Suche löschen...
Dresdner Journal : 24.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190209246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020924
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-24
-
Monat
1902-09
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 24.09.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1748 find zum anderen Male in diesem Jahre gleich. In der Natur ist die Nähe de» Herbste» keineswegs so sichtbar, wie in manchem anderen Jahre, Laud und Wiesen zeige« infolge der WrtterungSoerhältniff« noch «in lebhafte» Grün und die Blumen noch immer einen reichen Ansatz von Blüten, so daß, wenn nicht Fröste all' der Pracht ein jähe« Ende bereiten, da» Äuge sich noch oft an ihr erfreuen wird Die kühle Tem peratur am Morgen und Abend und di« während der letzten Nächte aufgetretenen Fröste lassen un» freilich da» Scheiden de» Sommer« vorzeitig empfinden. Hoffentlich bietet uns der Herbst al« Ersatz für die verregnet« Frühling«- und Sommerzeit noch eine Reihe freundlicher und sonniger Tage Nachrichten aus den Lan-esteilru. — Leipzig Der Erbbauvertrag der Stadt Leipzig mit der Gemeinnützigen Baugesellschaft ist nunmehr endgiltig festgestellt Nach den von allen Instanzen genehmigten Beschlüssen überläßt die Stadt der Gefellschaft ein Areal von 82 334 qm auf 100 Jahre im Erbbaurecht Da« Quadratmeter Grundfläche wird mit 12 Pf Erbbauzin« pro Jahr berechnet, doch kann die Stadt damit nach 25 Jahren auf 14, nach 50 Jahren auf 16 und nach 75 Jahren auf 18 Pf. steigen Es dürfen nur kleine und kleinste Wohnungen errichtet werden, die in der Mehrzahl nur drei, in keinem Falle aber mehr al« vier Wohn- und Schlaf räume, einschließlich der Küche enthalten dürfen Der Baugesellschaft »st von der Lande«versicherung»anstalt ein Darlehn von 1200000 M zu 4 Proz unter Zinsgarantie der Stadt gewährt worden Nach Ablauf de» Vertrags kann die Stadt Eigentümerin der auf dem Terrain errichteten Baulichkeiten werden Leipzig. Die Rekruteneinstellungen bei den Regimentern der Leipziger Garnison finden wie folgt statt: bei der Kavallerie (18 Ulanenregiment), Artiller,« und beim Train am 11. Oktober, bei den Infanterie- regim-ntern am 29 Oktober. — Die neuen Gebäude für die beiden hier in Garnison befindlichen Abteilungen de« Artillerieregiment» Nr. 77 sind nun soweit fertiggestellt worden, daß sie kommenden 1. Oktober in Benutzung genommen werden können Zwickau Auf der Haltestelle Schlachthof bei Zwickau kam der 62jährig« Telegraphenbote Spranger ,n dem Augenblick«, al« der Omnibu»zug Zwickau- Mosel-Gößnitz «inlief, zu Fall und geriet unter den Zug E« wurden dem Unglücklichen beide Beine glatt abgefahren Bald darauf trat der Tod ein. Crimmitschau Einen gräßlichen Tod erlitt am Montag vormittag der bei der Firma „Aktien-Gesrllschaft für Dampfkesselbau" vormal« F. Guttsche beschäftigte 24 Jahre alte ledige Handarbeiter Max Scharf au» Nixendorf, hier Oftstraße 4 wohnhaft, der mit an einem Krahn beschäftigt war, mit dem ein 16 bi« 18 Zentner schwere« Flammrohr hochgewunden werden sollte. Während de« Unterlegens der Klötzer riß aus unbekannter Ursache ein Glied de» Flaschenzuge» und da» wuchtig niedergehende Rohr traf den Scharf so un glücklich, daß ihm Kopf und Brust breitgedrückt wurden, so daß der Tod sofort eintrat. Der fo jäh um sein Leben Gekommene hatte den Chinafeldzug mit- gemacht Bad Elster. Im Ort»teile Bärenloh entstand vorgestern abend in der neunten Stunde, während der Gutsbesitzer Muck mit seiner