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Dresdner Journal : 03.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190203038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-03
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 03.03.1902
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ve«us»Pret«: Beim Bezüge durch die chelchtftrfteae innertzak» «rttd»,, 2,b0 M. (ernichl. Zulcaguna), durch die V«A 1, Deutschen Reich« 8 M. (aa-fchließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Wird Zurücksendung der für die Schrislleilung bestimmte», »der von dieser nicht ein» geforderten Beitrüge bean- hrucht, fo ist das Postgeld beizusügen. DrcMer W Journal. Herausgegeben von der Königl. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.» Anschluß Nr. 1295. Erschein«, r Werktags nachm d Uhr. ElnkündtgungSgedühre«: Di« Zeil« kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündt» gungs-Seite oder deren Raum 2tt Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsay S Pf Aufschlag für die Zeile Unterm Re- daktionsstiich /Eingesandt) die Textzeile mittler Schrist odrr deren Raum bv Pf. Bebühren - Ermäßigung bet Öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittag- 12 Uhr für die nach mittag- erscheinende Nummer. W50 1902 Montag, den 3. März nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 3. März. Se. Majestät der König haben geruht, den Kaiserlich Persischen auherordeut lichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Hofe zu Berlin, Hrn. Hadji Mirza Mahmoud Shan, Kadjar Ehtecham eS Saltaneh, im hiesigen Königl. Rrsidenzschtosse in Partikularaudienz zu empfangen und aus dessen Händen da- Schreiben entgegen zu nehmen, durch das derselbe in gleicher Eigenschaft am hiesigen Königl. Hofe beglaubigt vird. DreSde«, 27. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor der städtisch?» höheren Mädchenschule und de- mit ihr verbundenen Lehrermnenseminar- in Leipzig, vr. pbil. Eduard Friedrich Hugo Gaudig den Titel und Rang al- „Professor" in der vierten Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß dec in Sachsen staat»- angehörige Verwalter der Besitzung Iwanowka, Kreis Tambow (Rußland), Otto v Zesch au den ihm von 8r. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen EtaniSlauSorden 3. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kaufmann Franz Gustav Jahn in Plauen i. V. dar ihm von dem Präsidenten der französischen Republik verliehene Ritterkreuz de- Orden- der Ehrenlegion annehme und trage. Bekanntmachung, Abgabe von Arzneimitteln für Thiere betreffend. Betreff- derjenigen arzneilichen Zubereitungen, mit welchen nach der Kaiserlichen Verordnung, be treffend den Verkehr mit Arzneimitteln, vom 22. Ok tober 1901 — Reichsgesetzblatt Seite 380 — der Handel außerhalb der Apotheken nur unter der Be dingung freigegeben ist, daß sie zum Gebrauche für Thiere verwendet werden — vergleiche das der Lerordnung beigegebene Verzeichniß A., Ziffer 5 und Ziffer 10 —, wird hierdurch Folgende- verordnet: Sowohl die Standgefäße und dergleichen, in denen sich die feilgehaltenen Arzneimittel befinden, al- auch die Behälter (Gläser, Schachteln, Papier umhüllungen u. s. w), in welchen dieselben abgegeben werden, müssen die deutliche Aufschrift „Nur für Thiere" tragen, auch sind diese Behälter mit dem Namen bezw. der Firma de- Verkäufers zu versehen. Zuwiderhandlungen werden gemäß 8 367, Ziffer 5 de- ReichS-StrafgesetzbucheS bestraft. Im Uebrigen wird hinsichilich de- Handels mit Droguen und chemischen Präparaten, welche