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Dresdner Journal : 21.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190202214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-21
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 21.02.1902
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ve»»I«Prtt«: Bei» Bezug« durch dt» Oefchtstoßeu« i»»«r5utH Preoden» 2,50 M («nicht- Zun.iguiig), durch dir in» Deutschen Reiche » M (au-schlievlich Bestellgeld) viettetjährlich. Einzeln« Nummern 10 Pf Wird Zurücksenduna der für dir Schriftleitung bestimmten, »drt von dieser nicht ein- Geforderten Beiträge bean sprucht, s» ist da« Postgeld beizusag«,. Dresdner Journal Herau-gegeben von der Königs. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen» Werltag« nachm 5 Uhr. «»kt«dt«»u,«««»»dre»r Di« Zeil« kleiner Schrill der 7 mal gespaltenen Nntündi- gung«>Seite oder deren Raum »« Pf «ei Tabellen- und Ziffern,atz » Pf Aufschlag kür die Zeil« Unter» Re- da kti on «strich (Eingesandt) di« Textzeile mittler Schrift »der deren Rau» 50 Pf Gebühren > Ermäßigung dei »fterer Wiederholung Annahme der Lnzeigen di« mittag« 17 Uhr für d»r nach mittag« erscheinende Nummer. M43 Freitag, den 21. Februar nachmittags. 1902 Amtlicher Teil. Dresden, 21. Februar. Se. Hoheit der Erb prinz und Ihre Königl. Hoheit die Frau Erb prinzessin von Sachsen-Meiningen sind gestern Nachmittag 3 Uhr 49 Min. hier eingetroffen und haben im Königs. Residenzschlosse Quartier genommen. Er Majestät der König haben dem zeitherigen Ersten Staatsanwalt beim Oberlandesgericht Herrn Geheimen Rath Dr. Biklor Alexander Otto unter Ernennung zum Staatsminister die Leitung des Justizministeriums zu übertragen, ingleichen auch den Auftrag ill kvnngelieis zu ertheilen Allergnädigst geruht. DreSde«, 21. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister an den Thüringischen Höfen, Hofmarschall a. D. und Major z. D., Kammerherr Frhr. v. Reitzen stein in Weimar das von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge von Sachsen »hm verliehene Groß- kreuz des Großherzogl. HausordenS der Wachsamkeit oder vom weißen Falken annehme und trage Grveuuuage«, Versetzungen re. im öffeutt. Dienste. I» Geschäftsbereiche «es Ministeriums der Justiz. Bei dem naw dem ReichSgesetze vom S. Januar 1876 für da« Königreich Sachsen gebildeten künstlerischen Sach- verständigen-Bereine sind infolge Ableben- de« Vor sitzenden Geh Hosratd» P-os. Friedrich Preller, de- Prof. Karl Friedrich Adolf Rentsch und de- Kunsthändler» Franz Meyer ernannt worden der zeitherige stellvertretende Vor- sitzende Bildhauer Pros Eduard Robert Henze in DreSde» zum Vorsitzenden, der Bildhauer Johann Friedrich Heinrich Offermann in Dresden zum Stellvertreter deS Vorsitzenden, der Kupferstecher Pros Karl Eduard Büchel in Dresden und der Kunsthändler Gustav Adols Ernst in Dresden zu ordentlichen Mitgliedern, der Maler Karl OSkar Schütz in Dresden zum stellvertretenden Mitgliede. I« Geschäftsbereiche »eS Ministeriums bes Kultus «nb öffentlichen Unterricht». Zu besetzen. Ostern eine ftänd Lthierftelle zu Seidnitz Koll.: die oberste Tchul- behörüe. »200 M AnsangSgehult u 400 M. Wohnungsgeld f. oerh, 250 M s. unverh Bewerber Vom Tage der in Aussicht stehenden Einverleibung i. d. Schulbezirk Dresden würde der Gewählte nach den Dresdner Grundsätzen besoldet und zunächst als Vikar m 1S00 M. Gehalt (einschl Wohn- ungSgeld) übernommen werden. Bewerbungegesuche sind m. d. ersorderl. Zeugnissen bez. dem Militärausweise bi» 10. März beim Bezirk-schulinspektor Schulrat vr. Lange, Dresden, Blochmannftr. 21, einzureichen; — die Lehrerstelle a d. oberen Schule in BoigtSdorf. Koll: die oberste Schul behörde. 