Suche löschen...
Dresdner Journal : 16.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-16
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 16.10.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vei»«»ret<: Vtmi Bezug« durch die ch,schttt,Ü«ue luurr»«» Ire»»«»» r,KO M (ernschl. ZuIragungX durch die i« Deutschen Reich« » M. (au-schließlich Bestellgeld) virrtkljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Mrd ZurLcksenduna der für die tzchristleitung bestimmten, aber von dieser nicht ern- gesordetten Beiträge bean» Frücht, so ist da- Postgeld beizufügen. Drrs-ner W Journal. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen» Werktag» nach«. L Uhr. O241. Donnerstag, den 16. Oktober nachmittags. 1902 Anlüu»t-«n,-gebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gung--Seite oderderenRaum 2« Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz b Pf. Ausschlag sür die Zeile Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) die Textzeile mittler Gchrist oder deren Raum KO Pf. Vebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi» mittag- 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. Amtlicher Teil. Dresden, 8. Oktober Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist der am 1. Oktober dieses Jahres in -en Ruhestand getretene Professor Geheime Rat Dr Adolph Schmidt in Leipzig der Mitgliedschaft bei der Disziplinarkammer enthoben und an seiner Stelle der Geheime Rat Professor vr. Binding ;um Mitglied? der Disziplinarkammer auf 5 Jahre vom 6. Oktober dieses Jahres ab ernannt worden. Dresden, 6. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem ordentlichen Pro fessor der allgemeinen Pathologie und pathologischen Anatomie in der medizinischen Fakultät und Direktor de- pathologischen Instituts der Universität Leipzig, Geheimen Medizinalrat vr. Felix Marchand, da- Ritterkreuz 1. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen. Dresden, 11. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem ordentlichen Honorar professor in der Juristischen Fakultät der Universität Leipzig vr. sur. Moritz Voigt das Ritterkreuz I. Klasse vom Verdienstorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Konzert meister Henry Petri das Prädikat „Professor der Musik" Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schutzmann Fälsch in Cainsdorf das All gemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 14. Juni laufenden Jahres wird hiermit zur öffent lichen Kenntniß gebracht, daß von dem Finanz ministerium an Stelle des auf Ansuchen von seiner Funktion als Mitglied der Kommission zur Er haltung der Kunstdenkmäler enthobenen tech nischen vortragenden Rathes Geheimen Baurathes Waldow der technische Hülfsarbeiter im Finanz ministerium, Finanz- und Baurath Reichelt, zum Mitgliede der bezeichneten Kommission ernannt worden ist. Dresden, am 11. Oktober 1902. Ministerium des Innern. v. Metzsch. 9201 NekannLmachung. Tie Lebens- und Renten-Vcrsicherungs-Akticn- gesellschaft Allianz in Wien hat als Hauptbevoll mächtigten für das Königreich Sachsen gemäß §115 Abs. 2 des Reichsgesetzcs über die privaten Vcr- sicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 Herrn Karl Olivier mit dem Wohnsitze in Dresden be stellt. Dresden, am 10. Oktober 1902. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Vr. Bodel. S2oo Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im «tschLft-berciche b«s Ministeriums der Ki«an»en. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Petersen und Bartels, zeither Postanwärter, als Postassistenlenz.im Bezirke der Kaiseri. Ober-Postdirection Themnitz. I« «eschüftsbereiche deS Ministerium» de» Jnuer«. Bei der Thierärztlicheu Hochschule. An- aestellt: Militüranwärter Aug Alft Als. Melzer al» Maschinist und Heizer, MilitSranwSrter Frdr. Max Heinich als Diener f. d hygienische Institut. Im «eschLft-beretche de» Ministerium» br» Kultus«, üffentl. Unterricht». Zu besetzen: die Lehrer- stelle zu Wasewitz. Koll.: die oberste Schulbehörde Außer fr Wohnung im Schulhause 1200 M v Schuldienst, 100 M pers. Zulage bi- z. Eintritt in die erste AlterSzulage, 110 M s. Fottbildungsschul, bk M f. Turn- u. SS M f Hand arbeitsunterricht Gesuche m. d. ersorderl. Beilagen bi» b. Nov. an Bezirksschulinspektor vr. Michel, Grimma. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Znnerpolitisches aus Oesterreich. Aus Wien schreibt man uns: Der Wiederzusammentritt des österreichischen Rcichsrats erfolgt in einem bedeutsamen Augenblicke. Das Schicksal des österreichisch-ungarischen Ausgleiches ist noch immer in der Schwebe; die Schwierigkeiten, die eine völlige Einigung der beiden Regierungen verhindern, sind bis zur Stunde nicht beseitigt. Ge lingt es endlich, diese Schwierigkeiten hinwegzuräumcn, so werden die Volksboten zu beweisen haben, daß der Patriotismus, dessen sie sich eben in ihren Kund gebungen über die Ausgleichsfrage so oft rühmten, nicht nur ein ehrlicher und thatkräftiger, fondcrn auch ein abgeklärter ist. Dieser Beweis wird nur durch eine nüchterne, streng sachliche Prüfung des Aus gleichswerkes zu erbringen sein, durch den Verzicht auf den Popularitätsgewinn, der den ungestümen Kritikern stets winkt. Der wirkliche Patriotismus wird sich nur bewähren, wenn man das Erreichte, eingedenk des Verlaufes der Regicrungsverhandlungen unter dem Gesichtspunkt würdigt, ob die Erzielung noch größerer Errungenschaften überhaupt mög lich war. Die österreichische Regierung hat in der Aus einandersetzung mit Ungarn ihr Bestes gethan, um einer Benachteiligung Zisleithanicns vorzubeugen. Sie hat sich außerdem bemüht, in ihrem engeren Wirkungskreise den Boden für eine unbefangene Erörterung der Ausgleichsfrage seitens der öster reichischen Volksvertreter zu ebnen. Ihre allgemeinen versöhnlichen Bestrebungen fördern mittelbar auch dieses Ziel und die Mühe, die sie verwendet, um das schein bar für den Untergang reif gewordene Parlament wieder arbeitsfähig zu machen, galt auch der Er schließung des Pfades für eine verfassungsmäßige Erledigung des künftigen Ausgleiches. Die Re gierung lenkte die Aufmerksamkeit der Volksvertreter auf das Gebiet fruchtbringender wirtschaftlicher Re formen, und sie hat so nicht nur den arbeitswilligen Abgeordneten, sondern auch der Bevölkerung den Glauben an das Parlament wicdergegeben. War erst in cinein beschränkten Ressort die ruhige ge meinsame Thätigkeit der Volksbotcn möglich ge worden, so konnte die Hoffnung erstarken, daß diese Thätigkeit den Ausgangspunkt für die gänzliche Ge sundung des Parlamentarismus bilden werde. Das ernsteste Hindernis auf dem Wege zur Wiederherstellung normaler parlamentarischer Ver hältnisse blieb nach wie vor der nationale Konflikt zwischen Deutschen und Tschechen. Hier hat nun die Regierung den Hebel angcsetzt, um die Vor bedingungen für eine endgiltigc Klärung zu schaffen. Kunst und Wissenschaft. Konzerte. Die Wieder - Aufführung des Ora toriums „Christus" von Franz Liszt feiten des Dresdner Chorvereins unter Hrn. v. Baußnerns Leitung erwies sich als eine durchaus glückliche Maß nahme Einmal bot sie weiteren Kreisen, die jener ersten Ausführung am 16. April