Johannes Brahms (1833-1897) Sinfonie Nr. 1 c-Moll, op. 68 Brahms 1. Sinfonie, op. 68, wurde 1877 veröffentlicht. Die Einleitung zum ersten Satf ist voll größter Spannungen, der Orgelpunkt der Pauke zu Beginn stütft eine Musik von dramatischer Wucht und Erhabenheit. Der Aufbau dieses Satjes ist klas sisch. beide Themen sind klar formuliert und deshalb klar zu erkennen. Brahms hat nun eine eigene Art der Durchführung, die sein Wesen, seinen griiblerisdien Ernst und seine spröde Verhaltenheit deutlich erkennen läßt. Clara Schumann sagt ihm selbst in einem Briefe, sie fiirdite sich vor der Düsternis und Kantigkeit sei ner Seele, die sich gerade in diesem Sat; offenbare, der mit dem Orgelpunkt des Beginns wieder abschließt. Der lieblidie zweite Saß, der ebenfalls zwei musikali sche Gedanken entwickelt, wird in der Mitte von dramatischen Erregungen gestört, die keinen inneren Frieden aufkommen lassen. Der dritte Satj ist, ganz entgegen der Gepflogenheit Beethovens, kein Scherzo oder Menuett, sondern ein graziöses Allegretto. Die schlichte Melodie des Beginns, die in ihrer Umkehrung fortgeführt wird, kann aber nidit den Ernst und die Resignation verhindern, die sich dann in diesem Sah durchseht. Gleich dem Anfangssah beginnt auch der Schlußsah mit einer Einleitung, die mit Spannung und Größe geladen ist. Dann entfaltet sich wieder um echt sinfonisches Gesdiehen — Brahms wählt die Sonatenform auch für den Schlußsah. Das erste Thema mit seinem Anklang an den Hymnus der »Neunten« steht dem weicheren, lyrischen zweiten Thema gegenüber, so daß sich auch hier dramatische Ballungen ergeben, die jedoch in eine strahlende C-Dur-Coda einmün den, die dem Werk einen sieghaften Abschluß verleiht.