Suche löschen...
Dresdner Journal : 10.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-10
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 10.01.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bei» Bezüge durch Vie Befchästsstei« i«»erh«st vre»0e»o 2,oo M («n hi ^attagung), durch di« » Deutschen Reich« » M. (au-schließlich Bestellgeld) Vierteljährlich. Ginzel»« Kummern 10 Ps Mrd Zurückjenduna der für di« kchristleituug bestimmte», aber vou diejer nicht riu» arforderten Beiträge b«an- Frucht, io ist das Postgeld beizufügen. Dresdim ZMNMl Herau-gegebtn von der Künigl. Expedition de» Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Ftrnspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine»: Werktags »ach» » Uhr Unkündtgungsgrdttre«: Di« Zeile kleiner Schrill d«r 7 mal gespaltene» Lntündi» gungS Seite oder deren Raum 20 Pf Bei Tabellen- und Ziffernlab S Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Pf. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittag» erscheinende Nummer. M7. Freitag, den 10. Januar nachmittags. 1902. Amtlicher Teil. Ee. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Postsekretär Genser in Leipzig da» Ritterkreuz 2. Klasse des AlbrechtSordenS, dem Ober- Telegraphenassistenten Liebscher in Leipzig das Albrechtskreuz und dem Postschaffner Küchenmeister in Leipzig das Allgemeine Ehrenzeichen bei ihrem Uebertritt in den Ruhestand zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Straßenwärter a. D. Jäkel in Groß graupa da» Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. WekannLnrachung, die Erweiterung der Befugnisse des Staats- aichamtes zu Zwickau betreffend, vom 9. Januar 1902. Im Anschlusse an die Bekanntmachung vom 3. März 1873, die bestehenden Aichämter und deren Einrichtung für verschiedene Zweige der AichungS- grschäfle betreffend (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 225), wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Befugnisse der StaatSaichamteS zu Zwickau (Ordnungszahl 19.) auf da» Aichen von selbstthätigen Regiftrirwaagen erstreckt worden sind. Dresden, den 9. Januar 1902. Ministerium des Innern. 217 v. Metzsch. GrAtAAANge«, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. I« Geschäftsbereiche des MtuiftertumS der -inan- zen. Bei der Verwaltung der Staatseisenbahnen sind ernannt worden: Alsred Kurt Prater und Gustav Alwin Schmidt, zeither RegierungSbausührer, als RegierungS- baumtister in Greiz und Zittau; Kästner, zeither Bahn- hossinspekior I. Kl. in Lugau, olS Kaffenrevisor in Dresden; Schäffner, zcither BahnhosS-Jnspeklor II. Kl. in Wilkau, el- BahnhosS-Jnspektor t. Kl. in Lugau; Schobert, zeither StationSv-rwalter I. Kl. in Wolkenburg, als BahnhosS- Jaspektor II. Kl. in Lengenfeld; Fiedler, zeitherLokomotiv führer, al» Heizhausvorstand in Görlitz; Dietrich und Mehnert, zeither Weichenwärter II. Kl., al» Schirrmeister in Leipzig II und Leipzig Ueberg-Bahnh ; die Techniker Fugmann, Karl Hugo Arno Müller und Riedrich, zeit her HilsSausseher, als Bauaufseher in Frohburg, Leipzig und Hilbersdorf; BulturiuS, zeither Wächter, als Weichen wärter II. Kl in Zwickau; Trepte, zeither Station»- arbeiter, al» Weichenwärter II. Kl (Verwalter der Haltestelle) in Dippelsdorf; die nachzenannten HilsSweichenwärter als Weichenwärter II. Kl.: Baumgarten und Schreiter in Chemnitz, Be her in Leipzig II, Braunschweig (Militär- anwärter) in Elsterberg, Fiedler in Olbernhau, Joh. Fischer in FranzenSbad, Rob. Herm. Fischer in Kieritzsch, Ljeube in Rochlitz und Oelmann in Cranzahl; die nach genannten ständigen Arbeiter (Vorarbeiter, Stellvertreter) als Bahnwärter: Daßler und Windisch sür Posten Gößnitz- Gera 23 und 231)11, Kertzig für Posten Leipzig-Plagwitz 2, Mai (Miliiäranwärter), Friedr. Aug Müller, Schwabe und Steuernagel für Posten Lcipzig-Hos 2 ll, 14a* I, 38 II und 1SII, Wiedemann für Posten DreSden-Werdau 58a* II und Ziegler für Posten Gera-Weischlitz 8; Schwanitz, zeUher Bahnwärter, al- Wächter in Zwickau; Grandke, zeither Hilsswächter, al» Wächter in Dre»den-Fr. I» Geschäftsbereiche de« Mtnifterium« de« Kult»« »ns -ffentltche» Unterricht». Gesucht: ein Vikar zur Vertretung eine» erkrankten Lehrer-an dcr Schule in Dahlen bis Ostern Monatlich lvo M. Meldungen sofort beim Be- zirk-schulinspektor Schulrat Reil, Oschatz. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Seil. A»s dem Reichstage. Der Reichstag setzte gestern bei sehr geringem Besuche die Etaldebatte fort, die diesmal, nachdem die Zolldebatten das Hauptinteresse für sich vorweg« genommen haben, trotz der gewohnheitsmäßigen Länge der Reden Erörterungen von größerer politischer Be deutung nur in beschränktem Maße zu Tage förderte. Auf die vorgestrige Rede deS Reichskanzler» nahmen sämtliche Parteiredner Bezug, und es darf festgestellt werden, daß e» in den von jener Rede berührten Punkten im deutschen Reichstage keine Meinungs verschiedenheit giebt. Wenn von der konservativen Partei bis zu den Sozialoemokraten die Vertretung deS deutschen Volker ihr unbedingte- EinverständiS mit der Antwort erklärt, die den Aeußerungen deS Hrn. Chamberlain von der öffentlichen Meinung Deutschlands und in Uebereinstimmung mit ihr vom deutschen Reichskanzler zuteil geworden ist, so wird die» im Auslande, wo man leider nicht ohne Grund in Fragen nationaler Ehre und nationaler Interessen Meinungsverschiedenheiten zwischen den politischen Parteien Deutschlands vorauSzusetzen gewohnt ist, wohl nicht ohne einen gewissen Eindruck bleiben. Wie vorgestern der Sozialdemokrat Südekum, so nahm gestern nicht nur der Zentrumsredner Abg. Bachem, sondern auch Hr. Richter und der noch zweifelloser englandfreunvliche Abg. Schrader ent schieden Stellung auf der Seite der über die Chamberlainschen Worte empörten National gefühls, dem durch den Verlauf der vorgestrigen und gestrigen Debatte in dieser für die deutsche Seite nunmehr erledigten Angelegenheit in erfreu licher Weise Genüge geschehen ist. Im übrigen hielt sich die Debatte an die Finanzfragen. Die Abgg. Bachem und Richter kamen darin überein, daß sie die Ergänzungsanleihe grundsätzlich ab lehnen und ebenso die Perspektive auf neue indirekte Reichssteuern abweisen. Sie wollen das Budget durch Beschränkung der Ausgaben ins Gleichgewicht zu bringen suchen und machten sich gegenseitig da- Verdienst streitig, schon bisher „gebremst" zu haben. Daß auf diesem Wege daL Ziel nicht zu erreichen sein dürfte, schien indessen der Abg. Bachem zuzu geben, denn er deutete bereits eine Bedingung an, an die seine Partei die Bewilligung der Er gänzungsanleihe knüpfen würde, daß nämlich die Ueberweisungs Überschüsse gesetzlich für die Tilgung dieser Anleihe festgelegt werden, ein Gedanke, der bei den Einzelstaaten nicht viel mehr Beifall finden wird, als die Erhöhung der Matrikularbeiträge, die damit umgangen werden soll. Der Abg. v. Kar- dorff, der auch seinerseits eine sorgfältige Prüfung der Ausgaben als notwendig bezeichnete, wies dar auf hin, daß die Lage dahin dränge, an die Stelle des System» der schwankenden Matrikularbeiträge, das für die Einzelstaaten unerträglich werde, eine rationellere Ordnung de» finanziellen Verhältnisses zwischen den Einzelstaaten und dem Reiche zu setzen. Eine Kritik des Abg. Bachem an der Finanzgebar ung der Reichspostverwaltung veranlaßte den Staatssekretär Kraetke, darzulegen, in welchem Maße die Reichsfinanzen durch die vom Reichstage ver langten und in den Tarifgesetzen beschlossenen Ver- kehrSerleichterungen ungünstig beeinflußt worden sind. Z»r „Dreib«»d-Frage". Au» Wien schreibt man un»: Der Eifer, mit dem die österreichisch-ungarische Presse an der allgemeinen Erörterung de» Dreibund- Thema» teilnimmt, findet eine vollkommen genügende Erklärung in der auch sür die habsburgische Monarchie außerordentlich großen Bedeutung des Gegenstandes, um den eS sich handelt. Jener Elfer wird aber zum Uebereifer, wenn zahlreiche Organe der öffent lichen Meinung da» Sensationsbedürfnis der Leser befriedigen wollen, indem sie manche au» höchst zweifelhaften Quellen herstammende Mitteilungen und Vermutungen verbreiten, die zumeist eine un günstige Entwickelung der „Dreibund-Frage" Vorher sagen. Diese publizistische Thätigkeit ruft eine be dauerliche Nervosität hervor und sie fördert nur die Bestrebungen der Dreibund-Gegner. Sie kann auch nicht durch die Behauptung beschönigt werden, daß sie eine wohlgemeinte oder gar notwendige Warnung und rechtzeitige Orientierung des Publikums be zwecke; sie beruht auf falschen Grundlagen, und sie ist daher geeignet, eine schädliche Verwirrung zu bewirken. Will man diese Verwirrung einschränken, so muß man ohne Rücksicht auf mehr oder minder gewagte Angaben und Mutmaßungen nur diejenigen Punkte ins Auge fassen, die als unzweifelhaft gelten können. Erst auf diesem Wege kann man zu stichhaltigen Folgerungen bezüglich der Zukunst gelangen. Die Vorgeschichte und die reale Bedeutung der italienisch-französischen Abkommens wurden bereits so vielfach besprochen, daß eine wichtigere Ergänzung dieser Erörterung kaum noch möglich ist. Vielleicht ist eS aber am Platze, die Aufmerksamkeit auf ein Detail zu lenken, das einen Behelf für die unbe fangene Beurteilung des Vorgehens der französischen Diplomatie bildet. In den Aktensammlungen der französischen Ministerien liegen Stöße von Referaten und Denkschriften, die verfaßt wurden, bevor der Gedanke einer französisch-italienischen Vereinbarung vor der Oeffentlichkeck überhaupt diskutierbar war, und die insgesamt betonen, daß die Stellung Frank reichs in Tunis durch das Anwachsen der dortigen italienischen Kolonie und durch die Zunahme der wirtschaftlichen und finanziellen Kräfte dieser Kolonie empfindlich bedroht sei. Amtliche Autoritäten und berufene Kenner der tunesischen Verhältnisse forderten eine Abhilfe gegen die Gefahr, die sich früher oder später aus dem Vorherrschen des italienischen Elements ergeben dürfte, und eS wurden sehr ein schneidende, gegen Italien feindselige Maßnahmen vorgeschlagen, die jene Gefahr beseitigen sollten. Die Ideen, die in diesem Aklenmaterial nieder gelegt waren, gewannen in der Behandlung durch die französischen Staatsmänner ein verändertes Gepräge, sie boten aber die erste Anreg ung zu einer Politik, deren Ergebnisse nun wahrnehmbar sind. Bei jenen ersten Anregungen Handelle e» sich für die Beteiligten nicht um einen internationalen Scenenwechsel, nicht um die Gewinn ung der Freundschaft Italiens für Frankreich, sondern einzig um das Bestreben, eine für Frank reich kritische Gestaltung der inneren Zustände in Tunis zu verhindern. Seither ist ein langer Zeit raum verstrichen und sind Wandlungen eingetreien, die der französischen Regierung den Wunsch auf drängen konnten, die Regelung der Interessensphäre Frankreichs und Italiens in Afrika in einer auch für Italien ersprießlichen Weise durchzuführen. Tie Erinnerung an die früheren Besorgnisse der fran ¬ zösischen Kolonialpolitiker muß