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Dresdner Journal : 27.08.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190208270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-08
- Tag 1902-08-27
-
Monat
1902-08
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 27.08.1902
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t. ». > v. ». ) B. r. - ». o V. S. <S. s. G. SO ». m! 0 » bv ». iduklen- er loco ndischer l' auf Labte el aus KV M., 44 M, 2b M., brauch-- l G. ) «. S b.B. G. 0 E. 0 ». treibe» ptember i,7b M-, matter. ,50 M, »ezember -er Sep- »ezember er Sep- )ezember per Ok« -ezember - 70«r !ü V. >. ' S. > B. B. <s ta-FS- «la« u. nadtan- zo-Mil- ise,, refrrrrd . Aktien ralbahn shareS » > West. Pacific- . Aktien Staaten» Silber zamatcb üs -estr. 4», o Nord), IS,. r, vast«^ uod S, vei»«SPret«. Beim Bezüge durch di« Aeschäftafteu« luuerstak» »re»d«w »,-0 M. (etnscht. ßutraguna), durch die «l Deutschen Reiche I M. (au-schlietzlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Rümmer« 10 Pf Wird Zurückseuduna der sstr die Schristtritung bestimmt«, aber von dieser nicht ein» arsorderten Beiträge beon- sprucht, so ist da- Postgeld beizufügen. Dresdner Zournal Herausgegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1293. Erscheine»! Werktag« nachm. S Uhr. A»tü»dt«»«»s»e» ktzrr»: Die Zeil« Neiner Schrift d« 7 mal aespalteneu Ankündi gung«-Dette oder deren Rau» iv Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz b Pf. Ausschlag für die Zeile. Unterm Re» daktton-strich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift ode» der« Raum so Ps. Gebühr« - Ermäßigung b«t vfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 1« Uhr für dre nach mittag« erscheinend« Nummer- 198. Mittwoch, den 27. August nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Prinzl. Hofsekretär Albert Renner da» von Sr. Majestät dem Könige von Italien ihm verliehene Ritterkreuz deS Italieni schen Kronenordens annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kronprinz!. Kammer lakai Paul Lehmann die von Sr. Durchlaucht dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe ihm verliehene goldene Verdienstmedaille annehme und trage. Die Gladbacher Feuerversicherungsaktien gesellschaft in M Gladbach hat gemäß tz !15 Abs. 2 des ReichsgesetzeS über die privaten Ver sicherungsunternehmungen vom 12. Mai 1901 zu Hauptbevollmächtigten für daS Königreich Sachsen die beiden Inhaber der Firma Jakobs L Marx in Leipzig, den bereit- bisher als Hauptbevollmächtigten thätigen Herrn Max Iakobs und Herrn Georg Haupt, bestellt. Die Generalagentur wird unter der Firma Jakobs L Marx geführt. Dresden, den 20. August 1902. Ministerium des Innern. Für den Minister: 7LL4 vr. Vodcl. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Im Geschäftsbereiche des Mtntfterium« der Justiz. Der Rechtsanwalt vr. Johannes Georg Stöckel in Dresden ist zum Notar für DreSdrn-Neustadt aus so lange Zeit, al» er dort seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden. Im Geschäftsbereiche de« MtutftertumS de» Kalt»» und -ffentltchen Unterrichts. Zu besetzen: di« Lehrerstell« in Deutschkatharinenberg. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen: 1200 M. Grundgeh., 200 M persönl. Zul., 110 M. für Fortbildung«-, bb M. für Turnunter richt, Amtswohnung und cvent 120 M. der LehrerSfrau sür Handarbeitsunterricht. Gesuche bi- zum 1b September an den König!. BezirkSschulinspektor Schulrat vr. Winkler in Freiberg. (Behördl. Bekanntmachungen erschein« auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. Deutschlands HandelsverhältniS zu den sndamerikanische« Republiken. Im vorigen Jahre ist der Handelsvertrag zwischen Deutschland und Guatemala vom Jahre 1887 durch die Regierung Guatemalas gekündigt worden; er