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Dresdner Journal : 16.04.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190204169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-04
- Tag 1902-04-16
-
Monat
1902-04
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 16.04.1902
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- Dresdner Jounml HerauSgegebrn von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.«Anschluß Nr. 1295. Orscheinenr Werktag« nach« v Uhr. Ve„«»»re1«t Bei» Bezüge durch dt« A»fäjäft,»eL« tuuerßal» Drtt»eu» «,L0 M (»«nicht. Znlrugnng, durch di» i« IruNchen Reiche » M. («u-schtießlich Bestellgeld) »ierleljShriich Auzelue Nummern 10 PI Wich Zurückiendung der für die Lchnstlntuag bestimmten, «der von vieler nicht rin» aesordeNeu Beitrüge beau» Mmcht, fo ist da« Postgeld beizufllgen. A»kt»di«»>»»üedützre«: Dir Zeile Keiner Schrift d« »mal gespaltenen Ankündü gung-.Seile oder deren Raum «o Pf «ei Tabellen, und Zisfernfatz L Pf Ausschlag für die Zeile Unter« Re- daktiontstrich (Eingesandt) di» Textzeile mittln Schrift oder deren Raum b« Pf. Gebühren - Ermäßigung bet öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« t« Uhr für ine nach mittag« erfcheinrnde Nummer. O 86.Mittwoch, den 16. April nachmittags.1902 Amtlicher Teil Nichtamtlicher Leit. Lmft und Wissenschaft. Geld al- Kriegsschiffe r.ötig haben? Es wäre die» für Amerika zwar bi» jetzt ohne Borgang, doch pflegt man sich hier weniger um da» zu kümmern, wa» war, al» um da», was jetzt notthut. Eine Weiterentwickelung der Marine wird nicht nur hinsichtlich der Zahl der Schiffe, sondern auch in bezug auf deren Gefechtsstärke stattfinden. Auch wird vor allem die Baugeschwindigkeit noch gesteigert werden. Bis jetzt dauert die Bauzeit eine» Linien schiffes in den Vereinigten Staaten noch fünf Jahre. In Oesterreich und Rußland ist sie durchschnittlich etwas weniger lang, in Frankreich vier Jahre, in England und Deutschland nur etwa» über drei Jahre durchschnittlich. Da aber die beiden Panzer plattenwerke ihre Leistungsfähigkeit vergrößern, wird hierdurch der Hauptgrund für die langen Bauzeiten bald beseitigt sein. Da jetzt auch einzelne Staats- werften für den Bau von Schlachtschiffen eingerichtet sind, werden diese den Privatwerften in bezug auf Kürze der Bauzeit bald ein gutes anspornendes Bei spiel geben können. ES ist dieses auch unbedingt notwendig, da die Möglichkeit einer Verkürzung der Bauzeit direkt militärische Vorteile gewährt. Die schwere Artillerie wird höchstwahrscheinlich in Zukunft aus kleineren Kalibern bestehen. Die 30,5 cm-Kanone hat bei Santiago trotz guter Chancen gar keine Wirkung erzielt. Sie ist zu un handlich. Man hofft, daß Amerika statt dessen die 25 cw-Kanone einführt. Die jetzige 25 em-Kanone leistet mehr als die 30,5 om-Kanone vor fünf Jahren. In dem Kampfe zwischen Artillerie und Panzer ist letzterer unterlegen. Wenn auch der fetzige schwere Panzer unter Gefechtsbedingungen elten durch schlagen werden wird, so bringt doch chon die Ex plosion einer modernen 20 cm-Grana e beim Auf treffen auf eine moderne Panzerplatte eine solche Er schütterung hervor, daß Nietköpfe der dahinter liegenden Verbände abgerissen werden, sodaß auf jeden Fall Leckagen entstehen würden. Noch