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Dresdner Journal : 09.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-09
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 09.10.1902
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V S3S vkju,«preis: Bei» Bezüge durch die E«f4«sl»qelr, i«n,rtz«r» Pre»»eu» 2,b0 M («inschl. Zuliaguag), durch die ^»k i» Deutschen Reiche » M. («»»schließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Mrd Zuracksendung der für dir Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» gesorderten Beiträge bean sprucht, so ist da- Postgelv beizusügen. Dresdner M Journal. Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine«? Werttag» nach« ü Uhr. «ukilndignngSgrbistzrtt,: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gung« Sette oder deren Raum SO Pf. Bei Tabellen- und Zisfernsad » Pf Ausschlag für die Zeile Unten» Re daktionsstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrist oder oeren Raum SO Pf. Srbühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag- 12 Uhr für d,r nach mittag- erscheinende Nummer 1VV2 Donnerstag, den 9. Oktober nachmittags. Amtlicher Teil. Te Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, die Revierverwalterstellen auf Ottendorfer und Pausaer Revier den zeithcrigcn Forstasfessoren Bcez und Canzler unter Ernennung derselben zu Ober- fSrstern zu übertragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bahnhofsinspektor I. Kl. a. D. Keil in Limbach das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Hütteuverwaltcr Sack in Erla und dem Luchhandlungskassirer Gangloff in Leipzig daS Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden, dem Buch handlungsgehilfen Frauenlob daselbst das Albrechts kreuz, dem Buchhandlungsmarkthelfcr Benndorf in Leipzig Reudnitz und dem städtischen Bodenmeister Maelzer in Leipzig daS Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Personalveränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche u. s. w. 3. Oktober. Hahn, Oberltnt. im 5. Inf. Regt. „Kronprinz" Nr. 104, der Abschied bewilligt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachgenannten Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen zu ertheilen, und zwar: des Königl. Preußischen Kronen-Ordens 4. Klasse: dem Ltnt. v. Schönberg- Rothschönberg im Garde-Reitcr-Regt.; des Ehren- komthurkreuzes des Fürstl. Hohenzollernschen Haus- ordens: dem Obersten de Vaux, Kommandeur deS 13 Jnf.-Regts. Nr. 178; des Ritterkreuzes des Kaiserl. und Königl. Oesterreichischen Franz-Joseph- Ordens: dem Ltnt. Kannengießer im 4. Jnf.-Regt. Nr 103. Grueunungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im «eschLftSdereiche »tS Ministeriums »er Justiz. Bei dem nach dem Reichsgesetze vom 1V. Januar 1878 für das Königreich Sachsen gebildeten photographischen Sach- verstSndigen-Vereine sind infolge Ablebens deS Kunst händlers Gräf und des Professors zur Strassen sowie wegen Wegzugs des Bildhauers vr Kietz ernannt worden: der Photograph Alfred Hahn in Chemnitz und der Hosphotograph Erwin Raupp in Dresden zu ordentlichen Mitgliedern, der Professor vr. Aar land in Leipzig zum stellvertr Mitgliede. Am Geschäftsbereiche be» Ministeriums deS KultuS u. öffentl. Unterrichts. Erledigt: die 4 ständ Lehrerstelle a. d. 8klass. Schule zu Taura b. Burgstädt. Koll.: die oberste Schulbehörde. 1200 M Gehalt, 100 M. Pers. Zulage bis z. Eintritt der 1. gesetzt. Alterszulage, SS M f. Sommerturnen u. fr. Wohnung. Gesuche sind unter Bei fügung sämtl. Zeugnisse, inSbes. auch eines Amtssührungs- zeugnisscS bis auf die jüngste Zeit, b Bezirksschulinspektor vr. Schilling, Rochlitz, bis »1. Okt. einzureichen. Nichtständ. Bewerber haben den Militärdienstnachweis beizubringen. Am Geschäftsbereiche d,S Ministeriums deS Krieg». Beamte der Militärverwaltung 3. Oktober vr Hörmann, Oberapotheker der Landw. 