sollte am 22. Juni 1903 außer Kraft treten. Jetzt ^at Guatemala seine vorjährige KündigungSerklärung m der Weise abgeändert, daß der Vertrag erst am 22. Juni 1904 außer Kraft tritt. Er ist ein Meistbegünstigungsvertrag, jedoch ist durch seinen Artikel 33 und durch die in einem be sonderen Protokoll dazu gegebene Erläuterung daS Meistbegünstigungsrecht Deutschlands insofern be schränkt worden, als die Vorteile, die Guatemala den übrigen vier mittrlamerikanischen Freistaaten oder einem von ihnen einräumt, deutscherseits nicht beansprucht werden können, solange diese Vorteile auch allen anderen dritten Staaten vor- enthalten werden. Eine ähnliche Bestimmung findet sich in dem 1896 zwischen Deutschland und Nicaragua abgeschlossenen Vertrage. Der letztere wird nach dem Außerkrafttreten der Handelskonvention mit Guatemala der einzige Handelsvertrag sein, der dann zwischen Deutschland und den mittelamerikanischen Republiken noch besteht. Der Handelsvertrag mit Costa Rica vom Jahre 1875 ist 1896 von Costa Rica ge kündigt worden und am 1. Dezember 1897 außer Kraft getreten. Im vorigen Jahre wurde der Handels- und Schiffahrtsvertrag mit Salvador vom Jahre 1870 von feiten Salvadors gekündigt, er trat am 23. Mai d. IS. außrr Kraft. Auf den Handels verkehr zwischen Deutschland und den mitteleuropäischen Republiken ist das Außerkrafttreten dieser Verträge bisher wohl kaum von irgend welcher Wirkung gewesen, wenn auch zugegeben werden muß, daß mit dem Fortfall unseres Meistbegünstigungs rechts der handelspolitische Einfluß der Vereinigten Staaten sich möglicherweise stärker als bisher auf den dortigen Märkten geltend machen wird. In unserem Güteraustausch mit den fünf Republiken wiegt die Einfuhr dortiger Erzeugnisse nach Deutschland bei weitem vor, der Wert der letzteren bezifferte sich im vergangenen Jahre auf 35 bis 36 Mill. M., während deutscherseits nur Waren im Werte von 6 Mill. M. dorthin auSgeführt wurden. Fast dieser gesamte Verkehr geht über Hamburg. Der wichtigste Einfuhrartikel ist Kaffee, wovon im letzten Jahre 286610 62 im Werte von 32 Mill. M. (ouS Guatemala allein 235640 är) nach Deutschland gingen. Zur tripolitauischen Frage. Vor einiger Zeit wurde aus Konstantinopel unter Hinweis auf die Gerüchte über ein angebliches Streben der Italiener nach dem Besitze von Tripolis be richtet, man fühle sich in der türkischen Hauptstadt in der Tripolisfrage infolge einer aus London em pfangenen Beschwichtigung bedeutend beruhigt, was man in manchen Kreisen darauf zurückführen zu können glaube, daß dar Londoner Kabinett in bezug auf diese Frage gegenüber der Türkei neue Ver pflichtungen übernommen habe. Man stützte sich hlerbei auf den Umstand, daß Lord LanSdowne, der britische Staatssekretär für die auswärtigen An- geleaenheiten, im Parlamente wiederholt auf die Verpflichtungen Englands zur Aufrechterhaltung des statu» yuo im Mittelmeere hingewiesen hat. Der Londoner Korrespondent der offiziösen,.Pol. Korr." ist jedoch auf Grund von Aufklärungen, die er aus bester Quelle geschöpft hat, in der Lage, zu ver sichern, daß Lord LanSdowne bei den erwähnten Aeußerungen ganz anderes im Auge hatte, und daß man in London gar nicht daran gedacht hat, der Pforte gegenüber irgendwelche spezielle Verpflicht ungen, geschweige denn eine Garantie der Integri tät der Türkei in bezug auf Tripolis zu über nehmen. Abgesehen von sonstigen Erwägungen, müßte schon das lebhafte Wohlwollen, das man in London für das an der bezeichneten Frage be sonders beteiligte Italien hegt, die englische Regier ung von einem solchen ostentativen Eingreifen in diese Angelegenheit abhalten. Tie Wärme der Be ziehungen zwischen den beiden Staaten habe wohl infolge gewisser Vorgänge vorübergehend einiger maßen abgenommen, die englischen Staarsmänner sowie