Gattin in Roßbach zum Jahrmarkt« weilte, in der Muckschen Stallung ein um fänglicher Brand, dem das Wohnhau», sowie Scheune, Schuppen und Pferdestall zum Opfer fielen Mit verbrannt sind neben zwei wertvollen Pferden die sämtlichen Hau»- und Wirtschaftsgeräte, da da» Feuer bereit» weit um sich gegriffen hatte, al» di« Nachbarn Muck« darauf aufmerksam wurden Hainewalde. Die ersten Nachtfröste haben sich bereit« eingestellt Gestern früh war alle« mit starkem Reif überzogen. Die Wassertümpel waren mit einer Ei»kruste bedeckt Viele Gartenfrüchte und Blumen haben stark gelitten und sind zum größten Teile völlig erfroren Auch au« anderen Lande»t«ilen wird über Frost berichtet So zeigte in Königstein da« Thermo meter gestern früh zwei Grad Rraumur unter Null. Dächer und Wiesen waren dick bereift und die zarten Gewächse, wie Gurken, Bohnen, Georginen und der gleichen haben zum größten Teile ihr Leben lasten müssen. Auch in Schmilka stand am gestrigen Morgen da» Thermometer auf dem Eispunkte. Die Fluren zeigten sich bereift Aue i. S Die hiesigen Stadtverordneten ge nehmigten einstimmig die unentgeltliche Ueberlastung de» früheren Pfarrgebäuve» zur Errichtung einer Koch- unsv Nähschule für junge Mädchen, befonders für Arbeiterinnen, ebenso die Kosten für die sich nötig machenden baulichen Veränderungen und die kostenlose Ueberlastung von GaS und Master Eine Vereinigung hiesiger Industrieller hat sich bereit erklärt, die Ein- richtung»kosten, sowie die jährlich an 3000 M betragen den Unterhaltungskosten zu übernehmen. Eine von Hrn Stadtrat Caßler in Grünstadt«! begründete und unterhaltene Koch- und Nähschule ^ür seine dortigen Arbeiterinnen hat sich al« eine höchst segensreiche Ein richtung erwiesen Limbach i. V. Am Montag nachmittag 6 Uhr wurde auf hiesiger Haltestelle der Streckenarbeiter Christian Friedrich Hofmann von hier vom Schnell zuge erfaßt und auf die Seite geschleudert. Er hatte dabei so schwere Verletzungen am Kopfe erlitten, daß er sofort tot war Ein zweiter Arbeiter, der einig« Schritte von Hofmann entfernt stand, wurde ebenfalls zur Seite geschleudert, erlitt aber glücklicherweise keine erheblichen Verletzungen Rothenkirchen Der Fabrikarbeiter Böhler der Kramerschen Fabrik ist in da« große Rad der Dampf maschine geraten und sofort getötet worden Böhler hinterläßt eine Witwe und zwei Kinder Zittau Die Delegierten-Versammlung de« Säch sischen Lehrer-VercrnS, die Anfang nächster Woche hier ftattftndet und die von etwa 200 bi« 250 Teil nehmern besucht werden dürfte, beginnt am Sonntag nachmittag 4 Uhr mit einer Vorversammlung im Saale de« Hotels zur goldenen Sonne in Zittau Eine Stunde spät«» beginnt dann die Plenarsitzung, die am Montag vormittag um 9 Uhr fortgesetzt wird Um 1 Uhr nach mittag findet daselbst am Montag ein gemeinsame« Mittagsmahl statt, während der Nachmittag der Besich tigung der Stadt gewidmet ist Für den Abend ist eine gesellige Vereinigung in den Sonnensälen vorgesehen Am Dienstag unternehmen die Gäste eine Partie nach dem Töpfer, Hochwald und Oybin. Waldheim Die Rathausweihe findet nunmehr am 2 Oktober statt — Die hiesige Schützengrsell. schäft ließ durch eine Deputation eine silberne Kette überreichen, die von dem jeweiligen Vorsitzenden des Stadtoerordneten-KollegiumS bei feierlichen Anlässen ge- traaen werden soll. Harnsderg Von den umfangreichen Er werterungs» bauten der Dresden —Chemnitzer StaatSeisen bahn im Plauenschrn Grunde, die zum viergl«isigen Ausbau der Strecke