zu Heil zwecken dienen, sowie der dießfallr bestehenden An zeigepflicht auf die Vorschrift in 8 35, Absatz 4 fg. bez. die Strafbestimmung in 8 148, Ziffer 4 der Gewerbeordnung noch besonders hingewiesen. Dresden, den 22. Februar 1902. Ministerium des Innern. iss» v. Metzsch. Grutuuuugtu, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Geschäftsbereiche des Ministeriums beS Kultus >. äffentl. Unterrichts. Gesucht wird aus Ostern ein Vikar f. d. HSH. Knabenschule Radeberg, «ehalt bi» 1000 M Bewerbungsgesuche sind m. d. erfordert. Zeug- Lunst uud Wissenschaft. - In Wien besteht eine Schwestern Fröhlich- Stiftuna zur Unterstützung bedürftiger und hervor ragender schiffender Talente auf dem Gebiete der Kunst, Litteratur und Wissenschaft Au» diese, Stiftung können Stipendien an Künstler oder Gelehrte zur Vollendung chrer Ausbildung oder zur Ausführung eine« bestimmten Werke« oder zur Veröffentlichung eine« solchen oder im Kalle plötzlich eintretend» Arbeittunfähigkeit, sowie Pensionen an Künstler oder Gelehrte, die durch Alt», Seankheit oder Unglücksfälle in Mittellosigkeit geraten find, verliehen werden. Gesuch« sind unter Beifügung der »forderlichen Unterlagen bis 31. März 1902 beim Präsidialbureau de« Wien» Gemeinderate« I, Lichtenfel«- zaffe 2, I. Stock, einzureichen; von dort können auch die vtift»ng«statuten bezogen werden Königl. Schauspielhaus. — Am 2. d Mt».: „Ein SommernachtStraum". Dramatische« Märchen in drei Akten von Shakespeare Uebersetzt von kl W v Schlegel Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy I» d» gestrigen Aufführung de« Shakespeareschen „bommernacht«traum«", die die alte vollberechtigte An- pehungtkraft de« köstlichen Märchen- und Hochzeit«- spiel« wiederum bewährt hatte, sahen wir im ganzen Sie Besetzung d» Ausführung vom Oktober 1900 zum zweiten Mal« und «« darf wi«d»holt hrrvorgehoben »erden, daß die damal« getroffen«» Änderungen weder den Fluß de« Zusammenspiel« gehemmt, noch den Schimmer poetischer Stimmung, d» di« hitsig« Wied»- «abe de« Werke« seit länger» Zeit auSzeichnete, g«. 'Lhrbct haben Hr P Neumann spielte abermal« d«, Web» Zettel Er faßt die Aufgabe um ein gut »issea beim vezirkZchulinspektor vr. Lang», Dresden, vloch- mannstr 21, kinzurnchen. (Behürdl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Z«r i««tre» Lage i» Oesterreich. Aus Wien wird un- geschrieben: Der jetzige Leiter der inneren Politik Oesterreichs ist kein Freund der von manchen sein» Vorgänger häufig angewendeten Methode, die darin bestand, daß man die Entwickelung im Parlament ihren Lauf nehmen ließ, um von Zeit zu Zeit mit über raschenden Entschlüssen und Kundgebungen die Konsequenzen aus dieser Entwickelung zu ziehen, vr. v. Koerber hat das Parlament in den Krisen der verflossenen Jahre so behandelt, wie der gewissen hafte Arzt den Kranken behandeln muß. Vielleicht verdankt er eben dieser Methode den Erfolg, daß er nun die Anzeichen der Wiedergenesung de» Parla ments feststellen darf. Auch in den schlimmsten Tagen blieb er stet- in Fühlung mit allen Parteien, deren Stimmen überhaupt von der Regierung berück- fichtigt werden können, und unermüdlich bot er sogar »n Zeiten, in denen jeder noch so wohlgemeinte Rat als unwirksam erscheinen mußte, seinen ganzen Ein fluß auf, um die Volksvertreter zur Pflichterfüllung zurückzulenken. In seinen R> den hat er die jeweilige Lage immer ohne Beschönigung wahrheitsgetreu ge schildert, und seine Wahrheitsliebe verleiht daher auch seinen neuesten Ausführungen, in denen er ein zumindest relativ erfreuliches Bild der heutigen Lage entwarf, einen erhöhten Wert. Manche besonder» scharfsinnige Kritiker erhoben gegen ihn den Vor wurf, daß er mit diesen Ausführungen die sehr drastischen Warnungen entkräftet hätte, die er vor wenigen Monaten an da- Parlament richtete. Die Betreffenden vergessen, daß in der Zwischenzeit im Parlamente selbst ein Umschwung zum Bessern er folgt ist und daß der Kabinett-chef nur dies» Thatsache Rechnung trug, indem er nun die drohenden Hinweise veimied. Die früheren ein dringlichen Mahnungen der Regierung haben dem angestrebten Zwecke gedient, und der Ministerpräsident hat angesichts der Ergebnisse seines Eingreifen» keinen Grund mehr, eine Tonart anzuschlagen, die er wohl nur mit Ueberwindung wählte. Wenn er kürzlich sagte, da» Parlament sei stets in der Lage, die Regierung von außerordentlichen Maßnahmen zur Wahrung de- StaatSinteresseS abzuhalten, so bat er damit noch keineswegs die Möglichkeit bestritten, daß solche Maßnahmen gegebenfallS notwendig sem dürften und daher auch durchgeführt würden. ES ist aber wohl nur natürlich, daß er diese Möglichkeiten heute gegenüber einem arbeitswilligen Parlament in ander» Form andeutet, als vor einem Vierteljahre gegenüber einer Volksvertretung, die jede positive Leistung verweigerte. vr. v. Koerber ist aus seinem bisherigen Stand punkte stehen geblieben, und er ist auch nicht unter die Optimisten gegangen, als er eine Rede hielt, die die Hoffnung auf die Wiedergenesung des öster reichischen Parlamentarismus zum Ausdrucke brachte. Die Rechtfertigung seines Verhaltens ergiebt sich überzeugend aus dem Umstande, daß die Abgeord neten nun mit der normalen Erledigung des StaalS- voranschlagS beschäftigt sind und daß die Beratung trotz mancher störenden Zwischenfälle rasch foit- schreitet. In den verflossenen fünf Jahren war eine Teil oeroer an unv gredt ihr ei.ien stärkeren Ärund- ton lärmender Lustigkeit, al» z B. Hr. Thimig, »om Wiener Burgtheat», dessen ausgezeichnete Darstellung jene« handwerklichen Kunstphilister«, bei Gelegenheit seine« Gastspiel« von 1899, wohl noch in der Erinnerung zahlreicher Zuschauer lebt. Aber ein frischer Zug be herzten Selbstgefühls und kindlicher Selbsttäuschung durchdringt auch di« plumpere und possenhaft»« Gestalt, die Hr. Neumann hinstellte. Die ganze Rüpelkomödie, in der die Herren Bauer (Squenz, der Zimmermann), Huff (Schnock, der Schreiner), Gebühr lFlaut, d» Bälgeflicker), Leichert (Schnauz, der Kesselflicker), Gunz (Schluck», der Schneider) mit sichtlichem Vergnügen an der Sache mitwirkten, war genau so weit zu einem höchst wirksamen, mit schallendem Gelächter begrüßten SonntagSspaß ««»gearbeitet worden, al« e« der Stil de» Ganzen verträgt. Natürlich schadet« nicht, wenn i« Bergama«kertanz schließlich der Boden dröhnt und die Hob«lspän« d» Löwenmähne fliegen, ab» e« darf nicht zur Hauptsache werden Im andern Teil de« „Eommer- nacht«traum«" hat nur rin« Neubesetzung stattgefunden: Hr. Eggerth hat, an Stelle dr« Hrn Wind«, den Egeu» übernommen Frl Serda spielt« wied»um di« Titania, Frau Salbach d«n Elfenkönig Oberon in au«gezeichn«t» Weis«, Frl. GaSny «rrang sich lebhaften Beifall al« Puck Di« »riz«ndrn Bilder au« dem Slfentraumland und die immer frische Anmut der Mrndrl»sohnsch«n Musik wirkten mit den glücklichen Bemühungen der Dar- stell» zu ein» leben«vollen und erfolgreichen Verkörper ung de« Lhakespeareschen Gedicht« zusammen, da« in unoergänalich» Jugendlichkeit sein» eigne« dreihundert Jahre und aller Modernität spottet Ad Stern Nefidenztheat». — Am 