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Dresdner Journal : 08.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190203080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-08
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 08.03.1902
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vez»««Prets: Beim Bezuae durch die Aefchäftuß«« tnn«rtz«t» Dr»»nw 2,b0 M. (riuschl. Zuü^gung), durch di« spoft du Deulschen Reicht S M. jautschlieblich Bestellgeld) vierteljährlich «iazelar Nummern 10 Pf Wrd Zurückseuduua der für die SchnsUrftun» bcstimm'eu, «der von dieser nicht ein» gesordettrn Beiträge bea»- Wrucht, so ist das Postgeld beizufüge». Dnsdner W Äoumal. HerauSgegeben von d« König!. Expeditton de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.» Anschluß Nr. 1295. Gescheinen, Werktag« nachm d Uhr. >»kA»dt»«»s«rdRhrr»r Die Zeile Neiner Schrift der 7wal gespaltenen «nkündt- gung«.Seile oder deren Rau« Bv Ps Bei Tabellen- und Zissernsay S Ps Ausschlag mr die Zeile Unterm Re- oakttonSstrich lEingesandt) di« Tep-eile mittler Schrift oder deren Raum ao Ps. Gebühren - Ermäßigung bei »sterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« H Uhr für dl« nach- mittag« erscheinend« Nummer. O 55.Sonnabend, den 8. März nachmittags.1902 Amtlicher Teil rosa Nichtamtlicher Teil. ür. Barchttvitz. Naumann. Gr«»»»vgeo, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. Z« GeschäftSberet«« »e« «tntstertum» de« Kult»« »»« -ffentltchen Unterricht». Erledigt: die Schulstelle ulTrebanitz b Zschaitz Koll.: die oberste Schulbehörde, kinlommen (außer sr. Wohnung m. Garten, Honorar f. Fort- bildung-schule, Turnen, weibl Arbeit«» u ISO-S"0M Pers. Zulage) 1200 M Lewerbungsgesuche ti» 2S. März an den vezirltschulinspektor in Döbeln (vchördl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) L« Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Großhcrzogl Mecklen- burgische Kommerzienrat h Zimmermann in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Ruß land verliehenen Titel Kommerzienrath annehme und führe. WekannLrnachung. Lu Stelle des verstorbenen Lotter ie-Kollekteur» Carl Friedrich Brückner in Wolkenstein ist der Lausmann Georg Philipp Weber in Firma Philipp Weber daselbst zum Agenten der Altersremenbank ernannt worden. Dresden, den 6. März 1902. Finanzministerium, I. Abtheilung. Die auswärtige Politik der Woche. Die amerikanische Reise des Prinzen Heinrich von Preußen, deren unbestreitbarer Erfolg gleich sehr dem vollendeten Takte des deut schen Gastes wie dem herzlichen Entgegenkommen der Regierung und deS Volkes der Bereinigten Staaten von Amerika zu danken ist, hat bereits im Reichstage bei der zweiten Lesung de- Etat» für das Auswärtige Amt eine wohlverdiente Würdig ung gefunden. Unter dem Beifall des ganzen Hause» mit Ausnahme der in solchen Dingen nicht zählenden Sozialdemokratie konnte der Rnchrkanzler die liebenswürdige, ritterliche und glänzende Auf nahme eines Nachkommen der großen Friedrich im Lande George Washingtons rühmen und als das ernste Streben unserer auswärtigen Politik die Pflege der altüberlieferten Freundschaft zwischen Preußen- Deutschland und der au» englischer Abhängigkeit befreiten großen Republik von neuem bekräftigen. Die schwierigen wirtschaftlichen Streitpunkte werden durch diese Freundschaft!kundgebungen nicht ver tuscht; wohl aber können sie leichter ausgeglichen werden, wenn ein wechselseitiges Wohlwollen neu belebt und der Entschluß festgestellt worden ist, die deutsch-amerikanischen Beziehungen nicht von einem Dritten bevormunden zu lassen, lieber die nicht im engeren Sinne politische, aber völkerpsychologische Bedeutung der Reise