Potschapprl—Deuben—Harn»- derg in Angriff genommen worden sind, fällt besonder« der Neubau d«» Bahnhof«» HainSberg in die Augen. Der neue Bahnhof schließt in der Richtung nach Deuben südlich der jetzigen Hauptgleise an die alten Anlagen an. Da» umfangreiche Bahnhofsareal ist durch große Mafien- anschüttungen bereit« vor «mig»rZ«it hergestellt worden. Die Anlagen für den Güterverkehr, Gleise, Güterschuppen rc. gehen der Vollendung entgegen Nach deren Inbetrieb nahme dürft« der Bau der Anlagen für den Personen verkehr diese« wichtigen Anschlußbahnhose« beginnen. Die gleichfall» noch im Gange befindlichen Umbaut«» d«» Freiberger Bahnhofs gehen nunmehr der Beendigung entgegen. Nach Fertigstellung der Anlagen für de« Güter verkehr sind jetzt auch die neuen Bahnsteig« und der Personentunnel im Bau begriffen Nach deren Fertig stellung wird da» gefährliche Ueberschreiten der Gleise für die Zugrichtungen nach Dre»den, Halsbrücke, Moldau, Großhartmannsdorf und Nossen beseitigt Cossebaude. Im Monat August wurden bei der hiesigen Sparkaffe 14 944,25 M »n 107 Posten ein gezahlt, 13 216,80 M in 58 Posten zurückgezahlt; 20 Konten wurden eröffnet und 14 sind erloschen — Ja dem früher fiskalischen, jetzt der Gemeinde gehörigen Weinberge hat der Sachverständige für ReblauSangelegenheitrn da« Vorhandensein von Red- lauSherden konstatiert Dem Gesuche um Ausrottung der befallenen Stöcke wurde nicht stattgegeben, hingegen ist aber Hrn. vr. Naumann anheim gegeben worden, die Desinfektion der befallenen Weinstöck« in der gesetz lich vorgeschriebrnen Weise vorzunehmen v. Schandau Die seit dem 4 d MtS. au» Böhmen nach Deutschland begonnene Obsteinfuhr auf der Elbe vollzieht sich bi» jetzt nur mäßig, denn e» sind seitdem bi» mit gestern abend nur 20 beladene sogenannte Obstzillen, sämtlich für Berlin bestimmt, zur Revision vor Krippen gelangt Die Einfuhr von frisch gepflückten Pflaumen hingegen ist etwa» lebhafter. Eie werden mit den Dampfschiffen befördert und jetzt täglich 400 bi» 500 Körbe aufgegeben — Die hiesige Studenten- bez. Schülerherberge ist im Vorjahre von 161 Schülern höherer Lehranstalten besucht worden, in diesem Sommer aber von 256 Hochschülern. Davon kommen 112 Be sucht auf den Monat Juli, 125 auf August und 19 auf September. Der stärkste Besuchstag war der 23 Juli in diesem Sommer, an welchem 30 Mann anfragten AuS Sachsen waren 92, aus Preußen 88 und au» Oesterreich 75 Besucher. rä Lugau. Vom hiesigen Gemeinderat wurde der Beschluß gefaßt, den Zinsfuß für Sparkasseneinlagen ab 1. Januar 1903 von 3'-h auf 3^ Prozent herab- zusetzen — Die hiesige Stadtfernsprecheinrichtung ist ferner »ugelafien zum Sprechverkehr mit ForsthauS Prinzenhöhle bei Hartenstein und Klingenberg, Bezirk Dresden. vermischtes. * Die 55. Hauptversammlung de» Evan gelischen Gustav Adolf-Vereins wurde vorgestern m Cassel durch eine Begrüßungsversammlung ein geleitet. Der vom Pfarrer 0. Hartung-Leipzig er stattete GeschäftSberrcht weist in seinem allgemeinen Teile die in den österreichisch-ungarischen Delegationen gegen die ,FoS-von-Rom-Bewegung" und den Gustav Adolf-Verein erhobenen Vorwürfe sowie die Behauptung zurück, daß der Verein in seiner Thätigkeit nationale und religiöse Ziele mit einander verquicke. In bezug auf de» äußeren Bestand de« Verein« wird folgende» mitgeteilt: Die Zahl der Zweigvereine stieg von 1926 auf 1930, die der Frauenvereine von 604 auf 614. Der Bericht beklagt da» Fehlen von Studentenvrreinen und giebt die Gesamteinnahmen auf 2 479 106 