1200,56 M Grundgehalt, 100 M. Pers Zulage, 220 M f. vier Ueberstunden, 55 M. f. Turn- u. 110 M s. FonbildungSunlerricht, freie Wohnung. Mustkal. Befähigung erwünscht Gesuche m. Zeugnisien u. MilitärauSwei» bis 8 März an BezirkSschulinsp Schulrat vr. Winkler, Freiberg. (Behörvl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Das englisch-japanische Bündnis. Tie Erörterung deS englisch japanischen Ver trage« wird von der internationalen Presse eifrig fortgesponnen, und sie erhält immer neue Nahrung durch Nachrichten und Kundgebungen, die die Mög lichkeit bieten, die ersten Urteile zu ergänzen. Die Veröffentlichung des Vertrages hat zunächst den Eindruck hervorgerufen, daß die Allianz ein starkes und wirksames Bollwerk gegen die Ausdehnung der russischen Machtsphäre in Asien und insbesondere im Kunst und Wissenschaft. Konzert. Die Dresdner Musikschule eröffnete ihre Prüfungsaufführungen gestern abend mit einer Kammermusikaufführung im kleinen Saale des Verein-hauseS, der die Einlaßbegehrenden allerdings nicht zu fassen vermochte Auch die hohe Temperatur de» Raumes war den Vortragenden, die den Klaffen der Herren Direktor Schneider, Kammervirtuos Böck mann. vr Richard Müller und Pianist E Lütsch an gehörten, nicht sonderlich günstig Gleichwohl verdienen sämtliche Darbietungen, die sich auf Beethovens 8-äur« Trio (Satz I) und auf dessen ^äur-Streichquartett, auf Schubert« ks äur-Trio (op 100) und auf die Brahmssche äur-Sonate für Klavier und Violine er streckten, ein summarisches Lob für die gewissenhafte, künstlerisch sorgfältige und erfolgreiche Vorbereitung, die den genannten Tonschöpfungen in den betreffenden Aus bildungsklaffen zu teil geworden ist Ein junger Ge sangsschüler, dessen bemerkenswerte Stimmbegabung (Baß) erst vor zwei Jahren durch Hm. vr Müller „entdeckt" worden ist, versuchte sich nicht ohne Glück, jedoch mit begreiflicher Vorsicht in der Temponahme mit Kom positionen von Löwe (Die Uhr), F. Schubert und W Seifhardt De« Letztgenannten „Morgengrbet" ist ei» stimmung«volle« Gesangsstück, da« sich seiner poly phonen Anlaa» halber auch zum Vortrage im Gotte«- Hause vertrefflich eignen würde U S Neue Novellen. Man darf wohl sagen, daß der Begriff der Novelle al« einer der reizvollsten, aber auch strengsten Formen der poetischen Kunst, im völligen Verschwinden begriffen fei Ein paar als Meister anerkannte und gerühmte Norden China- bilde. In Japan wurde das Bünd nis im Sinne dieser Auffassung mit Jubel begrüßt, und die politischen Kreise Englands äußerten gleich falls ihre lebhafte Befriedigung über die Errichtung einer Schutzwehr gegen die russische Expansion im fernen Osten. In London betrachtet man allerdings die Mandschurei-Frage nicht mit derselben ernsten Sorge wie die Entwickelung in Afghanistan und am Persischen Golfe; man giebt sich aber dort gerne der Hoffnung hin, daß Rußland seine Aufmerksam keit von dem indischen Problem ablenken werde, wenn es bei dem Vordringen an der Nordgrenze Chinas zur Ueberwindung ernster Schwierigkeiten genötigt ist. Bon dieser Erwägung ausgehend, hat man sich dort beeilt, den Vertrag mit Japan ganz unverhohlen als einen Behelf zur Eindämmung des russischen Vorgehens in der Mandschurei zu kennzeichnen und diese Anschauung sogar durch einen RegirrungS- vertreter im Parlament zum Ausdrucke bringen zu lassen. Da in Japan eine ebensolche Interpretierung des Vertrages den Wünschen aller Kreise entspricht, so liegt thatsächlich der Gedanke nahe, daß durch die Vereinigung der beiden Mächte ein Hindernis gegen die Festsetzung des russischen Einflusses in der Mandschurei geschaffen sei. Um so überraschender mußten aber dann die hochoifiz'ösen russischen