schwerere Folgen werden auf dem Panzerdeck oberhalb der Maschinen- und Kesselräume explodierende Granaten selbst mittleren Kaliber» auSüben. Im Schiff sind an Längs- und Querschotten so viele Rohrleitungen und Hilfs- maschinen angebracht, daß der Stoß infolge Explo sion einer Granate auf dem Panzerdeck sicherlich die verschiedensten Hilfsmaschinen außer Gebrauch setzen wird, wodurch schließlich die GesechtStüchtigkeit des Schiffes vollständig aufgehoben wird, sodaß Kapitu lation erfolgen muß. Durch Verringerung de» Kalibers der schweren Artillerie wird man an Gewicht gewinnen und diese» zur Verstärkung der jetzt üblichen Dimensionen der SchistSmaschinen verwenden. Elektrizität wird zum Betnebe der Hilfsmaschinen noch mehr als bisher verwendet werden. Die Dampfturbine wird sich auf Kanonenbooten und Torpedobooten bald Eingang verschaffen. Für alle Hilssmaschinen werden Nor malien eingeführt werden, wodurch die Reparatur oder die Auswechselung derselben nach einem Ge fecht erleichtert wird, sodaß eine schnellere Wieder herstellung der Schlagfertigkeit nach einer Schlacht erzielt werden wird. DaS Dreischraubensystem wird in allen großen Marinen eingefühlt werden. Auch ist die Einführ ung der Feuerung mit flüssigen Heizstoffen (ge mischter System) überall zu erwarten. Vor allem wird aber daS Personal besser werden. Man stellt immer höhere Ansprüche an die geistige Leistungsfähigkeit der Besatzung. Je höher dieselbe in dieser Bcziebung stet.t, desto besser wird Sr. Majestät der König haben Allergnädigst ge- ruht, dem praktischen Arzte vr. meä. Jecklin in Th>» den Titel „SanitätSrath" zu verleihen. Vneemulugt«, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. »eschästSberrtche de« «tutftert»»« de« Kult»« ««» iffentltchrn Unterricht«. Erledigt: di» Filial- RiMllifielle zu Ochlensaal b. Dahlen (Sa). Noll.: da« Puistenum de« Saltu« ,c. Außer fr. Wohnung im Schul- Noir u Gartragrauß 1101 M v Schul-, »tv M. v. Brchtnditnste, 110 M f. d. Unterricht i. d. Fortbildung»- jchnle, »0 M. Holzgeld u. ev LOM. derLehrertsranf. d. Unter richt i. d. weibl Handarb. Bewerbung«grluche unt.r Bei. sämll Zeugnisse sind bi» »0. April beim Bezirk»- chomiplkior Schulrat Reil, Oschatz, einzureicheu. — Zu be- ftteiu die dritte Lchrerstell» zu Sohland a Rotftein. Üoll: da« Ministerium de« Sultu« ,c. H07,i0 M. Gehalt, »0 M Pers. Zulage u. ft. Wohnung, überdies b a. w. US M s Ueberstunden. Besuche um diese Stelle sind mit Ule» erfordert Beilagen bi« 30. April beim Bezirkrschul- »s-iltor Bach, Löbau, einzureichen. (dehsrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Die Entwickelung der Kriegsmarine. A ll 6. Rear Admiral Melville, ein hervor ragender Seeoffizier der Vereinigten Staaten von Noldamenka, äußert sich über die voraussichtliche Ent wickelung der Kriegsmarine folgendermaßen: ,Jn dem jetzigen Zeitalter schnellster industrieller und kommerzieller Entwickelung aller emporstrebenden Nationen ist die Gefahr eine- Krieges größer al» je. Die Geschichte lehrt, daß mit jeder im Handel konkurrierenden Nation leicht Feindseligkeiten ent stehen können. Denn zur Wahrung des Handels und soastiger pekuniärer Interessen wird ein Volk eher zu den Waffen greifen als zu irgend anderen Zwecken. Die umstrittenen