aber die unbefangenen Beobachter in der Vermutung bestärken, daß man in Paris jene Regelung, wie sie nun erfolgte, seit Jahren nicht nur als einen Vorteil sür Italien, sondern auch al- einen sehr schätzbaren Vorteil für Frankreich selbst betrachtete. Mit dieser Ausfassung stimmte auch die Thatsache überein, daß die fran zösische Diplomatie schon auf die Auseinandersetzung mit Italien hinarbeitete, bevor sie noch die leiseste Hoffnung hegen durfte, Italien durch eine freund schaftliche Annäherung zu einer Aenderung seiner internationalen Stellung zu bewegen. Zugleich wird aber durch die nüchterne Würdigung des Geschehenen die Theorie erschüttert, die französisch-italienische Vereinbar ung sei lediglich ein von Frankreich gebrachtes Opfer, das Italien zur Lossagung vom Dreibunde bestim men solle. Die Vereinbarung fördert die Inter essen beider Staaten, und ihr Abschluß ist daher un schwer erklärlich, auch wenn man weder der franzö sischen noch der italienischen Regierung das .Vor haben zumutet, die europäische Mächtegruppierung zu verschieben. Soll das italienisch-französische Abkommen aber durchaus im Zusammenhänge mit der „Dreibund frage" gewürdigt werden, so muß yran feststellen, daß die bisher bekannten Thatsachen nach keiner Richtung geeignet sind, die Besorgnisse zu recht fertigen, die in einem Teile der österreichisch-unga rischen Presse zum Ausdrucke gelangen. Die ita lienisch französische Vereinbarung ist die sinngetreue Erweiterung einer Abmachung, die schon vor Jahren getroffen wurde und die bisher die Dreibund-Inter essen in keiner Weise schädigte. Die Milderung des Zwistes zwischen den beiden rivalisierenden Mittel meermächten wurde während deS Bestandes dieser Abmachung von den Dreibundpolitikern als ein nicht nur für Italien, sondern auch für dessen Ver bündete erfreuliches und entlastendes Moment be zeichnet. Wenn nun der alte Zwist völlig schwindet und wenn die Regelung der afrikanischen Jnter- essenfragen der beiden Reiche eine endgiltige wird, so kann diese Ausgestaltung eines Prozesses, den man ohne Sorge, ja mit Befriedigung beobachtete, doch nicht plötzlich eine Gefahr für den Dreibund bedeuten. Diese Gefahr könnte sich nur ergeben, falls die beiden beteiligten Regierungen die Absicht hätten, ihre Annäherung erst zum Ausgangs punkte einer großen politischen Aktion zu machen. Die letztere Annahme wird aber in Kundgebungen der französischen und der italienischen Diplomatie mit aller Entschiedenheit bestritten. Seitens deS Pariser Kabinetts wurden hier und wohl auch ander wärts Erklärungen abgegeben, die besagen, daß die französische Regierung bei ihrer sreundfchafilichen Auseinandersetzung mit Italien keinerlei dreibund feindliche Absichten verfolge und daß sie die Miß deutungen bedauere, die an ihr entgegenkommendes Verhalten gegenüber Italien geknüpft werden. Andrerseits hat die italienische Regierung sich be müht, durch ihre Vertreter im Auslande den Ver dacht völlig zu entkräften, daß sie mit ihrer An näherung an Frankreich ein Abschwenken vom Drei bunde vorberelten oder auch nur erleichtern wolle. Die betreffenden Aeußerungen der beiden Kabinette lauteten so bestimmt und unzweideutig, daß man sie nur anzweifeln könnte, wenn man an das Vor handensein einer planmäßig auf die Täuschung Dritter Hinzieleicken Jntrigue glauben würde. Ein solcher Argwohn wäre aber nicht am Platze. Die Leiter der französischen Politik können nicht die Neigung hegen, sich durch die Abgabe von Erklär- Kmlst und Wissenschaft. Konzert. Zwei geister- und musikalisch wahlver- »andte Künstler, die Herren vr. Ludwig Wüllner und Hofkapellmeister Richard Strauß, vereinigten sich gestern abend im dichtbesetzten Saale des Musrnhause» zu einem Konzert, da» den Musikfreunden eine Fülle eigenartiger Genüsse und neuer Anregungen brachte. Auch eine gewisse Ueberraschung war den Zuhörern durch die Erkenntnis der Thatsache vorbehalten, daß di« auf dem Programm de» „Richard Strauß-Abend»" verzeich neten Kompositionen, die al» „symphonische Lieder" zum Teil ganz neue Bahnen einschlagen, mit der vorrückenden Zeit ihrer Entstehung an melodischer Klarheit, har monischer Durchsichtigkeit und unmittelbarer Verständlich, keit gewinnen Bewei» dafür bieten die Gesänge au» op. 46 bi» 48: da» von dem warmen Atem einer herzerfrischend natürlichen Empfindung durchströmte „Ein Obdach gegen Sturm und Regen" (Rückert), da« zarte, duftige „Ich schwebe wie auf Engeltschwingen" (K Henckell), die einfache, edel empfundene „Winter weike" und di« jubelnd der Sonne «ntgegenjauchzende „Winterlieb«" de» zuletzt genannten Dichter». Diese Lieder, die sich au» den angegebenen Gründen bald einen bevorzugten Platz auf den Konzertprogrammen er- ringen dürften, mußten zum Teil wiederholt werden Nicht ohne großen Sturm und Drang und mancherlei Hai manischen Ueberschwang treten einzelne Gesänge au» der ersten Schaffen«zeit de» Komponisten dem Hörer gegenüber, aber der geniale Schwung, die Kühnheit und Eigenart der Erfindung, die wunderbar« Kraft und ergreifende innere Wahrheit de« Au«druck« sowie eine höchst natürlich«, scharfe und sinn gemäße Deklamation vereinigen sich bei liebevollster und außerordentlich feinsinniger Behandlung de» Detail« und bei einer geradezu meisterhaften Technik und Form- behrrrschung zu einer hinreißend großzügigen, künst lerisch einheitlichen Linienführung und außerordentlichen Wirkung de« Ganzen. Strauß ebenbürtig zur Seite zu stehen, wäre vielleicht nur einem — Hugo Wolf — be- schieden gewesen, wenn ein unerbittliche« Geschick dem bedauern«werten Künstler nicht vorzeitig die Feder aus der Hand genommen hätte Wie R Strauß gelangte auch der Wiener Tonkünstler im polyphon-psychologischen Sinne zu einem großartigen Ausbau de« neuzeitlichen und de« älteren Liederstil«, zu dem bereit« Schubert und Schumann, R. Franz und Brahms die Weg« vor gezeichnet hatten — Ueber den geistvollen Vortrags- künstle» Hrn vr. Wüllner etwa« Neue« zu sagen, erübrigt sich angesichts der Erfolge, die er seit Jahren in den Konzertsälen zu verzeichnen hat Sein Gesang bedeutet nach wie vor einen bewundernswerten Sieg de« Geiste« über die Materie und einen erneuten Beleg zu dem ost angeführten Worte: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg" Der vielseitige Künstler führte auch gestern seine Riesenaufgabe mit vollkommener Beherrschung von Wort und Ton erfolgreich durch und erntete mit dem die Begleitungen am Klavier in vorzüglicher Weise au«- führenden Komponisten begeisterte Beifallsbezeigungen U S Die Fortschritte der Himmelskuude im Jahre 1901. Die große Errungenschaft der Himmelskunde an der Schwelle de« neuen Jahrhundert« war da« Aufleuchten eine« neu«n Sterns im Bilde de« Perseu«, da« am 21. Februar an verschiedenen Stellen fast gleichzeitig beobachtet wurde Einer der ersten Entdecker war jeden- fall« wieder der Astronom Anderson in Edinburg, der schon seinerzeit den neuen Stern im Bilde de« Fuhr mann zuerst bemerkt hatte Zunächst zeigte die „Nova Prrs«i" wenigstens keine besonderen Eigenschaften, die sie von früher an neuen Srernen beobachteten Erscheinungen unterschieden hätte. Norman Lockyer, der sofort eine Untersuchung de« Spektrum» vornahm, stellte fest, daß es in seiner Zusammensetzung in hohem Grade dem de« neuen Sterns im Fuhrmann glich. Allerding« konnte er bereits ermitteln, daß wenigstens zwei Lichtquellen vorhanden waren, von denen die eine ein Spektrum mit dunklen, die andre ein solches mit Hellen Linien lieferte, welch' letztere besonder« durch die Elemente Wasserstoff, Helium, Calcium und Asterium gebildet wurden Diese Wahrnehmungen deuteten darauf hin, daß der neue Stern durch den Zusammenprall zweier Himmelskörper ent standen war, die sich nun wieder mit einer Geschwindig keit von über 1000 Km in der Sekunde voneinander entfernten Die Größe de« Stern« nahm vom 25. Februar bis zum 6. März von der ersten Hellig- keitSklaffe bis zur dritten ab Die Photographien de» Spektrum«, die mit dem größten Fernrohre der Welt an der Derke«-Sternwarte ausgenommen wurden, be- stätigten im wesentlichen die Beobachtungen Lockyer«. Außer den von diesem Forscher bereit« angegebenen Elementen waren auch Magnesium und Coronium mit Sicherheit nachweitbar. In ein neue» Stadium trat da» Interesse für da« Gestirn, al« durch Photographien nachgewiesen war, daß der Stern von Nebelmaffen um geben war, die sich mit einer unglaublich großen Geschwindigkeit bewegten Der scheinbare Bewei« dafür wurde durch den Vergleich zweier Photographie» erbracht, von denen die eine am 26 Septembrr mit dem Spiegelteleskop der Derked-Sternwarte, die andere am 8. November durch ein ähnliche« Instrument der Lick-Sternwarte erhalten worden war. Die leuchtenden Nebelmaffen zeigten auf der letzteren Aufnahme eine wesentliche Verschiebung gegen ihre Lage auf dcr ersteren. Größeres Aufsehen hat selten eine Nachricht auf dem Gebiete der Himmelskunde gemacht, denn die erwähnte Beobachtung bedeutete, daß sich jene Nebelmaffen mit einer Geschwindigkeit bewegten, die etwa 80000Meilen in einem Tage durcheilten. Prof Lockyer warf feine Autorität einer derartigen Annahme entgegen. Er er klärte die Verschiebung der leuchtenden Nebelmaffen daraus, daß die Umgebung des neuen Stern« über haupt von einer Masse kosmischen StaubeS oder sonstiger Materie umgeben sei, innerhalb derer fortgesetzt erneute Zusammenstöße erfolgten, so daß sie abwechselnd an verschiedenen Stellen ins Leuchten geriete. Der be rühmte Astronom äußerte ferner die Ansicht, daß da» Aufleuchten de« neuen Stern« durch die Störung einer großen Nebelmasse infolge eine« Zusammenstöße« mit anderen Himmel«körpern erfolgt wäre und nicht durch einen sogenannten Weltenbrand, soll heißen, durch di« Explosion eine» Himmel»körper«, die vielleicht überhaupt gar nicht oder jedenfalls nur sehr selten vorkäme. Die Beobachtungen de» neuen Stern» haben noch nicht ihren Abschluß gefunden, da sich da« Gestirn glücklicherweise längere Zeit sichtbar erhält, al« e« mit manchen seiner Vorgänger der Fall gewesen ist. E« ist also nicht aul geschloffen, daß auch da« jetzt begonnene Jahr noch neue Ueberraschungrn von dieser Geburt de« Jahre« 1901 bringen wird. Von allgemeinen Ereignissen auf dem Gebiete der Himmelskunde ist der Gedächtnisfeier de« Tode« Tycho Brahe» zu gedenken, die am 24 Oktober in der ganze« gebildeten Welt und im besonder« feiten« der Vertreter der Himmeltkunde und seilen« der Länder begangen wurde, denen der große Pionier der Astronomie in seinem Leben nahegestanden hatte. — Die mit dem Riesen fernrohr der UerkeS-Sternwarte ausgenommen»« Photo graphien verschiedener Himmelskörper haben gezeigt, wa» »in solches Instrument von ungeheuren Maße» und von feinster Arbeit zu leisten vermag Seit 1840, wo zum ersten Male eine photographische Platte gegen den Himmel zur Aufnahme eine« Stern« gerichtet wurde, hat di« Himmel«photographie geradezu uner-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite