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Dresdner Journal : 06.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190210064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021006
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021006
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-06
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 06.10.1902
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vt«»a»pret«: Beim Bezüge durch dir K,tchäft»a,a, i»u,ryar> Z>r^»n«» 2,SO M (einschl. Zutragung), durch dir H^aß im Druljchen Reich» - M. (au-schließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf Wird Zurücksrnduna der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein- gelorderten Beiträge bean- Anucht, so ist da- Postgeld beijusügen. V 33S. Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstrabe 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Orschelne«: Werktag- nachm b Uhr- AnkünbignugSgebttzre«: Die Zelle kleiner Schrift der 7 mut gespaltenen Ankündi gungs-Seile oder drrenRaum Sv Pf. Bei Tabellen- und Zissernsau » Pf Ausschlag für die Zeile Untern« Re- daktion-strich (Eingesandt) die Textzeilr minier Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi- miltag« IS Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. 1902 Montag, den 6. Oktober nachmittags. ÄmMchcr Teil. St. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Königl. Konzertmeister a. D. Professor Eduard Rappoldi in Dresden den Titel Hofrath mit dem Range in der IV. Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Stadtkassenrendanten Krauße in Rochlitz da- Albrechtskreuz zu verleihen. Dresden, 3. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Landgerichts-Sekretär Karl Friedrich Hammer in Freiberg bei feinem Uebertritt in den Ruhestand das Verdienstkreuz zu verleihen WekanntrncrPung. Das Finanzministerium hat beschlossen, die vom Staate erbaute elektrische Straßenbahn von Löbtau (Habsburgerstraße) nach Deuben am 7. Oktober 1W2 mittags 12 Uhr dem allgemeinen Verkehr zu übergeben, vorausgesetzt, daß sich bei der am Vormittage des genannten Tages stattfindendcn behördlichen Prüfung der Bahn An stände nicht ergeben. Der Betrieb auf der neuen Bahn ist bis auf Weiteres an die Deutsche Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden verpachtet worden und erfolgt nach Maßgabe der von deren Direktion bekannt zu machenden Tarife und Fahrpläne im Anschlusse an den Betrieb der der genannten Gesellschaft gehörigen elektrischen Straßenbahn Dresden(Postplatz)—Löbtau (—Plauen). Die Oberaufsicht über den Betrieb führt der Regierungskommissar für elektrische Bahnen, Geh. Baurath Or. Ulbricht. Dagegen verbleibt die Erledi gung der Bauangelegenheiten und der Regelung der Besitzverhältnisse im Bereiche der neuen Bahn der Generaldirektion der Staatseisenbahnen als der bau ausführenden Behörde Dresden, am 30. September 1902. Finanzministerium. vr. Rüger. Wie. Wekanntrnachung. Die Berliner Vieh - Versicherungs - Gesellschaft a G. „Berit as" zu Berlin hat als Hauptbevoll mächtigten für das Königreich Sachsen gemäß 8 115 Abs. 2 des Reichsgesetzes über die privaten Ber sicherungen vom 12. Mai 1901 Herrn E. Wilsdorf mit dem Wohnsitze in Leipzig bestellt. Dresden, am 30. September 1902. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. vr. Bodel. 8809 Ernennungen, Versetzungen re. im Sffentl. Dienste. Im »eschäftsbereich, des Ministeriums des Kultus u. öffentl. Unterichts. Gesucht ein Vikar f einen erkrankten Lehrer in Dahlen, I.Okt. bis 3 t. Dez. Mel dungen sofort erb. v. Bezirksschulinspektor Schulrat Reil, Oschatz. — Zu besetzen: Ostern n) die Lehrerstelle zu Stein- Heidel. Koll.: die oberste Schulbehörde Außer den gesetzt Alterszulagen, fr. Wohnung im Schulhause u Gartcngenuß IS00 M Gehalt, HO M. f. Fortbildungsschulunterricht, 27,30 M s. Soinmerturnen u. ev. 72 M für Nadelarbeits ¬ unterricht; d) die Schulstelle zu Streitwald. Koll.: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer den gesetzt AlterS- zulagen u. st. Wohnung im Schulhause: ILl3 M Gehalt v. Schuldienst einschl. 