HandelSgebiete sind aber überseeische. Höchstwahrscheinlich wird der nächste Krieg daher em Seekrieg sein! Vor allem gilt eS daher, die Kriegsmarine zu kräftigen. Allenthalben hat man dies anerkannt. DaS Interesse an der Marine ist überall gewachsen. ES zeigt diese- vor allem da» Verhalten der Presse. Die vielen tausend Tageszeitungen, die periodischen Schriften, alle zeigen eine vermehrte Teilnahme für die Marine. Be schreibungen von Kriegsschiffen, von Werfteinricht- ungen rc. füllen allenthalben die Blätter. Größere Werften — in den Vereinigten Staaten nicht weniger als 10 — sind daher gezwungen, sich eigene littera- rische Bureau« zu halten, um der Nachfrage zu ge nügen. Das Interesse deS Volks zeigt sich ferner in dem Andrang zur Besichtigung der Kriegsschiffe und Werften." Aller diese», auf amerikanische Verhältnisse be rechnet, könnte fast wörtlich auch für Deutschland ge schrieben sein. Der Admiral fährt fort: „Es ist wahrscheinlich, daß die Kriegsmarine Amerikas noch vor Ablauf de! jetzigen Jahrzehnts alle anderen Nationen außer Lngland überflügelt haben wird. Dieses rasche Wachstum wird aber mit amerikanischen Werften allein nicht erreichbar sein. Wir kaufen nun schon ganze Dampfschiffslinien vom Auslande. Warum sollen wir nicht vollständige Kriegsschiffe von solchen tuswärtigen Mächten kaufen, die zur Zeit mehr König!. Schauspielhaus. — Am 15. d Mt«.: „De» Meere« und der Liebe Wellen". Trauerspiel in sttns Aufzügen von Franz Grillparzer. Die gestrige, höchst vortreffliche Vorstellung der Gnllparzerschrn Lirbe«tragödie giebt Anlaß zu einigen freilich naheliegenden Betrachtungen Bei der allmählichen Einbürgerung Grillparzerscher Werke in den Spielplan der besseren Bühnen hat hier da« Trauerspiel von Hero und Leander einen Vorsprung erlangt, der natürlich durchaus auf Rechnung der fesselnden, lebensvollen Verkörperung der beiden Hauptgestalten der Dichtung durch Frau Salbach und Hrn. Wiecke kommt. Aber der W-q, auf dem sich die neuere Dichtung allmählich in di« klassische, da« bezweifelte und bestrittene Werk in da« allseitig gepriesene und rückhaltlo« gewürdigte »andrft, läßt sich, wie mir'« scheint, am Schicksal diese« Trauerspiel« leicht erkennen Wa« auch zu Gunsten einer weltumspannenden virlgegliederten Handlung und eine« großen Gestaltenreichtum« gesagt werden kann, «» bleibt nicht«destoweniger gewiß, daß die Einfachheit der Motive und Gegensätze, die durchsichtige Klarheit de« Aufbaue« einer dramatischen Schöpfung den Zuschauern »nd Hörern rascher zum vollen Gefühl, ja zur sicheren tiasicht de« dichterischen Wert»« jener Schöpfung verhilft, al« sede andere Anlage und Ausführung Da dl« äußere Begebenheit immer nur ein Symbol der notwendigen inneren Handlung ist, die Anteilnehmenden und Ge nießenden nicht früher zur bleibenden Würdigung eine« dichterischen Ganzen gelangen, al« bi« ihnen aufgeht, daß all» Emz-iheiten unerläßliche Züge zur Erfüllung der künstlerischen Absicht sind, so haben Dichtungen von fo schlichter Geschlossenheit wie „De« Meere« und der »ube Wellen" da« voran«, daß sich dem Publikum ihr ganzer Gehalt leichter erschließt Man spürt der emer Darstellung wie der gestrigen, wie die willige Empfäng lichkeit Schritt für Schritt in da« Entzücken an der Vollendung