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Dresdner Journal : 05.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190203053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-05
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 05.03.1902
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Dresdner Zourn al v. B„»-«pr«i-r Sri« Bezüge durch Sj« G,sch«ft»ßeik, Drttd^» 2.50 M (rm'chT si^imguaa^ durch die Hk*ß G» Dkuijchen Reich« - » MutlchUkklich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Rümmer» 10 Pf Mrd Zurücksenduna der für dre Schriftleitung bestimmte», »der von dieser nicht «iu- «I orderten Beiträge beau- Frucht, jo ist dat Postgeld beizusllgr». Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.« Anschluß Nr. 1295. Orschei»«,, Werktag« nach« 5 Uhr. A»k»»dt-«u--ge»»tre«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal aefpaltenen Anlündi- guunr-Zeite oder deren Rau» lio Pf Bei Tabellen- und Ziffernsatz 5 Pf Aufichlag für die Zeile Unterm Re- »aftionsstrich (Eingesandt) di« Terizeile mittler Schrift oder deren Raum 50 Pf. Gebühren - Ermäßigung bet bfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für d,e nach» mittag« erfcheinende Nummer. «. S B. « i G ferred umon West, reiste» üktien laten» vtlber mated ukten- loco ringer . 'oco oggen Rüdäl uritus 70er 50er S- » etde» -bM., luguft loggen Juli -M, 5 M., Mai« Juli öl per >ktober oiritu« wjatz: t 3^. » s st,, kr^ Hwei« »äst- » de» m» t» strecke cm -rBlop Illaa» >55 t7» lS5 l70 »7» 175 170 »testen ch ge lier für 52 Mittwoch, den 5. März nachmittags. 1902 Amtlicher Teil. Et. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Präsidenten de- Landgericht- Freiberg Georg Albert Geßler zum GeneratstaaiSamvalt — Erste» SiaatSanwalt bei dem Oderlande-gerichte — Nit dem Titel und Range eine» Geheimen RatheS v,m 1. April 1902 an zu ernennen. Er. Majestät der König Haden Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Ober-Postsekretär Hertwig in Freiberg den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Rothen Adler Orden 4. Klasse anlege. Ee. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Clgarettenfabrttant E. Kobert Böhme in Dresden den ihm von Sr. Er laucht dem Graf Regenten zur Lippe verliehenen Litel eine- Fürstl. Llppischen Hoflieferanten annehme und trage. (vchtchl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leit. Wese» «>b Erfolg der r»sfifchen Politik in der Mandschurei. lieber da» Wesen und den Erfolg der russischen Politik in der Mandschurei liegen au- der Feder de» amerikanischen Reisenden A. K. Beveridge, der in den politischen Kreisen seine- Lande- eine sehr geachtete Stellung einnimmt und soeben von einer stiebe durch die Mandschurei zurückgekehrt ist, be merkenswerte Mitteilungen vor, die in der Haupt sache da» zielbewußte und erfolgreiche Vorgehen Rußland- rückhaltlos anerkennen. Zunächst stellt Beveridge fest, daß die Orientpolitik Rußlands, seit dem die Bedeutung Korea- für die Machtverhältnisse «al Gelben Meere immer mehr hervorgetreten ist, die bi» dahin innegehaltene Bahn de- ver ¬ lasse« und mit dem einstweiligen Rücktritt von den Absichten auf Korea, das nach der Meinung unseres Gewährsmannes das nächste Streitobjekt zwischen Japan und Rußland bilden dürfte, mit aller Energie die Ausdehnung und Verstärkung des russischen Ein flusses in der Mandschurei betrieben hat. Im Laufe der