1. d Mt« : „Sein Doppelgänger" (I-v ooup 6s kaust). Schwank in drei Akten von Maurice Hennequin und George« Duval. (Zum ersten Male) Hr Felix Schweighofer, einer der beliebtesten Gäste ordnunpSgemäße Behandlung der Budget» niemals zu »reichen, und die Tagesordnung jeder Sitzung deS laufenden TagungSadschnttte» ist daher ein dokumentarischer Beweis einer Wandlung, die sich unzweifelhaft vollzogen hat. Die Tragweite dieser Wandlung wird dadurch vergrößert, daß der Scenen- wechsel im Adgeordnetenhause nicht etwa nur durch irgend eine Sonderabmachung zwischen der Regierung und den Parteien oder durch eine Augenblicks gruppierung der letzteren angebahnt wurde. DaS Verhältnis der Regierung zu den Parteien, das einzig auf der vollkommenen Unparteilichkeit des Kabinetts beruht, ist gänzlich unverändert geblieben und daS Gleiche gilt von der parlamen tarischen Gruppierung Die Volksvertreter würden nicht durch taktische Motive zur Wiederaufnahme einer ernsten Thätigkeit bestimmt, sondern durch nüchternste Erwägungen. Sie gehorchten den Ge boten der Furcht und der Not. Sie mußten endlich daran glauben, daß die leitenden Faktoren fest ent schlossen seien, da» Schicksal de» Staat- von jenen des Parlaments zu trennen, wenn die parlamen tarischen Einrichtungen dauernd den Dienst versagen, und sie konnten sich nicht darüber täuschen, daß sie durch die Heraufbeschwörung eines solchen Zwischen falls nicht allein in einen tragischen Gegensatz zu ihren patriotischen Pflichten, sondern auch in einem recht unbequemen Gegensatz zu den Wünschen der nur künst lich erregten Bevölkeiung geraten würden. Die Wähler haben ihnen Beihilfe geliehen, so lange sie den nationalen Kampf im Parlament ausfochten, und ihre Leiden schaftlichkeit brachte ihnen sogar wohlfeile Popula ritätserfolge. Wenn dieser Kampf aber zur Ver nichtung des Parlamentarismus geführt hätte, so wäre die Volkstümlichkeit rasch geschwunden, und schon dies» zwingende Gedanke mußte auch die Heiß blütigsten zur Einkehr drängen. Neben der Furcht vor den Folgen de» eigenen Treibens haben die Besorgnisse, die sich aus der Zuspitzung der wirtschaftlichen Fragen »geben, eine starke Wirkung auf die Gemüter geübt. Wenn die Bevölkerung die wichtigsten wirtschaftlichen Interessen in unmittelbarer Zukunft bedroht sieht, so kann man sie nicht mit der Verheißung nationaler Errungen schaften kommender Jahrzehnte vertrösten. Die Handelsvertrag- Fragen, die Probleme de- Aus gleiches mit Ungarn, endlich die plötzlich aufgetauchten Gefahren für die österreichische Zuckerindustrie und für die von dieser Industrie abhängigen landwirt schaftlichen Betriebe haben die Volksvertreter zu der Erkenntnis gebracht, daß im Interesse des Staate» und des Volkes ein Aufraffen des Parlaments und ein einmüligeS Zusammenwirken zu thunlichster Ab wehr schweren Unheils geboten sei. Auch diesmal mußten die Parteimänner ferner der Erwägung Raum geben, daß sie durch eine Pflichtversäumni- sogar das Wohlwollen ihrer bisherigen eifrigsten Anhänger in der Bevölkerung selbst verlieren würden. So ist es gekommen, daß die temperamenwollen Streiter des Nationalitätevkriege- den Pfad be schritten, auf dem sie sich nun fanden. Waren sie noch im Zweifel, ob es der richtige sei, so werden sie Tag für Tag durch neue Wahrnehmungen eines Besseren belehrt Erst vor kurzem erschienen in Prag inmitten einer großen Versammlung tschechischer Bauern und Landwirte einige deutsche Angehörige des Bauernstandes, um gemeinsam über die Zucker frage zu beraten, und die Beratung