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Dresdner Journal : 22.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190202224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-22
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1902
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immer ist nicht abzusehen, wie lange England» gute Kräfte in Südafrika gebunden sein werben; und nach Abschluß de» englisch-japanischen Bunde- ge winnt die Annahme immerhin einige» Geivicht, daß die russische Diplomatie in Afghanistan eine reg samere Thätigkeit entfalten könnte. Die französische Publizistik hat den russischen Freund bereit» auf Zentralasien al» da» für eine „Revanche" geeignete Feld hingewiesen. Gedenken wir noch einiger enger begrenzter Schauplätze auswärtiger Geschehnisse, so können wir Triest und Barcelona nicht ohne Erwähnung lasten. Beide Städte waren der Schauplatz blutiger Strahentumulte, wobei leider viele Personen da» Leben lassen mußten. Doch während in Triest die im Anschluß an den Streik der dortigen Lloyd- Arbeiter entfesselten Unruhen durch dankenswert schnelles Eingreifen seitens der Behörde und des Militärs alsbald erstickt wurden, griffen die Aus schreitungen in der Hauptstadt CatalonienS immer weiter um sich, sprangen nach Barcelonas Umgebung und von da auch nach Saragossa und Valencia hinüber. Man wird die Opfer der Triester Straßen kämpfe tief beklagen und siher nicht der Meinung sein, daß streikende Arbeiter daS Militär zum Ein schreiten aufgestachelt haben. Aber im Interesse der Ordnung erwies sich das Vorgehen der zum Schutze drS Staates berufenen Organe als gebieterische Notwendigkeit; die betreffs dieses Punktes vom Ministerpräsidenten vr. v. Koerber im Wiener Abzeordnetenhause gegebenen Erklärungen kann man nur in voll-m Umfange gutheißen. Die Ereignisse von Barcelona haben im Madrider Parlament in- zwiscben zu erregten Erörterungen und heftigen Ausfällen der republikanischen Deputierten gegen die Regierung geführt. Es scheint, daß sich die Re gierung Spaniens auf eine allgemein revolutionäre Bewegung gefaßt hält und zu entschiedener Abwehr bereit ist. Tagesgeschichte. Dresden, 22. Februar. Im Laufe des gestrigen Vormittags statteien Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre König! Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen Ihren König!. Hoheiten den Prinzen und Prinzessinnen des König lichen Hauses Besuche ab. D-n Abendthee nahmen Ihre Königlichen Majestäten mit dem Hohen Besuch bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg im Palais auf der Zinzendorfftraße ein. — Heute vormittag wohnte Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen Meiningen den Rekruten- Besichtiqungen des l. (Leib)-Grenadier-Regiment- Nr. 100 aus dem Heller bei und gedenkt abends 7 Uhr am Diner der Offizierskorps im Kasino ge nannten Regiments teilzunehmen. — Ihre Majestät die Königin beabsichtigen Allerhöchttsich nächsten Montag, am 24. Februar über München nach Sigmaringen zum Besuche Ihrer Königl. Hoheiten des Fürsten und der Frau Fürstin von Hohenzollern zu begeben In der Allerhöchsten Begleitung weiden sich befinden Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl und Oberhosmeister Wirkt. Geh. Rat v. Malortie, Excellenz. — DaS Königl. Oberhofmarschallamt giebt be kannt, daß am Königl. Hofe Donnerstag, den 6. und Mittwoch, den 12. März d. Js. je ein kleine- Hofkonzert und am Ostermontag, den 3l. März ein großes Hoskonzert in Aussicht genommen sind. Beim großen Hofkonzert am 3!. März, zu dem die Hofges'llschaft durch Ansage eingeladen werden wird, können Vorstellungen angemeldeter Damen und Herren stattfinden. Dresden, 22. Februar. Das heute ausgegebene 2. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1902 enthält eine Bekanntmachung vom 3. Februar 1902, die theologischen Kandidatenprüfungen in Leipzig betreffend. Dresden, 22 Februar Das Oberverwaltungs gericht, 1. Senat, beschäftigte sich heule in öffentlicher Sitzung mit der Anfechtungsklage des Speditiontgehilsen Bergner in Mittweida. Der dortige Stadtrat erteilte dem Kläger Genehmigung zur Errichtung eine» Miet- Hauses auf seinem an der fiskalischen Chemnitzer Straße in Mittweida gelegenen Grundstücke. Der Eigentümer des Nachbargrundstücks, Gutsbesitzer Rost, erdob gegen diese» Bruoorhaben, nachdem bereits mit den Aue- schachtungea begonnen worden war, Einspruch, da er sich infolge de» im ß 95 de» Baugesetze« zwar vor- geschriebenen, aber mcht «ingehaUenen Abstande« de» geplanten Hause» von seinem GrdäudegrundstUcke ge schädigt fühlte. Der Stadtrat untersagte daraufhin tue Fortsetzung d S Baue», wir« aber den Einspruch at« un begründet zurück Auf den von Rost hiergegen erhobenen Rekurs hob die Kreithauptmannschast Leipzig naey Gehör ihre« Bausachoerständigen die erteilte Baugenehmigung auf, und zwar mit Rücksicht auf die im Gutachten de» letzteren bezeichneten allgemein gesundheitlichen Bedenken und weil zu dem Bergnerschen Bauvorhaben eine AuS- nahmedewilligang von Z 95 de« Baugesrtze« erforderlich sei. Gegen diese Entscheidung erhob nunmehr Bergner die Anfechtungsklage. Zur mündlichen Verhandlung vor dem Oberoerwaltungsgerichte war Kläger durch Rechts anwalt vr. Druckmüller in Nachvollmacht de» Rechts anwalt» Justizrat v Stern in Chemnitz vertreten Da« Oberverwaltung-geeicht verwarf die Klage, weil die Baugenehmigung nicht hätte erteilt werden dürfen, da 8 94 de« Baugesrtze« für Städte ort-gesetzliche Be stimmung über offene oder geschloffene Häuserreihe vor» schreibe, solange aber ein solches Ort-gesetz, wie hier der Fall, nicht erlassen sei, die Bebauung eines Gelände« überhaupt nicht stattfinden dürfe. Dresden, 22. Februar In der Berliner Tage», presse wird an die von ihr berichtete Thatsache, daß der Stadthau-haltsetat Berlin« in Einnahme und in Ausgabe mit rund 200 Mill M jährlich abschließe, die Behauptung geknüpft, daß er danach größer sei al« der der meisten deutschen Bundetstaaten und nur noch von den Etats Preußen« und Bayern« übertroffen werde. Da diese Behauptung auch in sächsische und speziell in Dresdner Blätter übergegangen ist, wollen wir nicht unterlassen, darauf aufmerksam zu machen, daß sie, soweit dabei da« Königreich Sachsen mit in Betracht kommt, jeder Begründung entbehrt Denn wie ein Blick in die sächsische EtatLvorlage für die Jahre 1902 und 1903 lehrt, schließt der ordentliche Staatshauühalts- etat für diese beiden Jahre in der Einnahme und in der Ausgabe mit je 333369947 M jährlich, der außerordentliche Staatshaushaltsetat mit vorläufig 70278560 M für beide Jahre und sonach mit 35139 280 M jährlich ab. Stellt man die Deckung»- summe für den außerordentlichen Staatsbedarf unter den Einnahmen mit ein, so crgiebt sich mithin rn der Ein nahme und in der Ausgabe für Sachsen eine Gesamt summe von je 368509227 M jährlich gegen die mit rund 200 Mill M jährlich bezifferte Etatadschlußsumme der Stadt