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Dresdner Journal : 29.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190203293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-29
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 29.03.1902
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Ve»u«»»ret«r Vtim Bezüge durch dt» tefieire tuns Hat» Dre»»,iu 2,50 M (elnlchl Zuü.uiimg), durch die V«ft » Deulschcn Reiche » M zeulschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf «ird guracksenduna der für tzie Echristleitung bestimmten, «brr von diejer nicht ein» geforderten Beittäge bean» jprucht, so ist du« Postgelb beizufüge«. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen» Werktag» nachm 5 Uhr. vukün»t»«»s«tdthre»: Dre Zeile tlemer Schrift der 7 mal aefpaltenra Ankündi- ^rile oder deren Raum lw Pf. Bei Tabellen- und Zißernjap 5 Pf Aufschlag für die Zeile Unterm Re» doktion-strich (lkingefandt) dir Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi» mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer M72. Sonnabend, den 29. März nachmittags. 1902 Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Assessor bei dem AmiSgeiichte Augustusburg vr. Walter Berthold zum Landrichter bei dem Landgerich t Zwickau und den Assessor bei dem Amtsgerichte Döbeln Richard Wilhelm Klicker manu zum Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Adorf zu ernennen, sowie die Versetzung des Landgerichts ratHS Friedrich Ernst Krische in Zwickau zum Landgerichte Dresden und des Amtsrichters Paul Richard Häußler in Stollberg zum Amtsgerichte Zwickau zu genehmigen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst «ruht, den Vorstand der Lotterie-Direktion zu Leipzig, Oberfinanzrath vr. Mehr unter Belassung des Titels und Range- eines Oberfinanzraths zum AreiSsteuerrathe in Chemnitz und den zeitherigen KreiSsteuerrath in Chemnitz Schilling unter Ver- leihung des Titels und Ranges eines Oberfinanz ratHS zum Vorstande der Lotterie-Direktion in Leipzig zu ernennen. Bekanntmachung. Die nachstehende Bekanntmachung, betreffend die Ausreichung neuer ZinSscheine zu den Schuld verschreibungen der 3H-, vormals 4prozentigen Deutschen Reichsanleihe von 1892 und der L^prozentigen Deutschen Reichsanleihe von 1892, 1894 wird hierdurch zur öffentlichen Kem.tniß ge bracht Dresden, den 26. März 1902. Finanzministerium, I. Abtheilung. vr. Tiller. Nauman«. Bekanntmachung. Die ZinSscheine Reihe U Nr. 1 bis 20 zu den Schuldverschreibungen der 3^-, vorm 4H>igen Deutschen ReichSanleihe von 1892 und zu den Schuldverschreibungen der 3^H>igen Deutschen Reichsanleihe von 1892, 1894 über die Zinsen für die zehn Jahre vom 1. April 1902 bi« 31. Mär, 19k? nebst den Erneuerungsscheinen für die folgende Reche werden von der königlich Preußischen Kontrolle der StaatSpaprere hierselbft, 8. IV. 68, Oranien- straße 92/94 unten links, vom 10. März d I« ab, werktäglich von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nach mittag«, mit Ausnahme der drei letzten Geschäftslage jeder Monats, ausgereicht werden. Die ZinSscheine sind entweder bei der Kontrolle der StaatSpapiere am Schalter in Empfang zu nehmen »der durch die Reichsbankhauptstellen, tue Reichsbank' stellen und die mit Kaßeneinrichtung versehenen ReichS- ianknebenstellen, sowie durch diejenigen Kaiserlichen Ober- postkafsen, an deren Sitz sich eine der vorgedachten Bank anstalten nicht befindet, zu beziehen Wer die Empfangnahme bei der Kontrolle der S taat-papicre selbst wünscht, hat ihr persönlich oder durch einen Beauftragten die zur Abhebung