4 M Grundstück-nutzung u 9 M. f Ver sorgung der Schuluhr, üb,SO M v Kirchendienst, 110 M s. FoNbildungsschulunterricht, 27,SO M. s. Soinmerturnen u. ev SO M. f. NadelarbeitSunterricht. Bewerbungsgesuche zu a und d mit allen erfordert Beilagen ev einschl des Militär dienstausweiseS bis 1b. Nov an Bezirksschulinspektor vr. Förster, Schwarzenberg; — Ostern das mit Genehmigung der obersten Schulbehörde neubegründete Schuldirektoral zu Ebers dorf b. Chemnitz Koll.: das Ministerium des Kulms re. Einkommen 2630 M, 3S0 M Wohnungsentschädigung Be Werber, die befähigt sind, fremdspracht Unterricht zu erteilen, wollen ihre Gesuche unter Beifügung der erfordert Unter lagen bis 1b. Oft einreichen b. Bezirksschulinspektor Sattler, Flöha; — 1 Jan eine ständige Lchrerstelle in Grün hainichen. Koll.: die oberste Schulbehörde. Grundgehalt 1300 M.; stasfelmäßige Zulagen: 2mal 1S0 M u. 7mal 100 M in dreij. Zeiträumen, außerdem st Wohnung mit Garten oder 2S0 M. f. einen verh bez. 200 M Wohnungs entschädigung s einen unverh. Lehrer, übcrdem 100 M. für Vertr. des Kirchschullehrers Anderwärts verbrachte Dienstj. werden angcrechnct. Bewerbungen m d erfordert Unterlagen, denen auch ein Zeugnis über die musikal. Prüfung, ev. ein MilitärauSweiS beizufügen ist, bis 1b. Oft an Bezirksschul inspektor Sattler, Flöha Nichtamtlicher Leit. Zur Revision des Börstugesetzes. Daß auf dem ersten deutschen Bankicrtagc in Frankfurt a. M. die Revision des Börsengcsctzcs den Hauptpunkt der Verhandlungen bildete, ist selbst verständlich; denn unter den Umständen, die dazu geführt haben, daß die deutsche Börsen- und Bank welt an Bedeutung namentlich für den Weltverkehr so beträchtlich verloren hat, spielt die Rückwirkung des Börsengesetzes auf den Börsenverkehr eine hervor ragende Rolle. Sehr verständigerweise hat sich der Bankiertag bei Besprechung dieser Frage nicht auf die Aufstellung grundsätzlicher Forderungen ohne Rücksicht auf deren alsbaldige Erreichbarkeit beschränkt, sich vielmehr in einem Evcntualbeschlusse auf den praktischen Standpunkt gestellt, zunächst das un umgänglich Notwendige, voraussichtlich aber auch Durchführbare zu fordern. DieserEventualbejchluß ver langt die Ausdehnung der rechtsgiltigen Verpflichtung auf den Börsenterminhandcl auf alle in das Handels register eingetragenen Kaufleute sowie auf diejenigen, die gewerbs- und gewohnheitsmäßig Börsen- und Bankicrgeschäste betreiben oder zum Besuch der Börse zugelassen sind; ferner daß als Börsentermingeschäfte im Sinne des Börfengesetzes diejenigen Geschäfte zu gelten haben, auf welche die Bestimmung des 8 48 des Börsengcsctzcs zutrifft; schließlich eine zeitliche Begrenzung für die Anfechtung von Ge schäften auf Grund der Differenz- und Register einrede, die Giltigkeit der Anerkenntnisse, die Haftung bestellter Sicherheiten und den Ausschluß der Rück forderung des einmal Geleisteten in allen Fällen. Dieser Eventualbcschluß deckt sich inhaltlich im wesent lichen mit demjenigen Eventualvotum, auf das sich in der vorjährigen, vom preußischen Handclsministcr abgchaltenen Konferenz über die Revision des Börsen geschäfts Mehrheit und Minderheit der beteiligten Sachverständigen einigten. Akan ist daher zn der Annahme berechtigt, daß dieser Eventualbeschlnß des ersten deutschen Bankiertages die geeignete Grund läge für die baldige Revision des Börsengcsctzcs durch die Reichsgesetzgebung bildet. So dringlich angesichts der lähmenden Wirkung des Börfengesetzes aus den deutschen Börsenverkehr und das deutsche Bankwesen ein Vorgehen auf diesem Gebiete auch ist, so unterliegt cS doch keinem Zweifel, daß daran nicht gedacht werden kann, bevor nicht die Zolltarif vorlage unter Dach gebracht worden ist. Auf dem Bankiertage ist mit Recht das Verlangen einer regeren Beteiligung der Bankiers am öffentlichen Leben betont worden. Nun bietet sich sogleich eine Gelegenheit für die Bankiers, ihren Einfluß in nutz bringender Weise geltend zu machen, indem sie auf die ihnen vielfach nahestehenden Kreise der Gegner des Zolltarifs in dem Sinne einwirken, ihre sachliche Gegnerschaft nicht bis zu dem Versuche der Ver schleppung der Verhandlungen über die jetzige Legis laturpcriode hinaus zu steigern. Eine Verzögerung der Entscheidung über den Zolltarif ist eben gleich bedeutend mit einer entsprechenden Verzögerung der Revision des Börsengcsctzcs. Es liegt daher im dringenden Interesse unserer Börsen- und Bankwclt, daß die schwebende Frage des Zolltarifs sobald als möglich zur Erledigung gelangt. Daß die besonderen Interessen der deutschen Bankiers mit den Inter essen des heimischen Erwerbslebens, das unter der zur Zeit bestehenden Unsicherheit über unsere künftigen Zollverhältnisse leidet, sich decken, kann für unsere Bankwelt nur ein neuer starker Antrieb sein, ihren Einfluß in dem vorerwähnten Sinne geltend zn machen. Tagesgeschichte. Dresden, 6. Oktober. Sc. Majestät derKöni g besuchte am gestrigen Sonntag mit Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde den VormittagS- gottesdienst in der Schloßkapelle zn Pillnitz. Nach mittags 2 Uhr fand bei Sr. Majestät in Villa Hostcr- witz Familientafel statt, an der Ihre Majestät die Königin-Witwe mit Ihrer Königl. Hoheit der Frau Gräfin von Flandern sowie das Kron prinzenpaar mit Höchstihren beiden ältesten Prinzen Söhnen und die Prinzessin Mathilde, Königl. Hoheit, teilnahmcn. — Heute vormittag kamSe.Majestät der König zur Erledigung von Regierungsgeschäften nach dem Residcnzschlosfe. Allerhöchstdersclbe hörte hier die Borträge der Herren Staatsministcr, der Tepartemcnts- chets der Königl. Hofstaaten und des Königl. Kabinetts- sekrctarS, nahm militärische Meldungen entgegen und erteilte folgenden Herren Audienz: Dem Vorstand der landwirtschaftlichen Versuchsstation, geh. Hofrat Prof. vr. Kellner-Möckern, dem Rektor des Königl. Gymnasiums, Oberschulrat vr. Wohlrab, hier, den Landrichtern Dreysel-Freiberg, Leo Planen i V , Stahl-Bautzen und Wolf Chemnitz, den Amtsrichtern Georgi-Lichtenstein, vr. Heinze-Neustadt i. S, vr. Isensee Freiberg, Reichert Pulsnitz, Schlomka Kabisius- Pcgau und Vr. Schröter-Stollberg, dem Hofrat Vr. mell. Pause, hier, dem Realgymnasial-Oberlchrer Held-Zittau, dem Amtsgerichtssekretär Stephan-Meißen und dem Hausmeister Scharnhorst-Döbeln. In den Nachmittagsstundcn kehrte Sc. Majestät wieder nach Hosterwitz zurück. Deutsches Reich. Berlin. Der General der Kavallerie ü I» «uits des Leib-Garde Husaren-Regiments v Krosigk empfing an dem Tage, an dem er vor 50 Jahren in die Armee eingetreten, das nachstehende Telegramm Sr. Majestät des Kaisers: Ich wünsche Ihnen zu dem heutigen fünfzigsten Jahres tage des Beginnes Ihrer ehrenvollen, in Krieg und Frieden gleich bewährten militärischen Laufbahn von Herzen Glück und erinnere Mich dabei gern und dankbar Ihrer hohen Ver dienste um die deutsche Reiterei und um Meine kavalleristische Ausbildung. Wilhelm k. — In der am vergangenen Freitag unter dem Vorsitz deS StaatSministerS, Staatssekretärs des Innern vr. Grafen v. Posadowsky Wehner abgehaltenen Plenar sitzung des Bundesrats wurde, wie im „Rcichs- anzeiger" ausführlicher gemeldet wird, von der Bildung der Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für das Seewesen Mitteilung gemacht, während die Bildung der übrigen Ausschüsse durch Zurufwahl voll zogen wurde. Der Antrag Badens, betreffend den Bezug von Unfallrcnten durch Hinterbliebene eines Ausländers in ausländischen Grenzbezirkcn, ferner die Vorlagen, betreffend die Beaufsichtigung schaumburg - lippischer privater Versicherungsunternchmungen, betreffend die Außerkurssetzung der Zwanzigpfennigstücke aus Nickel, betreffend die Ergebnisse der Volkszählung von 1900, betreffend den Entwurf einer Verordnung wegen ander weiter Anrechnung des Wohnungsgeldzuschusses bei Be messung der Pension für die Reichsbankbeamten und endlich betreffend die Ergänzung der Nr. XXXVv der Anlage U zur Eisenbahn Vcrkehrsordnung in bezug auf Patronen aus Anagon Sprengpulver und aus West- falit, wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Von der Mitteilung, betreffend die Jahresberichte der Gewerbe - Auffichtsbeamten und Bergbehörden für das Jahr 1901, wurde Kenntnis genommen. Den Ausschuß- anträgcn über den Antrag des Präses des Kuratoriums der ÜntcrrichtSanstalten des Klosters St. Johannis zu Hamburg, betreffend die Befreiung der an diesen An stalten fest angcsteUtcn Lehrkräfte von der Versichcrungs- pflicht gemäß 88 5, 6 und 7 des Jnvalidcnverficherungs- gesctzes, sowie über die Eingabe der Landcsvcrsichcrungs- anstalt Schlesien, betreffend Kenntlichmachung der Ouittungs- kartcn nach den Jahren der Anfertigung, wurde die Zu stimmung erteilt. Ferner wurde über die Sr. Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschläge wegen Be setzung der Stelle eines Mitgliedes im Reichsversicherungs- anit und wegen Besetzung einer Mitglicdsstelle bei dem Reichsgerichte, sowie über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. — Wie der „Schics. Ztq." von hier mitgeteilt wird-, werden die Ministerpräsidenten der größeren Bundesstaaten Mitte Oktober in Berlin eine Kon ferenz mit dem Reichskanzler Grafen v. Bülow über den Zolltarif haben. — Tic „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Die Zeitungen beschäftigen sich ernsthaft mit der Nachricht, es würde bei der angeblichen Aussichtslosigkeit der recht zeitigen Verabschiedung des von den Verbündeten Regierungen vorgelegtcn Zolltarifs „der alte Tarif verbessert und verstärkt durch eine Novelle zur Basis der Handelsverträge" gemacht werden. Von maßgebender Seite wird die Nachricht als jeder Begründung entbehrend bezeichnet. — Ein Teil der Mitglieder der Zolltarif kommission des Reichstags folgte vorgestern einer Ein ladung zum Besuche der Obstbauausstellung in Stettin. Unter anderen Rcgicrungsvertretcrn beteiligten sich auch der Staatssekretär vr. Graf v. Posadowsky und der Direktor im Ncichsamt des Innern Wermuth an der Fahrt. — Es ist selbstverständlich, so schreiben heute die „Berl. Pol. Nachr", daß auch die formelle Behand lung des von der Reichstagskommission durch beratenen Zolltarifentwurfs durch das Plenum von Wert für die Frage des Zustandekommens des gesetz geberischen Werkes werden kann. Nachdem unstreitig bei den Vorberatungen schon viel kostbare Zeit verloren gegangen ist, müßten alle diejenigen Politiker, die von der Bedeutung und Notwendigkeit des Zustandekommens eines neuen Zolltarifs für das ganze wirtschaftliche Leben der Nation überzeugt find, dafür sorgen, daß nicht etwa noch bei der weiteren formellen Behandlung der Vorlage Verstöße gemacht werden, die im Hinblick auf den für die Mitte des nächsten Jahres bevorstehenden Abschluß der Legislaturperiode nicht wieder gut gemacht werden könnten. Vor allem wird cs aber auch jetzt darauf ankommen, daß eine materielle Verständigung über die Grundlagen, auf denen das neue Gebäude errichtet Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 4. d. Mts.: „Die Hugenotten". Große Oper in fünf Akten. Nach dem Französischen des Scribe frei bearbeitet. Musik von Giacomo Meyerbeer. Die diesmalige Aufführung der Oper, die den Kulminationspunkt im Schaffen ihres Autors darstellt und der, worauf schon Hauslick verdienstlich hinwies, neben einer größeren Stilcinheitlichkeit auch ein ent schiedenes Vortreten des deutschen Eleincnts, in der Waffenweihe, im Sextett, Spottchor, wie im großen Duett des vierten Akts, nachzurühmen ist, gewann durch einige Acnderungen j„ der Besetzung ein besonderes Interesse. Von ihnen mag zunächst Erwähnung finden, daß Frl. Reinl von der Berliner Hofoper die Valentine sang und sich mit lobenswertem Gelingen ihrer Aufgabe entledigte. Stärkere Anteilnahme als dieses offenbare Aushilssgastspiel fanden beiin Publikum begreiflicher weise das Wiederauftreten von Frl. Alice Schenker und das erste Auftreten von Frl. v. der Osten. Ersterer war die Nolle der Königin übertragen worden, also nach der Tamara („Dämon"), die stark dem Dramatischen zunciat, eine ausgesprocycne und erstklassige Koloraturpartie. Was die junge Sängerin bot, war eine Leistung, der nach der gesangtechnischcn Seite alle Anerkennung zu zollen ist. Die Ausführung der Koloraturen, Triller, Stakkati und Paffagen geschah zwar noch nicht mit der hier erforderlichen, man möchte sagen, tändelnden Eleganz, zeugte aber doch erneut von sorg fältiger Schulung und unverkennbarem Tonsinn. Das Organ an sich betrachtet, ließ jedoch diesmal die Sängerin im besonderen Grade als für jugendlich dramatische Partien bestimmt erscheinen Es fehlt ihm etwas von jener ursprünglichen Leichtbeschwingt heit echter Koloraturstimmen, und auch der Umstand, daß, während die höchsten Lagen nach wie vor nicht ohne Anstrengung ansprechen, der Wert der höheren Mittellagc immer augenfälliger wird, deutet auf die Berechtigung der letzteren Annahme hin. Nur wäre hier wieder zu bedenken, daß in diesem Fache der Reiz der Persönlich keit noch ungleich stärker ins Gewicht fällt, als in dem der Koloratursängerinnen. Frl. v. der Osten erfreute sich einer sympathischen Aufnahme. Sie offenbarte vor allem in ihrcin sicheren Auftreten und ihrem ganzen Sichbewegen eine Berufung für die Bühne. Was Frl. v. der Osten heute in gesanglicher Hinsicht giebt, ist freilich noch nicht viel mehr als das einer begabten An fängerin Erreichbare. Das nicht große, aber angenehme, weiche Organ bedarf noch vervollständigender Schulung. Die Leistung entbehrte gesangtechnisch der Bestimmtheit und Korrektheit. Die weitere Rollenbesetzung war die übliche mit Hrn. Petter als stimmlich sehr schöne Momente bietendem Raoul und Hrn. Perron als ritter lich vornehmem Nevers. Im übrigen darf Erwähnung finden, daß der Soldatenchor mit Hrn. Jäger (Bois Ross) an der Spitze, sowie das Ballet unter Hrn. Ballet- meister Bergers Führung Sondercrfolge ernteten. Die musikalische Leitung der Oper, deren vollständige Neu einstudierung und Neuinscenierung eine lohnende Auf gabe wäre, führte, wie immer, mit bewährtem Können Hr. Hofkapellmeister Hagen. O. S. Residcnztheatcr. — Am 5. d. Mts.: „Alt-Hcidcl- berg". Schauspiel in fünf Akten von Meyer-Förster. Die gestrige Aufführung des Meyer - Försterschcn Studcntcnstückes machte den Eindruck einer Erstaufführung, so bcgcistcrunqsvoll war die Stimmung im ausvcrkguncn Hause, mit so großem Interesse am Werke spielten die Künstler. Die Gerechtigkeit erfordert, Hrn. Eurt Sydoiv (Erbprinz Karl Heinrich) nachträglich Worte des Lobes zu sagen War die Darstellung dieses Künstlers am Erstaufführungsabcnd nicht ganz frei von der Neigung, in Manier zu verfallen, und verwischte er hier und da das Bild des jungen Prinzen durch Mangel an Temperament, so zeigt cr es nun in voller Schärfe und wirksam untermalt von echtem jugendlichem Feuer. Namentlich hat in seinem Spiele die Scene des dritten Aktes, in der das plötzliche Erscheinen des Ministers alle fröhlichen Pläne des Erbprinzen jäh und grausain zerstört, bedeutsam gewonnen, sodaß die nachfolgende Rührseligkeit dcS Werkes wenigstens etwas glaubhafter wird Frl. Elly Salter ist leider auf dem keineswegs hervorragenden Standpunkte der Erstaufführung stehen geblieben; in den munteren Scenen ihrer Rolle ganz anmutig, versagt ihre Darstellung mehr oder minder vollkommen in der Abschiedssccne des dritten Aktes; das stumme Spiel der Künstlerin bedarf hier entschieden der Belebung wenn es Eindruck auf den Zuschauer gewinnen soll. Käthie ist ein warmblütiges Geschöpf, dessen Schmerz ebenso fassungslos zum Durch bruch kommen muß, wie sich ihr heiteres, flatterndes Temperament naiv und kindlich äußert. Ganz aus gezeichnet wirken nach wie vor die vorzüglich gespielten Chargen der Herren Rudolf Opel (Graf v. Ästcrberg), Karl Witt (Lutz) und Karl Bayer (Kellermann). Auch Hr. Karl Friese hat jetzt den richtigen Ton und die zutreffende Haltung für den vr. Jüttner gefunden. Bei dem großen Beifall, den das Stück allabendlich findet, und bei dem regen Besuch, dessen sich seine Auf führungen fortgesetzt erfreuen, ist anzunehmen, daß cs noch längere Zeit den Spielplan des Residenztheaters beherrscht Im Interesse der Direktion des letzteren kann man ganz damit einverstanden sein. W. Dgs. Wissenschaft. V Astronomie. Ein neuer veränderlicher Stern von der Klaffe, wie er durch dcn berühmten Algol im Sternbild des Perseus vertreten wird, ist von dem Astro ¬ nomen Stanley Williams entdeckt worden Er be findet sich in der Nähe des Sterns 19 im Bilde der Leier. Sein Lichtwcchscl nimmt 3 Tage und 14 Stunden in Anspruch, seine Größe ist aber immer sehr gering und er erreicht im höchsten Glanz nur die Helligkeit der Sterne elfter Größe. Nahezu gleichzeitig ist die Ent deckung von Prof. Hartwig in Bamberg gemacht worden. — Von großer Bedeutung ist die Wicdercntdcckung des kleinen Planeten Eros gewesen, die wieder so recht dcn Wert der Riesenfcrnrohre hat erkennen lassen, indem cs möglich gewesen ist, den kleinen Planeten mit dem 50zölligcn Refraktor der Chamberlain-Sternwarte in Amerika zu beobachten. In dcn letzten Wochen sind bereits genauere Bestimmungen über die Helligkeit und die Bahn des sich jetzt östlich nach der Sonne zuwenden- dcn Gestirns vorgenommen worden. In dcn nächsten Monaten wird cs in südlicher Richtung sortschreitcn und dann für die Astronomen unserer Länder in eine gün stigere Stellung gelangen. Der Planet Eros, der im Jahre 1898 durch dcn Astronomen Witt an der Urania- Sternwarte in Berlin entdeckt wurde, ist insofern einzig in seiner Art, als er nicht nur der Erde näher kommt, als irgend ein anderer der kleinen Planeten, sondern auch einen auffallcndcn und bisher noch nicht genügend aufgeklärten Lichtwcchscl zeigt. — Eine weitere wichtige Beobachtung beschäftigt sich mit dem Planeten Sa turn Prof. Hall hat die Masse der Saturnringe neu bestimmt. Dcn ersten Versuch dieses schwierigen Unternehmens machte bereits 1831 der große Königs berger Astronom Bessel auf Grund einer Erforschung der Bewegungen des Titan, des größten Saturnmondcs Ein gestandenermaßen jedoch war der von ihm erhaltene Wert zu groß, da der Einfluß der übrigen Monde und dcr Ge stalt des Planeten nicht in Rechnung gezogen war Dann machte sich dcr jünastvcrstorbcne französische Astronom Tisserand an die Aufgabe und kam zu dem Ergebnis, daß die Masse der Ringe den 620. Teil von der des
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