Berlin. Deutsches Reich. Berlin. Der Großherzog von Mecklenburg- Schwerin, der dieser Tage von Kopenhagen nach Schwerin zurückkehrte, ist gestern hier emgetroffen Er gedenkt den Höfen von Sachsen.Altenburg, Schwarzburg» Rudolstadt und Sachsen-Weimar einen offiziellen Besuch abzustatten. — Der Reichskanzler Graf v Bülow empfing am Donnerstag den Vorsitzenden de« AufsichtLrateS de» Deutschen Zuckersyndikats v. Arnim-Güterberg zu einer längeren Besprechung — Da» Kömgl. Preußische StaatSministerium trat gestern zu einer Sitzung zusammen — Auf Grund einer Schmähschrift eines entlassenen Hilfsarbeiter« des Kaiser!. Patentamts, Mewes, und eines „Offenes Schreiben an unsere Gesetzgeber" betitelten Flugblattes de« Ingenieur« Karl Pieper, Berlin, gehen neuerdings Angriffe durch die Presse, die sich gegen die Person und die Amtsführung des Präsidenten de« Kaiser!. Patentamt«, v Huber, richten Hierzu schreibt die „Nordd. Allg Ztg" folgende«: „Ohne un» aus diese durchaus unbegründeten Angriffe weiter einzu» lassen, sei zur Charakterisierung ihrer Urheber nur an geführt, daß diese den Versuch nicht scheuen, auch mit unwahren Behauptungen hinsichtlich der Person de« An gegriffenen zu operieren Daß der Ingenieur Pieper e« mit der Ehre anderer nicht allzu genau nrmmt, be weist u a der Umstand, daß er — aus einen vom Präsidenten Huber gestellten Strafantrag hin — wegen Beleidigung eine« nebenamtlichen Mitglieds de« Kaiser!. Patentamt» am 27 Oktober 1899 zu einer Geldstrafe von 200 M verurteilt wurde. In sachkundigen Kreisen werden die Auslastungen des p. p Pieper längst nicht mehr ernst genommen" — Dem Kaiser! Vizekonsu! Emil Stahlknecht in Durango (Mexiko) ist die erbetene Entlastung aus dem Reichsdienste erteilt worden — Die durch Allerhöchste KabinettSordrc vom 17. Oktober 1901 für den 1. April 1902 befohlene Verlegung des Ulanenregiments Nr. 8 von Lyck nach Gumbinnen und Stallupönen und de» Dragoner- regiment« Nr 11 von Gumbinnen und Stallupönen nach Lyck soll nach neuerlicher Verfügung erst nach Be endigung der Herbstübungcn 1902 zur Ausführung kommen — Der Reichstag kann heute da« Jubiläum seiner 150 Sitzung in dieser — bekanntlich den Sommer über nur vertagt gewesenen — Session feiern. An Drucksachen ist soeben die Nummer 500 verteilt worben, di« Zahl der Petitionen hat in den letzten Tag,» 1000 erreicht und di« st«nographisch«n Bericht« sind auf fast 4500 Seit«» «»gewachsen — Die Abgg Albrecht und Gen haben folgend« Jnt«rp«llation «ingebracht: Ist dem Hrn Reichs kanzler bekannt, daß im Widerspruch mit dem klaren Wortlaute de« tz 35 der Gewerbeordnui-g und mit der Erklärung, die vrr Staatssekretär de» Innern, Hr vr. Graf v Posadowsky, im Re«h»tage in der Sitzung vom 23 November 1899 abgegeben hat, d»e Polizeibehörde zu Beuthen den dortigen Arbettersekrelär, Hrn vr. Winter, weil dieser angeblich fremde Recht-angelegen« heilen gewerb-mäßig besorge, zur Anmeldung de« Arbeitersekretariats al« eine« Gewerbebetriebe« durch Geldstrafen zu zwingen sucht* Und wa« gedenkt der Hr Reichskanzler dagegen zu thunk — Der Zolltarifkommission drS Reichstage« hat der Bund der Industriellen eine Reihe von Anträgen auf Erhöhung be, Herabsetzung der Verzollung einzelner Handelsartikel übermittelt, und ferner ein Rundschreiben nebst Fcagebogen an seine Mitglieder gerichtet, in dem die Notwendigkeit betont wird, daß die „Bundesstelle zur Vorbereitung neuer Handelsverträge" ihre Thätig keit auf dem Gebiete der Au-landszölle