die Presse diesis Landes hätten jedoch in der letzten Zeit bei verschiedenen Anlässen der Urberzeug ung Ausdruck gegeben, daß vorübergehende diplo matische Mißverständnisse das innige Verhältnis Italiens zu einem so alten Freunde, wie es Eng land sei, nicht in ernste Erschütterungen versetzt haben können. Man sei sich in London selbstver ständlich darüber klar, daß eine Einmischung in die Tripolisfrage in dem angedeuteten Sinne in Rom als eine Feindseligkeit aufgefaßt werden könnte, und nichts könne der englischen Regierung ferner liegen, als eine solche Handlungsweise. Man würde eS aufrichtig bedauern, wenn auch in italienischen Kreisen über die Haltung Englands ähnliche An sichten gehegt werden sollten, wie sie in dem er wähnten Konstantinopeler Berichte ausgesprochen wurden. Die Möglichkeit des Auftauchens eines solchen Verdachts in Rom dürfte wohl englischer- feits für eine hinrelchend wichtige Thatsoche be trachtet werden, um sich zu einer öffentlichen Ent kräftung in irgend einer Form veranlaßt zu sehen. Es sei zu vermuten, daß in nächster Zeit eine auf- klärende, beruhigende Auslassung über diesen Gegen stand in der Londoner Presse erscheinen werde. Diese Mitteilungen bestätigen, daß in London neuerdings die Erkenntnis zur Herrschaft zu gelangen scheint, eine Vernachlässigung der englischen Be ziehungen zu Italien entspreche nicht den Interessen Großbritanniens. Man darf gespannt sein, auf welche Welse Lord LanSdowne die schwierige Aus gäbe lösen wird, in der tripolitanflchcn Frage Stellung zu nehmen, ohne vor allem Italien zu kränken und zugleich ohne dabei den Argwohn der Pforte zu erregen. Tagesgrschichte. Dresden, 27. August. Se. Majestät der König hat Sich heute früh mit dem fahrplanmäßigen Personenzug 6 Uhr 37 Minuten ab Pirna, in Be gleitung des Hausmarschalls Wirkt. Geh. Rats v. Carlowitz-Haititzsch, Excellcnz, des Oberstall- meisterS v. Haugk, des Oberhosjägermeisters Frhrn. v. dem Bussche-Streithorst und des Flügeladjutanten vom Dienst Oberstleutnant v. KoSpoth zur Ab haltung von Jagden nach Schandau begeben. Die hohe Jagdgesellschaft wird in SendigS Villa Quisisana Wohnung nehmen. Die Königlichen Jagden finden heute, Mittwoch, auf Hinterhermsdorfer Revier und morgen, Donnerstag, auf ReinhardtS- dorser Revier statt Die Rückkehr des Monarchen nach Hosterwitz steht morgen Donnerstag abend zu erwarten. Dresden, 27 Äugust Dasheute au«gegrbene t8 Stück des Gesetz» und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1902 enthält: Ver ordnung über den Gewerbebetrieb der Gesindevermieter und Stellenoermittler; Vorschriften für Personen, die fremde RechtSangelegcnheitenrc gewerbsmäßig besorgen rc; Verorvnung, die Enteignung von Grundeigentum für Erweiterungsanlagen an der Eisenbahnlinie Leipzig—Hof betreffend. Deutsches Reich. Berlin Gestern abend fand im Marmorsaale des Neuen Palais bei Ihren Kaiserlichen Majestäten eine Tafel statt, zu der eine große Reihe von Ein ladungen an die Generalität und die Offiziercorps de» Hl Armeecorps ergangen waren Bei der Tafel saß Se Majestät der Kaiser rechts von Ihrer Majestät der Kaiserin. ES folgten nach rechts zunächst Prinzessin Friedrich Leopold, Prinz Heinrich XXX. Reuß, G neraloberst v Hahnke, Will Geh Rat vr. o L^canu«, General der Jnfarterie v Plessen, nach links Se Kaiser! und König!. Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, Ober» Hofmeisterin Gräfin v Brockdorff, Prinz Friedrich Leopold, Minister v Wedel, Oberhof und Hausmarschall Graf zu Eulenburg. Gegenüber den Majestäten saß General der Infanterie v Lianitz zwischen Generalselv- Lunst und Wissenschaft. Klassiker-Briefe. Wie lang die Reihe der nun bereits veröffentlichten Briefe au» den Tagen der Klassiker in Wirklichkeit sei und ob bereit« da» Fernrohr zu Hilfe genommen werden müßte, um bi» an» Ende zu blicken, wenn die Bücher thatsächlich jemals in einer Reihe stünden, mögen die Liebhaber von Rechenexempeln feststellen, uns genügt die Gewißheit, daß e« je länger, um so schwerer wird, aus der Ueberfülle dieser Zeugnisse die entscheidenden, die lebensvollen, die geistig bedeutsamsten herauszufinden. Einen gewiffen kulturhistorischen Wert haben zuletzt alle Briefe und Briefwechsel vergangener Tage. Für den Forscher, den Darsteller vergangenen Leben», den Lieb» Haber der Kulturgeschichte kann es kaum Zeugnisse ver gangener Tage geben, denen nicht wenigsten« einzelne Thatsachen und Züge abzugewinnrn wären Aber daraus folgt noch lange nicht, daß die Ueberzahl und Unzahl neuerer Veröffentlichungen wirklich ein Publikum gewinnt und auch nur in ihrer Quintessenz zu wesentlicher Be reicherung der Anschauungen und Einsichten wenigsten» eine« beschränkten BildunzSkreise« beiträgt. Ein geist reicher Kritiker sagte einmal: „Jawohl, wir sind au» dem Beschränkten, Zufälligen und Fragmentarischen zum Vollständigen durchgedrungen, nur schade, daß da» Be» schränkte, Zufällige und Fragmentarische unendlich mehr gewirkt und gefördert hat, al« unsere heutige Voll ständigkeit." Sicher ist, daß man immer wieder ge zwungen sein wird, neben der Veröffentlichung alle« handschriftlichen Material«, dessen man habhaft zu werden vermag, auf die Auswahl nach inneren Gründen und unausrottbaren Werturteilen zurückzukommen. Daß dem so ist, erweisen die Au»wahlen von Goethes Briefen, die fortgesetzt neben der großen, nun schon mehr al« zwanzig Bänve umfaffenven Sammlukg aller noch vor handenen und erreichbaren Goethedriefe in der Weimari« scheu SophienauSzabe der Goetheschen Werke erscheincn. ES liegt auf der Hand, daß die gründliche RedaktionS- ardeit der gedachten Sammlung den Au»woh9n zu gute kommt, gleichwohl sind dies« Auswahlen unentbehrlich, denn die Zahl der Leser aller Goethebrirfe ist beschränkt. Unter den Ausgaben dieser Art verdient die. Goethe» Briefe", au» «wählt und in chronologischer Folge mit Anmerkungen herausgegeben von Eduard v. der Hellen (Stuttgart und Berlin, I. G. Cottasche Buch handlung Nachfolger), besondere Hervorhebung, weil sie sich durch pietätvolle Sachlichkeit und glücklichen Takt' de» Herausgeber« wie durch die im Interesse de« Publi kum», das nach Auswahl verlangt, größtmögliche Aus führlichkeit auSzeichnet. Die beiden un» vorliegenden Bände berücksichtigen Goethes Briefe bis 1788. Ver stehen wir den Herausgeber richtig, so wird sich seine Auswahl vor allem auf dir eigenhändigen, unmittelbaren Briese Goethe« erstrecken und in dem Maße knapper, zusammenfassender werden, al» die Zahl der diktierten Briese, die nur Goethe» Unterschrift tragen, anschwillt. — Wir behalten un» au»drücklich vor, auf diese Aus- gab« zurückzukommen, wenn sie zum Abschluß gelangt sein wird Eine sehr wertvolle, selbständige, in gewissem Be tracht neue Veröffentlichung ist „Jean Paul« Brief wechsel mit seiner Frau und Christian Otto", herausgegeben von Paul Nerrlich (Berlin, Weid- mannsche Buchhandlung, 1902). Von den 208 in dieser Sammlung mitgeteilten Briesen Jean Paul« und seiner Gattin Karoline, denen sich einige wenige Brief« d«« Vater» Karoline Richter«, auch einer von Ernestine Voß an Jean Paul» Frau, die zur Sache gehören, an» schließen, sind freilich nur 69 absolut neue, seither un gedruckte. Aber da der Herau«geber überzeugend dar» thut, daß Jean Paul« Schwiegersohn Prof Ernst Forster, oer f»üh«>« y<-»au«geder, munmgfach Ab weichungen von den Originalen liebt, viele wichtige Bemerkungen unterdrückt, nicht wemg« Briefe falsch datiert hat, so erscheint allerdings, von den zahlreichen Vermehrungen abgesehen, «ine getreue Wiedergabe dieser Briefe um so dankenswerter, al» sie zu den