M. gegen 2 170 358 M im Vorjahre an Die Verfügungen »er deutschen Vereine betrugen 1 613 274 M, die der aus ländischen in Italien, Rumänien, Schweden, Ungarn, der Schweiz und den Niederlanden 1 645 622 M. Der Zentraloorstand konnte über 92 287 M als freiwillige Gaben verfügen, fo daß insgesamt 1 737 909 M. zur Verteilung gelangten gegen 1 637 882 M. im Vorjahre. DaS Gesamtvermögen de» Gustav Adolf-Verein« beläuft sich auf 5 374 968 M. An Legaten und Stiftungen fielen ihm und den Einzelvereinen in»g«famt 150 788 M. gegen 259 214 M im Vorjahre zu. An Kirchen und Beihäusern weihte der Verein «m letzten Jahre 56 ein, darunter 8 in Rheinland-Westfalen, 5 in Schlesien, 5 in Westpreußen, 2 in Posen, 1 in der Provinz Sachsen, 3 in Elsaß-Lothringen, (davon eine in dem Vogrsendorf Alberschweiler, da» seinerzeit in dem Prozeß vr» bei «iner Fronleichnam-Prozession „gekreuzigten Knaben' eine Rolle spielte), 5 in Bayern, 2 in Bade», 2 in Württem berg, 11 in Böhmen und Mähren und ferner 8 i« Galizien, Kroatien, Slavonien, der Schweiz, Italien und Argentinien Zu 33 Kirchen bez Bethäusern wurde der Grundstein gelegt, darunter 5 in Böhmen Außerdem wurden 9 Schulen bezogen 32 Gemeinden konnten au» der Pflege de» Verein« entlafsen werden. Die Zahl der Unterstützung»gesuche ist von 1311 auf 2042 gestiegen Die Versammlung sandte folgendes Huldigungs telegramm an Se Majestät den Kaiser ab: „Ew. Kaiser lichen und Königlichen Majestät bringt die 55. Haupt versammlung der evangelischen Gustav Adolf-Stiftung, welche in Ew Majestät Residenzstadt Kassel tagt, in dem Lande, da einst Landgraf Philipp um die Einigung der Evangelischen sich heiß bemühte, ihre freudige und ehr furchtsvolle Huldigung dar, mit Ew Majestät Eins m dem unverrückten Bekenntnis, daß in keinem andern das Heil ist al« in Jesu Christo, unserem einigen Heiland und Helfer, Ein« in der Pflege de« Frieden« zwischen den Konfessionen, Ein« in der liebenden Fürsorge für die evangelischen Glaubeu«genossen, zumal in der Zer streuung gez. geh Kirchenrat v. Pank, Generalsuper» intendent Pfeiffer." * Epilepsie und Verbrechen. Die Epilepsie oder Fallsucht ist «in leider weitverbreitete« Uebel, da« wegen seiner Wirkung auf den damit Behafteten und auf sein« Umgebung sowie wegen seiner Erblichkeit mit Recht be- sonder« gefürchtet wird. Die Krankheit wird um so schlimmer dadurch, daß ihr eigentliche« Wesen noch gar nicht völlig aufgeklärt und daß eine wirklich erfolgreiche Behandlung selten zu ermöglichen ist. Wahrscheinlich aber ist, wie vr Spratling in einem beachtenswerten Dortrag ausgeführt hat, das Leiden noch vielseitiger, al« man gewöhnlich annimmt. Es äußert sich nicht allein in der Form der bekannten „Anfälle", sondern auch in einer Beeinflussung der Geifiesthätigkeit, der die Aufmerksamkeit der Aerzte dauernd gewidmet sein sollte Für den wichtigsten Umstand hält vr Spratling den Zusammenhang zwischen Epilepsie und Verbrechen. Die Krankheit kann den Grist in Starrheit oder Stumpf sinn versetzen, sie kann ihn aber auch in einen Zustand überführen, der eine Neigung zu außerordentlichen Ver brechen hervorruft. Ein Epilektiker, der augenscheinlich geistesschwach ist, bietet wenig Gefahr Eckon weil er gewöhnlich so gehalten wird, daß er kaum Gelegenheit zum Verbrechen hat. aber auch, «eil ihm die Thatkrost dazu fehlt. Aber e« giebt viel« Epilektiker, vielleicht aller, bei denen »in eigentlicher Irrst»» nicht bemerk bar wrrv. Ein solcher, der zu anderen Zetten ganz gesund erschrmt, kann unter gewissen Umständen die offenbarsten und ärgste» Verbreche» begehen Für die Rechtsprechung sind solche Fälle äußrrst heikel, denn e« handelt sich um di« schwierige Ermittelung, ob der Thäter em Bewußtsein de» Verbrechen» und überhaupt die Möglichkeit der Selbstbeherrschung gehabt hat oder nicht. E« ist »ine Thatsache, daß einem «pilep» tischen Anfalle häufig ein eigentümlicher Zustand maagelhasten Bewußtsein» folgt, der vielleicht nur einige Minuten, zuweilen aber auch mehrere Tag» andauert; dir Kranke befindet sich dann in einer Art automatischer Geistesthätigkeit, von der »r sich keine Rechenschaft zu geben vermag Er handelt lediglich wie ein« Maschine, obgleich er vielleicht in den gewohnten Verrichtungen de» alltäglichen Leben« nicht« Auffallende« zeigt Unter solchen Bedingungen kann er Verbrechen begehen ohne Vorbedacht und ohne verbrecherische Absicht, wie eine Lokomotive einen Men schen töten kann, wenn sie ohne einen Führer fortliefe. E« giebt auch eine eigentlich „g«istige Epilepsie", di« zu den gleichen Folgen zu führen vermag, sich aber nie in MuSkelkrämpfen äußert In ihrer Erkennung hat die gerichtlich« Medizin ihr Höchste» zu leisten, um die Ver urteilung eine» thatsächlich Unschuldigen und Kranken zu verhüten E» kommt vor, daß diese Armen die seltsam sten Dinge thun, z. B weite Wanderungen unternehmen und sich dann in großer Entfernung von ihrer Be hausung wiedersinden, ohne zu wissen, wie sie dort hin gekommen find Einem Epileptiker in solchem Zustand« zu begegnen, ist bedenklich, da er leicht zu Streit und Angriff übergeht vr. Spratling berichtet von einem Mann, der in der Eisenbahn einen leichten Anfall hatte und gegen jemand, der ihn beim Verlaffen de« Wogen» unterstützen wollte, thätlich vorging, so daß er verhaftet wurde. Später wurde »S klar, daß er sich de» ganzen Geschehniffe« gar nicht zu entsinnen vermochte, und er mußte entlafsen werden. Solche Thatsachen müssen den Aerzt»n «in Sporn s«in, den Geheimnissen der Epilepsie im Interest« der Menschlichkeit und Gerechtigkeit mit allen Mitteln nachzusorschen. * Hautriizende Primeln. In Heft 12 der b«i D. W. Callwey in München erscheinenden, von uns mehrfach empfohlenen Monatsschrift für das geistige Leben der Deutschen in Böhmen „Deutsche Arb«it" veröffentlicht Prof. vr. A Nestler in Prag eine höchst interessante Abhandlung über „H a u t r e i z e n d e P r im e l n". E« handelt sich dabei um ein der bekannten vriwula obconioa entstammendes Pflanzengift, da« auf die Haut de« Menschen gebracht, entzündliche Zustände verursacht, die sich, medizinisch bettachtet, nicht in die gewöhnlichen Hauttrankheit-bilder rinreih»n lasten. Prof. Nestler hat an sich selbst JnfektionS-Versuch« angestellt und ist dabei zu interessanten Ergebnissen gelangt, die e« angezeigt erscheinen lasten, bei der Berührung dieser in unsern Gärten viel verbreiteten schönen Pflanze vorsichtig zu sein. Die Bildung der hautreizenden Substanz, die eine blasenbildende mehr oder weniger empfindliche Haut krankheit von immerhin längerer Dauer Hervorrufe» kann, wird von Drüsenhaaren besorgt, die namentlich Laubblätter und die Blütenstiele bedeck«« Die Aus führungen vr. Nestler» sind wertvoll genug, um von weiteren Kreisen gelesen zu werden Auch sonst ist da» September-Heft der vorzüglich redigierten Zeitschrift reich an wiff«nfchastlichen Aufsätzen * Etwa« von den „Strad«". In den letzte« Jahren hat di« außerordentliche Wertschätzung, deren sich die altberühmten Instrumente dr« CremoneserS Geigen bauer» Antonio Stradivari bei allen Kennern er freuen, wiederholt in den ansehnlichen Preisen, die dafür gezahlt wurden, ihren Ausdruck gefunden Alles Mistens werte über dies«» Mrister faßt «ine soeben in London erschien«»« Monographie „Antonio Stradivari: „Um Viks avä IVork" von Henry, Arthur und Alfred Hill zusammen Darin wird auch auf die Preise hingewirsen, di« von Zeit zu Zeit sür Stradivari geigen bezahlt werden E» zeizt sich, daß der M«rt der „StradS" besonder» während der letzte» 30 Jahre gestiegen ist Eine Stradivari kann unter gewissen Um ständen eine sehr vorteilhaft« Vermögensanlage werden. So wurde die berühmte BettS-Stradivari, von 1704 datiert, im Jahre 1825 von Arthur Bett» für 20 M. gekauft und 27 Jahre später für 10000 M verkauft. Sieben Jahre darauf sank der Prei» auf 4000 M, aber im Jahr« 1886 kaufte sie wieder der Herzog von Camposelic« für 24000 M. Eine schöne Stradivari ist noch immer so viel wert, und e» giebt Beispiele, daß noch höhere Summen dafür bezahlt wurden. Bei öffentlichen Ver steigerungen hat aber weder eine Stradivari noch eine andere Violine in England 20000 M. erzirit ES ist Hill durch umfastend« Nachforschungen gelungen, fest zustellen, daß e» annähernd 540 Violinen, 12 Viola« und 50 Violincelli von Stradivari giebt Eine voll ständige Liste seiner existierenden Violinen konnte aller dings nicht angefertigt werden, da viel« angebliche Be sitzer die an sie gestellten Anfragen nicht beantworteten. Sehr viele Violinen sind natürlich verschwunden. So wurde , B die prächtige Sammlung König Karl» IV. von Spanien von den Franzosen während de» Kriege» zu Anfang de» vorigen Jahrhundert» erbeutet; aber al» der Wert der Stradivari bekannt wvrde, wurde man sorgsamer, seit 1815 wurde nur eine Stradivari in England zerstört, nämlich die dem Kapellmeister de» alten Covent Garden, Ware, gehörige Geige. Die für Jacob II. von England bestellten J»strumente find je doch ganz verschwunden. Obgleich andererseit» die Sammlungen von Charle» Reade, Gillott, Andrew Fountaine und anderen zerstreut find, so ist doch der Aufenthalt jede» Instrumente« dieser Sammlungen ziemlich gut bekannt Die meisten bedeutenden Geigen spieler besitzen Strads Sarasate hat eine von 1724 datierte; er spirlt seit 30 Jahren darauf und besitzt außerdem »och andere Strad». Joachim hat drei, und Kubelik erhielt kürzlich «ine geschenkt Em» schön« Stradivari au» dem Jahre 1725 ist von Wilhelmi jetzt an einen Amerikaner verkauft worden, aber er kaufte vor kurzem eine eingelegte Stradivari. Der frühere Herzog von Coburg besaß zwei Strad», darunter ein wertvolle« J«sttument au« dem Jahre 1725, ein Geschenk de« früheren Herzogs von Cambridge, der selbst ein tüchtiger Geigenspirler war. Diese Gei«« gehört jetzt L«vdq«r. Lady Halls ist im Besitz der „Ernst"-Sttad, Dsaye, White, Heermann, Signor Ardtti und zahlreiche andere haben gleichfalls Stradivari-Geigen Dann find eine Anzahl in den Händen privater Sammler und Händler Stradivari selbst scheint sehr verschiedene Preise erhalten zu haben Einmal erhielt er etwa 90 M , ein andere« Mal 140 M , während FstiS erklärt, daß der von Stradivari selbst festgesetzte Prei» 4 Loui»dor, da« find etwa 70 M, für jedes Instrument war * DulkaniSmu« überall! Während der letzten Woche hat nun auch der Vesuv angefangen zu rumoren; noch ärger treibt »S schon der Stromboli, der in voller Thätigkeit begriffen scheint, indem er mit heftigen Exvlosionen und donnerähnlichem Getöse dicken schwarzen Rauch zum Himmel sendet. Auch hoch im Norden scheint dir »nnere Erdglut von neuem auszu- wallrn Au« Alaska wird von Reisenden berichte», daß au« den Vulkanen Redoubt und Kmmna im Augusti». gedirge groß« Dampfmaffen aufstrrgen, während d«, Redoubt gleichzeitig ungrhrur» Rauchwolken m dr« Luft schleudert. Au« Honolulu, also au« dem h«iß«n Erd- gürtel, wird »ine ähnliche Meldung erlassen, derzufolge zu Anfang d»« Monat« der Berg Kaluaha auf d»r Hawai-Jafel iU Aufruhr geraten ist und mächtig» Lava ströme autstößt Unsere alt« Erd« scheint also wieder einmal ernstlich nervö« werde» zu wollen. * Eine kühne Fahrt. Die Fahrt dr« englisch« Nebenbuhler» van EantoS-Dumont, dr» Luftschiff«» Stanley Spencer, di« er am Freitag über Londo, unternahm, erregt in London da« größte Interest» E» frhlte ihr auch nicht an aufregende« Moment«»; Spnicer selbst erzählt« davon folgende«: „Ich wartrt« schon fest einiger Zeit auf die Gelegenheit, die Auffahrt zu mache», und war Freitag früh sehr enttäuscht, al« e« n«bl,g war. Ich ging aber trotzdem nach dem Crystal Paace, und da der Nebel fich schnell verzog und ein ruhiger, schöner Tag für eine Auffahrt zu kommen schien, so ging ich i» da« Aerodrom und begann meine Vorbereitungen sür di« Reise. D«r Ballon wurde mit frischem Wasserstoff gefüllt, um H4 Uhr etwa herau»gedracht, und in weniger al« einer halben Stunde später verließ ich die Erde, nachdem di« wenigen Freunde, die fich versammelt hatte«, mir eine glückliche Rückkehr gewünscht hatten. Di» Maschine stieg sogleich, und ich war bald 100 Fuß hoch. Ich steuerte gerade auf den North Tower zu, und 100 Dard» entfernt davon stellte ich da« Steuerruder um und machte ein« Wendung um die Spitze de« Turme». Alle» arbeitete befriedigend Alle Teil» der Maschin» waren neu. Charakteristisch für da» Schiff ist ein auto matische» Ventil, da« eine Explosion de» Ballon» wegen der Verdünnung der Atmosphäre verhindert. Ich machte mich dann nach der City auf, fuhr über Sydenham und sah East Dulwich Al« ich der Stadt näher kam, fand ich, daß der Nebel noch schwer darüber hing, und ich beschloß, nicht weiter in der Richtung der City vorzu- dringe» Da e» gegen Westen klar war, drehte ich di« Maschine und war bald über Battersea Park, wo ich mehrere Wendungen machte Al» ich immer höher stieg, sah ich, daß der Ballon stet» undurch lässiger wurde und ich war etwas ängstlich. Mem Auge ruhte ständig auf der Röhre, die die Spannung des Ballon» anzeigte, und ich war neugierig, ob da» automatische Ventil arbeiten oder eine Explosion statt finden würde Ich konnte da» Ventil durch ein Seil öffnen, und wollte e» gerade thun, al» ich ein Raffel» wie da« Klappen einer Platte hört-, und ich war froh, da da« Ventil den Druck de« Ballon« schwächte. Ich war jetzt 1000 Fuß hoch. Unsere Ansicht bestätigte sich, daß der Ballon den Druck bi» 1000 Fuß aus halten und da« Ventil dann da» übrig« thun würde. Weiter war ich be'orgt, wie sich die Maschine verhalten würde. Sie ging sehr schnell und befriedigend. Plötz lich wurde da» Dampfauslaßrohr rot. Das bekümmert» mich nicht srhr, weil da« Ga« dadurch unmöglich ent zündet werden konnte. Plötzlich schoß »ine blau» Flamme aus dem Dampfauslaßrohr. Hätten wir da» nicht vorau-gesehen, so wäre e« sehr gifährlich gewesen, da da« GaS sich entzünden konnte Wir hatten aber, um dem vorzubeugen, Gaze über dem Dampfau«laßrohr so angebracht, daß sie wie der Apparat der Daoeylamp« wirkte und zum größten Teil die Gefahr, daß da« au« dem Ventile