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Dresdner Journal : 06.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190202063
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020206
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-06
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 06.02.1902
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Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle innerhalb Aresden» 2,so Mi. (einschl- Zutragung), durch die Zsost Ml Deutschen Reiche 3 M. (ausschließlich Bestellgeld) Vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für die Schriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht ein» «forderten Beiträge bean- sprncht, so ist das Postgeld beizufügen. IreMer MmmI Herausgegeben von der Königl. Expeditton des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.»Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktags nach«. S Uhr. AukündignngSgebührem Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Rau« so Ps Bei Tabellen- und Zifsernsatz S Pf Ausschlag für die Zeile. Unterm Re- oaktionsstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. M30. 1902. Donnerstag, den 6. Februar nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Vorstände des Amtsgerichts Plauen Ober- justizrach Ernst Otto Steiger das Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienstordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Kaufmann Stadtrath Hermann Bäßler in Glauchau zum Handelsrichter bei der Kammer für Handelssachen in Glauchau zu ernennen. Grueuuungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. I« Geschäftsbereiche des Ministeriums der Ftnanze». Bei der Berg- und Hütten-Berwaltung sind ernannt worden: Mancher, zeither Eisenhütteningenieur, und Schütz, zeither Hütteningenieur, als BeiriebSchcmiker bei den fiska lischen Freiberger Hütten. Bei der Post - Verwaltung sind ernannt worden: Ahrens und Jünger, zeither Postanwärtsr, als Postassi- stepten im Bezirke der Kaisers. Oder-Postdirektion Chemnitz. Am Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus ux- öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: Ostern eine ständ. Leyrersteüe a. d. Schule in Schönau b. CH mnitz. Koll.: die oberste Schulbehörde. AnfangSgehall 1S00 M. einschl. 20 gj, WohnungSgeld, steigt durch regulativmäßige Zulagen von zwermal 150 M., dreimal 200 M. u. dreimal 1V0 M. m. d. 4S. Lebensj. bis 2700 M einschl. WohnungS- geld. Bewerbungsgesuche nebst den erfordert Beilagen, v. Hilfslehrern auch Militärdienstnachweis, sind bis 23. Febr. beim Bezirksschulinspektor Schulrat Richter, Chemnitz, ein- zureichen. Nichtamtlicher Teil. Zum Kapitel der deutschen Arbeiter- Versicherung. Die Sozialdemokratie spürt recht oft das Be dürfnis, die Arbeiterversicherung des Deutschen Reiches herabzusetzen. Wie erinnerlich, hat sie, ebenso wie andere Parteien, die jetzt in der Sozial politik nicht schnell genug vorankommen können, sich einst die erdenklichste Mühe gegeben, das große Kulturwerk zu verhindern. Da aber die Folgen desselben die Arbeiter über seine Bedeutung doch aufzuklären beginnen, so sucht sie ein Gegengewicht dagegen dadurch auszuüben, daß sie die unwahre Mitteilung verbreitet, sür die Arbeiter und ihre An gehörigen hätte auf anderem Wege weit besser ge sorgt werden können. Namentlich muß ihr die Un fallversicherung hierzu dienen, die bekanntlich, da ihre Kosten allein von den Arbeitgebern aufgebracht werden, auch von diesen allein durchgeführt wird. In den letzten Tagen ist von sozialdemokratischer Seite wieder im Reichstage zum Zwecke der Herab setzung der Unfallversicherung der Haftpflicht ein Loblied gesungen worden. Wer sich der Mißstimm ung erinnert, die das Haftpflichtgesetz in Arbeiter kreisen namentlich wegen der