beginne Mit Rücksicht auf die demnächst zu eröffnenden Handelsvertrags- Verhandlungen erscheine e« geboten, der Regierung eine erschöpfende Uedersicht der Forderungen der Industrie, insbesondere der dentschen Fertig- und Spezialitäten« industrie zu unterbreiten Die beigesügtcn Fragebogen sollen zu einer Kollektioeingabe an die Regierung ver einigt werden und ein Verzeichnis der auf Herabsetzung der ÄuSlandszölle abzielenden Wünsche enthalten Die „Bundesstelle" wird dann Ende März zu einer Plenar sitzung zusammentreten — Bei einer Festlichkeit zur Feier des Geburts tage« Washington«, die die hiesige amerikanische Kolonie gestern abend veranstaltete, hielt der amerika nische Botschafter White eine Rede, in der er hervor, hob, daß Deutschlands Stellung im spanisch-amerika nischen Kriege durch die Mitteilung im „Reichsanzeiger" für jedermann völlig klargestellt worden sei und daß jetzt beim Besuch de« Prinzen Heinrich ein neuer Aus tausch freundschaftlicher Gesinnungen zwischen Deutsch land und Amerika stattsinde Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus, »r. Sitzung vom 21. Februar. 1l Uhr Die Spezial beratung de» JustizetatS wird bei dem Kapitel „Besondere Gefängnisse" fortgesetzt Abg. Schmitz-Düsseldorf lZ.) ver langt, daß den Gesungenen der Besuch de» sonntäglichen Gottesdienste» unter allen Umständen gewährleistet werde. Justizminister Schönstedt teilt mit, daß in dem Gesängni- in Bochum aus dessen Verhältnisse der Vorredner besonders ausmertjam gemacht, sür die Seelsorge ausreichend gesorgt sei. Die Abgg. Bachmann (nl) und Crüger (fes Vp.) halten die zur Entschädigung der Bormundschastsrichter für ihre Teil nahme an den Sitzungen der Gemeindewaffcnräte auSgeworsrnen 1b ovo M. für zu gering. Justizminister Schönstedt be merkt, daß eS sich zunächst um einen Versuch hgrdle. Er halte die Position für ausreichend. Der Rest des OrdinariumS wird bewilligt. Beim Extraordinarium bemängelt Abg Frhr. v Erssa (kons.) dir Position zum Erweiterungsbau deS StrasgerichtSgebäudeS Berlin Moabit erste Rate 800 ovo M Der Rest deS JustizetatS wird ohne weitere Debatte genehmigt. DaS Hau- beginnt die Spezialberatung de« Etats deS Ministeriums des Innern. Die Einnahmen werden debattelo- bewilligt. Beim Ausgabetitel „Mimstergchalt" be spricht Abg. Friedberg (nl.) den Vorgang in Grimmen, wo riner dortigen GasthosSbrsitzerin vom Landrat mitgeleilt wurde, daß die KaisergeburtSlagSseirr der Behörden nicht bei ihr abgehalten werden könne, weil in ihrem Lokal kurz vorher eine liberale Wählrrversammluna stattgesunden habe. ES liege hier ein Fall von außergiwöhnlicher Pflicht- und AmtSverletzung eine- Landrat- vor. (Beisall links.) Minister Frhr. v Hammerstein entgegnet, am Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers hatten in jenem Lokale Vorgänge statt gesunden, nenne man eS Kommers, Bankett oder Orgie <Oho! links), bei dem der Landrat in der unflätigsten Weise angegriffen worden sei. Er, der Minister, könne aus diese Beschimpfungen hier nicht öffentlich eingehen, aber er lehne es ab, den Landrat zu rektifizieren «Beisall recht«, andauerndes Zischen links). Zahlreiche Beamte hätten erklärt, keinen Fuß in jene« HauS zu sitzen. Da durch sei die Aufsuchung eine- anderen Lokals nötig geworden. Abg. Gothein (frs Bg.) legt dar, daß der Landrat einen Gemeindevorsteher disziplinarisch bestrafte, weil er einen liberalen Wahlaufruf unterzeichnete Einen mehrfach be straften Menschen, den der Landrat nicht als stellvertretenden Gutsvorfteher habe bestätigen können, habe er jetzt als Zeugen gegen den Amtsvorsleher gewonnen. Auch sonst habe der Landrat Maßnahmen getroffen, die als Terror'SmuS be zeichnet werden müßten. Bei der vom liberalen Verein ab gehaltenen Kaiser GeburtStagSseier sei eS durchaus anständig hergegangen. Die Begeisterung, mit der daS Kaiserhoch ouS- gebracht worden sei, fei geradezu erhebend gewesen Abg Barth (frs. Bg ) wendet sich gegen den Minister, der von Orgien gesprochen habe Bei dem Bersahren in Grimmen handle cs sich um eine Bekämpsung des politischen Gegner-. (Beisall links Zischen reckt«) Abg v. Brockhaulen (kons.) bezeichnet die Rede GotheinS al- im höchsten Maße aus hetzend Redner liest Teile der Botheinfchen Rede vor, die mi« ..Sebr richtig!" links begleitet wurden Auch Strophen eines GcorchirS tust er vor, daS aus der liberalen Koiser- GebmtStagSscier gesungen wurde. (Ruse: Singen!) Präsident v. Kröcher bemerkt daS Singen sei hier nicht gestattet. «Kroße H iterleit) Abg. Träger (sis Vp.) eröitert die Nichtbenmigung der Wahl deS StadtratS Kauffmann gebühr gewesen sein, Se. Majestät dem Kaiser die Anu'leg«»- hett nochmal- i zum r. Bürgermeister von Berlin. Wa« zur 'chiedung Kauffmann» geführt habe, sei nicht ganz klar Unter den heutigen Verhältnissen fei e- unvermeidlich, daß jede Partei einmal in Opposition zur Regierung trete. De, Minister yabe anfang« die Bestätigung der Wahl Kavffmünn vorqesa-iagen, >päter dir Ablehnung de, Wahl uiUeizeichnet, auch ipäter bei der Wiederwahl Kauffmann-b>e Richir>nholuvg der »a,f«l. Bestätigung für gerechtfertigt erklärt. Da» fprcche dem Sinne der Städteordnung. (Bravo I link-) Minister Frhr v Hammerstein entgegnete, er stehe ganz auf dem Standpunkte, daß die Selbstverwaltung ern noli w« taoxoro sei. ES sei da- gute Recht der Stadtverordneten ge- weien, Hrn. Kauffmann zu wählen; gegen feine Wahl hätten Bedenken vorgelegen, drr man verschieden beurteilen küi n«. Ueber die Gründe, au« denen die Bestätigung abgelehm worden sei, verweigere er die Au-kunst. E» würde eine Un- vorzulragen, namenilich bei den versuchen, an der Sache politische« Kapital zu schlagen. Der - 33 »er Städteordnung könne ja verschieden auegrlegt werden; er aber werd« ihnn, wa- er für recht halte Abg Freiherr v Zedlitz (freckonf.) sühne au-, drr Abg. Barth sei j, lmrch und durch sozialdemokratisch angekränkelt (Große Unruh« Glocke de» Präsidenten.) Präsident v. Kröcher ries de» Redner deshalb zur O-dnung Redner (sortfahrend) meine, leine Kommunalverwaltung habe so viele Streitigkeiten, wie die Berliner. Er wiederholte dann seine bekannten Vor schläge zur Dezentralisierung der Verwaltung Da» Hau vertagte die Weiterderatung aus heute l Uhr. Schluß « Uhr Stuttgart. Der „Schwab Merkur" schreibt: Dat „Berl Tgbl." läßt sich im Anschluß an die Mitteil»»» über die rn Aussicht genommene Verschmelzung der thüringisch - anhaltischen mit der hessischen Staat», lotterie durch ein Prioattelegramm melden, daß auh noch mit der Württembergischen Regierung Ver handlungen wegen einer Angliederung Württemberg» an die hessische StaatSlotterie schweben Diese Meldung de» Berliner Blatte» ist nach unserer Kenntnis durch aus unrichtig; solch« Verhandlungen würden auch z» einem praktischen Ergebnisse nicht führen Karlsruhe. Der Großherzog von Sachse«. Weimar traf gestern nachmittag hier ein und w»rde von dem Großherzog und dem Prinzen Max vou Bade« auf