entweichende Ga« Feuer sing, beseitigte. Nach dieser aufregenden Beobachtung befürchtete ich nicht weiter, daß etwa» fehlgehen könnte. Ich hatte die Maschme vollkommen in der Gewalt und konnte si» nach meinem Belieben drehen. Nun konnte ich be obachten, wa» unten vorging. Es war wundervoll, die ungeheuren Menschenmenge« wie Ameisen dre Straßen entlang dahinftürmen zu sehen. Einmal war ich einem Kirchturme sehr nahe; unten schien e» zweifellos so, als ob ich gerade darauf zuging. Ich konnte die Leute in ihrer Angst rufen hören Es mußte deshalb eine Erlösung für sie aewesen sein, als ich weitersuhr und Wendungen um den Turm machte. DerHauptunte,schied zwischen meinem Apparat und dem von SantoS-Dumont ist, daß der Ballon de« letzter»» d»n Propeller hinten hat, während meine Schraube vor» angebracht ist und mehr zieht. Da mein Ballon außerdem vorn dicker und daher schwerer ist al» seiner, fo ist er bester lenkbar" Spencer vertraut darauf, daß der Nordpol in kurzer Zeit mit einem solchen Ballon, wie er ihn konstruiert hat, erreicht werden kann. „Da« von mir benutzte Schiff", sagt» er, „besitzt keinen sehr kräftigen Motor, aber «in solcher Ballon kann auch mit einer kräftigeren Maschine gebaut werden " Wir beabsichtigen, im nächsten Jahr einen solchen Ballon zu bauen, und ich hoffe und erwart«, daß mit einem solchen Luftschiff, wie ich e« mir denke, der Nordpol erreicht werden kann. Die« ist eines der Hauptziele, die ich im Auoe behalten werde." * Paris Wie den Blättern au« Montpellier gemeldet wird, ist der Ballon de« Grafen de la Naulx „Mediterranen", mit dem der Graf vorgestern in Palava« zu «iner Versuchsfahrt ausstieg, von einem Torpedoboot nach Korsika «»schleppt worden. Von dort wurde dem Ballon freie Fahrt gegeben. * Tour« Durch Sturz aus einem Automobil verunglückten vorqrstern nachmittag »wischen Limeray und Veuve« Graf und Gräfin Castri««, deren Tochter und der Führer des Wagen« Letzterer wurde getötet, die übrigen erlitten schwere Verletzungen * St. Petersburg. Amtlichen Angaben nach kommen in Port Arthur, Chabarowsk, Nikolsk, Nikola jewsk und BlagowefischenSk «och vereinzelte Cholera- fälle vor Ferner erkrankten zwei Personen aus einem Amurdampfer und zwei aus der Transbaikalbah» Sonst wäre» im Küstengebiet d»S Amur keine Erkrank ungen zu verzeichnen; da« ärztliche Personal wird daher allmählich an« den Gegenden, wohin e« abkommandiert war, zurückgezogen. In Odrsta erkrankten vom 14. bis 19. September zehn Personen unter pestverdächtigen Symptomen. Vier von ihnen starben WücHevscHau. Neue Rechtsgüt« r. Da» Recht am «igr»»n Name». DaS Recht am eigenen Bilde. Rektoratsrede, gehalte» am Stiftu»g«feste der Hochschule Zürich, von vr Georg Cohn, ordentlicher Professor der Rechte. Verlag vo» Otto Liebmann, Berlin 1902 Einesteils wegen des Interesses, da« dem vorliegende», praktisch nicht un wichtigen Thema an sich beiwohnt, andernteil» aber deshalb, weil darüber gerade in letzter Zeit auch sonst mancherlei geschrieben und gesprochen worden ist, — man denke an die Gutachten sür dcn letzten Deutschen Juristen- tag von Keißner und Gareis, an die Ausführungen Kohler« z. B. im „Tag" vom 29. Juli d. I», di« bezüglichen Verhandlung«« auf ainanntem JuriÜentige und die Abhandlung Gareis' m der jüngsten Doppel« nummer (17/18) der „Deutschen Juristen,eit,>ng" — sei aus d»e oben angeführte Ärbett hingewulen. Auch wer dem Hrn Verfass« nicht vollständig beizupfluhten ver-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)