übergeht Hierzu tritt natürlich, daß tragische Handlungen, zu deren Verkörperung der Dichter einer so kleinen Per sonenzahl bedarf, wie Grillparzer in der Hero und Leander-Tragödie, der Bühne dir günstige Aussicht er öffnen, alle Gestalten entsprechend gut besetzen zu können. Wenn selbst Rollen wie die de« Tempelwächter«, den Hr Eggerth, und de« Vater» der Hero, den Hr Müller charakteristisch spielte, dem großen poetischen Zug der Erfindung, der die Hauptgestalten trribt und trägt, keinen Eintrag thun, so beschleicht auch den naivsten Zuschauer die Ahnung, daß da« poetisch Vor zügliche erst durch eine in allen Teilen gleichmäßig vor zügliche theatralische Wiedergabe zu seinem Rechte kommt. Freilich hängt die tiefste Wirkung de» klassischen Werke« in der Hauptsache daran, daß sie auf der inner« Samm lung im Spiel und Gegenspiel der drei Hauptgestalten, de« jugendlichen Li»be«paare« und de« Oberpriester«, be ruht Die Hero der Frau Salbach ist »ine der Auf gaben, in denen die reine Anmut und warme Beseelung, die der Künstlerin zu Gebote stehen, am lebendigsten und überzeugendsten hervortreten Im Leander entfaltet Hr Wiecke die ganze Unmittelbarkeit jugendlicher Leiden- schäft, die selbst de» Tode« spottet, und schafft in Haltung, Mienenspiel und Ausdruck eine wunderbar einheitliche Gestalt Auch Hr Wind« darf den Ober priester zu seinen am glücklichsten gelingenden Rollen rechnen, obschon der Ton herber Selbstgerechtigkeit und leidenschaftlichen Eiser« für da«, wa» diesem Manne Gesetz ist, gelegentlich «ine Beimischung von Grämlichkeit erhält, die nicht in der Absicht, wennschon in der Natur de» Dichter» lag Di« Genugthuung, die ein Abend wie der gestrige hervorruft, weckt d«n doppelten Wunsch, daß so ganz e» seine Ruhe und damit seine Leistungsfähigkeit im Gesicht behaupten können." Sehr bemerkenswert erscheint, daß fast alle von Melville al» noch in Aussicht stehend bezeichneten Verbesserungen in der deutschen Marine bereits ein geführt worden sind. Wir haben kürzeste Bauzeit, Dreischraubenschiffe, gemischte Feuerung, möglichst ausgedehnte Verwendung der Elektrizität und die kleinsten Geschützkaliber für die schwere Artillerie, ein beredte» Zeugnis für die Tüchtigkeit der leitenden Stellen unserer Marine. Tagesge schichte. Dresden, 16. April. Ihre Majestät die Königin zeichneten gestern den im großen Saale des Euro päischen HofeS veranstalteten Klavierabend des Hof pianisten Ihrer Majestät der Königin-Mutter von Italien Prof. Gennaro Fabozzi mit Allerhöchstihrem Besuche aus. In der Allerhöchsten Begleitung befanden sich Ihre Excellenz Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk, Hoffräulein v. Abeken und Kammerherr v. Metzsch- Reichenbach. — Zur heutigen Königlichen Mittagstafel ist der Präsident der Ersten Kammer der Stände versammlung, Wirkl. Geh. Rat vr. Graf v. Könneritz auf Lossa, Excellenz, unt Einladung beehrt worden. DreSde«, 16. April. Ihre Königs. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde haben gestern abend der Aufführung der phanta stischen Oper »Hoffmann» Erzählungen" im König!. Opernhause brigewohnt. Deutsche» Reich. Berlin Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag im hiesigen König!. Schlöffe die Vorträge de« Ches« de« Mllitärkabinrtt« Generalleutnant» Grocken v. Hülsen Haeseler, de» Chef« de» Admiralstab»« her Marine Admiral« v Diederich« und de« Chef« de« Marinekabinett« Viz«admiral« Frhrn. v Senden-Bibran. — Wie nach d»r „Voss Ztg " jetzt feststeht, treffen Se Majrstät der Kaiser am 19. Juni in Aachen «in. S« Majestät werden die Wiederherstcllung«arbeit»n in der Krönungskirche, da« Kaiser Wilhelm-Denkmal und da« Rathau« besichtigen, wo Allerhöchstderselbe einen Ehrentrunk annehmen Der Monarch kommen nach mittag«, voraussichtlich mit Ihrer Majestät der Kaiserin, an und beabsichtigen, den Weg vom und zum Bahnhofe zu Pferde zurückzulegen Den Besuch der Stadt Wesel haben Se. Majestät der Kaiser für Sonnabend, 21. Juni, in Aussicht genommen; vorau«sichtlich werden Ihre Majestät die Kaiserin auch dorthin Ihren erlauchten Gemahl begleiten — Am vergangenen Sonntag hatte, wie die „Nordd. Allg Ztg" berichtet, der amerikanische Geschäftsträger Jackson die Ehre, Sr Majestät dem Kaiser die Dank adresse zu überreichen, die der Präsident und die Mit glieder de« Harvard College am 10 März votiert hatten, nachdem Prinz Heinrich von Preußen ihnen Mit teilung gemacht hatte von dem hochherzigen Geschenk, da» Se Majestät der Kaiser der Harvard-Universität für ihr Germanische« Museum zu übersenden beabsichtigen Später hatte der Geschäftsträger die Ehre, an der Früh- stückStafel bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin teilzunehmen — Der Reichskanzler Graf v Bülow hatte gestern nachmittag gegen 1 Uhr den Minister für Land wirtschaft, Domänen und Forsten v. Podbieltki, der der Sitzung der Zolltarifkommission beiwohnte, zu sich nach dem Reichskanzlerpalai» eingeladen und hielt mit ihm eine Konferenz ab. Man geht in der Annahme nicht fehl, daß die Verhandlungen in der Zolltarif kommission ,ur Svrache gekommen sein werden — Die vereinigten AuSfchüss« de« Bunde«- rat« für Handel uav Verkehr und für Juftizwesen hi»lten gestern eine Sitzung ab — Au« Wiesbaden und Frankfurt a M. wird in der Presse verbreitet, daß nach Erledigung de« ersten Flottengefttze« von Er. Majestät dem Kaiser dem Abg. 0r. Lieber ein höhere« Reichsamt oder ein Oder präsidium angeboten worden sei Hierzu schreibt dir „Nordd. Allg Ztg ": Wir find zu der Erklärung er mächtigt, daß ein derartige« Angebot niemals erfolgt ist. — In der Zolltarifkommission de« Reichstag« haben die Sozialdemokraten wieder neue Anträge auf Zollfreiheit gestellt — Da« dritte PetitionSverzeichni« zum Zoll tarif ist ausgegeben worden — Der Abg Frhr. v. Wangenheim hat seinen Fisch,oll-An trag noch verschärft Unter Zurückziehung de« Antrag«, den Regierungsvorschlag (Karpfen 15 M, andere Süßwasserfische frei) mit 25 M beziehungsweise 15 M zu Übertreffen, lautet der neue Vorschlag auf Zoll für Lach« 100 M und für andere Süßwasserfische 30 M — In amtlichen Kreisen wird eS, wie der „Hamb. Korr" erfährt, für wahrscheinlich gehalten, daß di« Brüsseler Zuckerkonvention dem Reichstage noch in dieser Tagung zur Beratung und Beschlußfassung vorgelegt wird. — Im Gegensatz zu der von anderer Seite ver breiteten Mitteilung, daß der Reichstag noch vor Pfingsten verabschiedet werden solle, schreibt der parlamentarische Mitarbeiter der „Voss Ztg": Die Möglichkeit besteht allerdings, daß der