Menge der anzu strengenden Prozesse und deren Dauer erzeugt hatte, erinnert, wird dieses Loblied zu würdigen wissen. Die sozialdemokratischen Führer dürfen eben, wenn sie ihre fetten Sinekuren innehalten wollen, nicht zugeben, daß seitens der Arbeitgeber in genügender Weise für die Arbeiter gesorgt wird. Wenn sie aber schon um ihrer Existenz willen dazu gezwungen sind, so sollten sie doch nicht, wie dies gleichfalls im Reichstage geschehen ist, die Arbeiter dasurch an Leben und Gesundheit schädigen, daß sie immer nur von der Verschuldung von Unfällen durch die Arbeit geber reden. Es läßt sich nun einmal die That- sache nicht aus der Welt schaffen, daß eine recht große Anzahl von entschädigungspflichtigen Unfällen durch die Arbeiter felbst verschuldet wird. Wer es mit der Erhaltung der Gesundheit der Arbeiter gut meint, wird sie deshalb immer von neuem auf die Thatsache aufmerksam machen und sie daran mahnen, den Betriebrgefahren gegenüber die größte Aufmerksamkeit anzuwenden. Das thut die Sozialdemokratie nicht. Dagegen bemüht sie sich, auch im Reichstage ganz unbegründete Vorwürse gegen die Industrie zu erheben. So soll nach sozialdemokratischer Schilderung die letztere darauf ausgehen, wie die durch grobe Fahrlässigkeit Herbei gefährten Unfälle von der Entschädigungspflicht aus- zuscheiden wären. Zur Beibringung von Beweisen für aufgestellte Behauptungen fühlt sich die Sozial demokratie bekanntlich nie veranlaßt. Sie würde ihr auch hier recht schwer fallen. Was die Industrie gewünscht hat, war, daß die auf grobe Fahrlässig keit zurückzuführenden Unfälle nicht die gleiche Ent schädigung, wie die anderen, erfahren sollten. Da mit sollte dem leider noch sehr ost zu beobachtenden Leichtsinn der Arbeiter in den Fabriken ein Damm entgegengesetzt und eine bessere Erhaltung der Er werbsfähigkeit der Arbeiter angcstrcbt werden. Von einer Aussckeidung diefer Unfälle aus der Ent schädigungspflicht ist nicht die Rede gewesen. Aber der Sozialdemokratie ist es ja nie darauf an gekommen, unwahre Behauptungen in die Oeffent- lichkeit zu bringen. Der Zweck heiligt bei ihr die Mittel. Sie muß die staatliche Arbeiterversicherung Deutschlands bekämpfen, weil den Arbeitern schon die Thatsache, daß gegenwärtig nahezu 1^ Millionen Rentner deren Früchte genießen, die Augen über die einstigen Gegner dieser Versicherung öffnen könnte, und somit ist ihr jedes Mittel zur Erreichung des Zweckes recht. Daß damit aber in den Augen ein sichtiger Politiker des In- und Auslandes der Wert der Arbeiterversicherung im allgemeinen und der Unfallversicherung im besonderen gemindert werden wird, wird sie wohl selbst nicht erwarten. Der Krieg in Südafrika. Eine über London eingegangene Drahtnachricht Lord Kitcheners aus Pretoria vom 4. d. Mts. weiß von einigen neuen Erfolgen der Engländer in Süd afrika zu berichten. Nach ihr griff eine englische Abteilung unter Byngs Kommando nach einem von Liebenbergvlei ausgehenden Nachtmarsche den Kom mandanten Wessels an. Die Engländer erbeuteten zwei Geschütze, die dem Oberst Firman vorher ab genommen worden waren, und das letzte Geschütz Dewets. Auf feiten der Buren fielen 5 Mann, 6 wurden verwundet und 27 gefangen genommen. Unter den Gefallenen befindet sich Feldkornet Wessels, unter den Gefangenen Kapitän Muller von der Staatsartillerie. Die Verluste der Engländer sind leicht. Die Briten nahmen fernrr drei Munitions wagen weg. Die National Scouts aus Middelburg machten 13 Gefangene, Oberst Plumer bei Amers- foort 7 Gefangene. Gilbert Hamilton nahm 32 Buren gefangen, zwei Buren sind im Kampfe gegen ihn gefallen. Gestern ist in der britischen Hauptstadt ein von Smuts an Louis Botha gerichteter und aus Ermelo den 2. September 1901 datierter Brief, der auf gefangen wurde, amtlich veröffentlicht