Preß stimmen wirken, die das Abkommen im Tone des vollsten Gleichmuts, ja mit einem nur nebenhin sarkastisch gefärbten Wohlwollen als eine sehr er freuliche Gewähr für die Ruhe deS Ostens würdigten. Die russische Regierung huldigte nicht der Gepflogen heit, eine diplomatische Schlappe, die man ihr be reitet, mit geheuchelten Versicherungen der Be- fliedigung zu quittieren, und sie bequemt sich zu einem derartigen Manöver am allerwenigsten in den Spalten ihrer eigenen Presse, das heißt in einer Form, durch die die russische Politik vor der Be völkerung Rußlands bloßgestellt würde. Die Haltung der gesamten russischen Presse muß den Zweifel wecken, ob die anfänglichen Urteile über die große aktuelle Bedeutung des englisch-japanischen Bündnisses zutreffend waren und ob Rußland nun wirklich gezwungen sein dürfte, seine Pläne bezüg lich der Mandschurei entweder aufzugebrn oder mit dem Schwerte zu verteidigen. Dieser Zweifel wird verstärkt, wenn man den Wortlaut des Bündnis vertrags unbefangen prüft. Man wird dann wahr- nehmen, daß die Bestimmungen, die der Integrität China- und somit nach den Eiklärungen CranborneS vor allem der Mandschurei gelten sollen, durchaus keine sehr präzise Fassung haben. England und Japan sind durch diese Bestimmungen nicht ver pflichtet, die Räumung der Mandschurei von den russischen Truppen oder die Ausscheidung deS mandschurischen Gebiets aus dem wirtschaftlichen und politischen Machtbereiche Rußlands eventuell mit Gewalt zu bewerkstelligen; es hängt vielmehr ganz von ihrem Belieben ab, diese Verpflichtung aus dem Vertrage herzuleiten oder nicht. Allem Anscheine nach hat man in London bei der Textierung des Vertrags die Besorgnis unterdrücken können, daß man bei einer schärferen Fassung der betreffenden Punkte unter die Führung der vorwärtSstredenden und zum Chauvinismus hinneigenden Politik Japans geraten könnte. Wenn man dieser Möglichkeit vor beugte, obschon dadurch der moralische Wert des Bündnisses gegenüber Rußland abgeschwächt werden mußte, so hat man eine Vorsicht bekundet, die sich nicht mit der von der europäischen Presse vielfach vorgebrachten temperamentvollen Auslegung des Allianzvertrogs in Einklang brinaen läßt. Aehnliche Folgerungen ergeben sich aus den BündniSdest mmungen über den easuo koeüoris. Auch hier wurde eine Textierung vermieden, die eine rückhaltSlose gegenseitige Unterstützung dcr beiden Verbündeten für den Fall eines fremden Angriffs auf einen derselben verbürgt und so die Macht vereinigung der beiden Beteiligten zu einer festen und untrennbaren gestaltet hätte Soll die sachliche Bedeutung des neuen ZweibundeS nach dem Wort laute des Berti agcs abgeschätzt werden, so findet man, daß in dem Dokumente die Bereitwilligkeit der Verbündeten zu unbedingtem und unbeschränktem solidarischen Eintreten für die Ziele des Bündnisses nicht überzeugend ausgesprochen ist. Hat man dies aber erst festgestellt, so wird man sich der Ver mutung nicht entschlagen können, daß der Abschluß und die rasche Veröffentlichung des Bündnisses daraus berechnet waren, die russische Diplomaiie durch den Hinweis auf die Möglichkeit eines Kon flikts zu einem Einlenken in der Mandschureifrage bewegen. Die EinschüchtrrungStaktik erfreut sich m London einer gewissen Beliebtheit; sie hat vielleicht auch diesmal in den Kombinationen der britischen Staatsmänner eine größere Rolle gespielt, als der Gedanke an die Entfesselung eintS Kampfes von unabsehbarer Tragweite. Diese naheliegende Er wägung mußte aber die Beruhigung der leitenden Kreise in St. Petersburg noch fördern, wenn man dort überhaupt beunruhigt war. Die russische Regierung verkündet neuerdings ihr Beharren bei dem Grundsätze