Reichstag seine Arbeiten mit den Pfingftferien abschließt, aber auch nur die Möglichkeit; Wahrscheinlichkeit ist es nicht, denn der Reichstag hat, ganz abgesehen von den Kommissions beratungen über die Zolltarifvorlage, noch al« neue Vor lage die Seroiseinteilung der Orte erhalten, eine Vor lage, die erfahrungtmäßig zu Beratungsformen führt, die etwa denen bei dem Sekundärbahngesetz im Ab geordnetenhaus« zu vergleichen find; außerdem ist noch der Gesetzentwurf betreffend dir Beseitigung de» fliegenden Gerichtsstände» der Presse zu erledigen. Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus. 68 Sitzung vom 1b. April (BormitlagSsitzung.) Im Ab- aeoidnetenhausc wurden gestern bei Weiterbrratung de» Eisenbahnetats zunächst die Wohnungsverhältnisse der Eisenbahnarbeiter besprochen. Minister v Thielen erkannte an, daß die Eisenbahnarbciter vielfach und zwar sowohl in den Jnduftriebezirken und großen Städien al« auch und ganz besonder» in den kleinsten Orten sehr schlecht wohnen. Die Regierung habe sich aber diesmal w gen der schlechten Finanzlage in ihren Forderungen für die Ver besserung der Wohnungsverhälinisse beschränken müssen So bald bessere Zeiten kämen, werde die Regierung besondere Mittel zu diesem Zwecke beantragen Im weiteren Berlaufe der Sitzung wurde u ä überElsenbahnbetriebSkranken- kassen gesprochen, bezüglich deren Ministerialdirektor Wehr mann betonte, daß diese keineswegs rückständig seien Ebenso wurde von der Regierung bestritten, daß die Arbeiter ausschüsse nur eine Statistenrolle spielen, wie ein Redner behauptet hatte; vielmehr würden die Ausschüsse in allen geeigneten Angelegenheiten b.sragt und hätten sich dabei durchaus bewährt. Dann wurde da» Ordinarium genehmigt und die Beratung deS Extraordinarium» begonnen. Die Abgg v Zedlitz, Sattler und Barth führten dabei auS, daß e» verkehrt sein würde, wegen der Verringerung der Eisenbahneinnahmen eine Verringerung in den Neubauten und NeuauSsührungen eintr»ten zu lasten, man müsse nötigen falls wieder zu Anleihen feine Zuflucht nehmen. Die Be ratung de» Eifenbahnetat» fall erst fpäter vollend» zum Ab schluß gebracht werden Heute sollen di« Etat- de» Finanz ministerium» un der Ansiedelungikommission beraten werden Wilhelmshaven Wie in einem Teile der gestrigen Auflage unter Drahtnachrichten bereit« mitgeteilt wurde, trafen der Prinz und die Frau Prinzessin Hein rich von Preußen zur Grundsteinlegüng de« Seemannshauses gestern nachmittag 1 Uhr hier ein und begaben sich, von der Bevölkerung l»bhaft begrüßt, sogleich durch die reich geschmückten und be flaggten Straßen nach dem Festplatz«. Nach der Grund steinlegung, bei der Admiral Thomsen die Festrede hielt, gerundete vorzügliche Darstellungen sich öfter wiedrr« holen und daß demnächst auch andere Schöpfungen Grillparzer» einen so festen Stand in der Reihe klassischer Werke erringen möchten, wie ihn da« Trauerspiel „De« Meere« und der Liebe Wellen" unzweifelhaft errungen hat A St. Nefideuztheater. — Am 15. d Mt«.: „Sodom« Ende." Drama in fünf Akten von Hermann Sudermann Wenn nicht Joseph Kainz', de« kaiserl und königl. Hofschauspieler« Wunsch, in der Rolle de« Willy Jani- kow aufzutreten, die Wiedereinstudierung de« Suder- mannschen Werke« gerechtfertigt hätte, so möchte