letzten sieben Jahre sind die drei mandschurischen Provinzen Helungkiang, Kirin und Schingking auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, besonders aber hinsichtlich der Verteilung und Organisation militärischer Streitkräfte systematisch russifiziert worden. Ko geschieht die Ernennung der Gouverneure der genannten drei Provinzen äs jure durch den chinesi schen Kaiser, ä« facto liegt sie in der Hand de- russischen Höchstkommandierenden und General- gouverneurS der Mandschurei Grodekoff, nach dem auch die neuerstandene Stadt gleichen NamenS, in der sich das russische Hauptquartier befindet, genannt worden ist. Solcher durch die russische Initiative entstandenen kleineren Städte und Ortschaften giebt et viele im Lande, und da der russische hierher »ersetzte Soldat seine Familie mitnehmen darf und in seinen wirtschaftlichen Bestrebungen durch die Regierung gefördert wird, haben alle diese, ursprünglich als militärische Stationen gedachten Plätze eine rasche und günstige Entwickelung ge nommen. Einen eigentümlichen und charakteristischen Gegensatz der früheren Zustände unter chinesischer Oberhoheit und der gegenwärtigen Verhältnisse bietet die Stadt Grodekoff, die in sich die schmutzigen, ver fallenen, aus Lehm gebauten Hütten der Eamesen neben den sauberen, freundlichen Holz- und Stein häusern der russischen Militärs und Kaufleute ent hält. UebrigenS ist die chinesi che Bevölkerung der Mandschurei erheblich zurückgegangen und noch weiter im Rückgänge begriffen. An ihrer Stelle Haden sich Kosaken und Muschiks am Süoufer de- Amur an gesiedelt, die ihre Frauen und Kinder mitgebracht haben und so auf dem Wege nalürlicher Ent wickelung russische Art und Sitte im Lande heimisch machen. Besonder- ausgesuchte Leute sind die zur Bewachung de- mandschurischen Teile- der tranS- a statischen Bahn kommandierten Truppen; sie sind fast auSnahm-loS Landwirte und Handwerker und müssen sich zu einem fünfjährigen Aufenthalte ver pflichten, der bei den meisten zu einem bleibenden wird. So ist e- nach dem Urteile des amerikanischen Staatsmannes der russische Soldat und die russische Bahn, die die Mandschurei erobert und zu einem Gebietsteile Rußland- mit ausgesprochen russischem Charakter gemacht haben. UebrigenS macht der Bau der Amur-Bayn trotz der unermüdlichen Arbeit de» leitenden Ingenieurs Girschmann nur langsame Fortschritte. Bis jetzt ist eine Strecke von etwa 350 km, von Port Arthur au-, für den Lokal verkehr eröffnet worden. Schon jetzt werden nicht unerhebliche Einnahmen erzielt, aber e- besteht die Hoffnung, daß die fortschreitende Nutzbarmachung der Bodenschätze de- Lande- — Kohle in Kirin, Gold, Kupfer, Eisen in Helungkiang — die günstige Entwickelung der Wirtschaft-- und BerkehrSverhäliniffe de- Landes noch in erheblichem Grade steigern werden. Zur Amerika-Reise des Prinzen Heinrich von Preuße«. Ueber den Aufenthalt des Prinzen Heinrich in den Vereinigten Staaten von Amerika liegen die nachstehenden weiteren Meldungen vor: In Chicago bracht« bei dem bereit- mitgeteilten vorgestrigen Festmahle der Bürgermeister eine« Trink spruch auf den Prinzen Heinrich au-, in dem er sagt«: „ES möge mir gestattet sein, einige Worte dir Be willkommnung durch die Bevölkerung hinzuzusügen. Wir betrachten Lh-cago al« dir typische amerikanijche Stadt, wo der Amerikaner und der Amerikanirmu» der Gegenwart und Zukunst in der reinsten