endete mit dem Beschlusse, daß die tschechische und die deutsche Bauernschaft alle nationalen Zwistig keiten vertagen, damit ein solidarisches Vorgehen ves ReftvenztyeaterS, eröffnete am vergangenen Sonn abend sein dreijährige« hiesige« Gastspiel in der Rolle eine» Hennrquinschen Schwanke», wie wir gleich be merken wollen, nicht nach unserem Geschmack, denn wir find Bessere» von diesem Künstler gewöhnt Der Schwank, in dem er auftritt, stellt so ziemlich den Rest alle» dessen dar, wa» an Uebermut, Schlüpfrigkeit und toller Laune in einem Theaterstücke möglich ist Wir haben zu oft versucht, gegen die französische Schwank- lrtteratur Stellung zu nehmen, al« daß wir e« un« bei fallen ließen, heute auf« neue un« kritisch zu diesem Stücke, da« eine« ihrer wildesten und zügellosesten Erzeugnisse ist, zu äußern Di« Welt will lachen; nach den Mitteln, durch die e« geschieht, fragt sie nicht So muß denn die Muse beiseite stehen und zusehen, wie man ihr» spottet und sie in den Staub zieht Ist der Litteraturfreund auch schon mählich daran gewöhnt worden, den Zweig d» dramatischen Kunst, der vor zeiten ein edle« Rei« am Stamme der Dichtkunst war, entarten zu sehen, so muß er doch immer von neuem mit Wehmut erfahren, wie d» Sprößling wild und wilder wuchert und manchen guten neuen Trieb im Keime erstickt. Die Aufführung de« Hennrquinschen Schwanke« mit Hrn Schweighofer in der Roll« de« Anatol Bari- sart, eine« in allen Sätteln gerechten Lebemannes, hatte die Kräfte de« Rrfidenztheater« in lebhaft« Bewegung versetzt. Um Hrn Schweighofer, der den Barisart mit sprudelnder Lebendigkeit, verblüffender Sprachgewandtheit und überwältigendem Humor spielte, scharten fich die besten Mitglied» dr« Ensemble«: Frau Franzi Huß al« liebreizende Colettie, Frau Minna Hänsel al« militärfromme Schwiegermutter, Hr Karl Bayer al« Pantoffelheld Marcinrlle, Hr Marcrll Waldek al« schnarrend» Oberst Schuchoi«, um in ausgezeichnetem Zusammenspiel dem tollen Schwankunfinn zu einem vollen äußeren Erfolge zu verhelfen Neu im Ensemble in jener Frage ermöglicht werde. Die Männer, die diese mit Jubel begrüßte Entscheidung trafen, sind die Wahler der tschechisch radikalen und deutsch radikalen Snetter im nationalen Kampfei Ihr Votum isi der Ausdruck eines Wechsels der Gesinn ungen und Anschauungen, den man noch vor Jahres frist kaum erhoffen durfte. Die Regierung hat den Bann, den die nationale Fehde über die innere Entwick.lung Oesterreichs breitete, gebrochen, indem sie die Volksvertreter seiner zeit durch die Einbringung der JnvestttionSvorlage zwang, sich ernstlich mit Maßnahmen zur Hebung der wirtschafilichen Wohlfahrt zu beschäftigen. Die Ei folge, die damals durch die Arbeit deS Parlament- erzielt wurden, nötigten die Abgeordneten und ihre Wähler zur Würdigung de- Weites der ruhigen sachlichen Arbeit, und so wurde die Stimmung für die jetzige Lage vorbereitet, in der wirtschastliche Aufgaben von noch weit größerer Wichtigkeit zu lösen sind. Das Parlament kann sich diesen Aufaaben nun gar nicht mehr entziehen, und es zeiqt allmählich auch schon den ehrlichen Willen zur Erfüllung seiner natürlichen Mission. Da- gemeinsame Schaffen auf dem sachlichen Gebiete lenkt die Aufmerksamkeit vor läufig von den nationalen Fragen ab, und dadurch dürften auch die Aussichten einer Bewältigung dieser Fragen gebessert werden. Haben die Beteiligten erst erkannt, daß unter Beiseitelassung dieser Fragen Er- spi ießliche- geleistet werden kann, so werden sie davor zurückscheuen, den nationalen Zwist neuerding» zum Angelpunkt der inneren Entw ckelung Oesterreicks zu machen. Dann kann eine Beruhigung platzgreifen, die den FriedenSschluß zwischen Deutschen und Tschechen erleichtern würde. Die Regierung gedenkt schon in naher Zukunft einen Schritt zu gunsten der Anbahnung dieses Friedensschlüsse- zu versuchen Da- Ergebnis dieses Versuches kunn nicht vorher gesagt werden. Nach allen Krisen der Vergangenheit ' ist e- aber schon ein erfreuliche- Anzeichen, daß man in weiten Kreisen wenigstens mit der Möglichkeit de- Gelingen- rechnet und daß man glaubt, die Regierung habe den richtigen „psychologischen Moment" für ihre Anregung gewählt. Zur Amerika-Reise dr- Prinze« Heinrich von Preuße«. Ueber den Aufenthalt des Prinzen Heinrich in den Vereinigten Staaten von Amerika liegen die nachstehenden Meldungen vor, von denen wir einzelne bereits in einem Teile der letzten Auflage unsere» Blattes gebracht haben: Wie zunächst bemerkt sei, erhielt, einer Drahtnachricht au» New-Aork zufolge, Stone, der Schriftführer de« Ausschüsse» für da« Staat«zeitung«-Bankett, ein Tele gramm von Sr Majestät dem Kaiser, da», in deut- scher Uebersetzung, wie folgt lautet: „Empfangen Sie meinen Dank für Ihre willkommene Botschaft. Ich schätze den großen, sympathischen Empfang, der von den Herausgebern der Zeitungen der Bereinigten Staaten für meinen teuer» Bruder veranstaltet worden ist, fehr hoch." Während de» am Freitag abend in d» Deutschen Botschaft zu Washington abaehaltenen Staat«- diner« sammelte sich eine ungeheure Menschenmenge in der Nachbarschaft de« Botschaftihotel« an Um i-hlO Uhr traf der Fackelzug rin, die deutsche Flagge neben dem Sternenbanner voran Hunderte von Sängern stellten sich auf der Terrasse unter dem Balkon auf, wo Prinz Heinrich in Admiral-uniform mit d«m Binde deS Schwarzen Adlerorden« sowie die Botschafter war Vie Darstellerin der wetdltchen Hauptrolle, Frl Gerta Saalburg a G, die die Figur der Susanne Marcinrlle mit großer Spielgewandtheit, aber ohne die notwendige Charme und Grazie verkörperte, und Frl. Marie Schneider, ein neue» Mitglied, da« eine junge Künstlerin zwar in vorteilhafter äußerer Repräsen tation, aber hinsichtlich de« Spiel« und der Dekla mation noch etwas anfängerhaft ängstlich darstellte. Die Jnscenesetzung des Stücke» Katte Hr Schweig- Hofer mit Geschick selbst besorgt; der Direktion de» Rrfidenztheater« gebührt Lob für die geschmackvolle Ausstattung, die sie dem Werke hatte angcdrihen lassen Daß sich der Erstaufführungsabend de« Schwanke« zu einem Triumphobend für Hrn Schweighofer ge- stattete, bedarf bei d» Beliebtheit, deren sich dieser aul- gezeichnete Künstler in Dresden erfreut, kaum der be sonderen Versicherung; «r wurde mit kostbaren Blumen- und Lorbeerspenden überschüttet und war der Gegenstand begeistert» Huldigungen. W Dg» Wissenschaft. * Die I G Cottasche Buchhandlung Nachfolg» in Stuttgart veröffentlicht folgende Erklärung: Die von verschiedenen Zeitungen gebrachte Notiz, daß wir, bez die mit uns verbündete DerlagSgesrllschast „Union" un» da« Manuskript zu einem dritten Band d» „Gedanken und Erinnerungen" de« Fürsten Bi«marck hätten abkaufen lassen, erklären wir hierdurch al« eine Erfindung Auf weit»« in jener Notiz ent haltene unrichtig« Mitteilungen einzugehen, müssen wir verzichten Bildende Kunst. * Im Rudolph Lepkeschen Kunst.Auktion«- Hause zu Berlin 8 IV , Kochstraß« 28/29, beginnt am 11 März eine umfangreiche, sehr bedeutende Gemälde- Versteigerung, deren l. Abteilung Kunstwerke au»-
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