man dagegen Einspruch erheben, die verlogene Wahrheit diese« Tendenzdramaö aus« neue über sich ergehen zu lasten. Der leidenschaftliche Kampf, der sich noch vor einem Jahrfünft, al« „Sodom« Ende" zum ersten Male in Dresden aufgeführt wurde, um Für und Wider dieser Art der Sittenschilderung erhob, ist heute vorbei; auch die damaligen Eiferer für da» Sudermannsche Werk find inzwischen zu der Einsicht gekommen, daß die Weltfchilderung, die in „Sodom» Ende" vorwirgt, eine Krankheitsschilderung ist, daß alle», wa« in diesem Stücke von der moralischen Fäulnis nicht ergriffen ist (der Maler Riemann, der SchulamtSkandidat Kramer, da« Janikowsche Ehepaar, Klärchen Fröhlich), im Grunde al« erkenntniSunsähig, al« geistig und seelisch beschränkt charakterisiert erscheint, daß also die Gegensätze zu einem wesentlichen Teile falsch gestellt und lediglich auf die theatralische Wirkung berechnet sind. Diese letztere an- zuerkennen, ist auch heute noch der schärfste Gegner dieser sonst unerträglichen Tendenzpoesie verpflichtet; Suder- mann beherrscht gerade in „Sodoms Ende" den sceni- schen Ausbau so geschickt, er zeigt sich gerade hier in so glänzendem Lichte al« berufener Dramentechniker, daß man e« doppelt beklagen muß, daß gegenüber der reinen Expression vie poetische Impression auf so schwachen und hinfälligen Füßen steht Daß Hr. Joseph Kainz die Rolle de« Willy Jani- kow vor mancher anderen der neueren Dramenlitteratur bevorzugte und al« erste Gastrolle dem hiesigen Publi kum darbot, wundert un« um deswillen, weil diese Ge- statt vom Dichter so angelegt worden ist, daß darstelle rische Uebertreibungen an sich unausbleiblich sind Ins besondere aber wird eine so »»«gesprochen künstlerische Individualität wie di« des Wiener Gaste« mit ihr un möglich auf dem Wege de« überall Maßvollen bleiben können. So geschah e« denn auch, daß der Künstler gestern abend mehrmal« in störende Manier verfiel, wa« den Gesamteindruck seiner Leistung in etwa« beeinträchtigte Aber da« ist ja wohl schließlich ein jedem Virtuosentum eigentümliche« Moment, daß alle« Dargebotene immer da oder dort zur Uebertreibung hinneigt Zumal bei einem Künstler wie Kainz ist da« begreiflich und schließ lich auch entschuldbar, da er sein Vorbild in Mitter- wurzer g»habt hat, dem zwar unübertroffenen Meister der Charakteristik, aber auch demjenigen darstellenden Künstler, der seinem Temperamente stet« unbehindert die Zügel schießen ließ Sein Grundsatz: „Dee Kunst ist die durch da« Pri«ma eine« Temperament« gesehene Natur" ist auch der Grundsatz de« Wiener Gaste« Man darf glauben, wa« sein Spiel kennzeichnet: daß er die Mitspielenden um sich her und da« Publikum im Zu schauerraume vergißt, daß er in der Rolle, die er au«, führt, aufgeht und da» Werk de» Dichter« mit eigenem Gefühl und eigenem Geiste sättigt, daß er die Linien vertieft, die der Griffel de» Dramatiker» gezeichnet hat, daß er mit pastosen Farben untermalt, wa» der Dramatiker oft nur leichthin andeutet Er ist einer jener großen Geister im Reiche der darstellenden Kunst, die für den Ausdruck des Gefühl« eine schier un begrenzte Vermittelungsfähigkeit besitzen, d«nen kein Empfindungsmoment verborgen bleibt, die di« leisesten
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