der neuen Reihe berechtigenden Erneuerungsscheine (Zin«- schnnanweisungen) für jede Anleihe mit einem beson deren Verzeichniß zu übergeben, zu welchem Formu lare ebenda unentgeltlich zu haben sind. Genügt dem Einreicher eine nummerirte Marke al« Empfangs bescheinigung, so ist da» Verzeichniß einfach, wünscht er eine ausdrückliche Bescheinigung, so ist es doppelt vor zulegen Die Marke oder Empfangsbescheinigung ist »ei der Ausreichung der neuen ZinSscheine zurückzu- geben. Durch die Post sind die Erneuerungsscheine an die Kontrolle der StaatSpapiere nicht ein zusenden Kunst und Wisteuschast. Konzerte. ES ist eine nur gutzuheißende Gepflogen» beit, gerade in der altehrwürdigen eigentlichen Stadt- iirche der Residenz den Karfreitag alljährlich mit einer Aufführung von Bach« „Matthäu«»Passion" zu begehen Ist doch diese» Werk wie kein andere« ge eignet, zu einem integrierenden Teile der Feier diese« T-geS erhoben zu werden. Keine« führt un« so er schöpfend alle« da», wa« an diesem Tage vor die Seele de« gläubigen Christen tritt, zum Gemüt wie diese „größte christliche Musik" Gerade die vollständige Welt abgewandtheit der letzteren, da« Verzichten ihre« Schöpfer« auf jegliche äußere Wirkung, ihr Nur-ge» gründet, sein auf die Worte der Heiligen Schrift und deren verstandesklare und doch gemütdurchwärmte Inter pretation ist e«, was den unnennbaren Zauber auf den Hörer aaSübt, demzufolge er in Andacht da« Riesenwerk, »hne Ermüdung zu verspüren, an sich vorüberzieben lassen kann Und dabei darf man dem Begriff Hörer die weiteste Deutung geben Keineswegs etwa nur der im besonderen Grade musikalische Hörer kommt hier in Frage Bei aller staunenswerten polyphonen Meister schaft bleibt Meister Bach im Ausdrucke der Empfind ung durchau« ein Kind de« Polke«, gemeinverständlich für jedermann, die Wirkung seine« Werke« aber mag man der vergleichen, die jene gotischen Dome auf den jeweiligen Beschauer äußern Der Laie erlabt sich an dem bezwingenden Eindruck der Gesamterscheinung und bewundert nebenbei noch die Fülle und den Gestalten reichtum de» bildnerischen Schmuck«, wo der Kenner die innere Zusammengehörigkeit beider erkennt und die treibenden Kräfte anstaunt, die hier lebenloendend nach allen Seiten und doch im harmonischen Einklang sich brthätigten Was nun die Hauptsache bei der Wieder- Wer die ZinSscheine durch eine der obengenannten Bankanstalten oder Obrrpostkassen beziehen will, hat dieser Stelle die Erneuerungöscheine für jede Anleihe mit einem doppelten Verzeichniß einzureichen Da» eine Berzerchniß wird, mit einer Empfangsbescheinigung ver sehen, sogleich zurückgegeben und ist bei Aushändigung der ZinSscheine wieder abzuliesern Formulare zu diesen Verzeichnissen sind bei den gedachten AutreichungSstellrn unentgeltlich zu haben Der Einreichung der Schuldverschreibungen bedarf e« zur Erlangung der neuen ZinSscheine nur dann, wenn die Erneuerungsscheine abhanden gekommen sind; in diesem Falle sind die Schuldverschreibungen an die Kontrolle der Staattpapiere oder an eine der genannten Bankanstalten und Oderpostkassen mittelst besonderer Eingabe einzureichen Berlin, den 3 März 1902. Reichsschuldenverwaltung. v. Hoffman«. Wekanntrnachung, betr. einen Wiederholungslehrgang im Mädchen- turnen an der Turnlehrerbildungsanstalt in Dresden. Vom 14. April dis zum 3. Mai 1902 soll in der TurnlehrerbildungSanstalt in Dresden für Lehrer innen und geprüfte Turnlehrerinnen ein Wieder holungslehrgang abgehalten werden. Der Unterricht, der vorwiegend der praktischen Uebung gewidmet sein soll, wird während der Vor mittagsstunden von 8 — 12 Uhr und an 3 bis 4 Nachmittagen von 4—6 Uhr stattfinden. Die Mindestzahl der Teilnehmerinnen soll 16 betragen. Gesuche um Zulassung zu diesem Lehrgänge sind unter Anfügung der Prüfungszeugnisse und eines amtlichen Nachweises über die Bewilligung des er forderlichen Urlaubes spätestens bis zum 5. April dieses Jahres an das unterzeichnete Ministerium einzusenden. Ebenso sind an dasselbe etwaige Gesuche um eine Unterstützung aus Staatsmitteln zu richten. Dresden, den 20. März 1902. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. 2612 b. Sthdtwitz. Auerbach Sruenunugeo, verfetzangeo rc. im öffeutl. Dienste. Im Geschäftsbereiche »es Ministerium» »t» Kuttu» uu» öffentlichen Unterricht». Erledigt: tue «uapchul- stelle in Sleiiibach b. Lausigk. Roll.: die oberste Schulbehörde. Außer fr. Wohnung im Schulhausc m. Garteng-nuß 1200 M v Schul-, 3v0 M v. Kirchendicnsie, i lv M f. Fortbildungs schulunterricht, 5b M. s Sommeriurnen u 100 M. Pers. Zu- läge bi» z. Eintritie der ersten geftyl AlterSzulage. Bewerb- ung-gesuche m. sämll. Zeugnissen, einschl. des MilitSrdienst- ausweise» für biSH Hilfst»hrcr, sind bi» 12. April beim Be- zirkSschulinspektor Or. Slephan, Borna, einzureichen. (BehSrdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile, Nichtamtlicher Teil. Oster«. Ostern ist das Fest der Hoffnung. Es fällt in die Zeit der Lenzeshoffnung. Wie alle Säfte empor steigen, wie die Blüten aufbrechen, die Saaten in Hoff- nungSgrün sich kleiden, so durchziehen auch die Menschenbrust hoffnungsreiche Erwartungen. Kranke gäbe eme« Werke« w»e de« in Rede stryenoen ist, vab eben zur Volkstümlichkeit seiner Wirkung führende Moment, so möchten wir al« solche« das Zurücktretcn de« Charakters einer „musikalischen Aufführung" bezeichnen Eme Tonschöpfung wie die Matthäus - Passion ist rin so eminent kirchliches Werk, daß e«, wie oben gesagt, fast zu einem integrierenden Terle der kirchlichen Feier de» heiligen Tage« zu werden vermag und daß seiner hm« gebungkvollen Aufnahme seitens dev Hörers eine beinahe gottesdienstliche Wirkung zukommt Ten die letztere stören den „Konzert-Charakter" ,u meiden, war der hochverdiente musikalische Leiter der Vorführung der Passion, Hr König! Musikdirektor Pros Oskar Wermann, nach Kräften und mit schönem Erfolge bcmüht, und daß mag man ihm also zum besonderen Verdienst anrechnen Bei allem sichtlichen vollen Aufgehen in seine Ausgabe kein Heroortreten eine« störenden persönlichcn Moment»! Nur der Sache dienend, führt der Genannte die Leitung, und so wird auch angesichts der musterhaften Schulung der Chöre eine Wiedergabe de« Werke« vor allem in seinem choristischen Teile erzielt, auf die unsere Stadt stolz zu sein allen Grund hat Aber auch die übrigen Faktoren we»ß Hr Prof. Wermann al« ein Berufener heranzu,iehen, und da« gilt nicht nur von dem »ck boc au« Mitgliedern des Allgemeinen Musikervereine zu sammengesetzten Orchester, sondern auch von den Solisten Einzig Frau Uziel!i-Frankfurt a M versagte dietmal Der Sopran dieser namhaften Vertreterin dr» Oratoner- gesange« stand augenscheinlich unter einer starken In disposition Dagegen führte sich Frl Charlotte Huhn sehr vorteilhaft im Go>te«hause ein Ihrem Vortrag ist edler Ausdruck nach,urühmen DaS Gleiche gilt von Hrn Jos. Loritz-München, der überdies über sym pathische, volltönende Mittel (Baryton) verfügte Hrn Löon Rain« von der König! Hofoper merkte man e« in der Betonung de« Sprachoccent« an, daß er nicht gewöhnt ist, im Gotteshause zu singen, auch wirkte sein erhoffen von der wärmenden Sonne Genesung, Lust zu frischer Arbeit leiht' dem trägen Gerste neue Flügel. Woher aber kommt die Hoffnung, wer senkt sie uns ein? Sie ist eine Himmelstochter. Als Momch'n der Hoffnung können wir uns nur schwer in die Seelensttmmung Eines vei setzen, der gar keine Hoffnung mehr hat. Erschütternd wirkt der Anblick Jemandes, der nur noch im Küstern Schweigen, trost- ?^-n Tahinbiüten, stumpfer Ergebung gegen ein übermächtiges Geschick verharrt. So lange das Blut noch durch dre Arern rollt, soll ein Mensch hoffen. Denn indem die Hoffnung uns über die widrige Gegenwart hinaus auf eine jenseitige, selige Zukunft werft, giedt sie Kraft für hier. Die Hoffnung hat etwas Prophetisches, besitzt ein Seherauge, erblickt noch mitten unter Wogenprall und Sturmesgeheul im Geiste schon die rettende Küste, den Friedcns- hafen. Freilich, obne Gott keine Hoffnung, nur ein hoffend Herz findet den Weg zu Golt. Ader solche Hoffnung läßt nicht zu schänden werden. Die glänzende Welt der alten Völker war, wie ihr bester Kenner St. Paulus sie fchilvert, eine Welt ohne Gott und ohne Hoffnung. Daher lauert hinter ihrer herrlichen Pflege eines schönen Menschentums und dem heiteren, sonnigen Götte» leben ein tiefes Weh, eine stumpfe Niedergeschlagenheit, die sich uur zu ost in schneidende Schmerzensausbrüche ergießt. Mit dem Leid, dem Ungemach, der Sünde, dem Tode, davon doch die Welt voll ist, wußten Griechen und Römer im Grunde nichts anzufangen Sie suchten sanft daran vorüberzuführen, ohne trösten zu können. Trost erblüht nur, wo Hoffnung grünt. Goethe ist der glänzendste neuzeitige Vertreter dieser heiteren, lebensfrohen Weltanschauung, der mit Energie den Blick auf dle schaffenden und erhaltenden Kräfte des Daseins richtet, dabel von den zerstörenden Mächten sich abwendet und einer gefunden und tüchtigen Menschenexistenz daS Wort redet. Er wünscht, daß wir unser gegenwärtiges Leben so ein- richien, daß die Vorstellung eines zukünftigen, höheren Lebens auf dasselbe ohne Einfluß bleibt. Nach dieser Anschauung zu leben, geht wohl eine Zeit lang für die, die mit Genie, einer gesunden Konstitution und — mit G.ld ausreichend ausgestattet sind. Aber wie, wenn die Gesundheit nicht kernfest ist, wenn wir zu den Unbegabten, Mühseligen und Beladenen gehören, wenn Siechtum, Schmerzen, schwere Ge schicke störend in unser Dasein eingreifen? Auch ein Goethe schließt doch mit Resignation ab. „Man hat mich immer als einen vom Glück besonders Be günstigten gepriesen, auch will ich mich nicht beklagen und den Gang meines Lebens nicht schelten. Allein im Grunde ist eS nichts als Mühe und Arbeit ge wesen, und ich kann wohl sagen, daß ich in meinen 75> Jahren keine vier Wochen eigentlicher Behagen gehabt. Es war das ewige Wälzen eines Sterns, der immer von neuem gehoben sein wollte", be kennt er. Höher als solch' edle Resignation steht aber die Ueberwindung des Leids, der Schmerzen, deS Todes durch die Hoffnung des Lebens, wie sie sich im christlichen Ideal des Menschentums darstellt. Christus ist der Mensch. Sein ganzes Leben ist gerichtet auf Erlösung. Die Menschen los, frei zu machen von dem, was sie knechtet und bindet und hindert, ihre Seelenkräfte voll zu entfalten, ist sein Lebensziel. Dl? Schönheit der Seele, di? Tiefen der Herzen, den Reichtum des Gemüts iu Glauben, Lieben, Hoffen mit der Richtung auf die Ewigkeit zu erschließen, ist seine Lust. Jedes seiner Worte wirkt befreiend. Welche Perspektive für den Glauben Organ etwas spröve. Hr Eduaro Mann vervoll ständigte das Ensemble und stellte als Evangelist wieder eine Leistung hin, die man nur al» außer