wie prächtig ist die Perspektive herauSgckommcn Unter seinen pointillistischen Oclbildcm kann man sich die Kicfcm des „Cap von Pierre" (Nr 39) noch am ehesten gefallen lassen Sie heben sich wirksam von dem dahinterliegendcn Meer ab und würden eine gute Vorlage für eine Stickerei oder für einen Teppich ergeben. Auch Paul Signac
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