1. Aufgebots des Landw Bez. II Dresden, behufs Ueberführung zum Landsturm 2. Ausgebols, der Abschied bewilligt. (Brhördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Z»m Wiederbegi«» der sra»zösischen Kammer- u»d SeaatSderhaadluugen. Man schreibt uns aus Pari-: In der nächsten Woche treten Kammer und Senat wieder zusammen und wir stehen daher unmittelbar vor dem Aufzuge des Vorhangs, der uns die Winter spielzeit der politischen Bühne Frankreichs enthüllen soll. Was werden sich wohl diesmal für Scenen auf ihr abspielenk Man kann nicht gerade sagen, daß die Aussichten besonders günstige sind. In der Kammer wird das Ministerium zunächst den Budget plan für 1903 einbringen. Daß dies so spät ge schieht, ist teils eine Folge der letzten allgemeinen Kammerwahlcn, teils diejenige der mißlichen Finanz lage, die dem Finanzministcr seine Aufgabe erschwerte. Er hat, so gut es ging, ein einigermaßen annehm bares Budget hergcstellt und die Kammer hat nun in erster Linie ihre Finanzkommission zu ernennen, die es prüfen muß. Je schwieriger diese Prüfung ist, desto länger wird sie dauern, und man sieht voraus, daß das Plenum nicht viel vor Jahresschluß seinerseits zur Durchberatung des Budgets kommen wird. Dadurch wird dann wieder einmal, dainit die Staatsmaschine am 1. Januar 1903 nicht stehen bleibt, das Regime der provisorischen Zwölftel not wendig, d. h. der Vorwegnahme zwölfter Teile des Jahresvoranschlags. Und da diese Zwölftel natür lich nur annähernd ausgerechnet werden können, wenn das Ganze noch nicht genehmigt worden ist, so ergeben sich aus dieser Finanzpraxis Nachtragskrcdite und sonstige Unannehmlichkeiten, die der Ordnung im Staatshaushalte nicht dienlich sind. Die Zeit bis zur Budgetberatung gedenkt die Kammer mit den noch übrigen Wahlprüfungen und mit der Beschlußfassung über die Existenz berechtigungsgesuche der Kongregationen auszufüllen. Bevor sie hierzu schreitet, soll eine große Debatte über die allgemeine Politik vom Stapel laufen, wozu «ine Reihe von Interpellationen und nament lich der Umstand den Anlaß giebt, daß sich unter ihnen mehrere befinden, die das gegenwärtige Schmerzenskind der Regierung, nämlich die Anwen dung des unter Waldeck-Rousseau gegebenen Ver eins- und Klostergesetzcs, betreffen. Ministerpräsident Combes will hier erst die Meinung der Kammer kennen lernen, bevor er weiterregiert, und sich des Vertrauens derselben versichern, um, durch letz teres gestärkt, einige neue Gesetzesvorlagen genehmigt zu erhalten, welche die Mängel, an denen jenes leidet, verbessern und einige Lücken ausfüllcn sollen, die sich seit seinem Inkrafttreten herausgcstcllt haben Man erwartet von dieser Debatte eine Entscheidung. Sie soll über Sein oder Nichtsein des Kabinetts richten und ihr Schwerpunkt wird zweifellos die Kongregationsfrage sein. Denn daß sich der Kriegs- und der Marineministcr durch die Reden auf ihren Tourneen durch Frankreich etwas mißliebig gemacht und da und dort angestoßen haben, ist jedenfalls Nebensache. Hängt doch davon auch nicht gerade das Wohl und Wehe des Land und Sechecres ab. Dagegen haben sich, seit Hr. Combes Minister präsident nnd Kultusminister ist, manche Mißhellig kciten ernster Art ans der Anwendung des Kloster gesetzes ergeben. Dieses Gesetz verbot denjenigen Kongregationen, die seine Bestimmungen nicht beachten wollten, die Erteilung öffentlichen Unter ¬ richt», und wenn die Kongregationen oder ein