dem Bahahofe empfangen Darmstadt. Gestern abend fand eine Sitzung der Bureau- und Fraktion-vorstände der zweiten Kammer statt, in der beschlossen wurde, den Großherzog zu ersuchen, der Kammer seine Gründe für die Ehrscheidun mitzuteilen Staat-minister Rothe gab eine entgegen kommende Erklärung ab Die gewünschten Mitte,langen werden wahrscheinlich in einer geheimen Sitzung der Kammer erfolgen. Ballenstedt. Die beunruhigenden Nachrichten über das Befinden des Herzogs von Anhalt, die kürzlich in verschiedenen Blättern aufgetaucht sind, entbehren, nach einer der „Kreuz Ztg " zugehenden Meldung, der Begründung Der hohe Herr macht täglich zu Wagen oder im Schlitten mit der Frau Herzogin Ausfahrten in den winterlichen Harzwald. Wenn auch der Zustand hin und wieder einige Schwankungen mit sich bringt, nimmt der Herzog doch lebhaften Anteil an allem, wa» in Stadt und Land vor sich geht Hamburg Die vom hiesigen „Generalan," ge brachte Notiz über den Rücktritt de« geh Admiralität», rat« Prof. v. Neumayer von der Direktion sowie über einen Wechsel de- sonstigen Personals der Deutsch«» Seewarte ist nach eingezogener Erkundigung de» „Hamb Korresp" vollständig unrichtig. Oesterreich-Uusiar«. Wien In der Pfarrkirche der Hofburg vollzog gestern vormittag der Kardinal Gruscha die kirchlich« Segnung de« Erzherzog« und der Erzherzogin Rainer, die gestern ihre goldene Hochzeit begingen Der Feier wohnten der Kaiser, sämtliche Erz herzöge und Erzherzoginnen, die auswärtigen zur Feier eingetroffenen Fürstlichkeiten, die Hofchargen, die gemeinsamen sowie die österreichischen und ungarische» Minister, die Spitzen der Behörden, die Generalität und der Adel bei — Abgeordnetenhaus. Im Einlaufe befindet sich eine Anfrage deS Abg Ziskar, ob es richtig sei, daß die Handelsverträge nicht gekündigt, vielmehr auf eine weitere Frist hinaus verlängert werden sollen und wie die Regierung das weitere Bestehen der mit den Handelsverträgen verbundenen Weinzollllausel mit Italien zu rechtfertigen vermöge Eine gleiche Inter pellation ist auch vom Abg. Conci eingebracht worden Ferner ist eine Interpellation de« Abg Erler eingegangen, die die unverzügliche Aushebung de« Zensurverbot« über da» in Meiningen mit großem Erfolge aufgeführte Drama „Andrea« Hofer" von Kranewiter verlangt. Weiter liegt eine Interpellation DaScynsky vor, worin gefragt wird, wa« mit den in Rußland v-rhafteten österreichischen Staatsbürgern Lang und BruzkowSki geschehe. — Bei der fort gesetzten Generaldebatte sprachen Redner ver schiedener Parteirichtungen, darunter Loccker (Deutsche Volkspartei), der unter Hinweis auf die Urbcrnahme de« Protektorat« über den katholischen Schulverein seitens des Thronfolger« und die jüngste Reise des letzteren nach St. Petersburg er» thörichterwerse wiederholren Behauptung fuhren, daß erst durch König Ludwig l die Kunst nach München ver pflanzt und nur durch seine Energie allmählich eine keinesweg« tiefer gehende Gewöhnung an künstlerische Genüsse dort großgrzogen worden sei Diese Meinung mag in gewissem Grade zutreffen, soweit sie sich auf den von Ludwig I. geförderten EklekticiSmus in der Kunst, der den Münchenern heute griechisch, morgen romanisch oder gotisch und übermorgen wieder in Gestalt der Renaissance kam und ihnen rumutete, sich mit den zwar gedankenreichen, aber farblosen und jeder kräftigeren Sinnlichkeit baren Schöpfungen eine« Corneliu« und seiner Schul« zu befreunden, bezieht, Kunst aber gab es auch