der Integrität Chinas und bei dem Prinzip der „offenen Thür". Ander seits verrät sie durchaus keine Neigung zum Ver zichte auf die Forderungen, die von der chinesischen Regierung in der Mandschurei-Konvention erfüllt werden sollen Das St. Petersburger Kabinett be ttachtet seine in dieser Weise umschriebene Position in der Mandschurei-Frage als eine politisch und militärisch fast unanfechtbare, und es wird wahr scheinlich Recht behalten. Die Veröffentlichung deS englisch-japanischen Vertrags hat den russischen Staatsmännern die recht weit abgestrckten Grenzen enthüllt, innerhalb deren die Aktron Rußlands be- '/'.glsch der Mandschurei durchgeführt werden kann, ohne daß die Gefahr ernster Verwickelungen entsteht. Von dieser Bewegungsfreiheit wird man in St. Petersburg Gebrauch machen, ohne einen Schritt zu «Hun, der eine Friedensstörung zur Folge haben dürfte. Wollte man eine Vorhersagung der prak tischen Konsequenzen deS englisch-japanischen Bünd nisses veriuchen, so müßte sie zumindest für die nächste Zukunft dahin lauten, daß die Man dschurei-Frage auch unter den geänderten Ver hältnissen keine krisenhafte Zuspitzung erfahren wird und daß Rußland trotzdem fast sämtliche Ziele erreichen wird, die es bei der Vorschiebung seiner Truppen und später bei der Einleitung der Verhandlungen mit China im Auge hatte. Die diplomatische Mobilisierung deS neuen Zweibundes gegen den alten wird der nun beginnenden Phase ein lebhaftes Gepräge verleihen, ohne daß man je doch eine militärische Mobilisierung zu gewärtigen hätte. England und Japan werden sich bemühen, den Eindruck ihres Bündnisses sowohl in Peking wie anderwärts zu verwerten, nm die Gegner der russischen Machtausdehnung zu ermutigen; sie werden aber diejenigen Mächte, die ein entschiedenes Auf treten gegen Rußland aus mannigfachen Gründen perhorreSzieren, nicht für eine werkthätige Unterstütz ung der Zwecke des Bündnisses gewinnen, und es wird ihnen auch kaum gelingen, die chinesische Re- Dtchrer und Dichte, inn«n d,r ättrren Generation aus genommen, unter denen Paul Heyse und Marie v Ebner-Eschenbach noch immer die vornehmsten und schasfentfroheften sind, verwechseln die Erzähler des Tage« die Novelle fast durchgehend mit der Skizze, dem Referat, wenn « hoch kommt, dem Stimmungtbilde, spannen in den Rahmen ihrer kleinen Geschichten aller lei erst« Entwürfe zu Romanen und allerlei Etudien- dlätter hinein, von denen sie selbst noch nicht wißen, wozu sie etwa verwendbar sein möchten. Und man muß zumeist schon froh sein, wenn ein Stück Leben, ein fein beobachteter Zug, «in paar hübsche Schilder ungen oder der Ansatz zu einer wirklichen Charakteristik diese allzusehr für da« Bedürfnis de« Feuilleton« be rechneten Erzählungen vor der Masse au«z«ichnen. Natürlich ist « immer noch vorzuziehen, daß lebendige Skizzen statt lebloser nachgeahmter Novellen gegeben werden, anderseits aber kann keine Rede davon sein, daß gestaltlose Plaudereien gleichwertig mit der Novelle wären, von der Theodor Storm sagt, daß sie gleich dem Drama die tiefsten Probleme de« Menschenlebens behandele, zu ihrer Vollendung einen im Mittelpunkte stehenden Konflikt verlange und die höchsten Forderungen der Kunst stelle Geradezu nur al« Skizzen geben sich die Blätter au« d«m Nachlaß de« zu früh verstorbenen LudwigJacobowSki, die „Stumme Welt Symbole" (I C Brun« Ver lag, Minden i W) betitelt sind und dem modernen lyrischen Gedicht in Prosa weit näher stehen al« der eigentlichen Novelle. Die Skizzen „Die Falte", „Aehren- feld" u a. schließen unau«gereifte Novellen in sich ein, solche wie „Stummer Kampf", „Herrenrecht" fesseln nur durch ihre lyrische Stimmung, die wunderliche Geschichte „Der