wichtigsten Quellen von Jean Pauls Lebensgeschichte gehören und charakteristische Beiträge zur Geschichte unserer klassischen Dichtung einschließen Prof. Nerrlich» Stellung zu Jean Paul ist bekannt. Er ist der beharrlichste Vor kämpfer einer Ecneuerung der Geltung de» Humoristen der Klassikerperiode Er betont auch diesmal in der Vorrede zu den Briefen an Otto und an Jean Pauls Frau, daß „zwar jetzt, wo wir in das neue Jahrhundert eingetreten sind, Börne» bekannte Prophezeiung noch nicht erfüllt, jedenfalls aber ein Umschwung in der Geltung de» Dichter« eingetreten sei", an den vor 26 Jahren, al» Nerrlich seine erste größere Jean Paul- Arbeit veröffentlichte, kaum zu denken war Und er unterscheidet dabei sehr scharf zwischen dem schwärmerischen weltflüchtigen und dem realistischen Jean Paul, ja er sagt ausdrücklich: „So gewiß die Weltflucht dasjenige Element in Jean Paule Schöpfungen ist, das ihm ehe dem zwar die Herzen insbesondere dir vornehmen Frauen im Sturm erobert, ihn aber den Nachaeborenen immer mehr und mehr entfremdet hat, ebenso gewiß lebt in ihnen eine DieSseitigkeit, ein Realismus, «in „herber Geist", die «in Wiedererstehen de» vom Gro« für beseitigt Erachteten verbürgen Kein einziger der Briefe ist ein Ausfluß der HesperuSstimmung, au« ihnen all« spricht lediglich de, Schöpfer eine« Fixlrin, Sirben- kä« oder Katzenberger, «m andere« nicht zu erwähne»; auch von diesem Gesichtspunkte au« also dürfte sich di« Existenzberechtigung des vorliegenden Buche« ergeben " Freilich kann man sich nicht darüber täuschen, daß die Briefe Jean Paul« «igentliche Leser — da« heißt Leser, die die grundeig«tüm!iche geniale und doch viel» 1902. marschall Graf Walders«« und Krieg-Minister v Goßler recht« und General der Kavallerie Graf v Schlieffe« und Generalleutnant Wagner link». Zur Tafel wäre» auch di« fremdherrlichrn Offiziere geladen Im Verlauf« der Tafel erhob Se Majestät der Kaiser, Allerhöchst- weicher die Unrform der 8 Grenadiere trug, Sich zu folgendem Trinkspruche: „Mein Trinkspruch auf die in Waffen au-geübten Märke, de- Ul. Armeccorp- soll in dem Wunsch« gipfeln, daß da» ArmeccorpS im Frieden auf der Höhe der taktischen Schulung sein möge für die Jetztzeit, wie e« einst unter Sr König!. Hoheit dem Prinzen Friedrich Kar! gewesen ist, und daß e» im Ernstfälle die gleiche Haltung bewahren möge und die» selben Lorteeren um seine Fahnen flechte wir am glorreichen Sechzehnten unter Konstantin v Alven-lrben Da- HI. Armee- corpS Hurra I Hurra! Hurra!" Die Musikkapelle der KönigSgrer.adiere spielte de» Aorkschen Marsch Nach der Tafel hielten Ihre Kaiser- lichcn Majestäten Cercle. — S« Maj stät der Kaiser sandte dem russischen Leibgarderegiment in Warschau als Chef diese« Re giments anläßlich der Feier seine» 176jährigen Be stehens da« folgende Glückwunschtelemamm: „Ich danke dem Offiziercorp» und den Chargen Meine» St Peters burger Leibgardcregiment» für den Ausdruck der An hänglichkeit und Waffenbrüderschaft Gott segne da« Regiment und gebe, daß in dem Regiment fortgesetzt lebe seine Tradition, die e« 176 Jahre hindurch er füllte, damit e» stet« bleibe eine Zierde der ruhmreichen russischen Armee und vor allem würdig sei der Zu friedenheit seines erlauchten obersten Führer» Da« wird Mein Stolz sein! Wilhelm I k" Se Kaiser!, und riönigl. Hoheit der Kronprinz de» Deutschen Reich« und von Preußen ließ dem Regimentskommandeur au« gleichem Anlässe ein Glück wunschtelegramm mit folgenden Worten zugehen: „Auf richtig danke ich Ihnen für den mir rm Namen de« Regiment« übermittelten Gruß Zum heutigen Festtage beglückwünsche ich da« Regiment, dem anzugrhören ich al« besondere Ehre schätze, und bitte Sie diese» in liebens würdigster Weise dem Offiziercorp« übermitteln zu wollen. Wilhelm, Kronprinz." — Alle Blätter