d. I. nicht beizuwohnen in der Lage waren, Gelegenheit, das unter allen Umständen hochbcdcutende Werk auf sich einwirken zu lassen Dann mußte denen, die cs bereits gehört hatten, willkommen sein, ihr Urteil einer Nachprüfung unterziehen zu können. Sie führte allerdings zu keinen wesentlich anderen Er gebnissen, als jenen, die wir in unserer Besprechung der ersten Aufführung niederlegten und so liegt denn auch leine Veranlassung vor, nochmals auf das Werk selber zu sprechen kommen, zumal es ja auch an dieser Stelle wiederholt von anderer Seite beleuchtet wurde. Es mag nur darauf hingewiesen werden, daß, so sehr es im all gemeinen der Wirkung zu statten kam, daß die Auf führung im Gotteshause, in der Neustädter Dreikönigs kirche, stattfand, doch anderseits die Zwiespältigkeit dieser Tonschöpfung stärker in die Erscheinung trat als bei der ersten Wiedergabe, die sie im Konzertsaalc fand Es wurde hier, an geweihter Stätte, in viel deutlicherer Weise erkenntlich, wie in Lr»zt das Weltkind überwog, wie er das völlige Sich-Versenken in das heilige Mysterium de« schönheitsvollen Kultus seiner Kirche wohl erstrebte, aber nicht erreichte und wie, musikalisch gesprochen, seine Virtuosennatur wahrem, innerem und groß zügigem Schaffen im Wege stand. Für die Auf führung selber giebt es nur Worte der Anerkennung und des Lobe« Hr. v. Baußnern hatte sie mit sicht lich hingehender Sorgfalt vorbereitet und bewährte sich in der Leitung der Maßen selber von neuem als ein hochbcfähigter Musiker, dem es auch nicht an jenem keu suers gebricht, das die Voraussetzung jeden Erfolges in dieser Richtung ist. Der numerisch offenbar in recht erfreulicher Stärke angetretenc Chor löste seine Aufgaben mit schönstem Gelingen und vermochte bei einem gün stigen Bestand an Männerstimmen auch klanglich sehr befriedigende Wirkungen zu erzielen. Kaum weniger brav hielt sich die das Orchester bildende Gewcrbehaus- kapclle, wenn auch selbstverständlich nicht alles einwand frei verlief, während Hr. Organist Richard Schmidt am Pulte der Orgel Gelegenheit fand, mit fester Hand die Grundierung des Tongemäldes zu bewirken. Unter den Solisten zeichnete sich vor allem Frau Geller-Wolter durch ihre stilvolle Durchführung der Altpartie aus, während Frl. Dietz wieder, wie in der ersten Aufführung, durch warme Beseelung des Vortrags erfreute. In letzterer Hinsicht ging Hr. Gausche als Christus fast zu weit. Die Stimme büßte bei einem Zuviel von Ausdruck an Klangnobleße ein und überdies gewann der Vortrag auf diese Weise einen etwas theatra lischen Anstrich. Hr. Eduard Mann vervollständigte das Ensemble, seine des öfteren gerühmte Berufung als Oratoriensänger von neuem bekundend. Das Gotteshaus war gut besetzt und die Aufnahme vor allem auch der Aufführung selber eine fühlbar sympathische. O. S. — Das Leipziger Soloquartett für Kirchen gesang, das sich m Dresden zuletzt in der Reformierten Kirche hören ließ und auf ausgedehnten Reisen in das Ausland, ja bis über das Meer, inzwischen fortgesetzt große künstlerische Erfolge zu verzeichnen hatte, gab gestern abend in der Kreuzkirche ein Konzert, das schon um seines wohlthätigcn Zweckes willen einen stärkeren Besuch verdient hätte Das sorgfältig zusammengestellte Programm bot einen gedrängten Blick über die Meister deutsch-evangelischer Kirchenmusik vom 16. bis 19. Jahr hundert, von denen als die wichtigsten und hervor- agendstcn Vr. Martin Luther, Johannes Eccard und Es ist sicherlich kein Zufall, daß dies heute, an« Be ginne einer für Oesterreich überaus wichtigen Parla- mentstagnng geschieht. Die