Prinz" erweist sich al« «in Märchrn mit düsterer Symbolik; in dem Phantaficstück „Der Hund" läßt der Verfasser alle seine HauSgenoffen Revue passieren, um sich zu entscheiden, in wessen Leibe er bei der Seelen- wanoerung kUnsttg wiever zur Welt kommen will, und findet schließlich den schwarzen Kettenhund im Hofe am freiesten, tüchtigsten und verlockendsten „Meine Seele schwillt über vor Entzücken Aber da erschrickt sie. Die schwarze Ringkette an seinem Hal«. Die stört! Die muß weh thun! Pah, sage ich mir, keine Erde ohn« Eisen, kein Wesen ohne Kette. Man kann sie ja ver golden lassen und sie so um den Hals schlingen oder um die Füße, daß sie wie leuchtender Schmuck glänzt! Und dann erklärt man die Kette für eine neue Mode. Und an da« Klirren gewöhnt man sich. Man erklärt da» für neue Zukunftsmusik. Dankbar atme ich auf und streichle dem mächtigen Hund« den runden stolzen Kopf Er wird meine nächste Station unter den Menschen sein " Zwischen farbiger Reiseerinnerung und Novelle stehen die beiden Erzählungen „Frutti di Mare" von Isolde Kurz (Leipzig, Hermann Seemann Nach folger) mitten inne. Sie schließen prächtige Naturbilder und lebendige Sittenschilderungen aus dem Bade San Terenzo an der Riviera ein, und in beiden „Der kleine Schuh" und „Eine Räubergeschichte" betitelten Erzähl ungen ist ein Hauch feinen Humors wirksam, der den Leser fesselt. Die kleinen Nebenzüge überwiegen die Erfindung, e» handelt sich um ein paar selbsterlebte heitre Abenteuer, an deren Faden sich viel hübsche Ein drücke au« der träumerischen Stille eines italienischen Fischerdorfes aufreihen lassen. Das Nest mit seinen Bewohnern, die ihre Nachbarn von Lerici so grundlos al» ehrlich Haffen, der Klassiker von San Terenzo rin dichtender Kapitän, der in einem seiner ungrdruckten Gedichte der Vermutung Raum gegeben hat, daß Juda« Jscharioth au« Lerici gebürtig gewesen sei, der stille Golf, an dem San Terenzo liegt, alle« steht vor den Aagrn de« Leser« „Dieselben Gesichter kommen mir entgegen, wie vor Jahren schaukeln sich die zur nächt lichen Fahrt gerüsteten Fischerboote auf der Reede, und die Netze werden von halbnackter, schwarzgebrannt r gierung von dem Drucke unabhängig zu machen, der die russische Diplomatie in Peking übt. Der Bündnisvertrag, der Rußland zur Umkehr zwingen sollte, wird schließlich von den Verbündeten selbst dahin auSgelegt werden, daß er nur ein weiteres Vordringen Rußlands auf der eingeschlagenen Bahn zu verhindern habe. Mit dieser Interpretation kann man sich auch rn St. Petersburg angesichts des schon erreichten Erfolges zufrieden geben, und so wird denn auch den Verbündeten ein Erfolg be- schieden sein. Erntestatistik und Zolltariskommisfioa. In der vorletzten Sitzung der Zolltariskommifsion wurde über einen Antrag verhandelt, die Ernte- statlstik nach den einzelnen Größenklassen der land wirtschaftlichen Betriebe aufzumachen. ES wurde da bei von eurer Seite die Annahme vertreten, die Aufmachung einer solchen Erhebung sei mit geringem Zeitaufwande verbunden. Diese Darlegung ist ein rechr deutliches Beispiel dafür, wie die Schwierigkeiten, die mit solchen Ermittelungen verbunden sind, unterschätzt zu werden pflegen. Schon jetzt ist ein sehr umfangreicher Apparat für die Erhebung der landwirtschafiltchen Statistik in Scene gesetzt worden. Die Zahl der Ernteberichterstatter ist auf 6474 Personen gegen über 3268 in früheren Jahren vermehrt worden, sodaß auf einen Berichterstatter nur noch 54 Quadrat kilometer gegenüber früher 91 entfallen. Hierin liegt eine ganz außerordentliche Verbtsferung de« bisherigen Verfahrens. Dagegen ist er auch mit dem jetzt zur Verfügung stehenden Apparat völlig unvereinbar, eine so umfassende Statistik, wie sie in dem Anträge verlangt wird, in kurzer Zeit oder gar periodisch ins Werk zu setzen. ES handelt sich im ganzen um 5'/, Millronen Betriebe, die sämtlich einzeln befragt werden müßten. Hier trifft dar Wort zu, das gelegentlich einmal der Staatssekretär des Innern vr. Graf v. Posadowsky geäußert hat: man könne doch nicht die eine Hälfte der Menschheit dazu verwenden, um für die andere Hälfte statistische« Material zu beschaffen. Sollte man einmal eine Enquete in dem angeregten Sinne veranstalten, so würde zu ihrer Durchführung ein sehr ausgiebiger Zeitraum erforderlich fem. Das Schwergewicht einer statistischen Erhebung liegt nicht in der Versendung der Fragekarten, sondern in der Einsammlung der Karten und in ihrer richtigen und vollständigen Aus füllung. Jeder, der bei statistischen Aufnahmen thätig ist, weiß, daß gerade das Mahnverfahren auf Rücksendung der Fragekarten, die WiederhinauS- sendung unrichtig oder unvollständig beantworteter Karten und ihre Wiedereinsammlung die weitaus größte Zeit der Erhebung für sich in Anspruch nimmt und in Anspruch nehmen muß, wenn ander- die Ausnahme dm auf abzielt, ein die Thatsachen richtig wiedergebendes Bild äbzuspiegeln. Selbst wenn cS technisch möglich sein würde, eine auf 5H Mill. Betriebe sich erstreckende Erhebung in wenigen Wochen durchzuführen, so könnte eine solche Erhebung doch keinen Anspruch auf eine richtige und vollständige Wiedergabe der betreffenden Verhältnisse machen. Der Krieg in Südafrika. Der Ueberfall Tewets auf das Lager von Twee- fontein veranlaßt General Kitchener in einem Be richte, der dieser Tage in London zur Veröffentlich ung gelangte, zu nachstehender Kritik: „Er ist eine Jugend keuchenb an« Land gezogen. Wenn ich da« Meer eintönig zwischen den Klippen murmeln höre und die Weiber mit bloßen Füßen die Wäsche in den schmutzigen Kanalmündungen stampfen sehe, so ist mir al« stehe die Zeituhr still " Da« alle« ist sehr hübsch, sehr anschaulich, und die Geschichten selbst, die beide Male auf ein komische« Mißverständnis hinau«laufen, find durch die Kunst und den Reiz d«« Vortrag« über die Bedeutungtlosiakeit erhoben. Aber sie tragen dm Namen Isolde Kurz, und von der Verfasserin der „Florentiner Novellen" find wir Tiefer«« gewöhnt und wünschten lieber echte Novellen anstatt ferner Plaude reien und Skizzen. Auch Frieda Freiin v Bülow giebt in einem mäßig umfangreichen Bande zwei Novellen, die ohne Gesamttitel „Die stilisierte Frau Sie und Er " (Dre»den, Karl Reißner 1902) betitelt, und von denm wenigsten» die zweite eine wirkliche Novelle ist, während die erste „Die stil,fierte Frau" einen ganzen Roman mit natürlichem aber ziemlich widrigem Schluß umspannt Die Motive beider Erfindungen tragen da« Gepräge von Geschmack-richtungen und Zuständen, die erst aller neuesten Datum» find, sowohl die stilistisch koloristischrn Marotten de» Grasen Josef Gyrlani al« die Forderung der schönen Photographin Maria Margaret« Wildmau einrn Mann zu heiraten, der ihr da« Hau« und die Dienerschaft in Ordnung hält, inde« fit selbst ihrem Berufe lebt, haben in den malerischen Neigungen der alten Romantik und dem Sängeringemahl früherer Tage doch nur recht bescheidene Vorläufer Beide Erzählungen enthalten vor treffliche Züg«, di« geschloffenere, kürzere „Sie und Er" giebt auch die Stimmung zweier Menschen, zwischen denen etwa« Unsichtbare«, Ungreisbarel steht, überzeugend wieder. Den Mosaikftil, der gleichmäßig Satz an Satz reiht, nicht« in- und zueinander gehörige« kennt, schreibt auch Frieda v Bülow, doch mit einer gewissen Bescheiden heit, die wenigsten» kein Unbehagen aufkommen läßt.
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