begrüßen in länyeren Artikeln den heute in Potsdam eintreffenden König von Italien. Der „Reich «an zeig er" äußert sich zu dem bevor stehenden Besuche wie folgt: Se Majestät König Viktor Emanuel von Italien wird während der nächsten Tag« als herzlich willkommener Gast Sr Majestät deS Kaiser! und König« in Potsdam verweilen und in die Reichl- Hauptstadt feierlich einziehrn. E« ist di« erste Begeg nung, die den erlauchten Herrscher nach seiner Thron besteigung mit unserem Kaiser zusammenführt, und ihr Verlauf wird Zeugnis dafür oblegen, daß die Gefühle treuer Freundschaft, mit denen der ritterliche König Humbert hier allezeit ausgenommen wurde, auf seinen edlen Sohn und Kronerben mit unverminderter Innig keit übertragen werden Diese Freundschaft der Dynastien ist der deutschen wie der italienischen Nation wertvoll al« Unterpfand für die Festigkeit der beide Länder unter einander und mit Oesterreich-Ungarn verknüpfenden politischen Beziehungen Der Dreibund beruht auf dem gemeinsamen Bedürfnis der Erhaltung des mitteleuro päischen Besitzstände«. Er bürdet keinem seiner Mit glieder eine Last auf, die nicht jeder einzelne Staat im eigenen Interesse freiwillig übernehmen müßte. Al den Staatsmann, der für Italien im Sinne seine« KönigS zur Erneuerung diese» bewährten System« terri torialer Garantien mitgewirkt hat, freuen wir un« den in der Begleitung seine» Souverän« eintreffenden Minister Prinetti begrüßen zu können. — Mit dem Ausscheiden des UnterstaatSsekrctär» Rothe au« demReichLamte deS Innern wird auch die Leitung einer der Abteilungen de» Amts frei. Anfang« der neunziger Jahre gab eS nur zwei, die Zentral- abieilung und die für wirtschaftliche Angelegenheit»n. Die letztere stand unter der unmittelbaren Leitung de» Unterstaat-sekretärs, die erstere hatte einen besonderen such kaprizlöie PertonUchtetl aus stq wirken lassen, den Wallungen und Wechseln seiner LedenSstimmung liebe voll nachgehen — nur soweit finden können, al» der Dichter Jean Paul noch Leser hat Und damit sind wir vor «in schwere« Problem gestellt. Weder ist e« schlechthin wahr, daß Jean Paul« Schriften überhaupt nicht mehr gelesen werden, noch läßt sich erweisen, daß es Tausende giebt, die auch nur mit den von Nerrlich heroorgehobenen humoristischen Hauptschöpfungen vertraut sind Zwischen den Lesern aber, die Jean Paul« Briefe nur nach Notizen zur Litteraturgeschichte durchblättern und seiner Individualität dabei kaum mehr Rechnung tragen, al« der Individualität Garlieb Merkel» oder des Frl«. Henriette v Knebel, fehlt jede« geistige Band, das sie mit diesen Briesen verbindet Kann und will man nicht mehr au« ihnen herauslesen, al» ein Stück Litteratur- und Lokalklatsch, so wird man freilich auch dabei seine Rechnung finden und sich nur zu hüten haben, die gelegentlichen Aeußerungen Jean Paul» sür Thatsachen zu halten. Ja, wohl sind e« historisch« Dokumente, wenn Iran Paul am 2 September 1798 an Otto berichtet: „Goethe wird nach vier Monaten den Faust vollenden (er brauchte bekanntlich zur Vollendung auch nur de« ersten Teil» noch rin Jahr zehnt und zur Beendigung der ganzen Dichtung noch ein Menschenalter, 33 Jahre); er sagt, er könne sech» Monate srine Arbeit voraussagen, weil er sich zu einer solchen Stimmung der Stimmung durch gescheute leib liche Diätetik vorberrite Schiller säuft 6 Lot Kaffee auf eine Taffe und braucht Malaga und alle» — nicht jeder ist im Kaffee so mäßig al« ich", oder wenn e« am 27. Januar 1799 gar heißt: „Schiller, der ganz den Sprachton Wernlein» und in der Frrnr sogar dessen Physiognomie hat, die nur in dir Näh« sich wie beide unterscheidet, nähert sich sehr der Titanid« (Charlotte v Kalb) und sagte schon drei mal zu ihr: wir müssen miteinander nach Pari« Hier
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