Volksvertreter sind mit einer drückenden Verantwortung belastet, die ihnen aus der Frage des österreich ungarischen Ausgleiches erwachsen muß, wie immer auch die Entscheidung dieses Problems sich gestalten möge. Die Re gierung hat in dieser Frage nicht nur formell das Recht auf Unterstützung des österreichischen Parlaments; sie erwarb sich durch ihre Be harrlichkeit und Festigkeit in den Verhandlungen mit Ungarn auch den stärksten moralischen Anspruch auf jene Unterstützung Ein Parlament, dessen Kraft durch den nationalen Zwist gänzlich gelähmt wäre, könnte ihr aber keinen Rückhalt bieten. Der Zeitpunkt für einen neuen Versuch zur Beilegung oder Aenderung des nationalen Kampfes war daher richtig gewählt. Der Schritt, den die Regierung nun unternahm, bezweckte die Anbahnung einer deutsch-tschechischen Verständigung bezüglich der Sprachenfragcn. Der Gebrauch der deutschen und tschechischen Sprache soll in Böhmen und Mähren nach Maßgabe der Nationalitätsverhältnisse so geregelt werden, daß die begründeten Forderungen der Tschechen erfüllt er scheinen und daß die Deutschen einen Schutz gegen weitere Vorstöße des tschechischen Elements errangen. Die Regierung greift in ihrem bezüglichen Elaborate auf den schon wiederholt erörterten Vorschlag der Errichtung eines deutschen, eines tschechischen und eines gemischten Sprachgebietes zurück, wobei jedoch den gegen frühere Abgrcnzungsprojekte erhobenen Bedenken beider Teile Rechnung getragen wurde. Die Vorschläge der Regierung sollen keineswegs als unabänderliche gelten; sie sollen nur die Grundlage für die Beratungen der Vertrauensmänner der deutschen und tschechischen Bevölkerung bilden. Die Regierung setzt keinen Ehrgeiz in die Verwirklichung der Einzelheiten ihres Entwurfs; sie will nur die kämpfenden Parteien zu einer direkten Aussprache veranlassen und sie wird jedes dem Friedenszwecke dienende Ergebnis dieser Aussprache mit Genug- thuung begrüßen, auch wenn er von ihren Vor schlägen abweicht. Vorläufig sind aber die Aussichten auf einen Er folg der neuesten Verföhnungsaktion nichts weniger als erfreuliche. Die deutschen Parteien bezeichnen zahlreiche Bestimmungen des Regicrungsentwurfes als unannehmbar. Daraus geht hervor, daß die Vorschläge gewiß keiner einseitigen Parteinahme für die Deutschen entspringen. Trotzdem erklären die tschechischen Preßorgane kurzweg, jene Vorschläge seien für die tschechischen Führer schlechterdings un diskutabel. Die Tschechen werden somit, wenn ihre derzeitigen Anschauungen keine Milderung erfahren, gar nicht in die Erörterung des Entwurfes ein- treten, während die Deutschen eine solche Erörterung nicht unbedingt zurückweisen. Durch ein schroff ab lehnendes Verhalten der Tschechen würde das Scheitern des Versöhnungsversuches besiegelt und die Frage des größeren oder geringeren Entgegen kommens der Deutschen gegenstandslos. Dann müßte aber auch die Verantwortung für die ungeschwächte Fortdauer des nationalen Kampfes und für alle Konsequenzen dieser unseligen Entwicklung ausschließ lich die Tschechen treffen. Die tschechischen Politiker schöpfen ihre Argumente und ihren Mut aus der Erinnerung an eine Epoche unserer inneren Geschichte, in der ihnen weitgehende Sonderrechte auf Kosten der Deutschen durch einen Handstreich zugcwcndct wurden. Sie verdankten diese sogenannten Rechte aber einem Rechtsbruche, der bald die gebührende Ahndung fand. Die neuerliche Anerkennung deS Augcnblicksbesitzes, der ihnen damals in den Schoß fiel, würde die Deutschen zur erbitterten Abwehr zwingen und die Beilegung des nationalen Zwistes ganz unmöglich machen. Die tschechischen Politiker verschlechtern daher nur ihre eigene Position, wenn sie unter Berufung auf einen Fehler eines früheren Kabinetts die Wiederholung dieses Fehlers von einer Regierung verlangen, die wohl den Frieden Herstellen, jedoch nicht die Deutschen vergewaltigen will. Sie können mit dieser Taktik jeden Versöhnungsversuch vereiteln, aber keinerlei Erfolg für ihre nationale Sache erreichen. Der Weg, den sie angeblich einzuschlagen gedenken, führt nicht zum Siege, sondern zur politischen und parlamentari schen Isolierung. Tagesgerichte. Deutsches Reich. Berlin. Gestern vormittag unternahm Se. Majestät der Kaiser von Seinem Gute Cadinen aus einen Spaziergang über Hünenberg nach Pantelau. — Der Ausschuß des Bundesrats für Zoll- und Steuerivesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerivesen, für Handel und Verkehr, für Justizwescn und für Rechnungswesen hielten gestern Sitzungen ab. -- Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Nachdem sich die Audienz der Burengenerale bei Sr. Majestät dem Kaiser aus den bekannten Gründen zerschlagen hat, werden auch die amtlichen Kreise von der An wesenheit der Generale in Berlin keine Notiz nehmen. — Gestern vormittag tagten verschiedene Reich stags- fraktioncn und berieten die zweite Lesung de- Zolltarifs, so dasZentrum, die Nationalliberalen, die Freisinnige Vereinigung und die Polen. Be züglich des Modus der Verhandlung über den Zolltarif gehen die Ansichten noch auseinander, doch dürfte die Willcnsmeinung des Seniorenkonvents zuerst 8 1 ^S Tarifgesctzcs mit den Minimalsätzen bei Getreide- und Viehzöllcn in Verbindung mit den entsprechenden Maximal sätzen bei Getreide- und Viehzöllen, dann den ganzen Tarif und schließlich den Rest deS Tarifgesetzes beraten zu lassen, durchdringen. Da« Zentrum hat sich wenigsten« m diesem Sinne ausgesprochen, die prinzipielle Haltung aber vorläufig auf die Kommissionöbcschlüße zweiter Lesung festgelegt. Die Nationalliberalen werden den Vorschlägen des SeniorcnkonvcntS zustimmcn. Die Freisinnige Ver einigung bekennt sich als Gegnerin des Tarifs überhaupt, befehdet aber, wie ein parlamentarischer Berichterstatter wißen will, das von den Sozialdemokraten angedrohte Mittel der Obstruktion als unzweckmäßig. — Die Abgeordneten v. Wangenheim, Rösicke und Hahn brachten im Reichstage die von ihnen bei der zweiten Beratung der Zollvorlage in der Kommission namens des Bundes der Landwirte vorgclegtcn, aber abgelehntcn Anträge auf Erhöhung landwirtschaft licher Zölle rc. em. — In der Sitzung der Zolltarifkommission vom 1. Oktober d. I. hat der Staatssekretär des Innern behufs thunlichst umfaßender Aufklärung über die Ge staltung und die Wirkungen des Kartellwesens mündliche Verhandlungen in Aussicht gestellt, an denen Vertreter von Kartellen und der durch ihre Thätigkeit beeinflußten Kreise, sowie hervorragende unbeteiligte Sachverständige mitzuwirkcn haben würden, und zwar sollen solche Verhandlungen für eine Reihe der wichtigsten Kartelle nach und nach in die Wege geleitet werden. Um die Einzelheiten des hierbei cinzuschlagenden Ver fahrens festzustellcn, hat der Staatssekretär nunmehr zu einer Vorbesprechung auf den 14. November d. Js. nach dem Neichsamte des Innern eine Reihe von Sach verständigen cingeladen, bei deren Auswahl die ver schiedenen wirtschaftspojitischen Richtungen und Wirt- Michael Prätorius, Heinrich Schütz, Leo Hasler und Johannes Krüger, Joh. Seb. Bach, I. A. Hiller und Balthasar König, Moritz Hauptmann und Albert Becker zu nennen sind. Alle zwölf Chöre, die durch den Gegensatz ihrer musikalischen Anlage, ihres Stimmungs und Empsindungsgchaltes, ihrer Harmonisierung und poliphonen Führung der Stimmen das besondere Interesse der Zuhörer erweckten, wurden mit historisch-künstlerischem Stilverständnis, mit feinster, im Pianissimo manchmal fast zu weit gehender Abtönung, mit Wohlklang und mit bemerkenswert geschickter und sorgfältiger Verschmelzung der Stimmen vorgetragen. Und wenn die Gesänge der letzten Programmabtcilungen im allgemeinen besser als die der ersten ausfielen, so ist dies wohl auf. den Um stand zurückzuführcn, daß die vortreffliche Ouartett- vcreinigung, deren verdienstvoller Begründer und Leiter Hr. Kantor Röthig ist, mit der eigenartigen Akustik der Kreuzkirche und ihrem weiten Raume im Laufe des Abends erst allmählich genauere Fühlung erhielten. Jedenfalls werden sich die Freunde kirchlicher Musik dem Leipziger Soloquartett für den anregenden und genußbringendcn musikalischen Abend zu lebhaftem Danke verpflichtet fühlen dürfen. . HZ Bildende Kunst. * Die ältesten menschlichen Porträts hat der Engländer Herbert in einer großen Sammlung von Feuersteinen gefunden, die er aus vorgeschichtlichen Gräbern zusammcngebracht hat. Allerdings läßt sich schwer fcststellcn, inwieweit vielleicht die Einbildungskraft bei dieser Deutung .mitgcwirkt hat, ehe man nicht die Steine selbst oder wenigstens deren Photographie gesehen hat Er hält die Steine für Proben einer sehr alten Bildnerei. Einige davon sollen zweifellos eine gewiße Aehnlichkeit mit menschlichen Gesichtern haben. Außer dem hat sich eine große Zahl von Stücken gefunden, die deutlich verschiedene Formen des tierischen Lebens darstcllen. Im allgemeinen sind sie sehr wenig be arbeitet. Die alten „Künstler" haben Vorteile gezogen aus den vielen merkwürdigen Gestalten, die bei den Fcuerslein- bruchstücken an sich zu finden sind und haben mit einigen wenigen Schlägen und Schnitten, die zuweilen mit sichtlicher Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit auö- geführt worden sind, dem Stein die lebendigen Formen gegeben. Herbert scheint unter anderen Sammlern und Sachverständigen zunächst noch großen Zweifeln begegnet zu sein, indem die Form der Steine nach dem Urteil anderer durch Sprünge unter der Einwirkung von Frost und Hitze erklärt wird. Gerade diejenigen Steine je doch, in denen Herbert die Umriße menschlicher Ge sichter erkennt, sollen besonders beweisend für die künst liche Bearbeitung sein. Die Profilbilder sind durch ihren Ausdruck zuweilen überraschend, aber die Versuche zur Darstellung eines Porträts vn k»e« verraten eine viel geringere Kunstgattung. Die meisten davon sind ganz ähnlich den Kritzeleien eines Kindes, das zwei Augen und einen Mund darunter malt, sie würden also unsere steinzeitlichen Vorfahren nur in einer recht niedrigen Entwickelung in der Ausübung der Kunst er scheinen laßen. Es wäre wohl zu wünschen und wird auch von Herbert selbst angeregt, daß die genaue Unter suchung dieser sonderbaren Feuersteine und auch die ein gehende Durchforschung ihrer Fundstelle einem erfahrenen Sachverständigen anvertraut würde, von dem man sich einer genügenden Kritik versehen könnte. Musik. * Aus Elberfeld wird berichtet: Raoul Koczals- kib Oper „Rymond" erzielte bei ihrer hiesigen Erst aufführung nur einen Achtungserfolg. Der anwesende Komponist wurde nach dem zweiten Akte und am Schlüße wiederholt gerufen. * Da« Komitee der schlesischen Musikfeste zu Görlitz hat unter dem Vorsitze des Generalintendant«!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite