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Dresdner Journal : 07.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190202078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-02
- Tag 1902-02-07
-
Monat
1902-02
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 07.02.1902
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Be,«»»»re1»r Vei» Bezug« durch bt« GefchaftisteLt tuuertzat» vre»»«>» 2,L0 Li («nicht. Zurraguag), durch di« I» Drulichen Reich« > M. iausichlitkltch Bestellgeld) Vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf Mrd Zurückjendung der für die Schristleitung bestimmte», »der von dieser nicht eirr- geiorderlen Beiträge denn» sprucht, so ist da» Postgeld beizufllgen. M31. Dresdner Mmml Herausgegeben von der König!. Expeditton de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.« Anschluß Nr. 1295. Erschein«»» Werktag» nachm b Uhr. >»kün»t«»»,»»edK»rm« D»e Zeile Nemer Schrift der 7 «al gespaltenen Antündi» gung».S«itt oder deren Rau» M) Ps Bei Tabellen, und Zisternsa» ö Ps «uftchlag für dir Zelle Unter« Re» oaktion»strich (Eingelandt) die Lertzeile mittler Schrift oder deren Raum bv Pf Gebühren»Ermäßigung del dsterrr Wiederholung Annahme der Anzeigen di» mittag» 12 Uhr für die nach mittag» erscheinende Nummer. 1902 Freitag, den 7. Februar nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 7. Februar. Sämmtliche Mitglieder des GemmmtministtriumS haben Sr. Majestät dem König ihre EntlassungSgesuche unterbreitet und haben Allerhöchstdieielben die Entschließung auf diese Ge suche Sich Vorbehalten. Die einzelnen Minister sind von Sr. Majestät dem Köliig beauftragt worden, bis auf weitere Aller höchste Entschließung die Geschäfte fortzuführen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Schriftgießer Schmidt bei der Firma Bl tttkopf u. Härtel in Leipzig das Allgemeine Ehren zeichen zu verleihen. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. -» Geschäftsbereiche de» Ministeriums des Kult«» ««d -fieutlichen UnterrtchtS. Zu besetzen: 1 Jun» die Reden ja» alueue in «lerndo rshain. Koll: da» Ministerium des Kultus rc. 1200 M Gehalt u. ivv M unwiderrusl Pers. Z ilage m. d. Verpflichtung, den Kirchschullehrer iu Be- hinderungSsällen zu vertr-, 27SM f. b Ueberstunden, 120 M. f. Heizung d. Schulstube u. fr Wohnung, St M. d Frau d. Lehrer« f. Erteilung d HaudarbeitSunterricht» Bewerbung»' gesucht m. d. erfordert. Unterlagen sind bi» 22. Febr. einzu- reichen beim Bezirksschulinspektor für Dresden II, Schulrat Fink, Dresden, Servkftr. 2b. Nichtamtlicher Leit. Aus dem Reichstage. Der Reichstag brachte gestern die wieder stark in die Länge gezogenen Verhandlungen über den Etat für das Reichsamt des Innern zu Ende. In die Beratung des Marineetats konnte jedoch auch gestern noch nicht eingetreten werden; er steht nun mehr auf der Tagesordnung für heute. Die gestrigen Debatten boten kein bedeutendes politisches Inter esse, trotz der Schärfe, die eine an das Kapitel des Aufsicht?amtS für Privatversicherungen anknüpfende Auseinandersetzung zwischen den Rednern der Linken und des Zentrums einerseits und dem Geh. Rat Gruner anderseits über die Zulässig keit der sog Zilmerschen Methode annahm. Im Lause bestand die Auffassung, daß die allgemeine Zulassung dieser einen verringerten Reservebetrag gestattenden Methode regierungsseitig bei der vor jährigen Beratung des Gesetzes zugesagt worden sei, obwohl der Wortlaut des bezüglichen Paragraphen nicht obligatorisch gefaßt ist, und daß ein vom geh. OberregierungSrat v. Knebel - Döberitz verfaßter Kommentar jener Zusage nicht entspreche. Geh. Rat Gruner gab zu, daß eine gewisse Fest legung durch die vorjährigen Erklärungen ein- getreten sei, bezeichnete es aber als eine offene Frage, die lediglich verwaltungsgerichtlich entschieden werden könne, ob diese Festlegung für alle Fälle ohne Aus nahme zutreffe. Ueber eine demgegenüber eingebrachte Resolution, die der Auffassung der Redner aus dem Hause Geltung verschaffen will, wird erst bei der dritten Lesung de» Etats abgestimmt werden. Zu dem Fonds für Erforschung und Bekämpfung der Lungentuberkulose wurde regierungsseitig erklärt, daß, sobald die Finanzlage es gestatte, reichlichere Mittel zur Unterstützung der Errichtung vonLunqenheilstätten bereilgestellt werden sollen. Auf die Methode des freisinnigen Kampfes gegen den Schutz der Landwirt- fchaft warf es ein charakteristisches Licht, daß der Abg. Müller Sagan auch au- dieser Tuberkulose frage Stoff zu einem Angriffe gegen die „Brot- verteuerung" zu ziehen wußte. Die Abgeordneten v. Kardorff und Liebermann v. Sonnenberg nahmen die Zolltarifdebatte von der agrarischen Seite sofort auf, doch gelang es, zum Etat wieder zurückzulenken, der noch im Extraordinarium den 4-MillionenfondS für Reichs-Arbeiter- und -Beamter Wohnungen auf wies. Der Staatssekretär des ReichSamtS des Innern vr. Graf v Posadow-ky erläuterte die be absichtigte Verwendungsweise dahin, daß geeigneten Baugenossenschaften Gelder zur letzten Hypothek ge geben werden follen, wobei voraussichtlich das Reich keine Verluste haben werde, und daß ferner Bau gelände angekauft und in Erbpacht gegeben weiden sollen. Dieser letztere Modus, der lebhafte Zu stimmung aus der Mitte deS Hauses fand, verdient, wie der Staatssekretär dem Abg Schrader gegen über mit vollem Rechte geltend machte, den Vorzug vor dem Uebergange des Grundstücks in das Eigen tum deS Inhabers, namentlich um deswillen, weil die Gewinne aus dem Steigen der Grundpreise da bei dem Reiche zu gute kommen, do- die gewonnenen Mittel zur Schaffung von Wohnungen auf billigerem Baugrunde verwenden kann, womit ein wichtiger sozialpolitischer Zweck dauernd Erfüllung findet. Auf die vom Abg Schrader wieder erhobene Forderung eines ReichS-WohnungSgesetzeS erwiderte der Staats sekretär, der Reichskanzler halte an der Ansicht fest, daß die Wohnungsfrage wegen ihre- Zusammen hanges mit der Kommunalverwaltung und der Exe kutive wie wegen der Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse besser von den Einzelstaaten gelöst werde. Die Berei«igten Staaten von Amerika an der päpstliche Stuhl. Wenn man den Berichten italienischer Blätter Glauben schenken kann, so wäre die Herstellung ständiger diplomatischer Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und dem päpst lichen Stuhle als bevorstehend anzusehen. Angeb lich soll der Wunsch, eine gegenseitige diplomatische Vertretung einzurichten, von dem neuen Präsidenten der Republik Mr. Roosevelt ausgegangen sein, der mit Rücksicht auf eine Reihe unliebsamer Ausein andersetzungen zwischen der Bunde-Vertretung und dem amerikanischen Bischofsamt in Aussicht genom men habe, eine Aenderung der bestehenden Verhält nisse eintreten zu lassen. Der Erzbischof von Nrw- Aork, der in Washington seinen amtlichen Sitz hat, ist apostolischer Delegierter und Vertreter des Papstes, hat aber als solcher keinerlei offizielle Beziehungen zur Washingtoner Regierung. Zunächst dürfte, wie in einigen klerikalen italienischen Blättern verlautet, entweder eine zeitweilige päpstliche Gesandtschaft in Washington eingerichtet oder eine außerordentliche Abordnung als Vertretung des päpstlichen Stuhle designiert werden. Beide Systeme haben ihre Prä zedenzfälle; in Rußland ist der definitiven Institu tion eines päpstlichen Geschäftsträgers am russischen Hofe ein mehrere Jahre andauerndes Provisorium voraufgegangen, Großbritannien hat den letzteren der beiden Wege gewählt und in der Maltafrage die außerordentliche Gesandtschaft des Generals Simons veranlaßt. Jedenfalls neigt man in gut unter richteten ultramontanen Kreisen der Ansicht zu, daß die interimistische oder außerordentliche Stellung eines päpstlichen Geschäftsträglrs unter allen Um ständen eine ständige diplomatische Vertretung deS päpstlichen Stuhles in Washington zur Folge haben dürfte. Als diejenige Persönlichkeit, die den gegen wärtigen apostolischen Delegierten in Washington, Kardinal Martinelli, ersetzen soll, wird bereits Msgr. Merry del Bal bezeichnet, der sich deS besonderen Wohlwollens des Papstes erfreuen und schon seit längerer Zeit für einen Posten, mit dem dir Kar- dinalSwürde verbunden ist, in Aussicht genommen worden sein soll. Der Krieg in Südafrika. Wie die Londoner „Allg. K." schreibt, bemerkt zu der Mitteilung Lord Kitcheners, daß sich im Westen der Kapkolonie ein Vormarsch auf Fraferburg und Calvinia als notwendig erwiesen habe, die „Daily Mail", diese Meldung von einem Vormarsch gegen die vereinigten Kommandos von Buren und Rebellen, die sich für viele Wochen im Nordwesten und im Westen der Kapkolonie häuslich niederließen, errege großes Interesse. Die Stärke des Feindes sei un bekannt. Wahrscheinlich stünden dort nicht weniger als 1000 Mann, von denen aber ein großer Teil unbewaffntte Rebellen sein sollen. DaS Ober kommando führe Kommandant Maritz, der sich vor mehreren Monaten dadurch auszeichnete, daß er bis 30 Meilen vor Kapstadt vorstieß, um Pferde aufzu treiben. Ihm unterstellt feien die Kommandanten Pyper (Nachfolger von Schepers), Bouwers, Theron und Smuts, früher Staatsanwalt in Transvaal. Der letztgenannte werde noch in Erinnerung fein als der Führer eines Angriffes auf das Lager der Lanzenreiter bei Tarkastad, durch den die Engländer größere Verluste erlitten. Kommandant Maritz habe den britischen Vormarsch vorausgesehen und große Mengen von Korn nach Buschmannland geschickt. Dieses Gebiet, da- im Westen an Namaqualand und im Norden an den Oranjefluß grenzt, sei sehr groß, trocken und zum Teil kartographisch noch nicht festgelegt. Man nehme an, daß die Buren sich in dieses Gebiet zurückziehen würden, weil dort eine Verfolgung sehr schwierig und die Kriegführung durchs den Wassermangel sehr erschwert sein würde. — Die zuletzt erwähnte Auffassung über den mög licherweise bevorstehenden Rückzug in das Buschmann land ist deshalb immerhin bemerkenswert, weil sie schon unlängst einmal aufgetaucht ist — wir gaben von ihr bereits in Kürze in unserer Nummer vom 3. d. MtS. Kenntnis — und nun jetzt auch von der britenfreundlichen Londoner „Allg. K." aus genommen wird. Wie stark der englische Truppenverbrauch in Südafrika ist, geht aus einem Verzeichnisse hervor, das der Generalquartiermeister der englischen Armee veröffentlicht hat. Nach diesem Verzeichnis wurden im Jahre 1900 nach Südafrika verschifft 5828 Offi ziere, 238 Personen im Osfiziersrang, 149722 Unter offiziere und Mannschaften. 112989 Pferde. Im Jahre 1901 wurden verschifft 4232 Offiziere, 130 Personen im Osfiziersrang, 77551 Unteroffiziere und Mannschaften, 129322 Pferde. Der Gesamt ersatz für die beiden Jahre betrug demnach 10060 Offiziere, 368 Personen im Offiziersrang. 217273 Unteroffiziere und Mannschaften, 242311 Pferde.— Nach offiziösen englischen Meldungen stehen zur Zeit in Südafrika 240000 Mann. Tagesgeschichte. Dresden, 7. Februar. Ihre Majestäten der Könia und die Königin haben Leipzig nach mehr ¬ tägigem Aufenthalt heute vormittag 10 Uhr 35 Min. verlassen und sind unter Benutzung eine« Sonder- zugeS heute mittag 12 Uhr 35 Min. nach Dieeden zurückgekehrt. — Ihre Kaiser!, und König!. Hoheiten die Frau Großherzogin von ToScana und die Erz herzogin Margarethe wohnten gestern abend einem von Sr. Durchlaucht dem Prinzen Ernst von Schönburg-Waldenburg aus Schloß Gauerintz ver anstaltete» Ballfeste bei. Dresden, 7 Februar. Se. König!. Hoheit der Prinz Georg nahm gestern an einem Diner in der Ressource auf der Bankstraße teil, das von den inaktiven Herren Offizieren, die im Jahre 1870/71 dem Generalkommando deS XII. (Königl. Sächsischen) Armeecorps angehörten, veranstaltet wurde. Deutsches Reich. Berlin Gestern morgen unternahm da».Kaiser paar einen Spaziergang im Tiergarten Der Monarch sprachen dann beim Reichskanzler Grafen v Bülow vor und hörten später im Königl Schlöffe die Vorträge de» KriegSministerü, de« Chef« de« Generalstabt« der Armee und de« Chefs de» Mrlitärkabinett« — Der hiesige Königl griechische Gesandt« Clöon A Rangabö hat Berlin für einige Zeit ver lassen Während seiner Abwesenheit wirkt der Erste LegationSsekretär Caradja al« Geschäftsträger. — Der BundeSrat überwie« in seiner gestrigen Sitzung den Entwurf eines Gesetze» für Elsaß- Lothringen über die Disziplin der Gerichts vollzieher den zuständigen Ausschüssen — Der Vorstand des Vereins deutscher Archi tekten und Ingenieure richtete eine Eingabe an den Reichstag um Einstellung ständiger Mittel in den Etat zweck» Erhaltung de» Straßburger Münsters — Der Deutsche Landwirtschaftsrat, die offi zielle Vertretung der gesamten deutschen Landwirtschaft, bat gestern mittag im Lande-Hause (Matthäikirchstraße) seine diesjährige Tagung begonnen Die Vertreter der Reich«- und preußischen Staat«regierung waren zahlreich erschienen Graf v Schwerin-Löwitz eröffnete die Ver handlungen mit einem Hoch auf Se Majestät den Kaiser, die Bundesfürsten und die freien Städte Auf Antrag de« geh Re-ierurg«rat« Reich-Meyken wählte der Land- wirtschafisrat seinen Vorstand (Graf Schwerin - Löwitz, Reichsrat Frhr v. Soden-Frauenhofen und Graf v Könneritz Loffa) wieder. Die Rückkehr der vom Lande stammenden Rekruten nach absolvierter Dienstzeit auf da« Land war die erste Frage der Beratung Hierzu nahmen zwei Referenten da« Wort: geh Regierungsrat Reich-Meyken und Kammerherr vr. Frhr. v. Echorlemer- Lieser, Mosel. Bttde legten der Versammlung folgende Erklärung zur Annahme vor: Der Deutsche Landwirt- schast»rat erklärt: 1. Di« von landwirtschaftlichen Körper schaften angestellten Versuche, durch Einrichtung von Arbeitsnachweisen die vom Lande stammenden Mann schaften nach ihrer Entlastung wieder dem Lande zuzu führen, haben bi«her nur geringe Erfolge gehabt — Gleich wohl empfiehlt e» sich, diese Versuche fortzusetzen und, wo solche Arbeitsnachweise noch nicht bestehen, sie einzurichten und so zu organisieren, daß möglichst in jeder Garnison eine Arbeitsnachweisstelle gebildet wird — Um eine ge nauere Kenntnis über den thatsächlichen Wechsel de» Wohnort« und Beruf« bei den entlasten«» Mannschaften zu gewinnen, beschließt der Deutsche Landwirtschaftsrat, bei dem Hrn Reichskanzler und Krieg«minister zu be antragen, daß bei der Entlastung der Mannschaften nicht nur, gemäß der Dienstvorschrift über Marschgebühr- nifle, der Wechsel de« Aufenthaltsorte«, sondern auch der de« Berus« und insbesondere der Uebergang vom landwirtschaftlichen Berufe zu einem anderen festgestellt, und daß diese Verzeichnisse zu einer übersichtlichen Dar stellung für das Reich, die einzelnen Staaten und Landes teile verarbeitet und veröffentlicht werden — 2. De» weiteren wird beantragt, die Bestimmungen in Z 15 Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 6. d MtS: „Sici lianische Bauernehre". Oper in einem Aufzuge nach dem gleichzeitigen Volksstück von G Verga von 8 Targioni-Tozzetti und G. Mena«ci. Musik von Pietro Mascagni. Im Verein mit Eugen d'Albert» „Abreife", die uns heute, textlich und musikalisch, anmutet wie eines jener heiteren „Intermezzi" zur Zeit der opsr» ssria, hatten es die beiden typischen Werke de» Opern- Vrri»mu«: „Bajazzo" und „Bauernehre" bewirkt, daß der reichhaltige Einakterabend vor sehr gut besuchtem Hause sich adspielte. Da« Werk MatcagniS ist gegen wärtig demjenigen Leoncavallo« gegenüber zurückgetreten in der Gunst de« Publikum», wozu hierselbst auch ein wenig mit beiträgt, daß die Ausführungen im rein Musikalischen an Straffheit und innerer Wärme nicht unbeträchtlich nachgelassen haben Im übrigen aber ist r« noch immer von einer Wirksemkeit, die überraschend ist, wenn man bedenkt, daß e» seinen sensationellen Er folg in Deutschland doch im wesentlichen nur dem Umstand dankte, daß e» in einer Zeit beinahe au«schli«ßlicher Vor herrschaft Wagner» der Sage die Wirklichkeit und auch gleich die krasse gegenüberstellte. Da«, wa» heute an dieser „Volk»oper" wirkt und wa» sie sich neben dem von einem minder impulsive«, mehr überlegenden Talent geschafft- nrn und darum künstlerisch reifer erscheinenden „Bajazzo" behaupte« läßt, ist. möchte man sagen, ein gewisser ethno« graphischer Reiz. Da» Stück süditalienischen Leben« aber, da» Berga un» vor Augen führt«, hat MaScagni kon genial musikalisch koloriert Da», meinen wir, werden dem Komponisten, der die Hoffnungen nicht zu verwirk liche» vermochte, zu denen sein erster Wurf berechtigte, auch diejenige« zuerkennen, die mit un« den ganzen „Opern- VerrSmu»" von Anfang an nur für eme ooruvergeyenve Erscheinung hielten Die diesmalige Wiedergabe de« Werke« gewann ein besonderes Interesse dadurch, daß Frau Paula Doenge« die Partie der Santuzza über nommen hatte. Die Künstlerin rechtfertigte mit der lebensvollen Verkörperung auch dieser Gestalt den treff lichen Ruf, der ihr al« dramatischer Sängerin vorangeht. Ihre Darstellung war von Intelligenz erfüllt und ge tragen und gewann unter anderem besonder« in der Scene, in der Santuzza sich der Mutter Turiddus offen bart, überzeugende Kraft Im gesanglichen Teile zeigte Frau Doenge« vor allem, daß ihr stimmlich auch die „dramatischen Accente" der Partie zur Verfügung stehen, wie e« denn besondere Erwähnung verdient, daß sie diese wieder, den musikalischen Ausdruck, mit der Ge- bärvensprache in Uebereinstimmung zu bringen verstand. Die übrige Besetzung führte die Damen Nast und Etaudigl und die Herren Forchhammer und Scheide mantel in» Treffen, Künstler, die samt und sonder» erfolgreich bestrebt sind, dem „Wirklichkeitsstil" de» Ganzen Rechnung zu tragen Daß der Romane in allen seinen Bewegungen eine gewiss« natürlich« Schönheit»- linie, nenne man e» Pose, wahrt, sei den beiden letzteren in» Gedächtni» gerufen Die musikalische Leitung führt« Hr v. Schreiner. O 6. Zur Theorie und Aethestik der bildenden Künste. I DaS lebhafte Jntereffe, da« seit einigen Jahrrn in weiteren Kreisen an den Bestrebungen unserer bildenden Künstler wieder erwacht ist, zeigt sich auch in den vielen Versuchen, die neuen Erscheinungen im Kunstlebrn theoretisch zu begründen und die Forderungen der Aesthetik mit denen der Kunstpraxi» zu vereinigen oder «ine neue, gemeinsame Grundlage zu finden Die Zahl der in diese» Gebiet gehörigen Schriften ist seit kurzem so verrachlUch gewachst«, vutz es uni» an Zett unv Raum gebricht, um auch nur diejenigen davon, die un» zur Besprechung zugegangen find, so eingehend an dieser Stelle zu würdigen, wie es un» wünschenswert erscheint. Da wir aber unser Jntereffe an diesen Erörterungen gern beweisen möchten, müssen wir un« heute einmal mit einem mehr summarischen Verfahren begnügen Besonder» eifrig zeigt sich der Verlag von Eugen Diederich» in Leipzig in der Verbreitung von Schrift««, die unter dem Wahlspruche „Durch Kunst zum Leben" eine Ueberficht aller Probleme der bildenden Kunst geben und gleichmäßig dem Künstler, dem Laien und dem Kritiker zur Begründung einer neuen ästhetischen Welt anschauung verhelfen wollen Der Grundgedanke der ganzen Büchersolge gipfelt in der Erklärung: „Ohne Kunst ist die Welt tot, durch sie wird da« Leben sichtbar, durch sie Wissenschaft und Religion erst verständlich, im Bunde mit ihr verjüngen sie sich, verjüngt sich die Sprache, die Dichtung." Im Sinn» diese« Motto« hat der Verlag die Ver öffentlichung der „Au«gewählten Werke" John Rud kin« in vollständiger Uedersetzung, von deren Erscheinen hier schon früher einmal die Rede war, unternommen und sich damit ein entschiedene« Verdienst um die deutschen Kunstfreunde erworben, die an der Begeisterung de« englischen Kritiker« und Kunstforscher« noch immer da« eigene Feuer nähren können und seinem hohen sitt lichen Patho» mancherlei innerliche Förderung verdanken werden. Zu den beiden früher herausgegebenrn Bänden ist vor kurzem ein dritter unter dem Titel „Der Kranz von Olivenzweigen" hinzugekommen, der, wie da« immer bei Ru«kin« Titeln der Fall ist, etwa» Gesuchte» hat und den Inhalt nicht erraten läßt Ru-kin hat in diesem Bande drei Vorträge, die er über die Arbeit, den Handel und den Krieg gehalten hat, mit einem vierten über die Zukunft England« vereinigt und den Versuch gemacht, seine Gedanken über diese Problem», di« rr schon früqer rn anoeren seiner Bucher eingehender und ausführlicher ausgesprochen hat, in populärer Form zu- sammenzufaffen, weshalb diese „Olivenzweige" besonder» geeignet sind, den deutschen Leser mit seinen politischen, soziologischen und ästhetischen Ansichten vertraut z« machen Auch den ästhetischen Denn »in Mann wie RuSkin, drffen ganz»« Fühlen und Denken so völlig au» dem Boden der Kunst erwachsen und durch künstlerische Rücksichten bestimmt war, konnte gar nicht ander«, al« auch da, wo»«ihm in erster Lini» auf rein praktisch» L»ben«fragkn ankam, immer wieder Ausblicke auf sein Lieblingsgebiet einzuschalten Denn Kunst und Leben waren in seiner Person ein« geworden. Da« schließt, da er kein streng systematisch denkender Philosoph war, nicht au«, daß er sich auch in Dingen der Kunst gelegentlich in Wider sprüche verwickelte, ebenso wie er z B nie recht wußte, welche Stellung er dem Kriege gegenüber einnehmen, d h ob er ihn für eine Geißel oder für einen Wohl- thäter der Menschheit halten sollte. Aber mag man RuSkin auch nicht selten mit Recht den Vorwurf der Inkonsequenz machen, so bleibt doch so viel Große« und Bewundern«werte» in der Erscheinung diese« „letzte» Propheten", als de, er in England nach seinem Tode in Wort und Schrift gefeiert worden ist, daß man gut thut, sich gerade ihm und seinen Utopien gegenüber an das bekannte Wort Konrad Ferdinand Meyer« zu erinnern: „. . ich bin kein ausgeklügelt Buch, Ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch " Jntereffant ist der Versuch Theodor Volbehr«, „da» Verlangen nach einer neuen deutsche« Kunst" in einem gleichfall« in Eugen Diederich« Ver lage erschienenen Büchlein al« „ein Vermächtni« de« 18. Jahrhunderts" zu erweisen oder mit anderen Worten da« 18 Jahrhundert als EideShelser für unsere moderne« Kunstbestrrbungen anzurufen Volbehr führt diese» sein Thema mit großer Geschicklichkeit auf Grund einer um-
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