Form gesunden werden. Daher bereiten wir Ew König!. Hoheit ein typische« Chicago-Will kommen, ein typisches amerikanische« Willkommen, nämlich ein Willkommen das direkt aus dem Herzen kommt. (Bei fall ) Morgen seiert Chicago den 65. Geburtstag, den Jahrc-tag der Erlangung der Stadtrechte In einer kurzen Zeitspanne hat der G»enzhandeISposten sich zu einer Metro pole von zwei Millionen Seelen, zur zweiten Siadt des amerikanischen Kontinents entwickelt Die Ursachen dieses wunderbaren Wachstums anzusühren, würde heute weder nötig noch passend sein Bestatten Sie mir aber, zu sagen, da« heutige Chicago verdankt sein Dasein in großem Maße der Thatsache, daß seine Bevölkerung eine halbe Million Deutsche einlchließt, die allen ihnen innewohnenden Fleiß, sowie Intelligenz und Pflichtgefühl mitbrachien. Wir freuen unS mit Ihnen. Sir, der freundschaftlichen Beziehungen für alle Zeilen. (Beisall.) Dürfen wir nicht eine Bürg schaft für eine dauernde, wachsende Freundschaft in der Thatsache erblicken, daß in allen unseren Städten, Dörfern, Farmen sich Hundcritausente von Deutsch-Amerikanern befinden, die, dem Adoptivlande treu b>S zum Tode, dennoch im Herzen eine nie ersterbende Liebe sür das Deutsche, Liebe sür die Sitten und Einricht ungen des Vaterlandes bewahren"? (Beifall.) Wir bewill kommnen Sie rncht allein wegen der Hochachtung und Be wunderung, die wir sür Se. Majestät den Deutschen Kaiser empfinden (BeisaD, alS besten persönlicher Vertreter Sie die Botlchast der Freundschaft von Ihrer großen Nation bringen, sondern au» we l wir Ihr dem"kra»iicheS Auftreten lieben. (Beisall) Gentlemen, ich habe die Ehre, einen Toast z» pro- panieren aus Se. königl Hoheit Prinz Heinrich von PreußenI (Beisall und Hurrarufen)." Dir Musik spielte die „Preußen-Hymne". Hierauf erwidrrtt Se Kömgl Hoheit der Prinz Heinrich folgende«: „Herr Mayor, meine Herre»! Bitte, empfangen Sie den herzlichsten Dank für den mir gewordenen Empfang in Chi cago; die Stadt, die fast zwei Millionen Menschen beherbergt und vor weniger als 100 Jahren nur ein Grenzhandels- Posten und von allen Seiten von feindlichen Indianer- banden umringt war, hat sich seitdem zu einer Stätte der Pracht und Schönheit entwickelt, obwohl sie vor SO Jahren durch eine entsetzliche Feuer«brunst beinahe dem Erdboden gleichgrmacht wurde, bei welcher Gelegenheit die Sympathie der ganzen Welt wachgerosen wurde und gleichzeitig den Bewohnern Belegenheit geboten wurde, zu zeigen, au- welchem Holze sie geschnitzt sind (Beisall) Die heutige Stadt ist wahrlich rin Denkmal unentwegten Mute«, Unter nehmungsgeistes und Au-dauer Während ich heute einige der reichsten Teile der Bereinigten Staaten durcheilte, beklagte ich, daß die Umstände mich verhindern, der letzten Ruhestätte eine« der größten Bürger der Bereinigten Staatrn, d«S Bürgers von Illinois, Abraham Lincoln, den Tribut der Achtung zu zollen. (Beisall.) Im Jahre I8SS stand Chicago im Mittelpunkte der Anziehung durch seine berühmte Weltausstellung, obwohl meiner Ansicht nach Chicago selbst eine permanente Ausstellung von amerikanischer Energie, amerikanischem Mute und amerikanischer Unter nehmungslust ist. Mir ist auch gesagt worden, e« bestehe eine gewisse Beziehung zwischen der Stadt und einem gewissen nützlichen Tiere (Heiterkeit), daS in der kunstvollsten Weise mit Blitze-schnelle in allerhand Formen und Bestalle» verwandelt wird, um dir Menschheit zu ersreuen und ihr zu dienen. (Heiterkeit und Applaus) Mir war e» unbekannt, daß die Stadt morgen Geburtstag hat. Ich wünsche, dazu herzlichst zu gratulieren! Ehe ich schließe, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch daraus lenken, daß Ihre Flotte durch ein Geschwader von vier Schiffen vertreten war, dessen Flagg schiff „Illinois" hieß (Beisall) Ich möchte den Namen de» Mannes, dessen Flagge aus der „Illinois" wrht, und der, ich glaube, einer ihrer populärsten Männer ist, mit meinem Toast verknüpfen, der Manne«, der allgemein Bob Evan« genannt wird. Nach dieser Abschweifung danke ich nochmal« sür di« liebrnSwürdige Gastsreundschast und trinke ans da« Wohlergeh«» und da» Gedeihen Chicago«." (Beifall) E» wurde hierauf ein patriotisches Lied gespielt, in da» die Gäste einstimmten Der Prinz unterhielt sich noch einige Zeit mit den Komiteemitgliedern und zog sich dann zurück. Aus der vorgestrigen Fahrt nach der eine Meile entfernten Waffenhalle de« Ersten Regiment«, wo die Gesangvereine ein Musikfest veranstalteten, wurde Prinz Heinrich mit ungeheurem Jubel begrüßt; in der Michigan Avenue standen die Menschen dichtgedrängt, wie Mauern Beim Eintreffen in der Waffenhalle spielte die Musik und es wurde ein Begrüßungschor ge sungen; die Musik und der Gesang wurden jedoch über tönt durch Hurrarufen aus 6000 Kehlen DaS Stimmengetöse dauerte sünf Minuten; die Tausende außerhalb de« Gebäude« stimmten ein. Sobald der Prinz die Waffenhalle erreicht hatte, wurden die Thüren geschloffen, um die Ansturmenden zurückzuholten. DaS Komitee, die Herren Owen, Holle, Plamondon, Amberg, Wenter, Vocke, Ortsiefen und Doederlein, empfing den Prinzen nnd geleitete ihn zu dem herrlich geschmückten Balkon Der Anblick der Festhalle, da« Meer von Gesichtern und wehenden Taschentüchern, die brauscndcn Hurra« machten einen überwältigenden Eindruck Konsul Weber war der rechte Logennachbar de« Prinzen, link« saßen deutsche Lehrer Der gemischte Chor unter Gustav Ehrhorn, das Orchester unter Karl Bunge waren brillant Nach dem Vortrage de« Liede«: „Ich kenn' einen Hellen Edelstein" hielt Thie« Losen« eine Ansprache, in der er aussükrte: Dank dem sreundlichen Entgegenkommen der Bedvrde» und der Einwohner Chicago- ist es den Bürg.rn de- deutsche» Stammer vergönnt, den Bast der Ration in der Mutter sprache zu begrüßen und ihren Dank darzubringen Sr Majestät d,m kemschen Kaiser für die Abordnung eine« ihm so nahe flehenden Berireter« und Ew König! Hoheit für die Ueberbringung der hohen Botschaft an die amerikanische Nation. D>e Botschaft, di« im Besuche zum Auedr- ck< ge langt, steht im Einklänge mit den seit Friedrich dem Große» und George Washington bestehenden freundschaftlichen Be ziehungen Losen« betonte alsdann, e« wäre undankbar, da deutsche Vaterland zu vergessen, und schloß seine Red« mit einem Hoch auf den Prinzen Se König! Hoheit erwiderte: „Ich danke Ihnen herzlich sür die sreundlichen Worte, die Sie soebe» gesprochen; aber die schönsten sind diejenigen über unser Vaterland und unser Volk. Sie sollten hier die besten Bürger sein, aber niemals vergessen, daß Sie alle Deutsche oder deutscher Abstammung sind, und sollten gute, loyale amerikanische Bürger sein, wie Sie im alten Bater- lande gute Bürger gewesen sind. Sie haben das alte Bater- land verlassen, aber wenn Sie noch Liebe sür dasselbe hegen, dann sordere ich Sie aus, rin dreifache« Hoch au-zubringe» aus Den, Der mich hierher gesandt hat, Ihnen diese Brühe zu überbringen, aus Se Majestät den Deutschen Kaiser und König von Preußen." Di» Versammelten stimmten begeistert in da« Hoch ein Vorgestern kurz nach 10 Uhr erhob sich der Prinz, um zu dem Balle im Auditorium Hotel zu fahren Auf der Rückfahrt wie auf der Herfahrt stanven in der Nähe der Waffenhalle viele tausend Menschen, um dem Prinzen ihre Huldigung darzubringen Der Ball im Auditorium-Hotel war da« Haupt- ereigni« und die glänzendste gesellschaftliche Ver anstaltung, die Chicago je gesehen hat Zu der feenhaften Ausschmückung de« Ballsaale« waren die deutschen und amerikanischen Farben, preußische Adler und nautische Motive verwandt worden, an der Decke war ein grlbweiße Draperie angebracht, die durch ameri kanische und deutsche Adler gehalten wurde Am west lichen End« de« Ballsaal«« brfand sich die Loge de» Prinzen; über dieser war ein Baldachin ausgespannt, während über dem Sessel de« Prinzen die Jachtflagge de« Prinzen angebracht war. Um Hll Uhr tras der Prinz in dem Hotel ein, während da« Gefolgt sich in» zwischen in den Salon» versammelte, und wurde dann von dem Ballkomitee, an dessen Spitze Honors Palmer stand, abgeholt Der Prinz betrat sodann m,t dem Bürgcrm«ister den Ballsaal, wo bereit« etwa 2000 Personen der An kunft de« Prinzen harrten und 8« König!. Hoheit mit begeisterten Zurufen begrüßten An der Spitze de« Damenkomitees standen die Gemahlinnen de« Bürger meisters und de« Gouverneur» Date Sobald die Vor stellung vorüber war, bot der Prinz der Gemahlin de» Bürgermerster» Harrison den Arm, eröffnete die Pro menade und geleitete die Dame zu ihrem Ehrensitze in der Loge, nahm dann selbst Platz, unterhielt sich und schaute den Hunderten von walzenden Paaren zu. Um Mitternacht verließ er den Ballsaal, um in dem an stoßenden Gebäude der schönen Künste das Souper einzunehmen Präsident Roosevelt und seine Gemahlin hatten dem Bürgermeister telegraphisch ihr Bedauern ausgesprochen, an dem Balle nicht teilnehmen zu können Gestern früh hat sich Prinz Heinrich Ruhe gegönnt Um 10 Uhr vormittags empfing er den Gouverneur von Minnesota Van Sant sowie eine Abordnung de» Deutschen Zentralbunde« von Et Paul, die eine Adresse überreichte Hierauf trat der Prinz die Fahrt nach dem Lincolnpark an, um einen Kranz an dem Denkmal Abraham Lincoln« niederzulegen Vom Lincolnpark au» fuhr Prinz Heinrich zum Luncheon nach dem nahen Germania-Klubgebäude, da» eine der schönsten Bauten Chicago« ist, geschaffen vom Architekt Fiedler, der seinerzeit da» „Deutsche Hau»" der Weltausstellung hergestellt hat Al« die Kavallerie- etkorte in Sicht kam, erklangen Fanfaren vor dem Klub haus« Der Prinz betrat Arm in Arm mit dem Deut- Kuuss und Wissenschaft. Konzert«. Dre«d«n> ältestrr Männ«rgrsangvtr«in, der „Orpheus", hielt gestern im vollbesetzten Saale »e» Sewerbehauses ein große« Konzert ab, da« durch du llapelle de« Hause« mit einer sehr anerkennen«werten Wiedergabe de« Vorspiel« zu R Wagner« „Meister- ßngmi" eröffnet wurde. Später folgte Grieg« Klavier stück „An den Frühling" in der von Hrn Kluge her- rührenden zarten, klangschönen instrumentalen Einkleidung Da» Tempo de« poetischen Stücke« erschien jedoch wohl etwa» zu langsam genommen. Wenn Vergleiche im ge wöhnlichen wie im künstlerischen Leben erfahrung» bereichernd wirken, so sprach die Nebeneinandrrstrllung der drei von dem konzertgebendrn Verein im Verlaufe von vier Jahrzehnten in Teplitz (1862), Amsterdam (1876) und Dre«den (1S0I) vorgetragenen Preischöre laut und überzeugend für di« musikalischrn Fortschritte, die der „Orpheus" in dem angeführten Zeiträume und »ater seinen verschiedenen Dirigenten zu verzeichnen hat Erweisen sich die Chöre von C L. Fischer („Der Studenten Nachtgesang'O und W H Veit („Der König in Thule") al« volkstümliche Gesänge leicht «ingtnglichen Charakter«, so läßt Rob Volkmann« balladenartige Komposition „Im Gewittersturm" an harmonische», rhythmischen und dynamischen Schwierigkeiten nicht« zu »ünschrn übrig. Ihre glänzende Ueberwindung war auch gestern ein Verdienst de« aulgezeichneten Verein«- dirigenten Hrn Albert Kluge, der seine Sänger durch «usikpädagogifche» Geschick und straffe Disziplin, durch anhaltenden Eifer und Fleiß zu der Bewältigung so anspruchsvoller Aufgaben heranzubilden vermochte Hegar« schwungvolle, im Ausbau nur etwa« unruhig wirkend« „Hymne an dcn G«sang", die ebenfall« in da« Pro gramm aufgenommen war, stellt kaum geringere An- foroerun^rn an oa» Können der Länger wie vre Volk» mannfch« Komposition Kleinere Chöre von Lafite und B v Perfall. Wermanns stimmungsvolle« „Nachtlird" und F. Dräseke« volkstümlich kräftiger, in wuchtigen Accor- den mit Orchefterdegleitung dahinschreitender „Deutscher Sang" bildeten die übrigen, mit großem Beifall auf- grnommenen Darbietungen de« an Mitgliederzahl aber mals gewachsenen Vereins. An Stelle der durch Er krankung am Erscheinen verhinderten Frau Edel au« Hamburg brachte die Königl. Hofopernsängerin Frau Götze au« Berlin außer Liedern von Schubert (Litanei), Wolf und Brahm« (Sehnsucht) Saint-EaSnL' bevor zugte Arie au« „Samson und Dalila" mit vornehmer Auffassung, edlem Ausdruck, warmer Beseelung und geschmackvoller Abtönung in beifälligster Weise zu Gehör U S — Da» Königl. Konservatorium hielt gestern in den baalräumen de« Neustädter Kasino« seine siebente Prüfung«aufführung in Gestalt eine« „Musik-Abend«" ab. Wie in den übrigen gleichartigen Veranstaltungen gewann man auch die«mal ein erfreuliche« Bild davon, wie ernst und zielbewußt von Lehrern und Schülern an der Anstalt gearbeitet wird Die Ungleichwertigkit der Leistungen, die man geboten erhält, kann diese« günstige Gesamturteil um so weniger beeinflussen, al« hier Fak toren mit in Anrechnung zu setzen sind, die für den Fernerstehenden nicht oder nur in beschränktem Maße erkenntlich, darum aber nicht minder bedeutsam find, wir nennen nur: Studiendauer, Befähigung rc. Man wird immer in diesem Sinne nur rin mehr oder minder relativ zutreffende» Urteil abzugeben in der Lage sein Geht man vom Standpunkte der Reife au», so schnitten wohl am günstigsten Frl Striegler (Klaffe Iffert) und die Herre» König (Klaffe Birhring) und Ulbrich (Klaffe Gabler) ab Erstere dürfte überdies auch be züglich de« Etimmmittelbefitze« die weitaus befähigtste gesangliche Kraft sein, die die Anstalt seit längerer Zeit vorsuyne Lie junge Dame fang vre große Traviata- Arie technisch — vor allem im Triller — noch nicht einwandfrei, aber doch abgesehen davon sehr versprechend. Von den beiden genannten Herren entwickelte Hr Ulbrich in zwei Sätzen de» Mozartschen Klarinetten - Quintett« eine so warme, volle, auch bereit« sorgfältiger Abschat tierung fähige Tongebung, daß man seine ehrliche Freude haben durfte Hr König aber erwies sich im Vortrag de» Klughardtsche» Konzertstücks gleichfalls bereit» al» ein tüchtiger, tonficherer Vertreter seine» Instrument» (Oboe). Unter den Klavierschülern zeichnete sich durch offenbar intensive musikalische Begabung wieder Hr. Blumer (Klaffe Bachmann) au«, der sich bereit« unge straft an Mendelssohn» anspruchsvolle Variation« sörisusas hatte heranwagen können, doch boten auch die beiden Zöglinge der Klaff« Schulz - Beuthen Hr. Esch- wege und Freiin v Andrian - Werburg recht Lobenswerte« Di« btr«ichinstrum«ntt waren außer in dem bereit» erwähnten Klarinetten Quintett, in dem sie von den Herren Harrison, Metzner, Hand Hoffmann und Jacobi vertreten wurden, auf 1er VortragSordnung zweifach verzeichnet Auf dem Wege zur Virtuosität befindlich stellte sich mit Wieniawski» v-woll-Konzert der Rappoldi- Schüler Hr Dabrowski, au» dem vorjährigen Schluß konzert weiteren Kreisen bekannt, vor, «ährend Hr Jacobi (Klaffe Grützmacher) noch ein gutc« Stück de» steilen Wege» zur Kunst vor sich sieht Von den beiden Sängerinnen, die den Abend noch mit ihren Darbietungen verschönten, erwie« sich Frl. Müller (Klaffe Orpeni) al» die vorgeschrittenere und befähigtere Sie sang noch etwa» unfrei und anscheinend stark mit „Ge- sühlttremolo" behaftet Kompositionen von Alabieff und Gounod Frl Fischer (Klaffe Sievert) bringt ein sichtlich zarte«, schonung«bedürstige« Organ mit, da« der Arie der Stradella-Leonore noch nicht gewachsen ist O. S. Ein Nebenbuhler des Chinin als Fiebermittel. Prof Armand Gautier, Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften und in Frankreich wohl der bedeutendste lebende Pharmakolog, hat der Pariser Akademie da« Ergebnis mehrjähriger Arbeiten über »inen chemischen Stoff vorgelegt, der in der Behandlung von Fiebern, im besonderen von Malaria, Proben von auf fallender Wirksamkeit geliefert hat. Zur Bekämpfung der Fieber überhaupt hat feit langem da« Chinin einen so unbestrittenen Vorrang eingenommen, daß man sich kaum mit dem Gedanken vertraut machen kann, e« könnte au« dieser Stellung noch einmal verdrängt werde» Andrerseits fehlt »« auch nicht an ärztlichen Urteilen, die dem übermäßigen Gebrauch von Chinin in de» Tropen einen nachteiligen Einfluß zuschreiben und vor allem darauf Hinweisen, daß diese« mit Recht viel- gerühmte Heilmittel doch in manchen Fällen versagt oder zum mindesten nicht wirksam genug erscheint Die von Gautier veröffentlichten Versuche mit einem anderen Fieberheilmittel werden daher nicht verfehlen, in alle» ärztlichen Kreisen Beachtung zu finden, und daher gebe» wir einen Auszug au« der die«bezüglichen Mitteilung, die der Gelehrte vor der Parise, Akademie der Wissen schaften verlesen hat Er leitet seinen Vortrag mit folgenden Worten ein: „In einer Zeit, da die Völker Europa« im Innern de« afrikanischen und amerikanischen Festlandes Kolonien gründen, in Ländern, die weit hinein von Wälder» und Sümpfen bedeckt find und die Weißen daher mit den Gefahren der Malaria und anderen Fiebern bedrohen, wird die Entdeckung «ine» spezifischen Heilmittels gegen diese Krankheiten, da« so mächtig oder vielleicht noch mächtiger al« da» noch immer nicht genügende Chinin zur Bekämpfung gerade der ernstesten Fiebererkrankungen ist. al» eine Wohlthat empsunden werden " Der von Gautier h«r-
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