zelne ihrer Mitglieder dennoch Schule hielten, so mußten diese Schulen geschlossen werden Dies ging wiederum nicht immer ohne Widerstand ab. Um letzteren zu brechen und zu einem Ergebnisse zu gelangen, mußte zum Teil die bewaffnete Macht herangezogen werden. Dabei kam es vor, daß Offi ziere den Gehorsam verweigerten, weil sie nicht an der Spitze von mit Spaten und Hacken bewaffneten Soldaten gegen Klostcrmaueru marschieren wollten, hinter denen sich Frauen und Kinder befanden Die Offiziere wurden vor Kriegsgerichte gestellt und mit nicht immer gleicher Strenge verurteilt. Kurz, durch alle diese Vorgänge bildete sich in« Volke eine feindliche Stimmung gegen das Klostergcsctz und namentlich gegen die Art und Weise seiner Anwen dung, was um so natürlicher war, als die Bevölke rung sowohl der Städte als der Dörfer mit Recht auf die Klostcrschulen große Stücke hielt, denn sie haben Vorzüge, die die Gemeindcschulen nicht bieten können. Aus diesen Gründen erscheint es notwendig, daß der Ministerpräsident die Kammer um ihre Meinung fragt. Es ist nicht anzunchmen, daß diese sein bisheriges Verfahren mißbilligt. Aber mit den Launen der französischen Volksvertreter ist anderseits schlecht zu rechnen Wenn das Ministerium jetzt stürzte, käme der Staatswagcn gewiß in eine höchst kritische Lage Denn abgesehen von der Verzöge rung, die die Arbeiten der Kammer durch eine Ministerkrisis erfahren würden, sicht cs augenblick lich im Lande selbst auch nicht rosig aus. Tic Bergleute betreiben einen allgemeinen Ausstand, und wer weiß, ob dieser nicht andere Arbeiterklassen mit ergreift, wenn er gelingt. In manchen Bcrgarbciter- distrikten fordern die Führer der Ausständigen offen zur Revolution auf. Die der Republik feindlichen Elemente werden sicher nicht verfehlen, im Trüben dieser Lage zu fischen. Deshalb leben wir gegen wärtig in einer einige Besorgnis erregenden Zeit und harren mit Spannung der nächsten Ereignisse. Tagesgeschichte. Dresden, 9. Oktober. Se. Majestät der König stattete heute vormittag Ihrer Majestät der Königin- Witwe vor Ihrer Abreise nach Sibyllenort in Villa Strehlen einen Besuch ab und empfing nachmittags 5 Uhr in Villa Hosterwitz den Kaiserl. und Königl. österreichisch ungarischen Legationssekrctär, Kämmerer vr. Grafen Somssich. Nachmittags Uhr findet bei Sr. Majestät Tafel statt, zu dcr Se. Exccllenz der Königl. Staats minister v. Metzsch und der Kämmerer vr. Graf Somssich mit Einladungen beehrt wordcn sind. Deutsches Reich. Berlin. Gestern vormittag hat, wie in einem Teile dcr gestrigen Auflage unter Drahtnachrichten aus Cadinen bereits gemeldet wurde, dort im Beisein Sr. Majestät des Kaisers die Einweihung dcr neuen Schule stattgefunden. Der Monarch besichtigte darauf die Molkerei, den Marstall und die Ziegelei Seines Gutes. Admiral Hollmann und der Chef des Marinekabinetts Vizeadmiral Frhr. v. Senden-Bibran sind dort ein getroffen; der Minister des Innern, Frhr. v. Hammer stein, wird erwartet. — Wie ein Privattelegramm des „Berl. Lokalanz." aus Danzig berichtet, sind die Reisepositionen Sr. Majestät des Kaisers neuerdings geändert und ist Seine Rückkehr nach Berlin um einige Tage verschoben wordcn. Der Monarch bleibt danach bis morgen mittag oder Sonnabend vormittag in Cadinen; dann tritt Er die Fahrt über Marienburg nach Langfuhr zum Besuch der Leibhusaren an. Die kaiserl. Equipagen sind gestern mittag bereits in Langfuhr eingetroffen Nach dem Aufenthalt im Offizierskasino der Leibhusaren reist der Kaiser direkt nach Berlin zurück. — Die „Nordd. Allgem Zta." schreibt, wie wir schon in einem Teile unserer gestrigen Nummer unter Drahtnachrichten kurz meldeten, folgendes: In einer Reihe von Blättern wurde behauptet, daß die Audienz der Burengenerale bei Sr. Majestät dem Kaiser nunmehr endgiltig feststehe. Demgegenüber sind wir in der Lage, folgendes mitzuteilen: Nachdem es zur Kennt nis Sr. Majestät gelangt war, daß die Führer dcr ehemaligen Burenarmce Botha, Dewct und Tclarey nach Berlin kommen würden, erging am 18. September der Allerhöchste Be fehl, die Generale dahin zu verständigen: Se. Majestät sei bereit, sie zu empfangen, vorausgesetzt, daß sie sich in Deutschland von jeder anti-englischen Agitation fernhalten und bei Sr. Majestät durch Vermittelung des englischen Botschafters anmeldcn lassen würden. Hierauf erklärte General Dcwet für sich und seine Kameraden, daß sic mit den Bedingungen, unter denen ein Empfang bci Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser stattfindcn könnte, einverstanden wären. Nach einer am 6. Oktober aus dem Haag eingcgangcnen amtlichen Meldung sind die Generale jedoch inzwischen anderen Sinnes geworden; sie erheben jetzt Bedenken dagegen, eine Audienz nachzusuchcn, und erwarten vielmehr eine Berufung durch Se. Majestät den Kaiser. Demnach ist die Angelegenheit in negativem Sinne entschieden und erledigt. — Ueber die Haltung der Verbündeten Re gierungen hört die „Nat.-Lib. Korr." von neuem, daß „die Vertreter der Verbündeten Regierungen, wie auch nicht anders zu erwarten ist, bei der zweiten Lesung der Zollvorlage im Reichstage den von ihnen in dcr Kommission vertretenen Standpunkt unent wegt festhalten werden." Auch die „Berl. Pol. Nachr." wiederholen, daß die bekannte Stellungnahme der Re gierungen „weder revisionsbedürftig noch rcvisionssähig" sei. Mit dieser Thatsache werde sich auch das Organ des Bundes dcr Landwirte abfinden müssen. — Die gestern mitgeteilten Aeußerungen des Reichstagsabgcordneten vr. v. Frege-Weltzien begleiten die „Berl. Pol. Nachr." mit folgenden Worten: Wer die psychologische Entwickelung der modernen Politiker ver folgt hat, wird sich überzeugt haben, wie eine gewiße Parteischablone immer mächtiger geworden ist und im gleichen Verhältnisse politische Individualitäten verschwunden sind Es mag auch dies eine Folge des allgemeinen Wahlrechts sein, das die Mafien mobil macht und da durch einen derartigen Druck auf den Einzelnen übt, daß nur sehr selbständige Naturen die Kraft finden, ihre ab weichenden persönlichen Ueberzeugungen zu äußern. Wir freuen uns, daß aus den Reihen der konservativen Landwirte endlich ein Mann erstanden ist, der den Mut gefunden hat, das auszusprechcn, was Tausende seiner Berufs genossen im Stillen empfinden. Die Landwirtschaft steht an einem kritischen Wendepunkte. Es ist ihr von der Regierung weit cntgegengckommen worden. Der Tarif liefert den deutlichen Beweis, daß die Regierung ernstlich bereit ist, der Landwirtschaft zu helfen, soweit dies ohne Schädigung anderer Erwerbskrcisc möglich ist. Es ist mehr als zweifelhaft, ob sich in Zukunft jemals die Verhältnisse wieder so günstig für die Landwirtschaft gestalten werden wie gegenwärtig Im Reichstage ist eine große Mehrheit vorhanden, die entschlossen ist, den landwirtschaftlichen Erzeugnissen einen höheren Zollschutz zu gewähren. In diesem Bestreben sind Regierung und Mehrheit des Reichstages einig. In einem solchen Augenblicke sollte man nicht um ein Mehr oder Minder streiten, sondern das nehmen, was die Regierung unter Abwägung aller Interessen bietet. Hrn. v. Frege ge bührt das unzweifelhafte Verdienst, sich offen und mann hast auf diesen Standpunkt gestellt und damit aus gesprochen zu haben, was zahlreiche seiner BcrufSgenossen fühlen, die keine Zeit