Wettbewerb stehend bezeichnen kann Den Cantus lirwus in Nr. 1 der Passion sangen Schülerinnen de« Hrn vr. Richard Wüller. Die Orgel spielte Hr Organist Birn, die Recitative begleitete Hr. Johanne« Reichert al« am Cembalo am Klavier. Für die Violinsoli setzte Hr. Konzertmeister Lennnger seine Künstlerschaft ein. O S. — In innerlich gehobener, feierlicher und weihe voller Stimmung verließen die überaus zahlreichen Hörer gestern die schönen, in akustischer Hinsicht so un gewöhnlich günstigen Räume der Martin Luther- Kirche, in der Mozarts große Meße in C-moN, die nach ihrer außerordentlich verdienstvollen Bearbeitung und Vollendung durch Hrn. Hoskapellmeister Alois Schmitt mit vollem Rechte die Bezeichnung „Dresdner Messe" beanspruchen darf, zum dritten Male seit Jahresfrist zur Aufführung gelangte Mit welch' viel seitiger Erfahrung uud hoher Begeisterung, mit welch' edlem Stil- und PietätSgesühl für den Genius dcS unsterblichen Meisters diese Fertigstellung der Meße durch den nimmer rastenden, künstlerisches Wißen und Können in seltener Weise in sich vereinigenden Dirigenten und Mitbegründer unsere« „Mozart-Verein«" geschehen ist, wurde schon gelegentlich der ersten Aufführung de« Werkes von un« heroorgrhoben Wie die musikalischen Verdienste de« Hrn Schmitt auch außerhalb Dresder.s eingeschätzt werden, beweist der hocherfreuliche Umstand, daß die Meße nach ihrer Drucklegung durch da» Verlag«. Haus Breitkopf u Härtel in Leipzig in nicht weniger als 20 deutschen Städten (in Berlin dreimal) zur Ausführung gelangte, und daß die Städte Pari« und Brüssel demnächst mit der Einstudierung des Werke» folgen werden Auch eine von Fritz Polbach mit Wärme und Sachkenntni» geschriebene, im Notentexte von einigen Druckfehlern jedoch leider nicht frei ge- „Gott ist Geist, und die ihn anbetcn, müssen ih« im Geist und in der Wahrheit anbeten" und für die Ethik „Ihr fallt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist"! Wie sind seine Werke nichts anderes als Ueberwindung deS Druckes, den Krankheit und Not auf die Seelen legt, und ein Ansporn für die Freiheit des Geistes, der da be kennt „dennoch". Seinem gotterfüllten Dasein ge lingt es, alle« Leid, allen Schmerz zu erdulden. Solch ein Herz kann nicht gebrochen weiden, seine Liebe ist stärker als der Tod; die Krone aber all' seinis Thuns ist die siegreiche Auferstehung aus Tod und Grab. Damit hat er den ärgsten Feind des Menschentums überwunden, er, der Menschensohn Seit wir durch ihn das Leben nach dem Tode haben, haben wir auch ven Ankergrund unserer Hoffnung. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die Elendesten unter allen Menschen. Hat das Grab auch diesen behalten, dann macht Hoffen und Harren uns zu Narren. Nun aber ragt die Hoffnung des jenseitigen Lebens ins Diesseits. Das ist Christentum, dieses von jenem bestimmen zu lassen. An dem gegenwärtigen Leben genug haben und dabei das zukünftige, wenn es seinerzeit nachkommt, von selbst uns zufallen lassen ist heidnisch gedacht, so modern eS wieder ist. Vielmehr soll die Hoffnung auf Gott unser irdisches Handeln bestimmen, unsere diesseitige Pflicht stählen, unsere zukünftige Verant wortung schärfen. Leute im Elend lassen und sie auf den Himmel vertrösten ist Heuchelei. Nur da ist getröstetes Elend, wo man auch die äußere Lebens lage menschenwürdig macht. Aber indem wir uns mühen, um uns wahres Menschentum zu verbreiten, wandern wir gemeinsam der großen Pforte zu, über der geschrieben steht ,Jch gehe hin, euch die Stätte zu bereiten". Nur wo durch lebendige Hoffnung Lebenskräfte aus Gott ins Diesseits hereinragen, hat auch ein Volk noch eine Zukunft. Die Völker der alten Welt hatten nur diesseitige Ziele. Als sie diese nach einer großartigen Geschichte in Weltbeherrschung er reicht hatten, gingen sie unter. Wenn man sich fragt wie ein an Macht, Reichtum, Kraft, Gesetzen und Kultur so unermeßliches Reich wie das römische Weltreich nntergehen konnte, so ist die Antwort die: Weil eS nur von diesseitigen Kräften zehrte und keine Hoffnung deS Jenseits, also keine neuen Im pulse, keine erneuernden Zuflüsse hatte. So mußte es sich selbst verzehren. Ein christliches Volk hin gegen kann nie untergehen, solange es die Hoffnung auf den lebendigen Gott hegt. Denn dadurch kann es nie fertig werden, sein Leben kann nie stagnieren, eS kann nie aushören, den Kampf gegen Sünde, Ungerechtigkeit, Not und Elend mit immer neuer Energie, mit immer frischem, jungem Blut zu kämpfen. Nie wird cS sich beruhigen, das Ideal wahren Menschentums je erreicht zu haben. So begründet die Hoffnung aufs Jenseits, die durch die Auferstehung Christi von den Toten erst Kraft und Inhalt erhalten hat, die irdische Wohlfahrt der Völker. „Gott sei Dank, der uns den Sieg ge geben hat durch unsern Herrn Jesum Christum!" jubilieren wir voll Osterhoffnung. Ter Krieg in Südafrika. Gerade in diesen Tagen, wo die Frage im Mittel punkte de« Interesses steht, ob e» nunmehr zu einem Friedensschlüße zwischen England und den Burenstaatrn kommen wird oder nicht, dürfte der Inhalt einer Unter redung von Jntereße sein, die ein Vertreter de« „Bureau Reuter" mit dem soeben au« Südafrika zurück- gttedene Erläuterung der Meße »st (im Verlage von H. Seemann Nachfolger, Leipzig) bereits erschienen Wir stimmen mit dem verdienstvollen Herausgeber der neuesten Händel-Biographie überein, wenn er die C-wvll- Meße, die Mozart „im tiefsten Drange de« Herzen«" nach seiner Vermählung mit Konstanze schrieb, al« ein Gebet de« höchsten Geniu«, al« das Werk eine« Hohenpriesters der Kunst bezeichnet, deßen Ernst, Er habenheit und Seelentiese von der heiligen Weihe einer himmlischen Abgeklärtheit und Schönheit um floßen ist Die« gilt namentlich von dem Kyrie, da« am Schjuße der Meße al« ^xnus vsi wiedererscheint, von dem „Cruoikiurs" mit den düsteren Figuren der Bäße, von dem glänzenden achtstimmigen „Sanctus", in dem der Mitwirkung der Orgel eine hochbedeutsame Rolle zugewiesen ist, besonders aber von dem alle anderen Teile der Meße an Größe und Kraft, an Gewalt und Macht de» Ausdruck» überragenden „tjui tollis pvccat» muncki" mit seinem durch da« ganze Stück frstgchaltenen wuchtigen OrchesterrhythwuS Weder Bach« geniale U-moll-Meße, noch Beethoven» nicht minder gewaltige „kckissa solvmnis" haben ein Tonstück von größerem, von unmittelbar ergreifenderem und überwältigenderem Ein drücke, ein Tonstück, da» an die Pforten der Ewigkeit zu klopfen scheint, auszuweisen Daneben bildet die große Doppelfuge aus die Worte „Cum sancto spirito" ein Seitenstück zu dem Wunderbau im Finale der Jupiter- Symphonie, nur daß sie an Großartigkeit und technischer Kunst diese noch übertrifft Nicht minder meisterhaft und hinreißend wirkungsvoll erscheint Mozart» Polyphonie in dem achtstimmigen „Osnnna" und in dem al» Solo- quartett durchgeführten „Vcvsäiotus" Auch die An wendung de« Ziergesange« für die Solostimmen („Cnu- cknmus tv") wird in der Mozartschen Meße zu eurem wahrhaft künstlerischen Darftellungsmittel — Die Wieder» gäbe de« Werke« unter Hrn. Kantor Römhild, dem wir in den nächsten Jahren auch längstersehnte Auf-
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