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Dresdner Journal : 04.01.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190201042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-01
- Tag 1902-01-04
-
Monat
1902-01
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 04.01.1902
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Ve,u»»prets: Beim Bezüge durch di« B«schäf1»ß,itr tuuerhar» dre»dnm 2,KO M (einschl. ^utraguua), durch di« V»ß m Dculschcn Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzeln« Nummern IS Pf Mrd Zurücksenduna der für die Schnstleitung bestimmten, aber von diefer nicht ein- ßesorderten Beitrüge b«an» sprucht, so ist das Postgeld beizufügen. Dresdner Imnml. Herausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine»! Werktag» nachm S Uhr. Antündtinn^nekRhr««» Die Zeile Neiner Schrift der 7 mal gespaltenen Lntandi- »»»»«-Seite oder deren Rau« Ü0 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz S Pf Aufschlag wr die Zeile. Unterm R«. oaktion-strich (Eingesandt) die Textreile mittler Schrift oder deren Raum KO Pf. Gebühren - Ermäßigung bet dsterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag» 12 Uhr für die nach» mittag» erfcheiuende Nummer. 1SV2. W3 Sonnabend, den 4. Januar nachmittags. Amtlicher Teil (Behordl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil Kunst und Wissenschaft. Gruesuunge«, Versetzungen re. im öffentl. Dienste. 3» Geschäftsbereiche d«S MtntfteriuwS de« KnttnS und »fientltche« Unterricht». Zu besetzen: die dritte Lehrrrstelle a. d Knchschule zu Niedercunnersdorf. Koll.: da» Ministerium deS Kultu» rc Einkommen: 1200 M u. fr. Wohnung Bewerbungen sind bi» 10. Jan. beim Bezirk»- fchulinspektor Bach, Lübau, einzureichen. Die auswärtige Politik der Woche. Dar neue Jahr ist in der auswärtigen Politik durch einige amtliche Kundgebungen eingeleitet worden, deren Schauplatz besonders Paris und Rom waren. In Paris blieben diese Kundgebungen etwa- hinter den Erwartungen zurück, in Rom gingen sie weit darüber hinaus. Die sür Frankreich bestimmte Neujahrsdepesche des Kaisers Nikolaus spricht nur von dem befreundeten und verbündeten Lande und enthält keine Anspielung auf ein doch ohne Zweifel für 1902 auf dem franko-russischen Programm stehendes Wiedersehen des ZaarenpaareS mit dem Präsidenten Loubet. Dieser selbst kann in seiner Antwort naturgemäß ebenfalls von einem französischen Gegenbesuch nichts erwähnen Er über läßt einen rein militärischen Hinweis darauf der Depesche des Kriegsministers Andr« an den Ge neral Kuropatkin. In dem Telegramm Loubet- ist ferner bemerkenswert, daß er Frankreich den Freund und Verbündeten Rußlands nennt. Hält man dies mit der Kundgebung dcS russischen Mon archen zusammen, so ergiebt sich, daß bei dem dies maligen Austausch von NeujahrSgrüßen Frankreich zweimal Rußland gegenüber als befreundet und ver bündet, Rußland aber weder vom Zaren noch vom Präsidenten als Freund und Verbündeter Frankreichs bezeichnet worden ist. Die Hervorhebung dieses Umstandes kann nur der als Silbenstecherei ansehen, der nicht weiß, wie genau in derartigen Kundgeb ungen jeder Buchstabe, ja jedes Interpunktionszeichen erwogen zu werden pflegt. Fast ausnahmslos ent hielten bisher die französischen Aktenstücke dieser Art eine Anschmeichelung dcs mächtigen nordischen Verbündeten. Diese Verbeugung der schwächeren Macht deS Zweibundes vor dcr stärkeren fehlt in dem neuesten Telegramm des Präsidenten der Republik. „Frankreich, der Freund und Verbündete Rußlands" — eS klingt beinahe so, als solle der Wert der französischen Bundesgenossenschaft für Rußland sanft betont werden. Auch in seiner Erwiderung auf die von dem päpstlichen Nuntius Lorenzelli als Doyen König!. Opernhaus. — Am 3 d. Mt«: „Vierte« Symphoniekonzert der König!, musikalischen Kapelle. (Neide A) Die dankenswerte Wiederaufführung von P. Tschai kowsky» S^mpdoms (op. 74, H-woll), die unter den Orchestrrwerken de» vor acht Jahren allzufrüh dahingeschiedenen russischen Komponisten durch Er- finoungSkraft und ErfindungSreichtum, durch geniale künstlerisch« Eigenart und poetische Vertiefung, durch technische und formale Abrundung wie durch «ine außer ordentlich wirksame Instrumentation und geistvolle Rhythmik an erster Stelle steht, bot der Königs Kapell« unter d«r hinreißend befeuernden Leitung deS Hrn Generalmusikdirektor E v. Schuch auf» neue Gelegen heit zur Entfaltung einer instrumentalen Glanzleistung allerersten Range«, einer Darbietung, wie sie von drr temperamentvollen Vorführung der Ouvertüre „1812" her noch in frischester Erinnerung ist Da» tragische Pathos, die schmerzliche Entsagung und Ergebung ein«» echten Künstlerleben» kommt in den Ecksätzen der Sym phonie—besonder»ab«rimFinal«(A1assio lawvntoso) — zu packendem, stellenweise wahrhaft ergreifendem Ausdruck. Ja, e« scheint, al« habe Tschaikowski; die baldige Auf lösung geahnt und sich mit seinem letzten Orchestrrwerk da« Sterbelied gesungen Wie hätte er sonst, entgegen allem musikalischen Herkommen, di« Symphonie mit den trauermarschähnlichen Klängen eine» langsamen Satze« abschließen können? — Auf die mit großem Beifall auf genommene Tondichtung, di« in ihrem wohllauterfüllten Allegro con grazia übrigen« auch eine glückliche Lösung de« Problems eines von Anfang bi« zu Ende durch geführten Fünfviertel Taktes enthält, folgte Eduard Lalo» „Rhapsodie", die man im Konzerte Meister Co Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Sekretär Tre-kow bei der AmtShaupt- mannschaft Meißen dar AlbrechtSkreuz zu verleihen. Se. Majestät ter König haben Allergnädigst geruht, dem Straßenwärter a. D. Ficker in Lauter bach das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Viehhändler Rentzsch und dcr Pantoffelfabrikant Greiß, beide in Meißen, die ihnen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehene Rothe Kreuz- Medaille 3. Klasse annehmen und tragen. de- Pariser diplomatischen Corp- gehaltene Ansprache redet Hr. Loubet ohne ängstliche Zurückhaltung vor dem großen Freunde von einer Engerknüpfung des Bündnisse-. Die unmittelbar darauf folgenden Worte von einer Bekräftigung der Freundschaft gelten dem Verhältnis Frankreichs zu Italien. Diese neue Freundschaft hat nun freilich in Rom der Botschafter Frankreichs beim Ouirinal Hr. Camille Barrere mit ungleich mehr Feuer und Schwung verherrlicht als Hr. Loubet. Kein Neid, kein Streit mehr, der Handel, die Flotten, die Re gierungen, die Völker ein Herz und eine Seele. Verständigung über Tunis, über Tripolis, über die Be sitzungen am Roten Meer, namentlich aber Beseitigung aller Mittelmeerfragen zwischen Frankreich und Italien. Hr. Barrere hätte recht gut seine Rede nach seinem Landsmann Victor Hugo mit der Mahnung schließen können: „Laßt uns in die Sonne hinaufsteigen und uns dort umarmen." Durch die selbst für italienische Ohren zu stark rhetorische Form der Ansprache Barrere- werden solche ironische Wendungen nahe gelegt. Der Inhalt ist unbedenklich. Jeder Poli tiker, der klare Verhältnisse liebt, kann dem fran zösischen Diplomaten dankbar sein, daß er Italien für den ganzen Bereich seiner Mittelmeer-Interessen nicht etwa vor die harte Frage einer Option zwischen Frankreich und England gestellt, sondern diese Option der Welt als eine bereits, und zwar zu Gunsten Frankreichs vollzogene Thatsache verkündet hat. Eine Erklärung der italienischen Regierung zu der Pede Barrere- mag man vielleicht in England, das bisher an einer Interessengemeinschaft mit Italien im Mittel meer festhielt, erwarten. Für Deutschland bedarf eS dessen nicht. Wir sind nicht Mittelmeermacht, wollen nicht Mittelmeermacht werden und können ohne unmittelbaren eigenen Anteil ruhig zusehen, wie in dm weiten Becken, da- in Zukunft so wenig ein französischer See werden wird, wie eS je ein rein englischer war, die Uferstaaten sich politisch suchen oder fliehen. Noch mehr dürfen wir als Dreibund macht auf eine Entlastung der maritimen Stellung Italiens mit ungemischter Befriedigung Hinblicken. Der Dreibund ist nicht geschlossen zur Verfeindung seiner Mitglieder mit anderen Mächten. Es gilt nur für den Fall, daß eine solche Verfeindung aus Gründen, die von der Friedenspolitik de» Dreibünde- selbst niemals absichtlich geschaffen werden können, dennoch eintreten und mit einem Angriff auf die mitteleuropäischen Mächte drohen sollte. Man kann, so paradox es klingt, die Behauptung aufstelle«, der Dreibund erfülle seine Aufgabe gerade da durch, daß er seinen eigenen casus koeäeris verhindere. Ihn, als den Hort des euro päischen Frieden-, kann eS nicht berühren, wenn außerhalb seine- GeltungSkreiseS der Völkerfriede neue Fortschritte macht. In diesem milden Lichte erscheint unS die Rede Barreres al« ein auch für unS nicht unwillkommener NeujahrSgruß, und von Deutschland her fällt kein Tropfen Wermut in den franko-italienischen Freudenbecher. Näher als das Zusammenstreben romanischer Volkselemente gehen uns die Versuche der gali zischen Polenpartei, sich zur Mitregentin in den Angelegenheiten der preußischen Unterthanen polni scher Zunge aufzuschwingen. Die nicht in einer gelegentlichen Rede, sondern als programmatische Erklärung der österreichischen Polenfraktion abge gebenen Aeußerungen deS Fürsten Czartoryski be deuten eine nach völkerrechtlichem Brauch unerhörte Einmischung in fremde Verhältnisse. Die öster reichische Regierung ließ den groben Verstoß gegen alle diplomatischen Sitten ungerügt, und so mußte von Berlin au- die von uns mitgeteilte, in der „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlichte Zurückweisung er folgen. In letzter Linie wird damit auch der Stell ung der cisleithanifchen Staatsmänner gedient. Denn vor allem sie haben alles Interesse daran, zu ver hindern, daß gerade von einer österreichischen Partei ein Präcedenzfall für Eingriffe in die innere Politik benachbarter Staaten geschaffen werde. Auf deutscher Seite hat man von jeher gegenüber den österreichi schen Partciwirren die peinlichste Zurückhaltung beobachtet. Auch in der Los von Rom-Bewegung ist diese Zurückhaltung so groß, daß wir nur wün schen können, hinter den schwarz-gelben Grenz pfählen einer gleichen in der Polenfrage zu begegnen. Noch aus einer anderen Richtung als aus Deutsch land hat die Wiener Regierung einen scharfen Neu jahrSgruß erhalten. Die Mahnung des ungarischen Ministerpräsidenten Koloman v. Szell, endlich in zwölfter Stunde Ernst zu machen mit den für den wirt chaftlichen Ausgleich zwischen Oesterreich und Isngarn erforderlichen Zugeständnissen, ist dringend genug. Sie bestätigt beiläufig die hier öfters an gedeutete Auffassung, daß dle Schwierigkeiten auf wirtschaftlichem Gebiete zwischen dem Deutschen Reiche und Oesterreich geringer sind al- die zwischen den beiden ReichShälften der habsburgischen Monarchie. Der Lauf der Dinge in Südamerika blieb für unsere Blicke während des Neujahrsfestes einiger maßen verhüllt, und niemand konnte sagen, war sich über Nacht hinter dem Vorhang ereignen würde. Jetzt, wo wir wieder etwas klarer sehen, zeigt sich, daß übertriebene Besorgnisse einstweilen ungerecht fertigt waren. Unsere Rechnung mit Venezuela ist noch nicht beglichen, und ein genügendes Auf gebot an Seestreitkräften ist in den dortigen Ge wässern anwesend, um der Forderung auf Erfüllung unseres guten Rechts gegebenenfalls starken Nach druck zu verleihen. Präsident Castro, der inzwischen über die revolutionäre Bewegung in seinem Lande siegreich gewesen sein soll, wurde durch eine amt liche Mitteilung des deutschen Geschäftsträgers über Äe Höhe der an Deutschland zu leistenden Schuld- «rpflichtungen unterrichtet. Die betreffende deutsche Notifikation erhielt indessen mit Absicht noch nicht den Charakter eines Ultimatums, wonach etwa ander- lautende Angaben richtigzustellen sind. Eine Antwort Castros ist bis zum Abschluß dieser Zeilen noch nicht bekannt geworden. Immerhin erhielt sich während der letzten Tage die Hoffnung, daß eS ge lingen werde, unsere Forderungen gegenüber Vene zuela durchzusetzen, ohne daß unsere Kriegsschiffe ein scharfes Wort mitzufprechen nötig haben würden. Al« gänzlich mißlungen muß, um es noch einmal zu wiederholen, der Versuch betrachtet worden, ob der Venezuela-Sache Deutschland in eine feindliche Stellung zu den Vereinigten Staaten von Amerika hineinzutreiben. Präsident Roosevelt ist von vorn herein von der Loyalität der deutschen Wünsche an Venezuela unterrichtet gewesen, so daß alles Be mühen, Deutschland bestimmter Eroberungsabsichten in Südamerika zu bezichtigen, bei der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika fruchtlos sein und bleiben mußte. Die Hetzereien der Jingo-Presse haben denn auch nur gewirkt als ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Amerikanische Blätter, die das alberne Märchen vom nahen Bcvorstehen eines deutsch amerikanischen Krieges aufdringlich vorgebracht hatten, sahen sich, wie wir schon vor einigen Tagen an dieser Stelle ausführten, zu einem Um-Verzeihuny- bitten in aller Form genötigt und konnten nur die Freundschaftlichkeit der Beziehungen Deutschlands zur Union feststellen; und selbst die Londoner Presse fand sich bemüßigt, die vollkommene Korrektheit de- deutschen Vorgehens in Venezuela lebhaft zu be tonen. Für Argentinien und Chile scheint vorder hand die Kriegsgefahr beschworen. Die Ausein andersetzungen zwischen beiden Staaten haben den bedrohlichen Charakter, den sie am Ende des alten Jahre- aufwiesen, verloren. Hierbei ist freilich zu erwägen, daß die beruhigtere Stimmung nicht so wohl einem starken Friedensbedürfnis auf irgend einer Seite, al- vielmehr dem Umstande entstammen dürfte, daß die argentinische Regierung betreffs ihrer kriegerischen Vorbereitungen auf Schwierigkeiten im eigenen Lande gestoßen ist. Auch läßt sich die Ver mutung nicht adweisen, als ob Argentinien danach trachte, unter den anderen südamerikanischen Staaten, vielleicht in Peru oder Bolivien, Bundesgenossen zu finden. Demnach möchte man eher von einer Ver tagung deS Streites als von seiner endgiltigen Bei legung sprechen und wird sich auf eme Wieder- aufledung des Zwistes gefaßt halten müssen. Immer hin ist aber das unmittelbar drohende Kriegsgewitter gebannt, welche Thatsache man im Interesse der all gemeinen weltwirtschaftlichen Lage mit Befriedigung verzeichnen darf. Für die Lage in China muß eS als Zeichen der Einlenkung in die Bahn früherer Ordnung ang sehen werden, daß der chinesische Hof nach den bisherigen Mitteilungen in der alten Haupt stadt Peking eingetroffen fein dürfte. Zwar hat e- gleichzeitig an beunruhigenden Nachrichten nicht ge fehlt. So sollten der berüchtigte Prinz Tuan und der ebenfalls fremdenfeindliche Tungfuhsiang nicht nach dem Orte ihrer Verbannung abgereist, sondern in Ninghiafu zurückgeblieben sein; die angeblich in dortiger Gegend geschehene Ermordung eines aus ländischen Missionars wäre auf Tuan zurückzuführen. Solche Alarmdepeschen werden indessen mit größter Vorsicht zu behandeln sein. Die gegenwärtig in China herrschende Dynastie kennt die Gefahr, die ihr felbst feiten- des Prinzen Tuan droht, zu genau, als daß sie nicht darauf bedacht sein sollte, den schlimmen Tuan völlig au- dem Bereiche politischer Thäligkeit zu stellen, wozu e- ja im himmlischen Reiche an Mitteln nicht fehlt. Und die chinesische Regierung spürt die Folgen der letzten Fremdenverfolgungen hinreichend und wird daher sorgsam darauf bedacht bleiben, jede Zuckung er neuten Fremdenhasses scharf zu unterdrücken Ge legentliche Ausschreitungen werden gleichwohl kaum zu verhindern sein. Inzwischen verdient die Energie Beachtung, mit der Rußland die endgiltige Lösung der mandschurischen Frage anstrebt. Der russische Gesandte in Peking soll in einer bedrohlich klingen den Sprache auf die Unterzeichnung deS Man dschurei-Vertrages hindrängen und betont haben, daß Rußland gegebenenfalls ohne Vertrag die Be setzung der Mandschurei aufrecht erhalten würde. Man hat hierbei noch besonders den Umstand zu berücksichtigen, daß Rußland eine solche Haltung einnimmt, nachdem der japanische Marquis Ito in St. Petersburg geweilt hat und dort so freund schaftlich behandelt worden ist. ES zeigt sich also, wie richtig die Meinung war, daß jener Besuch wohl schwerlich dazu beitragen könnte, Rußland zu einem Nachgeben in seinen mandschurischen An- sprücben zu bestimmen. lonne» berett» al« ein eigenartige«, namentlich rhyth- misch interessante« Tonstack nationaler Färbung kennen lernte. Im Presto ist die Anwendung der Trompeten in der dorischen Tonart (unter Vermeidung de« Leite- ton» ois) von sehr charakteristischer Wirkung; da» Tempo de« Stücke» wurde — nicht zum Nachteile der Gesamtwirkung — von der berühmten französischen Ka> pelle etwa» schneller genommen, al« die« in der gestrigen Ausführung der Fall war. Mit den harmlos-lieben«» würdigen Klängen der Haydnfchen Militär-Symphonie fand da» gegensatzreiche, höchst genußbringende Konzert feinen wohlgelungenen Abschluß. U. S Der Verein für kirchliche Kunst im Königreiche Sachsen versendet soeben seinen Jahre»bericht auf da» Ge schäftsjahr 1900, dem wir da« Folgende entnehmen: Da» Jahr 1900 hat zunächst für den äußeren Bestand de» Verein» für kirchliche Kunst in gewißer Hinsicht be- sondere Bedeutung gewonnen Während diese» Jahres erlangte nämlich der Verein dadurch volle Rechtsfähig- leit, daß er nach Anpassung seiner Statuten vom 27. Juni/20. Oktober 1860 an die einschlagenden Vorschriften de» Deutschen BRrgerlichen Gesetzbuch» beim König! Amt»gerichte Dresden in» Vereinsregister ein getragen wurde Die Statutenänderung, die der Ber» einSauSschuß zu diesem Zwecke beschloß, berücksichtigte zugleich da», wat im Laufe der Jahre schon nachtrag«- oder erläuterung-weise zu den Statuten ergangen war, und erstreckte sich weiter auf einige Punkte, in denen zwar nicht da» Gesetz, aber da» praknschr Bedürfnis etwa« Neues forderte lieber di« im Jahre 1 SOO für die Zwecke der kirchlichen Kunst übernommene und geleistet» Arbeit ist folgende» zu berichten: Zu den An- und Aufträgen au« dem Vorjahre, die noch zu erledigen waren, kamen im BerichtSjayr« 28 Aufträge de» evangelisch-lutherischen Landerlonsrponums und 60 Antrag» von Kttchm- vorständen, Pfarrämtern, Ephoren, Kircheninspektoren und von anderer Seite, also 88 neue Aufgaben. Ein Teil davon mußte wiederum aus dem Berichtsjahre inS folgende Jahr zur Weiterbearbeitung übernommen werden Bei den nachfolgenden Aufgaben ist im Berichtsjahre die Thäligkeit deS Vereins zum Abschlusse oder doch zum vorläufigen Abschluße gelangt: Entwürfe zu neuen Kirchengebäuden wurden gewährt für die durch Aus pfarrung au« Limbach und Pleiße entstandene Kirch, gemeinde zu Kändler und für Echlagwitz bei Walden« bürg, wo die sehr alte kleine Kirche durch einen Neubau ersetzt werden muß Der Entwurf für erstere — in auSgrsprochen ländlichem Charakter gehalten — rührt von dem Leipziger Architekten Paul Lange, drr Entwurf für die Schlagwitzer Kirche — in romanischem Charakter — von dem Leipziger Architekten Iuliu« Zeißig her. Ferner wurden Entwürfe zu Pfarrhau«-Neubauten für Frankenau bei Mittweida (Verfasser Hr Architekt Reuter hier), für Tirpersdorf bei OelSnitz i. V (Verfaßer Hr. Architekt Schleinitz hier) und für Zschorlau bei Schnee berg (Verfasser ebenfalls Hr. Architekt Reuter) ver mittelt Der Bau de» Tirpersdorfer Pfarrhaus«« kostet etwa 22 000 M, der de« Zschorlauer mit größerem Saale und Hilfsgeistlichenwohnung 26000 M. Für Thammenhain bei Wurzen wurde »in Entwurf zu einem der G»meindediakonie gewidmeten Hause, dem Luther» stift, den Hr Architekt Zeißig in Leipzig lieferte, für Klotzsche bei Dresden und für Waldenburg Entwürfe zu GotteSackerkapellen, verfaßt von den hiesige« Architekten Kandler und Reuter, gewährt Sonstige Vorschläge und Beirat in Bezug auf Neubauten vermittelte der Verein für Gittersee bei Dresden, wo e« sich zunächst um den Bauplatz für die künftige Kirche und Pfarre handelte, und für HainSberg bei Dresden, wo da» beim Bau der neuen Kirche zu verwendende Steinmaterial in Frage kam Zum Zweck« de« Um baues over der mehr oder mmder umfänglichen In standsetzung oder Erneuerung von Kirchen wurden von dem Verein in elf Fällen Entwürfe, in fünfzehn Fällen sonstige Vorschläge oder Beirat und in sechs Fällen Gutachten über vorliegende Entwürfe oder über sonstige Gutachten gewährt. Im übrigen wurden im Berichts jahre gewährt Entwürfe für die innere Ausschmückung von Kirchen (in fünf Fällen), sonstige Vorschläge, Bei rat oder Auskünfte in dieser Beziehung (in fünfzehn Fällen) und Begutachtungen letzterer (in fünf Fällen). Die sachverständige Hilfe, di» der Verein brauchte, wurde im Berichtsjahre geleistet von den Herren Archi tekt Fritz Drechsler in Leipzig, Hofrat Prof vr Gurlitt hier, Baurat Prof Heermann hier, Historienmaler Prof Heinrich Hofmann hier, Architekt Kandler hier, GemLIdc- reftaurator Walter Kühn in Leipzig, Architekt Paul Lange daselbst, Prof. Paul Naumann hier, Historien maler Ludwig Otto hier, Baurat Quentin in Pirna, Architekten Reuter, Karl Richter, Baurat Graebner, Schleinitz hier, Kusto» a D Schmidt hier, Baurat Schramm in Loschwitz, Architekt Prof. Seitler hier, Glasmaler Urban und Goller hier, geb Hof- und Bau rat Prof. vr. Wallot, Bildhauer Wemhold hier und Architekt Zeißig in Leipzig Auch di» König! Kom mission zur Erhaltung der Kunstdcnkmäler hat dem Verein, wie früher, auf jeweilige Anfragen in geeigneten Fällen ihr Gutachten und ihren Beistand gewährt Im Jahre 1893 hatte der Verein durch d»n hiefiae» Kupferstecher Karl Hartmann einen Stich «ach dem be rühmten Gemälde Guido Renis Voos domo Herstellen lassen, der nach sachverständig««, Urteile vortrefflich ge lungen war Der Stich ist den Mitgliedern d«S Verein» damal» mit dem Jahre»berichte zugegangrn und in einer großen Zahl von Abdrücken zum Preise von je 5 Pf verkauft worden. Im Bericht»jahre ist ein zweiter Stich hergestellt worden, und zwar da» bekannte Heiland- Brustbild mit Brot und Kelch von Carlo Dolci. Die
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