haben, auf den Ausgang eines unübersehbaren Kampfes zwischen Regierung und Land wirtschaft zu warten, sondern schneller Hilfe bedürfen. So sehr man den furchtlosen Freimut des Hrn. v. Frege Kunst und Wissenschaft. Eine vollständige Beschreibung der letzten Aus grabungen auf dem kornm Lvmmmw. II. Vor der Curia, jetzt S. Adriano, erstreckt sich bis zu elf Meter ein Pflaster von Marmorplatten, vielleicht der Vorhof, mit Standspuren für Statuen. Dann beginnt schlechtes Travertinpflaster, das außer den schwarzen Stein auch die Backstcinbase eines großen Ehrendenkmals umschließt und von drei großen Marmorsockeln östlich begrenzt wird. Zwischen diesen Pflasterungen findet sich die Spur eines von Pilastern aetraaenen Gitters, vor ihm eine Traufrinne, sowie die Ueberreste einer flachen Marmorschale, die wohl einer Vase, wie man sie vor christlichen Basiliken liebte, getragen hat. Zur alten Curia führte eine Treppe von fast zwei Metern Höhe empor. Das Portal ist dann im Laufe der Zeit zugemaurrt worden, dergestalt, daß die moderneKirchenschwellederObcrkante des antiken Eingangs entspricht Die Fassade war im untern Teil mit Marmor bekleidet, höher hinauf hatte sie Stuck- belaq mit Ouadrateinteilung Mittels eines Tunnels drang Boni in das Innere und fand unter anderen eine Inschrift, die die Worte (6)uri»m 8sn(»tus) trägt Der mamertinische Kerker wäre nach interessanten Erforschungen von Mengareli ursprünglich ein Kuppel - gstab in Art der mykenischen gewesen, da die An zeichen, daß eS al« Brunnenhaus erbaut wäre, genauen Untersuchungen nicht standhalten An der Nord feite ist freilich nur die Hälfte der Basilica Aemilia unter Schutt und modernen Häusern verdeckt, doch zeigt das AuSgegradene Reste aus vier Epochen, die Fundamente großer republikanischer Bauten, dcr Kaiserzeit, Umbau des späteren Altertums, Einbauten des frühen Mittelalters. Erstere bestanden hauptsächlich aus großen Mauern, die zum Teil die Kaiserbauten bergen. Unter ihnen befindet sich ein verzweigtes Netz von Abzugskanälen, zum Teil aus sehr alter Zeit. Die Cloaca Massinea zeigt sich jetzt als Umbau früher Kaiserzeit, wohl der des Agrippa, muß also seinen alten berühmten Namen abgeben, als ein Königsbau. — Von dcr Basilica stammt aus dcr Kaiserzeit die vor liegende Säulenhalle, die Geschäftslokale und der große Mittelsaal. Erstere wendet ihre Längen seite dem Forum zu. Man stieg zu ihr in zwei Ab sätzen auf Stufen empor und schmückte die fünfzehn Pfeiler mit vorgelegten Halbsäulen. An die unterste Stufenreihe lehnt sich ein runder Unterbau, seiner Lage nach die Ueberreste des kleinen Heiligtums der Venus Cluacina. Der Haupteingang scheint an der Westseite, der vom Argilatum kommenden Straße zu gewesen zu sein. Zeichnungen vom Ende des 15. Jahrhunderts zeigen eine Fassade, deren architekto nische Glieder mit anderen hier gefundenen übercinstimmen. Spätere Architekten konstruierten daraus ein großes durchgangsartiges Gebäude, was moderne Archäo logen, wie Lanciani, veranlaßten, es für den be rühmten JanuS-Tempel zu halten, ohne zu bedenken, daß die gewaltigen Maße zu der zierlichen mit Bronze bedeckten Kapelle nicht passen. Der Kardinal von Conneto benutzte das Material zum Bau seines Palastes, jetzt Girand-Torlonia und so klafft hier heute eine Lücke von zehn Metern; die Seite dem Faustina-Tempel zu nahm ein pavillonartiger Bau ein Hier muß die kolossale Etraninschrist für Lucius Cäsar, einen Neffen des Augustus, angebracht gewesen sein, von der große Fragmente gefunden worden sind. — Hinter der Säulenhalle liegen die Tabernae, eine Reihe rechteckiger für sich abgeschlossener Geschäftslokale aus Tuffquadern, von denen die beiden äußersten wohl Treppen zum Obergeschoß enthielten. In der Mitte der Tabernen führte eine fast vier Meter breite Thür in den Haupt saal, der in ein Mittel- und zwei Seitenschiffe zerfällt. Der Fußboden besteht aus farbigem Marmor, auf dem wohl infolge einer Feuersbrunst zahllose Stücke Eisen, Nagelköpfe und bronzene Münzen ein geschmolzen sind. Die diese Räume trennenden Säulen waren in zwei Stockwerken über ein ander aus Africano mit weißmarmorncn Kapitellen und Gebälk. Die ornamentalen Details, flachgehaltene Pflanzcnmuster, gehören zu dem Schönsten, was die dekorative Kunst dcr ersten Kaiserzeit geschaffen hat. Der Glaube, daß die käulen der altcn Basilica San Paolo hier entnommen waren, muß aufgcgcben werden, da diese ein Viertel an Umfang die hier gefundenen übertrafen. Im späteren Altertum hat die Vorhalle einen halbbarbarischen Umbau erlitten, was die zum Teil auf den ursprünglichen Fundamenten der Säulen pilaster aufgesetzten dünnen Säulen aus rotem Granit mit plumpen Basen und Kapitellen, ohne Symmetrie mit den dahinter liegenden Tabernen zeigen Huckscn schlägt für diese Restaurierung die Zeit nach Älarichs Eroberung der Stadt vor. Aus noch späterer Zeit finden sich Fuß böden, ähnlich denen in den alten christlichen Basiliken, die noch zu einem Privathause gehört haben mögen, das sich in den bcsterhaltencn Tabernen eingcnistet hat und sich bis zum JuliuS-Tempel ausbreitete. Als Schwelle dionte ein großer Marmorblock, ein Fragment der Konsularfasten der Regia, leider durch Abmeißlung arg zerstört. Zwei reiche Ornamentstücke, AkanthuS- ranken mit hervorspringcnden Tierkörpern hier eingemauert, sind in einem anderen Teile des Forums gefunden worden In dcr Mitte des Forums auf dem freien Platze unter dem Travertinpflaster, in das die rätselhaften Doppellinien cingcritzt sind, finden sich merkwürdige unterirdische Anlagen, etwa mannshohe, 1'^ m breite Gänge aus Tuff mit Wölbung aus Gußwcrk, wahrscheinlich aus dem Anfänge dcr Kaiserzcit. Ter bedeutendste hat eine Länge von 25 m und läuft von dcr Phocassäulc südwärts, wird von zwei Ouer- gängcn rechtwinklig geschnitten, an deren Ende sich je eine Kammer befindet, in deren Mitte ein großer Travertinblock liegt. Eine Erklärung fehlt bis jetzt noch. Ob sie eine Beziehung zu dem Forum zu spielen hatten, ist fraglich. Eigentümlich sind auch die schacht- und brunnen- ähnlichen Konstruktionen an vielen Stellen deS Forums, meist rechteckig, doch auch rund und fünf eckig. Einige mögen zur Entwässerung gedient haben, andere waren vielleicht für geheiligte Zwecke, für Ab Waschungen oder Opfcrhandlungen; für die unregel mäßigen verweist Dörpfeld auf ähnliche Anlagen in Eleusis, die als Umhegung geheiligter Räume angesehen werden Die Basilica Julia an der Südseite ist durch die neuen Ausgrabungen kaum berührt worden. —.Unter dem Basaltpslastcr des VicuS Tursus findet sich ein älteres aus ziemlich großen Dachzicgelstücken, ähnlich dem vor der Subs-ruktion am Clivus Capitolinus erwähnt. Wissenschaft. * Die „Libre Parole" giebt nach dem Madrider „Heraldo" den Inhalt eines Beileidstelegramme« wieder, das Se. Majestät dcr Kaiser an die Witwe Emil Zolas gerichtet haben soll. Hierzu bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg ": Eine solche Depesche existiert nicht, und cs gehörte «in ungewöhnliches Maß von Dreistigkeit dazu, um die scheinbar genaue Inhaltsangabe einer überhaupt nicht ergangenen Kaiserlichen Kundgebung schlankweg zu erfinden. * Aus Athen wird gemeldet: Der Direktor der Altertümer Sotiriadis hat bei Ausgrabungen am
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