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Dresdner Journal : 11.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-11
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1902
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ve»n»»»ret»: Beim Bezug« durch di« - G«i4»G»stK tnnertzar» ^»^-7 HWl I-ßsllsII 1! ZMmal Herausgegeben von der Königl. Expediüon de- Dresdner Zwingerstraße 20. — Fernspr.» Anschluß Nr. 1295. Erscheine», Werktag» nach« d Uhr. aber von dieser nicht ein« aesorderten Beiträge bean sprucht, so ist da« Postgeld belustigen. G«tt»dt«»n»»ge»ttzren, Dir Zeile Netner Schrift der 7 mal gespaltenen Autünd»- gun^S «eile oder deren Raum R> Pf Bei Dabelen, und Ztffernsad » Pf Aufschlag str die Zelle Unterm «e- daktionsstrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bet »sterer Wiederholung Lunahm« der Anzeigen bi« mittag« 17 Uhr für de« nach mittag« erscheinende Nummer- M8. 1902 Sonnabend, den 11. Januar nachmittags. Amtlicher Teil. Dresden, 11. Januar. Se. Großherzogl. Hoheit der Prinz Maximilian von Baden ist heute Vormittag 10 Uhr 58 Minuten hier eingetroffen und hat in der Königl. Villa Strehlen Quartier genommen Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Stadtrath zu Oschatz, Rechtsanwalt Justizrath Schmorl daselbst die Krone zum Ritterkreuze 1. Klasse de» Albrecht»order» zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Rechtsanwalt Justizrath Arno Liebster in Leipzig zur Feier seine» fünfzigjährigen Jubiläums al» Rechtsanwalt da» Ritterkreuz 1. Klasse vom AlbrechtSorden zu verleihen. Gemäß 8 14 Absatz 1 verbunden mit 88 22 Absatz 3 der Gesetzes, betreffend die Abänderung der Unfallversicherungsgesetze, vom 30. Juni 1900, wird nachstehend das Ergebniß der von den betheiligten Genossenschaft-v: rständen und den AuSführungs- behörden einerseits und den dem Arbeiterstande an gehörigen Beisitzern der Schiedsgerichte für Arbeiter- Versicherung andrerseits vorgenommenen Wahlen der nichtständigen Mitglieder de» König lichen LandeS-VersicherungSamtS und ihrer Stellvertreter bekannt gemacht: Dl Gewerbliche Unfallversicherung. Nichtständige Mitglieder au» dem Stande der Arbeitgeber: 1. Geheimer Kommerzienrath Konsul Leopold Offermann, Director der Leipziger Wollkämmerei zu Leipzig, 2. Albin Türpe, Kaufmann und Fabrikbesitzer in Dresden. Stellvertreter de» ersten nichtständigen Mitglied»: 1. Ernst Könitzer, Fabrikbesitzer in Zittau, 2. Stadtrath Gustav August Wilhelm Ramdohr, ^rivatisirender Kaufmann in Leipzig. Stellvertreter de» zweiten nichtständigen Mitglieds: 1. Geheimer Finanzrath Hugo Donath in Dresden, 2. Finanz- und Baurath Gerhard Hübler in Dresden. Nichtständige Mitglieder aus dem Stande der Versicherten: 1. Otto Zipperer, Buchbinder in Leipzig- Reudnitz, 2. Paul Starke, Elfenbeinschnitzer in DreSden- Striesen. Stellvertreter der ersten nichtständigen Mitglieds. 1. Albin Mothe», Weber in Chemnitz, 2. Franz Nagel, Glaser in Leipzig. Stellvertreter de» zweiten nichtständigen Mitglieds: 1. Georg Kretzschmann, Tischler in Chemnitz,' 2. Hugo Göring, Weber in Glauchau. v. Landwirthschaftliche Unfallversicherung. Nichtständige Mitglieder aus dem Stande der Arbeitgeber: 1. Geheimer Oekonomierath Rudolf Elwir Hähnel, Rittergutsbesitzer auf Kuppritz, Kunst und Wissenschaft. Köuigl. Opernhaus. — Am 10. d. Mt« : Gastspiel der Frau Sada Uacco, de» Hrn O. Kawa kami und de» Kaiser! Japanischen Hoftheat«r-EnsembleS „Die Geisha und der