des Prinz-Admirals befinden sich Amerikaner wie Deutsche und in Deutschland Kaiser, Kanzler, Regierungen und Volksvertretung in erfreulicher Uebereinstimmung. Auch für seine übrigen Darlegungen hatte Graf v Bülow die Billigung der großen Mehrheit deS Reichstags Namentlich die Rechte, in der bei früheren Verhandlungen einzelne Abgeordnete noch mit Zweifeln und Vorbehalten der auswärtigen Politik de» Reichskanzler» gegenüberstanden, trat ihm diesmal geschlossen und bereitwillig zur Seite. Die Opposition der Linien klang recht gedämpft; sie ließ erkennen, daß ernstliche Besorgnisse vor einer minder glücklichen Leitung der auswärtigen Geschäfte im Grunde nirgends gehegt werden. Dabei ist Graf v. Bülow trotz mancher Lockungen gewissen LieblingSvoistellungen deS Liberalismus keineswegs entgkgengekommen. Da» englisch-japanische Bündnis behandelte er höflich, aber nicht als ein Ereignis, das unseren Gleichmut stören, unsere Pulse lebhafter schlagen lasten könne. Der deutsche Staats mann begrüßte den asiatischen Zweibund nicht wie einst Lord Salisbury den FriedenSbund Deutsch lands und Oesterreich-UngarnS mit dem englischen Gruß: ^uuuoeio vvdis maxuuru ^auckiaw. Wir haben von den etwaigen Wirkungen des LanS- downe-Hayaschi-Vertrages für unsere chinesischen Interessen, die Graf v. Bülow nochmals unter allseitiger Zustimmung auf wirtschaftliche Ge biete einschränkte, nichts Nachteiliger zu befürchten. Politisch ei warten wir weder eine besondere Unter stützung von der Gruppe England-Japan, noch können wir ihr gegen andere Mächte eine solche leihen. Seinen unmittelbaren Zweck, Rußland in der man dschurischen Frage einzuschüchtern, hat der veröffent lichte Inhalt deS ersten weiß-gelben Bündnisse» nicht erreicht. Wohl läßt sich die Unterzeichnung der russisch-chinesischen Abkommen» über die Man dschurei hinausziehen, und der Widerstand der chinesischen Bevollmächtigten gegen die Forderungen des mächtigen Nachbarn ist sicherlich gestärkt worden. Aber in demselben Maße wuchs auf russischer Scite die Entschlossenheit, das in Nordchina mit dem Schwert Genommene nötigenfalls mit dem Schwerte zu behaupten. Ern in Port Arthur erscheinende- russisches Blatt, dessen Auslassungen nach den dorti gen Verhältnissen schlechterdings nicht als Privat- meinung aufgefaßt werden können, weist in fast aklenmäßigen Darlegungen, wie auch schon durch seinen Namen »die neue Provinz" darauf hin, daß die Mandschurei in wesentlichen Punkten nicht ander» behandelt wird, als andere von Rußland in Asien eroberte Gebiete. Drohend wurde an anderer Stelle angedeutet, daß eine ernstliche diplomatische Ein mischung dritter Mächte in die russisch-chinesischen Verhandlungen über die Mandschurei mit der Ein mischung Rußlands in die Transvaalfrage beant wortet werden könnte. Wie England in Aegypten und Südafrika, so schiebt Rußland unverhohlen in Nordchina die Machtfrage vor die Rechtsfrage. Führt diese Unaufhaltsamkeit des russischen Vor dringens zur Entfesselung eines offenen Kampfes mit Japan um Korea, so würde England bekanntlich zu thäliger Hilfeleistung nur dann verpflichtet sein, wenn an Rußlands Seite eine zweite Macht gegen Japan ins Feld rückte. Natürlich könnte dies nur Frankreich sein. Aber wenn wirklich, was aus guten Gründen bezweifelt werden kann, die Franzosen vor der Veröffentlichung des neuen Bündnisses Neigung zu einem Schulter an Schulter mit Rußland durchzufechtenden asiatischen Kriege gehabt haben sollten, so ist da- Verlangen nach einer derartigen „Gloire" eben durch diese Veröffentlichung im Keime erstickt worden. Unter Berufung auf Pariser Regierung!kreise wurde übrigens aus Paris eine Meldung in die deutsche Presse gebracht, wonach die französische Diplomatie, ebenso wie die teutsche, un mittelbar nach dem Abschlusse des englisch japanischen Vertrages von seinem Inhalte Kenntnis erlangt habe. Man kann ohne weitere» die Möglichkeit ein- räumen, daß eine derartige „Geburtsanzeige", wie e» Graf v. Bülow nannte, auch an Frankreich ge richtet worden ist. Nur hatte sie für den französischen Empfänger nicht wie für den deutschen die Bedeutung einer interessanten, aber nicht gerade unangenehmen Neuigkeit, sondern den Srnn einer Warnung, einer Künd'gung der englischen Freundschaft für den Fall thäliger Begünstigung der nordchinesischen Pläne Rußlands durch tue französische Politik. Man weiß in London, daß Hr Delcass« für solche Warn ungen nicht unzugänglich ist. Wo bliebe auch bei einer französisch - englischen Verstimmung um Ruß lands willen das so eifrig angestrebte Einvernehmen der Republik mit Großbritannien in einer Reihe von Kolonialfragen? Hat doch erst neuerdings der „TempS" in einer zweifellos mehr diplomatischen als journalistischen Ausführung dem britischen Premier minister seine „Sorgen" vorgehalten und daran erinnert, wie weise eS wäre, alle lästigen Fragen möglichst schnell mit den „Mächten, die dazu bereit sind", zu regeln! Die britische Politik widersteht diesen französischen Sirenenstimmen — sicherlich nicht auS grundsätzlicher Abneigung gegen Frankreich oder gar auS Rücksicht auf Deutschland, vielleicht aber in dem Bewußtsein, mit der Veröffentlichung de» japanischen Bündnisses schon einen für die ganze asiatische Front Englands entscheidenden Erfolg ge sichert zu haben: die Lockerung des franko-russischen Zweibundes in den großen Machtfragen der chinesi- Politik, die Isolierung Rußlands für einen etwaigen Kampf mit Japan um Korea. Daß in die Berechnungen der britischen Diolo- matie die beiden asiatischen Großmächte als Par teien deS nächsten großen Krieges eingestellt sind, wird man in St. Petersburg und Tokio längst be merkt haben, und der geschichtlichen Erfahrung widerspräche e» nicht, wenn eben deshalb, und um sich nicht zum Vorteil dritter zu schwächen, Ruß land wie Japan trotz aller Nebenbuhlerschaft in Korea doch schließlich ihr Schwert in der Scheide belassen sollten. Auch für die Entwickelung der friedlichen Unternehmungen Deutschlands in China kann die möglichste Hinausschiebung oder noch brsser die gänzliche Vermeidung neuer Krieg»- wirren nur erwünscht sein. Graf v. Bülow hat in diesem Punkte keinerlei Besorgnisse angedeutet, wenn er auch durchblicken ließ, unsere Kenntnis der Ab- sichien des anglo-japanischen Bundes sei vielleicht nicht erschöpfend Auf jeden Fall sind eS nicht Deutschlands Bestrebungen, durch die auf die Ge staltung der Lage im fernen Osten ein Schatten fallen könnte. Den Verdächtigungen deS Pekinger „Times'-Korrespondenten hat der Reichskanzler mit gutem Humor und zugleich mit vollem sachlichen Ernste den Boden entzogen. Die Engländer können durchaus beruhigt sein, wenn ihnen in Asien keine unangenehmeren Eindrücke bevorstehen, als sie durch die bescheidene Thätigkeit Deutschlands veranlaßt, aber nicht gerechtfertigt sind. DaS Gleiche gilt von denjenigen Franzosen, die sich etwa die Empfindlich keit deS „Journals des D^batS" in der Frage unseres Missionsschutzes zu eigen machen sollten. Die geschichtliche Entwickelung liegt doch hier ganz einfach so, daß unsere deutschen Missio nare den von Frankreich ausgeübten Schutz auf Grund schmerzlicher Erfahrungen als un genügend erkannt und sich lieber der Macht ihre» Heimatlandes anvertraut haben. Der Anspruch auf die Beschirmung der gesamten Christenheit in beiden Orienten, dem europäischen wie dem asiatischen, nimmt sich ja als theoretische Verzierung der aus ländischen Politik Frankreich noch immer recht gut auS. In der rauhen Wirklichkeit aber kommt er wenig zur Geltung, und die Republik ist froh, wenn sie ohne fremde, vielleicht gar deutsche Mithilfe die Missionare französischer Nationalttät einig»rmaßen behüten kann. Eben jetzt sind in Kwangsi Unruhen zu dämpfen, in Siam bedrohte Jmeresftn wahr zunehmen und andere Dinge im Auge zu behalten, die der Pariser Politik wichtiger sein müssen, al» ein vom Zaune gebrochener Streit mit Deutschland um das Schutzrecht über deutsche Missionen, dem eine unter Umständen für Frankreich recht heikle Schutzpflicht entsprechen würde. Auch in der armenischen Frage wird die französische Politik auS ihrer Zurückhaltung nicht herauStreten. Der Sitz dieser bedenklichen Don Ouichotterie, die im Ernstfälle gelegentliche örtliche Unruhen durch Entfesselung eines verheerenden Krieges heilen müßte, war früher der Westminster palast an der Themse; neuerdivgS ist eS da» Palai» de Bourbon in Paris. Ginge eS nach unserer Sozialdemokratie, so würde künftig der Teutsche Reichstag ein Tummelplatz tür armenische Agitatoren. Mil großem Nachdruck ist Graf v. Bülow gleich den ersten Anzeichen einer solchen EinmischungSlust in orientalische Dinge unter dem Beifall deS ganzen Hauses entgegengetreten, hat der Sozialdemokratie die kritische Maike abgerissen und ihr wahre» Gesicht im internationalen Auftreten als da» einer falschen, friedenSgefährlichen Weltpolitik ent hüllt, die ihre radikalen Anschauungen über Massen befreiung ohne Rücksicht und Selbstzucht allen Re gierungen aufdrängen will und mit den Rechten der Völker daS Völkerrecht zertrümmern möchte. Dieser Windmühlenritt eines deutschen Sozialdemokraten gegen die Türkei ist um so abgeschmackter, als gerade in jüngster Zeit die russische Gesellschaft in allen Schichten ihre Sympathien für interefsante Völker willig der StaatSraison unterordnrt. „Rußland braucht Frieden", so wurde in einer vielbemerkteu Auslassung erklärt. Auch das Wohlwollen de» Zaren sür Serbien und Montenegro, die kürzlich harmlose Freundschaftskundgebungen auSgetauscht haben, bleibt davon abhängig, daß sie sich nicht zu einem gemeinsamen Vorgehen für politische Neuer ungen auf dem Balkan verleiten kaffen. Größeren Unternehmungen steht ohnehin die finanzielle Lage beider Staaten entgegen. Politisch aber sind die Verhältnisse in Serbien für die Dynastie nicht so düster, wie sie oft geschildert werden. Unter diesem Gesichtspunkte braucht auch der einigermaßen operettenhaft inscenieite Putsch vonSchabatz nicht weiter ernst genommen zu werden. Dort hat ein angeblicher Anhänger des Prätendenten Karageorgie- witsch ein Abenteuer unternommen, daS den Zwcck haben sollte, das Haus Obrenowitsch zu ent thronen, aber, kaum begonnen, mit der Erschießung de- Urhebers des Putschversuches end»te. In Belgrad hat man dem König mehrfache Ovationen bereitet, im übrigen aber sich durch diese „Verschwörung", wie es scheint, nicht weiter einschüchtern lassen. Jedenfalls gehört die Thronfolgefrage in Serbien vorderhand noch nicht zu den dringlichen Angelegen heiten. Denn niemand vermag in den Sternen zu lesen, ob mit dem König Alexander daS Hau! Obrenowitsch im ManneSstamme thatsächlich erlöschen wird. — Um noch bei den Balkanereignissen zu ver weilen, verdient eine blutige Albanesen-Affaire Erwähnung, bei der ein angesehener Führer, Mola Zecka, ermordet wurde und hundertundsiebzig Per Kuuss und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 7. d Mt»: „Die Meistersinger von Nürnberg." Handlung in drei Aufzügen von Richard Wagner. Vermutlich angeregt durch den schönen Erfolg, den sich Frl. Nast in „Hoffmann» Erzählungen" gewann, zab man jetzt der Künstlerin Gelegenheit, sich al» Eva m den „Merstersingern" in einer Rolle zu versuchen, die bi» dahin al« rechtmäßig nur den berufenen Wagner sänge, innen zuerkannt worden war Und dabei zeigte e« sich denn zunächst in erfreulicher Weise, wie hoch di« junge Künstlerin in der Gunst de« hiesigen Publikum« steht Da« nahezu aut verkaufte Hau» «ahm ihr« Leistung von vornherein mit sichtlich wohlwollendster Anteilnahme auf. Da« hinderte jedoch nicht, daß im Verlaufe der Vorstellung mehr und mehr die Ueberzeugung Platz griff, daß e» einmal nicht im Jnterrffe Frl. Nast« liegen würde, ein« derartige Roll« zu fingen, und daß e« ander seits wieder nicht im Interesse der Wirkung de« Kunst werk» liegt, sie ihr anzuvertrauen Die junge Künstlerin ist durch ihre äußere Erscheinung, ihr Wesen nicht weniger wie durch den Klang ihrer Stimme so unver- kennbar sür da« Soubrettenfach bestimmt, daß man sie schon nicht ohne Besorgnis manchen Autsiug auf da« Rollen-Gebiet eine» gcsteigerten dramatischen Ausdruck« machen sah. Nun stehen aber Partien wie die, an di« wir hier zunächst denken, al«: Gabriele („Nachtlager"), „Undine", Marie („Trompeter von Säkkingen") rc, soli- stisch immer noch auf einem andern Boden, al« die der Eva Und an den Anforderungen, die in den Rollen der Giuletta und Antonia an die Künstlerin herantreten, läßt man, durch den Gesamtcharakter der „Erzählungen" «l« opöra eowigus bewogen, bezüglich der höchsten dramatischen Accente von selbst ein wenig nach Ander« bei Wagner Hier ist der große Zug in« Romantische etwas Gegebene«. Faßt man nqngelweyr auch Eva al« „Evchen" auf, so trifft die« doch nur so weit zu, daß man damit kennzeichnen will, daß di« Rolle nicht von den Vertreterinnen de« hochdramatischen, sondern von denen de« jugendlich-dramatischen Fach« gesungen werden soll. Eine solche aber ist Frl. Nast für unsere Bühne nicht. Die liebenswürdige Schelmerei und Drolerie, die sie in ihren besonderen Rollen so trefflich kleiden, sind hier nicht angebracht Der vom Kinde zur Jungfrau herangereiften lyrischen Heldin de« Wagnerschen Werke« ist ein Hang zu finniger Schwärmerei zu eigen, wie schon daraus hervorgeht, daß sie mit ihrem Ritter bei Nacht und Nebel von dannen zu ziehen bereit ist Auch hätte kaum ein muntere», gefallsüchtige« Geschöpfchen Han« Sachsens Herz so beunruhigt, daß er nachher an König Marke« Schicksal scherzend al« an da«, dem er entrann, erinnert und bekennt: „'« war Zeit, daß ich den Rechten erkannt: wär' sonst am End doch hinein- gerannt!" Aber beinahe noch wichtiger al« da« dar stellerische Moment ist in diesem Falle da« musikalische Der ganze Stil de« Werke«, die Behandlung der Sing stimme, der gewaltig« Orchesterapparat u a heben dee Partie der Eva ausgesprochen in da« Fach, da« man eben al« da« jugendlich-dramatische bezeichnet Der Stimme muß jene blühende Wärme des Timbre« zu eigen sein, die hier allein illufionerweckend zu wirken vermag Daran aber, wie an jener quellenden Fülle de« Ton«, die siegreich au« dem Kampfe mit dem Orchester hervorgeht, fehlt e« Frl Nast Ist die junge Künstlerin so auch nicht al« eine berufene Vertreterin der Partie anzusehen, so soll doch warm anerkannt werden, daß sie mit sichtlich vollster Hingabe an ihre Aufgabe gegangen ist und daß sich auch in dem, wie sie sich die Gestalt Evchen« zurechtlegte, wieder von neuem ihre ursprüngliche Bühnenbegabung offenbarte. Stimm lich und gesanglich trat sie am glücklichsten und e,folg reichsten im Quintett hervor, wa« auch durch reiche und jponlane VelsaUskunogevungen jetten« ve» Publikum« anerkannt wurde. Die übrige Besetzung war in den eigentlichen Hauptrollen die glänzend bewährte: Scheidemantel: Sach«, Anthes: Walther, Jäger: David rc. geblieben Nur für den Pogner trat sehr erfolgreich Hr Plaschke mit seiner schönen Stimme ein. Die Leitung führte wie immer in mustergiltiger Weise Hr. v. Schuch. O. S. Königl. Schauspielhaus. — Am 7. d Mt« : „König Heinrich V", historische« Schauspiel in fünf Aufzügen von W. Shakespeare. Uebersetzt von A W Schlegel (Neu einstudiert) Dem zweiten Teil „König Heinrichs IV." ist die patriotisch dröhnendste aller König»historien Shakespeare« „König Heinrich V." auf dem Fuße gefolgt. Die beiden Hauptmotive dieser Dichtung: di« Sammlung der kriegeri schen Kraft England« und ihre Ablenkung nach außen durch die Wiederaufnahme der Ansprüche auf Frankreich und der heldenhafte Aufschwung de» lockern Prinzen Heinz zu einem echten, kraftvollen, besonnenen, erfolg reichen Herrscher, gehen schon au« dem letzten Akt von „Heinrich IV." in da« Schauspiel über Die Mahnung de« gekrönten Usurpator« an den Sohn: die schwindligen Gemüter mit fremdem Zwist zu beschäftigen, daß Wirken in der Ferne da« An gedenken voriger Tage banne, und die Versicherung de« jungen König« an Falstaff, daß er sein vorige« Selbst hin- weggethan hab«, erschein«» in „H«inrich V." mit ter dramatisch«» Vorführung kriegerischer Thaten und glän zender Siege verkörpert und erfüllt E« lebt etwa« von der Feuermvse, die sich im Prolog ein Reich zur Bühne und Prinzen al« Darsteller wünscht, in dieser begeisterten Verherrlichung de« schlichten königlichen Helden, in der Vorführung der Eroberung von Harfleur und der Schlacht von Azincourt, wo die Ueöermacht der glänzenden französischen Ritter schaft den englischen Bogenschützen und der überlegenen Führung König Heinrich« V. erlag. Nichtsdestoweniger setzt die halbepische Natur diese« heroischen Schauspiel« jeder Wiedergabe, die sich nicht auf die Mitwirkung eine« freudig erregten Nationalstolze« verlaffen darf, ganz außerordentliche Schwierigkeiten entgegen Der Zug historischer Größe und überschwellcnder Kraft, der die kriegerischen Scenen durchdringt, er greift wohl auch Zuschauer und Hörer, denen da« Feld von Azincourt und der Tag von Sankt Cri«pin CriSpiaau« nicht« mehr bedeutet, aber weder zieht un» ein großer dramatischer Gegensatz und Kon flikt in Mitleidenschaft, noch trägt un« der genial« Humor und die reiche Charakteristik, die im „Heinrich IV." fesseln, über die Längen der Haupt- und Staatsaktion hinweg. Sir John Falstaff stirbt gleich im Begin» de« Drama« hinter der Scene, die Totenklage seiner ehren werten Gesellschaft, von Frau Hurtig bi« zum rotnasigen Bardolph, und der Abgang dieser Getreuen zum Heer nach Frankreich sind da« letzt« Ausleuchtrn des Schim- mer«, der die hinreißenden Genrebilder der Falstaff- scenen überstrahlt Die Abenteuer Pistol« auf den französischen Schlachtfeldern und bi« ihn die De mütigung durch den wackeren Kapitän Fluellen nach England und in den wilden Schweinskopf zu Eaftcheap zurückscheucht, zeigen nur einen Nach schein de« humoristischen Glanze« Unwillkürlich sammelt sich, wa» wohl auch de« Dichter« Absicht ge wesen, die lebendigste Teilnahme auf der prächtigen volks tümlichen Königsgestalt Heinrich» de« Fünften. Der Unterschied zwischen den beherzten schlichten Englischen und den üppig prahlerischen Franzosen, den Shakespeare zu Nutz und Frommen de« Londoner Parterre» von ILö tenden,iö« steigert, gipfelt in den verschiedenen Aus einandersetzungen, die der König mit dem Herold Montjoy« hat, und jede bringt der Einlösung dc« Wort« näher, mit dem der König dem schalcn Hehn de« Dauphin»,
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