worden. Dieses Schriftstück stellt die Antwort Smuts' auf ein Schrei ben Bothas dar, worin der letztere Smuts von seinem Posten als Assistenten des Generalkomman ¬ danten abseht, weil er die von Smuts für die Ein äscherung von Bremersdorp angegebenen Gründe für ungenügend hielt. Smuts verteidigt in dem Briefe die Einäscherung von Bremersdorp und fuhrt dann aus, daß das Verbrennen außerhalb der Buren grenzen gelegener, vom Feinde für seine Zwecke be nutzter Häuser gerechtfertigt sei, jeder Kriegführende würde dasselbe gethan haben. Smuts erklärt dann in dem Briefe des weiteren, er habe Bothas Befehl erhalten, die Burenfrauen forizuschicken, und er fei, wenn die Engländer deren Uebernahme verweigern, dafür, die Flauen über die englischen Linien abzu schieben. Schließlich erhebt Smuts in dem Briefe gegen seine Absetzung entschieden Widerspruch. Tagesgeschichte. Dresden, 6. Februar. Zur Anwesenheit des Königspaares in Leipzig ist für heute zu berichten: Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten vormittags der Vorlesung des Prof. vr. Ratzel über Verkehrs-Geographie in der Universität bei und zeichneten nachmittags eine vom Kreishaupt mann Or. v. Ehrenstein eingeladene Theegesellschaft mit Allerhöchstihiem Besuche aus. In den Mittags stunden weilten Ihre Majestät die Königin im Schwesternhause des Albert-Zweigvereins in der Marienstraße. Zur Königlichen Mittagstafel waren für heute besondere Einladungen nicht ergangen. Abends >48 Uhr weiden Beide Königliche Majestäten das Gewandhaurkonzert besuchen. Die Rückkehr Ihrer Königlichen Majestäten nach Dresden wird in den morgigen Mittagsstunden er folgen. Staatsminister vr. v. Seydewitz, Excellenz, kehrt heute abend von Leipzig nach Dresden zurück. — Auf Langebrücker Revier wurde heute von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg eine Königliche Hochwildjagd abgehalten, zu der auch an mehrere Kavaliere Einladungen ergangen waren. Die hohe Jagdgesellschaft benutzte bis Langebrück die Eisenbahn und traf um 9 Uhr vor mittags am Rendez-vous ein. Das Jagdfrühstück wurde gegen 11 Uhr im Walde eingenommen. Die Jagd endet gegen 5 Uhr nachmittags. Deutsches Reich. Berlin. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin unternahmen vorgestern nachmittag einen ge meinschaftlichen Spaziergang im Tiergarten — Zum Thee waren geladen Frau v. Tiele geb. Gräfin Schulenburg, Gräfin Tiele geb. v. Loepel, Gräfin Dönhoff »Friedrichstein geb. v. Loepel, Wirk! Geh. Rat vr. v Lucanus, Staatssekretär v Tirpitz, Staat«- Minister Möller, Prof. Slaby — Gestern morgen unter nahmen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin den üblichen Spaziergang. Se. Majestät der Kaiser hatten im Anschluß daran eine Besprechung mit dem Reichskanzler und hörten dann im hiesigen Königl. Schlosse den Vortrag de« Chef« des Zwükabinetts. Abends fand bei Ihren Majestäten das Botschafter- diener statt. Bei dieser Tafel saßen Se. Majestät der Kaiser gegenüber Ihrer Majestät der Kaiserin. Neben dem Monarchen hatten Frau v. Szögyeny-Marich und Gräfin v. d. Osten-Socken Platz genommen; nach recht» folgten zunächst Botschafter Graf v d Osten-Sacken, Gräfin v. Bülow, Botschafter Ahmed Tewfik Pascha, nach links Botschafter Sir Frank Lascelles und Bot schafter ds Ruata y Sichar. Ihre Majestät die Kaiserin saßen zwischen dem Botschafter Grasen Lanza und dem Botschafter v. Szögyeny-Marich. Nach rechts folgten Mrs. Andrew D White, Botschafter Marquis de Noailles, Gräfin Solms-Baruth, Reichskanzler Graf v Bülow, nach links Madame de Ruata y Sichar, Botschafter vr Andrew D. White, Lady Cavendish, Oberstkämmerer Graf zu Solms-Baruth. An der Tafel nahmen ferner außer den Damen und Herren der Umgebung teil: Staatssekretär Frhr. v. Richthofen, die drei Kabinetts« chefs und die Militär- bez. Marine-Attaches der Botschaften. — Im Anschluffe an die gestrigen Mitteilungen des Staatssekretärs im Reichsamte des Innern vr. Grafen v. Posadowsky erfährt ein parlamentarischer Berichterstatter von gut unterrichteter Seite, daß die gemischten Transitläger in Frankfurt a. M, Lindau, München, Dresden, Friedrichshafen, Heilbronn, Stuttgart, Ulm, Konstanz, Mainz, WormS, Nordenham für die demnächstige Aufhebung in Aussicht genommen worden sind. Von den Orten, in denen sich 1900 drei Lager und weniger befunden haben, würden daher nur Lübeck seine gemischten Transitläger erhalten bleibe«, da sie überhaupt in den Seestädten bleiben sollen. — Der schon erwähnte Antrag der freisinnigen Vereinigung, Abg Schrader und Genossen, lautet: An die Stelle der 88 201 bis 210 des Strafgesetz buchs für das Deuische Reich über den Zweikampf treten die folgenden Bestimmungen: Z 201. Die Heraus forderung zum Zweikampf mit tödlichen Waffen, sowie die Annahme einer solchen wird mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. Z 202. Gefängnisstrafe nicht unter einem Jahre tritt ein, wenn bei der HerauS- forverung die Absicht, daß einer von beiden Teilen das Leben verlieren soll, entweder ausgesprochen ist oder aus der ge wählten Art des Zweikampfs erhellt. 8 203. Diejenigen, die den Antrag zu einer Herausforderung übernehme» und ausrichten (Karlellträger), werden mit Gefängnis nicht unter zwei Monaten bestraft. Z 204. Die Strafe der Herausforderung und der Annahme derselben, sowie die Strafe der Kartellträger fällt weg, wenn die Parteien den Zweikampf vor dessen Beginn freiwillig aufgegeben haben. Z 205. Der Zweikampf wird mit Gefängnis nicht unter sechs Monaten bestraft. 8 206. Wer seine» Gegner im Zweikampf tötet, wird mit Gefängnis nicht unter zwei Jahren, und wenn der Zweikampf ein solcher war, der den Tod des einen von beiden herbeisühre» sollte, mit Gefängnis nicht unter drei Jahren bestraft. 8 207. Ist eine Tötung oder Körperverletzung mittels vorsätzlicher Uebertretung der vereinbarten oder her gebrachten Regeln des Zweikampfes bewirkt worden, so ist der Uebertreter, sofern nicht nach den vorhergehenden Bestimmungen eine härtere Strafe verwirkt ist, nach den allgemeinen Vorschriften über das Verbrechen der Tötung oder der Körperverletzung zu bestrafen 8 209. Kartell träger, die ernstlich bemüht gewesen sind, den Zweikampf zu verhindern, sowie zum Zweikampf zugezogene Aerzte und Wundärzte sind straflos. Z 210. Wer einen anderen zum Zweikampf mit einem Dritten absichtlich, insonderheit durch Bezeigung oder Androhung von Ver achtung, anreizt, wird, falls der Zweikampf stattgefunden hat, mit Gefängnis nicht unter drei Monaten bestraft. 8 210a. Wer jemandem wegen Unterlaffung einer Herausforderung oder Nichtannahme einer solchen seine Verachtung bezeigt, oder ihn anderen gegenüber als ver ächtlich darstellt, wird mit Gefängnis nicht unter einem Monat bestraft Z 210b In den Fällen, in denen vor stehend (in den 8Z 201, 202, 205 bis 207 und 210) Ge- fängnisstrafe nicht unter drei Monaten angedroht wird, ist gegen Beamte zugleich auf Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Acmter auf die Dauer von ein bis fünf Jahren zu erkennen. Es kann darauf auch in anderen, in den vorhergehenden Paragraphen bezeichneten Fällen erkannt werden, sofern die Dauer der erkannten Gefängnis strafe drei Monate erreicht. 8 210a. Auf Entschädig ungen für Verletzungen und Tötungen (B G -B.^8 842 bis 845) im Zweikampfe findet der 8 254 des Bürger lichen Gesetzbuches keine Anwendung. Verzicht im vor aus auf die Ersatzleistung ist unwirksam. — Wie der „Vorwärts" meldet, hat die sozial demokratische Reichstagsiraktion beschlossen, zur zweiten Lesung des Etats des Auswärtigen Amts eine Resolution einzubringen, wonach der Reichstag beschließen wolle, den Reichskanzler zu erluchen, die aus Peking mitgesührten astronomischen Kunst und Wissenschaft. * Neber die Kunstverhältnisse im Königreiche Sachse» spricht sich der Kunstschriststeller Malkow Sky zu Berlin in seinem auf Veranlassung des Großherzog» von Weimar entworfenen Organisationsplane für die staatliche Pflege von Kunst und Kunstgcwerbe im Großherzogtum Sachsen u. a. wie folgt auS: „Eine hervorragende Stellung innerhalb der deutschen Kunst entwickelung hat sich im Zeitraum weniger Jahre da» Königreich Sachsen, in erster Linie Dresden, zu erringen gewußt, und zwar wesentlich durch systematisch geübte staatliche Kunstpflege. Die Dresdner Akademie wurde durch Heranziehung jüngerer Kräfte regeneriert, ohne daß man sich sür irgend eins Partei ausgesprochen engagiert hätte. Die Gemäldegalerie erhielt in einer Anzahl moderner Bilder eine dankenswerte Ergänzung. Das Albertinum entwickelte sich durch geschickte Erwerbung neuerer Bild werke aus einem Antikenmuseum zu einer Vorbildung«» stätte für Bildhauer und Kunsthandwerker. Am ge deihlichsten erwies sich die ohne wesentliche Kosten geübte Förderung der künstlerisch betriebenen Ge werbe und Industrien. Mit außerordentlicher Findigkeit hat man überall den Anschluß an lokal be grenzte Produktionsformen gesucht. Staats-, Komwunal- und Selbsthilfe griffen energisch ineinander und schufen eine« einheitlich arbeitenden Organismus, der glänzende Resultate lieferte. Besonders da» gewerbliche Unterrichtswesen, auf das hier nicht näher ein- gegange» werden kann, hat sich erfolgreich entwickelt. Es sei hier nur auf die Organisation der über das ganze Land verteilten lokalen Fachausstellungen hingewiesen. Findet sich in einem Fabrikationsgebiete eine bestimmte Anzahl non Gewerbtreibenden, die sich zu einem Jahres beitrag von je 25 M. oe»pfftchteten, ;o stellt vle Ge meinde mietsfreie Räume zur Verfügung, der Staat gewährt einen bescheivcnen Zuschuß, und es etabliert sich eine auf die örtliche Produktion zugeschnittene ständige Musterkollektion mit wechselndem Ausftellungsmaterial, das unter steter staatlicher Kontrolle eine Fülle von Anregungen bietet. Besonders die Weberei und die Tapetenfabrikation haben unter solcher dauernden Für sorge einen glänzenden Aufschwung genommen und das geringe für sie angewendete Kapital reichlich verzinst." Königl. Opernhaus. — Am 5. d Mts: „Der Wildschütz". Komische Oper in drei Akten, nach Kotzebue frei bearbeitet. Musik von Albert Lortzing. Die Rolle des Grafen von Eberbach gab Hrn. Grafs- egger vom Stadttheater in Brünn Gelegenheit, sich in einer ausgesprochenen Spielpartie zu versuchen. Aber das Bild änderte sich nicht dergestalt zu seinen Gunsten, daß man ein Engagement rückhaltlos befürworten könnte. Unzweifelhaft bringt wohl der Gast manche« gerade für das in Rede stehende Fach mit. Seine Erscheinung be rührt sympathisch, sein Spiel zeugt von einem natürlichen, freien Sichgeven, und man hätte in der Hauptsache nur auSzusetzen, daß vorerst noch das chevalerelke Moment in der Darstellung des gräflichen Don Juan allzusehr zurücktritt. Aber stimmlich erscheint die Veranlagung des Sängers denn doch nicht so gegründet, daß dieser einen eigentlichen Gewinn für das Königl Institut be deuten könnte. Im Parlando sprach das Organ trocken und spröde an, und auch sonst erwies es sich wieder weder ergiebig noch irgendwelchen besonderen Reiz enrfaltend. Der Sänger, der für kleinere Bühnen bereit« eine erste Kraft darstellt, würde hier in zweiten Rollen wohl ge nügen, aber, wenn auch nur vertretungsweise, im ersten Fache kaum erfolgreich zu verwenden sein. Die unter der Leitung des Hrn. Kapellmeister Kutzschbach recht anregend verlaufende Vorstellung wurde in ihrem er» sreultcyen Gesamtemorucke wrever getragen von der prächtigen Verkörperung der Gestalten des Gretchen und des BaculuS seitens des Frl. Nast und des Hrn Brag. Letzterer betont durchaus im Sinne der Lortzingschen Muse nachdrücklich das drastisch-komische Element, wobei ihm seine geschickt gesteigerte Mimik und Gebärdensprache zu statten kommt. Nur sollte er über dieser Bereicherung seiner Darstellung nicht vergessen, auf eine Entwickelung feiner Stimme nach Fülle und freierem Klang zu achten. Die für Sophokles schwärmende Gräfin stattete Frl. v Chavanne mit neuen wirkungsvollen Zügen au«. Für die Rollen des eigentlichen Liebespaares der Oper traten wie immer Frau Wedekind und Hr Gießen — dieser trotz seiner Indisposition — mit bestem Ge lingen ein.O. S. Königl. Schauspielhaus. — Am 5. d. Mt».: „GygeS und sein Ring". Tragödie in fünf Akten von Friedrich Hebbel. E« scheint, daß die seelisch tiefe, künstlerisch zu reifster Vollendung geführte mythische und doch so rein menschliche Tragödie Hebbels ein dauernder Gewinn für den Spielplan unseres Schauspielhauses bleiben soll. Rechnet man sie zu den Schöpfungen, die jährlich ein- oder zweimal vorgeführt werden und nach der Seite der Dichtung wie ihrer Darstellung die Höhepunkte und die Weiheabende des ganzen Bühnenwesens bleiben, so weist man ihr durchaus die rechte Stelle an. Nur wenige Bühnen sind in der glücklichen Lage, das mächtige, in seinen Grundzügen und Gegensätzen so einfache, in seiner Innerlichkeit so wunderbar fesselnde, erschütternde und überzeugende Werk, seinem poetischen Werte entsprechend, wiedergeben zu können. Wie der Dichter hier Zug für Zug den ergreifendsten Kon flikt belebt, die leiseste Regung der Seelen in drängende Handlung wandelt, das Verhängnis aus Blut und innerem Leben der drei Hauptgestalten erwachsen läßt, so wollen vrese Gestalten in ihrem ganzen Adel wie in ihrer Schuld nachgefühlt, aus einem Guß und ohne jede Lücke verkörpert sein. Brs auf die bildreiche, gold reine und doch charakteristische Sprache, in der jedes Wort wiegt, fordert diese Tragödie der frevelnd ver letzten Sitte, mit ihrer erhabenen Wehmut, ihrer Stimm- ungsgewalt und ihrer klaren Symbolik das Ausgehen der darstellenden Künstler in der dichterischen Idee und ihrer Ausführung, das ohne starke und eigene Phantasie, ohne feinste« Nachgefühl und ohne völlige Ver leugnung de« grob Theatraliscben nicht denkbar ist. Wenn man sagt, daß Frau Salbach als Rhodope, Hr. Wiecke al« König KandauleS, und, ein paar ganz vereinzelte, rasch wieder verschwindende Abirrungen ins herkömmlich Aeußerliche abgerechnet, auch Hr. Franz al« Gyges die außerordentlichen Forderungen durchaus erfüllen, die die Eigenart und geistige Höhe der Gyges- tragödie an sie stellen, so spricht man ein höchstes Lob au«, das doch nur gerecht ist In den kleinern Rollen tragen Frl. Serda (Lerbia) und die Herren Müller (Thoas) und Eggerth (Karna) zur stimmungsvollen Gesamt erscheinung de« Trauerspiels verdienstlich bei Aber die innerste Teilnahme, da« tragische Mitgefühl sammel» sich durchaus auf den drei Hauptgestalten, und der rauschende Beifall galt vor allen deren Vertretern, die auch in ihrer äußern Erscheinung, hier Frau Salbach allen voran, lebensvoll und überzeugend wirken Kein Zweifel, daß noch genug Leute vorhanden fi»d, die „Die rote Robe" und „Da« große Licht" für „schönere Stücke" halten. Aber ein Menschenalter seit dem Tode des Dichters hat doch wenigstens genügt, um Friedrich Hebbel seinen Platz unter den Geistern z« sichern, die über dem Tag, seinen Erfolgen und Nicht- erfolgcn stehen und deren Werke, so erfaßt, dar gestellt, wie hier „Gyges und sein Ring", dem Theater erst seine ernsteste und letzte Bedeutung geben. Adolf Stern.
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