Ritter". Drama in zwei Akten — „Kesa". Drama in vier Scenen. Ein wundersamer Schauspielabend, der dem Bedürf nis eine» nach Sensationen und neuen Eindrücken be gierigen Publikum» vollauf Genüge leistet«, nach ge- wißen Seiten hin die Teilnahme und Aufmerksamkeit auch ernster, von der Bühne her geistige, rein künstle rische Wirkungen fordernder Naturen fesseln mußte, ein Abend, der Gestalten und Gesichter, die man seither nur auf Theebrettern und japanischen Fächern geschaut hat, lebendig vor Augen rückte und un» zwischen der Wür digung mimischer Kunst und überraschender Jongleur künste hin- und herwarf. Im gefüllten Opernhause waren schwerlich zehn Menschen vorhanden, di« drei Sätze Japanisch verstehen und bei der Spannung, mit der die gänzlich zu Zuschauern verwandelten Hörer den grotesken Vorgängen auf der Bühne folgten, fühlt» man sich um Jahrhunderte zurückorrsrtzt So müssen in den letzten Jahrzehnten vor dem dreißigjährigen Kriege die Bürger deutscher Städte die Darbietungen der wandernden englischen Komödianten" angestaunt, un bekümmert um da« unverständliche Wort und den tieferen Sin», sich an der Virtuosität der Springer, Tänzer, Fechter und an den Spähen der Clown» ge weidet Haven Wie man gestern di« Farbenpracht und di» Fremdartigkeit japanischer Kostüme begierig musterte, müssen vor drei Jahrhunderten die Sammet- und Seiden wämser der fahrenden Engländer in di« unverwöhnten Augen gestochen haben; wie man gestern nach dem Schlußeffekt de» Harakiri, der Bauchaufschlitzung, und 2. Geheimer Hofrath vr. jur. Karl Paul Mehnert, Rittergutsbesitzer auf Medingen. Stellvertreter de» ersten nichtständigen Mitglied»: 1. vr. Han» Otto, Rittergutsbesitzer auf Pott- schapplitz, 2. Freiherr v. Könneritz, Rittergutsbesitzer auf ErdmannSdorf. Stellvertreter des zweiten nichtständigen Mitglieds: 1. Lberforstmeister Johann Friedrich August Schulze, Director der Königlichen Forsteinrichtung»- anstalt zu Dresden. 2. Obergartendircctor Friedrich Bouch» zu Dresden. Nichtständige Mitglieder aus dem Stande der Versicherten. 1. Reinhold Lucke, Hau»- und FeldgrundstückS- besitzer sowie landwirthschaftlicher Arbeiter in Neu gersdorf, 2. Richard Rinke, Gärtner in Löbtau. Stellvertreter des ersten nichtständigen Mitglieds: 1. Alfred Iuliu» Cäsar Scriban, Obergärtner in Dresden Gruna, 2. Hermann Rothe, Staattforstarbeiter in Kändler bei Limbach. Stellvertreter de» zweiten nichtständigen Mitglieds: Die Stelle des ersten Stellvertreter» ist noch unbesetzt. 2. Stellvertreter: Gottlieb Lauckner, StaatS- forstarbeiter in Lauter. Die Wahlperiode der Genannte» läuft bi» zum 31. Dezember 1906. Dresden, am 10. Januar 1902. Königliches Landes-Vcrsicherungsamt. vr. Vodel. (Bchördl. Bekanntmachungen erscheinen auch i« Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Z« de» Vorgängen in Wreschen. Die Vorgänge in Wreschen bilden noch immer den Gegenstand mehr oder weniger leidenschaftlicher Erörterungen in der in- und ausländischen Presse. Dabei ist e» dem Einflüsse der deutschfeindlichen, namentlich der national polnischen Agitation gelungen, das Gesamtbild jener Vorgänge vollständig zu ver schieben. Nicht mehr die vermeintliche Härte des »och gar nicht einmal rechtskräftigen Urteils, das von dem Landgerichte zu Gnesen über die Aus schreitungen der mißleiteten und aufgehetzten pol nischen Bevölkerung gefällt wurde und den Anlaß zu der bekannten Interpellation der polnischen Ab geordneten im Reichstage bot, sondern die bereits am 20. Mai 1901 erfolgte Bestraf ung der Schulkinder tritt jetzt in den Vordergrund. Diese Bestrafung hat sich jedoch nach sorgfältigen amtlichen Feststellungen in durchaus korrekter Weise vollzogen. Die betreffenden Kinder sind wegen hart näckiger Verstöße gegen die Schuldisziplin (Zer reißen von Heften, unflätiger Aeußerungen. Be- dem roten Blutstreifen auf der weißen Jacke blinzelte, hat man damals dem Gurgelabschneiden im „TituS NadronikuL" zugesehen Nicht» Neue» unter der Sonne — und um die Hauptsache nicht zu vergeßen: die eng lischen Komödianten und ihre Stücke waren so wenig vollkommen echt, so wenig identisch mit den im Londoner Globe und der Fortuna gespielten Dramen, al» die gestern gesehenen kurzen Skizzen und Autschnitte den langatmigen Wirklichk«it«darflellungen der japanesischen Bühne gleichen. Die fragwürdige und einigermaßen an Wippchens Re porterdeutsch erinnernde, völlig entbehrliche mündliche Verständigung über Inhalt und Gang der einzelnen Akte, die vor dem Vorhang uns vorgetragen wurde, belehrte da» Publikum von vornherein, daß die beiden Stücke in ihrer Originalgestalt achtundzwanzig statt zweiundeinhalb Stunden dauern würden. Ganz ab gesehen von den einschneidenden Kürzungen, hatte man den Eindruck, daß in da» Wach» der theatralischen Ueberlieferung, die im Kaiserreich Japan zu Hause ist, allerhand dem Abendland« und namentlich der neu- französischen Dramatik und Schauspielkunst entlehnte Züge und Trick» unvermittelt eingeprägt worden find Indessen hat e» sein Mißliche», die Echth«it»srage allzuschars zuzuspitzen, denn man muß sich ja auch fragen, was im heutigen Japan, im Kampfe alter ur wüchsiger und neuaufgenommener Kultur überhaupt noch echt heißen könne, und darf einräumen, daß auch in den nicht dem europäischen Geschmack, aber den europäischen Gewöhnungen angenäherten Schauspielen, in der Eigenart der japanischen Darstellung, in der grotesken Mischung von Bllhnenspiel und stupenden Leistungen der Akrobaten- und Seiltänzerbude oder vor nehmer de» Ting«l-Tangel» viel Interessante» liegt Gegen über den Stücken, ihren «rnstgem»int«n und an» Tragische streifenden Scenen und ihren höchst beweglichen Pofle« entschlägt man sich de» Gedanken« nicht, daß ein« naive Dramatifirrung gewißer deutscher Volksmärchen, etwa schimpfung von Mitschülern rc.) gestraft worden, und zwar nur in einem Maße, da» hinter den Grenzen der vorgeschriebenen Zulässigkeit weit zur ück- bleibt. Gegenüber den fortgesetzten Entstellungen de» ThatbestandeS in einem Teile der Presse erscheint e» angezeigt, auf die nach amtlichen Unterlagen ge gebenen Darlegungen der „Nordd. Allg. Ztg." kurz zurückzukommen Es heißt hier über die einschlagen- den Vorgänge: „Für di« Einführung deutschen Religionsunterricht« kommen in erster Linie die Stadtschulen in Frage, über die bereit« die sonst den Polen so weit entgegen- kommende Instruktion vom 24 Mai 1842 bestimmte: ,Jn den oberen Klaßen aller städtischen Schul«« muß bei dem hierfür inlbesondere sprechenden Bedürfnis de« Gewerbe- und Handeltstande« der Unterricht in deutscher Sprache erteilt .. werden' Die katholische Stadtschule in Wreschen zählt in elf Klaßen 641 Kinder, von denen 110 der Oberstufe angehören Sie fördert die Kinder bi« zum vollen Verständnis der deutschen Sprache, und der Stand deS Unterricht» lüß der Regierung in Posen keinen Zweifel darüber, daß di« Voraussetzungen der Oberpräsidialbestimmung vom 27. Oktober 1873 für die in diesem Fall« vorgeschriebene Einsührung deutschen Religionsunterricht» gegeben waren. Trotzdem beschränkte die Regierung diese Maßnahme auf die Kinder der Oberstufe, nachdem sie noch einmal durch eine besondere Revision festgestellt hatte, daß die Kinder der drei Klaßen der Oberstufe der deutschen Sprache durchau» mächtig waren Der deutsche Religionsunterricht begann nach den diesjährigen Osterferien, und e« zeigte sich aus den Antworten der Kinder, die willig gegeben wurden, daß die Kinder dem Unterrichte volle« Verständnis entgegenbrachten. Nach etwa 14 Tagen änderte sich da« B»ld Zunächst weigerten sich einzelne Kinder, die deutschen NeligionSbücher mit nach Hause zu nehmen; andere brachten sie zurück. In steigender Zahl lehnten die Kinder ab, im ReligiontzunUrricht auf deutsche Frag.« zu antworten oder die gestellten Auf gaben, z B da« Auswendiglernen eine« Kirchenliedes, zu lösen. Der Kreisschulinspektor fragte deshalb am 4 Mai mündlich bei der Regierung an, wie sich die Lehrer diesem Widerstande der Kinder gegenüber ver halten sollten, verbot auch den Lehrern gleichzeitig, selb ständig zu Züchtigungen der Kinder zu schreiten Von er Regierung erhielt der Kreisschulinspektor die Weisung, di« Kinder, die die Aufgaben nicht lernten, nachsitzen zu laßen und, soweit sie Trotz oder Widerspens igkeit zeigten, auch körperliche Züchtigung anzuwenden — Als der Kreisschulinspektor, der den Echulbetrieb selbst fort dauernd überwachte, am 20 Mai in der Schule erschien, fand er, daß von den in der Religion deutsch unter richteten Kindern 26 zmückbehaltcn worden waren, weil sie sich geweigert hatten, ein von dem Lehrer vorgkschrie- bene« Wort (Maria) nachzusprechen und einen Satz in dem deutschen biblischen Geschichtsbuch« zu lesen. Der Kreisschulinspektor ermahnte die Kinder freundlich, da» ihnen für die Nachbleibestunde aufgegebene Lied zu lernen, und entließ, als er nach einiger Zeit wiederkam, von den noch zurückgehaltenen Kindern alle diejenigen, die sich ihm gegenüber nicht besonder« widerspenstig zeigten ES blieben insgesamt nur 14 Kindrr zurück, die nach dem Maße des bekundeten Trotze« körperliche Strafen erhielten, die sich in ganz mäßigen Grenzen bewegten Mit einem dünnen Rohrstock erhielten drei Mädchen je vier Schläge auf jede Hand, drei Mädchen und ein Knabe je drei Schläge, ein Knabe und fünf Mädchen je zwei Schläge auf jede Hand und ein Knabe zwei Schläge auf das Gesäß Der ganze Vorgang, auf den weder der Ausdruck „Mißhandlung" noch der AuS- druck „Mafsenzüchtigung" paßt, würde kaum in weiteren Kreisen Beachtung gesunden haben, wenn sich nicht daran der Tumult angeschlossen hätte, der zu dem Urteil de» Landgericht« in Gnesen geführt hat Auf diesen Vorgang soll hier nicht weiter eingegangen werden, weil das gerichtliche Verfahren rock schwebt Nur ist gegenüber den groben Ent stellungen in einem Teil« der Preße hervorzuheben, daß sich unter den wegen ihre« widerspenstigen Verhalten« im Religionsunterricht« vor oder an dem 20 Mai körperlich gestraften Kindern kein Kind einer der in Gn«sen ver urteilten Personen befindet " E« heißt sodann weiter: „Einige Kinder sind soweit gegangen, ihre Mitschüler, die sich der Anordnung ihrer Lehrer fügten, beschimpft, geschlagen und mit Steinen geworfen zu habe«; im Grsangunterrichte haben sich 13 Mädchen geweigert, ein deutsches patriotische« Lied zu singen, da sie Polinnen seien; «in Knabe hat sich in gemeinen Be schimpfungen gegen unser Herrscherhaus vergangen. Hiergegen mußte trotz de« ausgegebenen Schlagworte«: ,Die Maflenrüchtigungen dauern forO ernst ein- geschritten werden. Die« der Wrrschener Vorgang, so weit er die Schule selbst betrifft. ES läge nahe, daran die Erörterung zu schließen, wen die moralische Ver antwortung dafür trifft, daß di« Kinder und die Bevölkerung gegen Schule und Lehrer so maßlos verhetzt worden sind; aber dies würde der gericht lichen Entscheidung vorgreifen, die nach den mündlich verkündeten Gründen hierüber wohl vollen Aufschluß geben wird. Hier sei nur da« Eine hrrvor- gehoben: Auf Grund drr in den Jahren 1872 und 1873 ergangenen Bestimmungen wird in Oberschlesien, in Ost- und Westpreußen der Religionsunterricht an die Kinder polnischer Muttersprache nur auf der Unter stufe drr Volksschule polnisch, dagegen auf der Mittel- und Oberstufe ganz allaemein deutsch erteilt zum Ge winn für den deutschen Charakter der Schulen und ohne daß die religiöse Erziehung der Jugend Schaden ge litten hat. Die Bestimmungen für die Provinz Posen bilden eine Ausnahme von der sonst allgemein fest gehaltenen Regel, ohne daß in dem größeren Anteil der fremdsprachigen Bevölkerung an der Gesamtbrvölkerung ein Grund für dies« AuSnahm« zu finden wär« W«nn bei dieser Lage der Sache die Regierungen in der Provinz Posen gemäß den Bestimmungen von 1873 nach sorgsamer Prüfung der Sprachkenntniffe der Kinder im einzelnen Falle, wie in Wreschen, für die letzten Schuljahre da» Verfahren im Religionsunterricht vor schreiben, da» in Tausenden von evangelischen und katho lischen VclkSschulen seit drei Jahrzehnten im Brauch ist, so liegt hierin gewiß keine R.chtferti^ung oder Ent schuldigung für tumultuarische Ausschreitungen, wie sie in Wreschen vorgekommen find." Die »»Svärtige Politik der Woche. Die Beratung de» ReichShaurhaltplanS bot dem Hrn. Reichskanzler gleich am ersten Tage Gelegenheit, sich über zwei brennende Fragen, die Beziehungen Deutschlands zu England und den Dreibund, auszulassen. Graf v. Bülow hat so gesprochen, daß die Zuhörer tun Eindruck gewannen, es sei ihm durchaus nicht unbequem, vielmehr erwünscht, der Vertretung des deutschen Volkes gewisse Aufklärungen zu geben. Tie Zurückweisung der für unsere mili tärische Ehre kränkenden Worte de» englischen Kolonialsekretärs Chamberlain kann, was wir schon gestern an dieser Stelle betonten, jeden Patrioten befriedigen durch ihren sachlichen Ernst wie durch die in diescm Falle besonders wohlthuende Ueber? legenheit des deutschen Staatsmannes über den britischen in der Behandlung der polemischen Form. Die ungetrübte Fortdauer guter und freundschaft licher Beziehungen zwischen Deutschland und Eng land, abgesehen von der Person deS Hrn Chamber lain, hat der Hr. Reichskanzler nochmals mit Nachdruck als im Interesse beider Völker liegend bezeichnet. Die verständigen Engländer, auf die Graf v. Bülow sich bezog, werden mit den verständigen Deutschen in diesem Punkte einig sein. Hoffentlich gelingt es ihnen, nach und nach den unverantwortlichen Hetzern in beiden Ländern das Handwerk zu legen. ver Hrftone vom tapferen Schneidert«»» samt Fliege», Riesen, Einhorn und Wildsau, oder einer drastischen Einbrecher- und Mordgeschichte, wie man sie allwöchent lich in den Berliner Zeitungen liest, von den Kostüm- und Farbenwirkungen abgesehen, ganz ähnliche Wirkungen hervorbringen würden. Auch wenn un» nicht gesagt wäre, daß das japanische Schauspiel au» dem hochent wickelten landeiüblichen Puppenspiel hervocgegangen sei, müßte der merkwürdige Gegensatz zwischen dem scharf geprägten und aufs höchste gesteigert«» Naturalismus rinzrlner Scenen und der marionettenhaften Zappelei anderer un« nahelegen, daß sich hier die primitivsten Anfänge und die letzten Verfeinerungen der Kunst gar wunderlich paaren Was von Natur, Landeiart, häus licher Sitte Japan« in Dekorationen und scenrschen Bildern zu Tage kam, fesselte hauptsächlich durch den malerischen Reiz; die musikalischen Beigaben wirken zwar fremdartig, aber so dünn und dürftig, daß sie die Illusion wahrlich nicht erhöhen. Die Reklame, mit der auch die Gastspiele von Frau Sada Maceo und ihren Kunstgenüssen «»geleitet und be gleitet werde», macht für die Bewunderung der japanesischen Darsteller ganz bestimmte Forderungen und setzt jedem, der Einwände zu erheben hat, „die Brille eingefleischter Litteraten" auf. Ich weiß mich frei vom Verlangen nach „schönen Worten" und vermag sehr wohl zu sehen, daß di« anmutige Erscheinung der Frau Sada Aacco (Katsuragi und Kesa) in einzelnen Augenblicken «ine starke schauspielerische Kraft und in den Lterbescenen beider Stücke «ine auSgebildrte, von scharfer Beobachtung ge nährte besondere Virtuosität an den Tag legt. Aber der von Pari« au« in die Welt geschickte Vergleich der Japanerin mit Eleonore Düse ist schon um de«willen albern, weil un« alle Mittel gebrechen, der geistigen Seit« dieser Schauspielkunst, vie ja wohl auch vorhanden sein wird, irgend näher zu kommen Unter den männ lichen Darstellern ragt Hr Otojiro Kawakami (der im ersten Stück den Ritter Nagoya Sanza, im zweiten den unglaublich tapfer» und mordbereiten Ritter Morito spielte) hervor, gerade bei ihm ist aber die Einwirkung europäischer Kunst neben der außerordentlichst«» asiatischen Geschmeidigkeit sehr stark bemerkbar. Unter den Füll figuren der Stücke waren im ersten Drama die Erschein ungen buddhistischer Mönche, im zweiten di« japanesischer Räuber besonder« charakteristisch. Aber der Gewinn, der au» solchen Aufführungen davongetragen wird, ist schließ lich für jeden, der nicht im Banne de» Abwechselung«- bedürsniße» um jeden Prei» fleht, viel mehr »in volks- und sittengrschichtlicher, al» rin poetischer und künstlerischer. Adolf Stern. Nesideuztheater. — Am 10 d Mt» : „Der Braut vater". GesangSpoße in drei Akten von Adolph Rosse. Musik von Heinrich Platzbecker. (Zum ersten Male ) Der gestrige Abend im Refidenztheater, der zwei Ge sichter: ein fröhlich heitere» und ein finnig-ernste» zeigte, bedeutete eine Ehrung für zwei Künstler zugleich. Beide, der produzierende wie der reproduzierende, sind Lieblinge unserer Theaterbesucher, jener, Heinrich Platzbecker, al» der Erschaffer einer anmutigen, melodienrrichen Musik, dieser, Karl Friese, al« der Darsteller einer Fülle drr heitersten Gestalten au« dem Reiche der Bahnenkunst Beiden Künstlern, insonderheit aber dem letzteren, dem e« vergönnt ist, in diesen Tagen auf eine fünfundzwanzigjährig» Bühnenthätigkeit zurück- zublicken, wurden gestern abend begeisterte Huldigungen dargebracht, auf die wir weiter unten noch zu sprechen kommen Adolph Rosse, der Textdichter de« „Braut vater«", der gestern al« der Dritte in den Bund der Gefeierten gehört hätte, fehlte; man konnte seiner, der auch eine Zeit lang un« Dresdnern angehörte, nur in freundlichem Erinnern gedenken.
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