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formen und aus seiner Zeit und Umwelt heraus zu gestalten. Zwischen Lie benswürdigkeit und Ernst, zwischen Leichtigkeit und Tiefe ist die Musik zur Serenade A-Dur beheimatet. Die beiden Serenaden op. 11 und op. 16 waren übrigens die ersten Orchesterwerke überhaupt, die Brahms veröffentlichte, ln der A-Dur-Serenade, die gleichsam ein Bindeglied zwischen Kammer- und Orchestermusik darstellt, verzichtet Brahms (wie später im ersten Teil seines „Deutschen Requiems“) auf die Besetzung der Geigen und erreicht dadurch eine sehr eigengeprägte, seltsam dunkelgetönte Nachtstimmung. Im heiteren A-Dur beginnt die Serenade. Zwei Themen stellt Brahms auf: Wunderbar sich öffnend das erste, schwärmerisch und volksliedhaft das zweite. Eine schlichte, freundliche, nicht eben fröhliche Musik. Idylle ohne den Bei geschmack der Verniedlichung. Im Scherzo werden Zweier- und Dreiertakt reizvoll gegeneinander ausgespielt. Das Trio wird bewegt von sehnsüchtigen Sextengängen, die Brahms auch in anderen Werken sehr gern verwendet. Im Adagio erinnert eine immer wiederkehrende Baßfigur an die alte Form der Ciacona. Die Klarinetten singen von Sehnsucht und Liebe. Abendstimmung. Nur einzelne Episoden sind von Trauer umflort und wirken dadurch seltsam zwielichtig. Die Welt beschaulicher Ruhe überwiegt. Die Stimmen abendlichen Friedens dominieren. Und so verklingt der Satz. Vierter Satz: Ein Menuett, und doch auch kein Menuett. Wieder sind es die Klarinetten, denen die schön sten Liedweisen zugeeignet sind, doch schleichen sich immer wieder andere Töne ein. Im Trio will die Oboe einen klagenden Gesang beginnen. Tänze rische Musik? Wohl kaum. „Ein melancholischer Träumer tut so, als ob!“ (Hans Renner). Das Finale, ein ausgelassen-fröhliches Rondo, ein lustiger Kehraus, durchflochten von nachdenklichen Stimmungen, insgesamt aber doch von echter Serenadenfreude und gesundem Humor erfüllt. „Die C-Dur-Symphonie ist ein Kind des Rheinlandes, ein Gedicht aus der Seele des Jünglings, der seinen Träumen zulächelt. Sie ist voller Frohsinn, voller Sehnsucht, voll von Wünschen, von Hoffnung. Aber an einigen Stellen, in der Einleitung, im Helldunkel einzelner düsterer Baßpassagen, im phan tastischen Scherzo, da trifft uns ein Blick aus des Jünglings Augen ins Herz: es ist der Blick des sich enthüllenden, zukünftige^ Genies. Es sind die Augen eines Kindes, in denen man die kommende Tragödie schon liest.“ (Romain Rolland) Ludwig van Beethovens erste Sinfonie steht noch in der Nähe Haydns, vor allem im zweiten und vierten Satz. Doch Neues ist schon zu spüren, denn hinter Beethovens Persönlichkeit werden die Ideen der Französischen Revo lution sichtbar. Und diese Ideen formen auch den Inhalt der Musik. Für Beet-