vor Ludwig l. in München und Oberbayern schon lange, und zwar eine solche, die dem Volk verständlich und an« Herz gewachsen war. Diese oberbayrische Volkskunst, die heute noch nicht völlig auSgestorben, wenn auch wie alle übrige Volkskunst in Deutschland im Niedergange begriffen ist, zeigt sich vor allem in der Bauart der Gebirg«bewohner und ihrer alten, heimischen Tracht Beide verraten einen ausgeprägten malerischen Sinn und eine ursprünglich« Freude an ausgesprochenen Farben, die ihr« realistische Erklärung in der kräftigen Sinnlichkeit de« oberbayrischen Stamme« findet Diesen VolkSgeschmack hat niemand besser erkannt al» die Jesuiten Die unter ihrem Einfluß entstandenen Kirchen der Barockzeit und de» Rokoko kamen den künst- lerischen Neigungen de« Volke« mit ihrer Farbenpracht und ihrem Reichtum an heiteren Stuckornamenten geradezu entgegen Während in München selbst künst lerisch so hoch-, wenn nicht sogar einzig dastehende Kirchen wie die Et Michaelskirche oder die Johanne-kirche in der Sendlinger Straße entstanden, wuchsen ring« im Lande zahlreiche, wenigsten« im Innern prächtig au«, grstattete Dorskirchen, wie die zu Blutenburg bei Nymphenburg, au» dem Boden, über deren Häufigkeit und Kunstwert man sich außerhalb Bayern» erst klar geworden ist, seitdem sie durch da« JnventarisationSwerk der Kunst- und Altertümer auch den weniger Lande«, kundigen nähergebracht worden sind Zum mindesten dürfte au« diesen hier nur ganz oberflächlich angedeuteten Thatsachen hervorgehrn, daß König Ludwig l die Keime der von ihm gepflegten Kunst in keinen sterilen Boden gepflanzt hat Wa« au« ihnen geworden ist, wissen alle, die die fortschreitende Ent« Wickelung Münchens zur führenden deutschen Kunststadt mit erlebt haben. Die Anziehungskraft München« auf die Künstler war und ist noch immer so groß, daß sich dort nicht nur solche süddeutschen und mitteldeutschen Ursprung« immer gern zusammengefunden haben, sondern daß sogar auch norddeutsche Kollegen trotz de« ihren LebenSgewohnheiten und Anschauungen zunächst fremden Wesen» der Stadt und ihrer Bewohner bald heimisch zu werden pflegen. Und weil man sehr bald im Aus land fühlte, daß in München wenigsten« aus dem Ge biete der Malerei mehr geleistet wurde, al« sonst irgend wo in Deutschland, fanden sich auch zu allen Zeiten zahlreiche fremde Künstler aus Oesterreich und Ungarn, Dolen und Böhmen, au» Griechenland, Norwegen und Amerika in der bayrischen Hauptstadt ein, sodaß sich da« Leben und Treiben in den dortigen Künstlerkreisen manchmal ganz international gestaltete, obwohl die Fremden nie versucht haben, sich gegen die einheimischen Sitten ernstlich aufzulehnen Zwischen den Künstlern und der Münchener Einwohnerschaft entspann sich eine Art von Vernunstehe, bei der jeder Teil gut fuhr Da« bescheidenere, aber niemals schäbige Leben der Leute, ihre süddeutschen Naturen, ihre h« tere gemütliche Art, die große Ungezwungenheit de« gesellschaftlichen Verkehr« sagte den Künstlern zu, sie sahen sich nicht genötigt, größere 'gesellschaftliche Verpflichtungen auf sich zu laden, und kamen nicht in di« unglücklich«, alle Stimmung raubende Lage, sich von den Vornehmen und ReichtN al« Tafelaufsatz verwenden zu lassen. Ter Staat aber kümmerte sich namentlich in früheren Zeiten nicht sonder lich um ihr Verhalten, er ließ ihnen ihre Freiheit, jtder konnte sich ausleben, wie er wollte Selbst König Ludwig I. dachte gar nicht daran, aus den Künstlern, die er protegierte, Hofkünstler zu machen Diese Atmo sphäre der Freiheit ist den Künstlern bi« heute in München im wesentlichen geblieben und wird hoffentlich in der werdenden Großstadt nicht zu Grunde gehen. Gewachsen aber ist, wie da« gar nicht ander« geschehen konnte, da« Interesse der Münchener an der Kunst, und zwar in viel höherem Grade, al« diejenigen meinen, die die Stadt nur von flüchtigen Reiseaufenthalten kennen Bi» in Kreise hinein, von denen man eö nicht denken sollte, erstreckt sich da« Interesse der Leute an künst. lerischen Dingen, und wenn sie nicht so schön und klug darüber zu reden wissen wie die Berliner oder Hamburger, so ist das vielleicht gerade ein Vorzug, den die Künstler, denen da« Salbadern über die Kunst von jeher verhaßt war, an den Münchenern besonder« zu schätzen wissen Namentlich in grschmackvollen Wohnung«, einrichtungen und in den neueren Privatbauten steht München heut« in ganz Deutschland voran. Selbst bei nach norddeutscher Begriffen gänzlich ungebildeten Familien trifft man in München weit eher leidliche Oelbilder al« bei un«, wo fick auch sehr wohlsituierte und reiche Leute mit elenden Oeldrucken und billigen Photographien begnügen Da« AuSstellungSwesen ist bekanntlich in München zuerst zur Vollendung gebracht worden und hat den anderen Städten zum Mutzer gedient. Wenn z. B Dre-den seit kurzem mit München in diesem Punkte zu rivalisieren beginnt, so verdanken wir da» nur dem Umstand, daß sich ein Gotthard Kuehl hat finden lassen, um mit dem zu unterstützen, wa« er in München gelernt hat Die materiellen Ergebnisse der Münchener Ausstellung aber sind trotz der großen Konkurrenz, der sie zu begegnen haben, noch immer glänzend zu nennen Sie sind e» um so mehr, als in Münchm kein AuSstellungSpark vorhanden ist, in dem, wie bei un« und in Berlin, täglich Konzerte abgehalten, Feuerwerke abgebrannt und Illuminationen abgehalten werden können. Wa» die Münchener Ausstellungen an- ziehend macht, ist nur die Kunst, nichts weiter; gesell schaftliche Amüsement» bieten sie nicht. Kurzum, et fehlen in München auch heute nicht die Bedingungen für ein glückliches Gedeihen der Kunst Da jedoch München seinen Künstlern aus den angedeuteten Gründen ein Maß geistiger Freiheit und gesunder Lust gewährt, da« zur Zeit keine andere deutsche Stadt dar- bieten kann, ist die Frage, ob der Niedergang München» al» Kunststadt wirklich zu befürchten ist, eine solche, die auch alle diejenigen deutschen Kunstfreunde lebhaft interessieren muß, denen München im übrigen völlig gleickqiltig ist. Ob diese Frage freilich auf dem Wege, den Eduard Engel« durch sein Rundschreiben an eine große Anzahl von Künstlern und Kritikern eingtschlogen hat, zu lösen ist, ist uns mehr al« zweifelhaft Da« Ergebnis der Antworten, di« Engel« erhalten hat, ist gleich Null Di« von ihm zu Schiedsrichtern prokla mierten Autoritäten haben sich auf einen gemeinsamen Urteilsspruch nicht nur nicht vereinigt, sondern sie widersprechen sich zum Teil direkt. Während die Stimmen, die au« den Kreisen derjenigen Kunst gewerbetreibenden kommen, die vergeblich aus eine Unterstützung de» bayrischen Staate» oder der Stadt München gerechnet haben, bereit» da» Ende heraufsteigen sehen und München mit dem Schreckgespenst Berlin drohen, finden di« eigentlichen Maler mit Le», bach, Keller und Stuck an der Spitze, daß derFond» an künstlerischer Kraft in München noch immer so be-
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